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Sächsische Dorfzeitung : 14.11.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-11-14
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-189311141
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18931114
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18931114
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1893
- Monat1893-11
- Tag1893-11-14
- Monat1893-11
- Jahr1893
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 14.11.1893
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Uxped. u. Redaktion Dresden-Reuftavt v. Meißner Gafse 4. Dir Zeitung erscheint Dtenfta«, Msnuersta, und Sonnabend früh. Ad*nae»ent»- Pret» dterteljährl. M. 1,80. Au beziehen durch die kaiserlichen Post- «stallen und durch unsere Boten. Lei freier Lieferung in« Hau« erhebt die Post noch eine Ge bühr von 35 Pfg. ächsische Nacheilung. Anserste werden bi« Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: dieispalt Zeile 15Pfg. Unter Eingesandt: 30 Pfg. Jnseraten- Annahmeftelleu: Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und (andmann. LLS Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschastm des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, A Tharandt und Moritzburg. G.^ohl^K-E^rf u. s. w. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrman« Müler in Dresden. 55. Jahrgang. Dienstag, den 14. Ziovemver 1893. Politische Weltschau. Deutsches Sketch. Jüngst hat eine in Berlin abgehaltene und sehr zahlreich besuchte Versammlung von Handwerksmeistern und Gewerbtreibenden beschlossen, beim Reichstage eine völlige Umgestaltung des Gesetze- vom 22. Juni 1889 zu beantragen. Anstatt der bis herigen Beiträge zur Invalidität-- und Altersversiche rung soll eine nach der Höhe der Einkommen progressiv wachsende StaatSrentensteuer erhoben werden, aus deren Ertrage jedem bedürftigen Staatsangehörigen, der das 60. Lebensjahr überschritten hat, eine jährliche Rente von mindesten- 365 M. zu gewähren ist. Wir erblicken in dieser Forderung — so bemerkt man hierzu von nationalliberaler Seite — ein neue- bedenkliche- Zeichen jener immer weiter um sich greifenden Auffassung, al- ob die Heilung aller socialen Noth vom Staate zu er warten stehe, anderseits sehen wir darin einen neuen Beweis für die in weiten Kreisen vorhandene Unzu friedenheit über die Belästigungen, welche daS soge nannte Klebegesetz mit sich bringt. So entstehen der socialen Gesetzgebung des Reiches von rechts und links Gefahren, welche eS den Männern am StaatSsteuer zur unabweisbaren Pflicht machen, mehr als je auf die richtige Mitte zu achten. Während von der emen Seite daS Verlangen nach einem langsameren Tempo der Ge. setzgebungsmaschine immer nachdrücklicher betont wird, ist auf der anderen Seite in demselben Maaße die Be gehrlichkeit gewachsen. Was verlangen beispielshalber die Unterzeichner der obenerwähnten Petition, die fast ausschließlich zu denjenigen Kreisen der Bevölkerung gehören, denen nach der Absicht der Reichsregierung in der nächsten Zeit eine besondere staatliche Fürsorge zu Theil werden soll? Im Jahre 1892 gab eS im deutschen Reiche 187,800 Personen, die von der In- Validität-- und Altersversicherung im Durchschnitte 119 M., im ganzen also über 22 Millionen Mark empfingen. Dieselben Rentenempfänger würden nach dem Vorschläge der Petenten künftig etwa 68 Millionen erhalten. Damit aber nicht zufrieden, will man den Anspruch auf die i Rente vom 70. auf daS 60. Lebensjahr heruntersetzen, eine Maaßregel, deren nächste Folge darin bestehen ! dürste, daß jährlich mindestens eine Summe von 200 i Millionen M. aufgebracht werden müßte, um die Ge. sammtheit der neuen Staatsrentner zu befriedigen. Un. längst haben wir darauf hingewiesen, daß eS an der Zeit sei, einmal die Kosten zusammevzustellen, die den deutschen Erwerbsständen durch die sociale Gesetzgebung auferlegt werden. Im Jahre 1891 hatten die sämmt- lichen Krankenkassen an Beiträgen und Eintrittsgeldern eine Einnahme von 96,757,OM M., wovon annähernd ein Drittel, sagen wir rund 30 Millionen, von den Arbeitgebern aufgebracht wurde. In demselben Jahre hatten die Invalidität-- und Altersversicherungen an BeitragSgeldern eine Einnahme von 88 887,OM M. auf zuweisen, wozu die Arbeitgeber die Hälfte, also über 44 Millionen beisteuern mußten. Rechnet man diesen Beträgen die bekanntlich von den Arbeitgebern allein aufzubringendrn Kosten der Unfallsversicherung hinzu, so ergiebt sich, daß den deutschen Erwerbsständen im Jahre 1891 allein durch die drei großen Arbeiterver- sicherungSgesetze ein Aufwand von mindestens 120 Mill, verursacht worden ist. Bei dieser Gelegenheit wollen ! wir nicht verschweigen, daß nach den Mittheilungen de- Reich-Versicherung-.Amtes seit dem Bestehen der Unfalls- j Versicherung, also seit dem 1. Oktober 1885, die Zahl der Unfälle stetig zugenommen hat und zwar ist diese ! Ziffer, auf da- Tausend der Versicherten gerechnet, von : 6,1 im Jahre 1886 auf 25,1 im Jahre 1890 gestiegen. Das scheint uns in der That eine unerfreuliche und in Anbetracht der strengen Vorschriften über die Unfalls- - Verhütung zugleich sehr befremdliche Erscheinung zu sein, i Auf Glund deS m Hannover stattgefundenen Spieler- ! und Wucherer-ProcesseS hat der Kaiser in Form einer , KabinettSordre den Befehl ertheilt, daß gegen alle Offi- i ciere, welche auch nur im Geringsten in jenen Proceß ver- j wickelt gewesen sind, auf ehrengerichtlichem Wege eingeschrit. ' ten werden soll und daß ein jeder, der hierbei die Standes ehre irgendwie verletzt hat, seinen Abschied zu nehmen hat. ! Ferner giebt der Kaiser in jener KabinettSordre seinem > Unwillen darüber Ausdruck, daß die bei seinem Regie- j rungSantritte erlassene Ordre, worin die Nothwendigkeit einer einfachen und sparsamen Lebensweise betont wurde, ! so wenig beachtet worden ist. Der Monarch hat denn i auch an die General - Kommandos den Befehl erlassen, ! ihm diejenigen Regiments-Kommandeure namhaft zu machen, welche in der Befolgung jener Ordre nicht mit i der nöthigen Strenge vorgegangen sind und die ihnen anvertrauten OfficierkorpS nicht mit der erforderlichen Sorgfalt überwacht haben. In der damaligen Ordre sind als verwerfliche Handlungen ausdrücklich ge nannt: alle Ausschweifungen, Trunk, Hazardspiel und s die Uebernahme solcher Verpflichtungen, mit denen auch ! nur der Schein unredlichen Benehmens verbunden sein j könnte, sowie überhaupt jede- Streben nach Gewinn ! auf einem Wege, dessen Lauterkeit nickt klar erkennbar l ist. Dann heißt es wörtlich weiter: „Völlige Erschütte- j rung deS Grund und BodenS, worauf der OfficierS. : stand steht, ist die Gefahr, welche da- Streben nach i Gewinn und Wohlleben mit sich bringen würde." Unter der Sp tzmarke „Selbstmord im Heere" ! schreibt die „Köln. BolkSztg.": „Gerade beim Beginne ! der Rekrutenzeit kommen die Selbstmorde am häufigsten vor. So haben jüngst wieder zwei Mann vom Kürassier- ' Regimente Nr. 8 zu Deutz durch Erhängen sich da- Leben genommen. Die Ursache wird in den meiste« Fällen von Uneingeweihten in Mißhandlungen von Seiten der Vorgesetzten gesucht. Wir möchten hiermit noch auf einen anderen, bisher in der Öffentlichkeit sehr wenig beachteten Uebelstand im deutschen Heere aufmerksam machen, der auch geeignet ist, nicht ganz normal entwickelte Soldaten zum Selbstmorde zu treiben. E- ist dies die Mißhandlung der Mannschaften unter sich und zwar Jahrgang gegen Jahrgang. Sobald der junge Mann al- Rekrut io'S Heer emtrüt, wird er bei jedem unbeaufsichtigten Zusammentreffen von den Zwei- bezw. Dreijährigen zum Traktiren angesprochen und wehe dem, der sich dazu nicht herbeiläßt; er hat dann für seine ganze Rekrutenzeit etwas auf dem Kerbholz. Die Dreijährigen sind dabei die Schlimmsten. Auch bei allen Dienstobliegenheiten muß der Rekrut nach der Flöte der älteren Mannschaft tanzen. Schmiere, Schuh nägel, Oele und dergleichen Puysachen hat er anzu schaffen, sonst giebt eS Hiebe. Dabei darf er sich ja nicht beschweren, sonst geht eS ihm noch viel schlim mer; auch werden die Klagen von Seilen derKorporal- schaftSführer meisten- gar nicht angenommen. Da ganze System ist ein gewisses Erbtheil von einem Jahr- gange zum anderen und die Meisten treten mit dem Vorsatze in'S zweite Jahr über, es mit den neu Ern- ketenden ebenso zu machen, wie man mit ihnen ver fahren ist. Man findet sehr oft mehr Furcht vor de« älteren Mannschaften als wie vor den Vorgesetzten. Schreiber diese- kann von sich sagen, daß er während seiner Dienstzeit von keinem Vorgesetzten irgendwie bös willig angerührt, wohl aber von einem Dreijährigen au- oben angegebenem Grunde mißhandelt worden ist. E- soll damit für die Vorgesetzten keine Lanze gebrochen werden, da sie indirekt auch mit Schuld an diesen Miß handlungen tragen. So wird z. B. von Seiten de- KompagnieführerS oder Feldwebels für da- Zuspät' kommen eines einzelnen ManneS häufig Strafe für die ganze Kompagnie angedroht und bei eingetretenem Falle bleibt es nicht au-, daß dann die unschuldigen Mann schaften an dem Schuldigen sich rächen. Ist dieser nun gar noch ein Rekrut, dann wird von allen Seiten auf ihn draufgehauen, wobei vielfach Stocheiseo, Besenstiele und andere harte Gegenstände verwandt werden. Dasselbe ereignet sich auch häufig beim Exerciren, wo die ganze Mannschaft wegen eines Einzelnen nachüben muß und diesem nachher die üblichen Stöße und Hiebe versetzt werden. Gegen solcher Gebühren müßten die Vorge setzten mit aller Strenge einschreiten, damit diese- Miß handeln der Mannschaften unter sich auSgerottet werde." Der Umfang de- Arbeitspensum-, welche- den Reichstag beschäftigen wird, ist nach den bisherigen Feuilleton. Bernt Klingner. Novelle von Klara Jäger. (5. Fortsetzung.) Endlich lag der einsame Hof vor Bernt. Der Be sitzer stand in der HauSthür und blickte erstaunt nach dem Herbeikeuchenden, der kaum noch im Stande war, eine Frage nach dem Silchenrieder Doktor herauS- zustoßen. Dann sank er vor Ermüdung buchstäblich auf der Holzbank vor dem Hause zusammen, so daß der Höchenhofer Bauer nicht anders meinte, als daß er einen Schwerkranken vor sich habe, der die Hilfe deS Doktors für sich selbst begehre. Aber der war längst über alle Berge. Niemand konnte sagen, wohin er vom Höchenhofe aus geritten sei. Es war also auch unmöglich, ihm einen Boten nachzusenden. Vielleicht hatte der Doktor sich auch geraden Wege- nach Ellernried hinabgewendet; eS war daS wahrschein lich sogar, denn eS war nicht bekannt, daß irgend Jemand auf den anderen Einzelgehöften hier oben der Hilfe deS Arztes bedurft hitte. DaS war ein schwacher Trost, aber doch immer hin ein Trost sür Bernt. Er bat um ein Stück Brot und um ein Glar Milch, was ihm Beide- bereitwillig gereicht wurde. Er schob die große Ermattung, die er empfand, dem Hunger zu, denn er entsann sich jetzt, daß er seit - langen Stunden keine Nahrung zu sich genommen hatte. Hastig aß und trank er — es that ihm gut! Aber als er aufstehen und den Rückweg nach Ellernried an treten wollte, da fühlte er, daß da- eine gänzliche Un möglichkeit sein würde. Die Füße versagten ihm voll kommen den Dienst. Wohl oder übel mußte er sich entschließen, auf dem Höchenhofe um ein Nachtquartier zu bitten und wenn ihn auch der Schlaf hartnäckig floh — eS war doch wenigsten- ein Ausruhen. Als Bernt am anderen Morgen das gastliche Dach verließ — nachdem er die Besitzer reichlich für alles Genossene entschädigt hatte — fühlte er sich noch wie zerschlagen. Aber die Sehnsucht gab ihm neue Kräfte und mit wechselnden Empfindungen der bangsten Sorge und der jubelndsten Hoffnung schritt er in das vor ihm aus- gebreitet liegende köstliche Hochthal hinab. In welchem Zustande würde er Erna vorfinden? Und waS würde der Freiherr zu seiner — zu Bernt'S — Begegnung mit ihr sagen? gesagt haben? Immer lebhafter klopfte Bernt'S Herz, je tiefer er hinabstieg. Da vor ihm daS große Gebäude, da- muhte der Niederstetter Hof sein. Dort, daS wußte er, hatte der General mit seinen Damen Wohnung ge nommen. Nur wenige Schritte noch . . . und dann . . . Er fragte hastig nach dem Freiherrn von der Horst. „Abgereist! Heute in der Frühe!" lautete die Antwort. „Und ... und daS Fräulein!" Er stotterte fast bei dieser einfachen Frage. Ihn schwindelte. Er mußte sich am Treppengeländer halten, um nicht zusammen zubrechen. „Beide Fräulein", hieß e- mit starker Betonung de- ersten Wortes. „Beide Fräulein sind mit dem > Herrn General abgereist." „So ist also der Unfall von gestern ohne nach theilige Folgen geblieben?" stieß Bernt hervor. „Gottlob, ja! Das junge Fräulein hat sich bald wieder erholt und der Doktor sagte, die Herrschaften könnten seelenruhig abreisen." Seelenruhig! Ob Erna wirklich seelenruhig abgereist sein mochte? ES wurde Bernt schwer, daran zu glauben. Und doch — mußte er sich nicht au- tiefstem Herzen der Kunde freuen, die er soeben erhalten hatte? Warum aber hatte Erna keinen Gruß, kein Zeichen deS Gedenkens für Bernt zurückgelassen? Er stellte in fieberhafter Aufregung ein voll ständiges Kreuzverhör mit dem höchlich darüber er staunten Berichterstatter ab. Er wollte nicht durch schauen lassen, was er eigentlich zu erfragen wünschte und fühlte nicht, daß er sich in jedem Worte verrieth. Fort! Sie war ihm wieder ferngerückt! Einem Nebelbilde gleich war in Nicht- zerflossen, waS ihn gestern so namenlos beglückt hatte. Bernt war auf einen harten Kampf mit Erna- Vater gefaßt gewesen; sogar darauf, da- theure Mädchen noch krank und seelisch leidend durch den Eindruck de- Erlebten vorzufinden — richt aber fort, „seelenruhig abgereist!" Wa- mochte zwischen Erna und ihrem Vater vor-
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