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Dresdner Journal : 12.02.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-02-12
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186002121
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600212
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600212
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1860
- Monat1860-02
- Tag1860-02-12
- Monat1860-02
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- Dresdner Journal : 12.02.1860
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rn AH. - ... .,L^'. . - - Somtsg, dc» t-. Februar. ————— - - — '7 77" " '.«»« - 7- , Lhmnu«»»«P»lst: ' ^»krlivk r k^lilr. 4v lc^r. lo»a^««.z k» »>Sa»»a '/«jitkrl., t 1- „ „ A vU»«-U in Vr—t«n Id ktxr. l S««»pal-I»- l.'Iyr«lo« tluft>«*rn: 1 Agr ) »«kt«U Ui«», „ -i- ' tz»str»tr«Pr«tst: , .,' I'Lr <Ien It«nm eio«r »s<P»lttN«n 2«ll«: 1 dlgr« 1 <ti« kalt«! 2 Agr: ' Grschewni: ntn»^ch^äfq^-2^»r^UK^)n ,»ld^ N,L IU,-: ' ., ' BmmNENch-r «.datttur: A. G. H-ttm-im. » >»»: .,,:,.«»>«»!>» >.>,2 "vtz 1860. Änsrralevannahme ««»wärt«: r«. a»L»o,„i»,L,, LommiilionI, <i«, I>re»ck»er ckoarv»!»; : N. Lttoo»: kluvpKirrr» Sl I«rN»l linctid., ttirinir»'» IturvLn; Lrsm»: >:. so»l,orr»; krTRil/Lrl «. U.r s^rolüi ^rii« Uul?I>Ii»»liI»nx; X!iln: Ij^vn»; k»ri«: v. (28, r>ie «le» dov» «»?»»»); ?r»U! t». LoiiLIk!«', Ii«<!llK»II<I>NN^. Hcrans-ebrr: Löni^i. Li^qäitivn ä«, Or«»öo«r ^onr»»t», vr,»)«», L1»rlsu»lr»»»« Kr. 7 UWamtlichrr TtzeU. Uebersicht. > reletzrophtsch« »achrichtt«. Aeitnvtzsschav (Bemerkungen zu Ärgera'» Brief aber dir Eisenacher Bestrebungen. — Constitutionuel. — Englische Blätter.) , rqOkch-eschichte. DrySd«»: Feier de» Tode»tam» Me- la»chtho»'S. — Wien: Decret bezügllch der Lande«- > »erfassu»gen in AuSficht. — Berlin: Die neu« Heere»- l erganisatj-n an den Landtag gebracht. — Koblenz: > llr. Schmidtbvrn t- " Lierdan: Waffensendungen nach Italien. — An» Sulhefse»: Verordnung anher -rast gesetzt. .1- Darmstadt: Urtheil wegen Thetl- nähme am ^Adationalverei»". — Wi«»baden: Arin Eenrardat. M-tniageu: Bersetzbarkeit der Rich ter. — An» Waldeck: Landtag»ang,leg««hei1en. — Frankfurt: BundeStugSfitzung. — Pari»: Depesche de» Hrn. n. Thouvenel bezügl. der italienischen Frage.— Darin: Abmarsch der Truppen nach Centralitaüen ststirt. — Modena: Statistische Commission. — Hagg: Ministerkrifl». — Madrid: Verluste bei der letzten Schlacht. — London: Kvtteubudget. Parla- meattzverhandlungen. — New-dort und China: Au» den neuesten Poste». Ernrnnnnge«, Versetzungen rc. iw Sffeutl. Dienste. Drrtdner Nachrichten. Proviuzialnachrichten. Singesan dtet. KentReton. ragelkalender. Inserate. Börsen Nachrichten. Ltlegraphische Nachrichten. ... : . n. .> > Paris, Freitag, 10. Februar. Der heute er schienene Bankausweis ergiebt eine Lerarehruna de« Baarvorrath« um SA, eine Verminderung de« Portefeuille« um 17k Millionen Franc«. Hier eingetroffeue Nachrichten an« Nom vom 7. tz. M. melden, daß unter de« Studenten in folge der Adresse an den Papst Tumulte entstan den, dse ohne unangenehme Folgen vorübergega». gen seien. U»S Neapel tvird »o« 7. tz. Mt«. gemeldet, daß Filan,ieri desinitiv an« de« Ministerium ge- Pari«, Gonuabeud 11. Februar. Der heutige „Moniteur' veröffentlicht einen Auszug auS dem Handelsverträge mit England. Die amtliche Be- ranntmachnug de« Vertrags wird nach der Ab stimmung der englische« Kammern erfolgen. Lnrin, Sonnabend II.Kebr. Die „Opinione" meldet: In Bezug auf eine neue Abstimmung in Mittelitalien sei noch nicht« entschieden. Wahr scheinlich würden dir unlängst erwählten Deputa ten zusammentreten, um ihre früher« Berathun- aen zu bestätige« und gemäß den damaligen Er klärungen sich ru erklären. Tie würden dann al« Parlament i« Turin tagen. Graf Cavour habe an Baron Ricasoli einen Brief geschrieben, worin er die Gründe auSeinan- der sktze, welche den Beitritt zu dem Vorschlag neuer Berathungen empföhlen. Loudon, Freitag, 10. Februar, Nacht«. In der heutigen Sitzung des Unterhauses wurde von dem Minister des Auswärtigen, Lord John Rus sell, der englisch-französische Handelsvertrag, von dem Ainanzminister, Herrn Gladstone, daS Bud get vorgrlegt. DaS letzte Finanzjahr war ein gün stige«, denrweS schließt mit einem Ueberschuffe von 1,8»000 Pfd. St. Die UuSaaben für IMLp^ auf 70 Millionen, di« Einnahmen auf 00 Mill, Pfd. St. veranschlagt, daher Dcncit 10 Millionen. !Die Zölle auf Zucker und Kaffee find unver- ändert bribehalten. Stach de« HandrlSvexkage revucirt Frankreich die Zölle auf Kohleü üatz Coke« von 18A1 an, die ans Flach« und andere Rohstoffe vom 1. Juni 1881 au, die Zölle auf alle übrigen britischen Produkte vo« 1. October 1801 ab auf höchste«« 80 Proceut, nach drei Jahren auf 2S Proceut. Dagegen erniedrigt England alltz Zölle auf Mauufacturwaaren, die auf Brannt wein auf 8K, die aus Wei« auf 3 Schill, die Gal lone. Vom April 1881 an soll eine weitere Her- absetzuna eiutveten. Der Vertrag ist auf 10 Jahre geschloffen. Der dadurch zunächst herbrigeführte Eiuuahure-Au«fall wird auf 1,100,000 Pfd. St. geschätzt. Unabhängig von de« Vertrage schlägt Glad stone vor, de» Zoll auf Butter, Käse und Drän gen gänzlich abzuschaffeu, den auf Bauholz, Ro sinen, Feigen, Hopfen und Cichorien herabzusetzrn, auch die Höhe gewisser Stemprlgebühreu zu er mäßigen. Dagegen soll durch eine vorgeschlageue Einkommensteuer von 10 Peuc^pro Pfd. bei einem Jahregeivkomme» vo« 150 Pfss. und vou 7 Pence pro Pfd. bet einem geringer« für den Staats schatz ein Gewinn von 8 Millionen Pfd. St. er zielt werden. DerRest deS Budget-DeficitS soll durch eine wichtigere Veränderung in drn Gteurru, nament lich durch neue Stemprlgebühren gedeckt werden. Die DiScusfion deS Budget« wird über acht Lage stattfinden. Dresden, 11. Februar. Wir halten e» für passend, einige Bemerkungen zu Lem gestern mitgetheilten Gagtrn'schrn Schreiben — an besten Echtheit, da seit seinem Erscheinen fast 8 Tage verflossen find, ohne daß ein Dementi erfolgt märe, wohl nicht mehr gezweifelt werde» darf — zu mache», hie zur Erläuterung und Nutzanwendung diese- Acienstücks in Hinblick auf die gegenwärtigen Parteistülun- gen in Deutschland zu dienen bestimmt sind. Ma» kann zunächst ei» Bedauern nicht verhehle», daß durch die Veröffentlichung dieses Schreiben» rin mit. vieler Erbit terung nach dem Frieden von Dillafranca in Deutschland geführter Streit darüber, ob Preußen im deutsche» Jn- lcrtsse ctwa» versäumt Hälse oder nicht, wieder äüfge- frischt werd«» wirtz^M kau» »lcht. anders Hejru. glL dah^, da» Gagern'sche Schreiben in dieser Beziehung Vie Oe- müther Derjenigen, welche Preußen der Vernachlässigung eine» großen nationalen Interesses anklagten, wieder ent flammt, und das Resultat davon, eine Antipathie gegen Preußen, ist im jetzigen Zeitpunkt, wo die Weltlage so sehr dazu mahnt, Hüven und drübeii allen Groll fahren zu lasten und gegenseitige» Vertrauen in Deutschland zu fassen, beklagen»wer1h. Von dieser Wirkung abgesehen ist aber da» Gagern'sche Schreiben in jeder andern Hin sicht von höchstem Interesse. Zunächst gilt dies von der Erläuterung, welche Gagern seinem eignen früher» Bun- deSstaatsprogramme giebt. Er zeigt, daß seine Idee auf die Hoffnung gegründet war, Oesterreich selbst werde das Vertrauen gewinnen, daß ihm die Unterstützung deS übrigen Deutschlands, auch wenn dieses in einem Bundes staate besonders geeinigt wäre, nie in Kämpfen gegen daS Ausland fehlen und daß man in dem Bundesstaate Deutschland niemals seine bundesgrnostenschaftliche Pflicht in dieser Beziehung verkennen werde. Damit hierfür eine sichrere Gewähr geboten würde, als durch die Cabinete, wollte Gagern einen parlamentarischen Bundesstaat und vertraute abermals darauf, daß sieb im Parlamente ein nationaler und bundeSgenossenschaftlichcr Geist Oesterreich gegenüber stets energisch geltend machen und die etwa hierin wankenden Cabinete beherrschen werde. Gagern erklärt nun, daß diese Stützen für seine frühere BundcSstaatSidce durch die preußische Politik und das Verhalten der preußischen Kammern völlig erschüttert wärest. Diese Politik sei eine antinationale gewesen und habe Oesterreich alle» Vertrauen zu einer aufrichtigen bund^-genossenschaftlichen Gesinnung Preußen» nehmen müsse«. Und die preußische Landesvertretung, welche diese Politik unterstützt, hab« gezeigt, daß, wenn Preußen sich an de» Spitze «i»c» deutsche« Bundesstaat» befinden würde, Oeftemeich vo» dem nationalen Geiste dorther Richt» er wart«» könne. Hier also -- u»d dir» scheint un» dem Gagera'schen Schreibe« reuen gewissen historische» Werth zu geben — erklärt Gagern offen, daß seine Bunde»- ftaat»idee auf Voraussetzungen beruht habe, die sich kurze Zeit Sachher als völlig irrthüerrlich erwiesen. Einem sol chen offenen GeftändNiß de» Urheber» der deutschen Bun- derstaa!»Politik wiid man die Anerkennung nicht versagen könnet«, daß eS einen den Schreiber ehrenden tiefen Sinn der Rechtlichkeit und Aufrichtigkeit verräth. Mag man deshalb über den politischen Charakter Gagern'» zu einem noch so milden und versöhnenden Urtheil auf Seiten der ' früher» Gegner desselben geführt werden müssen, so dürfen die lttztern sich doch heute die Gcnugthuung nicht ver sagen, darauf hinzuweisen, daß sie die trüglichen Voraus setzungen des Gagern'sche» BundeSstaatSprogrammS stet deutlich erkannt habet«. Es ist heute durch Gagern's Offen heit selbst gerechtfertigt, was seine Gegner immer einge halte« haben, nämlich, daß, wenn e» schon im Allgemei nen eine unzulässige nationale Politik sei, die größten nationalen Interessen deS Betsammenbleibens der deutschen Gesammtmacht von so leicht wechselnden Gcfühlsstimmun- gen abhängig zu machen, dir Gefährlichkeit eines solchen Calcüls in dem vorliegenden Falle noch klarer erschien durch die projectirte Art, in welcher der Gagern'sche Bundes staat in» Leben treten sollte. Denn e» handelte sich bei demselben nicht um einen Bund Gleichberechtigter, in dem da- bei ihnen vorwaltende Interesse an der Erhaltung der deutschen Gesammtmacht sich immer hätte Geltung verschaffen unhvondem ferner ein in diesemJnterrsse geschloffenes festes vertragsmäßige» Derhältniß z« Oesterreich unter allen Um ständen hätte aufrecht erhalten werden können, sondern der Gagern'sche Bundesstaat wollte die Abhängigmachung aller deutschen Staaten von Preuuen, — da» heißt, er ordnete di« Geltendmachung deS Interesse» an der Erhaltung der deutschen Gcsammtmacht der Politik einer deutschen Groß macht unter, welche stets daS natürliche Bestreben haben muß, sich vou einer jeden beengenden Verpflichtung zu eman- cipiten. Daß aus einem solchen Verhältnisse nicht ein natsoaaler Geist entspringen konnte, wie Gagern ihn al- die erste Bedingung für die Ausführung seiner BundeS- staittSldee aufsttfltt, war den Gegnern seiner Idee stet» kl-N^A«L cs gereicht lhn.cn Das, was Gagern heute selbst über die Haltung der preußischen DoTkSvertrttükg fügt, auch darin zur Rechtfertigung, daß sie in Hinblick auf die Vor gänge in allen parlamentarischen Versammlungen vom Jahre 1848 an kein Vertrauen zu der Hoffnung Gagern's fassen konnten, der überwiegende und sich selbst vollkommen klare Wille de» Parlament» im Bundesstaate werde ein Ab weichen des Cabinet» der an die Spitze des Bundes staate» gestellten deutschen Großmacht vom nationalen Ge- sammtinteresse stets zu verhindern wissen. Gagern nennt die Bundesverfassung eine „schlechte" und es kann die- Urtheil von dem Standpunkte seiner langjährigen Be mühungen für eine Aenderung derselben selbst in einem Momente leicht erklärlich sein, wo er offen das Geständ- niß seines eigenen großen politischen Irrthums ablegt. Aber Gagern selbst wird sich der Einsicht nicht verschlie ßen können, daß die Zerstörung seiner Illusionen durch die Ereignisse den Grundgedanken deS Deutschen Bundes nur ins hellste Licht stellen kann. Dieser Gedanke ist der Bund Gleichberechtigter und die durch diese Organisation gebotene Möglichkeit, die vielfach divcrgircndeN Interessen der beiden deutschen Großmächte im deutschen Gesammt- interesse zu versöhnen, jede der deutschen Großmächte davon abzuhalten, ein besonderes Interesse weiter zu ver folgen, als cs im deutschen Gesammtinteressc liegt. Jemehr diese BundrSidce zur Entwickelung kommr, desto gesicherter wird die Freiheit und Unabhängigkeit der deutschen Nation sein, während der umgekehrte Fall bei der Gagern'schen und jeder andern BundeSstaatSidee eintteten wird, m der dem divergirenden Interesse der beiden deutschen Groß mächte die freieste Flucht gelassen werden muß. Gager» zürnt über die preußische Politik und die Haltung der preußischen Kammern im vorigeaJahre und gesteht, daß seine Hoffnung auf di« Herstellung des Geistes, welcher di« Form des Bundesstaate- durchwehen sollte, dadurch vernichtet, mit ihr sein ganze- Ideal zerstört wäre. E» liegt auch hierin eine große Wahrheit, die wir nicht oft genug De nen zur Beherzigung empfehlen können, welche jeden Fortschritt von einer Aenderung der Form abhängig niachen: nicht auf die Form kommt eS zumeist an, son dern auf den Geist, welcher sie durchdringt, und so schwach in mancher Beziehung die BundeSformen sein mögen, da» Streben, Tüchtiges im allgemeinen Interesse zu wollen, der Geist der Hingebung an di« allgemeinen Interessen würden auch in der mangelhaften Form Großes erreichen lassen können. Hätte dieser Geist so recht frisch und vo« allen Seiten ungehindert am Bunde walten können im letzten Jahre: wir würden nicht so Traurige- erlebt ha ben, daß einer deutschen Macht ein werthvoller Besitz ent rissen werden konnte, und daß Deutschland, anstatt die» zu verhindern, in Zank und Mißtrauen seine Kräfte lahm legte. Hätte Oesterreich die. feste Gewähr gehabt, von Deutschland unterstützt zu werden in seinem gute» Rechte, es hätte die aus strategischen Gründen erfolgte Kriegserklärung unterlassen und den Jntriguen seiner Feinde in gesicherter Passivität nicht nur zusehrn können, sondern auch zusehen müsse». Deun alsdann, aber nur alsdann konnte Oesterreich genöthigt werden, dem ihm bundeSgenoflenschaftlich beispringenden übrigen Deutsch land die größte Rücksicht in der Richtung seiner politischen Zwecke sowohl, als seiner diplomatischen und militärischen Action widerfahren zu lassen. Deutschland hätte ia Wahrheit den Lauf und Zweck des Kriege» in Hände« gehabt. Daß die Verhältnisse sich nicht in dieser natur gemäßen und glücklichen Weise gestalteten, davon ist der Hauptgrund freilich darin zu suchen, daß die BundeS- staatsidee noch nicht ganz überwunden war, daß man ihr im Norden Deutschland» noch immer nachhing, daß ihre Anhänger in Preußen eben wieder zu neuem Einfluß gelangt waren, und daß selbst unter der Herrschaft ihrer kaum abgetretenen Gegner dieselbe Idee in den ungewissen Formen des DualiSmu» und in dem systematischen Aus druck der Bundesabgeneigtheit Boden behauptet hatte. Die» allein war der Grund jenes angeblichen Un vermögen» de» Bunde», welcher freilich eben so unver mögend war, wie e- ein eingesperrler oder gefesselter Mensch ist, der Kraft und Willen hat sich zu schlage». Möge ein Jeder auf seinem Platze dazu mithelfea, einen bnndrSgrnvssrnschaEtlichen Geist überall in Deutsch land zu entzünden und wach zu halten, der selbst in den mangelhaften Formen de» Bundes Großes wirke« kann: da» ist der Wunsch, den heute die deutschen Patrioten fühlen, vor Allem aber Diejenigen haben sollten, welche in dem Gagern'schen Schreiben da» Spiegelbild ihrer Enttäuschung erkennen müssen! — Wenn Gagern weiter dann in da- Urtheil Derer, ein stimmt, welche tadelten, daß Oesterreich im Kampfe von Preußen ohne Unterstützung gelassen sei, so möchte hier bei darauf hinzuweiscn sein, daß da» Gagern'sche Schrei ben nach der Veröffentlichung aller preußischen und öster reichischen Depeschen über die Verhandlungen zwischen Oesterreich und Preußen wegen einer Allianz gegen Frank reich und wegen einer Mediation Preußen» mit de» andern Mächten geschrieben ist. Auf Gagern hat also jene Veröffentlichung nicht einen für die preußische Politik während de» italienischen Kriege» gewinnenden Eindruck gemacht. Schließlich spricht sich Gagern energisch gegen die modernen Verdreher seiner frühern BundeSstaatSidee au». Er züchtigt mit harten Worten Diejenigen, welche in dem Augenblicke, wo durch da- Verhalten Preußen» in Wahrheit die Möglichkeit der alten BundeSstaatSidee völlig beseitigt wurde, ein neues BundcSstaatsprogramm aufstcllen können. Er giebt zu verstehen, da» alte Pro gramm sei national deutsch gewesen, das neue anti-natio nal. Wenn ei» Mann, wie Gagern, dergleichen au»- F e uillet o n. Letzt«'« zooplastischr« Eadiaet im Doublrtten- saale auf der Brützl'schen Terrasse gehört zu den inter essantesten Sehenswürdigkeiten, welche unS diese an Schaustellungen aller Art reiche Saison gebracht hat. Besagte- Eabinet verbindet da« Angenehme mit dem Nützlichen, genußvolle Unterhaltung mit Belehrung und weiß de« Künstler eben so wie den Mann der Wissen schaft zu befriedigen. - Die steifbeinigen, glaSäugigea Rcpräsentanten eines ehemaligen Organismus, wie sie die au-gestopften Häute vieler Museen bis jetzt boten, sind eben nicht dazu angethan, da» Jntercff« für Aovlogie zu wecken und zu steigern. Mit Recht legt man daher jetzt auf die Trefflichkeit derjenigen Darstellungen der Thiere, zu der sie ihre eigne Haut hergeben müssen, ein größere» Gewicht, al» bisher geschehen ist. Man sieht rin, daß die Felle nicht Zweck, sondern nur Mittel find, und daß e» nicht damit abgethan ist, eine todte Haut einfach mit todtem Stoffp anzufüllen, sondern daß ein physiologisches Auge und eine künstlerisch« Hand dazu gehört, die todte Haut zu beleben, um sowohl dem wissenschaftlichen al» auch dem künstlerischen Studium Vorschub leisten zu könne«. Diesen physiologischen und künstlerischen Blick, diese Absicht künstlerischer Darstellung, bei der Ausstopfung von Thieren angewandt, zeigen die vortrrfflichtn Darstellungen der Gebrüder Leven, deren zooplastische» Museum in Frankfurt an» Main seit Jahre» eine» weitverbreiteten und wohlverdienten Ruse- sich er freut. Obgleich e» nur «in kleiner Theis dx» reichen Museum- ist, der gegrawLrtkg hier ausgestellt ist, fi) wird man dennoch einen Besuch dieser Ausstellung schr lohnend finden. I» geschmackvollem und sinnigem Arrangement bietet dieselbe eine Menge höchst, lebens-, volle? Charakterbilder au» dem Thierleben. Meisterstück« der Ausstopfung sind ein paar Hühnerhunde in äußerst charakteristischen, der Natur fein abgelauschten Stellun gen; Gemsen, die uns in ihrer zierlich scheuen Bewegung auf hoher Firn rntgegentreten; ferner der gespenstische Auerhahn; das kampfsertige Geschlecht der Adler; Eulen in so lebenswahrer Stellung, daß bei der verhältniß- mäßigen Ruhe dieses Minertzavogels jede Sicherheit der Abwesenheit von Fleisch und Blut aufhört. Hier be lauschen wir eine Rehfamilie, dort spielt behaglich Frau Ermelyn mit ihren hoffnungsvollen Sprößlingen, die in drolliger Weis« da» Behagen der Existenz zu empfinden anfangen, während Herr Reineke beutebcladcn von einem seiner Jagdzüge heimkehrt. Ja einer Menge sinnig moti- virter Seinen treten un» so allerhand Thiernovellrn ent gegen, während in andern Gruppen da» Novellistische sich in da» Dramatische steigert, so vorzüglich in einem vo« Wölfen angegriffenen Eber, eine Scene, welche an die furchtbaren Iagdbilder von RubenS und Snyder» erinnert. „Die Thiere find gebrochene und durch katoptrische Strahlen auSeinandergelrgte Strahlen de» menschlichen Bilde», m<-mbra pcmlne" sagt Herder an irgend «iaer Stelle. Welcher Schatz von Komik in dem Thiere liegt, wenn man e» darauf ansieht, daß r» eigentlich «t»en Mensche« vorstellen soll, davon ttcfert Leven » Cabinet in, r^mr Reiht humpriüzschegH«d satyrischer Thierdarstclluugen die schlagendsten Belege. Die mit Geschmack und Eleganz, Humor und Dcob-ich- . tungtgeist, mit dem Talente eine» Kaulbach componirte« und ausgeführteus Caricatnrrn sind in ihrer Drolari« von der ergötzlichsten Wirkung. Ueberaü ist Leben, überall Bewegung und Charakter, vo« Größte» bi» zum Kf«i»-, sie«. Ueberall offenbart fich, waS den Arbeiten da» künst lerische Gepräge giebt: die gewissenhafteste Aajehunng , an di« Natur Dafi bei ei»er solchen Behandl»ng ei» au»gestopfte» Thier außer dem künstlerischen Jntereffe, da» es bietet, auch dein künstlerischen Studium in man chen Fällen die Anschauung lebender Eremplare ersetzen kann, ist kein Zweifel; allein wir meinen, daß auch für das wissenschaftliche Stuoium diese künstlerische Lösung der Dermotaris weiter reichen muß, als die gewöhnliche, die fich begnügt, Haare und Federn auf einen Stock zu spannen. i'- Toldatenleben. Bilder nus dem dreißigjährigen Kriege, H. M. Mosch erosch uacherzählt. (Fortsetzung au« Ar. SL.) De« andern Morgen» um 7 Uhren, nachdem wir Jeder rin halb Maß Wein getrunken und uns Gott be fohlen, gingen wir vor da» Thor in den Brühl oder Wryermatte, al» man sie nennet«: unser Gegentheil kam auch bald hernach, waren aber plump voll und stelletrn sich fast unsinnig. Ich nicht faul und sobald vom Leder gezogen, aber aus Unbedacht stellrte ich mich in eine flache Tiefe und Bobowitz gegen mir stund um einen ganzen Schuh höher, deswegen er guten Vortheil gegen mich hatte: wir fochten eine Weile und letztlich liefen wir einander an, also daß beide Degen neben dem Leib hingingen. Bobowitz warf sobald seinen Degen btiseit» und ergriff mich in der Mitten, warf mich zu Boden und mit den Knien stieß er mir gegen dem Herzen, als ob er mich rad- brechen wollte. Ich aber behielt unterdessen meinen Degen in der Faust und mit dcm Kreuz stieß ich ihm so lang' auf den Kopf, bl- da» Blut hernach ging. „DaS ist nicht redlich gehandelt," schrie ich, „Bobo witz, Du Kist ein Mörder!" Auf welche Worte dir Andern herbeilirfen und ihn von mir rissen. Er hatte mich mit Stößen übel zugr richtet, also daß ich lange Zeit die Schmerzen mit großem Stechen gefühlet und allererst hernach in meiner Mutter Haus durch Erpertus RobertuS mit der grünen Salb', deren ich des Tags etliche Mal in warmem Gersten wasser trinken mußte, bin gehrilrt worden. Mir aber that cs doch Wohl, daß ich sah dem Bobowitzen daS Blut den Nacken herablaufe«, dessen er wollte unsinnig werden, wurden aber wir Beide gleich bald einander die Hände zu geben gezwungen und also verglichen. Daraus kamen der Doetor und Lafsal an einander. Der Doctor muß mehr dabei gewesen sein, denn er sprang herum, als wie eine Asstzel (Elster), bald auf dies«, bald aus dir andere Seiten, nnd konnte sich der Laffal, wel cher dicken Leibe- war, so geschwind nicht wenden, daß er den Doctor recht hätte zu Gesicht bringen mögen, di» der Doctor endlich seine» Vortheil ersähe und dem Laff-l anlief, auch sobald das Rappier hinterrücks mit beiden Händen umgekehrt und ihm von hinten zu in daS Dicke st»eß, daß er zu Biden sank, ehe er es inne worden. Es waren wunderliche Gespräche, Einer gab dem Doctor unrecht, der Andere gewonnen; Laffal aber ent rüstete sich dergestalt, daß er dem Doctor den Tod und ih» mit einem Dolchen aller Orten niederzustoßen schwur, wel ches ihm aber gefehlet, al- wir hernach hören werde«. Ist also Laffal in dir Stadt getragen worden und wir hmein gegangen, und beim Essen unS wieder i» der Güte versöhnet. Bobowitz sprach mit Lachen: „Philandrr, ich sehe jetzt, daß die Almosen und de» Pfaffen Gebet was kann, denn ich wollte Dich zu todt gestoßen haben, aber ich glaube frstiglich, daß-mich Jemand zurückgehalten hat, wiewohl ich Niemand gesehen, uad e» giebt mir schier ri»e Lust, ich wollte auch was um GotteSwiüen geben." Ich aber glaube oha' Zweifel, daß Gott durch sein« Gnad' mich erhalten, sonsten unter s» vielen Bösewichten»
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