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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.07.1853
- Erscheinungsdatum
- 1853-07-24
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185307245
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18530724
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18530724
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1853
- Monat1853-07
- Tag1853-07-24
- Monat1853-07
- Jahr1853
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.07.1853
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Tageblatt und Anzeiger. ^ 205. Sonntag den 24. Juli. 185». Verhandlungen der polytechnischen Gesellschaft, mitgetheilt von Ariedr. Georg Wieök. Sitzung am 21. Januar 1853. Herr vr. Rerlam überreicht die Zeitschrift Europa mit seinem in der Gesellschaft gehaltenen Vortrage über da- Brod. Herr Professor Wuttke beginnt mit seinem Vorträge über „die Ge werk-gen offen schäften." Der Vortragende leitet seine Rede durch die Erzählung seiner Begegnung mit den deutschen Hand- werkercolonien im Ausland, namentlich mit der in Neapel ein, deren Mittelpunkt ein Drechsler aus Sachsen, Namens Pietsch ist. Diese Eolonien haben sich nach außen hin Achtung erzwungen und ihr deutsches Wesen bewahrt. Doch nicht allein in Italien, sondern überall, in England, Frankreich, Rußland und Amerika würden der Fleiß und die Geschicklichkeit der deutschen Arbeiter ge schätzt. Auf die Geschichte der Arbeit und des HrrvorbringenS von Sachen eingehend, sagt der Vortragende im Wesentlichen Folgendes: Ursprünglich ist Jcher sein eigener Handwerker gewesen; was er Hatz« wollte, mußte er sich selbst machen. Nach und nach zeich net« fich Einige durch großes Geschick im Hervorbringen von dieser oder jener Sache aus, und ihre Leistungen galten dann als Muster. Ats sich später die Herrschaft der Stärkere» über die Schwächeren i» Menschenleben ausdildete, wurde das Handwerk den Händm der Weiber und Sklaven übergeben, daher lange Zeit die Arbeit als knechtisch betrachtet wurde. Nur die hohe Geschicklichkeit in gewissen Künsten war dem edleren Manne wohlanständig. Mit dem gedrückt« Stande war das Handwerk ziemlich allgemein in der Urzeit verbunden. Ausnahmen machten Aegypten und Indien. In Aegypten bestanden Arbeiterkasten, erbliche Geschäfte (eine Art Zünfte), in Indien waren gewisse Handwerker gleichsam Beamte der Gemeinde, deren Leistungen im Tausch mit andern Bedürf nissen ihres Leben- bezahlt wurden. In Griechenland schwang sich in freien Staat-Verhältnissen die Arbeit höher auf. In Athen sorgten große Staatsmänner für die Belange der Arbeit; dort nahm« fhgar Handwerker Theil an der Staatsgewalt. In Rom zeigten sich zuerst genossenschaftliche Einrichtungen unter den Hand werkern von sehr innig verbindender Natur. Sämmtliche Mit glieder waren für einander gegenseitig verantwortlich, was der Eine verbrochen hatte, mußten sämmtliche Andere büßen. Sie erbten ebenfalls gemeüsschastlich. Aber Staatsbevormundung lastete schwer auf ihnen. Mit dem Verfall des römischen Reichs verfiel auch das Handwerk. Jahrhunderte verstrichen, ehe es besser wurde. Zunächst erwachte es wieder bei einem östlichen Volke, den Arabern. Der Koran empfiehlt dm Betrieb der Gewerbe. Das Handwerk gmießt bei dm Muselmännem hohe Achtung, und selbst bis auf dm heutigen Tag übertrifft der türkische Arbeiter selbst dm deutschen in Bezug auf Unverdroffenheit. — In Persien sollen in der neueren Zeit Handwerkerinnungen bestehen; nie hat man aber gefunden, daß unter dm mohamedanischen Völkern Innungen Einfluß im Staatslebm erhielten. Nur in Deutschland gewannen die Hand werkerverbände politisches Gewicht, und zwar nach vorhergegangener Gedrücktheit. Denn im deutschen Wesm liegt nicht nur und Geschicklichkeit, sondern ihm ist auch Streben nach Selbstständigkeit und Strebm nach genossenschaftlicher Verbindung elgep. Durch den Einfluß dieser Trundzüge im deutsch« Volks charakter ist das deutsche Bürgerthum und das deutsche Zunftwesen eMporgewachsm. Schon in der Heidenzeit bildeten fich Verbrü derung« unter dem Namen Gilde». Dies warm Vereinbarungen ohne Beziehung auf bestimmte Geschäfte, sondern nur zur Unter stützung in Noch und Gefahr, so wie zur Gemeinschaft in Fest feiern. Sie hatten beschworene Ordnungen und gewählte Obere. Mit dem Christenthum wurden christliche Heilige als Patrone von den Brüderschaften angenommen und Verpflichtungen gegen die Kirche wurden übernommen. Diese Gilden erhielten nun einen bemerkenswerthen Einfluß. Die Könige aber strebten sie zu unter drücken. Man besitzt Urkunden bezüglich ihrer Aufhebung, was ein Beweis ist, daß sie bestanden. Mit dem eigentlichen Hand werke haben aber diese Gilden nichts zu thun. Au jener Zeit ge schah die Betreibung der Gewerbe durch Diener und Frauen. Grobe Arbeiten, namentlich solche, welche Stärke erforderten, wurden durch Leibeigene und Knechte gemacht. Für manche Verbesserungen überhaupt sorgten die Klöster. Grundherr« errichteten eigene Arbeit-Häuser und Werkstätten auf ihren Gehöften. DasHand werk war dazumal noch nicht öffentlich. Auf geschickte Arbeiter scheint man aber schon Werth gelegt zu haben. Eine Urkunde von 860 spricht vom Tausche eines halben Schmieds, nämlich der Hälfte seiner pflichtigen Dienste. König Heinrich befahl um 923, daß die Gilden ihre Gelage in Städten hielten. Hierauf wurden Gildehäuser in Städten erbaut. Auch findet man Erwähnung von Brüderschaften de- niederen Volke- zu geistlichen Zwecken. Im 11. Jahrhundert begann da- Emporkommen der Städte. Bon jetzt an nimmt der Aufschwung der Niederen durch Fleiß und Ge schicklichkeit seinen Anfang. Die Macht der Arbeit beginnt ihre Wurzeln zu schlagen. Die Unabhängigkeit der Existenz, welche in den Städten die Arbeit gewährte, war ein ungeheurer Anreiz für die Mittellosen auf dem flachen Lande, welche kein Grund eigenthum besaßen, sich in die Städte zu begeben, um dort durch Handwerksbeschäftigung eine unabhängige Stellung zu gründen, war ein Anspom für die Handwerker, durch Güte ihrer Arbeit da- Handwerk selbst zu verbessern. Die gleiches Interesse und gleiche Beschäftigung hatten, schlossen in den Städten sich aneinander und bildeten Gilden. Die eigentlichen Handwerker kamen nach und nach zum Vorschein, so daß der Begriff von Zunft, Gilde, Brüderschaft und Innung endlich gleichbedeutend mit Handwerks genoffenschaft wurde. An Plätzen, wo die Menschen sich zusammen drängten, fehlte es auch nicht an Arbeit zur Befriedigung der wachsenden Bedürfnisse (12. bis 13. Jahrhundert). Die Innungen der Handwerker bekamen nun schon ein bestimmtes Gepräge, wurden von der Obrigkeit anerkannt mit ihren JnnungSartikeln und Gilde- briefen, und ihre Satzungen bekamen dadurch auch für solche Gültigkeit, die außerhalb der Innung standen. Die ersten Gilden, von denen man Kmntniß hat, sind die der Brauer, Bäcker, Fleischer, der Schuhmacher, Weber, Tuchmacher, der Müller. Kaum zeigen sich aber diese erfreulichen Fortschritte, so machen sich auch sofort nachteilige Einwirkungen bemerklich. Die Ritter und' Fürsten fühlen Aerger und Besorgniß über den wachsenden Wohl stand und die Freiheit der Bürger in den Städten. Ein Hohen- staufe läßt 1232 durch ein Reichsgesetz überall gemeinschaftliche Verbindungen und Zünfte aufheben; nur diejenigen dürfen bestehen bleiben, welche Bestätigung vom Kaiser und vom Landesherrn haben; alle Zünfte und Gilden sollen aufgelöst sein. Doch die Bürger gehorchten nicht, und jene- Gesetz kam daher nur an ein zelnen Orten und nur vorübergehend zur Durchführung. Während die Kaiser noch erneute Versuche zur Beseitigung der Handwerker- verbande machten, welche aber sämmtlich scheiterten und nicht im Stande warm, die freie Bewegung des Bürger- und Handwerkers zu hindem, ging imGegmtheile daraus ihr fröhliches Gedeihen hervor
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