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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.07.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-07-03
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188307036
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830703
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830703
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-07
- Tag1883-07-03
- Monat1883-07
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.07.1883
- Autor
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«rfcheivt täglich i-chckh 6'/. Uhr. AeduUsn «nd Lrprüition Ivhauuesgasse 33. Offrechknndrn -er Uedacti««: vormittags 10—12 Uhr. Rachmittags 5—6 Uhr. «.. Wl tzs» AMß»de «m,rl»ndt«r M-nuicripte »acht sich die Krdactlo» mchl »erdmtltch, «»oatzme »er sür »le nächstfslgende «»»»er bestimmten Inserate an «,che»ta,en bis S Uhr Nachmittag», aa Lann-,»» Kefttagen früh bi»'/,» Uhr. In -en ^Ilislen skr Ins.-Annahme: vtta »lem«. Univerntätsstraße 21. L««t» Lüsche» Katharinenstraße 18, v. «nr bt» '/,S Uhr. MpMrr.TilMalt Anzeiger. Lrga« für Politik. Localgeschichte, Handels- and GeschSftsverkehr. ^ Auflage LS,LVV. Advnnrmrntbpreia Viertels. 4'/, Mk. iacl. Briogerloha 5 Ml., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. » Belegexemplar 10 Pf. Gebühren sür Extrabeilaae» ahne PostbesSrderung 39 Ml. «lt Postbejörderuug 48 Mk. . > - - Inserate 6gespaltene Petitzeile 20 Pf. GrStzere Schriften laut unserem Prä». . verzeichniß. ^ Tabellarischer Sa» nach höherem Tarif. ^ Lerlamen unter dem Kedactionsstrich die Spaltzeile SO Pf. Inserate find stets an die Grpebitia« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pnwouwernoüo oder durch Post nachnahme. Dienstag den 3. Juli 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vermielhung vo» Abtheilungen der Fleischhalle au der HoSpitalstraHc. In obengenannter Fleischhallc sind die mietfreien Ab« theilnnge« Nr. 2, 8, IS, 22, 3L anderweit gegen rinmonatliche Kündigung sofort zu vernriethen und be zügliche Mielbgesuche auf dein Nachhause I. Etage. Zimmer Nr. 17. anzubringen, wo auch die BermielhungSbedingungen zur Einsichtnahme auSlicgcn. Leipzig, am 30. Juni 1883. Der Rath der Ltadt Leipzig, vr. Georgi. Br. Drkanntmaihung. Der diesjährige internationale Prodncteamartt wird Montag, den Ü. Angnst dieses JahreS, in den Localitälcn deS KrystallpalaskeS (altes SchützenhauS) Hierselbst abgehalkcn werden. Leipzig, den 28. Mai 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgi. Harrivitz. SiclWls - Manntumchnng. Gestohlen wurden allhicr erstatteter Anzeige zufolge: 1) Line silberne Damen-Cylittdrrilhr mit geriefter Rückseite Mid wappenähiilichcm Schildchen, in welches ein .4 eingravirt ist, aus einem Kiichenlocale in Nr. 5 der Brüderstraße, vom 12. dis 15. Mai ». e.; 2) ein braunpolirteS Sophagestellc, aus einer Wohnung i» Rr. 7 der Emilienstraße, am 23. vor. Mts.; 3) ein Tlialcr, aus einem Arbeitsranme in Nr. 21 der Körner, straffe, am 25. vor. Mts. Vormittags; 4) ein kleiner vierrädcrigcr HanVtvaaen mit Leitern, blau gestrichen und hinten mit einem Kreuz von Bandeisen, auS dem Hof. raum des Grundstück- Lange Straffe Nr. 29, am gleichen Tage; 5) ein Paar rindsledcrnc Haltzsticsrl« mit Stislabsäpen, aus einem Schlaflocale i» Nr. 74 der lllrichsgasse, in der Nacht vom 85. »um 26. vor. Mts.: 8) eine sill erne llttckrr-Nrmontoir-llhr mit Secnnde. Gold rand, geriester Rückseite mit Schildchen in der Mitte und aus dem Zisterblatte mit dem Bildlich des deuischen Kaisers, angeblich mittelst -EafchcxbirbstahlS in der Wmdmühlenstraße, in der Nacht vom 26. zum 27. vor. MtS.; 7) ein Mannsfagiikt von dunkelgranmelirtcm Stoffe, mit schwarzem Futter und Lederhenkel. — in den Taschen befanden sich »in roth- und wechgedruckkes Taschentuch »nd ein Mrtermaaß — ferner ein Paar Hosen von blauem geriesten Stoff, mit gelb- und blaugcstreistem Bundsnltcr und schwarzen Knövsen, auS einem Neu bau an der Promenadknstraffe, am 27. vor. Mts. Nachmittag»; 8) ein schwarzes Körückien, an einer Seite mit Blumen bemalt, darin drei weihe Taschcntüchcr mit bunter Kante und eine gläserne Flasche, ferner ein ichwarzscldencr Sotuirnschirm mit schwarzem Stab, einem kleinen Mädchen zu derselben Zeit in der Zeitzcr Straffe abgeiiommeii; 9) ei» kleiner kuvserncr Krffel, eine große Echtere, ein Ltrirgrl und eine KarSälschr, niiltelst Nachschlüssels a»S einer Bodenkammer dez. Kellerublheilnng im Ärnndstück Eutritzscherstraffc 3, in der Zeit vom 24. Mai bis 28. vor. Mts.; 10) ein MannSjaynct von dunkelbraunem rothmclirten Stoff, mit schwarzen Hoenknüpten und schwarzem Futter, — in den Taschen befanden sich ein Notizbuch und ein Militärpakt aus Straffbcrgcr lautend — aus einer Remise in Nr. 23 der Humboldtstraffc, am 26. vor. Mls. Nachmittags; 11) eine Geldsumme von k .E. in einem Zweimark, und Mark- stücken, a»S einer Wohnung i» Nr. 20 der nurgenannlc» Straffe, vom 28. bis 29. vor. Mrs.; 12) ein Jaqnct von dunkelbraunem. ro!h- und blaumelirtrn Stoff, mit einer Reihe Knüpfen und schwarzem Futter, — in einer Taicke befand sich ein weiffleineucS Taschentuch, gez. ll. —, ferner ei» Paar Hosen von demselben Stoffe mit gelb- und rothgestrcistcm Bundfutter und gelben Meiallknüpse», aus einem Neubau an der Steiiistraffe, am 29. vor. Mls. Vormittags; 13) ein (KelSbrutel von schwarzem Leder, nebst daran befind lichem Schlüssel, enthaltend ca. 17^!, in einen« Fünfmarkscheine, neu» Markstücken und kleiner Münze, auS der Treppenflur in Nr. 4 der Liebigstratze, zur nämlichen Zeit; 14) ein Paar Hosen von blau- und graugestreistem Stoffe, mit gelb. und blaugesircillci» Bundsutter und Messingknöpsen, auS einem Neubau am Thomaskirchhof, am gleichen Tage Mittags; 0 15) ein Paar Hosen von hellgrauem rothmelirten Sttff, — in den Taschen befände» sich ein schwarzledernes Portemonnaie mit einem Inhalte von 3 >!, sowie ein Taschenmesser —, aus einem Parterrelocalc in Rr. 42 der Petersstraffe, am 30. vor. Mrs. früh; 16) ein ttebcrzirüer von braunem Raiins, mit Lammetkragen, zwei Reihen Knöpfen, schwarzweiffgestreistcm Aermel- und schwarzem Schooffsutter, aus einer Wohnung iu Nr. 21 der Sebastian Bach- Straffe im Laufe des vor. Mts.; 17) eia kleiner kupferner Nestel mit zwei Henkeln, ein kupferner Tops mir einem Henkel und eine Theeniaschine von Messing, mittelst Nachschlnssrl» aus einer Bodenkammer in Nr. 3 der Einritzschcr Straße, von Mitte Mai bis Ende vor. Mts.; 18) ein runder Tisch von Mahagoniholz, mit drei Fäffen, alt, au» einem Vorgarten »u Grundstück Nr. 29 der Elsterstraße, in der Nacht vom 28. zum 29. vor. Ml».; 19) rin MannSiaguct von schwarzem, braun- und blau carrirten Stoff, mit einer Rewe Knöplen, ein knabcnanz»» von dunkel- grauem Stoffe. 200 Stück Cigarren, kleine Fayon, ein Buch, „Dänische Volksmärchen", eine Flasche Champagner, zehn bis »wüis Flaschen Selterwasser, vier Strariiilichtc und eine Quo»- tität Würfelzucker, aus einem Gartcnhäuschen in der IV. Sbtbei- luug de« JohanncSthale«. in der Nach» vom 29. zum 30. vor. Mts.; 20) ein Ncgenmaiitcl von braunem Stoffe, mit kurzem Krage», rin llmschlagetuch von braunem, wciffgestreii'ten Lamaftoff, mit grüner Kante, eine Tischdecke von grauen« Damast, mit grüner Kante, eine Armbrust und eine blecherne Büchse, mittelst Nach schlüssels ans emem Gartenhänschen in derselben Abtheilung, zu derselben Zeit; 21) är schwarzlederne» Geldtäschchen, enthaltend 14 >!, in drei Thalern, einem Zweimark-, einein Markstücke und div. kleiner Münze» sowie einrn Taschrutalenber, ein ebensolches Gelb- tischche« mit einem Inhalte von 3 ^l 7a -4. in einem Zweimart., einem Markstücke und kleiner Münze, ferner ein gleiches Geld- täschche« mit ca. 7 ^l, in zwei Thalern, einem Markstücke und kleiner Münze, au« einer Schlafstube in Nr. 74 am Ranstädler Steimoe, i, »er Nacht vom 30. vor. bi» 1. ds«. Mt«. Etwaige Wahrnehmungen über de. Verblieb der gestohlene« Sache» »der den Thätcr sind ungesäumt bei unserer llriminal- Abt Heilung zur Anzeige zu bring«. »v«»»t,, am 2. Juli 1883. L«» Polt»et-«»t brr Ltadt Leipzig vretschueider. vr. Deneche. Hoh-Auctlon. Im L»t»erfität»»alve bei Liebertwolkwit, sollen Mittwoch, den 1t. Juli b. A. von Vormittags 9 Uhr an 305 Stück eichene Klötzer von 20 bis mit 50 Eentim. Mittenstärke 35 - - dergl. - 51 - - 70 - - 8«;« » »71 -»94- « 98 . « Säulen - 2'/,» - 3 Meter Länge 113 « - Schirrhölzer- 4 « - 10 - « « kieferne Klötzer « 24 »nd 30 Ccntim. Mittenstärke legen Erlegung der geordneten Anzahlung sofort nach dem Zu- chlage »nd unter den sonst bekannt zu machenden Bedingungen mcistblctead versteigert werden. Versammlung: in dem Laubholzbestandc ,wischen he« Vreiteu Wege nnb der Walbwiese. Leipzig, am 30. Juni 18Ä. UntbrrsitSt» - Rentamt. Graf. Auf Folium 132 des Handelsregisters für den Bezirk de» Unterzeichneten Amtsgerichts, die Firma der Actiengeiellschaft „Holzstoff» und Holzpappen - Fabrik Linimritz - Steina" betreffend, sind heule folgende Einträge: Nr. Rubrik I. 3 27. Juni 1883. Das Statut ist in den 88- 2, 3, 4 zu Nr. 1. 2. abgeändcrt worden. Besage des NotarialSprotokolls vom 8. Juni 1863 und der Anzeigen vom 14./M. und 19./20. Juni 1883. Firmenaclcn Nr. 132, Vok. I, Bl. 2X, 158 flg., 160 flg., Vol. II. Bl. 1. 4. Rubrik lk. 27. Juni 1883. Die 4000 Stück Actien ä 100 Thlr. — 300-/!, ans denen da- ans 1,200,000 ./! festgesetzte Actiencapital besteh!, sind rollgczahlt, lauten aus den Inhaber und sind mit Dividcndenleisten sowie Dividenden- scheine» bis zum 30. Juni 1900 versehe». Es zerfällt das Actiencapital in 774,000 Prioritäts aktien und 426,000 ./! Staminacticn. Die Aciirn Nr. 234 bis 303, .339 bis 854, 1541 bis 1555, 1772 bis 27:50, 3751 bis 4750 sind PrioritätS- aclien, die übrigen Staniinaclie». Die Privrilätsactien genießen ein Vorzugsrecht vor den übrigen Actien in der Weise, daß sie bei Verthcilung des nach 8- 35 dcS Gesellschoslsstaluts zur Versügung der Actionäre stehenden Reingewinns zunächst 5 Pror. Vorzugsdividcnde erhalten; der Rest dcS Reingewinnes wird unter sümmtliche Aktionäre gleichmäßig verlheilt. 8- 13 dcS Gcsellichafts- ftatuts findet aus die mit Borzugsdividendc versehenen Actien Anwendung. Seite drS Papstes; die Rußlands bindende Form gebracht, nirgends m eine sondern geben nur den bequemen ' die Curie bat Rußland gegen- Nr. 6 zu Nr. 2,4. Weg der Versprechungen. ,a °ie ^ „achtel,. daS sie in Uber da« System der dlscrctionair ganz anerkannt. Preußen so hartnäckig auszuheben, die Rußland versprich,, d.e Äi.snal'.nemaffr ieln es nack 1860 gegen den kalboiischc ' ^ r ES stellt sich aber die Reihenfolge d.escr .lu heb^g D.S- in Aussicht, daß es die Eliischra st . , und ver- ciplinargemalt über die GenUichen g welches spricht zur Durchsicht des Reglements zu den russischen StaatSkatholicismuS ch Worte, Abfall der Geistlichkeit orgamstren s^e „„r LL Li-, i« troffen- Reorganisation der Dwcekn 3^ sKlerus. 'wie Geschickte und Lileratur in den Seminaricil ge . must Die Katholiken scheinen bei diesem ganzen - rSWZGMZL scheint Die Bischöfe unter Controle, der KleruS unter vcm maßgebenden Eiusluffe der or'kodoien S-aat^-'va t de Katholiken Rußlands »ach langen, Kampse dem Staate uoer liefert da« ist ker Inhalt de» russisch-päpstlichen Ausgleiche«, der noch iibervi-S nickt einmal in die Bcrlraaes gekleidet ist. Höchst bemerkenSwerth ist, daß die Derbandlungen zwischen Rußland und dem Datican zur Zeit der Entstellung dcS deutsch-österreichischen Bundnisics begonnen wurden, während der Abschluß derselben mit dem Eintritte Italiens in da« letztere zusammensällt v ES liegen in den maßgebenden Kreisen Berlin» gewiß Gründe genug vor. welche die Aufmerksamkeit derselben au den neueste» russisch-päpstlichen Ausgleich hmlenke». Damit wollen wir keineswegs sagen, daß die deutsche Regierung unter allen Umständen sich überstürzen soll, um den Cpnslirt mit Rom zum Abschlüsse ru bringen aber andererseits ist nicht zu leugnen, daß die Dinge und Vorgänge sy Rußland Besage de« Notariatsprotokolls vom 8. Ju>»i 1883 lurd^ d-.-i Entschlüssen der deutschen Politik nickt forderlich smo. der Anzeigen vom 14/20 und 1Li20. Juni 1883. ' Firmenacten Nr. 132, Vol, I. Bl. 2 5., 120, 121, 158 b, 162 d, 163, Bol. II, «l. 1. 4. bewirkt worden. Waldheim, den 27. Juni 1883. Königliches Amtögcrtcht , Farbiger. Hiller. Nichtamtlicher Theil. Der russlsch-piipstliche Ausgleich. Wer die Politik de-5 gegenwärtigen Papste» nur mit einiger Ausmerksamkcit verfolgt, der wird unschwer zn der Erkcnniniß gelangen, daß die Curie vor Allem bestrebt ist, sich zu den verschiedenen europäischen Großstaatc» in ein möglichst freundliches oder doch erträgliches Verbältniß zu setzen. Diese Absicht, eine alte valicanische Ueberlicfcrung, ist zwar durch die auSnahmSiveiS große Hartnäckigkeit deS früheren Papstes, PiuS IX., in ein ziemlich bedenkliches Schwanken geratben, aber sein Nachfolger, Leo XIII., hat sich alsbald bemüht, die durch besondere Ereignisse und Um stände unterbrochene Richtung der päpstlichen Politik neuer dings wieder aufzunehmen. Diese Wahrnehmung konnte besonders gegenüber der Dripel-Allianz gemacht werde». Wenn eS der Curie auch nicht gelungen ist, dieses Biindniß zu verhindern, so konnte man mindestens daraus rechnen, daß von den ihr verbliebenen Machtmitteln keines unangewendcl bleiben würde, »m jene diplomatische Bercinbarung zu erschüttern. Während Frankreich Italien zu ge winnen versuchte, gab die Curie die Hoffnung nicht aus, Oesterreich au» dem Bündinß heraus zu drängen, wobei sie ja von der Irredenta und ihrer Presse auf daS Eifrigste unterstützt wurde und überdies Thatsachen sprechen lassen konnte; schließlich war dem Vatikan auch schon damit, ja zumeist gedient, wenn Italien selbst sich in dem Bunde un möglich machen würde. Aber auf eine Karte, deren Wirk samkeit nicht zu berechnen ist, hat Rom niemals seine ganze Politik gesetzt, wenn e» in seiner Macht lag, selbstthätig ,n die europäischen Angelegenheiten mit sicherer Berechnung ein- zugreisen. Wir seben denn auch bei den kirchenpolitischen Unterhandlungen mit Deutschland, Rußland und Frankreich, daß die Absichten der Curie viel weiter gehen und die päpst liche Macht mit großem Geschick benützt wird, um die welt lichen Tinge in eine dem Papsithum freundlichere Richtung zu bringen. Bemerken-werth ist dabei, daß die kirchenpolitische Action der Curie sich genau nach der internationalen Stellung der drei Großmächte richtet. Rußland ruht auf sich selbst, aus der großslavischen Idee, die von einem Tbeile Europa» als eine gegnerische, vom anderen al» freundlich« und bünvniß- werth« Volkskrast betrachtet wird, ja man kann cS nicht leugnen, daß das Czareiireick den Angelpunkt der inter nationalen Hoffnung«, und Besorgnisse bildet. Mit diesem Großstaate sich ein- sür allenial auseinander zu setzen, selbst unter gewissen Bedingungen, welche da» selbstbewußte ortbodore Rußland ausstellen ttnlrde, schien Seiner Heiligkeit vor Allem nothwendig- in der Tbat bat auch der Krviiungsbotschafter Banuutelli in Moskau eine Verein barungzu Stande gebracht, deren Inhalt nun im osficielle» russischen Regierungs-Anzeiger" in authentischer Fassung vorliegt. Was schon vorder Uber die Verbandlungen bekannt wurde, ließ erkennen, vaß es sich sür die Curie um einen Frieden um jeden Preis bandle, eine Annahme, die zum Erstaunen Mancher durch den Text in dem osficiellen russischen Blatte vollständig bestätigt wird. Da ist e» allerdings begreiflich, daß seiest die päpstliche „Germania" in Berlin von gewissen Vorbehalten spricht, die sie indeß, auf einen Wink au» dem Vatican, höchst wahr scheinlich wird streichen müffen. Die thatsächlich gemachten Eoncessionen sind lediglich aus Di«.'Curie rechnet offenbar'daraus, sich in Prcußcn sür die Huaestäiidniffe schadlos zu halten, die sie in Rußland machen mußte; sie betrachtet dieselben jedenfalls als ein zinsen- lragcndcS politische» Guthaben, da« ein wichtiger Posten ui ibrcr diplomatische» Rechnung ist. Sonst wäre es nicht zu erkläre», daß die päpstliche Diplomatie genau dieselben Zw gestäiidnisie, die sie in Moskau gemacht, in Berlin verweigert, waS sich vor Allem aus die nalionale Erzieb»»g dcS KleruS bezicht. Das deutsche Gesetz über die Vor bildung der Geistlichen bezweckt nicht» Anderes als die angenommene russische Forderung hinsichtlich dcS StaatS- ciiiflustcS in den Seminarien. Die Verhandlungen mit Deutschland sind, trotz ihrer Fruchtlosigkeit, in formeller Beziehung zwar allerdings noch im Gleise der Höflichkeit geblieben, aber nach der germanische» Welt kommt sür die päpstliche Diplomatie erst die lateinische; während Nom den deuischen Staatsmännern gegenüber noch Erwägungen geltend macht, hat cS für Frankreich nur Drohungen und Befehle. Frankreich und seine Politik sind freilich auch am übelsten daran. Nack allen Seiten isolirt, scheinen beide gerade in ihren Unternehmungen aus die Mitwirkung deS Papstes an gewiesen, kenn die Bestrebungen der französischen Staats männer, das Ansehen der „Großen" Nation in den fernen Meeren wieder bcrzustellcn, können an der römischen Pro paganda einen ebenso ciiiftußreichen Freund als einen gcsähr lichcn Gegner finden. Diese» Verhalten der verschlagenen päpstlichen Diplomatie verdient jedenfalls hohe Beachtung, weil eS da» Spiegelbild der internationalen Lage ist. Es widerlegt auck gleichzeitig die falsche Auffassung, als ob irgend ein Ausgleich mit Rom an dieser oder jener Forderung dcS Staate« scheitern könnte. Solche Forderungen stoßen vielmehr auf geringe Schwierig keiten. sobald man sich in Rom überzeugt, daß sie mit der allgemeinen politischen Lage im Einklänge stehen und eben deshalb nach manchen Richtungen einen gewissen Rückhalt gewähren. In diesem Sinne ist auck die Windrichtung zu deuten, welche der veränderliche Welterhahn aus dem Vatikan den Völkern anzeigt. Leipzig, 3. Juli 1883. * Da» Iulibest der „Deutschen Revue" veröffentlicht einen Artikel: „Der deutsche Reichskanzler und die inneren Verhältnisse". Die Rcdaction bezeichnet diesen Artikel als ihr von konservativer Seite zugegangcn, wie unter der Hand verlautet, wäre sein Verfasser ein früherer preußischer Minister. Ter Verfasser bebt den Gegensatz zwischen der inneren und äußeren Lage Deutschland» hervor: „Wendet man sich aber den Verhältnissen im Innern ,u so ist man erstaunt, vielfach Mißmuth, Hader. Zeichen der Unzufriedenheit zu finden, deren Wirkungen zunächst und vor Allem in den gesetzgebenden Körpern deS Reich« und Preußen» zur Erscheinung gelangen." Die Lage vor dem Einbringen der neuen kirchenpolitischen Vorlage wird wie folgt geschildert- Eine Zeit lang schien es. al, wolle Fürst Bismarck sich ans eine «onibmation der co»,erv°l,ven Parteien und de» CentrumS stützen. Da« letztere versagte die Heeressolge. Es wollte vor Allem bestimmt Diei?'«ntwort btt2b ^ s«d »» der Lulturkamvssrage stellen wolle. Diese «nttvort blieb die Regierung lange Zeit schuldig, odschon sie s* "" „U'br'gen an Entgegenkommen wie Zugeständnissen nicht .""'der die Rattonalliberalen in da« finanziellen und wirih. schwierig. D>« conservaiive Frociion deklogic wiederholt, daß ihr ,ede Fühlung mit den fehle. In der Enlturkamps.Debott- des Adoenrdn....sik einigten sie sich gegen die Regierung mit dem Eenirum ^ii ^ verletz,, der noch vor wemoen .Sch°l» ichn-er von Ranchhaupt in beiiia-^nN-i?^" wiederum mit ihrem Führer g'°rdc.e.en,rech!, bel^uLi man 2» ^ Ab- P.«-,.. «„.«<... L«7. Krenz-Zeltnng", „Ratioval-Zeitung", „Germania", den Fehde» Handschuh hiiigeworsen habe. Es bliebe somit nur noch die reiconservalive Partei (Reichspariei) übrig, der im Abgrordneien- ,ause die Minister Lucius, Mar,dach und von Boetticher an- gehöre»; aber diese Partei ist verschwommen und schwer zu lenken. Einige ihrer Führer streben sehr nach links, andere sind mini- stenell kniis pbras«, der Haupisührer der großen Mcnge der Ab- geordneten persönlich unsympathisch; eine eigentlich feste politische Haltung fehlt bei Allen fast ganz. Aus diese Partei ,st also nicht zu rechnen; auch ist sie nicht zahlreich genug. ES waren bis jetzt Zusallsmaioritäteii, die sich zujammcmanden. So lebte die Regierung in Bezug auf die Stütze» sür ihre Politik, die sie so noibwendig braucht, von der Hand in den Mund. Die übergroße Slnspannung der Kräfte, die endlose Dauer der Sessionen, daS Ncbeneinanderiagcn beider Körperschaften, die Ucbersluthung mit Gesetzen und Gesetzentwürfen, die Unsicherheit der Ab stimmungen bei der bedauerlichen, wenn auch erklärlichen Unlust vieler Mitglieder, ihre privaten Geschäfte aus unbestimmbare Zeit in Berlin den Verhandlungen von Reichs- und Landtag zum Opfer bringen zu müssen, die Schroffheit, mit der einzelne Minister ihnen gegenüberzuireten lieben. Alles das vereinigt sich zu einem nicht gerade sehr aamuihigen Bilde. Und Der, der allein ,m Stande wäre, Klarheit und Licht in dies Durcheinanderarbeit-n der Masse und Interessen zu bringen, der Reichskanzler, steht bei Seite, mißniuthig und grollend wie einige sagen, krank und körperlich verstimmt wie andere behaupten, jedenfalls sür die große Mehrzahl der Interessenten unsichtbar. Und jetzt nach der Einbringung der Kirchenvorlage? Der conservälive Staatsmann sagt: „Die Conservativen trium- phiren — aber die Mißstimmung bleibt dieselbe". * Die Revision der Maße und Gewichte in Preußen hat ergeben, daß eine erhebliche Anzahl fehler hafter und vorschriftswidriger Maße aller Art und von Waagen und Gewichtsstücken im Gebrauche sind, bei denen eS zum Theil zweifellos erscheint, daß ihre Fehlerhaftigkeit nicht erst durch die Abnutzung oder überhaupt nach der Ingebrauchnahme entstanden ist, sondern bei denen angenommen werden muß, daß sie bereits zur Zeit der Aicknmg sich nicht in vorschrifts mäßigem Zustande befunden haben. ES ist daher von zu ständiger Stelle an die Behörden die Anweisung ergangen» die offenbar ungenügend sorgfältige Handhabung de» Aichgcsckästs seiten» verschiedener Aichämtcr scharf zu controliren und zutreffenden Falls ernstlich zu rügen. Ramcntlich soll auch bei den Revisionen» sobald Maße rc. ge sunden werden, welche offenbar schon zur Zeit ihrer Aichvng fehlerhaft gewesen sind und gar nickt hätten genickt werden dürfen, lhünlichst sestgcsicllt werden, bei tvelchem Aickamt die Aicknng siattgesunden hat, um namentlich gegen die säumigen Bennien nachdrücklich einschreiten zu können. Leider ist die Thatsacke nickt zu bestreiten, daß vieler Orten die Ailchämter mehr al» lukratives Geschäft, denn al» eine im öffentlichen Interesse wichtige Pflicht angesehen und demgemäß verwaltet werden. Leider sind aber auch die Aichgebühren so niedrig bemessen, daß sie bei ziemlich sorgfältiger Handhabung der bestehenden Einzelvorschriften die auszuwendende Zeit und Mühe ungenügend lohnen und daher ist die Lockung zu eilfertiger und oberflächlicher Erledigung der Aichuugen eine bedauerlich große. * Mit dem Wahlsiege Bebel'« in Hamburg findet der „Hamb. Corr." sich bündig ab. „Die Tbatsache steht fest — sagt er am Schluffe einer darüber handelnden Be trachtung'— daß die Zahl der abgegebenen Stimmen heute um reichlich 3000 größer gewesen ist als vor vierzehn Tagen, und daß von diesem Zuwachse nur etwa ein Sechstel den bürgerlichen Parteien, fünf Sechstel aber der Socialdemokratie zu Gute gekommen sind. Da« ist geschehen und läßt sich für dieses Mal nicht ändern. Wobl aber läßt sich die Von der Socialdemokratie (empfangene Lehre beherzigen und darau» ersehen, waS zu geschehen bat, damit diese böse Erfahrung sich nicht überS Jahr wiederhole. Wir glauben, e» ist uichl schwer, in dieser Beziehung in» Klare zu kommen; e» muß von vorneher in Einigkeit unter den bürgerlichen Parteien geschaffen und als Ausdruck dieser Einigkeit müssen dann den Wählern Männer vorgeschlagen werden, für welche die Bevölkerung wirklich ins Feuer deS Wahlkampfe» zu geben bereit ist. Die allgemein beklagte Abneigung solcher Männer, sich ihren Mitbürgern zur Verfügung zu stellen, wird sicherlich zu einem guten Theile schwinden, wenn sie wissen, ein geeinigte« Bürgcrtbum hinter sich zu haben, während man eS in den verflossenen Monaten Manchen kaum verdenken konnte, wenn sie durch die Aussicht. Wochen und Monate lang in nicht näher zu bezeichnender Weise her- untcrgeriffen zu werden, sich zurückschrecken ließen. Hamburg ist noch nickt so arm an tüchtigen Männer, daß man deren nicht finden könnte, wenn man sie eben in der richtigen Weise sucht. Sollten aber etwa Elemente vorhanden sein, welche einer Einigung, wie sie da« heutige Wahlresultat predigt, entgegenwirken und nach wie vor ihre traurige Hctzarbcit sortsetzen möchten, so müssen sie beseitigt Werden, unbeküm mert um ihr Geschrei. Ihnen gegenüber wird daS Wort zur Geltung kommen: Kains roipnblicao suprem» 1er orG. » * » * Tie Freundschaft der österreichischen Regierung für die Czechen findet nicht nur in Böhmen, sonder» auch m Mähren bei jedem Anlässe ibrc praktische Betätigung. Eines besonderen Erfolges kann sich daS Häuslein czechischer Agitatoren in Brünn rühmen. Der Unterricht in der deutschen Sprache ist besonder- in Mäbren, wo die Sprach gebiete zumeist nicht streng abgcgrenzt sind, sür die czechische Jugend von größtem Werth; tausende von ciccbischen Familien bemühen sich, leider oft vergeblich, ihren Kindern die Wohl tat deutschen Unterricht- angedeiken zu lasten. Den czechischen Führern paßt es aber selbstverständlich nicht in den Kram, wenn in Mähren die slavischc Jugend die deutsche Sprache erlernt. So schürten und wühlten sie in Brünn so lauge, bis sie die Errichtung einer czechischen Volksschule aus Ge» meindekostcn durchsetzten. Mit dieser nationalen Errungen schaft nicht zufrieden, wurde eine neue Razzia nach czechischen Schulkindern in Brünn veranstaltet, um auS rer Zahl der letzteren den Nachweis zu führen, daß noch eine »weit« czechische Schule ein Gebot der Notwendigkeit sei. Der in der Brunner „Veseda" entworfene Plan fand an dem Statt- kalter Grasen Sckönborn einen eifrigen Förderer, und da» Ministerium beeilte sich, der Stadt Brünn trotz ihre» Rr-. curseS die Errichtung einer zweiten czechischen Volksschule schon für da« nächste Schuljahr anszutragen. Die dritte C zechenschule wird unter solchen Umständen wohl nicht mehr lange aus sich warten lasten. * Bekanntlich baben sich die Organe der Inrig- und Alte zechen jederzeit, wenn eS galt, die verhaßten Deutsche^ zu bekämpfen, durch Derbheit oder bester gesagt Rohheit der
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