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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.10.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-10-16
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188310165
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18831016
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18831016
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-10
- Tag1883-10-16
- Monat1883-10
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.10.1883
- Autor
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Erscheint täglich ftüh 6'/, Uhr. lik-artion und Lrpeditio» IohanneSgasje 33. Aprrchüundkn -rr Urdartion: Bormitwg« 10—12 Uhr. NachnuttagS 5—6 Uhr. oiir dt« NX,»de en,,el»i>dter vc-iuiicrwt« »acht Hch du Ne»»cli«a m<d> rerdmLUed. Nn»atz«« »er für »te nSchfts,l,e«»e Nummer »rstimmte« -nserate «n Wochr»ta«eu bi« 2 Utzr Nachmittag«, au S«nn-»«» -efttagen früh bi»'/,» Uhr Zn -en Filiglen Inr Zns.-Annahmr Otto Klemm, UnlverfltätSstraße 21, L««i« Lösche, Katharinenstraße 18, p nur »t« '),2 Adr aMtr. TllgMM Mzeiger. vrgan siir Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage L8,L0«. Abonnrmratsprri« viertel,. 4'/» Mt. incl. Bringrrlvd» 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mt. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Bebüdren ,ür Extrabeilage» »hur Postbesörberung 39 Mk. »l» Posidesörderung 48 Mk. Znlrrate »lge'pallene Petitzeilr 20 Pf. Größere Schriften laut unserem Prei«. Verzeichnis. Tabellarischer u. Ziffcrniatz nach HSHerm Tarif. Leelamen unter dem krdartiönrkrich die Spattzeilc 50 Pf. Inlerale sine ficir an die G^peSttt«» zu iende». — Rabatt wird nichl gegeben. Zahlnag pr»euuin->rnu<>n oder durch P«ft> aachnauine. 288. Dienstag den 16. October 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vckgnntmachung. Die von un» an, 10. d. M. aus den Abbruch versteigerte, auf hiesigen, Marktplätze aufgesiellte. al« „III. Neue Neide" bezeichnet«: Mcßbudenrelhe haben wir dem Höchstbieter zugoschlagrn und entlasse« daher in Gemäßheit der Versteigern»,zöbedingungen die übrigen Dieter hiermit ihrer Gebote. Leipzig, den 12. October 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. tIeorgi. Slöß. 39) ein Pommerübrrrikber von gelblichbraunem Diagonal, mit olivensardtgem dunklen Futter, au» einem Comptoir in Nr. 33 der Zeitzer Straße, am 14. dss Mit. Bormittags. Etwaige Wahrnehmungen über de» Verblieb der gestohlene» Sachen oder den Thäter sind ungesäumt bei unserer Eriminal- Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am IS. Oktober 1883. Ta« Volizrt-Amt »er Stadt Letprig. Vretlchneider. Knrschke. Virbklahls-Velianntmachung. Gestohlen wurden allhier erstatteter Anzeige zufolge: 1) Eine silbern, ühliudkruhr mit Secunde, Goldrand, geriefter Rüchcitc mit länglich viereckigem Plättchen, im Innern de» Gehäuse« mii der Fabrikilumiiier 7052, eine alte silberne Spindeluhr mlt MonatSzciger, eine kurze Haarkette ohne Beschlag und ein altes Neitzzeug iu Etui, aus einer Wohnung in Nr. 10 der Tolonnadrn straße, vom 1. bis 3. ds» Mts.; 2) ein weißleineneS Betttuch, drei Paar weiße Ktndrrhofr», gez. X., acht Paar weißbaumwostene Kiiiderftrümpfe und ein Paar schwarzwollene Franrilstrüinpse, gez. ck., au- einer Wohnung iu Nr. 10 der Teichstraße, vom 4. bi» b. dss. MtS.; 3) ein Geldbetrag von 01 ^l, in einer Doppeltes«?, vier Kronen und rincni Markstücke, ferner rin WannSrock von schwar zem Lüster, ein weiße» Oberhemd, zwei weißleinene MannS- hemdcn, ein ebeusolchcü von graucin Barchent, drei weißleinene Betttücher und zwei Bettüberzüge, roth und weiß-, bez. bla» und weißcarrirt, mitlclst Nachschlüsict» au» einer Wohnung in Nr. 58 der Ulrichsgaffe, vom 1. bi» 6. dss. Ml».; 4) eine goldene Brille nebst schwarzem Futteral, etwa 100 Stück Eiggrren in einem Klstchen, ein Temmcrüberzteykr von gelblich grünem Stoffe, mit braune» Hornknöpsen und schwarzem Futter, ein Nock von braiiiiiiielirtem Sommerstoffe mit Hornknöpfen und schwarzem Futter, ein Jaqnet von bro»nem Sommerstoff mit braunen Hornkuöpsen, zwei alte Weste«, zwei blauleinene Taschen tücher, gez. L. und ei» Notizbuch in grünem Einband, mtttelft Ginbruchs au» eineki Comptoir in Nr. 2?b am Floßplatze, in der Nacht vom 6. zum 7. ds». Mt«.: b) eine messingene Lünle mit zwci H4H««». von einer Kohlen säuren - Wasser. Ambulanee, welch« aus de« KSntgSplatze gestanden hat, in derselbe» Nacht; ... 8) «in Geldbetrag von 44 ^1, in Thalern, Zweimark-, Mark- und Funszigpsennigstücken. mittelst Nachschlnffel« au« einer Doh nung in Rr. 27 der Reichsstraß», am 7. dss. Mt». Nachmittag»; 7) ein braunlcderneS Geldtäschchen mit einem Inhalte von ca. 2 >l, in einem Markstücke und kleiner Münze, mittelst Taschen- SiebktatzlS aus dem Roßplatze, zu derselben Zeit; 8) ein schwarzer Zaiiella-Negenschirm mit Naturstock und gelb- polirtem Griff, au» dem Restaurationslocale Nr. 6 der Katharinen straße, zur nämliche» Zeit; 9) ein hölzernes braunpolirteS Kästchen, darin ein Gelddetrag von ca. 0 .<4, in einem Zweimarkstücke, zwei Markstücken und kleiner Münze, an» einer Schlaskammer im Bayerischen Bahnhofe, vom 7. bis 8. dsS. Mi».; 10) ein goldener Tamciiring, gerieft und mit neun bunten Perlen beseht, aus einer Wohnung in Nr. 15 der Südstraße, am 8. d. Mts. Vormittags; 11) ein Portemonnaie von schwarzem Leder, mit gelbem Bügel, enthaltend ca. 0 ./! in einem Thaler und kleiner Münze, mittelst Taschklldlkbstahl« an der Ecke der PeterSstraßs und de» ThomaSgüßchenS, am gleichen Tage Nachmittags; 12) ein Deckbett und ein große» Kissen mit blau- und weiß gestreiftem Inlet, ein Kopfkissen mit roth- und weißgestreiftem Jnlet und eine große grnnwollenc Decke mit schwarzer Kante, mittelst GtnbrnchS an« einem «Schnpven im Grundstück Nr. 43 der Frankfurter Straße, vom 8. bi» S. d. MtS.; 13) ein Geldbetrag von 0 ^l, in kleiner Münze, au« einem Reisewagen, welcher aus dem Königsplatze gestanden hat, am 9. dsS. Mt». Nachmittag«; 14) ein dunkelblauseidener Regenschirm mit schwarzem Stab und durchbrochenem Griffe, von einem V.-rkausSstande aus dem Töpserplatze, zu gleicher Zeit: 15) ein schwarzledernes Geldtäschchen mit einem Inhalte von 4 >l 80/4 >» einem Thaler, einen, Markstücke und kleiner Münze, au» eiuem ArbcitSlocalc in Nr. 29 der Iohanne-gasse, zur »im lichen Zeit; 16) ein MaiinSrock von dunkelbraunem Stoffe, mit einer Reih« Knöpfen, hellgrauem Acrmel- und schwarzem Sckwoßsutter, — in einer Tasche befand sich ein Notizbuch mit mehreren Bisitenkarten, aus Oarl Krad. Lek-uberxer lautend —, au» einer Schlafstube in Nr. 1b der Rosenlhalgaffe, am gleichen Tage AbendS; 17> ein Zwanzig!»«, kstiick, au» einem gleichen Locale in Rr. 41 der Weststrabe, vom 7. bi» 10. d. M. 18) ein braunlederiie» Portemonnaie mit ca. 28 Mark, in Markstücken und kleiner Münze, sowie zwei alte Kuvsermünzen, au» einem Gastlocale in Nr. 6b der Sterawartenstraße, am 10 d. M. Abends. 19) ein ebensolche« von schwarzem Leder, enthaltend circa 20 ^l, in einer Krone und div. Silbcrmünze, sowie zwei Achtel- loose der Braunschwciger Lotterie, mittelst TaschrnbirbftahlS in der Nicolaistraße, am 11. l>». Mts. Vormittag»; 20) eine kleine blecherne Büchse, enthaltend 37 in fünf Krone», einem Thaler, einem Zweimarkstück und zwei Markstücken, au« einer Bcrkau!»bud: der 17. Reihe aus dem AugustuSplatzc, am gleiche» Tage Nachmittag»; 21) ein schwarzer halbhoher Ftlzhilt mit wcißseidenem Futter und den, eiiigcschriebeiie» Namen li Voixl, au- dem Restaura !io»-local in Nr. 22 am Brühl, am 10. ds». Mi». Abends; 22) ein Zehnmarkstück, au» einer Schlafstube in Nr. 81 der 1lexa»dersti"ße, zu de, letten Zeit; 23) eine Quantität Steinkohlen, elwa 1 Cenkuer an Gewicht, mittelst Einbruchs an» einer KeNeraltthcilung in Nr. 15 der Dufourstraße, vom 10. di» II. ds» Mt».; 24) ein GelStäschchcn von schwarzem Leder, enthaltend 23 ^l. in drei Kronen, vier Markstücken und kleiner Münze, sowie vier Speiscmarken und eine Briesmarke zu 3 »j, au» einer Wobnong in Nr. 3li32 der Ou-rstruße, in der Nacht vom ll. zum 12. ds» Ml».; 25) acht bi» zehn dunkelblauwollene Trikot«, fünf cbrnlolchr mit halben Aernieln, drei Joppen von dunkelblanem leichten Tuch, eine ««»gleichen von dunkelblauem starken Stoff, in welche ein Eicbenkranz von Silber cingestick» ist und ein Paar grauleinene Hose», mittelst Einbruchs aus einer Bude an der Schreberstraße vom 9. bi» 12. di.' Mi» : 26) ein zweirädriger Hanllwagen, blaugestrtchen, an» dein Ho ranm de» Grundstück- Nr. 13 am PeterSstrinweg, am 3. ds». Mt».; 27) ein braiiiilackuter Hanbkorb enthaltend ein Portewonnat« von schwarzem Leder, »iit iveißkni Schlößchen und einem Inhalle von ca. I in k'eiuer Münze, sowie ein Paar alte Filzschuhe und ein ebeiisolch-r Panlossrl. au« einem Geschäft-locale in Nr der Katharinenstre.ße, am 13. ds». MtS. Nachmittag«; 28) ein kleine» ichwarzlederue» Portemonnaie mit weißem Bügel und der Auflchrttt „Nickel nehm ich, «old erstreb ich", ent- haltend ca. 21 Mark in Thalern, Zweimark., Markstücken ,nd kleiner Münze, mittelst Taschrndtebstgtzl« aus dem Rvßplatze, am IS. ds». MtS. Abend«; Nichtamtlicher Theil. vatikanische Wau-luntzcu. Seit einiger Zeit treten allerlei Anzeichen hervor, welche darauf schlichen lasten, daß im Batica» Dinge Vorgehen, welche im Hinblick aus die italienische, sowie aus die allgemeine Politik nicht ohne Wichtigkeit sind. In der Regel werden allerding« die CabinelSgeheiinnisse der Curie eben so der» chmiegen behandelt wie die einer anderen Regierung, allein »anchmai gelingt eö dennoch, einen Einblick in gewisse Ad- ichle» und Pläne zu thun, und überdies läßt, waä specicll die Curie betrifft, die Haltung de- Papste» ininierhin einen Schluß aus die im Zuge befindliche» Acußcrungen der vatikanischen Politik zu. So wird auch gegenwärtig alS aufsällig bemerkt, daß Leo XIII. seil einiger Zeit mit einem Nachdrucke vorzugehcn pflegt, den man an seinen bisherigen diplomatischen Handlungen nicht wahr- gcnommen und der mehr an die bekannte Widerstand-Politik icineS Vorgängers erinnert, welcher bis zu seinem Tode jede- Einlcnken entschieden abgewiesen hatte. Diese Wandlung ist augenblicklich um so weniger erklärlich, weil dafür keine aus reichenden GrUnde vorhanden sind. Man kann nicht sagen, daß die vatikanische Diplomatie in letzterer Zeit irgend einen Mißerfolg gehabt oder eine Niederlage eriltten hätte, ja man kann sogar ans da- Geaentheil Hinweisen. Der Ausgleich mit Rust land ist zur Thatfache geworden und selbst die von den ae» lroffeiiei, Berrinbarunacu überraschten Polen scheinen sn schließlich in die Entschlüsse de« Vatican- gefügt zu haben; die Verständigung nnt Deutschland ist angebahnt, die Ein leitungen zu einem Ausgleiche zwischen Kirche und Staat sind durch die Annahme der Kirchennovelle seiten- Rom- ge troffen, und soweit ab auch der eigentliche FriedenS- zustand noch liegen mag. so ist r« doch nicht gering anznschlagen, daß die eigentliche Schärf« de« ganzen Eonfliet» beseitigt worden ist. Selbst mit den culturiämvfcrischen Schweizern hat sich die päpstliche Diplomatie aus einen ew träglichen Fuß gestellt. Der einst vom BundeSrathe auS> gewiesene General-Bicar von Gens, der Usurpator de» bischöfliche» Stuhles dcS heiligen Franz von SaleS. AbbL Mernüllod, ist heute al» Bischof in Freiburg angestellt, ja in der Tessiner Diöcesan-Angelegenheit sind Ultramontane zu Unterhändler» mit dem Vatican bestellt werden. Man sollte also glaube», der Papst könnte mit seinen bisherigen Er folgen vollständig zufrieden sein, was aber au« seiner er regten Ansprache, die er vor einigen Tagen an die italienischen Pilger gehalten, nicht zu entnehmen ist. Gerade der Umstand, daß so zahlreiche Gläubige sich an den Slusen deS päpst lichen Throne« zu einer Kundgebung im Interesse dcS ValicanS versammelten, hätte, wie nian meinen sollle, den Papst mit einer srcndigen Stimmung erfüllen sollen. Er richtete indes; an die Pilger eine ganz im Stile PiuS' IX. gehaltene An sprache, in der er wie dieser die loyale Politik der italienischen Regierung mit keinen, Worte erwähnte und für die AuS- schreitnngen de» Radikalismus die Mehrheit de« italienischen Volke» veranlwvrllich machte. Man möchte säst vcrmuthen, al« ob der Waffenstillstand mit den bisherigen Haiiptgcqiiern de- Papstthum« in Europa nur die Vorbereitung zu energischen Rechtsansprüchen au,' die dreifache Krone in Italien gewesen wäre. Dafür liegt auch ein weiteres Anzeichen eigenthümlicher Art vor. Die Reise dcS Cardinal-Erzbischofs von Albano. Fürsten Gustav Adolph Hohenlohe, nach Deutschland und besten Besuch bei dem italienischen Gesandten in München sowie bei dem StiftSpropste Töllinger erregt, zumal nach Allem, was diesen Besuchen voranSoegange». als offenbare Kund gebung ein gewisse« gerechtfertigte« Aussehen. Der Car dinal hat in einer in den vatikanischen Kreisen bisher ohne Beispiel dastehenden Weise aus sein BiSIHum verzichtet; die Gründe, die dafür angegeben wurden, sind offenbar so wenig stichhaltig, daß man lie nicht ernst nehmen kann; Fürst Hohrnlobe sollte dadurch gekränkt worden sein, daß der Papst sie Einkünste dcS bischöflichen Stuhles zumeist einem Sub stituten zugewiesen hätte. Nu» weiß man aber, daß der Cardinal persönlich mit der italienischen KönigSsamilie be- sreunbet ist und von jeher einen billigen Ausgleich zwischen den, Qmrinal und dem Vatican befürwortete, waS nach seiner Meinung den Interessen der Kirche am zuträg lichsten wäre. Ebenso ist bekannt, daß eine starke Partei im Vatican dem Fürsten seinv.icb gesinnt war. und zwar gerade jene Fraktion, welche seiner Zeit die eifrigste Vertreterin der energischen Politik PiuS' IX. gewesen ist. E« hat allen An schein, daß der Cardinal seine bisherige Anschauung al« völlig überwunden betrachtet, denn sonst würde er sich nickt r» einem so demonstrativen Brücke mit dem Vatican ent schlossen haben. In dieser Weise saßt man anck zweiselloS da- Auftreten de« Cardinal« in Deutschland am päpstliche» Hose aus und zieht daran- nur deshalb keine weiteren Fol gerungen, weil man ein sensationelle? Ausleheii vcr meiden will. Ob übrigens die .Hoheiilobe-Frage" ganz glatt verlausen wird, vermag heute noch Niemand zu be stimmen; hat cs auch zu alle» Zeiten frondirende Carvinale gegeben, so lag dock keine Kundgebung so offen am Tage wie jene des ossiciellen Besuche- bei dem Vertreter de» König reich« Italien in München. Wie man eigentlich im Vatican die Action gegen Italien einznleiten gedenkt, darüber dürste man wohl oald RähereS ersahren. Tie gegenwärtige diplomatische Lage ist der päpstlichen Politik keineswegs günstig, ja die römische Frage käme jedenfalls überaus ungelegen, lvcil noch andere, nicht weniger wichtige, ihrer Lösnng harren. Ueber- haupt richtet sich gegenwärtig die Aufmerksamkeit der Welt auf ganz andere Dinge, at« aus da- Bcrhältniß zwischen Italien und dem Papste; die allgemeine europäische Lage, die voll Unklai beit und widerstreitender Interest«,> ist. nimmt Ist« vollauf in Anspruch Diese Tbatseche kann dem vatieani I scheu StaatSsccretair de« Auswärtige» »„möglich ei» Ge I heimniß sein. Andererseits ist da? Gerückt, der Papst werde den italienische» Katholiken die Tbei'-iabm« an dem politischen Kampfe serlauben, schon zu oft ausgetnucht und bat sich stet« alS unbegründet erwiesen, weobalb man e« auch gegenwärtig kaum ernst nehmen darf. Wohl könnte die Aufforderung de« Papstes an seine Anhänger in Italien, alS „aufrichtige, mulhige Katholiken kervorzu- trrten und dabi» zu wirken, daß kaS Oberhaupt der Kirche wieder in seine Rechte eingesetzt würde", den Gedanken an eine Wendung und activc Politik nahe legen, aber vorläufig wird man doch die nächsten Ereignisse abwarten muffe», bevor man ganz bestimmte Schlüffe zu ziehe» vermag. UcberdicS bandelt e« sich ja in Italien demnächst um keine politischen Wahlen, bei denen die Katholiken ihre Kräfte mit de»Natio nalen messen könnten. Man darf also der eigentlichen Der- aplassung der jüngsten Vorgänge im Batica» imincrhin mit Spannung enlgcgenlebe». Zweifellos ist aber schon gegen wärkig, daß dort eine actionSlustigc Wandlung eingelretcn ist, welche lebhaft an den starren WiderslantSgcist deö kamps lustigen PiuS IX. erinnert. Leipziss, 16. Oktober 188?,. * Privatnachrichten über da? Befinden deö Kaisers s-utcn durchaus erfreulich. Da« ursprüngliche Programm für die Rückreise de« Kaiser«, wonach die Rückkehr desselben nach Berlin nicht vor dem 20. d. M. erfolge» sollte, wird trotz der jetzt ringelretenen herbstlichen Witterung aufrecht erhalten bleiben; man hält eS sogar für wahrscheinlich, daß der Kaiser ich von Baden direct zu den Jagden nach Wernigerode be geben Werve. * lieber die Genesis der Verleihung deS 15. Ulanen- ReAimenteö an den König AlfonS von Spanien curjzren in der Presse immer noch Detail-, welche theil- un genau, thcilS unrichtig sind. Nachdem der König von Spanien bereit- im Besitze deS Schwarzen AdlerordenS vor kurzer Zeit, au? Anlaß der Vermählung seiner Schwester nnt dein bayerischen Prinzen Ferdinand, Inhaber eine« bayerischen Jnsanterie-RegimenteS geworden war. lag für Preußen eine gebotene Courkoisie vor, dem Gaste de« kaiserlichen Hose- eine gleich« Auszeichnung zu Tbeil werden zu lasten. König AtfonS ist eine Husarensigur, dabe, brünett, und so dachte man an maßgebenderStelle, inAnsehung der Erscheinung und mit Rücksicht aus seine südlich«, an Farbenpracht gewöhnte Heiw-ath, ihm ein Husaren-Rcgiment zu Verleihei,. Da aber temei. »ehr trei war, sv kam da» durch den Tod de« Prinzen Karl alS früheren Inhaber- erledigte SchleSwig-Holsteinische Ulanen-Regiment Rr. 15 in Betracht. Man sagte dem Könige, daß man ihn zum Chef eines Husaren-RegimcntS gemacht haben würde, wäre ein solche« frei gewesen. Er aber betonte ausdrücklich, wie sehr ihn gerade ein Ulanen Regiment gefreut habe. Bon einer Wahl zwischen einem Regimente mit weißen oder gelben Rabatten, wie einige Blätter schreiben, war nichl die Rede. Bei dem CorpS- nianövcr am 22. September theilte Se. Majestät der Kaiser seinem königlichen Gaste mit, daß er ihn zum Chef ernannt habe. Mittags noch gingen telegraphisch die Mil theilungen über Uniform, iv)aß de« König» nach Berlin und am Sonntag, den 25., früh war die Uniform in Veu Händen dcS Königs, so daß er sich Vormittag- in derselben bei dem Kaiser melden konnte. Ergicbl sich auö dem Vorstehenden ganz deutlich, daß bei der Verleihung auch nicht der Gedanke einer politischen Demonstration gegen Frankreich mitwiikeiid war, so konnte ebenso wenig der i» der CabinctSordre bcigefügte PassuS, daß da« Regiinent in Straßburg in Garnison liege, von darauf hinziclendrr Absicht sein. Allerdings erzählt ma» sich, daß das Regiment vorher bestimmt gewesen sei. seine Garnison zu verändern. Unter den obwaltende» Umständen sei aber dirseS ausgegeben worden, um nicht hei unser» empfindlichen und Phantasie vollen westlichen Nachbarn etwa die Meinung zu erwecken al» habe ma» unter dem Emstuffe ihrer Gereiztheit gehandelt und ihnen eine Genugthuung gebe» wollen, womit ma» gerade die Absicht einer politischen Demonstratio» bekannt hätte. * Die preußische Regierung scheint ernstlich mit dem Plane umzugehen, eine Reform derKnappschaft-vereine herbcizusübren. Die Einrichtung derselben beruht ans dem Gesetze vom 24. Juni 1865 und trägt den mannichsachen, von einander abweichenden Verhältnissen der einzelnen Industrie bezirke, sowie der geschichtlichen Entwickelung der Knapp- schastSvcreine so ziemlich Rechnung. E« scheint jedoch, als ob die Regierung diese Lage der Dinge mit dem Zuge all gemeinerer Gleichmäßigkeit, wie er in vielem Zweig der Staat-aussicht durch da« Reichsgesetz über die Kranken versicherung bineingetragen worden ist. ferner nicht vereinbar hielte; wenigsten« bat sie die Anregung, welche in der letzten Session deS Landtages von dem Abgeordneten l)r. Ham niacker in dieser Richtung gegeben wurde, sehr gut aus genommen. Herr Hainmacher hatte, wie man weiß, eine Re solution eingebracht, welche ohne besondere Besprechung an genommen wurde >,»d die Negierung aufforkerle. eine Reform der KnappschastSvercine aus den Grundlagen der Trennung der Invaliden- von der Kranken-Persicheru»q, ferner der Bildung größerer Verbände und endlich der Einführung der Frei zügigkeit anzubahnen. Wenn wir recht unterrichtet sind, sv denkt die Regierung in der Tbal daran, von liefen Grund lagen bei der bevorstehenden Reform der KnappschasiSvereine au-zugehcn, i» einzelne» Puncten jedoch »och erheblich weiter zu gehe», alS di-- Hammacher'sche Resolution e« tbut. Es handelt sich im Ganzen »m etwa 20 bis 24 Puiicte. über welche der Minister der öffentlichen Arbeiten zunächst da» Unheil der Oberbergämter berbeisübre» will. Ber der Hand ist die Neuregelung der Verhältnisse wohl nur aus dem Verwaltungswege i» Aussicht genommen; von der größer» oder geringein Bereitwilligkeit der .KnappschasiS vereine gegenüber den Forderungen der Regierung wirb eS «bbängeii, ob nicht auch eine gesetzliche Regelung derselben »olhweiidig werden wirk. * Seiten« der Regierung von Elsaß-Lothringen ist einer Anzahl nnSlänbischer Zeitungen der Vertrieb im Reichslande verboten worden, und zwar bat diese- Verbot zunächst nenn französische Zeitungen betroffen, darunter France. Intransigeant. Äntiprussien und andere Blätter ähnlicher Farbe Auch zwei in deutscher Sprache erscheinende Zeitvnge» sink mit darunter, nämlich da- Baseler Wochen blatt und die Wiener Allgemeine Zeitung. Es sind ferner zwölf französische Zeitnnge» unter Conkrole gestellt, darunter die Revnbliglie Franoaite s.., chs-- sendung mittelst Briefumschlag« vielfach umgangen werden wird, so dürfen diese Zeitungen doch nicht inchr in Gasthvsen und sonstigen öffentlichen Orlen ausliegen. « » * In früherer Zeit ganz allmälig. in den letzten Iabren verhältnismäßig schnell, hat sich da» cz ethische Element in Böhmen in den deutsche» Sprachinseln wie auch im große» zusaniinciihängeiidei, deutsche» Sprachgebiete auSzubreitc» gewußt. Von den größeren deutsche» Städten Böhmen« gicbl eS jetzt keine mehr, in der nicht ein Bruch- theil czechischer Bevölkerung zu finden wäre.. Reichenberg zählt jetzt beispielsweise unter seinen 27,000 Einwohnern 2500, Traulenau unter l t.000 E>nwob»ern 1300,. BubweiS unter 23,000 Einwohner» sogar 9000 Ezeche». Selbst in Vc» kleineren denlschen Städten, die an den Grenzen von Schlesien, Sachsen und Bayern gelegen sind, hat da» slaviscke Element Einzug gehalten. Diese- Anwachsen der Slaven in deutschen Gemeinten ist aus ganz verschiedene Ursachen zurückzusühre»: ans die Anstellung czechischer Beamten. Geistlicher und Lehrer, aus die Heranziehung czechiscber Berg und Fabrikarbeiter; nicht unbedeutenden Einfluß hat auch die Tkatsache gehabt, daß deutsche HanViverksincister vielfach czechijcke Lehrlinge und Gesellen aniiahinen. Nachdem nian die Ursache» der sorkschreikenden Slavisirung einmal erkannt, sannen die Deutschen Böhmen- aus gründliche Abhilfe. Um da« Hand werk deutsch zu erhalten rcsp. wieder rein deutsch zu macken, bildete sich in Prag ein Ccmitö, daS sich zur Aufgabe stellte, den Meistern in den deutsch-böbmischen Städten deutsche Lehrlinge an» dem Erzgebirge. Riese,igebirge und dem Böhmer Walke znzusühren. Von 197 Knaben, die sich gemeldet hatten, konnten bereits 116 untergebrgcht werken: 30 in Reichenberg, 35 in Teplitz, 16 in Gablonz, 8 i» Prag u. s. f. In BndweiS, wo die Czechen den Denlschen schon recht niibegucm werden, gedenkt man i» ähnlicher Weise vorzugehcn; man will künftig das Lehrling«- und ArbeitSpersonal nicht mehr au« slavischcn Kreisen, sondern an« den rein deutschen Ortschaften des nabe gelegenen Böhmer Walde- heranziehen, um den Deutschen für alle Zukunft die Majorität in der Stabt zu sichern. * lieber die Lage in Bulgarien meldet die „Poli tische Eorrespondenz" osficiös aus Sofia. 7. October: Die Lob ran je Hot tn ihrer letzten Session einige Beschlüsse von größerer Bedeutung gesoßt. Wie bekannt, batte dieselbe schon früher einmal den Wunsch nach Abschaffung de« Dragonercorp« geäußert, gegen welche« sich im ganzen Lande Opposition, sowohl seitens ber Lh-iftrn al« rach der Muhame-aner, geltend machte. Genera! KauldarS ließ nichts desto weniger das Corps weiter bestehen, bi» aus Grund einer vor Kurzem iu der Sobranje gestellten Inter pellation ein Uka« erschien, der die Auslösung and Ersetzung der selben durch eine Civilpolizei verfügte. Der zweite wichtige Beschluß ist der di« Theilung deö KriegS - Ministeriums nach seiner ökonomischen und miütairiiche,: Seite betreffende, der sich aut die Bestimmung der Verfassung von Tirnowo stützl, welche sagt: Ter Fürst ist oberster El,es aller militairischen Kräfte deS Landes sowohl in Friedens- als in Krieg-zeitrn. Er ver leiht den, Gesetze gemäß die mililairischcii Grade. Jeder, der mllital- rische» Dienst nimm», leistet dem Fürsten den Eid der Treue. Somit wird fortan die Armee ausschließlich und allein dein Fürsten unter stehe». Artikel 153 der gleiche» Bersaffung sagt: Die Minister sind dem Fürsten und dem Volke verantwortlich, und der KriegSminifter, welcher die ökonomisch« Administration führt, wird der Sobranje verantwortlich sein. Alle Befehle »nd Regle ments, welche di« Armee betreffen, werden vom Gencralstabe de» Höchstcoiiimaiidirenden, d. i. de« Fürsten auSgehcn. Diese durchaus gesetzliche Einrichtung ist durch da» Auftreten der Generale Lokalem und Kaulbar» veranlaßt worden, welche die Armee <>emo- ralisirten, indem sie sie gegen das SlaaiSoberbanpi ausrrizte». Die Bulgaren sind eben nicht lüstern, jene überraschende Erfahrung noch einmal zu machen, die sic machten, als der Fürs» die genannten Generale zur Demission aussorderte uud diese mit einer kategorischen Weigerung antworteten. Fortan wird der Krieg-minister der Volks vertretung verantwortlich sein und dem Fürste» nach Art. 152 der Verfassung da» Recht zustclikn, ihn von seinem Bosten zu entheben. Der AbIchledSbefehl de» General» Kanlbar» an die Armee verdient rillige Beachtung. Gewöhnlich sprechen verdiente Generale, wenn sie von der Armee Abschied nehmen, von der militairischen Würde, Ehre und Pflicht, von der Di-cipiin u. s. w . während General Lautbar», der General eines autokratischen Staates, zu der noch »„fertigen bulgarischen Armee, die »och keinerlei Tradttioncn besitzt, von der „Vrriheidigung der Freiheit" sprach, welche Phrase sich textuell in seinem AbschiedSbcsehle findet. Und G.nrral Lobolcw, als er von seine» Freunde», dem Bürgermeister von Sofia. Suknarow, und dem Ex-Flnanzminister Burmow, Abschied nahm, rief ihren, als ob es keinen Souverain in Bulgarien gäbe, zu: „Ich hoffe noch, mit Euch, Ihr Herren, in Makedonien zu dienen. Es lebe die Verfassung!" Herr Ionin erfuhr in seiner seltsamen Tbätigkeit „zur Verhin derung von Uneinigkeiten und politischen Collisioncn" ein Mißge schick um da» andere. Er hatte Alle« ausgeboten, da» Gesrtz, be treffend die Thcilung de» KricgSministeriums, zu hindern, aber c» wurde beschlossen. Daroushin Halle er eine Unterredung mit dem Minister de» Aeußern, Valabanow, in welcher er sagte, er könne diese» Gesetz nicht anders, denn al» eine Kriea»erk!ärung der Sobranje an Rußland ansiaffen, woraus Balabanow erwiderte, daß die Sobranje den Pflichten der Dankbarkeil gegen Rußland siche: eingedenk sei und bleiben werde, nichl» desto weniger ober sich da» Recht wahre» müsse, über innere Einrichtungen frei zu bc- schliißen. Hiesige Freunde de» H-rrn Irwin drohe» nun mit Ab- beruiung sämmilichcr russischer Oisiciere au» Bulgarien; allein auch diese Drohung dürste ihre Wirkung vrrsrhlen Bekanntlich dal General Ko ul da r» die Nationalgarde (nnrockno npnl>-^:ln»je), welche irüber eine Pcivallnstitulion gebildet hatte, den, Krieg«,»inisteiium uniergeordint und in jeder Stadl einen rillst,'chen Osficier sür dieselbe bestellt, der „voiiwlci nati-eknlnill' hieß. Da diese Herren nur den Staatsschatz belasteten, ohne Etwa» zu leisten, beschloß die Sobranje, die Instituiion der „voivol i »»toeknlnür" auszulassen und der Garde die alte Form wieder zu gebe». Auch hier letzte Herr Ioni» vergebt,,» alle Hebel an, sich in den ..rcnnilci iint*rü,»lnili" bequeme unv ergebene Berichterstatter und Werkzeuge zu erhalten. E» wurde eine Berinnimliing in der Wohnung der ehemaligen Ministerpräsidenten, BiichoiS C lement, cinberusen, den General Soholew nach Zofia hailc l-eichriden lallen, um die Organi- iaiion einer Opposition gegen das Lnoinel «u t>eirciben. Herr Iouin selbst war in der Versammlung nicht zugegen. Karawelow und andere Redner suchten z» beweisen, die derzeitige Sobranje und Alles, wa» sie Idue, se, illegal und ma» müsse vom Fürste« be> gehlen, daß rr sie anflöie „nd alle idce Beiwlnffe als ungesetzlich onnllire. E» replicine ilim Dragon Zankoir. Unter Ändert» wurde beschlossen, lür eie Einberufung von Meeting» zu wirken, dir beim Fürsten »in Anflöiiing der „innationalrn" Sobranje zu peti- iionirrn hätten Es wurde eine sörinliche Organisation zu diesem Zwecke geschossen und al» spätester kermin sür diese Kundgebung der heutige Sonntag festgesetzt Außerdem suchte man mehrere Devutirie z» veranlasse.,, daß sie dle Sobranje vor der Beschluß saffunq über die ..»»rmlno npvffnckenjo' verlassen. Alle» vergeblich Wik verlautet, bätte ein Gönner der neurn Opposition-- Partei bei der Raiionaldank in Sofia 30,000 Franc» ausgenommen, .... »... den russischen
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