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Dresdner Journal : 17.04.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-04-17
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187004173
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18700417
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18700417
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1870
- Monat1870-04
- Tag1870-04-17
- Monat1870-04
- Jahr1870
- Titel
- Dresdner Journal : 17.04.1870
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V 87. ^voininonitrvrrksr: Kklilr.— *hjLI>rIic>>: 1 „ lb „ U->u»»Uol>:— „ Ib „ Li»r«lv«kiiu»m«r»! 1 „ I»kr«a»»-» tritt )kkrllel» <i I I>!r. 8tva>i»<IxebUdr, »tt-»rr!i-u> a«» XorUU tjumi«« I-o»t- unU 8t-v>p«l»>i»<dI>t^Uion». »nseratrnprrtsr: kiir ckea «»am «io«r ^«»p-Itexea Leit«: 1 lkxr. Uvt«r „Lioxe»»i>3t" <Ii« Heil«: 3 Srschttvrn: xt^Iiek, mit >v,o»Iim« äer 8o»u- »ock kel-rt-U», ^k«vä» siir ä«o kvlxvoäea 1»^. Sonntag? dm 17 April. DrrsdnerIMrnal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. 1870. SosrratrnEaqmr vuswüN«: Loix»!«!. t» «»-«v-r-vi»», 6omMii«lo»k» äe» Dre-iioer ^vuro«Is; «v-r>ä»».: N. L-o"!-, kl a»x I'o»r; H»mdLr^-I«rU»" Vi««-I.»il>»ix-I!»Lvl-?r»v!c1nrt ». H : 1t Vvnrr«, LorUv! Uiicv!> , li-r---»-»'- Nnrei»», livooi-i'll Lrom°i>^ k. 8clll.orr-; 1. 8i^kio»:x'» -ttt»onc«o^ure>»u, ÜI^L L kr-okkiirt »il.: ^xncilliuevk.; «olo: -kv. Moir,ri«. k-ri«: kL^rir«, Uvi.l.1»:« LOo., (S, ?Iue« <Is I» Ijonr»«); kr»x: k» kl»«!.!«:-'» Ituckl».» Vi»o: Xr.. Orrnl.1». e«rniu»lirvro: ; Kuvi^I. Lrpeäitioo äs» Dreillosr ^omvitl,, I)r«»äeu, ^k-rx-ietkevxitiüi, 1. Amtlicher Theil. Dresden, 11. April. Se. Königliche Majestät haben dem Einnehmer bei dem Untersteueramte Frankenberg, Adolph Friedrich Banmann die goldene Verdienst- Medaille zu verleihen geruht. Dresden, 13. April. Seine Majestät der König haben zu genehmigen geruhet, daß der Hvfmarschall von Tschirschky-Bögendorff den von Seiner Majestät dem Könige von Preußen ihm verliehenen Kronen-Or den zweiter Classe mit dem Stern annehme und trage. Dresden, 14. April. Seine Königliche Majestät haben dem Vorstande des Sportelfiskalats Kommission-- rath Emil Stöbert Münz das Ritterkreuz des Ver dienstordens und dem Justizministerial - Kassirrr Karl Wilhelm Ehrhardt das Ehrenkrcuz des Verdienst ordens zu verleihen allergnädigst geruht. Dresden, 16. April. Seine Majestät der König haben den Wirklichen Geheimen Rath im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten und Kammerherrn Karl Gustav Adolf von Bose zu AllerhöchstJhnm außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Mi» uister am Kaiserlich Oesterreichischen und Königlich Un garischen Hofe zu ernennen geruht. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. tieitungsschau. (St. Petersburger Zeitung.) TageSgeschichte. (Dresden. Berlin. Schwerin. Ham burg. München. Mainz. Wien. Paris. Brüssel. Nom. Madrid. Konstantinopel. Bukarest. Toronto.) Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Großenhain. Oschatz. Werdau ) Statistik und Bolkswirthschaft. EinaesandteS. Feuilleton. Inserate. TageSkalender. Bsrsen- nachrichten. Beilage. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Gerichtsverhandlungen. (Leipzig.) Statistik und Bolkswirthschaft. Vermischte-. Feuilleton. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Wien, Freitag, 15. April, Abends. (W.T.B.) Die officiöse „Wiener Abcndpost" veröffentlicht eine Erklärung deS neuen Ministeriums, welche im Wesentlichen Folgendes besagt: Das neue Cabinrt ist vom Wunsche und der Hoff nung getragen, die inneren Schwierigkeiten zu besei tigen und die Widersprüche zu versöhnen. Folgen schwere Ereignisse gewöhnten die öffentliche Meinung in Oesterreich, Personenfragen mit Fragen des Systems der Staatsverwaltung, ja selbst mit Fragen bezüglich der Kontinuität der gegebenen Rcchtszustände in Ver bindung zu bringen. Die Regierung verhehlt sich nicht, daß sie die Berechtigung ihrer Existenz nicht in parlamentarischer Weise, sondern aus der zwingenden Macht der Verhältnisse, aus den bisherigen Mißerfol gen herlcitet, die eben durch diese Verhältnisse herbet geführt worden sind. Hierin erblickt die Negierung vornehmlich die Schwierigkeit der gegenwärtigen Si tuation. Die Regierung hätte ihre Ausgabe nicht übernommen, wenn sic sich nicht bewußt wäre, in dem Gedanken ihrer Action nach redlicher Prüfung aller Verhältnisse die Mittel zur Lösung jener Fragen, zur Klärung der sich durchkreuzenden Rechtsansprüche bie ten zu können. Aber sie kann auch nicht den Schatten eines Zweifels darüber zugcbcn, daß sie mit drcsem Gedanken auf dem Boden verfassungsmäßigen Rechts und nur auf diesem steht, und daß sie kein Mittel an erkennen wird, weiches nicht diesem Boden seinen Ursprung und seine Wirksamkeit verdankt. Das Mini sterium bedauert lebhaft, jetzt noch der Unterstützung so wcrthvoller und hochverdienter Kräfte entbehren zu müssen, wie jener, deren Verlust für den öffentlichen Dienst man gegenwärtig tief beklagt. Nicht ein ver fassungsmäßiger Rechtsformalismus, nicht das Ziel der Innern Politik, sondern die Methode dieser Politik, die Taktik des Vorgehens scheint eine augenblickliche Eini gung unmöglich zu machen, deren Herbeiführung daS Ministerium ernstlich anstrebt und die es im Jmrrrsse des für die wirkliche Begründung der Freiheit hoch wichtigen deutschen Elementes in nicht allzuferner Zu kunft zuversichtlich erwartet. Nur im Gedanken an das Ganze erblickt das Ministerium rin wirkliches und wirksames Gegengewicht für die Tendenzen der Par teien. Parteien setzen Theilung voraus, das Ministe rium will Einigung. Nicht vergebens appellirte man letzthin an den österreichischen Staatsgedanken, welcher die Vereinigung aller Stämme und Völker umichlicßt aus dem Boden der gemeinsamen Uebung der verfassungs mäßigen und freiheitlichen Rechte, sowie auf Grund friedlicher Einfügung jener Elemente in ein gemein sames, öffentliches Staatsleben, welche bis jetzt in Ablehnung und Widerstand verharrten. Mit diesem Ge danken hat sich das Ministerium tdentificirt, in ihm erkennt cs das Problem deS zu erhoffenden Erfolges, den es nicht gegen die Verfassung, sondern zum Schutze derselben und zu ihrer allgemeinen Anerkennung an strebt. Das Ministerium erwartet von seinen Thatrn, daß das gesunkene Vertrauen wieder heranwachsen werde; es ist sich seiner Verantwortlichkeit bewußt. DteseS Bewußtsein wird das Ministerium zur Beseitigung von widerstrebenden Kräften ermuthtgen, welche, so groß sic auch sein mögen, nicht ausretchen werden, die nothwcndigcn Entwickelungen zu hindern und die in nere Staatseinigung auf Basis des gemeinsamen Rech tes und gemeinsamer Freiheit auszuschließen. Letztere abcr sind die einzigen Zielpunkte, welche daS Mini sterium als die für seine Action berechtigten anerkennt. Paris, Freitag, 15. April, Morgens. (W.T. B.) Das „Journal officiel" veröffentlicht die kai serlichen Decrcte vom gestrigen Tage, durch welche SegriS an Stelle Buffet's, dessen Entlassungs gesuch angenommen ist, zum Ainanzminister er nannt, Ollivier an Stelle Daru s mit der in- terimistischen Leitung des MiaisteriumS der aus- wärtigen Angelegenheiten, und der Minister der schönen Künste, Richard, mit der det Unterrichts ministeriums betraut wird. (Lestern Abend fand bei Crrmieux eine Ber- sammluna von Abgeordneten der Linken und de mokratischen Journalisten statt. Es kam zu äußerst lebhaften Auseinandersetzungen' zwischen Picard und den Journalisten, insbesondere Delescluze, welcher verlangte, die Linke solle ein replu- blikanisches Manifest erlassen. Die Versammlung trennte sich nach Mitternacht, nachdem sie beschlossen hatte, das Zweckmäßigste sei zu empfehlen, man möge bei der Abstimmung über daS Plebiscit gegen dasselbe stimmen, ohne daß jedcch hierdurch andere Mittel, gegen das Plebiscit Protest zu erheben, so insbesondere die gänz liche Enthaltung von der Abstimmung ausgeschlossen werden sollen. Viele Mitglieder der Versammlung werden sich der Abstimmung enthalten. (Laut einem Telegramm der „Köln. Ztg." wurden von dieser Ver sammlung, welcher die Vertreter von 14 Pariser Zei tungen und von 62 Provinzialblättern beiwohnten, fol gende Beschlüsse gefaßt: 1) die Stimmabgabe mit Nein verdient unbedingten Vorzug vor jeder andern Art des Protestes gegen das Plebiscit, selbst vor dem Nicht mitstimmen. 2) In jedem Wahlbezirke ist es rathsam, einen Actionscomitü zu organisiren. 3) Die anwesenden Journalisten stellen 7 Delegirte, die sich mit den Dc- putirten der Linken über die Abfassung eines gegen das Plebiscit gerichteten Manifestes verständigen sollen.) Paris, Sonnabend, 16. April. (W.T.B.) Der „GauloiS" meldet: Gestern fand eine Berathung der Linken darüber statt: ob die Vertreter von Jour nalen zur Unterzeichnung deS Manifestes bezüglich deS PlebiScitS zuzulassen seien oder nicht? ES fand eine lebhafte DiScussion statt, eine Einigung ist jedoch nicht erzielt worden. 11 Deputirte, dar unter Gambetta, stimmten dafür; 10, darunter Pi card, dagegen. Gestern wurde zwischen dem rechten und dem linken Centrum eine Einigung bezüglich deS Ple- biScits erzielt. Der französische Botschafter keim päpstlichen Stuhle, MarquiS de Bannrville, soll telegraphisch beauftragt worden sein, die Note det Grafen Dar« nicht zu überreicht«. Dresden, 16. April. In der vorigen Nummer unsers BlaltcS brachte ein Telegramm die Nachricht, daß die (deutsche) „St.Pe- tersburger Zeitung" vom 13. April (n. St.) einen Leitartikel über das Verhältnis des russischen Reiches zu dcn Ostserprovinzen enthalte mit der Bemer kung, daß die genannte Zeitung „in der Gewährung der provinziellen Laudrsautonomte der Ostseeprovinzen unter gleichzeitiger Wahrung der Reichscinhcit die An bahnung einer Versöhnung, welche doch von beiden Seiten erstrebt werden müsse", erblicke. Heute liegt uns nun der betreffende Artikel im Originale seinem vollen Wortlaute nach vor, und da man in St. Pe tersburg denselben für wichtig genug gehalten hat, um telegraphisch hierauf aufmerksam zu machen, so wollen auch wir nicht unterlassen, unsre Leser etwas näher mit demselben bekannt zu machen, zumal gerade unser Blatt unlängst erst aus guter Quelle eine Reihe Auf sätze über die Rechtsverhältnisse und Zustände der russi schen Ostseeprovinzen gebracht hat. Zunächst will es uns scheinen, daß der Telegraph dem Inhalte des vor liegenden Artikels eine sehr willkürliche Interpretation gegeben hat; das im Telegramm in den Vordergrund gestellte Wort „Versöhnung" z. B. kommt in dem Blatte nicht ein einziges Mal vor. Die „St. P. Ztg." leitet ihren Artikel über die baltischen Angelegenheil ten mit der Bemerkung ein, daß es nicht ihre Absicht sei, die Bedeutung der Capitulationen, des Provinzial- gesctzbuches, mit einem Worte, das Ncchtselement in der baltischen Frage zu besprechen, sondern nur die die Frage zu erörtern beabsichtige: wieweit darf eine Piovinz dem Staatsganzen gegenüber Ansprüche auf Autonomie, auf Selbstverwaltung machen, und welches sind andererseits die Anforderungen, auf deren Er füllung von Seiten der Provinzen der Staat im Na men seiner Einheit bestehen muß? Bet Erörterung der Frage, wo die Grenze zu finden sei, wie weit man den Ansprüchen der Provinz nachgrben könne, ohne das nothwendige Minimum der Staatsrinheit zu ge fährden? sagt das St. Petersburger Blatt, die Theorie müsse ihr Unvermögen bekennen, hier eine absolute, eine für alle Fälle giltige Lösung zu finden, und fährt dann fort: „DaS entscheidende Princip in diesem Streite ist selbstverständlich nicht die Autonomie der Theile, denn sie erhalten ihr Leben und ihre Bedeutung durch das Ganze, sie bilden nicht abgetrrnntc Stücke des Staatskörpers, sondern seine lebendigen Glieder. Die Autonomie der Theile ist nicht das höchste Princip, welches die örtlichen Institutionen bestimmt, dieselben müssen vielmehr in innere Ucbereinstimmung treten mit der Thätigkeit der Ccntralorgane, in vielen Fällen sich ihr vielleicht unterwerfen. Es ist dies für die Betheiligten eine in ihrer Anwendung oft zwar harte abcr unvermeidliche Fundamcntalregcl für das ganze Leben der Staaten. Mit der politischen Einheit kann sich der moderne Staat nicht mehr begnügen; sie giebt nur die Form. Der nothwendige Inhalt, die innere Einheit, kann nur durch Einheit der Verwaltung er reicht werden. Es folgt daraus, daß Selbstverwaltung nur soweit zulässig ist, als sie diese Einheit nicht stö rend durchbricht; es folgt daraus, daß die Central- gcwalt zur Vollziehung ihres Willens überall eines ständigen Organismus eigener und nur von ihr ab hängiger Organe bedarf." Die „St. P. Ztg." geht nun auf die vollziehende Gewalt und ihr Organ, das Bcamtcnthum, über. Die russische Büreaukratie erfreue sich bekanntlich keiner besondern Popularität; unter Büreaukratie denke sich Mancher „einen Alp, der auf dem Volke drückt, den Hemmschuh, dec cs in seinen leisesten Bewegungen hindert, einen hundertäugigcn Argus, spähend nach jeder freien Regung der Gesell schaft". Dergleichen Vorstellungen leiden aber nach dem St. Petersburger Blatte „an dcn Gebrechen phan tastischer Uebcrtreibung und sind das Ergcbniß allzu oberflächlicher Bekanntschaft mit den fundamentalen Prin- cipicn des Staatcslrbrns." Die vollziehende Gewalt sei nicht Das, wozu man sie häufig macht: ein isolirtes, oder gar ein untergeordnetes Glied des Staates; sie sei vielmehr „die That des Staates in höchster und weitester Bedeutung", sie sei allgegenwärtig in dem selben, sie reiche vcm Staatsoberhaupte bis zum unter sten Staatsdiener, sei eine große organische und einheit liche Macht, mit einem Worte „das Organ der gk- sammten positiven Verwirklichung der Ltaatsidee". „Halten wir diesen Standpunkt fest", heißt es dann in dem Artikel der „St. P. Ztg." weiter, „so können wir uns unmöglich mit der Ansicht befreunden, daß eine Trennung der Behörden in Staats- (Krons-) und Landbehörden (d. h. mit andern Worten in Administra tiv- und Justizbehörden), eine nur willkürliche sei. Wir glauben vielmehr, daß diese Trennung aus der Natur der Dinge hcrvorgehe, daß sie nothwrndig sei, daß sie der Staatsraison entspreche. Diejenigen Be hörden und Beamten, welche die dirccteu Agenten der Ccntralregierung sind, müssen den provinziellen Cha rakter abstreisen, sie dürfen sich nicht als Beamte der Provinz, sie müssen sich als Beamte des Staates füh len; in ihnen darf nicht ein engherziger Kirchthurms- gcist, in ihnen muß Verständniß nno freudige Hingabe an die Ziele des Staatsganzen leben- Aus dem Centrum gehen die Befehle in die Provinzen; eine einseitige übertriebene Entwickelung der örtlichen Sclbürcgicrung, begleitet von Verkümmerung oder Vernichtung der Ccn- traliiation und Beseitigung aller selbstbewußten Organe der Centralgewalt, raubt der letzter« die Möglichkeit, ihren Einfluß in den Provinzen auszuübcn; cin Staat aber, der machtlos in der Administration rst, ist auch politisch machtlos." Schließlich faßt Lie „St. P. Z." das in ihrem Artikel Gesagte nochmals kurz wie folgt zusammen: „Der Staat muß eine vollständige Einheit bilden, er muß eine Centralbeherrschung seiner Glieder besitzen. In einem monarchischen Staate vor Allem kann dieses nur durch die Einheit in der Verwaltung erreicht werden. Der Staat soll aber deshalb das eigene Ltbcu seiner einzelnen Theile nicht unterdrücken und ertödtcn wollen; der Selbstverwaltung kann stets, den örtlichen Verhältnissen entsprechend, cin cngerer odcr weiterer Spielraum ge-ebeu werden, abcr nie darf der Kreis ihrer Thätigkeit das Bewußtsein der Staatsrinheit durchbrechen. Hier ist die Grenze, an der die Ansprüche der Provinz stehen bleiben müssen." Ueber die Frage, was zu thun sei, wenn die Provin zen sich auf Rechte berufen, wenn diese Rechte in Widerspruch stehen mit der Einheit des Staatsganzcn? will sich die „>Lt. P. Ztg." in einem zweiten Artikel aussprechen. Tagtsgtschichlt. Dresden, 16. April. Vom Gesetz- und Ver ordnungsblatt für das Königreich Sachsen ist das 7. Stück vom Jahre 1870 in der Ausgabe be griffen. Dasselbe enthält: Nr. 40) Verordnung vom 21. März d. I., das Metermaß in seiner Anwendung auf die baupolizeilichen Maßvorschnftcn betreffend; Nr. 41) Gesetz vom 15. März d. I., Abänderungen des Elemrntarvolksschulgcsctzes vom 6. Juni 1835, so wie mehrer damit in Verbindung stehender Gesetze betreffend; Nr. 42) Verordnung zu Ausführung vor genannten Gesetzes, vom 23. März d. I.; Nr. 43) Gesetz vom 2. April d. I., cine Erläuterung dcr Be stimmungen im 8 1 des Gesetzes, eine Beschränkung der Wirksamkeit dcr von Ehegatten vorguromincncn Veräußerungen rc. betreffend, vom 30. Juni 1868 ent haltend; Nr. 44) Verordnung vom 31. März d. I., Feuilleton. Theater und Musik. Die dritte Aufführung der Wagner'scheu „Meistersinger" im Opernhause zu Berlin fand am 12. d. vor einem bis auf wenige Plätze des Amphitheaters ausverkausten Hause statt. Nun erst, schlecht die „N. A. Z.", konnte man erken nen, welchen Eindruck die Oper auf das Publicum machte, welche» bei dieser Vorstellung nicht mehr so stark mit grundsätzlichen Gegnern und persönlichen Wi dersachern deS Componisten durchsetzt war. Der Erfolg war der Oper daher entschieden günstig; nur hier und da versuchte sich in der olympischen Region die Oppo sition qu-mä möme in einigem Zischen, das aber im mer sofort durch energischen Applaus des Parquets zur Ruhe verwiesen wurde. — Aus München wird gemeldet, daß an der dortigen Hofbühne R. Wag- nrr's „Walküren", auS dessen Nibrlungentrtlogie der erste Theil, bereits vorbereitet werden, sodaß sie noch vor Beginn des Sommers zur Aufführung gelangen kön nen. Die scenische Ausstattung ist dem Hoftheatermaschi- nisten Brandt von Darmstadt übertragen. Die Kosten der Jnscenirung werden in einer Correspondenz der „Schles. Ztg." auf 45,000 Fl. geschätzt. — Einer Mün chener Correspondenz der „Hamb. Nachr." entnehmen wir folgende Stelle: Die Einrichtung, classtsche Stücke bet herabgesetzten Preisen und aufgeho benem Abonnement zu geben, hat sich bestens bewährt; alle Logen sind in der Regel lange schon vor Beginn der Vorstellung ausverkauft, und während die Theater anderer Residenzstädte gewöhnlich den trostlosesten An blick bieten, wenn ein classischeS Stück auf dem Thea terzettel angrkündtgt ist, drängt sich im Münchener Hof- theater Alles, um ein solches mit anschauen zu können. Auch der neuerliche Befehl des Königs, die Klassiker dcr spanischen, französischen und englischen Nation auf die Bühne zu bringen, findet durch die Leitung des Theaters eine geschickte Ausführung. „KönigundBauer" vonLope, „StillcWasscr sind tief" von Calderon und„Athalia"von Racine standen in kurzen Zwischenräumen auf dem Reper toire. — Das Münchener Actienvolksthcater wurde bet der am 4. d. stattgehabten zweiten Versteigerung von einem Privatmann erstanden. Für das riesige Haus, das, mit allem Luxus erbaut, so kolossale Summen ver schlungen hatte, waren nur zwei Käufer vorhanden, dcr ehemalige Director desselben, Herr Engelken, und ein Münchener Bürger, der als Hausbesitzer in dem neuen Stadtviertel es verhindern wollte, daß durch den gänz lichen Fall des Theaters und die Verwendung deS Ge bäudes zu andern Zwecken der neue Stadttheil seines wichtigsten und bedeutendsten Etablissements beraubt werde. Der Bürger, ein reicher Architekt, blieb Sieger und erstand das HauS, dessen Baukosten allein über 400,000 Fl. betrugen, zum Preise von 75,050 Fl. Da auf dem Theatergebaude 150,000 Fl. erste Prio ritäten, 57,000 Fl. Hypotheken und zwei Leibrenten lasten und das ursprüngliche Actiencapttal 450,000 Fl. betrug, so werden nur die Besitzer dcr ersten Priori täten etwa 50 Procrnt ihres Guthabens erhalten, nahezu 600,000 Fl. aber bet dem unglücklichen Unternehmen verloren gehen. Uebrigrns vernimmt der „N. C.", daß, einem allgemeinen Wunsche entsprechend, das Ge bäude seinem Zwecke erhalten bleibt, sowie daß der frühere Director des WallnrrtheaterS in Berlin, Franz Wallner, die Direktion deS Theaters übernehmen wird. — Aus Wien wird gemeldet, daß das System von großen und kleinern Preisen in das Hofopernthea- ter demnächst vollständig durchgeführt werden soll. — Die Tragödie „Olympias" von Friedrich Marx in Graz, welcher sich durch seine lyrischen und epischen Gedichte bereits einen geachteten Namen erworben hat, wurde am 2. d. M. dort zur Aufführung gebracht und fand eine sehr günstige Aufnahme, so wenig auch dcr Stoff (die Heldin ist die Mutter Alexander's des Großen) und die ernste Behandlung desselben dem Modegcschmack entsprechen. — In St. Gallen hat Ende vor. Mts. eine Musikgesellschaft ihr Stiftungsfest gefeiert, welche die älteste ihrer Schwestern sein dürfte. Es ist die im Jahre 1620 von sieben jungen Leuten gegrün dete Musikgesellschaft „Antlitz". Die im Druck erschie nene historische Festrede, ein Abriß der Geschichte der edcln Musica seit dem Mittelalter, erwähnt u. A. auch des Jnventariums, welches die Gesellschaft bet ihrer Grün dung im Jahre 1620 besaß. — Die „Allg. Ztg." bringt eine Correspondenz aus Florenz vom o. d., welche den wachsenden Einfluß der deutschen Musik in Italien constatirt. Besonders verdient in dieser Richtung macht sich die Cherubinigrsellschaft in Florenz, in welcher das italienische Element unter den acttven wie inactiven Mitgliedern immer stärkere Ver tretung findet. Als neulich Liszt, auf seiner Durchreise nach Weimar, in Florenz sich aufhielt, wurde ihm zu Ehren eine musikalische Soiree veranstaltet. Ein eifriges Mitglied dcr Gesellschaft ist Hans v. Bülow, den man in Mailand, nachdem er dort mehrmals gespielt, mit der Leitung einer großen, im Herbste d. I. abzuhaltenden Beethovenfeier betraut hat. — Nach 1800jährtger Pause ist, wie die „Wes.-Z." berichtet, zum ersten Male wieder in Pompeji ein Theater eröffnet worden, und zwar mit Donizetti's „Regimentstochter". Der Director Laumt ersuchte das Publicum, ihm ein gleiches Wohl wollen entgegenzutragen, wie es sein Vorgänger Ma rius QuintuS Monitius, der beim Ausbruche des Ve suvs im Jahre 79 nach Christi Geburt umgekommm ist und dessen Anstrengungen cr sich zum Muster neh men wolle, genossen habe. k—. Literatur. K. F. Vccker's Weltgeschichte. Achte Auflage. Verlag von Duncker und Hum- blot. Leipzig. Während in den ersten 13 Bänden des Werkes, welche die Geschichte bis zum Jahre 1789 umfassen, die Herausgeber mehr oder weniger feftge- halten haben an Dem, was in dcn früheren Auflagcn enthalten war, so ist die neueste Geschichte ciner ganz neuen Bearbeitung unterworfen worden durch Herrn Eduard Arnd, der schon in dcn Jahren 1854 und 1855 einen Supplementband zur siebenten Auflage, enthal tend eine vollständige Umarbeitung der Geschichte von 1814 — 1848, herausgad. An die Behandlung der drei als geschlossen anzusehenden Gkschichtszeiträume der französischen Revolution, des französischen Kaiser« thums und der Zeit von 1815 — 1848 schließt sich die Darstellung dcr allerneuesten Geschichte, die in den ersten Abdrücken der gegenwärtigen Ausgabe bis 1860 fortgesetzt ist, wozu in der neuesten Zeit noch eine Behandlung der Geschichte von 1860 — 1867 in zwei Bänden kommt, in deren erstem die europäische, im zweiten die außereuropäische Geschichte dieses Zeitab schnitts niedergelegt ist. Der Verfasser hat die gerade bei dcr Behandlung der neuesten Geschichte so schwie rige Aufgabe, überall die Objektivität zu wahren und sich fern zu halten von einseitiger Auffassung, in aus gezeichneter Weise gelöst und so am besten seine Be fähigung zur Fortsetzung des mit Recht so vielverbrei» teten Werks dargrthan. * Ehr. D. Grabbe'S dramatische Dichtungen „Don uan und Faust" und „Napoleon oder die hundert age" sind jetzt in zweiter Auslage und zwar zu sehr ermäßigtem Preise erschienen.
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