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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 18.05.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-05-18
- Sprache
- German
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-187005183
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18700518
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18700518
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1870
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^ 4V 187V. Mr Zschopau und Umgegend. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt und den Stadtrath zu Zschopau. SldonnementSpreiS r i» Ngr. pro Vierteljahr bei Abholung in der Expedition; ii Ngr. bet Zusendung durch den Boten; jede einzelne Nummer 5 Pf. Inserate werde» für die MittwochSnummei btd späte stens Dienstag früh 8 Uhr und für die Sonnabendsnummer bis spätestens Freitag früh 8 Uhr angenommen und die 3- spalttg-Eorp^Szeile oder deren Raum mit 7 Pf. berechnet. Bau- und anderer Schutt ist bis auf Weiteres im Borngraben zwischen dem Grundstück des Herrn Matches und der zum Grundstück des Herrn Wendler führenden Brück- abzulagern, lagerung von Schutt ans anderen Plätzen ist mit Geldstrafe bis zu 5 Thalern oder mit verhältnißmäßiger Gefängnißstrafe zu ahnden. Zschopau, den 17. Mai 1870. Der Stadtrath. H. Müller. Di- Ab- Sachsen. Die diesjährige Rekruleneinstellung soll den bis jetzt getroffenen Bestimmungen zufolge bei der Cavallerie und Artillerie Mitte October, bei den Linien truppen Mitte December stattfinden. Nach der Sächsischen Zeitung kursirt in Leipzig das Gerücht, Graf Bismarck werde zu der Eröffnungsfeier lichkeit des Bundes-Oberhandelsgerichts gegen Ende Juli nach Leipzig kommen. Die beiden in Riesa garnisonirenden Ulanen- Escadrons sollen, obgleich die Stadt um Belastung der Garnison gebeten, im nächsten Jahre nach Oschatz ver legt und dort das ganze erste Ulanenregiment zusammen- gezogen werden. Es verlautet, daß der Sergeant Weber, welcher durch die Mißhandlung des Recruten Rache diesen zum Selbstmord' trieb, vom Militärgericht zur Degradation und 16 Monaten Strafarbeit verurtheilt worden ist. Aus Dresden vom 12. Mai berichten die Dresd ner Nachrichten: „Viel Aufsehen macht das plötzliche Verschwinden eines hiesigen, in sehr mißlichen Ber- mögenSverhältniffen sich befindenden und durch einen früher» Vergistungsprozeß bereits bekannten Sachwalters, der, angeblich um eine Geschäftsreise zu unternehmen, seit Sonntag abwesend und noch nicht wieder zurück gekehrt ist. Bedeutende Schulden, verübte Betrügereien und Fälschung mögen der Grund seines Verschwindens sein. Als er auf Antrag der Staatsanwaltschaft wegen mannichfaltiger wider ihn vorliegenden Anschuldigungen verhaftet werden sollte, war er nicht mehr hier zu tref fen, so daß cs scheint, als ob er sein Heil bereits recht zeitig in der Flucht gesucht hätte." In der Nacht zum 12. Mai gegen 2 Uhr war in Dresden ein arger Exceß auf der Marienbrücke zwischen Soldaten und Civilisten, bei welchem die blanke Waffe abermals eine Rolle spielte. Einer der Soldaten hat hierbei sein Seitengewehr gezogen; über die Entstehung des Streites werden verschiedene Ursachen, z. B. daß die Civilisten den Soldaten das Gehen auf der falschen Seite haben untersagen wollen, angegeben. In dersel ben Nacht ist auch von Soldaten auf der Fischergasse viel Lärm gemacht worden und haben dieselben versucht, sich Einlaß in ein berüchtigtes Haus zu verschaffen. Wie man dem „DreSdN. Journ." aus Bautzen berichtet, sind die bedeutenden Waldungen, welche sich längs der sächsisch-preußischen Grenze von Oschatz bis Weißenberg erstrecken, von zahlreichen, förmlich organi- sirten Banden von Wilddieben heinigesucht, deren Mit glieder in fortwährendem Kampfe mit den Sicherheits organen liegen. In der letztvergangenen Zeit wurde dort der Förster Mauke aus Dreben ermordet und der Förster Weinert vom Muskauer Reviere schwer ver wundet. Am 8. Mai ist es nun zwischen den Gen darmen Feste und Kahle einerseits und einem notorischen Wilddiebe, Namens Bamsch, andererseits in dem Dorfe Guttau bei Bautzen zu einem wirklichen Kampfe ge kommen. Die Gendarmen beabsichtigten, den Bamsch bei Tagesanbruch in seiner Wohnung aufzuheben. Nach dem eine Haussuchung erfolglos gewesen, entdeckten die genannten Gendarmen an der hintern Hauswand ein einem Verhau oder einer Barricade ähnliches Bauwerk von Reißtg, Stroh, Schilf, und unter demselben ver steckt den Wilddieb Bamsch. Den wiederholten Auf forderungen, herauszukommen und sich zu ergeben, setzte Bamsch die Drohung entgegen, den Ersten, der heran komme, werde er erschießen. Dennoch machten sich die Gendarmen daran, die Vermachung wegzuräumen, als ein Schuß Bamsch's, auf den Gendarm Kahle abge feuert, dessen Seitengewehrscheide streifte, sonst aber Kahlen nicht verletzte. Es begann nun ein förmlicher Kampf zwischen dem verbarricadirten Bamsch und den Gendarmen, wobei leider der Gendarm Felse einen nicht ungefährlichen Schrotschuß in die Hüfte und einen Kugelschuß durch den Arm erhielt. Bamsch war, ob wohl allein, den Gendarmen gegenüber insofern im Vortheile, als er verdeckt und versteckt, sowie mit zwei Gewehren versehen war. Nachdem nun 8 Schüsse ge wechselt worden und Felse ganz kampfunsähig war, ge lang es dem Bamsch, fast unbekleidet aus dem Ver stecke herauszuspringen und den nahen Wald zu erreichen, in welchem er bei den angestellten größeren Streifungen nicht mehr gefunden wurde. Obwohl der verwundete und in seinem District sehr beliebte Gendarm Felse sehr heftige Schmerzen leiden muß (18 Stück Schrote sind ihm ins Fleisch eingedrungen), so ist Loch Hoff nung vorhanden. Laß derselbe völlig wieder hergestellt werde. Eine traurige Scene bot die Ankunft des schwer verwundeten Gendarmen bei seiner Ehefrau; dieselbe brach halb ohnmächtig zusammen. Die Mutter Bamsch's, welche ihrem Sohne wahrscheinlich die Waffen zugesteckt und ihre Freude über dessen Entkommen jubelnd mit der Bemerkung geäußert: „Lebendig kriegen sie Den nicht", wurde mit verhaftet. Man hofft durch die ein geleiteten Stcherheitsmaßregeln auch Bamsch's, wenn schon nicht ohne neuen blutigen Kampf, habhaft zu werden. Am 11. Mai wurden in einer Sandgrube bei Döbeln drei Arbeiter verschüttet, welche trotz sofort geleisteter Hilfe erstickt aufgefunden wurden. Als die Leichen nach Döbeln gebracht wurden, schaute sich auf einem Neubau der Maurerpoltrer neugierig nach den selben um, verlor Las Gleichgewicht, stürzte auf die Straße und brach das Rückgrat. In den jüngst vergangenen Tagen hatte — wie das „Leipz. Tgbl." erzählt — ein in Zschörnewitz bei Döbeln dienender Knecht einen Diebstahl ausgeführl; unter den gestohlenen Effecten befand sich auch ein Spazierstock, Lessen Verbergung dem Diebe wohl Mühe machen mochte, denn er zerbrach denselben, nahm die Stücken mit hinaus auf's Feld und ackerte dieselben ein. Hierbei war er jedoch, wie er erst später bemerkte, von einem in demselben Gute dienenden jungen Bur schen beobachtet worden. Obgleich der Letztere dem Knechte auf Befragen versicherte, daß er gar nichts ge sehen habe, scheint doch dem Diebe sein böses Gewissen keine Ruhe gelassen zu haben, denn in der darauf folgenden Nacht überfiel er den Burschen im Schlafe, legte demselben einen Strick um den Hals und versuchte ihn an einem Balken aufzuhängen, in der Eile mochte aber dem Bösewicht das Ende des Strickes aus der Hand entschlüpft sein, so daß der Junge in die Scheune hinabfiel. Dorthin eilte der Knecht seinem Opfer nach, ergriff eS auf's Neue und versuchte Len Burschen an einem in der Wand befindlichen HaSpen aufzuhängen. Glücklicherweise war es dem Letzteren gelungen, die Hand zwischen Hals und Strick zu bringen und sich dadurch vor dem Ersticken zu bewahren. Es wurde ihm auch möglich, um Hilfe und hierdurch seinen Dienst herrn herbeizurufen. Leider unterließ der Letztere,, sich noch in der Nacht des Verbrechers zu versichern; dem selben wurde es dadurch möglich, sich der irdischen Ge rechtigkeit zu entziehen, denn am anderen Morgen fand man ihn an demselben Haspen erhängt, an dem er die Nacht vorher sein unschuldiges Opfer aufzuknüpfen ver sucht hatte. Ein beklagenswerther Fall ereignete sich in Glauchau. Der 17 Jahre alte Lehrling eines Tuchscheerers räumte daselbst den von seinem Meister angekauften Dünger aus und stand hierbei auf dem quer über die Grube liegenden, das Secret tragenden Balken, als letzterer brach und elfteres auf den jungen Menschen herab stürzte; außer einem Armbruch wurde ihm die Brust eingedrückt, so daß sein Tod augenblicklich erfolgte. Wie man aus Oberwtesenthal meldet, brannte am 10. Mai Nachmittags das an der Straße nach Carls- bad, fast unmittelbar an der böhmischen Grenze gelegene Gasthaus zum Fichtelberg, auch daS „neue Haus" ge nannt, ab. Dasselbe lag 1092 Meter über der Nord see und war demnach das höchstgelegene, bewohnte HauS in Sachsen. Prcuffen. Der Kaiser von Rußland ist am 13. Mai Vormittags in Berlin eingetrvffen und vom Kö nig und den königl. Prinzen, welche die russische Uni form trugen, auf dem Bahnhofe empfangen worden. In Berlin verstarb am Abend des 11. Mai der Obertribunalsrath Or. Benedikt Franz Leo Wal deck im Alter von 68 Jahren. Die Nat.-Ztg. widmet ihm folgenden Nachruf: Die Nachricht wird im ganzen preußischen und deutschen Vaterland mit tiefem Schmerze vernommen werden. Der Verstorbene hat allen Parteien die Anerkennung abgenöthigt, daß er ein Patriot im edelsten Sinne des Wortes war. Mit dem Schicksal des Verfassungslebens in Preußen ist das seinige so unauflöslich verknüpft, daß sein Name von der Geschichte der letzten 20 Jahre nicht getrennt werden kann. Als im vorigen Jahre der wackere Mann um seiner er schütterten Gesundheit willen auf die weitere Theilnahme an der parlamentarischen Arbeit verzichten mußte, em pfanden alle Parteien, daß eine fast unausfüllbare Lücke in unserer Volksvertretung entstanden war. Und sie ist bis heute nicht ausgefüllt. Man hegte darum auch noch immer die Hoffnung, die wohlverdiente Muße werde in nicht zu langer Zeit zur vollen Genesung Wald ecks führen und er in die Reihen der parlamentarischen Kämpfer zurückgeführt werden. Diese Hoffnung hat sich leider nicht erfüllt. Um so schmerzlicher, da man noch nicht auf ihn verzichten gelernt hatte, ist sein Verlust. Sein Andenken wird in Ehren bleiben. Für viele Familien und die theologischen Kreise ins besondere wird die Nachricht nicht ohne Interesse sein, daß die Befreiung der Theologie Studircnden vom Militärdienste, welche durch einen Beschluß des Reichs tags des norddeutschen Bundes prtncipiell aufgehoben worden, doch thalsächlich in dem frühern Umfange fort- bestehen wird. Durch einen besonderen Erlaß des preußischen Kriegsministeriums sind alle Ersatzcom misstonen angewiesen, die Gesuche der Theologie Stu- direnden in obiger Richtung zu bescheiden.
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