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Dresdner Journal : 04.05.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-05-04
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187705044
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18770504
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18770504
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1877
- Monat1877-05
- Tag1877-05-04
- Monat1877-05
- Jahr1877
- Titel
- Dresdner Journal : 04.05.1877
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^t(U l» t—»—»«»«>»». ILUrlicfl»: . . IS öivtc. zzjkbrliaki 4 H»r>l SO kk. tisivi«!»« Kumw«ra: 10 kt rd»ld <1» ck»ut»«^«, Kstosi«, dntt kc»t «»<1 8t«mp«t»u»odt»^ siiiun». »ilc ä»o N»um »ia»r «1 kk. vut« „Lio^E»ä1" si» L«t» 40 kl. Lr»vk»t»»»r I'Htsliod mit Luioichma ä«r 8oaQ- anct äksock» sür ä«v fol^soäsa ^»8. Freitag, den t Mai. 1877 DnsdnerIomml. Verantwortlicher Nedacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. : /> Lra«ck»tett«-, Oouuui»»iooLr äv» l>rmKta«r loarriLls; N»»d<»rx Z«rN»-Vti»-l^ip»t^-N»»«I-vr«^»i»-kr<-akeur> ». » : L , >«rUo V,o» U»wdur^ -l.,tp>>^ krLLlllvrl «. ». Uiu»elii>ll: -VvE , »«rlill: ü' /sl-r»«c-t, vr«w«L: 8e^/otte, >r««I»u: D. »«»x/e'»,'» Ikiirre.ui, cdsmutt» : Fr kr-rallkurt » « : F. ii t,' s/er»i»<-„»'>iLkl.> ttnekd.,' OärUli:/»v -/>., N»ouo»<>r: (,'. Sc/«U«»/er, k»ri,-SerIi» kr»ullsllrt ». !«. Ldutt^xrt /7aiK»« L t-'o, kl»mdnrb: F. LVritlkpe», V>«i> F/. U«r»n8x«bvr: Xünix-1. l^rpaciition äv» Ors«ctuer gourimt«, OrvückvQ, ^vio^-c-rxtrri»»« dlo. 20. Amtlicher Timt. Dresden, 30. April. Se. Königliche Majestät hat dem Vorstände de- Gerichtsamts Schirgiswalde, GerichtS- amtmann Franz Hugo Seyfert, das Ritterkreuz I. Klasse deS Verdienstordens zu verleihen allergnädtgst geruht. Dresden, 3. Mai. S«. Königliche Majestät hat die von dem Prrmierlieutenant Sonnenkalb des 8. Infanterie Regiments „Prinz Johann Georg" No. l07 erbetene Entlassung aus allerhöchsten Kriegsdiensten allergnädigst zu genehmigen geruht. NMamMllier Theil, Telegraphische Nachrichten. Wien, Donnerstag, 8. Mai. (Tel. d. Dresdn. Journ.) DaS „Fremdenblatt" sucht nachzuweisen, daß eine vorübergehende Hemmung der Schifffahrt auf der nicht österrrichisch ungarischen Donauftrecke der Regierung keinen Grund zu Beschwerden geben könne. Ein derartiger Zustand mag wohl sehr unangenehm und schädlich sein; aber der Krieg brauche nicht nach der Bequemlichkeit und mit der äußersten Schonung der Interessen der Neutralen geführt zu werden Die Hauptsache sei die Respectirung der Grenzen der Neutralen. London, MitttSoch, 2. Mai, Nachmittags. (W. T. B.) Der englische Konsul in Galacz hat dem hiesigen auswärtigen Amte officiell angezeigt, daß uuf Befehl deS russischen Obrrcommandiren- den die Schifffahrt auf der Donau geschlossen ist. (Vgl. die Rubrik „Zur orientalischen Frage" unter Bukarest.) St. Petersburg, Mittwoch, 2. Mai, Nach- mittags. (W. T B.) Am Sonntage zeigte der hie- ige englische Botschafter, Lord LoftuS, der kaiser ichen Regierung officiell an, daß die Pforte ihre luterthanrn im russischen Reiche unter den Schutz Englands gestellt habe. Die kaiserliche Negierung erklärte dem Lord LoftuS ihre Zustimmung hierzu Gestern (Dienstag) richtete Lord LoftuS an die kaiserliche Regierung die weitere Mittheilung, daS kaiserliche Cabinet möchte seine Anzeige vom Sonntage als nicht erfolgt betrachten, weil die Pforte inzwischen auf den englischen Schutz für ihre Unterthanen in Rußland, angesichts ihrer Absicht, die russischen Unterthanen auS der Türkei auSzuweisen, verzichtet habe. Die kaiserliche Re gierung antwortete, sie würde nichtsdestoweniger den türkischen Unterthanen in Rußland den Schutz der Reichögesetze angedeihen lassen. St. Petersburg, Donnerstag, 3 Mai. (Tel. d. Dresdn. Journ.) AuS Odessa wird ge- meldet, daß der Kaiser, der Großfürst-Thronfolger und der Großfürst Wladimir gestern Nachmittag daselbst eingetroffen find. Der Kaiser reiste nach Kiew weiter, nachdem er die Truppen und die Flotte besichtigt batte. Ein Telegramm auS TifliS vom gestrigen Tage meldet: Am 28., 2V. und 3V. April durch suchte russische Cavallerie unter Tschavtschavadse die Gegend südwärts von KarS. Einzelne Abthei- lungrn rückten bis Litschagift vor, wo sie in einer Länge von 10 Werst den Telegraphen zerstörten 8 türkische Bataillone sind vor unserer Cavallerie geflüchtet und haben ihre Munition zurückgelaffen. Am 30 April fand ein Gefecht zwischen unserer Artillerie und Cavallerie und einer auS KarS herauSgetretenen türkischen Abtheilung Statt. Die Bevölkerung empfängt die russischen Truppen freundlich. Einzelne Einwohner meldeten sich, um in unseren Dienst eiazutrrten. Bukarest, Mittwoch, 2. Mai, Nachmittags (W T. B.) Der der Kammer vorgelegte Gesetzent wurf, betreffend die Einführung eine« Morato riums, bezieht sich auf die Lerfallzeit von Han delSeffecteu, auf die Vorladung und Pfändung von unter den Waffen stehenden Personen und auf die SuSpendirung, Verjährung und daS Ungiltig werden von Civilklagen Bukarest, Donnerstag, 3 Mai. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Fürst Karl hat sich zur Trup- peninspeetion in die Umgebung von Bukarest be- geben. Nach einer längeren Conferenz Bratiano'S mit dem Minister deS Auswärtigen, Cogolniceano, ist Ersterer gestern Abend nach Kischenrw abgereist Der Senat nahm eine Motion an, welche allen bisherigen Handlungen des Ministeriums zu stimmt. Die Kammer hat die Gesetzvorlagen, betreffend daS Moratorium, in Betracht gezogen. Der De- putirte Dimanceauo meldete eine Interpellation an die Regierung an, ob dieselbe gegen die Aus drücke deS Manifestes der Pforte protestirt habe, durch welche Rumänien zu den türkischen Provin zen gezählt wird. Die Kammer hat eine Adresse auf die Thron rede angenommen, welche besagt: Die Kammer folgt dem Rufe des Fürsten und legt Zcugniß ab für die Gröhe und Unvergänglichkeit der nationalen Souveränetät. Die Kammer bedauert den unvermeidlichen Krieg und anerkennt die Bemühungen der Regierung für die Neutralität und die Sicherung des Landes. Die Kammer bedauert, daß die Pforte Rumänien stets Schwierigkeiten bereitet und dessen Neutralitätsbefür wortung bei der Conferenz verweigert hat, und drückt die Hoffnung aus, daß Rumänien nicht der Schauplatz eines von ihm nicht provocirten Krieges werde. Das Bestreben des Landes solle sein, sich vor Kricgsschaden zu bewahren. Die russische Convention verschaffe dem Lande Ruhe, Sicherung seiner politischen Individualität uud Respec tirung der Grenzen. Die Kammer stimmt vollkommen der Regierung zu, indem sie auf deren Patriotismus und Klugheit vertraut, damit Conflicte mit allen Nach barn vermieden werden. Zur Landesvertheidigung und zur Bewahrung vor Grausamkeiten einer undisciplinir- tcn Armee werden alle Mittel bewilligt. Die Adresse schließt mit einer Lvyalitätserklärung. Teheran, Mittwoch, 2. Mai (W.T. B.) Die Pest ist noch immer im Zunehmen; die Zahl der in der vergangenen Woche in Bagdad daran Ver storbenen betragt 254. Washington, Mittwoch, 2. Mai, Morgens. (W. T B.) Die Einberufung drü Kongresses ist für den 15. Juni in Aussicht genommen. Jur orientalischen /rage. * Wien, 2. Mai. Nachdem bereits von Seiten Englands, Frankreichs und Italiens amtliche Erklärungen vorliegen, nach welchen diese Mächte sich zunächst neu tral verhalten wollen, dürfte, wie die „Pr" erfährt, in den nächsten Tagen auch die formelle österreichische Neutralitätserklärung zu erwarten sein. Buda-Pest, 2. Mai. (Tel.) In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses stellte Daniel Jranyi folgende Interpellation an den Minister präsidenten: „In Anbetracht, daß die auswärtigen Angelegenheiten im Sinne des Gesetzartikels XII vom Jahre t867 durch den Mi nister des Aeußern nur im Einvernehmen und unter Zustim mung der beiden Halsten der Monarchie geleitet werden dürfen; in Anbetracht, daß der Minister des Acubern sür die Art und Weise der Leitung dieser Geschäfte den Delegationen, die Ministerien beider Staaten aber den respectiven Volks Vertretungen verantwortlich sind; Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Altstadt. — Mittwoch den 2. Mai wurde zum lOO. Male Beethoven'- Oper „Fidelio" gegeben und die Vorstellung feierlich ein« geleitet durch die Dichtung mit lebenden Bildern von 1»r. Julius Pabst „Die Tonkunst und vier deutsche Meister", gesprochen von Frl.Havrrland. Diese Dichtung mit Chören und Musik von Gluck, Mozart, Beethoven und Weber und der Jntroduction des Chao- auS Haydn's „Schöpfung" hat schon früher freundlich aufgenommene Dienste geleistet. Sie wurde zur Feier der Geburt-tage von Beethoven und K. M. v. Weber am l7. und 18. December 1859 geschrieben, und darau- erklärt sich ihr zu diesem doppelten Zwecke sehr geeigneter, mit Wärme ausgesprochener Inhalt, der allerdings in Betreff Weber'- zur diesmaligen Festvor- stellung weniger passen konnte. Die dabei gezeigten lebenden Bilder waren mit Sorgfalt und Geschmack arrangirt und erwiesen sich theilweise sehr gelungen und wirksam; besonders schön trat die Nachbildung von Rafael'- „heiliger Cäcilie" hervor. Die seit 1823 erreichte 100. Vorstellung dieses Meisterwerke- ehrt unsere Hofbühnr und den Geschmack unsercS Publicums, erinnert unS auch daran, daß die erste geniale Darstellerin deS „Fidelio", Wilhelmine Schröder - Devrient, Dresden angrhörte. Denn, sowohl da- Sujet, al- dir Eigenartigkeit der herrlichen Musik — namentlich deren vorherrschend instrumentale Behandlung der Singstimmen — erklärte unS sehr wohl, wie „Fidelio" nie eine vielgegebenr Re- pertotrroprr sein konnte. Hie »scheu unS auch zum Theil wenigstens die anfänglich sehr trüben Schicksale dieses einzigen genialen und tiefbedeutenden Werkes be greiflich, welches die deutsche Oper in einem Zeiträume von dreißig Jahren von Mozart's „Zauberflöte" (1791) bis Weber'- „Freischütz" (1821) aufzuweisen hatte. Das Sujet, wahrscheinlich spanischen Ursprunges, wurde von Bouilly zuerst 1798 als französische Operette für Gaveaux behandelt, bald auch zu einem italienischen Libretto benutzt und von Ferd. Paer componirt. Jos. Sonnleithner in Wien bearbeitete es l804 sür Beet hoven. Dieser vollendete die Musik im Herbste 1805 und schrieb dazu die erste und als vorschilderndes Sce- lrnbild der Oper sich wohl am meisten anschließende Ouvertüre, erst nach seinem Tode als op. 138 edirt. Diese Ouvertüre wurde von einem Kreise von Kennern beim Fürsten Lichnowsky Probirt und gefiel nicht; viel leicht weil die Freunde statt der einfachen Schönheit et was zu Absonderliches und Unerhörtes von Beethoven erwarteten. Dieser, im eignen Urtheil schwankend ge macht, schrieb daher zur Ausführung eine zweite, welche später mit einer dritten — der symphonistisch großar- tigrrn Neubearbeitung der zweiten — ebenfalls nach seinem Tode herauskam. Am 20. November 1805, eine Woche nach dem Einmärsche der Franzosen in Wien, wurde die Oper „Leonore" gegeben und fiel durch; Beethoven zog sie nach drei Vorstellungen zurück. Die damalige Kritik sprach sich vollkommen verwerfend da gegen aus und sand die Musik gewöhnlich, die Ouver türe dazu abscheulich. Beethoven's Freunde indrß be redeten diesen zu manchen nöthigen Umgestaltungen in der Musik und auch im Texte, wobei namentlich St. Breuning thätig war. So ging die Oper am 29. März 1806 wieder in Scene (mit der Milder), mißfiel wieder und ward nach zweimaliger Wiederholung znrückgelegt. Im Jahre 1814 erhielten die drei Jnspicienten der iu Anbetracht, daß eine richtige Beurtheilung der öffent- lichen AngetegeubeUen namentlich der Leitung der auswärtigen Politik, nur mit Kenntniß der daraus bezüglichen Daten be ziehungsweise Aktenstücke möglich ist, frage ich den Herrn Ministerpräsidenten: Ist er geneigt, die wesentlichen auf die Orientsrage bezüg lichen Aktenstücke, namentlich die Decembernote vom Jahre >«7b da» sogenannte Berliner Memorandum, das Protokoll der Konstantinopeler Conferenz und das Londoner Protokoll auf den Tisch des Hauses uiederzulegen und, falls diese Aktenstücke izicht im Besitze der Regierung sind, dieselben vom auswärtigen'Amte zu verlangen?" Paul Somssich brachte nachstehende Interpella tion ein: „Da es den nahezu 2jährigen Bemühungen der euro päischen Diplomate nicht gelungen ist, die Verwicklungen im Orient auf friedliche Weise zu lösen, und deren wohlgemeinte Vorschläge von den sich bekämpfenden Parteien zurückgcwiesen worden sind; da auch nach der neuesten Erfolglosigkeit dieser diploma- tischen unfruchtbaren Wirksamkeit, Rußland sich bercchl gt glaubt, gegen die Türkei den Krieg zu beginnen, und zu diesem Zwecke iu das neutrale Gebiet der durch die euro päischen Mächte garantirten Donausürst-nthümer einge rückt ist; da ferner infolge des in dieser Weise begonnenen Krieges der an der unteren Donau bisher frei betriebene Handel ge fährdet ist und durch die Occupiruna der auf dem linken Donauufer gelegenen strategischen Punkte durch russische Truppen faktisch gehindert wird, und da endlich der große Umfang der russischen KriegSoorbereitungen uw die unge heure Anzabl der ins Feld rückenden Truppen die Grenze und die Ziele nicht einmal ahnen lassen, welche Rnßland anstrebt, so frage ich: Gedenkt die Regierung dem Vorrücken der russischen Truppen gleichgiltig zuzusehen? Im Falle der Beladung, tdut sie dies auf der Grundlage von Garantien, welche die Interessen der österreichisch ungarischen Monarchie, insbeson dere diejenigen Ungarns als eines unmittelbaren Nachbars gegen alle Eventualitäten zu wahren im Stande sind ? Welche Schritte hat sie schon gethan, und beabsichtigt sie zu unter- nehmen, damit die Handelsfreiheit an der unteren Donau ungestört aufrecht erhalten bleibe und das producirenae und handeltreibende ungarische Publicum vor Verlusten bewahrt werde?" Paris, 1. Mai. Die Erklärung, welche der Herzog Decazcs heute in beiden Kammern ver las, lautet in ihren wesentlichen Stellen, wie folgt: „Meine Herren, die Hoffnungen, welche ich im Namen der Regierung am ». November in Betreff der Erhaltung des Friedens im Orient aussprach, haben sich unglücklicherweise nicht verwirklicht. Der Krieg ist zwischen Rußland uud der Türkei ausgebrochen .. . Wir haben unS allen Anstreuguugen angeschloffen, welche zum Zwecke hatten, die schwebenden Schwierigkeiten durch die Versöhnung zu lösen; aber wenn eS der Diplomatie nicht geglückt ist, die eben ausgebrochencn Verwicklungen zu verhindern, so haben wir wenigstens daS Recht, vor Ihnen zu erklären, daß diese Verwicklungen uns von jeder Verbindlichkeit frei finden Vor 6 Monaten wollten wir den Frieden für Europa und sür uns; heule wollen wir ihn für uns selbst bewahren .. Ohne Zweifel ist es klug und verständig, unter diesen bedenklichen Umständen auch dem Unvorhergesehenen Rechnung zu tragen; aber wir glauben darum nicht minder eine Pflicht des Patriotismus zu erfüllen, indem wir Ihre Aufmerksamkeit auf den hohen Werth der Symptome lenken, welche unS rathen, die Situation mit Ruhe und Geistesfreiheit anzusehen. Seit dem Beginn dieser Krise befanden wir uns in freundschaftlichen und vertrauensvollen Beziehungen zu allen Regierungen; wir haben constatiren können, wie sehr es ihnen angelegen ist, den Frieden des Con- tinents gegen die Wechselfälle der orientalischen Frage sicher- zustelleo. Heute finden wir uns wieder in Jdeengemeinschast mit ihnen, um den Wunsch auszudrücken, daß der Krieg loca- lisirt werde, und die Hoffnung, daß er biS zum Ende die Ver hältnisse bewahren werke, unter denen er beginnt Indem wir den Gesinnungen der Cabinele Anerkennung zollen, können wir hinzusügcn, daß diese Cabinete unsere eigenen Gesinnungen nicht verkennen. Europa ist von der Nothwcndigkeit unserer Haltung und unserer Handlungen be troffen worden und hat sich von unserem ausdauernden Willen, mit ihm in Uebereinstimmung zu bleiben, überzeugt Wir haben diese Zusicherung erhalten, und so ist es uns er laubt, Ihnen zu sagen, daß unsere Beziehungen mit allen Staaten niemals besser gewesen, als beute. Diese Zusiche- rung wird in Ihren Augen noch größeren Werth erhalten, wenn Sie darauf achten wollen, daß die uns benachbarten Mächte mit uns das Privilegium thcilen, an den gegenwär tigen Ereignissen durch kein direktes Interesse bethesiigt zu sein. Ihre Sprache läßt keinen Zweifel bestehen weder über ihre friedlichen Gesinnungen, noch über den Werth, welchen sie aus die Befestigung ihres guten Verhältnisses zu der Re gierung der französischen Republik legen. Dies stud die Er- lläruugeu, welche wir den Landesvertretern zu geben wünsch ten. Zwei Worte werden sie znsammensafsen und vervollstän Wiener Hofvper ein Benefiz und durften sich dazu eine Oper wählen, die billig herzustellen sei. Sie wählten „Leonore". Beethoven willigte ein, unterzog das Werk aber vorher einer neuen Prüfung. Treitschke übernahm neue Textänderungen, namentlich in beioen Finales; Beethoven schrieb manche neue Musiksätze, machte manche Aenderungcn und Kürzungen, componirte auch die letzte, die vierte Ouvertüre (in 1^-llur). Aber diese letzte Bc- arbeitnng wurde ihm schwer, und nicht alle Aenderungen wurden wirklich Verbesserungen, denn das Werk war ihm schon zu fern gerückt, und die neue Ouvertüre zeigte das wesentlich; auch klagte er selbst Treitschke, wie groß der Unterschied zwischen der wahren Begeisterung am Stoff und dem freien, ihm jetzt gebotenen Nachdenken sei. Diesmal erhielt die Oper erst den von Beet hoven stets gewünschten Namen „Fidelio", ward am 23. Mai 1814 gegeben, wurde verstanden und anerkannt und verbreitete sich endlich, aber langsam — denn der Geschmack der italienischen Oper war damals bis fast 1830 ganz überwiegend — auf alle deutsche Bühnen, und die ersten Sängerinnen beeiferten sich nun um die Rolle der Leonore, nachdem dir Schröder-Devrient sic zu einer ihier vollendeten Leistungen erhoben hatte. Neben ihr sind als ebenbürtige Darstellerinnen der selben die Schechner und die Maltbran-Garcia zu nennen, und eine ziemliche Zahl wackerer Sängerinnen reihen sich in zweiter Linie an, dir von denen der Gegenwart in dieser Partie durchaus nicht erreicht werden. Den vollendeten Aufführungen dieser Oper, welche unser Hofthrater früher gehabt, konnte sich die gestrige allerdings nicht anschlicßen, denn die Titelrolle ist zu entscheidend dafür. Ganz vorzüglich aber war die Leistung des Orchesters, des Chors, vortrrfflich die der Herren D r g e l r (Pizan o), D e c a r l t (Rocco), löblich auch bigcn: In der orientalischen Frage muß die absoluteste Neu tralität. gewährleistet durch die gewissenhafteste Einhaltung, die Grundlage unserer Politik bleiben. Frankreich will den Frieden mit Allen, und wir wissen, daß wir auf Ihre Mit wirkung zählen können, um ihm seine Wohilhaten zu sichern " So der Minister des Aeußern, dessen Worte in der Kammer mit lebhaftem Beifall ausgenommen wurden. Im Senat war die Aufnahme etwas kühler. Die obere Kammer war in ihrer Sitzung sehr schwach besucht, und sie hat sich gleich nach Anhörung der ministeriellen Er klärung bis auf Dounerstag vertagt. Die Deputirten kammer hörte die Rede erst nach dem Senat; auch sie war nicht vollzählig. — In bem heute vertheilten gelben Buche erregt besonders das letzte dort aufgeführte Documenl, das am 25. April den französischen Ver tretern im Auslande zugeschickte Rundschreiben des Herzogs Decazes Aufmerksamkeit. Wie in der obigen münd lichen Erklärung betont darin der Minister die Noth wcndigkeit für Frankreich, neutral zu bleiben. Er gicbt darin einen kurzen Abriß der Geschichte der diplomati schen Verhandlungen, indem er sein Bedauern darüber ausspricht, daß die Pforte nicht das Londoner Protokoll angenommen habe, welches ihr doch ein ehrenhaftes Mittel an die Hanv gab, auf friedlichem Wege aus Schwierigkeiten, mit denen sie zu kämpfen hatte, heraus zukommen. Unter den andern Depeschen tes gelben Buches befindet sich eine Depesche des Vicomte de Gon- taut-Biron an den Herzog Decazes, vom 21. Januar datirt. Sie lautet: „Bei dem Condolenzbesuchc, welche» ich dem Kaiser ge mach: habe, sagte mir Se Majestät einige Worte über die Conferenz und fügte hinzu: „Ich war sehr zufrieden mit der Haltung Frankreich»; eS ist immer mit uns zusammeagcgangen; es ist der Verständigung treu geblieben " Ich antwortete: Ich sei glücklich, daß der Karier unS Gerechtigkeit widerfahren lasse- Frankreich haue kein Interesse ersten Ranges m dieser Ange- tegenheit; aber, da es entschieden die Erhaltung des allgemei- neu Friebens wolle, sei seine Rolle in Konstantinopel eine Rolle der Versöhnung und des Friedens gewesen- „Wie wir", antwortete der Kaiser, und er sügte hinzu: „Frankreich und wir waren einig, und wir werden es hoffentlich bleiben " Ich antwortete- daß dies sicherlich unser Wunsch sei- Gon- laut Biron-" Die Erklärung dcs Hcrzogs Decazes findet in der Presse eine ebenso günstige Ausnahme wie in den Kam mern. 'Man lobt nicht minder die Form wie den In halt derselben. „Man merkt darin", meint die Gam- betta'sche „Nöpubliquc fran^aise", „weder schlechte Laune, noch unpassende Ucberhebung. Frankreich kann gegen wärtig keine andere Sprache führen, und diese Sprache läßt in gewissem 'Maße durchblickcn, daß Frankreich daS Bewußtsein seiner Rechte und Interessen weder für die Gegenwart, noch für die Zukunft verloren hat. Mehr bedarf es nicht." * London, I.Mai. Seit gestern ist, wie man den „H. N." schreibt, der Ton der Blätter, selbst der anti- russischen, in ein sehr ruhiges Tempo übergegangen. Die Nachricht, daß die Herzogin v. Edinburgh nicht, wie es nach der „Army and Navy Gazette" geheißen, nach Rußland, sondern mit der Königin nach Schott land reisen wird, darf als ein Zeichen angesehen werden, daß ein Bruch zwischen England und Rußland keineswegs bcvvrsteht, woran überhaupt kein vernünf tiger Mensch geglaubt hat. Das hiesige Cabinct hat zwar starken Verdacht gegen Rußland geschöpft und meint, dessen Vorgehen habe mehr Eroberungen an der asiatischen Grenze zum Ziele, als den Schutz der Bul garen. Dürften nun auch alle ferneren Schritte Eng lands von einem solchen Verdachte beeinflußt werden, so steht doch fest, daß an einen Bruch zwischen Eng land und Rußland nicht zu denken ist. — Die Neu tralitätserklärung der Königin ist ein sehr um fangreiches Schriftstück. In der Einleitung wird des auf Seiten Englands „glücklicher Weise" bestehenden Friedens mit allen Mächten gekackt, darauf aber auf den „unglücklicher Weise" zwischen Rußland und der Türkei ausgebrochenen Krieg hingewiesen Mit beiden Ländern befindet sich England in vollständiger Freund schäft. In beiden halten sich indessen englische Landes- angehörige auf. Von dem Wunsche beseelt, ihren Untcr- die des Frl. Reuther (Marcelline), Hrn. Erl (Jaquino) und sehr schön die Ausführung des Florestan durch Hrn Riese. Frl. Mathilde Wilde gastirte als Leonore. Sie zeigte ein vollkommenes und mit Begabung er fassendes Verständlich der Partie, eine gesanglich und musikalisch tüchtige Durchbildung derselben, innige und richtige Empfindung dcs dramatischen Ausdrucks. Aber ihre Stimme hat bereits zu sehr gelitten, um diesen ge nügend versinnlichen zu können, um ihre guten Inten tionen dem Hörer zur Wirkung zu bringen. Der Stimmklang ist dünn und matt, ohne Fülle und Kraft, die Kopfstimme setzt früher ein, als dem hohen Sopran zukommt, und auch die Bruststimmc hat in der höheren Lage bereits den kernlosen etwas hohlen Klang der Kopsstimme. Mit diesen Mitteln läßt sich leider der Ausdruck nicht mehr wahr und ergreifend erstatten, den Frl. Wildc geben will und gewiß auch früher gegeben hat. Dafür zeugt ihre sonstige Durchführung der Nolle: die treffliche Behandlung dcs Dialogs und be sonders ihr gutes und durchdachtes Spiel, welches «ur im Anfänge etwas zu steif gehalten war und einige Momente, z. B. beim Suchen des Gatten unter den Ge fangenen zu ungenügend ausführte In dieser Lccne fehlte übrigens die hin und her auf d r Mauerbrüstung wandernde Schilbwache, die für die Worte tes Chors „sprecht leite, wir werden belauscht" nolhwendig ist. Das Haus war außerordentlich gefüllt, und dies« allgemeine, lebendig und wahr empfindende uns sich be- thätigende Thcilnahmc des Publkcums ergieb. die schönste und ruhmvollste Feier unserer Meister der Dramatik in Musik und Poesie. C. Banck. * Kürzlich wurde ein Theil des Ma nuscripts der Bibelübersetzung Luther's in dem Archiv zu Zerbst wiedrr aufgefunden. Es ist genau der andere
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