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Dresdner Journal : 22.07.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-07-22
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187007222
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18700722
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18700722
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1870
- Monat1870-07
- Tag1870-07-22
- Monat1870-07
- Jahr1870
- Titel
- Dresdner Journal : 22.07.1870
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»v«. i8ro Freitag, de» 22. Juli. Iw »«rää. v»»ä». ILdrtick: . . . . S IHr. ^jLtrrlictl: I IRlr. IS Lloi»»tUch: . . . !S ktxr Lüui«I»e Hummer»: 1 t^jsr. I» kreuM«» tritt ^Ldrliek r Idir. 8tempel«ebübr, »u««rd»»d äe- Ikorckck. Luucke» koet u»ä 8tewpel»u«:t»1»^ luuru. Io»er»»,opr»l»e: ?ür ä«v k»uw «mir xeipcclteueu 2«il«: »^ Vvter äi» Leite: S dl?r. Lr»ek«1o»»r 'läslleb, mit Luimckuue «ter Sono- uuä keiertub«, Lb«»ä- für äeu koljzeucke» 1"»^. Nrrs-mrIMrml. Verantwortlicher Redaeteur: I. G. Hartmann. Iooer»teoi»»iiitl»mv »u8«Lr1»: l.«ip»ig: /> Lranckitetter, Cowmio-ivuLr <te» vreoclnsr ^ournul«; edeiwi».: // /-.'«»/er, L«»e,> ^V>rt u. /t /'re^er,- N»»- durx-8«rIill-Vi«u-I.«ix«ix-L»»»I-Lr««I»ll-kr»otrkurt ». N 7/<i<i»',„.<ite,n ck /'»»/er. n«rlil> -Vi«n-S»mbur^-krLU>i- turt i» H »üncdevt /?«>/ ^/o»«e, L»rUv: Neccwe^cr, // ec/t^ Lr«ms»: F. >^>e/t/o„e, Lre»I»u: ^ttOtoen's Vüivon u. //. ^e«/e, kr-vilcurt » « : /-. ckaryn'sche o. ck t 7/^rr»n«>in'8< Ke liuckli., /)a«beck Co., kr»x />. v vuokk.; 6kemoil»: /> ^viAt. k»r>»: //oraz, ^Lu/IierCo.,- Vien: C^e/it,- Lluttgarl: /)««/>« ct Co. tter»o8xeder: üöoiol. Lipeclitiou cke» Vronäovr.louro»!«, Vre»ck»u, N»r^Lr»tt>»li^»»»o Xo. 1. Amtlicher Theil. Dresden, 12. Juli. Se. Majestät der König ha ben allcrgnädigst geruht, dem vr. «eö. Eduard Weng ler hier, daS Ritterkreuz vom AlbrechtSorden zu ver leihen. Dresden, 13. Juli. Se. Königliche Majestät haben zu genehmigen geruht, daß der Herzoglich Braun schweigische Oberkammerherr von Miltitz auf Sieben eichen die ihm von Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Earl von Preußen al- Herrenmeister der Balley Brandenburg beigelegte Würde eine- CommendatorS des Johanniterordens im Königreiche Sachsen annehmt. Dresden, 14. Juli. Seine Königliche Majestät haben den zum Vtcrconsul der Vereinigten Staaten von Nordamerika in Leipzig ernannten Herrn Albert I. de Zryk in dieser Eigenschaft anzuerkennen geruht. Bekanntmachung. Der »sächsische internationale Verein zur Pflege im Felde verwundeter Krieger" und der „Albertverein" sind für die Dauer de- Kriegs zu einem einheitlichen Veibande unter dem Namen »Internationaler Htlfsvrretn für das Königreich Sachsen" zu- sammcngetrcten, welcher mit allen ihm zur Verfügung sich stellenden Kräften und Mitteln der Pflege der ver wundeten und kranken Krieg r sich widmen wird. Das Ministerium des Innern richtet an die Ver waltungsbehörden des Landes hiermit die Aufforderung, den „Internationalen Hilfsverein für daS Königreich Sachsen" in der Ausübung seiner segensvollen und patriotischen Thätigkeit, wo es gilt, be reitwillig zu unterstützen und seine Zwecke nach Kräften fördern zu helfen. Dresden, den 20. Juli 1870. Ministerium des Innern, v. Nsstitz-Wallwitz. Bekanntmachung der Königlichen Sran-versicherungs-TommWon. Die Rheinische Feuerversicherungs-Gesellschaft zu Mainz betreffend. Nachdem die Rheinische Feuerversicherungs- Gesellschaft zu Mainz bereits im Jahre 1868 die Einstellung ihres Geschäftsbetriebes innerhalb des Kö nigreichs Sachsen beschlossen bat, ist neuerlich bei der unierzetchncten Königlichen Brandvrrstcherungs - Com mission anarzeigt worden, daß die noch laufenden Ver- sichrrungt-Verträge der genannten Feuerversicherungs- Anstalt im gegenseitigen Einverständnisse beider Ber» tragscontrahentrn nunmehr sämmtlich gelöst seien. In GewäShrit der Bestimmungen in 8 30 d.r zum VI. Abschnitte des BrandversicherungsgesetzeS gehörig-n Aulsührnngs-Brrordnung vom 20. Oktober 1862 wird dicS vor Zurücknabme der erthciltcn Cvncession mit der Aufforderung öffentlich bekannt gemacht, die etwa noch ungelöst gebliebenen Versicherungsverträge und EmschLdigungsansplüche binnen sechs Wochen und läng stens bis zum 15. Oktober 187« bei der Bcandverstcherungs-Commisston anzumelden, in- dlvi unterbleibend n Falls dergleichen Ansprüche gegen die Versicherungsanstalt im Verwaltungswege nicht wei ter werden berücksichtigt werden. Dresden, am 16. Juli 1870. Königliche Brandversicherungs - Commission. Friedrich. Rudolph. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Donnerstag, 21. Juli, Morgens. (W T. B.) Aut Wien verlautet ziemlich allge mein, Oesterreich werde Neutralität nach beiden Seiten beobachten und ohne jede Mobiltfirung eine passive Stellung beobachten. (Vgl. unsre Wrencr Correjpondknz.) Berlin, Donnerstag, 21. Juli, Bormittags. tW T.B.) Lus der heutigen Lormittagsfitzuug det Reichstags ist Folgendes hervorzuheben: Präsident Simion zeigte an, daß er ein Telegramm aus St. LouiS (Nordamerika) erhalten habe, wonach die dortigen Deutschen In einer Adresse an daS deutsche Volk ihre Zustimmung zu dem nationalen Kampfe aus- sprechen, welcher die Freiheit und Einheit Dcu»schlandS besiegeln wer. e, und gleichzeitig l Million Dollars für die Invaliden sowie für die Witwen und Waisen der Gefallenen überweisen. Präsident Simson wird die Adresse drucken und vertheilen kaffen. Die Creditvor- läge wird in dritter Lesung mit allen gegen 2 Stim men angenommen und das Gesetz, betreffend die Wirk samkeit der 8K1? und 20 des BundrsindigenatsgesetzeS (vgl. unter „Tagesgeschtchtc"), in dritter Lesung ohne Debatte angenommen; ebenso das Gesetz, betreffend das Civilversahren gegen Militärs, und daS Darlehnskas- sengesetz in erster und zweiter Lesung. Der Schluß der Sitzung erfolgte 'L11 Uhr; die nächste Sitzung findet um 12 Uhr statt. Berlin, Donnerstag, 21. Juli, Nachmittags. (W. T. B.) Der Reichstag nahm in seiner heutigen zweiten Sitzung definitiv daS DarlehnSkaffengesetz an und dann daS Gesetz, betreffend die Prolon gation der ReichStagSsesfion bis zum 31. Decem ber 187«, in erster und zweiter Lesung. Potsdam, Mittwoch, 2«. Juli. (W.T.B.) Der Kronprinz übernimmt den Oberbefehl der deutschen Südarmee und bat seine darauf bezüglichen Mit- theilungen per Telegraph bereits den Höfen in München uud Stuttgart gemacht. Köln, Donnerstag, 21. Juli. (W.T.B.) Die „Köln. Ztg." meldet aus Trier, daß gestern ein unblutiges Rencontre zwischen preußischer Jnfan- terie und Ulanen der Saarbrücker Garnison einer seits, und französischen Chasseurs andererseits statt- gefunden hat. Die Letzter« nahmen nach einigen Schüssen dir Attaque nicht an und zogen sich, von den Ulanen weit auf französisches Gebiet verfolgt, zurück. Emden, Donnerstag, 21.Juli. (WT. B.) Bei Borkum find gestern zwei französische Kriegsschiffe erschienen. Elberfeld, Mittwoch, 2V. Juli. (W.T.B.) Der ehemalige Justizminister Simons ist, wie die „Elberfelder Zeitung" mittheilt, heute nach lan ge« Leiden hiersrlbst gestorben. Lon Utrecht, 1v. Juli, wird gemeldet: Ein französisches Kriegsschiff, Name undeutlich, viel- leicht „Rudicot", »st beim stillen Waestrr „an den Helder" gestrandet. München, Mittwoch, 20. Jvli. (W. T. B.) Der Ministerpräsident Graf Bray hat den königlich bayerschen Gesandten, Baron v. PerglaS, telegra phisch angewiesen, dem norddeutschen Bundeskanz ler die Mittheilung zu machen, daß infolge der Kriegserklärung Frankreichs an Preußen und drS stattgehabten Angriffes der Franzosen auf deutsches Gebiet die königlich banersche Regierung auf Grund deS Allianzvertrags als Verbündeter Preußens in den Krieg gegen Frankreich gleich sümmtlichen deutschen Regierungen tingetreten sei. Die Abgeordnetenkammer bewilligte gestern spat AbendS nach Ablehnung der Neutralität u gi unt r „TaqeSacschichte") den außerordentlichen Militärcre- dit im Betrage von 18,2««,««« FI. Nach Beendigung der gestrigen Nachtfitzung der Abgeordnetenkammer brachte die.sehr zahlreich versammelte Menschenmenge dem Könige wiederholt Ovationen dar und begab sich alSdann vor daS Hotel deS norddeutschen Gesandten, welchem ein Hoch ausgebracht wurde, der Gesandte erwiderte dasselbe mit einem Hoch auf den König von Bayern. Die Kammer der Reichsräthe nahm die von der Abgeordnetenkammer gefaßten Beschlüsse bezüglich der Creditvorlagen einstimmig an, und sprach zu gleicher Zeit dem KrieaSminister den Dank des HauseS für die treffliche Organisation und die rasche Aufstellung deS HeereS auS. München, Mittwoch, 2V. Juli, Nachmittags. (W. T. B.) AuS allen LandeStheilen gehen dem Könige DankeStelegramme zv. Eine sehr große Anzahl Freiwilliger meldet sich bei den Fahnen. Lon vielen Seiten ist Lorausbezahlung der Stru- er» avgeboten. Feuilleton. -I Literatur. Der zweite Band von Karl Gutzkow'- „Lrbeusbildern" (Stuttgart, Verlag von Eduard Hallberger, 1870) enthält neben einer kürzern und längr»n Novelle («Das Opfer" und „Die Witwe von Bologna") zwei Skizzen: „Da- Kastanienwäldchen bet Berlin" und „Aus Empfangszimmern". Da die Leist ungen de- berühmten Dichter- auf dem ErzählungS- gebtete allen Gebildeten hinlänglich bekannt sind, so möge nur mit einigen Worten auf die Skizzen auf- merkjam gemacht sein. In der ersten Skizze porträtüt Gutzkow mit Meisterhand einige der berühmtesten Ge- lehrten, welche vor etwa 40 Jahren an der Berliner Universität in Thätigkeit waren, so Lichtenstein, Schleier macher, Neander, v. d. Hagen, Lachmann, Böckh, Marheineke, Ed. GanS, L. Ranke, Ritter, Beneke, Hrael, Michelet, L. v. Henning. Zugleich wird au- diesem Aufsätze ersichtlich, durch welche vielfachen und anhaltenden Studien Gutzkow damal- seinen Geist be reichert hat. Ebenso graziös und mit köstlichem Humor geschrieben sind die Schilderungen „au- Empfangs zimmern". Hier tritt de- Dichter- große Menschrn- kenntniß, scharfe Beobachtungsgabe und geistvolle Dar stellung in der glänzendsten Weise hervor. f Jllnßrirte Ltteratnr. „Dante s Göttliche Comödte. Uebersetzt von Wilhelm Krtgar. Jllu- ftrirt von Gustav Dors. Mit einem Vorworte von vr. Karl Wüte. I. Theil. Die Hölle. Verlag vo» W. Möser in Berlin." In der anschwellenden Dantr- literatur nimmt die Krigar'sebe Uebersetzung einen ehren vollen Platz ein. Dieselbe ist nicht blos eine Variation früherer deutscher Bearbeitungen, sondern sie trägt, in den Grist des Originals eindringcnd, ein selbststän digeres Gepräge. Mit künstlerischer Empfindung strebt Krtgar, unter strenger Beobachtung der metrisch ge reimten Form, der getreuen Wiedergabe des in allen seinen Ausdrücken so bestimmlen italienischen Dichters zu. Jedenfalls dürfte für den Werth der Arbeit schon der Umstand sprechen, daß letztere von einem Dante- kenuer und einem Meister der UcbersetzungSkunst, wie Witte, beim Publicum eingesührt wird. Die in Holz schnitt au-geführten, effectvoll und phantastischen Illu strationen Dorö'S, welche der Uebersetzung als maleri scher Schmuck beigcgeben, sind schon öfter- und auch an dieser Stelle eingehend besprochen worden. Den Leistungen der beiden Künstler, des Uebcrsetzers wie deS Zeichner-, reiht sich die typographische Herstellung det Ganzen würdig an. Die Ausstattung de- Werkes ist eine außergewöhnlich brillante. Bi- jetzt sind sieben Lieferungen erschienen und folgen die wettern von 14 zu 14 Tagen. Dat Prachtwerk soll in 40 Lieferungen vollständig vorltegrn. * Au- Berlin wird ein Unternehmen angrkündigt, daS in den weitesten Kreisen willkommen geheißen wer den wird: Alle den Krieg, seine Entstehung und Füh rung betreffenden ofsictellrn Actenstücke, Erlasse und Berichte, die wichtigen» -ffrnttichrn Kundgebungen, sowie Darmstadt, Mittwoch, 2«. Juli, Mittag». (W.T.B.) Dir Erste Kammer genehmigte einst»«- »iß den Gesetzentwurf betreffs der Kriegsanleihe ««d rrtheilte der Regierung die Ermächttguna zur Ausführung der andern regierungsseitig vorgeschla- genen Maßregeln. Lie Zweite Kammer beschäftigte sich mit den- selben Vorlagen. Bot Beginn der Sitzung erklärte der Ministerprä sident v. Dalwigk, die Grenze sei unter einem ganz frivolen Vorwande bedroht; er bitte, alle Partcirück- stchtcn schwinden zu lassen und die vorgelegten Anträge einstimmig zu bcwilltgen. Der Krtegsmtnister bringt eine Vorlage ein, betreffend die Bewilligung eines Credits von 3,376,000 Fl. für das südhcssische Contingent. Der Finanzminister Schenk erklärt, das Ministerium könne eine Million zur Verfügung stellen; für weitere Bedürfnisse lege die Negierung einen Gesetzentwurf zur Anleihe von 1,800.000 Fl. vor. Die Kammer erklärte den Gegenstand für dring lich, worauf die Vorlagen sofort an den Ausschuß ver wiese!» wurden. Nachdem der Finanzausschuß den An trag gestillt hat die Vorlagen der Regierung zu ge nehmigen, empfiehlt Abg. Wernher, es möge sich unter dem Eindrücke der in Deutschland herrschenden Stimmung ein allgemeines gegenseitiges Vertrauen be kunden. Die Kammer genehmigt darauf einstimmig die Vorlagen der Regierung. Präsident Buff schließt die Sitzung mit einem Hoch auf das einige starke Deutschland, auf den deutschen BundeSfeldherrn und den Großherzog; die Kämmer erwidert dasselbe mit Begeisterung. Triest, Mittwoch, 2«. Juli. (Corr.-Bür.) Der österreichische Botschafter in Rom, Graf Trautt- manSdorff, ist heute hier eingetroffen. Paris, Mittwoch, 2«. Juli. (W. T. B., indirect bezogen.) Im gesetzgebenden Körper theilte der Minister deS Auswärtigen, Herzog v. Gramont, mit, daß, nachdem die Kriegserklärung auf Befehl drS Kaisers in Berlin notificirt sei, zwischen Frank reich und Preußen nebst seinen Verbündeten der Kriegszustand eingetrrten sei. Der Präsident Schnei- der nimmt Act von dieser Erklärung. DaS Hau» nimmt alSdann die Berathung de» Budgets wir- der auf. Brüssel, Donnerstag, 21. Juli. (W.T.B.) Man versucht mittelst der in Frankreich zurückge bliebenen Mannschaften der frühern Welfenlegion wiederum ein solche» Corp» zu orgauifiren. Mit einem in EhartreS sich anfbaltcndcn Hannoveraner namens Loß finden Unterhandlungen statt. St. Petersburg, Mittwoch, 2V. Juli. (Con.- Bür.) Der französische Botschafter, General Fleury, welcher daS Commando eines EavaleriecorpS zu übernehmen beabsichtigte, erhielt den Befehl, auf seinem Posten in St. Petersburg zu verbleiben. Die „St. Petersburger Börsenzeitung" sieht hierin den Wunsch der französischen Regierung nach gu- tem Einvernehmen mit Rußland. New-Dork, Mittwoch, 2V. Juli. (W.T.B, Kab ltclcgramm.) Der erst vor wenigen Tagen in Washinaton eingetroffene neue französische Ge sandte, Prevost Paradol, hat gestern Abend einen Selbstmord begangen, muthmäßlich in einem An- fall von Wahnsinn. Tagesgcschichte. Dresden, 21. Juli. Vom Bundesgesetzblatt des Norddeutschen Bundes ist das 27. Stückvom Jahre 1870 heute hier eingetrcffen und enthält: Nr. 53l) Verordnung vom 18. Juli d. I., die Aufbringung und Wegnahme französischer Handelsschiffe b.treffend; Nr. 532) Bekanntmachung vom 19. Juli d. I., die Zurückbcrufung aller im französischen Heere dienenden Norddeutsche»» betreffend. v Berlin, 20. Juli. Der Reichstag trat heute r»» drei Sitzungen zusammen. Die erste brachte die ein stimmige Annahme der Adresse. In der zweiten, sich un» mittelbar anschliefenden Sitzung, theilte der zu derselb n erscheinende Bundeskanzler eine große Reihe meist be reits bekannter Actenstücke mit; in der dritten Sitzung wurde die Ereditvorlage ebenso rinmüthig bewilligt. die Aeußerungen der deuffchen und ausländischen Presse sollen in größtmöglichster Vollständigkeit in vr. Georg Hirth's „Annalen des Norddeutschen Bundes und des deutschen Zollvereins" zum Abdruck kommen. Ueber den Umfang der jedenfalls eben so interessanten als wichtigen Sammiur g läßt sich natürlich nichts vorauS- bestimmen, sie kann leicht einen oder zwei volle Bände jener Zeitschrift in Anspruch nehmen. Von besonderm Werthr erscheint uns die sofortige und mithin chrono logische Sammlung des überreichen Stoffes unter dem frischen Eindrücke der Ereignisse selbst; jeder Geschichts schreiber weiß, wie schwierig oft nach längerer Zett die Beschaffung einer einzigen Notiz, eines wichtigen Zei- tung-blatte- ist. Daß wir das Unternehmen warm empfehlen, versteht sich von selbst. Uebrigens wird auch eine Separatausgabe in Lieferungen unter dem Titel „Annalen deS deutsch-französischen Krieges" (Verlag von Stilke und van Muyden in Berlin, Frie drichstraße 96) erscheinen. Möge jede- Blatt des na tionalen Werke- Zeugniß ablegen von der Gerechtig keit unsrer Sache, von der herrlichen Einigkeit und Begeisterung unsere- Volke-, von der Tapferkeit unsrer braven Krirger l -j- AuS London schreibt man: In dem AuctionS- locale der Firma Christie und Mancon ist die Dicken -' - sche Kunstsammlung laut dem ausdrücklichen Wunsche des Verstorbenen unter den Hammer gebracht worden. Die Verehrung deS berühmten Romanschriftstellers be- thätigte sich durch ein ungewöhnlich starkes Angebot und fast alle Gegenstände der kleinen Sammlung er- Die Morgensttzung zeigte eine größere Anzahl Abge ordnete in Unifvim. Am Tische des Bundesraths er schiene»» der sächsische Minister Frhr. v. Friesen, der sächsische Militärbevollmächtigte v. Hollcbcn Normann, die Slaatsminister Delbrück und Leonhardt und eine große Anzahl Bundescommissare. Es sind wiederum zahlreiche Abgeordnete cingetretcn, darunter der Abg. Riedel aus Sachsen. Der Abg. Lasker zeigt an, daß er sofort auf die erste Kunde von dem Zusammentrctcn des Reichstags seine Reife unterbrochen und hierher geeilt sei, wegen Verspätung deS Zuges könne er erst heute Nachmittag eintreffcn. (Bravo.) Der Abg. v. Roth schild hat angezeigt, daß sein Bruder und einziger Han delsgesellschafter aus Gesundheitsrücksichten noch in der Schweiz weile, er allein die Unterschrift seiner Bank häuser führe und in keiner Weise abkömmlich sei. (Stau nen. Lachen. Ruf: Pfui!) Die Abgg. v. Molikc und Vogel v. Falkenstein sind von vielen Abgeordneten um geben. Der Reichstag schreitet zur Berathung der (ihrem Wortlaute nach bereits telegraphisch mitgetheilten) Adresse, welche die Unterschrift der sächsischen Abgg. Ackermann, Mosig v. Aehrenfeld, Vr. Blum, Günther, Heubner, vr. Hirsch, vr. Leistner, Oehmichen, Riedel, vr. Stephani und v. Zehmen trägt. Auf Antrag der sächsischen Abgeordneten ist der Eingang dcrscld.n so formulirt worden, daß er lautet: „Die erhabenen Worte, welche Ew. Majestät im Namen der verbündeten Regierungen an uns gerichtet haben rc." Der An tragsteller Miquel erhält das Wort: Meine hochgeehrtesten Herren College»! Die zahlreichen Unterschriften, welche der Ädreßentwnrs aus fast allen Frac- tionen dieses HauseS bereits gesunden hat, bezeugen, da« die Eiamülhigkeit, die in der Nation herrscht, sich widerspiegelt »» den Vertretern des Volkes. In einem Augenblicke, wo uMere Brüder und Söhne unter die Wassen gerufen siud und die fran zösischen Heere aus unsre Grenzen marschiren, werde ich kem Wort zur Empfehlung der Adresse uöthig haben. Ich bitte Sie herzlich um einstimmige Annahme der Adresse. (Lebhaft<r Beifall.) Präsident vr. Simson: Ich eröffne die Discussiou. Es meldet sich Niemand zur Discussion. Ich schließe sie. (Langer B ifall.) Ich gehe zur Abstimmung über. (Ruf: Lesen! Lesen! Der Präsident verliest mit aus drucksvoller, einen mächtigen Eindruck nicht verfehlcndcr Stimme die Abrisse. Das ganze Haus mit Ausnahme der Socialisten, sowie fämmttichc Bundescommissare und die Zuschauer auf den Tribünen erheben sich.) Ge nehmigt der Reichstag diese Adresse? — Meine Herren! Das ist daS ganze Haus, ohne jedr Ausnahme*) (Brau sender Beifall.) — Die Adresse wird dem Könige durch das RetchstagSpräsibium überreicht werden. Der Prä sident beraumt die nächste Sitzung aus Nachmittag 2 Uhr an und setzt auf die Tagesordnung die 1. u. 2. Lesung der Creditforderung und des Gesetzes über die Bun- desangehörtgkeit, sowie den Antrag Graf Renard; er schließt die Sitzung. I,» diesem Augenblicke erscheint Graf Bismarck tn der Thüre, der Präsident läutet und eröffnet sofort eine zweite Siyuug, in welcher er sogleich dem Bundeskanzler das Wort gicbt. Dieser eilt an den Tisch der Bundescommissare und h bt, sich die Handschuhe ausgehend, also an: Ich habe mir vorgenommen, dem Reichstage die Samm lung der Actenstücke vorzulegen, die sich über die Entwickelung deS vorliegenden Kriegsfalls in den Händen der Regierung be finden. Ich habe zweitens zu erklären, dasi sich noch nie em fo wichtiges europäisches Ereignis vollzogen und zwischen rer- schiedenen Machten vorbereitet hat, wo die Sammlung der Ac tenstücke. in welchen der künftige Geschlchtsforfcher dereinst suchen w»rd, so kärglich wäre wie bei diesem. (Sehr wahr!) Wir haben von der kaiserlich französischen Regierung nur ein einziges Lcteuftück erhallen: die gestrige Kriegscrlläruug. (Staunen ) ES ist dies daS einzige Aktenstück, welches seit der Anfrage ih res Geschäftsträgers: was wir von der spanischen Tdroncandi- datur wützleu?, welche Anfrage dabin beantwortet wurde, daß wir nichts wüßteu, überhaupt von der französischen Regierung aaszegangen, jedenfalls an uns mitgclheilt worden ist. Alle Gespräche, welche Graf Benedetti, mag er auch in seiner Eigen schaft als französischer Botschafter gebandelt haben, an einem Badeorte unser v>cr Augen mit Sr. Majestät, meinem aller- gnädigsten Herrn, gehabt hat, sind, wie jedem Kenuer interna tionaler Beziehungen ohne Versicheruuq geläufig sein wird, Ge spräche persönlicher und privativer Natur, die für internatio- *) Zur Erläuterung dieses hvcherfreulichen Resultates ist zu bemerken, dag es dem Zureden einiger sächsischer und han növerscher Abgeordneten gelungen ist, den Abg. I>r. Ewald z» bewegen, von seiner Absicht, dos Wort zu ergreifen, abzuseheo. Derselbe ist vielmehr adgereist. Die übrigen Hannoveraner, wie vr. Wiudthorst v. d. Weuse und Jordan halten beschlossen, sich der Abstimmung zu enthalten. D. Ref. Hi zielten Preise, die mit ihrem Werthe gar nicht im Vcr- hältniß steh.n. So wurde ein Aquarell ron W. Hunt mit 320 Guinecn bezahlt, während von den verschie denen Gemälden — Alles moderne Sache»» und zum Theil Darstellungen Dickens'scher Charaktere — eines voi» Frith „Doll») Barden" zu 1000 Guineen zuge- schlagen wurde, nachdem das Angebot mit der Hälfte begonnen hatte. Die 40 Aquarelle und Oelgemälde erzielten nahezu 8000 und die ganze Kunstsammlung realistrte das hübsche Sümmchen von 9410 Pfd. St. * Dem vr.L. Rabenhorst in Dresden ist für die Bearbeitung der Algen Europas von der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu Part- in der Sitzung vom 11. Juli der DcSmaziöceS.Preis zuerkannt worden: eine Auszeichnung, die nur selten einem Dcntschen zu Theil wird. * DaS schöne Weihnachtsltrd „Stille Nacht, heilige Nacht," über dessen Herkunft bis jetzt Dunkel geherrscht, stammt auS dem Salzburgschcn und ist um da- Jahr 1820 von einem Geistlichen namen» Mohr gedichtet und von dem Lehrer Fr. Gruber tn ArmSdorf com- ponirt worden. * Am 20. d. starb in Berlin der bekannte Augen arzt, Professor Vr. v. Gräfe, 42 Jahre alt. AuS Linz meldet man den Tod de- vr. Reiß. Derselbe wird al- eine der Hauptstützen der Lehre Hahnemann'- in Oesterreich bezeichnet.
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