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Deutsche allgemeine Zeitung : 31.10.1854
- Erscheinungsdatum
- 1854-10-31
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-185410316
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18541031
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18541031
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1854
- Monat1854-10
- Tag1854-10-31
- Monat1854-10
- Jahr1854
- Titel
- Deutsche allgemeine Zeitung : 31.10.1854
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Dienstag. — Nr. 265. »I October 18S4 «»iPltg« Lie Zcitung erscheint mit Btwnahme de« Montaa« täglich und wird Nachmittag« -1 Uhr an«- gegeben. Dtitfcht Mgcmkim Zeitung. Wret« für da« Biertel- jahr 1'/, Thlr.; jede cin- zelne Nummer 2 Rgr. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Seseh!» Zu beziehen durch alle Postämter de« In- und' Auslandes, sowie durch die Erpedition in Leipzig (Ouerstraße Nr. 8). Hnsertiontgebühr für den Raum einer Zeile 2 Ngr. Zur Verständigung. — Leipzig, 30. Oct. „Rußland- Stärke liegt in Deutschlands Schwäche, Deutschland- Schwäche aber liegt nur in seiner Organisation. Man denke sich einmal die deutschen Regierungen so einig in antirussischer Politik wie die deutschen Bevölkerungen, was wäre die Folge? Rußland beugte sich heule, um nicht morgen geworfen zu werden." So begann ein östliches Blatt neulich einen seiner Artikel. Wer möchte ihm darin nicht Recht geben? Allein das Blatt möge uns «erstatten, es und das System, das eS vertritt, daran zu erinnern, worin diese „Schwäche Deutschlands", diese Mangelhaftigkeit seiner „Organisation" ihren Grund habe. Vor einiger Zeit ließ sich einmal dasselbe in einer seiner pariser Correspondenzen so vernehmen: „Die Gothaer werden nun wol einsehen, daß cs.für sie nichts Gefährlicheres gegeben hätte als die Realisirung ihrer LieblingSprojecte." Und »och in derselben Nummer, welche den im Eingänge angeführten Artikel enthält, wirft «S bei einer andern Gelegenheit spöttische Seitenblicke auf die „Reste der mitteldeutschen GothaiSmuS". Es scheint und seht we niger al» je an der Z«t, alte Borwürfe und alte Parteigegensätze wieder hervorzuzirhcn. Wol aber ist eine Feststellung und Aufklärung thatsachlicher Verhältnisse, wo solche verkannt zu werden scheinen, der wahren Gemein samkeit echtpatriotischer Bestrebungen förderlicher als schöne Redensarten, hinter denen sich ost kein ganz klarer Begriff der Sache, von der man spricht, verbirgt. Man legt jetzt öfters von jener Seite her Berufung ein an die „Einigkeit", den „Patriotismus", die „antirussische Gesinnung" der deutschen Völker, im Gegensatz zu der Uneinigkeit und der nicht genug ent schiedenen Politik der Regierungen. Weiß man denn aber auch, oder wird man zugeben wollen, wohin solche Berufungen in ihrer nothwendigen Con- sequenz fuhren? Man spricht von einem Mangel an innerer Organisation, als der wesentlichsten Ursache von deutscher Schwäche. Welche andere Orga- nisation würde man denn aber wol für geeignet halten, statt des schwachen ein starkes, statt des uneinigen ein einiges, statt des unentschlossenen ein entschlossenes, thatkräftig vorgrhendes und alle seine Interessen mannhaft wahrendes Deutschland zur Stelle zu schaffen? Wir glauben nicht, daß jene Stimmen, indem sie sich an die Sym- pathien der Völker wenden, damit auf eine solche Auferweckung derselben aus ihrer gezwungenen Passivität zu thatenvoller Erhebung Hinzielen, wie sie, im Drange äußerster Noth, zur Rettung des Vaterlandes, einst die verbündeten Monarchen Preußens und Rußlands als nothwendig und ge rechtfertigt aussprachen in jener berühmten Proclamation von Kalisch, worin unter Anderm die merkwürdigen Worte vorkommen: „Und so fodern sie denn treue- Mitwirken, besonders von jedem deutschen Fürsten, und wollen dabei gern vorauSsthen, daß sich keiner finden werde unter ihnen, der, indem er der deutschen Sache abtrünnig sein und bleiben will, «sich reif zeige der verdienten Vernichtung durch die Kraft der öffentlichen Meinung» und durch die Macht gerechter Waffen." Will man aber dem Volke eine solche re volutionäre Gewalt über seine Fürsten, wie ihm hier vindicirt wird, nicht beilegen, und hält man dennoch den Einfluß des Volksgeistes auf die Po litik der Regierungen für nothwendig und heilsam (wie es die Wiener und selbst die officiöse Presse Oesterreichs dermalen zu lhun scheint) — welcher andere Weg bleibt dann übrig für die Verwirklichung dieses Einflusses als di« rückhaltlose Herstellung des parlamentarischen Systems in den Ein- zelstaaten und in einem deutschen Bundesstaate, jenes Systems, welches dem Volkswillen In seiner geläutertsten Gestalt eine entscheidende aber gesetzlich bemessene und ruhige Einwirkung auf alle Handlungen der Staatsgewalt sichert? Ein solche- System war eS, waS in den Jahren 1848 und 1849 die deutsche Nationalversammlung zu Frankfurt a. M. ins Leben führen wollte, wa« sie bereit- durch dir Einsetzung eines ReichSverweserS mit einem verant wortlichen Ministerium, dem sie selbst al- parlamentarische Gewalt zur Seite stand, provisorisch verwirklicht hatte. Schon in dieser provisorischen und nothwettdigerweife unvollständigen Gestalt, unter den schwierigen Verhält- nisten eine» UebergangSzustandes und bei dm größten äußern Hindernissen, bewährte da- System dennoch seine einigende, kräftigende und verjüngende Kraft, indem es (zum ersten male seit der gewaltigen Erhebung des Jahres 1813) die getrennten deutschen Staaten zum Kampfe für ein allgemeines deutsche- Interesse unter einet gemeinsamen Fahne versammelte, die deutsche Krieg-gefchichte mit neuen Waffenthaten bereicherte und (mitten im Drange äußerer und innerer Gefahren und trotz eines weitverbreiteten NothstandeS) Etwa- zustande brachte, woran man in 33 Jahren ungestörten Friedens und Wohlstände- nicht einmal gedacht hatte — den nicht unrühmlichen Anfang einer deutschen Seemacht. Da- gedachte Blatt möge e- uns zugute halten, wenn wir einmal in Gedanken un- vergegenwärtigen, welches wöl die Hal- tnng Deutschland- vom Anbeginn der gegenwärtigen Krisi« gewesen sein würde, wenn jene« „Reich", welches die deutsche Nationalversammlung schaffen wollte und dessen Grundzügc sie in ihrem VerfassungSentwurfe nicdergelegt hat, durch allseitige Zustimmung der Machthaber Lebensfähig keit und Bestand gewonnen hätte! Kann man darüber zweifelhaft sein, ob das Parlament dieses Reichs sich für oder gegen Rußland, für oder gegen eine abwartende und unentschiedene Politik erklärt haben würde? Wenn man sich erinnert, mit welcher Entschiedenheit die angesehensten Führer so gar der äußersten Rechten in Frankfurt, ein Radowih, ein Vincke, sich ge gen jede Hinneigung zu Rußland ausgesprochen haben, wie in den Centre» und vollends den linken Fractionen der Haß und das Mistrauen gegen Rußland einen Hauptartikel aller politischen Glaubensbekenntnisse bildeten, wie der Beschluß tvegen Erhöhung der deutschen Streitkräfte auf zwei Pro cent der Bevölkerung wesentlich durch die Hinweisung auf die von Ruß land drohende Gefahr herbcigeführt worden, so wird man zugeben müssen, daß jene Versammlung oder eine auf ähnlichen Grundlagen ruhende nie mals anders als in entschieden antirussischcm Sinne ihren constitutionellcn Einfluß auf die Reichsgewalt geltend gemacht haben würde. Was Deutsch land dadurch gewonnen hätte, brauchen wir nicht auszuführen. Aber auch Oesterreich hätte sich dabei sicherlich besser gestanden als bei den gegenwär tigen Verhältnissen, welche mit Recht das Blatt so sehr beklagt und anklagt. Oesterreich mochte dann unbesorgt seine Fahnen an der untern Donau ent falten zum Schuhe seiner und unserer Interessen — ein starkes und einige- deutsches „Reich" im Rücken, hatte es nicht den Angriff russischer Garden auf seine Grenzen, nicht Preußen- Schwanken und nicht den Einfluß frem der Jntriguen auf das dreißigfach gespaltene Deutschland zu fiirchtrn. Auf diplomatischem Wege wird sich eine ähnliche Einigkeit der Regierungen im antirussischen Sinne, wie sie unter dem deutschen Volke längst besteht, schwerlich je erreichen lassen; auf revolutionären,, wie eS die Proclamation von Kalisch versuchte, dieselbe zu erzwingen, widerstreitet Oesterreich- kon servativer Politik. Dagegen läge es ganz im Geiste dieses rcchtverstan- denen Konservatismus und im wahren Interesse Oesterreichs, zur Anbah nung eines gesetzlichen Einflusses der Bevölkerungen auf die Regierungen Deutschlands die Hand zu bieten, mit andern Worten: zur Herstellung eine- deutschen Bundesstaats auf parlamentarischen Grundlagen. Deutschland. In der am 5. Oct. stattgehabten Sitzung der Bundesversamm lung übergab bekanntlich der österreichische Prasidialgesandte zur Vervollständigung des Materials wieder mehre auf die orientalische Politik bezügliche Aktenstücke, welche sofort an den für diese Frage eingesetzten Aus schuß verwiesen wurden. Der Wortlaut der Erklärung, mit welcher Hr. v. Prokesch diese Vorlage begleitete, wird jetzt erst bekannt und ist folgen der: „Die Ablehnung ist in einer Depesche des Grafen Nesselrode an den Fürsten Gortschakow vom 26. Aug. ausgesprochen, die Erwiderung in zwei Depeschen de- Grafen v. Buol an den Grafen v. Estcrhäzy vom 12. Sept, gegeben. Die Ereignisse haben bereits die Frage zu beantworten begonnen, ob die Rußland so dringend dargebotene Gelegenheit zur Anbahnung von Verhandlungen auf dehnbaren Grundlagen, wie sie die Verhältnisse foder- ten und die europäischen sowol als die deutschen Interessen geboten, zurück- gewiesen zu werden verdiente. Die kaiserliche Regierung, indem sie die in ihr Bereich fallenden weitern Elemente zum Beurtheilen der dermaligen Sachlage vorgelegt, stellt der Weisheit dieser hohen Versammlung, die al- Vertreterin des Bundes das europäische sowol al- das deutsche Interesse ins Auge zu fassen hat, die Erwägungen, die sich au- eben dieser Sach lage ergeben, mit Beruhigung anheim." Man will in dieser AeußerunK die Stelle finden, auf welche die preußische Note vom 13. Oct. hinweist, wenn sie von der „von Oesterreich selbst hervorgehobencn Elasticität" der einzelnen Bestimmungen der vier Punkte spricht. — Die Jndependance belge veröffentlicht die russische Note, in wel cher Graf Nesselrode die Ablehnung der vier Friedensbedingungen von Sei ten Rußlands motivirt. Außerdem bringt sie die Antwort des berliner Cabinets auf diese Note. Die russische Note lautet: An den Hrn. Baron v. Budberg re. in Berlin. Gt.-PeterSburg. 14. (26.) Aug. 1854. Herr Baron! Der Baron v. Werther hat uns die Mitthcilungen seines Cabi nets vom 1. (13.) v. M. vorgelegt. Die preußische Negierung, indem sic darin die vier von den WestmSchten vorgeschlagenen und von Oesterreich angenommenen Punkte einer Prüfung unterwirft, spricht die Meinung auS, daß diese Punkte geeignet seiw würden, die Grundlage zur Anknüpfung von Friedensunterhandlungen zu bilden, und empfiehlt uns au« diesem Grunde di« Annahme derselben. Ich halte cs für überflüssig, Herr Baron, hier die Gründe aufzuzählen, welche uns nicht gestatten, auch nur auf die Prüfung der neue» Bedingungen, welche man uns stellt, einzugehen. Diese Gründe find zur Genüge auSeinandergesetzt in der hier abschriftlich beiliegenden Antwort, welche wir an Oesterreich gerichtet haben und welche Sie zur Kenntniß des berliner Eabinctk bringen wollen mit d« Bitte, Einsicht davon zu nehmen. Wir bedauern tief, daß wir bel dieser Gelegenheit nicht noch einmal aus seine freundlich«,, Rathschläg« eingehcn konnten. Da eS jedoch eben diese Rathschläge find, welche der Fassung der letzten
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