Großenhainer Unterhaltung!)- und Ameigeblatt Gedruckt, verlegt und rcdigirt von Herrmann Starke. 60. Sonnabend, den 27. Juli 1850. Bekanntmachung. Die zum Nachererciren verpflichteten Communalgardisten haben sich Montags den SS. d. M. Nachmittags 5 Uhr vor dem Rathhause cinzusinden. Entschuldigungen sind an den Hauptmann der 2. Compagnie, Herrn Preßprich, abzugeben. Hain, den 25. Juli 1850. E. Füssel, Commandant. Tagesnachrichten. Sachsen. Die Thronrede, bei Eröffnung des Landtags vom König gehalten, begrüßt zuerst die Abgeordneten, welche gekommen sind „zur Rettung des Vaterlandes und zur endlichen Ordnung unsrer staatlichen Verhältnisse" Lie Maßregeln zu bera- then. Es solle dabei an die Verfassung angeknüpft werden, die 18 Jahre lang das Glück Sachsens begründet habe. Da es wünschenswerth sei, daß die Arbeiten dieses Landtags bald vollendet wür den, sollen für dießmal nur die nothwendigsten Gesetze vorgelegt werben, neben dem neuen Wahl gesetze und den dadurch nöthigen Verfassungsände rungen, die Gesetze über die Ablösung der Lehn- geldcr, der geistlichen Zehnten und wegen einiger Nachträge zu den bisherigen Ablösungsgesetzen, und endlich die in Betreff der (höchst traurigen) Finanzverhaltnisse nöthigen Vorlagen. Das diplo matische Corps war bei der Ceremonie sehr zahl reich vertreten. Die Thcilnahme des Publicums bei der Ausfahrt des Königs scheint gering gewesen zu sein. Truppen waren auf den Straßen, nicht aufgestellt. Gegen 3 Uhr fand große königliche Tafel statt, zu welcher auch sämmtliche Stände mitglieder eingeladen waren, mehrere aber nicht erschienen. Am 23. Juli hielten beide Kammern die ersten Sitzungen. Die Eröffnungsreden der Präsidenten sind ohne Bedeutung. Die erste Kam mer beschließt hierauf, die Landtagsordnung von 1833 wieder anzunehmen. Ein Antrag des Bürger meisters Wimmer um Herabsetzung der Diäten wurde, weil ein solcher Antrag lieber von der zwei ten Kammer ausgehen möge, wieder zurückgezogen. Ausschußwahlen machten den Schluß. — Die zweite Kammer beginnt mit der Anfrage, was ge gen die ausgebliebenen Mitglieder vorzunehmen sei, was an die erste Deputation verwiesen wird. Die Landlagsordnung von 1833 wird auch hier ange nommen; der Antrag auf Herabsetzung der Diäten auf 2 Thaler auch hier auf später verschoben. Unter den königlichen Decreten sind zu erwähnen: die Erhöhung der Schlacht-, Stempel- und Rüben- zuckersteucr, das nachträgliche Bewilligungsgesuch zu einer Anzahl Verordnungen, darunter die be kannten Juniordonnanzen. Dann wurden die Ab geordneten von der Schützengcsellschaft zum großen Vogelschießen, welches vom 28. Juli bis mit 4. August abgehalten wird, eingeladen, und zuletzt brachte Riedel noch einige Bedenken vor, ob die Kammer denn wohl auch beschlußfähig sein möge, die natürlich bald beseitigt wurden. Schließlich Ausschußwahlen. Die 2. Sitzung der zweiten Kam mer (24. Juli) war ohne Interesse. Riedel fing wieder mit seinen unangenehmen Protesten gegen die Gesetzmäßigkeit der Kammer an und protestirte deßhalb an das Ehr- und Rechlsgefühl der Kam mer und die Gesetzlichkeit, wurde aber durch Minister v. Friesen und Abgeordneten v. Criegern zur Ruhe gebracht, und sogar sein Wunsch, den obigen Pro test ins Protokoll ausgenommen zu sehen, ward, wie zu erwarten, gegen 2 bis 3 Stimmen ver weigert. Dann kamen noch einige unbedeutende Beschlüsse zu Stande, obgleich die Kammer wegen einiger Hinausgegangener gar nicht mehr die be schlußfähige Zahl von 50 hatte. — In der Nähe von Wilsdruf ward ein 19jähriger Mensch, Namens Pietzsch, auf freiem Felde plötzlich hinterrücks zu Boden geworfen, durch wiederholte Schläge ge fährlich verwundet und rettete sein Leben nur da durch, daß er sich todt stellte, von dem Mörder sich entkleiden, an den Beinen in ein Kartoffelfeld schleppen und dort oberflächlich verscharren ließ. Der Verbrecher kleidete sich dann in Pietzschcns Kleider und ließ die seinigen zurück. Großherzogthum Hesse«. Oesterreich hat auch das Letzte versucht, um den Ausmarsch der badischen Truppen nach Preußen zu verhindern; der österreichische Festungscommandant von Mainz ließ ein mit Truppen beladenes Schiff, als cs