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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.11.1852
- Erscheinungsdatum
- 1852-11-19
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185211192
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18521119
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18521119
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1852
- Monat1852-11
- Tag1852-11-19
- Monat1852-11
- Jahr1852
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.11.1852
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Leipziger und Anzeiger. ^ 324 Areitag den 19. November. 18S2. Stadttheater ;u Lech^lg. Der Abend de- Dienstag- lehrte un- ein neues deutsche- Originalwerk kennen und gewährte daher eine größere Freude, als die meisten anderm Abende. Gewiß wird eS nicht bloß bei dem Einzelnen, sondern allgemein freudig empfunden, wenn die gewisser maßen muthwillige Behauptung, daß es im Vaterlande an dra matischer Production fehle, Widerlegungen erhält. Da- im Sinne stehende Werk ist da- fünfactige Schauspiel „Der Kaiser im grauen Rock," dessen Verfasser A. Rost ist, mit dessen Namen unS früher schon ein Stück gleichen Genre- unter dem Titel „Landgraf Friedrich mit der gebissenen Wange" bekannt gemacht hat. ES dürfte nicht schwer sein, der Dichtung Mängel nachzu weisen, aber auch nicht leicht, ihr diejenige Tüchtigkeit abzusprechen, welche sie zu einer ehrenvollen Stelle im Repertoir der Bühnen und in der Literatur berechtigt. Au dem, was ander- oder weg gewünscht werden könnte, gehört vorzüglich die Centrifugirung der drei Haupthandlungen, durch welche ein feurige- Interesse der Aeugen der Begebenheit, nämlich de- Publicum-, in etwa- noth- wendig verhindert werden muß. Der Dichter hat dadurch auSzu- helfen gesucht, daß er die Theilhaber dieser und jener Handlung öfter- in Berührung mit einander kommen läßt. Allein die so ge wonnene Concentrirung ist eine nur äußerliche; in dem Kern der Sache, dem Ereianiß, aber bleibt dennoch die Spaltung mit ihrem Einflüsse. Dem entspringt der Uebelstand, daß die Haupt person de- Stück-, nämlich Kaiser Rudolph, der Habsburger, eine blo- scheinbare Aktivität gewinnt und in der That nur die Stellung einer wichtigen Nebenperson erhält, welche in Rücksicht auf die Größe seine- Einflusses und auf die von dem Dichter beabsichtigte Bedeutsamkeit seiner Person wieder ein Mißverhältniß entstehen läßt. Da- sind die Dinge, an denen sich etwa ein Tadel geltend machen könnte. Ein weiterer Raum ist dem Lobe gewährt. Betrachtet man die Dichtung in ihrer Gesammtheit und in Rück sicht auf ihren, von dem Dichter recht deutlich an da- Licht ge legten Aweck, so haben wir ein Gemälde de- Mittelalter-, da- Grund der treuen Zeichnung und der Jarbenfrische prächtig genannt werden muß. Wir wüßten uns kaum eine- neueren dramatischen Werke- zu erinnern, in welchem ein Zeitalter mit solcher Wahr heit und ergötzender Farbenlebendigkeit zur Anschauung gebracht wäre. Aber nicht blo-, daß wir da- Verhältniß de- MeichSober- haupteS, da- Treiben, Trachten und die Manier de- Adel-, die Eiaenthümlichkeiten de- im engherzigsten Zunftwesen verwickelten Büraerthum- und endlich selbst da- Söldnerwesen kennen lernen, wir sehen auch die wichtigsten Repräsentanten dieser gesellschaftlichen Schichten mit aller möglichen Treue gegen die Historie gemalt. Der größte Fleiß ist aus die Figur de- Kaiser- Rudolph ver wendet, die Herr Rudolph wirklich herrlich zur Darstellung brachte. Da mochte man wohl sagen: da- ist der Hab-burger leibhaftig, und sollte er au- dem Grabe auferstehen, so und nicht ander- dürfte er sein, oder die Historienschreiber sind Lügner. C- war eine jener Rollen, in welchen Herr Rudolph mit Recht Ehrfurcht vor seiner Künstlerschast fordern kann und in welchen nicht leicht ein Zweiter mit ihm einen Wettkampf versuchen kann. Ihm an der Seite sieht man den Doctor Waldstetten, einen echten Recht-gelehrten jener femm Zeit. Herr Stürmer gab ihn vortrefflich. Seifried von Hornberg war ein vollendete- Bild der vom Gift de- Geburt-dünkel- und der SelbstständigkeitS sucht aufgeschwollenen Raufjunker jene- Zeitalter-. Zwar kommt er nur in wenigen Scenen vor, aber seine Figur ist auf da- Voll ständigste au-geführt. Herr Behr gab ihn mit großer Tüchtigkeit. Der Graf RheinfelS, der geschworene Feind de- Kaiser- Ru dolph, kommt nur einmal recht zum Vorschein, und auch darin liegt ein kleiner Fehler der Dichtung. Diese Person, welche so großen Antheil an dem Ereigniß hat und von der so viel die Rede ist, mußte mehr zur Action kommen. Es würden dadurch zwei ^auptzweiae der Handlung größere und mittellosere Verbindung und da- Ganze mehr Mitte und Kern gewonnen haben. Der Dichter hat hier den nothwendig eintretenden Mangel gefühlt und eine Ergänzung durch die Bravour der Partie, welche Rhein - fels zu spielen hat, herzustellen gesucht. Indem diese aber der Entwickelung ermangelt, wird sie für den Darsteller höchst schwierig, oder erfordert vielmehr einen Darsteller, der dergestalt zu vermitteln weiß, daß die Urplötzlichst der Erscheinung erklärlich sei und den Zuschauer nicht unangenehm überfalle. Die kleine Partie war in den Händen de-Herrn v. Othegraven, und daß in denen auf- Beste für sie gesorgt war, darf nicht erst au-einandergesetzt werden. Mehr zur Thätigkeit kommt die Gemahlin de- Grafen Rhein- fels, welche als seine Vertreterin auftritt, aber zugleich auch, wenigstens annähemd, Vertreterin der edleren Grundsätze de- da maligen Rittetthum- ist. Sie hat in ihrer Partie schöne pathe tische Vorträge, die Fräulein Schäfer auf da- Beste zu nützen verstand. Der Schwertfeger und RathSherr Mengersen, in dem Vorurtheil, Dünkel und Eifersucht de- damaligen noch jungen und unsicher stehenden Bürgerthum- zur Anschauung kommen, wurde von Herrn Pauli recht tüchtig dargestellt. An der gleichen Repräsentation betheiligt, steht neben ihm der Schneider Rechen - berg er, den Herr Ballmann gab. Der Dichter hat aber darin wohl einen Fehler begangen, daß er in den Schneider zu sehr den Charakter des Schneiders der Neuzeit gelegt hat. Er hat dadurch freilich eine sehr komische Figur gewonnen, aber der historische Repräsentant hat dadurch an Au-prägung und Werth verloren. Zudem ist eS zweifelhaft, ob die grelle Komik dieser Figur nicht einen zu starken Contrast bilde und der Eindruck der wichtigen historischen Potenzen dadurch geschmälert werde. Der Darsteller, Herr Ballmann, konnte natürlich den Fehler, den hier der Dichter etwa begangen hat, nicht beseitigen, hielt sich vielmehr an die Vorschrift der Dichtung und erregte durch seinen Schneider Rechenberger die größte Heiterkeit. In die*reiche Zahl der schönen, zur Abspiegelung de- Zeitalter- benutzten Figuren gehören auch der Zimmerer Wolfram, den Herr Böcke! recht gewandt, und der Rottmeister Sebald, den Herr Menzel ganz charakteristisch gab. Eine in dem Ereigniß mit großer Bedeutung stehende Person, nämlich Arm gart, haben wir übergangen. Fräulein Lieb ich gab dieselbe ganz allerliebst. ES war eine Auf gabe, die ihr Naturell und ihre Kunstfertigkeit auf da- Vollstän digste beherrschen. So hat un- Rost ein Stück de- Mittelalter- mit einer Wahrheit und Lebendigkeit hingestellt, wie es wohl äußerst seltm im Drama, selbst nicht oft im Roman gefunden werden dürfte. Der Werth de- Stücke- auf dieser Seite heißt gern über Mängel schweigen, die auf einer andern etwa gefunden werden. Die Aufnahme von Seiten de- Publicum- war eine freundliche, welche eine öftere Wiederholung berechtigt. — Die kleine am vorgestrigen Abend zur Aufführung gelangte Benedix- sche Novität mag de- Raume- halber nach ihrer Wiederholung
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