Delete Search...
Dresdner Nachrichten : 21.09.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-09-21
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187709212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18770921
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18770921
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1877
- Monat1877-09
- Tag1877-09-21
- Monat1877-09
- Jahr1877
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 21.09.1877
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
Nr. s«4 Freitag» de« 21. September. dltw» »re »i»cdl> Me«e»I«ratze IL. »d,n« Pe»e»I»»«Is vl-rlkljahr- Pch»«ark»a PI,»., durch «,P»ß L Marl >S PI,«. Itntrl. Nummer» Ii>Pi,r. «ufl,,e 32000 »kdl. >llr di» «l>i»,a»e et»»r» I-ndler Manulerldt« »acht sich dtc Rcdaetto, »Icht,«rdt»dllch. SnIeralkO-Annfthm« ,u». — «ud. Mi«N« >» kerNn, L«>v»ts. wir», vvndur^ Mrunksu« a M., Mün ch«». — »aud« » »«. P> granlsur« «. M. — »r.vola« «n <kh»mnl» — »»»» l.»ül>», Knill»» ch c«. l» Pari». « Tageblatt für Jokitik, Unterhaltung, Geschäftsverkehr. ^ Börsenbericht und Iremdenliste. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Litpslh ör Neichardt i» Dresden. Verantw. Redacteur: Ernst Lltpfch in Dresden. S»i»r»t« »erde« Mar«»»- «7,,», lr »>» n».» Ud, «n,c»,mmr». Son^,,» »i» Miiw,» »2 Udr. 2» «eu(»»dr ,ro»e 5N»I«r« gatze » d>»Nachm » Ud,. - — Der Raum einer eia- jpaltt,«» PkiiI»eU« kaliet >L PI^. Nttigelandt d« Zeile Lu Pl,c. Line Äaraniie sür da» »achliia,',e<erichenr, der Jnleiate wirb »ich, ,e,ed« >u Pukwarilge Ilniloncen- Auilrage »o» uu» uube- lannienFinnen und Per. lane» inlerieen wir nur ,c,en Prünumeraiido» ZadlUii» durch Briel- marlen oder PuNeiutad- lui>!>. Acht Silben lolie» lb Plar. Jnlerale lu, dl« Montag» - Nummer «der «ach e»>cm tzeluo,« die Peuijerle L» vl,e. XXL Jahrgang. MItredacteur: vr. kliul» Für daö Feuilleton: «»i-i.»»»«». Dresden, 1877. Politisches. Wenn die fünfte Schlacht bei Plewna am 15. September wirklich unter den Umständen von den Nüssen verloren worden ist, wie sie das türkische Hauptquartier nach Konstantinopel gemeldet hat — (die Einzelheiten finden die Leser unter „Tagesgeschichte") — so kann man der verzweifelten Energie der russischen Truppen» mit der sie ihre Absichten immer noch zu erzwingen trachten» die Aner kennung nicht versagen. Es heißt, selbst die Rückwärts-Berlegung des russischen Hauptquartiers nach Sistowa (an der Donau!) be deute keine Entmuthigung. Man will bei Plewna nur die nöthigsten Truppen lassen, welche ausreichen, um Osman Pascha dort festzu halten, will die Armee-CorpS Nr. 3 und 0 von Plewna zurückziehen, in der Ebene zwischen der unteren Osma und Jantra sie neu com- pletiren nnd endlich will man jene starke Reserve bilden, die bislang allen russischen Kraft-Attaken gefehlt hat. Trifft dann die langer sehnte Garde auf dem Kriegsschauplatz ein, die endlich in Bukarest angekommcn ist und sich durch vorzügliche Equipirung, mannhaften Geist und herkulisch schöne Mannschaften auszeichnen soll, und kann es gelingen, die 80,000 Mann Ersatz-Mannschaften, die man im ganzen Reich zusammengerafft hat, schleunigst kriegstüchtig vorzu richten— so rettet vielleicht Rußlandseine Waffenehre. „Vielleicht." Wahrscheinlicher ist aber, daß die Türken nicht höflich genug sein werden, um bis zur Beendung der neuesten russischen Vorbereitungen zu warten, daß sie im Gegenthcil so rasch als möglich den letzten Schlag auf die russischen deroutirten EorpS führen werden, auf jene EorpS von armen Teufeln, die an die eng lischen Truppen vor Sewastopol erinnern, von welchen ein englischer Satyriker damals ganz trocken berichtete: Eine Schaar Löwen, ge führt von Eseln. Rußland spielt jetzt va iianqmr. Blieben in einer Schlußschlacht bei Bjela die Türken abermals Sieger, so ist es unbe rechenbar, wie die fliehenden russischen Heersäulen auf nur drei schwanken Schiffbrücken, mit etwa 18,000 Pferden, 4000 Wagen und einem enormen Trainmaterial, in Ordnung über den stark an geschwollenen Donaustrom kommen sollen. Daß sich Rumänen und Russen prügeln könnten, wer zuerst über die Brücke zu laufen hätte, ist bei der herrschenden gereizten Volksstimmung gegen die Russen nicht unmöglich. Rumänien trägt die entsetzliche Last dieses Krieges und sicht dessen Früchte in immer weitere Ferne entschwinden. Und Serbien? Serbien führt ein Scparat-Lustspiel auf. Alle diese Völker haben unter dem milden bummeligen Regiment der Pforte ein wahres Schlaraffenleben geführt. Das bischen Tribut war Alles — im Uebrigen machten sie was sie wollten. Einen sieg reichen Krieg hätte Serbien sehr gern gegen den türkischen Großherrn mitqeführt, nach Art des heimtückischen Grund charakters dieses Volkes. Aber jetzt, da Rußland unterliegt, jenes Rußland, das seit Jahren schon Emissäre in Serbien und Bulgarien unterhält, um den Leuten weiß zu machen, sie seien „unterdrückt" — jetzt kriegt Serbien wieder Angst. Glücklicher Weise war trotz aller Rüstungen und Truppen-Eoncentrationen an der serbisch türkischen Grenze der serbische General-Agent noch nicht von Kon stantinopel abberufen und soll nunmehr erklären: Serbien dächte an keinen Krieg, cs hätten nur die üblichen Herbst-Manöver stattgcfun- den und die Truppen würden wieder wie gewöhnlich entlassen. Der panslavistische Schwindel geht zu Ende. Die Erlösung der Slaven ist auf unbestimmte Zeit vertagt; sie mögen arbeiten und sparen wie die germanischen Völker, dann brauchen sie auf eine russische Erlösung nicht zu warten. Selbst die Sympathie Rußlands für die „slavischen Brüder" zugegeben, so würde Rußland diese Staaten doch nur haben politisch groß machen, oder durch Annexion sie der Türkei haben entziehen können. Im Hinblick jedoch auf Cultur und Nationalwohlstand durfte wohl kein halb wegs ehrlicherDonaufürstenthümler von Rußland eine Besserung erwarten. Was die Serben und Rumänen trotz des ottomanischcn „Druckes" als täglichesBrod genießen, Schul-, Rede- undPreßfreiheit und ein sehr freies Kammer-System — das sind ja in Rußland un bekannte oder tiefgehaßte Dinge. Mit dem panslaviftischenSchwin- dcl ist es aus. Aber wag nun kommt, ist bitter. Wundern dürftm sich die treubrüchigen Vasallenstaaten an der Donau nicht, wenn die Pforte hart und erbittert gegen sie vorgingc. Verdient hätten sie Ruthenstreiche. Möge man in Stambul klug sein und auf das europäische Mißtrauen Rücksicht nehmend, milde oder gar nicht strafen. Die Scham ist ja auch eine Strafe. Die Unwahrheit und Ohnmacht Rußlands zerstiebt vor den Krummsäbeln der Osmanen wie Spreu vor dem Winde. Die philan- tropische Heuchelei von der Slavenerlösung und das heimliche Lüstern nach GebietSvergrößerung, beides ist gerichtet. Rußland darf aus diesem Kriege nur den Nutzen erwarten, den der 1866er Krieg für Oesterreich hatte. Die Einbuße an äußerer Macht und der Zerfall alles dessen, was man für stark gehalten, führte 1866 in Oesterreich zu einer inneren Einkehr, die dem Staate und dem Volke zum Segen gereichte. Auch die Schläge von 1806 bis 1813 haben Preußen zwar tief gebeugt, aber doch dessen innerstes Staatsleben in einer Weise regenerirt, welche die Basis für 1870 geworden ist. Beide Staaten, Deutschland und Oesterreich, umstehen jetzt das Schmer« zenslager des durchgeprügelten Freundes Knutokoff. WaS werden sie ihm rathen, was werden sie in Salzburg für Salben und Tink turen ausgeklügelt haben? Wir unsererseits mögen aus Loyalität nicht an das Bestehen eines Drei-Kaiser-Bundes glauben, einfach deshalb nicht, weil wir ja Mitschuldige des unerhörten Blutbades in der Bulgare! sein würden, sobald es einen zu Kraft bestehenden Drei-Kaiser-Bund noch gäbe. Will man in der Tagesgeschichte den russischen Bericht über russische Vcrwundetcntransporte lesen und dann noch behaupten, cü bestehe eine aktuelle Gemeinschaft zwischen Rußland, Oesterreich und Deutschland? Nein, was wir! wünschen, wäre: Bismarck machte den geschlagenen guten Freund! jetzt daraus aufmcrlsam, wie unklug er gehandelt, als er sich vsn> der Basis eines friedlichen Drei-Kaiser-Bundes entfernt habe. Siehst Du, Knutokoff, das kommt davon, nun hast Du Deine Schläge weg. Wir haben immer gesagt, lass' den türkischen Nachbar in Ruh'. Na, weine nicht so; geh'nach Hause und ziehe Dir ein Paar neue Hosen an, wasche Dich ordentlich und lerne was. Räume auf in Deinem eigenen Zimmer. Dafür, daß Mahomcd in dem seinen aufräumt, dafür sorgen wir; deshalb brauchst Du ihn nicht immer zu verleumden und zu schlagen. Ob das Salzburger Glockenspiel am 19. September 1877 so natürliche und nützliche Melodien gespielt hat? Unsere Ansicht über die Lage der Dinge in Frankreich ist durch Mac Mahon's Manifest an die Wähler nicht erschüttert worden. Genau so trotzig geht der Krug zu Wasser, bevor er bricht: Mac Mahon hat nur das Maß dessen, was man erwartete, durch unfrei willige Komik vermehrt. Er sagt den Franzosen nicht nur, daß sie wählen müßten, wen Er wolle, sonst gehe cs Frankreich schlecht, sondern er zählt den Franzosen auch seine Verdienste auf — und da hat Frankreich herzhaft gelacht. Im deutschen Reiche ist es momentan still. Nur das friedliche Werk der Stuttgarter Strafanstaltsbeamten arbeitet fort. Leider scheitert an der Armuth Preußens manche tiefgreifende Besserung. Dem Vorschlag, für die Gefangenen höhere Zellen und größere Zellen zu schaffen, widersprach Stroh er (Preußen). Der preußische Staat würde bei Annahme dieses Antrages nicht in der Lage sein, die Reform des Gefängnißwcsens für die nächste Zeit in die Hand zu nehmen; darum bitte er, auf die Verhältnisse Preußens Rücksicht zu nehmen. In Preußen sei die Staats- und Communalsteuer schon so hoch, daß man die größte Rücksicht auf die daselbst herrschende Stimmung zu nehmen habe. Dieser Appell wirkte ; der humanere Antrag fiel durch. — Die „Franks. Ztg." erlaubt sich hierbei die bissige Bemerkung: „Wenn doch diese Rücksicht nur einmal auch aus anderen preußischen Gebieten, z. B. aus dem der Miiitairvcrwaltung. dazu käme, den Ausschlag zu geben! Wie anders i» kleineren Staaten! Der Gcldpunkt spielt bei diesen auch eine Rolle, aber nicht die entscheidende. Wenn eine Reform sür nothwentig er achtet wird, io wird sie anSgesührt. Man denkt, das Geld dazu werde siel' schon finden, »nd cö hat sich auch immer noch ge sunden. Freilich, ob es sich auch in Zukunst noch finden wird, ist eine andere Frage. Dank der preußischen Führung, die unS die deutsche Einheit nach preußischem Mustcr gebracht bat. ist auch für die Kleinstaaten der Gelbpunkt bei allen Fragen in die entscheidende Stellung vorgerückt." Neueste Telegramme der „Dresdner Nachrichten." B erlin , den 20. September. Die „Norddeutsche Allg. Ztg." glaubt die Meldung der „Elberf. Ztg." bestätigen zu können, daß in den nächsten acht Tagen entschieden werde, ob das deutsche Ge schwader zurückbcrufen werde, oder fernerhin im Mittelmecr ver bleiben solle. Bukarest, den 20. September. Die russischen Grenadiere, Dragoner und Garde sind heute hier durchpassirt. Heute Vormittag fand in der Hauptkirche in Anwesenheit der Fürstin von Rumänien und Gortschakoffs, sowie anderer russischer Würdenträger Trauer gottesdienst für die gefallenen rumänischen Soldaten statt. Locales and Sächsisches. — Aus folgenden Wahlkreisen sind Ergebnisse der Land- tags - Wahlen eingclausc». ES erhielten die meisten Stimmen relp. sind als gewählt zu betrachten in Leipzig re. Bürger meister Or. Stephani (n.-l.s. In Chemnitz Kaulmann Roth mit 2151 St. ln.-l.s. Vahltcich erhielt 1480 St. Im l. städttiichcn Wahlkreis. Zittau. Bürgermeister Haberkorn (sortschr.l Im :i. städtischen Wahlkreise, Bischosswcrta rc., Iusiizrath Or. Schaff rath in Dresden (sortscbr.) Im 5. städtischen Wahlkreise, Dohna, Dippoldiswalde.'c., Hoiratb Ackermann (cons.) in Dresden. Im 0. städtischen Wahlkreise, Döbeln, Lcisnig rc., Commissionsrath Prüfer (cons.) Im 1:1. städtischen Wahlkreise, Frohburg, Roch- !itz rc.. Commcrzicnrath Kremier (cons.) Im lo.stäkt. Wahllrelsc. Fabrikant Ulrich in.-l.ch Im 20. städtischen »Wahlkreis, Eidcn- stock, Aue re. AmtSbauptmann Bodel (cons.) in Schwarzenberg. Im l.ländl.Wahlkreis. Zittau, Gutsbesitzer Riedel (fortschr.s Im 2. ländlichen Wahlbezirk, Großschönau, Ebersbach, Gutsbesitzer Fehrmann (sortschr.s. Im ländlichen Wahlkreis, Radcbcrg, Rabeburg rc.. Lchnrichtcr Philipp (sortscbr.). Im 14. ländlichen Wahlkreis, Sahta, Brand. Rittergutsbesitzer Oebischlägel (cons.). Im I.',. ländlichen Wahlkreis. Frciberg, Rittergutsbesitzer Leute- ritz (cons.). Im 2l. ländlichen Wahlkreis, Wurzen, Grimma, Hauptmann Starke (cons.). Im lll. ländlichen Wahlkreis, Chem nitz. Li»ivach. Kanimann Leuschncr (n.-I.>. Im N2. ländliche» Wahlkreis, Frankcnbcrg. Slugustuöburg, Gutsbesitzer Uhlc (lib.) — Die vorgestrige össcntIiche Sitzung derStadt verordneten, welcher zeitweise die Herren Bürgermeister Kürsten und Stadtrath GrabowSkh beiwohnten, brachte außer einer Verhandlung über die Bebauung des Saloppengrund- stückö nichts, waö eingehender zu erwähnen wäre. Man stimmte in den beiden, von uns erst kürzlich näher berührten Angelegenheiten, die Herstellung eines Fußwegs von der Pricßnitzüberbrückung bis zu den Privatwicscn und die Entschädigung des Mater,ilhospilaleo für Ausgabe des VIS hcrigen ElgentbumSrechtes am Tatzbcrgc betref fend, im Sinne des StabtratbS, sprach die Juslisjcation einiger Rechnungen aus u. s. w. und verhandelte lange Zelt über Crgän- zungswahlen, bcz. die AltcrSklassenbildung der Stadtverordneten. Das Saloppcngrundst ü ck bctr., so hat der Stadtrath die Meinung, daß das dort nach gemeinsamen Beschlüssen zu errich tende RcltaurationSgebäube in den Rahmen, t. h. zu den gefälli ge» Formen der ringSumgebendcn Villen und Schlösser passe» müsse. Der vom Ratb zur Ausführung empsohlenc Plan ist je doch dem Verwaltungö- und Finanz-AuSschuß zu kostspielig. ob gleich der Preisunterschied gegen den von ihm empfohlene» dün j tigen Bali kein allzu großer Ist. CS wird lebhaft dcbattirt und von den Gegnern der stadträthlichcn Ansicht besonders hcrvorgc- hoben, daß schon früher in dem Saloppen-Restaurant eine ge ringe Frcgnenz und nur während wenigcr Sommermonate vor- > Hände» gewesen sei und daß tcobalb ein kleines Restaurant genüge. Herr Bürgermeister K ü r st e n betont aber - und gewiß im Sinne der meisten Dresdner daß. wenn d!c Stadt einmal Etwas! baue, sie sich nicht zu kleinlich zeigen dürfe: daß der Saloppcn- berg noch der cinzigc, nahe a» Dresden gelogene, vcrsilgvare Ort. sei mit so entzückender Auö- und Fernsicht: daß, wenn ein schönes, gcrälunigcö und komfortavlcö Restaurant errichtet würde, die Menge ganz sicher den so reizend gelegenen und ein nicht allzu ierneS Ziel für Spaziergänger bietenden Ort lebhaft besuchen werte: daß aber auch die Errichtung eines guten Restaurants die beste Ausnutzung bes Platzes sür die Eommunkasse scl; ein noch einfacheres und kleineres Gebäudchcn binzmetzen, alö daö. welches der Rath empfiehlt, hieße in Wahrheit wiederum eine „bre- tcrnc" Saloppe errichten, und das könnten die Gcmeintcvcr- treler doch nicht wollen. Bei der Abstimmung standen sich merk würdiger Weise gerade 25 Stimmen für und 25 Stimmen gegen das Auoschllßgutachtcn gegenüber und so entschied denn die Dc- cisivsilnune des Vorsitzenden, der sich inilcr den Ablehnenden be fand. unb eö ward iomit das Auöichußgutachten abgelehnt und der Antrag des Stadtverordneten O. uäck trat in Kraft, nach welchem dem stadträthlichcn Projecte zugestimmt wird. Gewiß wird das Saloppen-Restaurant nach dem so genehmigten Plane ganz allerliebst werden; ein llcbclstand freilich, den auch St.-V. Krause sehr richtig hervorhoü. wird sehr ott recht störend wirken: der Rauch auö der hohen Oesic des Wasserwerkes! Wenn nicht Ost- oder ganz entschiedener Nordwind herrscht, dürste der Ranch das Plateau, aus welchem daS Restaurant errichtet werden soll, immer bestreichen und der Ruß-Niederschlag manchem Gaste die Laune verderben. Vielleicht findet man dann noch einen Weg zur Minderung dieses voraus sichtliche» Nebels. — Die russische Negierung hat bei der Firma I. M. Täub- r i ch hier ca. 80 Stück continuirlichc Backmas ch inen bestellt, um die Masscnsabrikation von Schrotbrote» für die im Felde stehenden Truppen zu ermöglichen. Jede Maschine Ist im Stande, ca. 144 Stück Brode im Gewicht von 4—8 Kilo innerhalb li'/u Stunden zu backen. Herr Täubrich gedenkt beute Abcnb mit seinen Leuten nach Rumänien zu gehen, um die bestellten Ma schinen in kürzester Frist auszustellen. — Im benachbarten Tharandt steht eine Mühle. Nun Müh len stehen überall, wird der Leser sagen — aber keine Schloß mühlen. wie eben im Städtchen Tharandt. Der glückliche Be sitzer dieser Schloßmühle war Hr.E. Hennig daselbst. Glücklicher Besitzer einer Schloßmühle zu scin, ist unter Umständen auch noch keine Kunst; aber nun kommt des Pudels Kern. Außer der ge nannten Schloßmühle hatte Hr. C. Hcnnig auch noch daö Recht, alljährlich auf ein Grundstück an dcr Wiisdrufferstraße besagten OrtS eine Steuer zu entheben. Dielen Tribut hatte Hr. OSwin Höicr zu leisten und nicht etwa in Naturalien, sondern in klin gender Ncichsmünze von „Vier Rcichspicnnlgcn" alljährlich. Steuerbudgets müssen im Allgemeinen in Ordnung sein, so lehr: unö schon die Staatöraison, und Hr. E. Hennig stellte sich in dieser Hinsicht ganz am den Boden staatlicher Manier. Er schrieb also folgenden klassischen Aries an Hrn. OSwin Höscr, alö die diesjährige Steuer auöbilcb: „Andurch sehe ich mich veranlaßt. Ihnen hiermit nochmals um die 4 Pfennige jährliche Rente die Lie an mich zu bezahlen haben, und Porto frei an mich zu schicken, zu erinnern. Ich mache Ihne n zum letzteumalc dar aus aufmerksam daß diese 4 Pfennige alle Jahre vom I Juli big 15 Juli spätestens an mich z» bezahlen sind, andern Falls sehe ich mich gcnöthigt eö dem Gericht zu übergeben. Achtungsvoll Ernst Hennig Schloßmübleubcsitzer. Tharandt d. 15 Scpt. 1877." Dieser Steuer-Tretbrief erregte natürlich, wie alle ähnlichen Schreib:«, gerechte Entrüstung. Doch nein — kalt lächelnd soll Hr. OSwin Höscr zu seinem Arnheim oder Rothan gegangen scin und die an. Summe, nachdem das Hauptbuch damit belastet wor den, entnommen haben, um sie schleunigst pr. Postmandat Hrn. E. Hennig zu übermitteln. So endete die interessante Steuer» gcschichtc lm benachbarten Tharandt. - So höflich und dankbar dürsten wenige Bettler sein, wie der nachcrwäbnte. Dieser, ein junger Mann, sprach vor etwa einem Vierteljahre in Grünaue bei Meißen zur Mittagszeit in einer Familie ein und bat ipecicll um etuaö warmes Essen an, welches er srcuntlich vorgesetzt erhielt. In diesen Tagen kam er wieder und sprach der allein anwesenden Hausirau nochmals seinen Dank auö; er hätte die Wohltl at nicht vergessen, seine Verhält nisse Hutten sich Inzwischen glücklich gestaltet und er kehre nun in seine Helmath zurück. Dabet ergriff er plötzlich die Hand der Frau, drückte einen Kuß darauf und mit den Worten: „Glück und Segen sür Ihr HauS!" verschwand er. So etwas wird jetzt wohl einzig dastehen. — Am Neubau der Justizgebäude fiel gestern Vor mittag ein ZImmcrmann von der Leiter und brach den rechten Vorderarm. — Die Postazenturcn in dem Badeort Schweizermühle in Sachse» unb aus der Bastei in der sächs. Schweiz (letztere mit Telegrapben-Bctrieböstelic) werden Ende September sür dieses Jahr außer Wirksamkeit gesetzt werden. — Am See zeigen sich, durch die Grunbgrabungcn zum neuen Postgcbäudc hcrbeigcsübrt, an mehreren Stellen Sprünge im S traßcnkörper und ist auch bereits zur Verhütung etwaiger llnglückösäUe circa 2 Meter in die Straße hinein aus die Länge dcS Neubaues ein Verschlag angebracht, um den öffentlichen Vcr« kehr an den betreffenden Stellen fern zu ballen. - Anfang Dcccmber kommt jener interessante Geiger, der sich ka^anini rvllivivus nennt, wieder nach Dresden lind wird eine kurze Zeit Im Victoria-Salon auitrctc». Die gespenstische Art seines Auftretens, mehr noch aber sein vortreff liches Vlolinspicl machten vor :i Iabrcn hier viel von sich rcdcn. - Das ominöse Ehassen da ns, die antike Zierde unseres Altmarllö, k o m in t erst April nächsten Jahres z u in A bbruch und nicht — wie allgemein irrthümlich angenommen wurde, so gleich. Die friedlichen Bewohner dieser antediluvianische» Itvlle siedeln dann mit sammt ihren nützlichen Apparaten nach der Schrcibcrgasse 5 über, worin sich von da ab das Rathö-Ehaiscn- HauS bcsintct. — Am nächsten Montag beginnt in Berlin ein Congrcß der deutschen S troh h u t fa b ri ka n te » und Geflechtbäntler. welcher sich mit mehreren wichtigen industriellen Fragen beschäs, tigen wird. — In einem Zimmer der :i. Etage eines Hauses am A l t. markt ist gestern Mittag I» Folge HcrauösallcnS von glühenden Kohlen auö dem Oie» ein untcr der vor dem Oien befindlichen Cementplatte liegender Balken angebrannt, durch derzugebolte Feuerweör aber baldigst, obne weiteren Schaden verursacht zu habe», wieder gelöscht worden. — Zur Richtigstellung des SachverbaltS der gestern erwähn ten Explosion aus der Schmictegaffc schreibt unö Herr Büchsen macher Tb. Hornhaucr: I» der Schmiede au! dem Fenttcrbrrt befand fick' rin kleines Kästchen mit Papicr-Patronenhulsen. dar- untcr :i bis 4 Stück gestillte. Diese haben sich nun entzündet und die leeren Hülsen auseinander gestreut: somit konnte das Unglück nicht „iliibeikchenbar 'werte». Hätten meine Leute nicht die Feiistcr geöffnet, um den Dampf herausznlaffc». welchen o bis t2 Gr. Pulver immerhin verursachen, so wäre es eben nach außen hi» ganz undcmrrlt gebstedc».
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview
First Page
Back 10 Pages
Previous Page