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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.09.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-09-19
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187909191
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18790919
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18790919
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1879
- Monat1879-09
- Tag1879-09-19
- Monat1879-09
- Jahr1879
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.09.1879
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Erscheint tii-Uch früh 6'/, Uhr. Lebuttt«, »ud -epcbstte« Iohamttügass« U »er »ed-rlt«: «omottag» t»-t2 Ubr. Nachmittag» 4—» Uhr. M, tt, Mt«r,Ldr »rn«-c«l4»rr m»n»- L»u «»chl sich dt« »ed»c1l»« nutz« »rkadiich. e der kür dir uächft- Nummrr besttmmten m, Wochentagen dtS Nachmittag», an So«», chtageu früh bis V,V M»r. », «aFvttir, M Lch.ZMch«,: vtt, Klemm. UmversttLtSstr. 22. »Nt« L-sche.K-tbuttaenstr. l».p. «r dis V.3 Uhr. UtWM.TagtblM Anzeiger. VW« str Politik, LrcalgWchte, Handels- wd SeschästSderkehr. 262. Freitag den 19. September 1879. «nflchge 16.06». L>SR»r»e»1»»«1» viertelt. mcl. BriUAcrioda b Mt, durch di< Post bezogen K M. Jede ynztlnr Nummer 2L Pf. Belkqssnnplar I» Vf. Sediikü» für ExlrabeLgeo PMdewrveruug « «. «tt Postdesbrdcruug 4« «t Za^rate Larsp Petttzeil« 20 Pf- vrbpere LLnsten laM unsere» -rci»v«rzeichnitz. —LobrL arischer Satz nach hvbcrrm Toris. Lectumr, »ater de» Nrdattleaeßrlch die Spaltzeil« 40 Pf. Inserat« stad stet» an d. Gepedttt-n zu senden. — Rabatt wird mcht gegeben. Zahlung pr»«nu»«v»iut>» »der durch Postvorschug 73. ZahrgMtz. Brennholzauction. Essollen ^ -reit,, »eu >4 «eptember b I.. »»u vurmtttu»« » Uhr »b i» alten botanischen Garten hier circa 80 Rm. diverse Stockholzscheite und S7 Stück stark« Abrau«hanfen unter den vor Beginn der Luction b.kanni zu machenden Bedingungen gegen sofortige Bezahlung meist- dickend versteigert werden. Zusammenkunft an der Brücke der verlängerten LIbertstraße. Ltppg. den 17. September 187». Der »ach »er «tu« Leipzig. vr. Georgi. Etöß. Die ÄNszadru -es liberale« Lürzrrthums. St ist den uvabläsfigen Bemühungen der rffi. «itseu Preffe gelungrn, in vielen Köpfen die vor» Skllang z» erwecken, al» sei der jetzt von der preußisch« dentschev Regiernng vollzogene System- Wechsel ans de» Gebiete der Kirche und Schule ein bloße» Phantom, ein von den Liberalen er fundene» Gespenst. Bo» Dauer kann diese Ent- stellung offenkundiger Thatsachen natürlich nicht bleiben, obwohl man sich den Anschein giebt, al» seien einige Maßregeln des neuen preußischen Kultusminister» durchaus harmloser Natur und eigentlich „pro nikilo" getroffen. Wenn in dem öffentlichen Leben die Gefahr einer reartionairrn Strömung wirklich vorhanden ist — und wir neigen zu dieser Ansicht — so würde e- unlere- LrachtenS eine mehr als kurzsichtige Auffassung »er polltiichen Dmge sein, wenn mau diese Gefahr durch eine gelegentliche, die Sache ab- schwächende Kundgebung eine- einzelnen Mi nisters alS beseitigt betrachten wollte. Ist «S denn in diesem Augenblick Überhaupt in erster Reih« die preußische Regierung, deren Verhalten »l< Gradvusser für solche Gefahr dienen kann? Leit »ehr kommt bei dev Wahle» dcch ans die Bestrebungen der Parteien an, welch« mitein ander u» den Sieg ringen. Nun, die Eentrum-- Partei »acbt kein Hehl daran», daß sie wenigsten» ans de« Gebiete de» Kirchen- »nd Schulwesen» die gründlichste Umkehr verlangt. Und nicht ander- dte Conservativen, soweit sie al» selbstständige Partei auftreten. Wohlanj, wie würde die Lage sich gestalten, wenn diese beiden Parteien im nächsten preußischen Abgeordnetenhanse über die Majorität verfügten? Die Regierung hat den liberalen Härteren gegenüber durch ihr anerkannte» Organ eine so absolut feindselige Haltung angenommen, daß Niemand vermutheu kann, sie werde in dem neuen Sdgeordneteuhanse eine klerikal-conservative Majo rität mit Hülfe der Liberalen, der Freiconservativen und eine- Bruchtheil» der eigentlichen Conservativen zu sprenge» suche». CS würde ihr nicht- Andere» übrig bleiben, al» fich mit der klerikal conservativen Moiontät abzufindrn, so gut r» gehen wollte, d. h. sie würde für die ihr auf anderen Gebieten geleistete Unterstützung einer solchen Majorität auch veuigsteu- einen beträchtlichen Thetl der Herzens wünsche derselben befriedigen müssen. Bezeichnend genug hat vor Kurzem ein bekannter Halbofficiöser m der Wien« r „Politischen Eorrespondenz" darauf hiugewiefen, daß die prenßische Regierung endgültige Stellung zu manchen wichtigen Fragen erst nach dem Abschluß der Wahlen nehmen werde. Da liberale Bürgerlhum braucht also bei den Wahlen nur die Hände in den Schooßzu legen »ud dadurch emer klerikal-conservativen Majorität den Weg in die Volksvertretung frei zu »scheu — die Regierung wird attdaun, sie mag wollen oder nicht, der reaettonaireu Strömung Rechnung tragen müssen. Da ist e» denn doch, dächten wir, keine frivole Schwarzmalerei, sondern ernsteste Pflichterfüllung, wenn die liberale Preffe lant »nd unablässig ausmerksa« macht auf die Gefahr der Reoction. Die Frage, wie sich die national- liberale Partei im nächsten prenßtschen Land tage zur Regierung zu stellen habe» wird, ist dabei gar nicht i» Spule. Der Wahlaufrns dieser Partei versichert ausdrücklich, daß sie, ihrer ganzen Tradition gemäß, alle Gesetzesvorlageu rein sach lich prüfen werde. Erst wenn der Geist dieser Vorlage» bekannt ist, wird da» Verhält»ß der Partei zur Regierung gegeben sein. Für jetzt a«mt Alles darauf an, sich klar zu werde« Uber Do-, was bei den Wahlen aus dem Spiele sicht. Und in dieser Beziehung ist unbestreitbar: die Wahlen vom SV. September entscheiden über dir Frage: Reaction oder nicht? Politische Uebersichl. Setpzi», 18. September, vir haben gestern unseren Lesern eine Depesche «itgetheilt, der zufolge seiten- der Re ich» re »teruug im H'nblick aus die Wahlen zum säch l'schen Landtage eine Verschärsnng de- S«etalifte«-esetze» in Form einer dem Reich«, tag« vorzulegruven Novelle beabsichtigt sei. Wir letzen diese Nachricht auch heute unter voller Reserve wieder, indem wir freilich hiuzusügeu müssen, daß unser Gewährsmann in diesen Dingen in der Regel wohl informirt zu sein pflegt. Man schreibt »u«, das gestrige Telegramm ergänzend, a,S Berlin: „Der Ausfall der Wahlen im Königreich Sachsen ist hier allseitig Gegen stand eingehender Erörterungen geworden. So wohl im Regierungslager wie in jenen der Parteien erwägt man bereits die Schritte, welche Dem gegenüber zu unternehmen sein werden, von gouvernementaler Seite hören wir, daß ein Entwurf zur Verschärfung de» Eocialisteugesetzr» bereits auSgearbritet wird, welcher in der nächsten ReichStagSsession zur Berathung gelangt. Diese Vorlage soll Bestimmungen enthalten, welche es der socialdemokratifchen Partei unmöglich machen, ihre noch bestehende geheime Organisation für die Wahlen an-zuuu-eu. Wie Dies durch- »»führen sein wird, ohne die Fundamental-Be stimmungen de- Wahlgesetze» einseitig außer Kraft zu setzen, ist nicht recht erfindlich, aber die Re gierunH scheint für weitgehende Maßnahmen gegen die Soc,aldemokraten auf die Zustimmung der Mehr heit reS gegenwärtigen Reichstage- zu rechnen." An den an leitender Stelle befindlichen Artikel anknüpfend, geben wir nachstehend einen vom Mitt woch dattrtea Bericht unsere- Berliner Corre spondenten wieder, der sich wie folgt Über die t»« «ere Lage verbreitet: „Die heute ausgegebeue „Prov Corr." verüffeutltcht die Antwort, welche der EultuSminister v. Putt kam er .auf die Ein gabe de» westfälischen Kleru- erlaffen hat, in volle« Wortlaut und bestellet dieselbe mit Bemerkungen, welche den Gerüchten, «der, wie sich da- halbamt liche Organ «»-drückt, dem „Gerede" entgegen treten sollen, daß eine kirchlich« Reaction im Werke fei. Doch es dürste, um die eigentliche Tendenz der hochosficiöfeu Beschwichtiguvg»note erkenn« zu lassen, nothwendig sein, den voll ständigen Text der bezüglichen Stelle anzu« führen. E» heißt also m de« amtlichen Organ wörtlich: „Durch diese klare Kundgebung de» CultuSminister- wird all dem Gerede von kirch licher Reaction, welche» feit Wochen den Mittel- punct der liberalen Wahlagitation bildet, der Boden entzogen." Wie jetzt von srciconservat wer Seite zugestandeu wird, haben die Stimmung»- berichte, welche der Regierung au- den verschie denen Theilen de- Landes zugegangen sind, über einstimmend bekundet, daß vorzugsweise der Rück- tritt Kalk'-, dann aber auch die Red« de- Herrn v PuttkamerinCö-ltn »nd die wüsten Agitationen der Nerikalen Presse dazu beigetragen haven, selbst gemäßigte Elemente in die Opposition z» treiben. In hiesigen liberalen Kreisen verkennt man nicht di« Absicht de- neuen osficiöseu PrrßmanöverS, »nd rin Mitglied de- hiesigen liberalen Wahlcomitb bemerkte heute ganz richtig: „Die von dem neueu CultnSminister in vollständiger Uebereiustimmung mit de« Reichskanzler erloffene Antwort an den westfälischen Kleru-, welche an dem Recht des Staates, über Art, Maß und Umfang der kirch lichen vetheiliguug an der Pflege der Schule zu btstim«en, mit solchem Nachdruck sesthält und zu gleich für den Staat die Regelung der ge lammten rechtlichen Beziehungen zwischen Staat und Kirche in Anspruch nimmt, ist augenscheinlich daranf berechnet, die Wähler davon abznhalteu, sich in unser Lager zu hegeben, wo die Chancen in der letzten Zeit sichtlich im Steigen begriffen find." Die Berichte au da- Central- Wahlcomits thnu dar, daß die vesorgniß vor de« Eintreten der kirchlichen Reaction nicht in der veränderten Stellung der Regierung zum Eentrum wurzelt, sondern in de« immer sichtbarer hervor tretenden Streben, die Herrschaft der Orthodoxie innerhalb der evangelische» Kirche zu befestigen. In eiue» dieser Berichte wird insbesondere gesagt, daß die Nichtbestätiguug liberaler Te stlicher, die Berufung htzperorthodoxer Elemente in den Ober- kkcheurath und in hohe geistliche Stellungen, die «uuuSgesrtztev Angriffe der kirchlichen Organe ans die gesetzlichen Institutionen der Eivilebe weit mehr als die liberale Wahlagitation die Befürch tung vor der kirchlichen Reaction wach erhalten haben. Die- Alle- sind Thatsachen »ud nicht, wie die „Prov.-Torr." «eint, „Gerede". Wie es scheint, trägt sich die preußische Re giernng mit emer Reform der bisher desolgien Maximen bei der Verwaltung de- Staats Niiser Berliner Eorrespondent äußert sicb zur Sach« in einem Berichte wie folgt: „Anscheinend von osficiöser Sette wird jetzt al» ganz positiv gemeldet, daß dem neueu Landtage bald nach seiner Eröffnung ein Gesetzentwurf über die Re- form der allgemeinen Staatsverwaltung «erde vorgelegt werden. Man geht wohl nicht irre, wenn man annimmt, daß dieser Entwurf in der Hauptsache — vielleicht mit einigen Modifikationen — aus den Grundlagen bufiren wird, welche in der Denkschrift vom Jahre 1874 skizzirt worden find, die Graf Euleuburg entwerfe« ließ. Damals wurde diese Denkschrift den Motiven zur Pro vinzialordnung al- Anhang beigegebe« und daher in der Generaldebatte wie in der späteren Special- diScusfioa über di« bezüglichen Paragraphen viel- fach angezogen. Man kann aber nicht behaupten, daß die Pläne der Regierung von der liberalen Seite mit besonderem Beifall ausgenommen wor den wären. Ein Hauptpunkt war die vom Grasen Euleudurg I. p'ojcclirte und wahrscheinlich jetzt aucb von seinem Nachfolger befürwortete Abschaffung der Regierung?collegiea «nd Umwandelung der Stellung deS Regierungspräsidenten in die eine- Präsecten. So wenig beliebt auch die Bezirks- regicruuaen waren, so hatte «an doch bisher diese collegialische Instanz al» eine wohlthätige Garantie gegen Willkür der Präsecten und Landräthe an- ;esehen, namentlich in früheren Jahrzehnten, al» die freie Stellung der Beamten noch nicht durch DiSciplinargesetz herabgedrückt war. Freilich hatte schon Jahre vorher ein vertheidiger der Regierungen, ein höherer preußischer Regierungsbeamter, das Bcld einer Regierungssitzung in folgender keine-weg- ansprcchmden Weise geschildert. Der Referent trägt vor, der AbtheilungSdirigent zeichnet die Munda und die übrigen Mitglieder arbeiten. Da» ist bei vielen Regierungen fast die Regel »nd man kann sich daher nicht wundern, wenn sehr häufig von einem dem Vortrage so wenig Aufmerksamkeit schenkenden Collegium die allersachwidr'güen Be schlüsse gesoßt werden. Für die Erhaltung der RogieruugScollegien werdnli fich »uler diesen Um ständen die Liberalen schwerlich begeistern, aber sie werden verlangen, daß mit ihnen auch der Regie rungspräsident fällt. Der Kreis ist der größte wohl Übersehbare Bezirk für die locale Selbst- Verwaltung. Der nächste natürliche und historische Organismus der Staatsverwaltung ist die Pro vinz; einer Zwischenstufe in der BezirkSregierung bedarf e» nickt." In Wahlaugelegenheite«, den preußi schen Landtag wie den Reichstag betriffend, wird unS au- Berlin vom Mittwoch wie folgt geschrieben: „Daß die Liberale» i» diesjährigen Wahlkampfe nicht daran denken, den Mnth zu ver lieren, dafür liegt ein neuer Beweis in der That- fache vor, daß man eben daran geht, von hier aus m,t jungen rüstigen Kräften den Wahlkreis Ruppin- Templiu, der seit zwölf Jahren »«unterbrochen durch den freiconservativen Freiherrn von dem Knesebeck und einem konservativen Gesinnung» genösse, vertreten ist, für den Liberalismus zu erobern Als einer der beiden liberalen Cavdi valen ist ein junger Arzt au» dem Berliner Vororte Tc mpelhof.vr. Greve, ein um die liberalen Wahlen im Teltow-BreSkow'schen Kreise sehr verdienter Mann, ausgestellt worden. ... Reactionaire Organe wollen den Glauben crwccken, al» ob Ostpreußen bet den Wahlen zum Abgrordnetenhause dieselben Wege wandeln würde, wie bei den letzten Reich» tagSwahlen. Dem rst nicht so, wie alle hierher gelangenden Nachrichten darthun. Die Wahl- männerwahlen werden gerade in Oflprenßen z» Gunsten der liberalen Parieren au-sallen. Unter den Wahlkreisen, welche ein solche- Progvosticon zulasten, befindet sich auch der Wahlkreis Labia» Wehla». Dort hat am 14. eiue allgemeine Versammlung der liberalen Wähler stattgefunden, in welcher einstimmig der frühere verdienstvolle Abgeordnete Mrhlhaufen Wehla» und der Guts besitzer Behrevz.Myq»ozeu als Caudidatru auf gestellt worden stad. Letzterer war bereit- reichen politischen Wirksamkeit entsagen. Das Echreiben, mit welche» der Herr Reich-taa-abge- ordnete von seinen Magdeburger Wählern Abschied nimmt, ist leider geeignet, die Hoffnung seiner Freunde, ihn nach einer Ruhepanse wieder im parlamentarischen Leben begrüßen z» können, lies herabzustimmeo. Der Gesundheitszustand des 73 jährigen Greise- scheint einer Wirdcruus- nähme der Pflichten des Volksvertreters, wie er sie verstand, endgültig entgegen zustehen. Mit v Unruh scheidet einer der verdientesten Vete ranen der liberale» und nationalen Sach« ans dem öffentlichen Leben. Sein Name ist verknüpft mit den Anfängen de- constitntiouellen Lebens in Preußen. Ja den trüben Octoberlagen de- Jahre» 1848fungirte er al- Präsident der Nationalversamm lung. Die rückläufige Wendung, welche die poli tische Entwickelung in den nächsten Iabren nahm, verdarb ihm die Krende am öffentlichen Leben. Aber er war wieder einer der Ersten ans dem Platze, al- mit der Regentschaft unsere- gegen wärtigen Kaiser* die Zeichen einer neuen Zeit sichtbar wurden. Er gehörte mit zu den Männern, welch« im Jahre 1859 durch die Gründung dc» Nationalveretns jene über ganz Deutschland fich auSdchnende Bewegung der Geister anfachten. die für die Errichtung unsere- nationalen Staate- zum guten Tbcile den Boden vorbereitet hat. In »er Leitung diese» Verein- hat v. Unruh al« Mit glied de- Ausschüsse- stet» eiue hervorragende Stellung eingenommen. Seit 1803 wandte er seine Thätigkert auch dem parlamentarischen Berufe wieder zu. Ein volle» Jahrzehnt, bi- 1873, war er «ine hochgeschätzte Arbeitskraft rm Abgeordneten hause, in welchem er auch von 1803—67 da- Amt eine» Bicepräsideuten bekleidete. Dem Reichstage hat er von der Gründung de» Norddeutschen Bundes an bi» zu diesem Augenblicke augehört. Während dieser ganzen Zeit verehrte die national- liberale Partei in ihm em Mitglied, welche» mir charakterfester Hingebung au die idealen Ziele der liberalen Bestrebungen einen großen Reichthuw praktischer Kenntnisse »ud Erfahrungen, ein seltene» Maß von Einsicht in die Bedürfnisse de» realen Lebe«» verband. So begreift sich denn da» Gefühl aufrichtigsten »nd tiefsten Bedauerns, mit welchem sie ihn a«S seiner reichen parlamentarischen Wirk samkeit scheiben sieht, ein Gefühl» da» nur Lurch Len Wunsch gemildert werden kan», daß dem treuen Kämpfer die hohen patriotischen Verdienste durch einen ruhigen und glücklichen Lebensabend gelohnt werden möchten." Zur Ausführung der mit der Einführung der nenen Justizgesetze verknüpften Organisation der richterlichen Behörde« in Preußen wird »ns au- Berlin gemeldet: „Wie wir hören, hat in den letzten Tagen der Präsident de» Berliner Stadtgericht» bei verschiedenen Berliner Kaufleuteu »nd Industriellen ang«fragt, ob sie einer Berufung zum Amte de» Handelsrichter- bei dem Landgerichte l. Berlin Folge zu leisten geneigt wären. Sonach dürfte die Ernennung der Han delsrichter in nächster Zeit zu erwarten sein «nd noch rechtzeitig genug erfolgen, damit die Handels richter bald nach dem 1. October in Function treten können. Da» Landgericht Berlin erhält bekanntlich 8 Kammern für Handelssachen. Jede dieser Kammern hat ihre Erkenntnisse in Besetzung mit einem Berus-richter al- Vorsitzendem und zwei Handelsrichtern z» fällen. Für jede dieser Kam mern aber werden vier Handelsrichter »nd vier stellvertretende Handelsrichter ernannt wer den, damit da- Zeitopfer und die Arbeitslast für den einzelnen Handelsrichter nicht zu groß werden. Darüber, in welcher Weise unter vie 8 Kammern für Hc>ndel«sachen de- Landgericht- I. Berlin die Handels- «nd wechselrechtlichen Proceffe vertheilt werden sollen, scheint bi- jetzt eine Entscheidung noch nicht getroffen worden zu sein. In kauf männischen Kreisen wird vielfach angenommen, daß der einzelne Handelsrichter vornehmlich bei solchen Streitigkeiten sungiren würde, welche sein specielle» Fach betreffen. Diese Voraussetzung dürste sich aber als unzutreffend erweisen, da eine Berthei- luva der Proceffe unter die einzelnen Kammern nach der GeschLftsbranche, welche den Proceß be trifft, auf unüberwindliche Schwierigkeiten stoßen würre." * « » Äst Gastein eine Etappe auf dem Wege nach Canossa? Wer kann e» wissen? Denn selbst in den oberen Regionen herrscht vollständige Ungewißheit über die „Willfährigkeit" der Curie »nd die „Nachgiebigkeit' des deutschen Reichskanz lers. Möglicherweise „kreißen" die Gastemer Al pen und vielleicht wird nnr ein „Mäuslein" ge boren. Roch einmal: Wer kann es wissen ? Die Wiener melden an- Gastein vom Dienstag: „Dir Abreise de- Fürsten Bismarck hat eine Verzögerung erfahren, weil der Kanzler wiederholt mit den Bädern auSseßen mußte. Er lebt wie alljährlich äußerst einfach und verläßt seine Woh nung meisten» nur nach Tisch zu einer zweistündigen Spazierfahrt; dagegen arbeitet er auffallend viel, und es vergehen nicht zwei Tage, wäbrenb weicher nicht «in Courier ginge oder käme. Ohne Zweifcl werden au- dieser angestrengten LHLtigkeit Bis- marck't die weitgehendsten Schlüffe gezogen werden, und wenn dieselben auf dt« bevorstehende Wiener Reise de» Kanzler- und damit zusammenhängende internationale vorktnge fich erstrecken sollten, so wird ihnen vielleicht et«« gewisse Berechtigung nicht abgesprochen werden können, -wr fich hüten, der Phantast« allzu sehr di« Zügel schießen zu lasten." Nach neuecer Meldung trifft Fürst Bismarck am Freitag in Wien ein. vorerst wa» der deuticb« Botschafter iu Paris, Fürst Hohenlohe, im Wildbad« eingetroffen. E» wirb wohl mit Recht argerommen, daß da- Zusammentrkfsen diese» Besuche» de- Fürsten mit der Anwesenheit de» päpstlichen Delegirten Jacob ini nicht außer Zusammenhang steht, zumal wenn man fich erin nert, welche Stellung Fürst Hohenlohe, bekanntlich
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