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Deutsche allgemeine Zeitung : 17.07.1857
- Erscheinungsdatum
- 1857-07-17
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-185707170
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18570717
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18570717
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1857
- Monat1857-07
- Tag1857-07-17
- Monat1857-07
- Jahr1857
- Titel
- Deutsche allgemeine Zeitung : 17.07.1857
- Autor
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17. Juli 1857 Nr. 164 Dciitsche Allgtüitiiic Ztituilg Wahrheit and Recht, Freiheit und Gesetz I Preis für das Vierteljahr l'/, Thlr.; jede einzelne Nummer 2 Ngr. Zu beziehen durch alle Postämter de- In- und Auslandes, sowie durch die Expedition in Leipzig (Querstraße Nr. 8). Insertionsgebühr für den Raum einer Zeil» 2 Ngr. Freitag. Leipzig. Die Zeitung erscheint mit Ausnahme des Sonntags täglich Nachmit tags für den folgenden Tag. Deutschland s» Vom Main, 14. Juli. Wer die Uebergriffe der römisch-katholischen Kirche, die hierarchischen Bestrebungen in der protestantischen Kirche und die Reihe von Zugeständnissen des Staats an die eine und die andere Kirche etwa- aufmerksamer verfolgt, der wird leicht erkennen, daß sich unter allen diesen Erscheinungen eine neue Entwickelungsstufe in dem Leben der Mensch- heil vorbereitet oder, mit andern Worten, daß wir uns in einer Uebergangs- periode befinden, die nicht ohne schwere Krisen vorübergehcn wird. Einem Solchen wird aber zugleich die Ucberzeugung nicht fehlen, daß die Entwi- ckelungsstüfe nach „vorwärts" liegt und daß namentlich das Christcn- thum auS allen diesen Kämpfen in verjüngter Gestalt siegreich hervorgehen wird. Wie weit es in der priesterlichen Reaktion gegen das echte Christcn- thum bereits gekommen ist, auf daß die Zeit zu dessen neuem Triumphe sich desto eher erfülle, dafür liefert das amtliche Blatt des Königreich- Nea pel einen Beleg, indem dasselbe die der Geistlichkeit gemachten Conccssioncn also verkündet: „Unser König, in der Absicht, die Religion und ihre Die ner zu ehren, erließ vor einiger Zeit verschiedene Beschlüsse über geistliche Angelegenheiten, auf daß die Verehrung des Volks für das Pricsterthum sich mehre." Vom Christenthum ist keine Rede; dagegen ist die Verehrung des Priesterthums an die Stelle der Verehrung Gottes geschoben, damit die christliche Lehre, daß die Obrigkeit von Gott eingesetzt sei, an der Wur zel angegriffen und dem Streben des Papstthums gehuldigt, nebst der Kirche auch die Welt zu beherrschen und über Kronen und Königreiche zu verfü- gen. Kaum trat je ein Papst entschiedener als weltlicher Herrscher auf wie Pius IX. auf seiner dcrmaligen Umreise im Kirchenstaate. Davon, dem „Stellvertreter Christi auf Erden" das weltliche Regiment zu entziehe», wird ferner nicht mehr die Rede sein. Pius IX. ist nichts weniger als eine kon servative Natur und verbirgt hinter den Formen der Milde und des Wohl wollens gar Manches vom Charakter eines Gregor VII. Nicht er steht un ter der Leitung der Jesuiten, sondern er ist es, der sich ihrer guten Dienste bedient und in ihnen seine besten Gehülfen weiß. Von den weitauSsehcnden Planen des Papstes, die sich auch in den neuesten von ihm durchgesetzten Concordalen kundgebcn, zeugt seine Absicht, eine Zusammenkunft der ge- kröntep Häupter Italiens einschließlich des Kaisers von Oesterreich zu ver anstalten, bei der unter seinem Vorsitz über die italienischen Angelegenhei ten in einer Weise berathen würde, welche sich bis auf die gemeinsame Be theiligung an Weltfragen u. dcrgl. zu erstrecken hätte und zugleich „den sehnlichsten Wünschen freisinniger, aber auch vernünftiger italienischer Pa trioten vollkommen Rechnung trüge". Umsomehr ist denn auch der sorgfäl tigsten Beachtung werth, daß Pius IX. auf seiner Umreise den Truppen eine ganz besondere Aufmerksamkeit und gnädige Gesinnung zuwendele. So crtheilte er bei dem Besuch in Modena vom Balkon des herzoglichen Pa lastes auS den Truppen den Segen und in der Anrede an das österreichi sche Osfiziercorps bei seiner Ankunft in Bologna nannte er das österreichi sche Heer nicht blos „als ausgezeichnet durch seine Treue gegen Se. Maj. seinen Souverän", sondern auch „als ausgezeichnet durch seine Treue gegen den Papst". Unsers Wissens aber schwört das österreichische Heer ausschließ lich nur seinem Kaiser und Kriegsherrn die Treue und ergibt sich seine musterhafte Pflichterfüllung in den Legationen einzig und allein aus die ser Treue. Frankfurt a. M., 14. Juli. Die Frankfurter Postzeitung sagt: „Auch diesmal hat der hiesige Telegraphist des Nord falsch berichtet, indem er letzterm vom 11. Juli gemeldet, die Cabinete von Wien und Berlin hätten sich, befriedigt durch die Form der jüngsten dänischen Antwort, vereinbart ,c. Die demnächst zu veröffentlichen Depeschen werden es be währen: die deutschen Cabinete sind ganz und gar nicht befriedigt und ha ben ihren Entschluß, von der Vorlage am Bunde noch Umgang zu nehmen, gefaßt, nicht weil sie durch die letzte dänische Aeußerung befriedigt, sondern obgleich sie durch dieselbe nicht befriedigt sind und auch nicht trauen." Preußen. ^Berlin, 15.Juli. Die Frankfurter Postzeitung theilt nun also auch ihrerseits mit, daß die beiden deutschen Großmächte, obgleich kei neswegs durch die letzte dänische Note zufriedengestellt, von einer Vor lage am Bunde Abstand nehmen, um zunächst die Verhandlungen der hol steinischen Stände und die von der dänischen Regierung zu treffenden Ent schließungen, welche die eigentlichen Abfichten Dänemarks klarstcllen würden, »bzuwarten. Gleichzeitig wird mitgetheilt, daß die beiden deutschen Groß mächte über ihre einzuhaltende Stellung demnächst ganz unzweideutige Er öffnungen in Kopenhagen machen würden. Wir finden ferner auch in einer frankfurter Correspondcnz des Dresdner Journal ausdrücklich hervorgehoben, daß von einer Zufriedenheit mit der dänischen Note gar keine Rede sei. Hierdurch finden wir bestätigt: erstens Das, was wir über daS neue Zu warten gesagt, und zweitens, waS wir über den Charakter und den Werth des dänischen Aktenstücks wiederholt hervorgehoben haben. Wir wollen dies einfach feststellen, im Uebrigen jedoch nicht länger bei der Sache verweilen, die irgendetwas Neues für uns nicht mehr darbictet. — Wie neulich be richtet wurde, soll in Stenin bei der Feier einer ganzen Reihe kirchlicher Jahrcsfeste ein Zuchlhausprcdigcr von der Kanzel herab die Ueberfüllung der Strafanstalten von den Freien Gemeinden hergcleitet und nament lich geklagt haben: „Jene Freien Gemeinden in Berlin und Magdeburg spritzen ihren Koth und Abschaum in unsere pommernschen Zuchthäuser." Dazu bemerkt jetzt die Protestantische Kirchenzeitung: „Wir erinnern daran, wie wir unsere Leser wiederholentlich auf die traurige Erscheinung aufmerk sam machen mußten, daß die Verbrccherstatistik zu keiner Zeit so stark wie jetzt ihre Listen mit Mitgliedern frommer Vereine gefüllt habe. Was spe- ciell Berlin betrifft, so wissen wir freilich nicht, ob Mitglieder der dortigen Freien Gemeinde in pommernschen Zuchthäusern weilen; Das aber steht fest, daß fromme Vereine in dieser Stadt gelegentlich Mitglieder, nicht für pom- mernsche Zuchthäuser, sondern für das Schaffst geliefert haben, wie davon der Mörder des Dienstmädchens beim Gcheimrath Böckh erst kürzlich ein trauriges Beispiel gegeben hat. Solchen Thatsachen gegenüber sollte man doch mit solchen Anklagen vorsichtiger sein!" — Der König wurde am 13. Juli in Pillnitz von einem Unwohlsein befallen, das sich jedoch am 14. Juli nach mehrstündigem Schlafe wesent lich ermäßigt zeigte. Am 15. Jull fühlte sich der König wieder so ge stärkt, daß er das Bett verlassen konnte. Er gedenkt die Rückreise nach Berlin am 16. Juli anzutrcten. Greifswald, 11. Juli. Dem Leichenzuge des Studenten der Mcdicin Buchtien, wird der Stettiner Zeitung geschrieben, schlossen sich außer der Studentenschaft auch die Offiziere des hiesigen Jägcrbataillons an. Da gegen weigerte sich die Geistlichkeit der Stadt, den im Duell Gefallenen zu Grabe zu geleiten. Baiern, k München, 14. Juli. Die Vorsehung hat eine Ge fahr, von welcher in vergangener Nacht die kostbarste unserer Kunstsamm lungen bedroht war, abgewcndcl. In unserer Glyptothek, wol unbe stritten die großartigste Ausstellung plastischer Werke aus allen Zeitaltern, brannte der Dachstuhl eines Pavillon zusammen (Nr. 163), und die Lang samkeit der Löschanstalt hat die Gefahr für die unwiderbringlichen Verluste, welche hier drohten, sehr groß gemacht. Zum Glück ist jedoch weder an den Sälen, noch an den darin bewahrten Werken der Bildhauer aller Zei ten das Mindeste beschädigt worden, selbst der öffentliche Besuch derselben wird kaum eine Unterbrechung erleiden. Die Glyptothek ist das älteste der monumentalen Gebäude, mit welchen König Ludwig seine Hauptstadt ge schmückt; schon als Kronprinz im Jahre 1816 legte er den Grundstein dazu, und füllte es nach seiner Vollendung durch Klenze und Cornelius mit jenen plastischen Denkmälern, namentlich der altgriechischen und römi schen Periode, wie sie kaum eine andere Sammlung der Erde reicher wird aufweiscn können. Welchem Verlust für die Kunst, für die Culturgeschichte, für die ganze gebildete Welt wir heute entgangen, das begreift Jeder, der einmal diese Stätte besucht! Die Unvorsichtigkeit eines Arbeiters, welcher gestern an dem Kupscrdache ausbesserle und am Abend das Kohlenbecken oberflächlich gelöscht unter eine Bodcnstiege stellte, hatte den Schrecken ver anlaßt, über dessen glücklichen Verlauf sich zu freuen wahrlich nicht nur München und Baiern Veranlassung haben. — Aus Speier vom 13. Juli schreibt die Pfälzer Zeitung: „Wie ver lautet, ist die Quicscirung des Pfarrers Schmitt von Mörzheim wieder zurückgenommen worden, und die ganze Streitfrage dürfte dadurch abge schnitten werden, daß die Vorlage des Gesangbuchentwurss in nächster Ge- neralfynode nicht erfolgen wird." Hannover. Hannover, 13. Juli. Gestern sind durch einen noch am Hellen Tage entstandenen Brand zwei Häuser zugrunde gerichtet, zwei andere erheblich beschädigt und, was leider viel schlimmer ist, einer dkr Feuermänncr lebensgefährlich verletzt. Es war der erste größere Brand seit der Zerstörung der Bürgerwehr, und wer dieses Corps, das in den letz ter» Jahren hauptsächlich nur noch als Feuerwehr diente, nicht vermißt hat, der hat absichtlich nicht sehen wollen. Ein so tumultuarisches Durch- und Nebeneinander ist unter der frühcrn Ordnung niemals vorgekommen. Es waren zum Theil dieselben Hände, die halfen, aber man sah deutlich, waS von der richtigen Führung abhängt. Die Bürgerwehr hatte sich durch die Erfahrung bewährt und darum hätte ihre Erhaltung wol umsomehr Uebcr- lcgung verdient, als keineswegs ihre Entstehung, sondern nur ihre Reorga nisation aus dem Jahre 1848 stammt. Aber auch manche andere Erfah rung seit 1848, so gut sie war, hat doch nicht gellen dürfen. Die Bür- gcrwehr trat 1848 nicht auf Grund des damaligen Losungsworts „Volks bewaffnung" ins Leben, sondern kraft einer bestehenden Verordnung auS den 1830er Jahren. Also auch ihr Ursprung war gar keine Sünde. Man
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