Delete Search...
Dresdner Journal : 27.03.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-03-27
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187003273
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18700327
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18700327
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1870
- Monat1870-03
- Tag1870-03-27
- Monat1870-03
- Jahr1870
- Titel
- Dresdner Journal : 27.03.1870
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
^70 — - " l» »«M. »„Oi I»»»—M»rrtnMt>r««» MI»kU«ki «Vbt» — I » TAlss. 8«»i»«l«ekUb», ^jLkrltod: t 1K „ ) «,»«.ssk»It> <I„ dtu-<i>l „ 1k s Ü»QU—?o»t >»">> 1 ' 8t«->p«lia»ctll»ssk>u»u »>srr»t»«Prrtst: MU» k» »MW, «Ixss -,»p»t»«il«o 1 »r» v»t»» <ti« Lell«: I kixr Erfchrwr»: tti^u«k. »N t«r Soo» «»6 1'»i«sst»A», LdooS» Niss äo» solx«»S«» 1»U Somtag, dm 27. März ä .»» «1 « W „» :« " — 4 »I iW — . —- * n n s . . Dtts-nerÄmmi al. Verantwortlicher Redakteur: Z. G. Hartmann. 1870. I«srratr»inm«ymr ml,«äN«: UotpitU: t» 8»L«v»r>issr«!», 6onmü,»lool» g«, I1ssv»<il>ess ^»Uss0»I»; kl kon>:» t'o»r; S»md»ssss-I«ssll»^ l.six,lx -La»«l -rr>t»I<tart ». H.: tl»»»«x»r»i« t V >>>>! Svrliu Oi«oi-It:-'««.U« kuetlk., lissssiorss»»'» Uvt>»f.i>u >!»!!»»:; Nriwoo: L. kcui-orr»; Lro»>«u I. ^nvoorsv^ur«»», ^ÜXT», kl»» L 1u> i kri-nUkiu-k » H.: kuokk.; NöUn ^v. N-vLi^«. k^ri,^ IltVt», I^sskirn, kvi-i i«» LOo., tü, l'Iiti!« ä« I» kours«); kr»x: Lool-IL»', Lllckd.» V>»»: Xi>. Ossssil.1». Herau-grder; Hoaixl. kipoäitioo ä«> vre»äo«ss ^ourQtl», vss,iä«o, KI»r>«li,1r»»»» Uv. 7. Sbonnemenl« - Einladung Auf da« mit dem I. April d I. deginueude neue vierteljährige Abonnement de« „Dresd ner Journal«" werden Bestellungen für »u«- wärt« bei allen Postanstalten, für Dresde» hei der unterzeichneten Expedition anaenom- »m- Der Preis beträgt im ganzen Gebiete de« Norddeutschen Bunde« jährlich 6 Lhlr., wozu in Preußen noch « Lhlr. Gtempelge- düdr tritt. Ankündigungen aller Art finden im „Dresd ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung. Die JufertionSgebühren werden im Jn- seratentheile mit r Rgr. für die gespaltene Zeile oder deren Raum berechnet; für In serate unter der Rubrik „Eingesandte«" find die Jnsertion«gebühren aus » Ngr. pro Zeile sestgestellt. K-ii-l. Lrpt-Moi des Dresdoer Io«r»als. Nichtamtlicher Theil, llebersicht. Ltlegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. (Französische Blätter.) ragetgeschichte. (Berlin. Oldenburg. Schwerin. Braunschweig. Stuttgart. Karlsruhe. Wien. Pari-. Bern. Florenz. Row. Konstantinopel. Bukarest. Washington.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffevtl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Reichen- dach.) Beilage. ReichttagSsitzung vom 24. März. Statistik und Volttwirthschaft. Feuilleton. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Sonnabend, 26. März, Nachmittag«. (Tel. d. Dr.Journ.) Au« dem Reichstage ist Folgen de« zu berichten: Bei der Fortsetzung der Bcrathung über das Ge setz zum Schutze der Autorenrechte beautrggt per Abg. Braun (Wiesbaden) Verweisung' deS EvtwurfS an eine Commission ohne Abstimmung über die KK 1, 3 und 8 desselben (vgl. diese Paragraphen in der Beilage). Besser sei es, in dieser Session gar kein Gesetz zu Stande zu bringen, als ein so mangelhaftes. Redner anerkennt hierbei die Vorzüge des sächsischen Gesetzes, namentlich des Capitols desselben über den Verlag. — Abg. v. Zehmen beantragt ebenfalls Ver weisung des Entwurfs an eine Commission, jedoch vor her Abstimmung über die 88 1, 3 und 8. Berlin, Sonnabend, 26. März, Nachmittag« 3 Uhr. (W. T. B) Der Reichstag hat heute da« Banknotrngesetz mit dem vom Abg. v. Sybel in der vorgestrigen Sitzung ringebrachten Amendement (vgl. die Beilage) in dritter Lesung angenommen. Bet der fortgesetzten Berathung über das Nachdrncks- gesetz wurde der Antrag des Abg. Braun auf Ver weisung des gcsammten Entwurfs an eine Commission abgelehnt. Die 1 und 3 des Entwurfs fanden so dann nach dem Anträge Stephani's, § 8 nach der Vorlage Annahme. Der übrige Theil des Entwurfs wurde sodann einer Spccialcommlsston von 14 Mit gliedern überwiesen, an welche auch der Gesetzentwurf über die Photographien geht. Karlsruhe, Sonnabend, 26. März, Mittags. (W T. B.) Die Zweite Kammer bewilligte da« außerordentliche Kriegsbudget mit einigen Ab strichen. Kerner nahm daS HauS in zweiter Le sung einstimmig den Gesetzentwurf an betreff« Herabsetzung de« AbgeordnetenmandatS auf vier Zähre nebst zweijährig Partialernruerung der Kammer. Genf, Freitag, 25. März, Abend«. (W.T.B.) Da« „Journal de Geneve" giebt eine Analyse be« Daru-Antoueüi'schev DepescheuwechselS. Dieser Analyse zufolg« aleitet Daru keineswegs, wie man behauptet, leicht über dir Frage der Unfehl barkeit hinweg. Er constatirt das Recht der Regie rung, bei der Berathung von Gegenständen gemischter kirchlich-staatlicher Natur gehört zu werden; aber er verlangt dieses Recht für die Regierung nicht in der Ausdehnung, welche derselben bei dem tridentinischen Concile zugestanden worden war. Er würde sich da mit begnügen, wenn ein französischer Bischof dem Con cile die Sachlage und die Rechte Frankreichs ausein ander setzen könnte. Die Depesche schließt mit dem Vorschläge, die Vorlagen an das Concil in dem an- gedeutetrn Sinne zu ändern, müßte man auch das Con cil deshalb vertagen, doch fügt er für den Fall der Ablehnung seiner Forderung keine Drohung hinzu. In der Antwort Antonelli'« hebt derselbe hervor, wie der mit der Vertretung des französischen Standpunkts betraute Bischof die doppelte Pflicht als Gesandter und Cvncilstheilnehmer nicht würde vereinigen können. Uebrigens lehnt der Cardinal eS nicht ab, die Vorstel lungen Frankreichs anzubören, ehe das Concil in die Berathung der Glaubensfragen eintritt, ohne sich jedoch zu verpflichten, diesen Vorstellungen gerecht zu werden. Pari«, Freitag, 25. März, Abend«. (W.T.B.) Nach de« „Constitutionurl^ sucht die Antwort der Curie auf die Daru'sche Depesche zu beweisen, daß die 21 0LUOUS8, welche durch die Berathung i« Concile auch wesentlich modificirt «erden könn ten, die ihnen von der französischen Regierung bei gelegte Tragweite nicht hätten Die Kirche deake tu keiner Weise, sich in die Politik einzumischen, und hofft Antonelli, daß Frankreich nach diesen Erklärungen nicht auf seinem auf Zulassung eines Gesandten gerichteten Verlangen bestehen würde. Der Senat wird sich Montag« wieder versammeln, um die Mittheilung deS SenatSconsultS zu em- pfanaru. In TourS wurden heute im Proceß gegen den Prinzen Peter Bonaparte (vcrgl. unter „TageS- geschichw") die PlaidoyerS fortgesetzt. Der Prä- sideut erklärt al« Rr^ltat der biSheria«« Debat te», er »erde de» Grschwornen die Frage ver legen, ob dem Angeklagten der Entschuldigung« grund zu statten komme, daß er zu seiner That provocirt worden sei. Advocat Laurier greift in seinem Plaidoyrr den Angeklagten auf da« Hef- tigste an, so daß ihm der Präsident zweimal die Bemerkung machen mußte, daß der Ankläger nicht da« Recht habe, den Angeklagten zu schmähen, sondern nur seine Schuld zu beweisen. (Lebhafter Beifall.) Die Verhandlung wird auf morgen vertagt. Auü Creuzot von heute Mittag wird gemel det: Der Strike ist fast beendet. Die Arbeiter be- ginnen die Arbeit wieder aufzunehmen. London, Sonnabend, 26. März. (W. T. B.) Im Unterhaus« passirte in voriger Nacht die irische FricdenSwahrungSbill den Coinits. Die Gegen anträge wurden mit großer Majorität verworfen. Heute hält daS Unterhaus eine Mittagssitzung zum Behufe der dritten Lesung dieser Bill. Dresden, 26. März. Das Schreiben des Kaisers Napoleon an den Justizminister Ollivier, welches eine durchgreifende Umgestaltung der Verfassung vom Jahre 1852 introducirt, wird in der französischen Presse lebhaft debattirt, und sämmtliche Journale constatircn den be deutenden Eindruck dieser Kundgebung. Der „Con- stituttonncl * sagt: „Die große Reform, welche wir seit dem 12. Juli unaufhörlich gefordert haben, ist end lich angenommen. Von jetzt ab können wir, Herren unsrer Geschicke und über unsre Zukunft sichcrgestellt, ohne Furcht und ohne Hintergedanken auf dem Wege vorwärts gehen, den uns der Kaiser eröffnet hat. Unsre Freiheiten gehören jetzt uns; Niemand wird die Berechtigung haben, sic uns wieder zu nehmen. Das Schreiben vom 21. März ist die wahre Krönung des Gebäudes. Es ist die That eines großen Herrschers." — Das „Journal des Debats" lobt den Kaiser ebenfalls, daß er die Gefahr halber Maßnahmen erkannt und sich zur Vervollständigung des Reformwerks ent schlossen habe, und sagt: „Das kaiserliche Schreiben hat die letzten Zweifel Derjenigen, welche, in schmerzlicher Erinnerung an eine nun ferne Vergangenheit, noch nicht an die Möglichkeit eines parlamentarischen Kaiser reichs glauben wollten, zerstreut." — Die „Ltderts" drückt die nämliche Ueberzeugung aus und erklärt die Napoleonische Dynastie für begründet, die „Niemand mehr kühn genug sein wird, anzugretfcn. Niemand stark genug, zu erschüttern." — Der „Moniteur" be merkt, daß das Einzige, was den jüngsten Reformen fehlte, die sichere Beständigkeit gewesen sei; dies werde nun anders durch den Brief, der denselben einen defi nitiven Charakter auspräge. Die persönliche Gewalt begnüge sich nicht mit einem Verzichte auf ihre Präro gative, sie verpflichte sich auch, dieselben nicht wieder zu ergreifen. Noch einmal s ien die Berechnungen der Reaction, welche sich in der Perspective eines Conflicts zwischen dem Senat und der Regierung gefiel, gründ lich getäuscht worden. — Die „Patrie" hofft von dem kaiserlichen Schreiben, „das m der geschicktesten Weise zur rechten Zeit die Harmonie und Homogenität der Regierung bestätigt", einen „tiefen, heilsamen und dauerhaften Eindruck auf gewisse sich sträubende Re gionen der politischen Welt." — Die „France" rühmt das Verständniß Napoleon's III. für die Reg ungen der öffentlichen Meinung, welche die Vollendung des konstitutionellen Reformwerks forderte, und ver sichert, daß in der betreffenden Sitzung des Cabincts- ralhs sämmtliche Minister „von der Gedankengröße, dem Geiste des Liberalismus und der persönlichen Ver- läugnung, womit der Kaiser die politische Lage wür digte, ergriffen gewesen seien." — Das „Journal de Paris" glaubt „keine konstitutionelle Convenienz zu verletzen, wenn es das ehrenhafte und politisch weise Vorgehen des Kaisers nach Verdienst rühmt." — Der „Franyais" ist überzeugt, daß „das ganze Land mit Ergriffenheit den großen Act, welcher den Souverän ehrt und befestigt, begrüßen wird", und meint, daß "„die systematische Opposition, bereits seit vorigem Sep tember äußerst schwierig, nunmehr unmöglich geworden sei." — Nicht so begeistert findet sich der „Tcmps" in die neuen Verhältnisse, ohne jedoch der Tragweite des kai serlichen Entschlusses seine Würdigung zu versagen. Von dem Versuche des kaiserlichen Briefstellers, die jüngsten Veränderungen als logische Entwickelung sei ner früher« Principien darzustellen, sagt das Blatt et was skeptisch: „Das wäre so ziemlich eine politische Be- thätigung des Hegel'schen Prinelps von der Identität der Gegensätze. Wir begreifen das Bestreben des Kai sers, aber man muß viel vergessen, um seiner Dialektik zuzustimmen." Auch die andere Vorsorge Napoleon's, mit den Reformen endlich abzuschUeßen, erscheint dem „Temps" namentlich in Bezug auf die Zukunft des Senats, der als constituirende Gewalt gestorben sei, um als eine Erste Kammer fortzuleben, etwas illusorisch. — Der „Siscle" äußert sich in ähnlicher Weise, in dem er nicht gelten lassen will, „daß nun etwas De finitives und Unwandelbares geschaffen sei," und sagt dann: „Die friedliche Revolution von 1869, welche Viele mit dem Amtsantritt des Cabinets vom 2. Ja nuar für beschlossen hielten, folgt ihrem unwidersteh lichen Laufe, getrieben von einer geheimen Gewalt, vor welcher alle Hindernisse weichen." — Dagegen machen selbst die Organe der Rechten gute Miene zum bösen Spiel. Der „Peuple sranyais" nennt den Brief „eine schöne und edle Antwort an Diejenigen, welche den so praktischen und liberalen Entschlüssen des Sou veräns mit ungerechtem Mißtrauen begegnen," und auch der „Public" billigt laut den Entschluß des Kaisers, welcher seine Autorität befestigen werde. „ Dieser letzte Act des persönlichen Regiments." fügt das Blatt mit einem verständlichen Impulse hinzu, „ist eine eklatante Revanche für all auSgcstreuten Verdächtigungen. Der Kaisir zeigt bis zur letzten Stunde, daß er noch der Einzige eines großen Entschlusses, einer großen Energie fähig war." — Der „Univers" das Organ der ultramvntanen Partei, bemerkt: „Seit einiger Zeit diS- cutiit man unter den Parlam ntaristen über die consti- tuirende und die legislative Gewalt. Der kaiserliche Brief hat auch den anspruchvollsten Freunden der kon stitutionellen Regierung und den mißvergnügtesten Geg ner» der Autorilätsherrschaft von 1852 die höchste Ge- nugthuung gewährt. Diesmal ist es mit dem persön lichen Regiment definitiv zu Ende; sein jüngster Act hat cs gctödtet."— Nur das„Pays" kann sein Miß vergnügen nicht verhehlen. Nachdem cs die angekün- digte Reform für verfassungswidrig erklärt, bemerkt es, daß der Kaiser seit der Annahme des parlamentarischen Regimes auch die sonstig: Klarheit seines Stils verlo ren habe. — Von den Organen der „Unversöhnlichen" sei schließlich der „Rov'eil" cttirt. Vor Allem befremdet ihn der diktatorische Dust, der dem von keinem Mini ster contrasignirten Schreiben an Emil Ollivier ent ströme. „Man fühlt deutlich," sagt er, „daß wir noch sehr weit entfernt von der regelrechten Ausübung des parlamentarischen Regiments sind." Tagesgeschichte. ö. Berlin, 24. März. Nach einer Auseinander setzung privater Natur zwischen dem Abg. vr. Blum und dem Vertreter der großherzoglich hessischen Regie rung, Hofmann, beriech heute der Reichstag das Banknotrngesetz in dritter Lesung. Hierbei wurde das Verfahren der fürstlich reußischcn Regierung einer sehr scharfen Kritik unterzogen und der Bundeskanzler Graf Bismarck bat direkt den Reichstag um Annahme eines Antrags zu dem Gesetze, welcher einen Tadel gegen die reußische Regierung ausspreche, damit er, der Bun deskanzler eine Unterlage habe, dieser Regierung eine Haltung anzuempfehlen, welche Vertrauen erwecke. Un ter den mehrfach in dieser Richtung gestellten Anträ gen wählte der Reichstag denjenigen, der dem Bank- notengesctze rückwirkende Kraft giebt. Damit erledig ten sich alle Anträge, die sich ganz speciell gegen die reußische Regierung mcche.e». — Sooann trat man in die Berathung des Gesetzes, betreffs des Urheberrechts au Schriftwerken u. s. w. ein. Die Debatte wurde, nachdem vier Redner gesprochen, bis Sonnabend ver tagt. Die Verhandlungen (vgl. den Sitzungsbericht in der Beilage) fanden ziemlich vor leeren Bänken statt; gleichwohl schenkten die wenigen Anwesenden den Sprechern so wenig Gehör, daß cs auf der Jomnali- stentribünc vielfach unmöglich war, dem Gcdankengange der Redner zu folgen Wie es schien, fand das Prin- cip des Gesetzes k^ine wesentliche Anfechtung, eine sehr lebhafte Vertheidigung aber fand es durch den Abge ordneten für Leipzig, Di. Stephani. Um wenigstens den Standpunkt desjenigen Redners, der eine für die Literatur und den Buchvandel so wichtige Stadt vertritt, kennzeichnen zu können, folgt im Specialbe- rtcht ein Auszug aus den Stenogrammen seiner Rede. U. Berlin, 25. März. Der Antheil, welcher auf den Norddeutschen Bund zur Erbauung der St. Gott- hardbahn kommt, beläuft sich, wie man hört, auf 13 Millionen Francs. Davon würden die Industriellen der westlichen preußischen Provinzen 3 Millionen Frcs. aufzubringen haben. So hofft man wenigstens und zwar mit ziemlicher Sicherheit. Die noch verbleibenden 10 Millionen hätte der Norddeutsche Bund in einem Zeiträume von 10 Jahren, jedes Jahr eine Million, beizutragcn. Der Umstand, daß eine derartige Vor lage roch nicht die gesetzgeberischen Stadien zu durch laufen begonnen hat, findet seine Erklärung in den Schwierigkeiten, denen oic ganze Frage der St. Gott- hardbahn gegenwärtig noch in Württemberg unter FeuMeton. Dresden. Herr Conccrtmcister Lauterbach hat in seinem schon erwähnten Concert in Paris das erste Cvncert von Spohr, Chaconne von S. Bach, Abend- lied von R. Schumann und eine Polonaise eigener Com- position gespielt. Die Pianistin Montigny executirte Conccrtstücke von I. Schulhoff. Mehrere französische Blätter, die unS vorliegen, sprechen übereinstimmend von dem ganz außerordentlichen Beifall, der dem aus gezeichneten Virtuosen zu Theil wurde, und der sich mit jeder seiner Leistung steigerte. Sie rühmen die Schönheit seines Tones, die meisterhafte Beherrschung der Technik, die Wärme seines Ausdrucks, die Anmuth seine- Vortrags, die Reinheit seines Stils und die Fein heit seines Geschmacks. Abgesehen von diesem Urtheil, welches wir acceptiren, sind diese Berichte charakteristisch für die Pariser Kritik: zwei derselben (einer in „I-ukrunce musicalv^ schreiben das erste Concert Epohr's Mo zart zu, und erinnern sich nicht, je Mozart'S Violin- musik so schön interpretirt gehört zu haben, ein anderer macht Lauterbach zum Sclvspieler des König- von Bayern, und rb da- Concert im Saale „Plcyl" cder „Hcrz" stcttgrfuntcn, tarüber ist ihre Meinung ver- schlldcn. Außer in Mehrern Privaigescllschasten (z. B. keim Fürsten Metternich) spült Herr Lauterbach am 28.d M. im Tuileriinconcerl, eine Au-zeichnung, welche einem Ausländer selten zu Theil wird. B. " DrtSdtN. Tie beiden letzten Vorträge im wissen schaftlichen CykluS, welche am 14. und am 21. d. M. stattfanden, wurden von len Herren Direktor vr. Drechsler und Hcfrath vr. Pabst gehalten. Der Erstere sprach übcr Leibnitz, der Letzter« über Schiller. Leid« Redner fistelten durch sorgsam auSgrarbettete Darstellung und durch logisch gegliederte Anordnung deS von ihnen behandelten Stoffes. (Von einem aus führlich eingehenden Referate über diese Vorträge müs sen wir, so interessant und anregend dieselben auch für den Hörerkreis gewesen, wegen Mangel an Raum hier leider abschen und glauben dies um so eher thun zu dürfen, da beide Themas, wenigstens in ihren Haupt zügen, dem gebildeten Publicum wohl bereits ausrei chend bekannt sind. D. Red.) Bilder au« dem Seeleben von Joseph Wilson. V. Ole „Lyklone". Ein Schiff, welches seinen Capttän verloren hat, kommt mir vor, wie eine Familie, welche ihren Ernährer beweint, wenigstens ging cs uns an Bord drr „Elise" so. Durch die Katastrophe, deren Opfer unser braver Capitän geworden war, schien sich die Wuth deS Sturmes erschöpft zu haben. Noch in der Nacht ließ der Wind nach, und als am andern Morgen die Sonne glänzend am Horizonte herauskam, die noch weißen Echaumkrvncn drr Wellen vergoldend, gingen wir be reit- wieder unür vollen Segeln. Noch während drr Nacht hatten wir eine Nothstange aus dem Vcckmast angebracht, der dadurch allerdings etwas kürzer ge worden war, als er sich gewöhnlich dcm Auge dar- strlltr; aber nur dieser kleine Umstand erinncrie an die schreckliche Scene der Nacht, wenn man das Schiff nur von außen sah. Wir allerdings, die wir wußten, was vorgefallcn war, mcrkten wohl die Verstimmung, die sich drr Mannschaft wie drr Passagiere bemächtigt hatte. Treten wir in die Kajüte. Auf dem Tische in dcm niedern SchiffSgemachr ruhte «r, der uns bi- hierher geführt hatte, aber bi» zur Unkenntlichkeit entstellt. Nachdem er in der Nacht den tödtltchen Sturz grthan hatte, war der Leichnam von einigen mitleidigen Frauen, die sich unter den Passagieren befanden, in die Kajüte getragen und sorgfältig gewaschen worden. Der Schiffs arzt hatte gleich erklärt, daß das Leben aus dem Kör per entflohen sei, und in der That, wie war es auch anders möglich? die Hirnschale war zerschmettert, und von einer solchen Verwundung hat noch kein Arzt seinen Patienten curiren können. Wohl dachte Man cher an das herrliche Lied Fretligrath's: „Der Tod des Führer-", aber — lamentiren konnte uns in diesem Falle nicht viel nutzen. Wenn irgend wer, so ist es der Seemann und der Soldat, der mit vollendeten Thatsachen rechnen muß, und so auch hier, der Ober steuermann hotte schon gleich nach etngetretener Kata strophe das Commando übernommen und durch seine ruhigen, klaren, präcisen Commandoworte viel zur Be ruhigung der aufgeregten Gcmüthrr beigetragen. Alle fühlten, daß, wenn auch das Oberhaupt nicht mehr vor handen war, doch ein verständiger älterer Bruder über die Sichcrhcit des Schiffes wachte, und vor und nach begab sich Jeder wieder auf seinen Posten. Man be sprach den traurigen Vorfall und kam endlich zu dem Rcsultate, daß der Capitän in einem Anfalle von Wahnsinn so gehandelt habe, wie er cs gethan. Uns U» beklebenden blieb noch eine traurige Pflicht zu erfüllen, nämlich die Ueberreste dcs Copitäns zur letz ten Ruhe zu bringen. Dies geschah denn auch in ein facher, dabet aber doch würdigcr Weise, streng nach Sccmannsbrauch. Zuerst wurde die Flagge gehißt, dann auf die Hälfte herabgcsenkt, jede Arbeit an Bord wurde eingestellt und Alles, woS zur Bemannung gehörte, ver sammelte sich auf dcm Ouarterdcck. Die Leiche dcs CapttänS, sorgfältig gcwaschen und im größten Staat, wurde hierauf auf das Quarterdeck gebracht, in einen Sack von Leinwand etngenäht, so daß das Gesicht frei blieb, dann sprach, in Ermangelung eines Geistlichen, der Oberstcuermann ein kurzrs, inniges Gebet und darauf senkte sich die Flagge ganz herunter und bedeckte den leblosen Körper. Nach dem Gesetze mußte der Leichnam noch 24 Stunden auf Deck liegen bleiben. Sinn wurde cine andere Flagge bis zur Hälfte gehißt, und Jeder ging wieder auf seinen Posten. Der Zim mermann holte die Bahre hervor und nahm rin Stück aus der Schiffswand an Steuerbord, dann begab er sich an seine Arbeit zurück, um eine neue Vormarsstenge zu machen. Sonst ruhte, wie bemerkt, alle Arbeit bis zum folgenden Morgen. Bet Tagesanbruch wurden alle Leute geweckt, dcm todten Capitän — in Ermange lung von Kanonenkugeln — rin schwerer Sack mit Steinkohlen an die Füße gebunden und derselbe dann aus die Bahre gelegt, deren äußeres Ende durch die geöffnete Schiffswand hinausragt«; auf ein gegebenes Commando wurden die Taue angezogrn, die die Bahre am Kopfende emporhobcn, bis dieselbe cine beinahe senk rechte Stellung hatte. Jetzt rutschte der Leichnam hin unter, noch ein Schlag aufs Wasser, ein kurzes Auf- spritzcn und — AU»s war vorüber. Die Flagge wurde zum Abschiede noch drei Mal gesenkt und wieder er hoben, dann ganz wcggenommen und — „Klar zum Hissen der Vormarsstcnge!" erschallte das Commando. Seit dieser Zeit habe ickr öfters Gelegenheit gehabt, ähnliche Sccnen auf Kriegsschiffen, ja auf Admirals schiffen zu erleben, wo solche Feierlichkeiten mit dcm größten militärischen Pou pe ausgesührt wurden, aber ich habe niemals einen solchen Eindruck bei den Theil- nehmern auf Kriegsschiffen gesehen, wie ich eS hier auf den Gesichtern der armen, verwaisten Matrosen sah. Allerdings ist auch die Sachlage cine andere. Hier wird ein Mann in der vlüthe seiner Kraft, bei ecner Beschäftigung, die Hunderte vor ihm ohne die geringste
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview