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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.02.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-02-21
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188302219
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830221
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830221
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-02
- Tag1883-02-21
- Monat1883-02
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.02.1883
- Autor
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Uetarlisa und Lrpkdilio« Iohanne-gasse 33. AprechKuiiörn -rr Nedactt««: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags ü—6 Uhr. Sü NM,«»« rm»r1»allrr V>«n»icri,»« »acht Och d>« vi,»«r>»» m», „rdiiutu». Aanatz«, »er sür die a»chftf«l,e»»e Nu««rr drsttmmten Inserate au Wochentagen bis 3 Udr Nach«>ttaa». aa Tonn- und Aesttascn srüd di« '/,v U hr. 3n den /ttialrn für Ins.-Annahmn Ltto klemm, NiiiversitäiSstraße 21, Lauts Lösche, Karharinrnstraße 18, p. «ur dt« ff,S Uhr. KiWM. TllgMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Auflage 17,^50. ^bounemriittzpreis vierletj. 4'/, Llk. incl. Bringcrlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nunnner 20 Pf. Bclcgercmptar 10 Pf. Gebühre» sur Extrabeilagen ohne Postbeiördcrung 39 Mk. mit Postbcjbrderung 4« MI. Inserate flgkspalicne Petitzeile 20 Pf. Größere Schritte,, l - nw'ercm PreiS- t'crzrichinjj. Tabellarischer Satz »ach höherem Tarif. Reklamen nntrr dem Urdaetionsltrich die Spaltzeile 50 Pi. Jnlerate sind stci- a - ^ idxprditton »u sende». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung xrac-mni» :.:>»!» oder durch Poft- »achnabme. ^ 52. Mittwoch den 21. Februar 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. die Anmeldung taubstummer so»ie blinder Kinder betr. Gesetzlicher Bestimmung gemäß sind taubstumme, sowie blinde Kinder bei dem Eintritt in da« schulpflichtige Alter in hierzu bestimmten öffentlichen oder Privalanstalten unter- zubnngrn. sofern nicht durch die dazu Verpflichteten anderweit für ihre Erziehung hinreichend gesorgt ist. Wir fordern daher die hier wohnhaften Eltern solcher Kinder, beziehentlich die Stellvertreter der Ellern, hierdurch aus. alle bis jetzt noch nicht angemeldeten, im volksschulpflichtigen Alter ''lohenden taubstummen, sowie blinden Kinder behufs deren Aus nahme in em« Anstalt spätesten« bis zum A4, dieses Monat« schriftlich bei «n» zur Anmeldung zu dringen. Leipzig, am lS Februar 1883. )er GchulanSschuA der Stadt Leipzig. vr. Panitz. Lehnert. Vekannlumihung. Die Herstellung von GranittrokoirS lang- de- Grundstücks de« ehemaligen Holz« und Kohlenbahnbofs an der Zeitzer Straße soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen sür diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RatbhauS, Zimmer Nr. 14 au- und können daselbst eingefehen rcsp. cntnommcu werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „GranittrottoirS in der Zeitzer Straße" versehen ebendaselbst und zwar bi- zum 3. März dsS. IS.. Nachmittag- 8 Uhr einzureichen. Leipzig, am 17. Februar 1883. De« Raths der Stadt Leipzig Stra-enbau-Depatation. Vrkallntmachimg. DK Herstellung vvn Mosculvstaster auf dem Fußwege der Zeitzer Straße läng« des Grundstück- des ehemaligen Holzooi« und KohlenbahnhosS soll an einen Unternehmer" in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS, Zimmer Nr 14 auS und können daselbst eingesehen resp, entnommen werden. Bezügliche Offerten find versiegelt und mit der Aufschrift: „Mosaikpfiaster in der Zeitzer Strafte" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 3. März dsS. IS.. Nachmittag« k Uhr einzureichen. Leipzig, am 17. Februar 1883. DeS Rath» der Stadt Leipzig Ttrafteubau-Deputation. HolMtlion. Donnerstag, den 22. Februar o. sollen von Vormittags !« Uhr an im Forstreviere GraS» dorfauf dem diesjährigen Gehau im Schanz und hinter der Seegeritzer Mühle K Eichen-, 9 Birken- und 7 Eller-Nutzklötze, 2't, Rmtr. Eichen-Rutzscheite, 16 Rmlr. E>chc»-Brenn- schette, 44 Stück Birkru-Schirrhölzer, 15 Stück Eichen-HebebLuine und circa 50 Stück Wurzel Hansen unter den im Termine öffentlich anSgebangenen Bedingungen und gegen die übliche Anzahlung an Ort und Stelle nach dem Meistgebot verkauft werken. Zusammenkunft: im Schanz auf obigem Schlage. Leipzig, am l3. Februar 1883, DeS RathS Forstdepntation. Vekanntniaüiullg. I, der Nacht vom 16. zum 17. d. sind an den auf der Lindenauer Chaussee angebrachten Straßenlcneriien eine Anzahl Glasscheiben zerschlagen worden. Alle, welch« eine Mittheiluug über den Thüter zu machen vermögen, werden ersucht, sich ungesäumt bei uns zu melden und versprechen wir Demjenigen, welcher denselben uns namhaft macht und dadurch die Bestrafung ermöglicht, eine Belohn««« v«n zehn Mark. Leipzig» am IS. Februar 1883. Das Polizei-Amt daselbst. Bretschneider. vr. verger. Auktion. DounerStag. den 22. Februar 1883. 3 Uhr RachmittagS, sollen im gerichtlichen AucnonSlocale, Eingang von der Kleinen Burggass«, verschiedene zu einem Nachlasse gehörige medicinische Instrumente» als: 1 gemischtes Bestecl von Instrumenten für Amputation in Etui, 1 groß« Blaltjäge, 1 Troikar, 3 Meijel, l Zahaschlüffel mit 3 Haken, 1 Geburtszange, 1 Rühreuprrtorato- rium, 1 Baunscheidl'tches Instrument, 1 mittelgroßes Besteck, 7 elastisch« Katheter, 2 BaugteS, 1 Thermometer nach Celsius re. öffentlich an den Meistbietenden gegen sofortige Baarzahlung ver steigert werden. Leipzig, den 17. Februar 1883. Der Auktionator des königlichen Amtsgerichts. Thierbach. Auktion. Lonnabenb, den 24. Februgr 1883, 10 Uhr vormittags tollen im gerichtlichen Auktion-locale brz. Gerichtshöfe, Eingang von der Kleinen Burggaffe, I Partie Möbel, 22 Stück ftohrlbanke, 2S compl. Werkzeugkasten. 1 gröbere Partie dtv. Hand werkszeug . als. Lchraubknechte. Schraubzwingen, Sägen, Hödel 1 Pcsten vreter, Psoftrn «nd Aournterk, I hand- wagr» und verichiedenc andere Gegenständ« öffentlich an den Meist bietenden gegen sosortige Baarzahlung vrrsteigert werden. Leipzig, den 17. Februar 1883. Thierbach, Gcrichls! ollziebrr. OeKontliolio Ur4Nt1ol8le1ir!iN8lLlt. beginn ck-, L8. biedui-oliroa »» 2. Kprtl 4. 4. vie keite- reugni»« Ser Mtderen XdtketluoL ckor 8u«tul» Olretjtdich-er Cur»«) dereedtigeo rum Liojtitirig-Prsinttlligeixiienit«. ?Vr jung« lieute, ncelck« »ic-t, <I«n ÜeroedtiguiNanekein rum 1IinjLdrig-kreiWiUigea<liell»»e orrearben dalx>n, iat ein kaekrrlaoen- »edukUiobor l!»r»»a mm ck»ür««ck»»or bei 30 l^dratuoSen in Ser ^Voed» eingeriedter. INr Meledev ck», ScdolLolck >40 Zlarü derrTgl. Xnwelitungen erbittet mcd cier Ooterreiciuiet« in <tea Wochen tagen vvn 11—12'/, 1-hr. Imipuig, im kedrnar 1883. C»rl Volke»», viroctor. Hol;-vtrSkigtrung. In der königlichen Öberiörsterei Sitzrnrode, aus dem Nnter- orste Citzenrode, im Distrikt 43 am Sitzenroder Feldtriche sollen am Montage, Sen 2«. Februar ». I.. Vorm. 10 Uhr, eine Quantität Nutz- und Brennhölzer, bestehend i» Nutzholz: 5 Eichen mit 9.10 Festm., 3 Buchen mit 1.76 Festm., 833 Kielern mit 254.75 Festm., unter letztere» ganz außerordentliche vorzügliche Stämme bi» zu 4 Festm, gegen lolortige Be- Zahlung an den anwesenden Rendanten oder an die küaigl. Forstcassc Torgau öffenllich versteigert werden. Kauslustigc wollen sich zur obenbemerkten Zeit im Schlage Distrikt 43 einfindeu und vou den näheren Bedingungen an On und Stelle sich unterrichten, Sitzenrobc. am 13. Februar 1883. Der töutgltche Oberförster. Nichtamtlicher Theil. „vie Gefahr der russischen Invasion." Sa betitelt sich eine in Osenprsl in magyarischer Sprache erschienene allgemeine« Aussehen machende Broschüre, deren anonymer Verfasser ein um da- Schictsal seines Vaterlandes besorgter magyarischer Patriot ist. Derselbe hält de» Krieg zwischen Oesterreich-Ungarn und Rußland unvermeidlich, „Vielleicht kann er noch hinauSgesckoden werten, aber er ist nicht mehr abzuwenden. Er kommt wie der entsesselle Sturm; keine Furcht, kein Seufzer, krine FriedenSsehnsucht kann ihn mehr aufhalten," DaS Motiv dieses Kriege- sei sür Ruß land nicht so sehr die Rivalität mit dem hadSdurgische» Einfluß aus der Balkanlialbiiisel. als die Uebcrzeugung, daß die österreichisch-ungarische Monarchie „schwach" geworden sei. Alexander III. und seine Regierung Halle» bereit- in den Ende Avrit 188t ahgehaltenen geheimen RegierungS- conseilS feierlich au-gesprochen. daß die Gruntdedinaung der Politik der Regierung de- Czaren nach der ersten Theiluiig der Türkei der Krieg gegen Oesterreich Ungarn sei. Der Verfasser gehl von der Ansicht aus. daß vie politische und militairischc Lage der österreichisch-ungarische» Monarchie seit dem letzten russisch-türkiichen Kriege sich bedeutend ver schlechtert habe und die Katastrophe überdies noch durch die Occupation Bosniens und der Herzegowina unabwendbar geworden fei. „Sv lange wir Ai-drassy ai« unser» Mimste de- Aeußeren zu begrüßen nicht daS Glück batten, war die ungeheure lange militairi'che Linie unserer Monarchie, welche sich von der Bukowina bi» nach Eattaro erstreckt, ganz frei vom Feinde; wir brauchten sie nicht zu verkdeidigc», denn die Pforte dewachte sie. Andrassy unterschrieb in Berlin die inililairische Unabhängigkeit Rumänien-, Serbien- und Montenegros. Jetzt bewacht man uns von allen Seiten. Oesterreich Ungarn wohnt seit dem Berliner Congreß in einem militairiscbcn Gcfängniß, Militairischc Autoritäten ersten Range- baden bestimmt cm-gesprochen. daß kie strate gische Lage unserer Monarchie durch den Berliner Vertrag und in Folge der Occupation sich mehr verschlimmert bade, als wenn wir wieder eine große Schlacht verloren Kälte»." Die Vernichtung der Türkei habe mcht einmal wirlkichast- liche Borkheile der österreichischen Monarchie gebracht. „Umsonst schließt die österreichisch-ungarische Regierung mit Serbien oder Bulgarien wirlhscdasllicde Verträge, denn bei der ersten Bewegung im Orient machen die slavischcn Buke» Papicrdrachen daran- oder FidibuS sür die russischen Generale." Ter Verfasser macht vor Allem den Grasen Ankrass» sür die den Ungarn drohenden Gefahren verankworllich. Tie Krönung der verfehlten „mcSkowillsct'cn" Politik Ankrass«'- sei die Occupation Bosnien» und der Herzegowina. Mit verhängnißvollcr Blindheit habe Andrasiv, den Emslüsien des Hose» gehcrcbend. trotz de- AdralhenS Vismarct'-, nach dieser Occupation gestrebt. Um Rußland sür dieselbe zu gewinnen, habe Oesterreich-Ungarn ihm die Wiedererlangung de» ru mänischen Bessarabien zugeilandcn und sich dadurch Rumänien zum Todfeinde gemacht. Durch die Occupation BoSnieno nnd der Herzegowina, die viele europäische Staaten nur ungern gesehen hätten, sei die Niederlage der Monarchie in den« bevorstehenden Kriege mit Rußland wahrscheinlicher ge worden. Vor der Theilung der Türkei sei die inililairische Vcrtbeidigunq-linic im Süden nur 70 Kilometer (die Strecke von der CrivoScie bis Spizza) lang gewesen, während nach der Occupation eine neue 270 Kilometer lange Grenzlinie gegen Serbien und Montenegro vcrlheidigt werden müßte. Infolge der Theilung der Türkei sei ferner entlang der ungarischen Grenze eine neue ungebeurc militairischc Der theidigunqSliuie in der Länge von NOO Kilometer sür Oester reich entstanden, „Bisher bat noch immer jeder verständige Minister de- Auswärtigen danach gestrebt, die Kräfte ander Linie zusammenzuzieben, wo die Gefahr am größten ist; unsere RegierungSmänner aber haben, diesem vernünftigen Grund sätze strack« zuwider, da« gethan, waS der lebhafteste Wunsch ist. indein sie die ohnehin arg genug zersplitterte Kraft Oesterreich-Ungarn- noch mehr zertheilen und dadurch eine neue Niederlage der Monarchie »och sicherer machen. Ei,: solche« cäsarischeS oder napoleonische« Genie ist nicht gekoren, welche- im Stande wäre, von Bo-nien a»S die Karpathen oder die Donau gegen Rußland zu verlheivigen." Der Verfasser der Broschüre erblickt auch in dem Bünd nisie mit Deutschland keine Garanlie gegen die Niederlage der Monarchie in einem Kriege mit Rußland. Seine Ansichten Uber daß deutsche Bnndniß nnd interessant genug. „Mit Deutschland mußten wir jedenfalls, in welcher Form immer, ein Bündniß schließen. 2u der beutigen Lage kann da- im Herbste 1879 geschloffene Bündniß unsere Monarchie vor einer solchen Gefahr bewahren, wie sie die Türkei ereilt hat: die europäischen Mächte können sich schließlich nicht in unS tbeilen, — aber gegenüber dem Panslavi-m»- ist sein posi tiver Werth sür u»S höchst problematisch. Denn BiSmarck hat mit un- in Wien kein Schutz- und Trutzbündniß geschloffen, sondern nur einen bedingten Schutzvertrag, dem zufolge die beiden Mächte in allen europäischen Fragen im Einvernehmen mit einander Vorgehen, obne beiderseitige Ein- williqu"si sich mit andern Mächten nicht verbinden. Wenn ein Theil von einer dritten Großmacht angegriffen werden sollte, so ist der andere VcrtragStbeil dafür zu sorgen ver pflichtet. daß der Krieg möglichst localisirt iverde und der Rücken de» kämpsenven Bundesgenossen gegen die Einmischung der anderen Großmächte gedeckt sei. Tie» ist der Septcmbervrrtrag. Er reicht nicht hin. daß wir sterben, aber dielet wenig genug, um unser Leben zu sichern. Nach diesem Vertrag bat sich Deutschland für den Fall eine« neuen sran- zösischei, Kriege« die Garantie verschafft, daß unsere Monarchie sich Rußland i» den Weg stelle, wenn eS Frankreich zu Hilsc eilen möchte. Andererseits schützt un». wenn wir mit Ruß- and Krieg baden, Deutschland so weil, daß weder die Fran- osen noch die Italiener Rußland militairischc Hilfe leisten können, ohne daß sie sich mit Deutschland schlagen. Ader wie Oesterreich-Ungarn nicht ru den Waffen greift, wen» sich im Falle eines deulsch-sranzösischrn Kriege« Dänemark, Holland oder Belgien an Frankreich anschlicßt, ebensowenig ist da- deutsche Reich verpflichtet, da- Schwert sür un« zu ziehen, wenn der russische Krieg zugleich mit dem Angriffe Ru mäniens, Serbien-, Bulgarien- oder Montenegro- über un» hereinbräche. Daß da- Bündniß den Bertrag-theiten keine größere Garantie bieten kann, ist sehr natürlich, denn die nach der Revanche lechzende» Franzosen binden Deutschland; »n» fesseln die Russen . . . Oesterreich-Ungarn muß in einem großen Orientkriege eS ganz allein mit dem Panslavi8m»s aufnchmen ... in der guten Hoffnung, daß Deutschland, wenn eS die Franzosen geschlagen hat, auch unseren armen Kcpf rettet." Der Krieg mit Rußland hat — nach den An-siihrungen der Broschüre — im Frühjahr >882 nur an einem Haar ge hangen. Ter An-bruch de- Kriege- ist jedoch damal- ver hindert worden, einmal durch die Unsertigkeit der Rüstungen Frankreich- und dann durch die grenzenlose Friedensliebe unserer Monarchie, welche die Herausforderung, die in der Haltung Montenegro» gegenüber dem Aufstande in der Herzegowina lag. nicht angenonimen hat. Der Verfasser der Broschüre weilte während teS Ausstandes in Eeltinje, wo er die Ueberzeugling gewonnen haben will, baß da- l8«>2 zwischen Serbien und Montenegro geschlossene geheime Schutz- und Trutzbündniß sofort nach dem Berliner Congresse durch den Pnnct erweitert worden sei. daß Serbien um Bo-nien. Montenegro aber um die Herzegowina gemeinsam mit allen Kräfte» kämpfen werden, wenn sie diese Provinzen nicht aus friedlichem Wege von Oesterreich-Ungarn erlangen können; der casur llwffei i» trete sofort ein, sobald Oesterreich- Ungarn mit einer Großmacht in einen Krieg verwickelt werke. „Tie Vorbereitungen Rußland- zum Kriege treten seit 1880 offen z» Tage. Nach der genaue» Berechnung de- deulschcn GencralstabeS hat Rußland in der Weichselgegend zur Bildung einer OperalionSarmec eine so ungeheure HcereSmacbt er»»- ^entrirl, tzaß au- ihr folgende Masse alS operirendc Feld- und Angriff-armer brrvoraehen kann: 840 Bakaillone Infanterie, 300 E-catroii- Cavallerie, 284 Batterien (zu 8 Kanone»), 30 reitende Batterien und 26 Bataillone Genie-Truppen. Gleichzeitig baut man in Rufslscb-Polrn zwei neue befestigt Lager, befestigt Warschau nnd errichtet zwei von der Ostsee bis Odessa reichende Fcstiiiig-gürlel. In die Armee wnrkcn 1880 235.000 Mann cingeniht. waS selbft während bc- KriegeS nicht vorgekommen ist. denn 1877—78 wurden blo» 218,000 Rckrnteii assenlirt." Dieser lingekeuren Macht stehen — nach den, Bcrsasser — von Seiten Oesterreich- i» Galizien und der Bukowina vorläufig nur 60 Bataillone Jnsanterie, 2l Dragoner- und 35 Ulanen EecatronS. 13 Batterien »nd 1 Genie-Bataillon gegenüber. Wohl sind auch sür die Be teiligungen vc» Krakau 3 Millionen und von Przcinisl 5',, Millionen Gulden bewilligt, aber nur in mehreren Jahres raten, so daß diese BcscsligungSarbcitcn erst nach längerer Zeit beendigt werde» können. „Während meine- Aufenthalte- in Cettiiije. der Haupt ffadt Montenegro-, Halle ich Gelegenheit, auS sicherster Ouclle den Krieg-plan kennen zu lernen, welchen die Regierung Alcxand.r III. gegen un- s-slgrstellt und zum Tkeil durch- gestibrt hat. Im Frühjahr 188t, bevor -Igiialiesf zum Minister des Innern ernannt wurde, war in gehen» n Ministerbercithuiigen. in denen auch die Führer der pcw- slavisnschen Parlci ziigeien waren, bestimmt worbe», gegen Ocsterreich-Ungarn die innere Revolution an allen Punetcn zu orgaiiisircn' und die Bewe^uiigeir in BoSnicn'Herzegowuia zu veranstalte», damit im Frühling >882 der Ansruhr in den occupirteu Provinze», wie auch in Süodalmaticil offen auSbrcche", woraus Rußland, während die Wesimächtc Deutsch land diplomatisch in Schach hatten, auch seinerseits zum Angriff schreiten wurde. „In dem NegierniigSralhe des Zaren wurde aus Grund tetaillirter niilitairischer Berech >,ungen constatirt, daß Oesterreich-Ungarn riner gerade doppelt so großen Macht gegenüber stehen werde, alS eS in da» Feld zu stellen fähig sei. UebrigenS wie« der russische Gencralstab nach, daß. aus Grund der im bosnischen Feldzüge gemachte» Erfahrungen der Sieg Rußland- gegen u»S auch dann als sicher zu betrachten sei, wenn wir unsere gesammle HcercS- inacht der russischen Armee entgegen stellen l Der Zar betraute Ignatiesi mit der Durchführung diese- politischen Programme«." „Ter Aufstand in Süddalmaticn und der Herzegowina brach auS. Unsere Soldaten errötbclcn wegen der erfolglosen Kämpse. welche sie monatelang mit beispiellosem Heldeiimulh und Selbstaufopferung gegen' die Aufständischen fortsetzten. Hundertmal schlugen wir die Insurgenten, hundertmal jagte» wir sie nach Montenegro zurück. Die Aufständischen kamen mit montenegrinischen Verstärkungen immer wieder über unsere Grenze, aber dem österreichischem Heere war e- nicht erlaubt, die montenegrinische Grenze zu überschreite»! Der artiges bat Europa noch nicht gesehen. Anfangs verstanden die 75,000 österreichisch.ungarische» Soldaten nicht, warum wir die internationale Willkür Montenegros dulden müssen; aber spater sah auch der letzte Iiiscmtcrist ein. daß cs einen sehr bedeutenden Grund hatte: Oesterreich - Ungar» fürchtet sich vor Rußland. Dies war die Signatur drr Lage während de- südslavischen Ausstandcs. Die panische Furcht vor Rußland ist der leitende volitische Grundsatz unseres Auswärtigen Amte- geworden, seit wir die Türke: getbeilt und Bosnien occupirt haben." Die russische Negierung habe in Folge französischen RatbcS beschlossen, Oesterreich Ungarn durch die Frechheit Montenegro» zum Krirae rn reizen. Oesterreich sei jedoch in die niontcne griniiche Falle nicht hineingcgangc». „Unser Ministerin»: deS Aeußeren gab allen Organen die Weisung, daß man Monte« ncgro« freche- Spiel verdecken müsse uuv mcht anerkennen dürfe, daß Montenegro und Rußland die Führer de- Ans sicmdeS seien, ja daß man ossiciell verkünden müsse, daß Nuß land und die montenegrinische Regierung sich stet- tadellos gegen Oesterreich-Ungarn benommen haben." Diese bittere Zwangslage cntpreßt der Brust de- ungari schen Patrioten folgenden VerzweiflungSschrei: „Ein Jahrzehnt gemeinsamer äußerer Politik rc:chle bin, damit wir in der Reihe der Großmächte aus da- türkische Niveau hcratsinken und binnen Kurzem die Garantie der europäischen Machte zur Sicherung unserer politischen und lerrttorialci: Integrität gegen Rußland notliwentig sein wird ... ES g:cbt in Europa keine rwcile Großmacht, welche all' L:e gemeinen internationalen Beleidigungen, mit welchen un- die Ignaliess- Rcgicrung e:>: Jahr lang überhäufte, ohne Ahndung ge duldet hätte; eS giebl keine zweite Großmacht, mit der die kleinen Nachbarn solchen Spott zu treiben wagten, wie Montenegro mit nns .... Die absolutistische Regierung bat ungeheure Fehler begangen, war aber niemals seige. Die Minister de- neugeschaffencll Reiches hake» mir ihren politische» Fehlern unscrc internaliviialc Krasl gebrochen, unsere europäische Ebre aus- Spiel gesetzt und u»S i» eine solche Lage gestoßen, daß die Feigheit jetzt zur patriotischen Tugend wird . .. Unsere Parlament-- und DclegalionS- Mlnister, unsere Parlaments- und Delegation» Majorität haben u»S so regiert, baß da- constilntioiielle Oesterreich- Ungarn 15 Iakrc lang stets ruht, aber nicht dc-kald, weil eS impouirt, sondern weil eS ruhen muß! Und diese Monarchie wird so lange ruhen, al« man ihr zu rüden gestattet. Aber waS wird sie dann thnn, wenn die Ereignisse ie einmal am Schopfe aufrütteln und die Kosaken an der ersten HanSthür i» Galizien die Kriegserklärung anschlagen? Denn daß diese früher oder später erfolgt, ist so gewiß wie der Tod!" Leipzig, 21. Februar 1883. * Wie bereit- telegraphisch berichtet, bat der vatieanische Moniteur de Rome" nach ossiciöser Mittheiluug auf voran- gegangene Bitte der preußische» Regierung die beiden schreiben de- Papste- an den Kaiser veröffentlicht. Wenn man die beide» Briese der allgemeinen Redewendungen und höflichen Phrasen entkleidet, so bleibt als positiver Kern des ersten der Satz, drr Papst mnsse verlangen, daß die neue Gesetzgebung in Preußen in desinitiver Weise gemildert und verbessert werde, mindesten- in denjenigen Puncten, die sür da» Leben der katholischen Kirche wesentlich erscheinen. Mil diesen, umsasscnde» und Alle- i» sich begreifenden Anspruch ist nicht viel anzusangen. Etwa- positiver und greifbarer lauten die Millheiliingen de- zweiten Brief-, wonach der Papst beschlossen bat, den Bischöfen zu gestatten, die Wahl neuer Pfarrer der Regierung anruzeigen, ohne eine vollständige Revision der in Kraft betindtichen Gesetze abzuwarken; der Papst verlange jedoch, daß man die Maß regeln mildere, welche die Ausübung de- geistlichen Amte« und die Ausbildung de- Klern- im eigenen Geist der Kirche ver hindern. Gegen da- äußerliche Zugeständnis; der Anzeige wird kamil jede staallichc Eonlrole der geistlichen Amtsführung und der Ausbildung der jungen Priester als mit dem LcbenS- intcresse der Kircke unvereinbar znrückgewiesen. Auch diese Fordernngen deS letzten Schreiben» können wenigsten- die weitgehendsten und sür de» Staat niemals annehmbaren An sprüche in sich schließen. Sie mußten in der conereten Ver handlung über bestimmte Frage» eine sehr erhebliche Ein schränkung erfahren, wenn sie eine geeignete Grundlage zur Verständigung bieten sollte». — Der vorstehend erwähnte Brios vom 30. Januar hat folgenden Wortlaut: Das Schreiben, welche-' Ew. Kaiserliche und Kömqliche Majestät »n- nu Deeember letzten Jahre- durch den Gcsandten v. Echlözer znstelle» ließ, bat die Hoffnung, welche mir seit lnngrr Zeit hegten, durch volles Eiiioernchmen den religiösen Eonslict in» Königreich Preußen einer Lösung zugeführt zu sehen, bestätigt. Da- erhabene Wort Ew. Majestät, welche sich geneigt zeigt, die Hand zu einer Revision der gegenwärtigen Kiicheiigcie'egcbiing zu bieten, laßt uns die demnächstige Herstellung d:cseo Eiiwernelimcns erblicken. Wir ivreehen Ew. Majestät unser» Tank und unsere (Yeiiugthuung sür dirse Geneigtheit auS. Wir haben in Folge desselben dem Gesäurten r>. Schützer durch de» Cardinal Iacobini eine Note ziistellen lassen, welche, wie wir glauben, bereits zur Kenntnis: Ew. Negierung gebrach! worden in. I» dieser Note wollten wir die Negierung Ew. Majestät aus- Nene »nieres feste» Willens ver sichern. den wir schon zu verschiedenen Male» gezeigt, de» BischSicn zu gestalte», diejenigen Personen der Neaieuiiig z» notificircn, welche zu Psarrer» der Parocbien ernannl iveroen sollen. Ui» un- soviel wie möglich den Ansichten und Wnniche» Ew. Majestät zu nähern, baden wir unsere Geneigtheit zu erkenne» gegeben, eine complete Revision der in Kraft befindliche» Gesetze nicht abzuwarten, um durch die verlangte Notisicatio» sür die jetzt vaeanicn Parochicn Vorsorge z» treffen. Wir haben jedoch verlangt, daß man gleich zeitig mit einer Modisleation der Maßregel» beginne, welche heute die Ausübung der geistlichen Macht und de» geistlichen Amte-, sowie den Unlerricht nnd die Ausbildung des Klern- verhindern, denn wie glaiibr», daß diese Mvüißcalionen sürd.S Leben der katholischen Kirche selbst unentbehrlich sind. Diese verlangt, daß dir Bochüse die Fähigkeit haben, die geweihte» Dien-w zu unterrichten und sic unter ihrer Aussicht auszubilden sowohl de» Lehren wie dem Genie der Kirche enljprechcnd. Der Staat wurde nicht weniger sur seine eigenen Beamten verlangen können. In gleicner Weise ist eine verständige Freiheit in der Ausübung der geistlichen Macht -and de- geistlichen AmicS sür da- Heil der Seelen eine unerläßliche Grinidbedingliiig sür da- Leben der Kirche. Es würde vergeblich sein, silr die Psarrstellen neue Inhaber z» ernennen, wenn dieselben sich sodann verhindert sehen, den Pslichlcn gemäß, welche ihnen das geistliche Amt auscrlegt, zu Handel». Sobald »der diese Puncte eine Berstäiidigung bergestellt i>I. wird e- bei grgenseitigem guten Willen leicht Irin, sich auch über andrre »othwendige Bedingungen zu verständigen, »nd einen wirklichen dauernden Frieden, das Ziel uniercr gemelnschastlichen Wün'chc, zu sichern. Inzwischen bitten wir die wiederholten Ausdrücke der warmen Wünsche entgegeiizunehmen, welche wir unaushörlich sür das Wohlergehen Ew. Majestät und der Kaiserlichen und Königlichen Familie hegen. Vatikan, den 30. Januar 1883. Leo XIII. Papst. * Sonntag Nackmiltag 2'/, Uhr erschien Ce. Majestät der Kaiser, begleite! von dem Flügeiadjutante» Grnerallieutencmt Grafen Lchiidorsf, im Reichstage. Allerhöchstderseide wurde am Eingänge von dem Stellvertreter de» Reichs kanzlers, Staatsminisier Scholz, und dem Präsidenten dcs Reict'Stages, v. Levetzow, einpsangcn uno von denselben nach dem Fover geleitet, wo daS vom Professor Lessing nach dem Wallol'schcn Plane hergestelltc Modell ausgrstellt ist. Ce. Majestät besichtigte dasselbe mit den vorliegenden Grund rissen in der eingehendsten Weise und erörterte mit dem Minister Scholz, den, Präsidenten v Levetzow und dem an-> wcsenden Architekten Wallet kie verschiedenen maßgebenden Gesichtepuncte, wobei Allerköchstdersklbc eine außerordentliche, bis i» die Detail- gehende Insormapon zeigte. Der Kaiser äußerte sich bierhei sehr gnädig gegen den Herrn Wallet, erklärte Sein Eiiiverstänrniß mit dem Projeet» »nd noch besonder- mit dcn Fa^ade», auch forderte So. Majestät Herrn Wallet wiekerbolt zur Sparsamkeit bei der inneren BauanSsührung aus. Es folgte hieraus die Vor stellung der belheiligten Beamte», de- Geh. Ober-Regierung-« ralhs Niebcrding, NegierungsralbS Busse »nd de- Bureau-
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