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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.03.1899
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-03-23
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18990323011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899032301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899032301
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-03
- Tag1899-03-23
- Monat1899-03
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Morgen-Ausgabe KipMer TaMaü Anzeiger i. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Jahrgang. IO Donnerstag den 23. März 1899. »0. »»«II «neu. r. tten AS Tie Morgen-Ausgabe erscheint um '/,? Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentags um ö Uhr. r. (»It») l. 0. I. ». I. i. t I. I. i. Liii.v.87: l- 2? i.0. i.v. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit dec Morgen-Ausgabe, ohne Poslbrsörderung 80.—, mit Postbrfördrrung 70 — Gift betrifft, so geben die angestellten Versuche, sowie die zu fällig gemachten Erfahrungen lein einheitliches Bild. Sie macht oft von ihrer Waffe Gebrauch, ohne daß ein Grund dazu vor liegt; ein fallendes Blatt brinat sie so in Wuth, daß sie nach Allem beißt, was sich in ihrer Nähe befindet, und oft genug kommt es vor, daß sie die Mordwaffe in den eigenen Leib bohrt. Solche kleine Tragödien mögen nicht selten sein, aber man hat noch nie verendete Kreuzottern aufgefunden, bei denen als Todesursache Blutvergiftung festgestellt werden konnte. Zwei sich wider sprechende Thatsachen mögen hier angeführt werden. An einem heißen Julitag fing ein bekannter Schlangenjäger eine große, äußerst bösartige Otter, die wiithend um sich biß und sich selbst mehrfach verwundete. Nach etwa zwei Stunden wurde sie ver endet vorgefunden. Der Fall gab Veranlassung, das Blut des Thieres genauer mikroskopischer Untersuchung zu unterziehen, wobei sich ergab, daß es vollständig unverändert war; am wenig sten aber ließ sich die charakteristische faulige Zersetzung nach weisen. — In einem verhältnißmäßig engen Behälter wurden mehrere große Kreuzottern gefangen gehalten; durch fortgesetzte Neckereien gelang es, die Thiere so in Wuth zu bringen, daß alle zweck- und ziellos durcheinander bissen; mancher kräftige Biß traf in den Leib einer anderen oder in den eigenen, aber es wurde nicht beobachtet, daß das Gebühren Nachtheil brachte. Hält es schon schwer, über die Länge, die die Kreuzotter erreicht, be stimmte Angaben zu machen, so ist es unmöglich, zu sagen, wel ches Alter sie erreicht. Mit einiger Wahrscheinlichkeit wird an genommen, daß sie es auf 12 bis 14 Jahre bringen kann; bei dieser Abschätzung wird auf die Zählebigkeit des Thieres Rück sicht genommen. Es ist jedoch unnütz, Uber solche dunkle Puncte, die doch nur «in untergeordnetes Interesse haben, viel Worte zu machen. Hingegen soll uns die fast unglaubliche Lebensfähigkeit in verstümmeltem Zustand noch beschäftigen. Eine Kreuzotter, der am Mittwoch Abend der Kopf abge- schnitten wurde, durchkroch noch wie zuvor ihren Behälter; wurde sie berührt, so zog sie den Hals ein und schnellte ihn wie zum Biß nach der angegriffenen Stelle. Dar Verhalten des Rumpfes war genau das eines unverletzten Thieres. Was den bewußt losen Körper veranlaßt hat, noch jetzt den Versuch zu machen, seine giftige Waffe zu gebrauchen, entzieht sich unserer Kennt- niß, aber so viel steht fest: das Beißen der Giftschlange geschieht nicht mit Vorbedacht; sie beißt nach dem Gegenstand, der sie be rührt oder ihr ein Hinderniß bereitet, ohne sich erst von dessen Natur zu überzeugen. Es scheint demnach, daß der Gebrauch der Waffe kein Product des gering entwickelten Gehirns ist. Es ist nur ein mechanischer Vorgang ähnlich dem Gehen oder der Be wegung einer Maschine. Sonnabend Abend, 72 Stunden nach dem Abschneiden des Kopfes, zeigte sich der Rumpf noch in dem selben Zustand, er war weich und äußerst beweglich, machte auch noch Versuche zum Beißen. Die Schnit:wunde war vollständig vernarbt, das Ende des Halses, woran der Kopf saß, zugespitzt, die Haut darüber in tief« Falten gezogen. Der inner« Organ,»« Filialen: Otta Klemm's Sortim. (Alfred Hahn), llniversitätsstraße 3 (Paulinum), Louis Lösche, Katharinevstr. 14, Part, und KöuigSplatz 7. Ne-action und Expedition: JohanniSgaffe 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Ilnnahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Margen-Ausgabe: Nachmittag- 4Ubr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein? halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Oertlichkeiten, an denen sich die Kreuzotter vorzugsweise aufhäli, sind Waldränder, die mit Unterholz bestanden sind und an freies Feld, Wiesen oder Wege angrenzen. Damit soll nicht gesagt sein, daß sie sich auf solche Stellen beschränkt; inmitten von Schonungen, auf Feldrainen, sogar auf beleb:en Fahrwegen habe ich sie oft angetroffen. Hier ist es am Platze, über die Ansprüche, Vie die Kreuzotter an die Beschaffenheit des Wetters stellt, um sich außerhalb ihres Schlupfwinkels wohl zu fühlen, zu sprechen. Sonnenschein sucht sie nur in den Morgenstunden und in den ersten Tagen nach beendetem Winterschlaf; an heißen Tagen ist sie früh 9 Uhr schon nicht mehr aufzufinden, während sie bei geringerer Wärme bis gegen Mittag, bei Gewitterschwüle jedoch den ganzen Tag anzutrcffen ist. Warme, wasserhaltige Luft liebt sie vor Allem; da ist sie auffallend häufig vertreten und läßt alle Borsicht außer Acht. Bei solchem Wetter sieht das Thier größer, stärker aus; die Schuppen Überdecken sich nicht mehr, sondern stehen von einander ab, eine Erscheinung, die zu wenig beachtet wir», obwohl sie bedeutungsvoll sein muß. Es ist noch nie beobachtet worden, daß die Kreuzotter trinkt, wie andere Schlangen; aber sie ist eia beseeltes Lebewesen von Fleisch und Mut, sie empfindet wie jedes andere Geschöpf und hat die Bedürfnisse wie jedes andere —, es ist also selbstverständlich, daß sie auf irgend eine Art Wasser in sich aufnchmen muß. Wie schon oben gesagt wurde, rücken die Schuppen bei schwüler, feuchter Luft sichtbar auseinander, die darunter liegende, äußerst feine Haut spannt sich und wird dadurch hochgradig porös, was den Beobachter auf den Gedanken bringen muß, daß durch die verdünnt« Haut das nöthige Wasser in den Schlangenleib dringt, wofür auch die Thatsache spricht, daß sich die Kreuzotter nie großer Sonnenhitze aussetzt; geschieht das gewaltsam, so magert sie so rasch ab, daß sich schon nach einigen Tagen Falten in der Haut zeigen. Daß die Kreuzotter die empfindlichste unserer Schlangen ist, beweist der Umstand, daß sie den leisesten Wind haßt; bläst man sie nur an, so geräth sie in sinnlose Wuth. Naß kaltes Wetter ist ihr vollend» zuwider; an solchen Tagen ist sie nie im Freien anzutreffen, und in der Gefangenschaft erscheint sie matt und träger als sonst, unlustig zu Allem. Dagegen findet sie sich mit warmem Regen leidlich ab. Was das Colorit ihres Schuppenkleidcs betrifft, so ist wohl nicht nöthig, viel darüber zu sogen. Die charakteristische Zeichnung, das berüch- tigte Zackenband, welches sich vom Hals bis zur Schwanzspitze zieht, ist schon ost genug beschrieben worden. Die Grundfarbe der Kreuzotter variirt Mischen hellgrau und tiefschwarz; die am meisten vorkommende Farbe ist jedoch ein dunkles, schmutziges Braun, nach der Häutung ein lebhaftes Rostbraun. Schwarze Thiere, bei denen die Rückenzeichnung nur schwer erkennbar ist, sind selten; am meisten fand ich sie im Oberholz und in den Forsten um Tautenhain. Die Grundfarbe deutet das Geschlecht der Otter an. Graue oder lichtbraune Thiere sind stets männ lichen, rostbraune bis schwarze immer weiblichen Geschlechts. Was die Widerstandsfähigkeit der Kreuzotter gegen ihr eigene» Clausel, es würden dadurch frühere Vereinbarungen verletzt, die China zu achten zugesichert hätte, besitzt im Augenblick gar keine Bedeutung. Höchstens will Rußland damit auf ein späteres Vorgehen mit bewaffneter Hand vorbereiten. Aber vorläufig ist an eine solche Action nicht zu denken, so lange die Friedens konferenz nicht getagt hat uno vor Allem so lange die russischen Rüstungen unvollendet sind. Weniger offenkundig, aber immer hin erkennbar, war Rußlands Rückzug in Maskat, wo die Fran zosen vorgeschickt wurden, um schließlich, als die Sache ernst zu werden drohte, von ihren Verbündeten im Stich gelassen zu werden. Diese verschiedenen Mißerfolge, welche dem Ansehen des Zarenreiches in Asien ernstlich schaden konnten, mußten auf irgend eine Weise ausgeglichen werden, und die Gelegenheit dazu wurde von Italien geboten. Wenn heute die Besitz, ergreifung der Sanmun-Bai noch nicht eine vollendete Thatsache ist, so hat das zum Theil das Ungeschick Italiens verschuldet, vor Allem aber waren es die Gegenminen Rußlands, welche die Fußfassung des Freundes Großbritanniens auf chinesischem Boden gehindert haben. Dauernd allerdings wird Rußland gegen Italiens Ansprüche an China nichts ausrichten können. Das Gesammtbild, welches die jüngsten asiatischen Ereignisse darbieten, ist eigenthllmlich genug. Rußland und England haben anscheinend ihre Rollen vertauscht. In allen Conflicten der letzten Jahre war England bisher immer der weichende Theil gewesen; die russische Staatskunst errang dagegen ohne sonderliche Mühe, ohne Mobilmachung seiner Truppen und Flottendemonstrationen einen bedeutenden Erfolg um den anderen. Der Vertreter des Zaren am Pekinger Hofe verstand es, das Ansehen seines kaiserlichen Herrn zum tonangebenden in China zu machen, ohne daß die Engländer jemals wagten, ernst lich den russischen Forderungen entgegenzutreten. Die geringste Drohung machte die Briten sofort gefügig. Und jetzt hat sich Alles von Grund aus geändert. Seitdem Lord Curzon über Indien herrscht und die englische Flotte mobil gemacht wurde, sind den Briten ihre Weltherrschaftspläne mit erneuter Stärke zum Bewußtsein gekommen und sie lassen es nötigenfalls auf ernste und entscheidende Zwischenfälle ankommen. Und merk würdiger Weise versagen die Russen gegenüber dieser plötzlichen Entschlossenheit ihrer alten Feinde. Sicherlich ist es nicht die letzte Phase des englisch-russischen Gegensatzes, welche sich jetzt vor unseren Augen abspielt. Kampflos wird sich Rußland so wenig in Asien zurückdrängen lassen, wie cs die Engländer dauernd im Stande sind. Bis zu einem gewissen Grade geben beide nach, dann aber müssen die Waffen entscheiden. Augenblicklich hat Großbritannien das Usbergewicht. Aber das kann sich in Kurzem abermals ändern, wenn Rußland seine wichtigsten Interessen bedroht erachtet und die Ausrüstung seiner Flotte und seiner Landarmee vollendet ist. Die endgiltige Entscheidung zwischen beiden Großmächten wird nur im Kriege getroffen werden und muß in der völligen Ver nichtung der einen gipfeln. Darüber wird in politischen Kreisen Niemand einer Täuschung sich hingeben können. Deutsches Reich. -2- Leipzig, 22. März. Die sächsischen socialdemokratischen Blätter übernehmen aus der letzten Nummer der „Hilfe" des Pfarrer Naumann folgende Notiz: „Das sächsische Cartcll der vereinigten Confervativen und Nationalliberalen wird in der nächsten Landtagstagung einen Gesetzen: Wurf einbringen, der der Polizeibehörde das Recht giedt, Vereine und Ver sammlungen, die dir Sicherheit des Staates bedrohen, einfach zu verbieten, da das bisherige Vercinsrecht anti monarchisch« und revolutionäre Bestrebungen fördere." Dem gegenüber sei festgestellt, daß es sich, soweit die national liberale Partei herangezogen ist, lediglich um ein PH an tasiegebildc der „Hilfe" handelt. In maßgebenden nationalliberalen Kreisen ist von der oben angedeuteten Nbsich: auch nicht das Geringste bekannt. Leipzig, 22. März. Der Verband deutscher BureaubeamtenzuLeipzig, eine seit dem Jahre )^87 bestehende Vereinigung von Angehörigen des sogenani.pn Schrciberstandes und in der Hauptsache von Durcaugehilsen Üc Rechtsanwälte, Notare und Gerichtsvollzieher, empfindet es nach theilig, daß in Folge der Ausnahmestellung der Rechtsanwälte Empfindungswelt beider ist völlig verschieden und miteinander nicht mehr vereinbar. Die Socialdemokratie häl: für erlaub: und zulässig, was im Sinne der Mehrzahl der nicht socialvemr kratisch Gesinnten als ehrlos und schmachvoll, als ver Gipfel ui: sittlicher Heuchelei anzus«h«n ist. Die socialdemokrarischen Red ner erklären es mit der Mannesehre vereinbar, einem Monarchen drn Eid der Treue bis zum Tove zu schwören und gleichzeitig einer Partei anzugehören, der nach den Worten eben dieser Red ner Niemand auch nur einen Augenblick länger angehören darf, der ein Hoch auf Sen Monarchen ausbringt oder in ein solches Hoch einstimmt! Die Möglichkeil derartiger Deüatien in der deutschen Volks Vertretung läßt mit erschreckender Deutlichkeit erkennen, «inen wie zersetzenden Giftstoff die Socialdemokratie in unser Volks leben und in die Empfinoungswelt ver Nation hineinträgt und wie sehr die Ausscheidung dieses Giftstoffes ein Gebot der Noth Wendigkeit ist, wenn dem deutschen Bolkskörper die Lebenskras: erhalten bleiben soll. Sehr bedauerlich ist es, daß die Reoner der Freisinnigen Volkspartei, wenn sie auch weit davon entfernt waren, für den socialdemokratischen Ehrbegriff einzutreten, doch auch in dieser Debatte an der Seite der Socialdcmokratie kämpften. Sie hatten hierzu keinen Anlaß, da selbst von konservativer Seite trotz aller hier gegen Sen Freisinn bestehender Gegnerschaft aus drücklich zugestanden wurde, daß die Zugehörigkeit zur Frei sinnigen Partei kein Hinderniß für dir gleichzetige Zuge Hörigkeit zum Officierscorps oder zu einem Kriezrrocrein bil den könne. In dirser Debatte handelte es sich nicht um Einzel fälle, die auch hier ganz auß«r Betracht bleiben sollen. In dieser Debatte handelte es sich vielmehr darum, «in Zeugniß abzulegen für die monarchische Gesinnung und für den Sittlichkeitsbezriff des deutschen Bürgerihums, und in einer solchen Debatte sollien all« bürgerlichen Parteien als geschlossenes Ganzes der Social demokratie gegeniiberstehen, deren völkerverdcrbende Macht an dem Felsen der deutschen Monarchie kraftlos zerschellen wird. i. o l. o i.0. «. o i.0 I. o. t.v t. o i. o m.OpM mOp.27 v. o. v. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Rrclamen unter deinRedactionsstrich (<tge- fpalten) bO^j, vor drn Familiennachrtchten (6 gespalten) 40/ij. Größere Schristrn laut unserem Preis- vrrzeickmiß. Tabellarischer und Zifiermay nach höherem Tarif. mus schien abgestorben zu sein, kein Heben und Senken des Leibes wie beim Athmen war zu bemerken, und doch lebte La; Thier. Wurde es in die Sonne gelegt, so verdoppelte sich die unheimliche Beweglichkeit. Wie lange dieser Zustand noch an dauerte, ist unbekannt; am Montag früh war keine Lebensregung mehr wahrzunehmen. Der Eindruck, den das lebende, kopflose Thier machte, war ein häßlicher. Die Wissenschaft ist nicht im Stande, solche Erscheinungen genügend zu erklären, Schweigen und Achselzucken ist die Antwort des Forschers. Und es ist vie beste — der Maßstab, den wir an die irdischen Dinge zu legen gewöhnt sind, will hier nicht passen. Wenn Brehm sagt, die Kreuzotter sei eine auf den Boden gebannte Giftschlange, so ist das nur ein weiterer Beweis, daß sogar auf die Ausführungen bedeutender Forscher wenig Gewicb: zu legen ist. Erreicht sie auch im Klettern lange nicht die Ge schicklichkeir anderer Schlangen, so versteht sie doch, Zweige erreichen, die 1 Meter und höher über dem Boden stehen. Fr:i lich thut sie das nicht, um sich zu beschäftigen, noch weniger ve mag der Hunger sie dazu zu zwingen; es ist vielmehr ein ande :c Grund, der sie veranlaßt, sich eine Zei: lang über dem Bod i aufzuhalten. In den ersten Morgenstunden, wenn die Son re das Gcröhrigt und hohe Gras, das alles vom Thau schwer l>.- hangen ist, bis zum Grund durchdringt, sieht man oft Kren , ottern durch dasselbe kriechen. Nachdem sie sich auf diese Art e':u genügendes Bad verschafft haben, erklettern sie geschickt das G. zweig junger Tannen, um trocken zu liegen und sich behaglich Sc Sonne auszusetzen. — Wenn behauptet wird, daß der Kreuz otter das Wasser zuwider sei, so ist das nur unter gewissen Vor aussetzungen richtig; gegen gewaltsame Benetzung wehrt sie sick wie jedes andere Geschöpf, den Menschen nicht ausgenommen, aber freiwillig sucht sie das belebende, kühlende Element, wenn auch nur in Gestalt von Thautropfen. Unserer Jugend, die sich so vielfach für die Thierwelt de? WaldeS intereffirt, wird seitens vieler Eltern und Erzieher, leid-', sogar mancher Lehrer, das Ausstichen und Heimbringen von Kriechthieren streng untersagt. Wenn dem Verbot auch ein wohlgemeinte Absicht zu Grunde liegen mag, so ist es dock größtentheils nur der menschliche Unverstand, der der Jugenv Lust und Liebe, einen Blick in das Leben und Treiben der niede ren Thiere zu thun, brutal untergräbt. Sehen doch viele Er wachsene, die Anspruch auf Bildung erbeben, in jedem kriechenden Thier ein giftiges Geschöpf. Fort mit solchen lächerlichen Vor urtheilen! Gefangene Nattern und Eidechsen bieten stets ein überaus fesselndes Bild. Die Furcht vor giftigen Schlangen iit wohl berechtigt, aber dennoch übertrieben, zumal die Unter scheidung der gefährlichen von den unschädlichen bei unseren wen: gen Arten nicht so schwierig ist. — Ss ist ein Jrrtbum, wenr gesagt wird, die Kreuzotter kürze den Winterschlaf möglichst ab; wohl zeigt sie sich von unseren Schlangen zuerst, denn schon An fang März, an sonnigen Tagen, wird sie aufgefunden. Da gegen steht aber fest, daß sie ihr Winterquartier am frühesten Die Lage in China. V. 8. Die Streitigkeiten in China hatten lange geschwiegen, leblen darauf kürzlich in überraschender Weise auf und scheinen jcyt abermals im Sande zu verlaufen. Rußland hat den Protest gegen die beabsichtigte Anleihe der Niutschwang-Eisenbahn bei Ser Hongkong- und Shanghai-Bank zurückgezogen und England einstweilen das Feld überlassen. Ebenso hat der italienische Plan, sie Sanmun-Bai in Besitz zu nehmen, eine unerwartet friedliche Wendung genommen. Die Entscheidung wird vorläufig hinaus geschoben, die Regierungen unterhandeln, und das schließliche Ende ist noch gar nicht abzusehen. Die allgemeine Ansicht geht zwar dahin, daß Italien entweder die Sanmun-Bai oder einen anderen Stiitzpunct erhalten werde, doch sind das Alles lediglich Bermuthungen, die leicht durch den einen oder anderen Zwischen fall vernichtet werden können. Das charakteristische Moment in den jüngsten Erscheinungen ver ostasiatischen Politik ist das abermalige Hervortreten des russisch-englischen Gegensatzes. Rußland erhob Widerspruch gegen die Eisenbahnanleih«, weil es ven Einfluß der Engländer fürchtete und seinem angestammten Nebenbuhler nicht freiwillig die Beherrschung des Gebietes überlassen wollte, welches die genannte Linie durchschneiden wird. Auch als Italien seine Ansprüche geltend machte, traten die Feindseligkeiten beider Großmächte, wenn auch verdeckt, zu Tage. Anscheinend waren es ausschließ lich Italien und China, welche um den Besitz der Sanmun-Bai stritten. Aber wenn diese Beiden sich auch im Vordertreffen be fanden, im Hintergründe saßen sicher Rußland und England, und sie waren die eigentlichen und wirklichen Drahtzieher. England hat das größte Interesse daran, die Festsetzung Italiens in Ostasien zu fördern. Es gewinnt einen werthvollen Bundesgenossen, der ihm unschätzbare Dienste leisten kann, wenn einmal die große Auseinandersetzung mit Rußland nicht mehr zu vermeiden ist. Die englische Diplomatie hat daher nur ihre patriotische Pflicht erfüllt, wenn sie die italienische Regierung in ihrem Vorhaben bestärkte, ja, wie es heißt, ihr den ersten ent scheidenden Gedanken der Besitzergreifung der Bai eingegeben hat. Und entspricht es den Thatsachen, wie Canevaro erst kürzlich in der italienischen Kammer aussprach, daß die Briten die An wendung von Gewalt als ihren Wünschen nicht entsprechend er klären, so hat sich Loro Salisbury nach allen Seiten gedeckt und kann von Italien nicht verantwortlich gemacht werden, wenn sich dem Unternehmen unüberwindliche Hindernisse entgegenstellen sollten. Diese Hindernisse kann namentlich das Zarenreich bereiten. Ja, man geht wohl nicht fehl, wenn der auffällige Widerstand von chinesischer Seite auf russische Rathschläge und russischen Einfluß zurückgeführt wird. Rußland ist es keineswegs verborgen geblieben, daß die Festhaltung Italiens an Chinas Küste eine beträchtliche Stärkung der englischen Stellung und damit eine Gefahr für sich bedeutet. Daher sein Widerstand. Dem Anscheine nach ist die zarische Diplomatie hier glücklicher vorgegangen und hat geschickter operirt, als es ihr letzthin in Ost asien und in den Fragen des Gegensatzes zu Großbritannien möglich gewesen ist. Das Zugeständniß in der Anleiheangelegen heit war ein offenbarer Rückzug vor England. Die beigefllgte Llurlt 21706 t. 0 1 0 v v. 0. 0 0 0 v - o i.v i.0. «. v i.v. „ i.v. « o >. v 8-^-0 Leit v i.0 > v Amtsblatt -es Königlichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, -es Mathes und Nolizei-Ämtes -er Stadt Leipzig. Der Ehrbegriff der Socialdemokratie. D. 6. Die letzte Moniagssitzung des Reichstages wurde zur größeren Hälfte wiederum von einer Socialistendebatte ausge füllt, in welcher die Socialdemokratie sich zwar anfangs als An klägerin geberdete, schließlich aber eine scharfe Verurtheilung über sich selbst ergehen lassen mußte. Der Socialvemokratie kann nach Lage der Gesetzgebung das Eindringen in die Volksvertretung nicht verwehrt werden. Diese Thatsache macht sie sich zu Nutze und erhebt mit wachsender Dreistigkeit die Forderung, ihre Weltanschauung als vollkommen gleichberechtigt mit derjenigen der bürgerlichen Parteien aner kannt, und ihre Vertreter als vollberechtigte Theilnehmer auch an allen, der Festigung der staatlichen Autorität uno des natio nalen Gedankens dienenden Organisationen zugelassen zu sehen. Diese Forderung enthält nicht nur einen Widerspruch in sich selbst, sie wirft auch ein bezeichnendes Schlaglicht auf den in den Reihen der Umsturzpartei gepflegten Ehrbegriff. Gelegentlich der dritten Lesung des Etats, bei welcher auch über das Wesen der Kriegervereine drbattirt wurde, äußerte der Herr Staatssekretär des Innern: „Ein Mann, welcher sich zur Socialdemokratie be kennt, also Republikaner ist und die Monarchie beseitigen will, ist in meinen Augen ein ehrloser Mann, wenn er in einem Kriegervereine bleibt." und weiter: „Wenn die Kriegervereine sich das Ziel setzen, die Treue zu Kaiser und Reich zu pflegen, dann müssen sie auch dahin wirken, daß ihre Mitglieder dieser Gesinnung auch im öffentlichen Leben und bei den Wahlen Aus druck geben." und endlich: „Wenn ein Beamter Socialdemokrat ist, so bricht er damit seinem Könige oder Fürsten den Eid der Treue; denn er bekennt sich zu einer Partei, die offen den Re- publikanismus predigt. Er ist ein unwürdiger Geselle, denn er dient einem Herrn, den er innerlich bekämpft, und niemals werden wir ein solches Verhälmiß als mora lisch bezeichnen können." Das sind die Anschauungen von Ehre, die in der überwiegen den Mehrheit der bürgerlichen Parteien bestehen und zu denen auch die verbündeten Regierungen in ihrer Gesammtheit sich be kennen. Mit diesem Ehrbegriffe steht derjenige der Socialoemo- kratie in un >>)h. ^"?atze. Durch den Mund des Abg. Bebel ließ sie verlünoen, oaß es ihrer Anschauung nach genüge, wenn ein Socialdemokrat darauf verzichte, als Mitglied eines Kriegervereins keine Politik zu treiben, und daß der Eid den Beamten nur zu treuer Berufserfüllung innerhalb seines Dienst» Zweiges verpflicht«. So also commentirt Herr Bebel den Be amteneid, durch welchen der Beamte mit seiner ganzen Persön lichkeit unwandelbare Treue bis zum Tode dem Kaiser oder seinem Lanvesherrn gelobt! Und mit einem solchen Eide sollte es vereinbar sein, einer Partei anzugehören, welche die Nieder werfung der Monarchie bewußt betreibt? Immer tiefer öffnet sich die Kuft, welche die Socialdemo kratie von der überwiegenden Mehrheit des deutschen Bürger- thums trennt. Verschieden von einander sind längst nicht mehr allein die politischen Ueberzeugungen beider Gruppen. Die ganze v. o. v. i.v. i.v. ,.v. »v i.v. Die Kreuzotter. Eine naturwissenschaftliche Abhandlung. Von B. Zwickel. Wie alljährlich, so werden auch Heuer die Tagesblätter Be richte über Unglllcksfälle durch Schlangenbiß bringen. Der Zweck dieser Arbeit ist, die Kreuzotter, das gefährliche, aber doch inter essante Thier, ihre Lebensgewohnheiten, ihr Thun und Treiben zu schildern, wie es der Naiur abgelauscht wurde, unbekümmert darum, daß Gelehrte von Ruf das stricte Gegentheil behaupten. Der moderne Autor holt sich gerne Rath und Belehrung aus älteren naturgeschichtlichen Büchern, deren Lehrweise nicht immer einwandfrei ist; er denkt nicht daran, daß er nach veralteter Schablone berichtet und somit falsche Angaben weiter überträgt. Die Kreuzotter, ?eiia bsrus, ist die einzige Giftschlange Deutschlands, wenn man von der Viper, Viper» »spis, die im äußersten Süden unseres Vaterlandes vereinzelt vorkommt, ab sicht. Ueber ihr gewaltiges Verbreitungsgebiet, welches zwei Welttheile umfaßt, zu sprechen, liegt nicht in meiner Absicht; hingegen mag aber ihr engerer Verbreitungsbezirk, so weit unser Leipzig in Mitleidenschaft gezogen wird, kurz bezeichnet werden. Er umfaßt von Beucha und dem Oberholz ab die ganze östliche Umgebung, so weit sie bewaldet ist; aber auch in waldarmer Gegend, wo nur Feldgehölze, einzelne Büsche, Steinbrüche rc. Vorkommen, wird sie angetroffen. Nach Süden überspringt sie die nächstgelegenen Waldungen mit Einschluß der Hardt, um erst im Zeitzer Forst, den Gehölzen um Crossen und Eisenberg, sowie im Luckaer und dem Altenburger Kammerforst und endlich in der Leine wieder aufzutreten. Au» unbekannten Gründen meidet sie Waldungen, die doch die kargen Bedingungen, die sie stellt, um sich wohl zu fühlen, reichlich erfüllen würden. So lommt sie in den sogenannten Triefen westlich von Machern gar nicht vor, rrotzdem dieses ausgedehnte Gehölz mit ihren Wohn gebieten bei Zeitlitz, Leulitz und Altenbach eng zusammenhängt. Während die Kreuzotter im Oberholz, der Belgershainer Hardt «Pomßener Holz) die einzige Venreierin der deulschen Schlangen ist, lebt sie in den meisten anderen Forsten gesellig neben Ringel- und Schlingnatter. In welchen von den vielen Waldungen die Kreuzotter am meisten vorkommt, läßt sich schwer sagen; Diel« behaupten, daß Sem Cokditzer Holz und den angrenzenden Forsten bis Groß- boihen der zweifelhafte Vorzug gebührt. Meine Erfahrungen bestätigen da» nicht, vielmehr scheint es mir, daß die Belger»« Hainer Hardt, sowie di« weiter südlich gelegenen Wälder eine relativ größere Anzahl unserer Giftschlangen beherbergen. Bezugs-Preis in der Hauptexpedition oder den im Stadt bezirk und den Bororten errichteten AnS- gavrstellen ab geholt: vierteljährlich ^l4w0, bei zweimaliger täglicher Zustellung in» Han» 5.S0. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: virrteliährlich 6.—. Directe tägliche Kreuzbandiendung in» Ausland: monatlich 7.S0.
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