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Sächsische Dorfzeitung : 01.06.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-06-01
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-189306011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18930601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18930601
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1893
- Monat1893-06
- Tag1893-06-01
- Monat1893-06
- Jahr1893
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 01.06.1893
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Exp^. «. Redakli»» DreSdeu-Reufta-t kl. Meißner «affe 4. Die Zeitung erscheint Tteufta,, Daunersta« unb «onnadend früh. AbonnemeutS- Preis: VterieljLhrl. M. 1M Zu beziehen durch die kaiserlichen Post- anstalten und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung in» HauS erhebt die Post noch eine Ge bühr von 25 Pfg. iichsislhe D ach eiluG Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und (andmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrout»» Müllev in Dresden. S»ser«te »erde» bis Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: dirtspaltZeile 15Psg. Unter Eingesandt: SO Pfg. Inserate«» Aunatmeftelent Die Arnoldtsche Buchhandluna, Jnvalidendank, Haasenstein L Bögler, Rudolf Mosse, G. L. Daube « Co. in Dresden, Leipzig, Frankfurt a/M., G. Sohl, KesfelSdorf u. s. w. Donnerstag, dm 1. Juni 1893. 65. Jahrgang. Abonnements - Einladung. vestellunam auf dte „Sächsische Dorfzettuug" für dm Monat Junt nehmen alle kaiserlichen Poft- austalteu und Pofterpediltonm, sowie auch alle Lind- brtefträger gegen Vorausbezahlung von 50 Pf. entgegen. VereUS erschienene Nummern werden, soweit möglich, uachgeliefert. Politische Weltschau. Deutsche- Reich. Man hört augenblicklich in den weitksten Kreisen der Bevölkerung d>e Frage auf- werfen: Was wird denn nun eigentlich geschehen, wenn der neu zu wählende Reichstag die Militäroorlage wieder ablehnt? Die Meisten antworten: dann wird das Parlament wieder aufgelöst. Wenn nun aber der neue Reichstag wieder oppositionell ist, wenn die Nation wieder eine die Mililärvorloge ablehnende Majorität entsendet, waS wird dann? Es ist klar, daß das Aust lösungs« und Neuwahlspiel nicht auf unbestimmte Zeit fortgesetzt werden kann; früher oder später muß der Augenblick eintreten, wo eine abermalige Anrufung der Wahler zur Unmöglichkeit wird. Daß die obige Frage überhaupt aufgeworfen wird, beweist am besten, von welcher eigenartigen Beschaffenheit die Angelegenheit, um die es sich handelt, ist und wie sehr dies im Publi kum gefühlt wird. Niemand würde sich über eine solche Frage, waS geschehen werde, wenn der Reichstag wieder holt Nein sage, den Kopf zerbrechen, sofern eine Re gierungsvorlage anderer Art — sie möchte so wichtig sein, wie sie wollte — zur Entscheidung stände. Ange nommen z. B., der BundeSrath beantragte eine Abän derung deS Wahlsystemes in dem Sinne der Beseiti gung deS gleichen und deS geheimen Stimmrechtes. Wichtig genug wäre eine solche Abänderung, um die Auflösung eines Reichstages, der sie ablehnte, zu moti- viren. Aber Niemand zweifelt daran, was die Folge sein würde, wenn der neugewählte Reichstag die Ab- lehnung wiederholte; die vom Bundesrathe beantragte Maaßregel dürfte emfach unterbleiben und Alles bliebe beim Alten. Ein neues Gesetz kann eben nicht zu Stande kommen, wenn nicht der BundeSrath und der Reichstag eS genehmigen; eS giebt im deutschen Ver- fassungsrechte keinen Grundsatz, der fester stände und allgemeiner anerkannt würde, als dieser. Mit der Mi. litärvorlage scheint es keine andere Bewandtniß zu haben; auch für sie bedarf eS eine- Akte- der Gesetzgebung, einer Vereinbarung deS BundeSratheS und der Volks« Vertretung und wenn diese Vereinbarung nicht erzielt wird, so unterbleibt eben die Ausführung deS gestellten Antrages und die Sache hat damit ein Ende. Aber augenscheinlich beruhigt sich die öffentliche Meinung nicht vollständig bei dieser Verfassungsauslegung. Die jenigen freilich, die ernstlich überzeugt sind, daß wir uns mit den vorhandenen Streitkräften begnügen kön. nen, find mit der Entscheidung schnell und leicht fertig; wenn der Reichstag Ncin sagt — so meinen sie — bleibt Alles wie eS war, bis zu etwaigen anderweitigen Beschlußfassungen. Wer aber diese Ansicht nicht theilt, wer vielmehr der Meinung ist, daß der bisherige Zu stand der Dinge eine um jeden Preis zu beseitigende Gefahr für das Vaterland in sich schließt, daß die ReichSregierung und die Heeresverwaltung von dem Be stehen der Gefahr völlig überzeugt sind und die bcan- nagte Verstärkung für unbedingt nothwendig halten, um die Existenz des Reiche» sicher zu stellen, der wird sich nicht so leicht mit der Sache abfinden, der wird eine innere Stimme nicht zum Schweigen bringen können, die ihm sagt: um das Vaterland zu reiten, muß eS immer einen Weg geben, auch wenn die StaatSrechtS- lehrer ihn nicht nachweisen können. Wo aber ist dieser Weg? Solche Fragen sind nicht mit strenger Magister, miene als formell unzulässig zurückzuweisen. Sie ent stehen aus der richtigen Erkenntniß, daß es im Leben einer Nation Gefahren, Schwierigkeiten giebt, deren Bedeutung über die Grenzen deS geschriebenen Rechte- hinausreicht. Niemals wird ein lebenskräftiges Volk zugeben, daß seine Existenz aufgeopfert oder auch nur einer erheblichen Gefahr preiSgegeben wird, auch wenn staatsrechtliche Vorschriften verletzt werden müßten, um Solches zu vermeiden. Jedermann räumt ein, daß bei drohendem oder gar nach ausgebrochenem Kriege da- Heil deS Vaterlandes oberste- Gesetz wird — salua publica suprema lex. Der Krieg ist nun zwar der vornehmste, aber nicht der einzige Fall, wo dieser Grund satz sich unwiderstehlich aufdrängt. Die Abwendung einer höchst wahrscheinlichen Kriegsgefahr steht jenem Falle sehr nahe. Noch haben wir keinen Grund, die Hoffnung aufzugeben, daß eS gelingen werde, mit kon stitutionellen Mitteln der Schwierigkeiten, die auf un- lasten, Herr zu werden. Warum sollen wir unS da- Gehirn zermartern wegen einer bloßen Möglichkeit, die sich vielleicht nie verwirklichen wird? Aber schon sind scharfsinnige Köpfe an der Arbeit, um für den befürch teten Fall ein einseitiges Recht des Kaisers, die Stärke des Heeres zu bestimmeu, auS der Reichsverfassung her zuleiten. Sie berufen sich auf den 63. Artikel, wo eS heißt: „Der Kaiser bestimmt den Präsenzstand der Armee". Freilich lautet die vorhergehende Vorschrift deS 60. Artikel-: „Der Friedenspräsenzstand de- deut schen Heere- wird im Wege der ReichSgesetzgebuog fest gestellt". Die Meinung ist offenbar, daß daS Gesetz die Ziffer, über die nicht hinausgegangen werden soll und daß der Kaiser, innerhalb dieser Grenze, die that- sächliche Ziffer feststellen soll. Wie aber, wenden jene scharfsinnigen Ausleger ein, wenn rin diesbezügliche- Gesetz nicht zu Stande kommt? Erlischt dann da- Recht des Kaisers, da- ihm der Artikel 63 überträgt? Dana müßte ja daS deutsche Heer, weil Niemand da wäre, der das Recht hätte, seine Stärke zu bestimmen, plötz lich verschwinden wie in einer Versenkung. DaS wäre absurd und man kann nicht annehmen, daß die Ver fassung Derartiges gewollt hat. Gewiß nicht! Die Ver fassung kann eben nicht alle mögliche» Fälle vorsehen. So viel aber strht fest, daß wenn die Militäroorlage ohne Zustimmung deS Reichstages durchgrfühn werde» würde, dies ein Verfassungsbruch wäre, vor dem sich die Regierung gerade unter den jetzigen Zeitverhält- niffen doch wohl hüten dürfte. Man schreibt von hochoffic öser Seite: Daß die s französisch-russische Verbrüderung, wenn auch zur Zut k weniger auf materiellem Gebiete, so doch rm Reiche de» j Gedankens blüht, zeigt die-Uedereinstimmung der chau- ' vinistischen und pamlavistischen Politiker in der Beuc- theilung des deutschen ReichStagSwahlfeldzugeS. Sie ! rechnen schon jetzt mit dem von ihnen als sicher ange nommenen Siege der jedem Opfer für die Sache de- Vaterlandes abgeneigten Koalition Richter Lieber-Bebel und rüsten sich, denselben für ihre Zwecke auSzunutzen. Frankreich braucht zur Verwirklichung seiner Zukunsts- pläne vor Allem einer starken Regierung nebst einer unbedingt zuverlässigen gouvernemenialen Kammermehr- heit und eS ist gewiß kein Zufall, daß eben jetzt, acht Wochen vor dem Ablaufe deS Mandat- der jetzigen Deputirtenkammer, die Aktien deS solange dem politi schen Schauplatze ferngebliebenen ExmimsterS EonstanS im raschen Steigen begriffen sind. Die Panslavisten ihrerseits wünschen eine abermalige Aufrührung der Orientfrage und wer sich auf die Deutung gewisser Anzeichen deS EntwickelungSprocesse» im europäischen und asiatischen bez. afrikanischen Oriente versteht, der erkennt unschwer, daß dieselben auf eine Berechnung eingerichtet find, in welcher Deutschland eine gegen früher bedeutend verkürzte Rolle spielt. Dies alle- hat seine» Grund darin, daß unsere guten Freunde zur Rechten wie zur Linken sich überzeugt halten, Deutschland werde sich infolge der durch die ReichStagSauflösung brennend gewordenen inneren Krisis in eine unabsehbare Kette von Wirrnissen verwickeln, die seine internationale Gel tung schließlich bis auf Null herabdrücken müssen. Dabei bleibt indessen die Phantasie des auf den Niedergang Feuilleton. Der Einödsee. Eine Hochlandsgeschichte von Georg Höcker.*) I. Hoch oben auf dem Schwarzwalde liegt in Welt- verlorener Einsamkdit ein Bergsee. So klein er an Umfang ist, so unergründlich tief soll der Sage nach sein Gewässer sein. RingS von zackigen Felsenspitzen eingefaßt, deren jäher Sturz nach dem See hin es dem Wanderer fast unmöglich macht, die Wasserfläche des selben zu erreichen, liegt er in fast unberührter Reinheit. Sein Wasser ist schwarz und unheimlich anzuschauen; keine Welle regt die Fluth und wie daS Geheimniß einer bösen Schuld liegt der Himmel ewig grau und düster über dem See auSgebreitet. Kein Vogel mag über daS Wasser fliegen, kein Fisch in demselben leben, Alle- ist daselbst wie tobt uud au-gestorben. Selbst die Tannen und Fichten, welche sich auf den FelSzacken erheben, schauen kümmerlich drein. Verkrüppelt und phantastisch gewachsen gleichen sie dem See, den sie umgeben und daS Herz deS Beschauers, der heraufgewandelt ist von freundlicherem Lande zu der grausigen Einöde, faßt eS mit wehem Schmerze. Vor langen Jahren soll ein lustige- Völkchen in dem See sein Wesen getrieben haben, der Nixenkönig mit seinen schönen blonden Töchtern und eine von diesen *) Unberechtigter Nachdruck wird verfolgt. oll Liebe empfunden haben zu einem schönen Bauern- , ohn. Der Vater wollte ihre Bitte erfüllen und sie all dem See ziehen lassen zu den Menschen, damit sie diesen gleich werde und unter ihnen lebe. Aber ein un erbittliches Gesetz schrieb jedem Seeweib vor, daS mit dem Menschen sich zu verschwistern gedachte, daß sie dem Geliebten ihre- Herzens ihre Herkunft offenbaren müsse. Als der schöne Schwarzwaldbursche aber von der Nixe erfuhr, daß sie dem feuchten Elemente ent stamme, da bebte er grauenvoll vor ihr zurück und ver stieß sie. Ein von einem Menschen verschmähtes See weib aber muß sterben und als die blonde Tochter zurückkthrle zu ihrem Vater, dem Könige deS SeeS, da stieß dieser ihr den Dolch in'S Herz und sie löste sich auf in den klaren Fluchen. Da soll nach der Sage der Himmel erzittert und der See wild gerast und ge- schäumt haben. Die grünenden Ufer ring- um den See verschwanden, zackige, unfruchtbare Felsenspitzen tauchten dafür auf und auS der herrlichen Landschaft wurde der unheimliche Tinödsee. DaS ober hatte der Fluch deS SeekönigS bewirkt und auf ewige Zetten sollte, der Sage nach, dieser bestehen bleiben. Aber zur Sühne für daS vergossene Blut der Nixe und zur Strafe für daS treulose Gebühren deS Liebenden sollte immer am Allerseelentage deS Jahres, an dem ein neue« volle- Jahrhundert seit dem schrecklichen Tode deS Wasser- fräuleinS verstrichen, ein schuldbeladener Mensch im Wasser deS SeeS ein jäheS Ende finden. So lautete dte schauerliche Sage. Aber auch die Wirklichkeit war nicht weit von der Mähr entfernt. ES lag in der That wie ein Fluch über dem Einödsee und hier und dort ein Kreuz mitten in dem WaldeSdickicht bewies, daß der Blitzstrahl den einen niedergeschmettert oder auch lose Mörderhände den andern gefällt hatten. Wer nicht an den Einödfee mußte von den Einwohnern des Gebirge-, der ging gewiß nicht hin und der Wirth „Zur kalten Herberge", welcher dem See am nächsten wohnte, wenn freilich auch von seiner Behausung bis zu diesem zwei gute Weg stunden waren, schüttelte jedesmal bedenklich den Kopf, wenn das neugienge Fremdenvolk, da- den Schwarz wald der Kreuz und Quere durchstreift und auch bei ihm Unterkunft suchte, Verlangen danach trug, den See zu sehen. Er zeigte den Fragenden freilich den Weg, aber heimlich machte er ein fromme- Kreuz hinter den Fortschreitenden und empfahl sie dem Schutze deS Höchsten, al- ob grausige Gefahren die Wandernden am See erwarteten. Durchnäßt und bi» auf die Haut durchweicht kamen die meisten freilich von der Wan derung zurück, denn der Einödsee hatte seine Tücke» und jäh und urgewaltig, wie die Bergnatur überhaupt, schleuderte der graue Himmel zuckende Blitze und grollende Dovnerjchläge Über die unheimliche Landschaft. Luch daS Wirth-hau- „Zur kalten Herberge" stand bei der Landbevölkerung nicht im besten Rufe und die Sage ging, daß mitten in einer rauhen Winternacht ei» gespenstischer Fremder erschienen sei und die damaligen, zu Tode erschreckten WirthSleute in herrischem Tone um Unterkunft angegangen habe. Man hatte ihm die Bank hinter dem mächtigen Kachelofen zum Ruhelager an gewiesen und der Fremde hatte auch, ohne ein weitere- Wort zu sprechen, auf dieser genächtigt. In der Nacht selbst aber war ein Unwetter losgebrochen, wie die ältesten Leute noch niemals ein solche- erlebt hatten und
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