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Dresdner Journal : 30.12.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-12-30
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190512308
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19051230
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19051230
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1905
- Monat1905-12
- Tag1905-12-30
- Monat1905-12
- Jahr1905
- Titel
- Dresdner Journal : 30.12.1905
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ve,u«»»>ret»: Beim Bezüge durch die Keschjf>,fl,ss, innerkak» -Dresden» 2,50 M (einschl. Zutrügung), durch die Voß 'm Deutschen Reiche 3 M. (ausschließlich Bestellgeld) vierteljährlich Einzelne Nummern 10 Pf Wird Zurücksendung der für die Schriftleitung bestimmten, aber von dieser nicht ein» geforderten Beiträge bean sprucht, so ist das Postgei» beizusügen Herausgegeben von der Königl. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen: Werktag- nachm 5 Uhr. — Originalberichte und Mitteilungen dürfen nur mit voller Quellenangabe nachgedruckt werden Ankündisungsgedühreu: Die Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi gungs-Seite oder deren Raum 20 Pf Bei Tabellen- und Ziffernsay 5 Pf. Aufschlag für die Zeile Untenn Re- daktionSstrich (Eingesandt) die Textzeile mittler Schrift oder deren Raum so Pf. Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi mittags 12 Uhr für die nach mittags erscheinendeNummer- ^Z302 Sonnabend, den 30. Dezember nachmittags. Des Neujahrstagts wegen erscheint die nächste Nummer des „Dresdner Journals" am Dienstag, den 2. Januar 1WN, nachmittags. Amtlicher Teil. Sc. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den Landgerichtsrat Paul Maximilian Walden burger in Leipzig unter Verleihung des Titels eines Justizrats mit dem Range in Klasse IV Nr. 1 der Hof rangordnung und den Landrichter Georg Röhling in Chemnitz auf ihr Ansuchen in den Ruhestand zu versetzen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den Amtsrichter bei dem Amtsgerichte Großen hain Friedrich Wilhelm Leopold Otto Höring zum Landrichter bei dem Landgerichte Leipzig zu ernennen. Mit Allerhöchster Genehmigung ist der Oberzoll inspektor und Vorstand des Hauptzollamts Leipzig II Lucius in gleicher Eigenschaft zum Hauptzollamte Grimma versetzt worden. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den Juristischen Hilfsarbeiter bei der Zoll- und Steuerdirektion Finanzassessor vr. jur. Hager zum Oberzollinspektor und Vorstand des Hauptzoll amts Annaberg, den mit der interimistischen Ver waltung der Vorstandsstelle beim Hauptzollamte Annaberg beauftragten Finanzassessor Ebert zum Obcrzollinspektor und Vorstand des Hauptzollamts Leipzig II und den mit der interimistischen Ver waltung der Vorstandsstelle beim Hauptzollamte Dresden II beauftragten Finanzassessor vr. jur. Küttner zum Oberzollinspektor und Vorstande dieses Hauptzollamtes zu ernennen sowie dem Juristischen Hilfsarbeiter bei der Zoll- und Steuerdirektion Assessor vr. jur. Mörbitz den Titel und Rang eines Finanzassessors zu verleihen. Se Majestät der König haben dem Gendarmerie- Oberinspektor Gendarmerie-Oberst v. Hevgendorff die nachgesuchte Versetzung in den Ruhestand unter Verleihung des Komturkreuzes 2. Klasse vom Albrechts orden Allergnädigst zu bewilligen geruht. Se Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Polizeihauptmann bei der Polizeidirektion zu Dresden Klahre die Stelle des Gendarmerie- Oberinspektors unter Ernennung zum Gendarmerie- Major mit dem Range in der IV. Klasse der Hof rangordnung unter Nr. I zu übertragen und den Polizeihauptmann Liebe in Chemnitz zum Polizei hauptmann bei der Polizeidirektion zu Dresden mit dem Range in der IV. Klasse der Hofrangordnung unter Nr. 14 zu ernennen. Mit Allerhöchster Genehmigung ist dem bisherigen dirig. Arzte am Diakonissenhaus zu Leipzig, außer ordentlichen Professor an der dortigen Universität, vr moä. Heinrich Friedrich Wilhelm Braun die Stelle des Direktors und ersten Anstaltsoberarztes am Krankenstift zu Zwickau übertragen worden Sc. Majestät dcr König haben Allergnädigst ge ruht, den Architekten Königl. Bayerischen Professor Martin Tülfer in München vom 1. April 1906 an zum ordentlichen Professor für Entwerfen von Hochbauten in der Hochbau Abteilung der hiesigen Technischen Hochschule zu ernennen. Mit Allerhöchster Genehmigung ist dem Ober lehrer am Seminar zu Borna Ernst Hermann Behr der Titel „Königlicher Musikdirektor" verliehen worden. Kunst und Wissenschaft. Kvnigl. Schauspielhaus. Am 29 d. M: „Die Welt, in der man sich langweilt". Lustspiel in drei Akten von E. Pailleron Deutsch von E. Bukovics. Tic gestrige Wiederholung de» Pailleronschen Lust spiels, das sich als bestes und liebenswürdigstes eines ganzen Menschenalter» französischer dramatischer Pro duktion im Spielplane auch der deutschen Bühnen be hauptet hat, gab dem versammelten Publikum Gelegen heit, Frl Pauline Ulrich, die sich einer besonderen theatralischen Feier ihre» vor kurzem (am 19 Dezember) begangenen 70. Geburtstags entzogen hatte, beim ersten Wiederauftrcten nach diesem Zeitabschnitte mit dankbarer Huldigung und lautem Jubel zu begrüßen. Die vor treffliche Darstellung im übrigen, in der namentlich Frau Bast" (Frau v Raymond), Frau GaSny (Suzanne v. Villiers), Frl. Serda (Miß Lucy Wattson), die Herren Stahl (Paul Raymond), Müller (de Saint Röault), Blankenstein (Belloc), Gebühr (Roger Gras C«ran) sich durch charakteristische Lebendigkeit und höchste Spielfreudigkeit auszeichneten, fesselte und ward mit verdientem Beifall ausgenommen; die Haupt teilnahme aber galt wieder und wieder der Gestalt der Herzogin von Reville, die Frl. Ulrich mit gewohnter Meisterschaft und der vollen vornehmen Leichtigkeit durchführte, die in dieser Aufgabe zur Meisterschaft ge hört Wie bei der Ausführung im vorigen Sommer, al« sie große und unermüdliche Künstlerin in der Rolle der Herzogin zuerst wieder austrat, fühlte man, daß diese Gestalt mit dem junggcbliebenen warmen Herzen, mit dem unwiderstehlichen Zauber dcr selbstlosen Alters» liebrnswürdigkeit zum getreuen Spiegel des West»« und der außerordentlichen Borzügc dcr Darstellerin diente Se Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Polizeihauptmann Klahre in Dresden das ihm von Sr. Hoheit dem Herzoge von Sachsen-Coburg und Gotha verliehene Ritter kreuz I. Klasse des Sachsen-Ernestinischen Hausordens annehme und trage. Vr«e««««ge«, »ersetzu«ge« re. im öffent liche« Dierrste. JmGeschLftsderelchepe» Ministerium» desSuttu» und Sstentt. Unterrichts. Zur Erledigung kommt die Lehrrrstelle an der zweiklaffigen Schule zu Börnchen bei Possendors. Kollator: die oberste Schulbehörde Außer sreier Wohnung mit Gartengenuß (Ertrag mit 74 M. veranschlagt) 1200 M Grundgehalt, 200 M. unwiderrufliche pers Zulage, 110 M für Fortbildungsschulunterricht, 110 M. für 2 Über stunden, 145 M für Heizung und Beleuchtung de- Schul lokal- und Versorgung dcr Schulturmuhr (wovon 50 M. pension-fähig), 10 M. für kirchendienftliche Verrichtungen. Bewerbungen mit den erforderlichen Unterlagen bi- 18. Januar an den Bezirksschulinspektor zu Dippoldiswalde. — Zu be setzen: die Lehrerstelle an der zweiklaffigen Schule zu Mittel bach b Pul-niy. Sollator: die oberste Schulbehörde. 1200 M. Grundgehalt, die gesetzlichen AlterSzulagcn, Amtswohnung im Schulhause, Gartcnnupung und 2,75 M. für kirchendienstliche Verrichtungen. Außerdem 110 M. für Fortbildungtschul- unterrlcht, Aussicht auf pers. Zulagen und Übertragung de- HandarbeitSuntcrrichtS an die Frau. Gesuche mit den erforder lichen Beilagen sind bis 18. Januar beim BezirkSschulinspektor in Kamenz einzureichen; — die 2 ständ. Lehrerstelle an der Kirchschule zu Spiykunnersdorf. Kollator: die oberste Schulbehörde. Außer freier Wohnung und Gartengenuß 1200 M. Grundgehalt, 55 M. für Turn- und ev. 54 M für Handarbeitsunterricht an die LehrerSfrau. Gesuche nebst allen erforderlichen Beilagen sind bis 20. Januar bei BezirkSschul- inspektor Schulrat vr. Hann», Zittau, einzureichen. (Behvrdl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Tagesgeschichte. Dresden, 30. Dezember. Se. Majestät der König begab Sich heute früh 7 Uhr 37 Min. ab Neustädter Bahnhof in Begleitung mehrerer Kavaliere nach Nickritz zur Jagd auf JahniShausener Revier. Die Zusammenkunft der Schützen fand HO Uhr auf Haltestelle Nickritz statt, wo sich folgende mit Ein ladungen ausgezeichnete Herren aus der dortigen Umgebung einfanden: Die Regimentskommandeure Oberst v. Hennig-Döbeln und Oberstleutnant Frhr. v. Milkau-Oschatz, Major z. D. Keil-Leipzig, Amts hauptmann Lossow-Meißen und Amtshauptmann vr. Uhlemann-Großenhain, Rittmeister v. Arnim- Oschatz, Hauptmann Schultz-Riesa, Rittergutsbesitzer Frhr. v. Fritsch auf Seerhausen und Gutsbesitzer Däweritz-Prausitz. DaS Jagdfrühstück wurde mittags im Gasthofe zu Mehltheuer eingenommen. Die Rückkehr Sr. Majestät nach hier wird kurz nach 5 Uhr erfolgen. Heute abend diniert Se. Majestät bei Sr. Exzellenz dem Staatsminister vr. Rüger. Dresden. 30. Dezember. Das heute ausgegebene 24. Stück des Gesetz- und Verordnungsblatts für das Königreich Sachsen vom Jahre 1905 enthält: Verordnung vom 10 Dezember 1905, die Dienstanweisung für die Bezirkstierärzte betreffend, sowie Verordnung vom 23. Dezember 1905, die Abänderung der einheitlichen deutschen Arzneitaxe betreffend. Deutsches Reich. Berlin AuS dem Neuen Palais bei Potsdam wird berichtet: Gestern vormittag nabm Se Majestät der Die sreuvlge Erregung des Publikums konnte sich im Hervorrufen nach jedem Akt und namentlich am Schluffe nicht genugtun, Irl. Ulrich wurde mit allen bei solcher Gelegenheit üblichen Ehrungen förmlich überschüttet und sah sich gedrungen, dem festlichen Überschwang mit herz lichen persönlichen DankeSwortcn ein Ziel zu setzen Doch das beste bei alledem: das wahre lebendige Dank- aefühl aller einzelnen, die ein Publikum bilden, läßt sich so wenig auf dem Papier wiedergebcn, als der Hauch der freien Anmut, der dir dargcstelltc Gestalt um spielt, und der Reiz des Klange«, der dem Hörer in Ohr und Seele bleibt Frl Pauline Ulrich hätte eS tausendfach verdient, daß zu ihrem 70. Geburtstag eine zusammcnfaffendc und eingehende Charakteristik ihrer künstlerischen Entwickelung und ihrer Verdienste versucht würde. Allein in den Worten tausendfach liegt die Erklärung, warum dies nicht Aufgabe eines Festartikels, sondern nur einer sehr ernsten, sehr pietätvollen Studie sein könnte Schlag worte sind leicht geprägt, und wenn man sagt: die Künst lerin habe in der Zeit, de« alleinseligmachenden Stils da« unentbehrliche natürlich warme Leven und in dcr Zeit de« alleinseligmachenden Naturalismus den edlen und großen Stil gewahrt, so ist da« noch nicht einmal ein bloßes Schlagwort. Aber wer es ernst meint mit der Schauspielkunst und sich der Zeit, wo diese lebendig gestaltende mächtige Kunst von pantomimischen Künsten und artistischen Virtuositäten abgelöst sein wird, nicht cntgegen- sehnt, der weiß auch, daß eme bloß« Zurückverweisung auf dieZahl der Aufgaben,die Frl Ulrich gelöst, auf die Triumphe, die sie durch Jahrzehnte gefeiert hat, gar wenig bedeuten will gegenüber der gercchtrn Bewunderung, die eine unab lässige Vertiefung in die nie völlig zu lösenden Rätsel echter Mcnschendarstellung, die ein stetige« stille« Wachstum der Kraft, dcr künstlerischen Einfachheit, de« schöpferischcn Vermögen» erregt und hinterlassen hat. Kaiser an einer Jagd bei Entenfang teil. Zur Abendtafel war Fürst Radolin geladen. — Die „Neue politische Correspondenz" schreibt: Daß sich eine Reichswehrsteuer für die durch die Finanz reform inaugurierte Sanierung der Reichsfinanzen nicht eignet, haben wir des öfteren schon ausgeführt. Ein von dem Abg. vr. Arendt im Reichstage auch diesmal wieder eingebrachter Antrag nimmt den Gedanken, die Wchrsteuer einzusühren, wieder auf, und zwar als eine Art „Zwecksteuer". Der Antrag lautet: „Der Reichstag wolle beschließen: die Verbündeten Re gierungen zu ersuchen, die zum Militärdienst nicht heran gezogenen Wehrpflichtigen für die Zeitdauer, während der sie ihrer Dienstpflicht im stehenden Heere und in der Reserve hätten genügen müssen, zu einer nach ihrem Einkommen ab gestuften Wehrsteuer heranzuziehen mit der Maßgabe, daß die Erträge dieser Steuer ausschließlich für die Versorgung der Invaliden und Veteranen bez. für deren Hinterbliebene und zur Verstärkung des Reichsinvalidenfonds zu verwenden sind." Er hat, soweit bekannt, eine Unterstützung gefunden seitens de» Kyffhäuserbunds der Landes-Kriegervcrbände, dessen Vertreterversammlung eine den Antrag befür wortende Resolution annahm. Demgegenüber dürfte es von Interesse sein, auf die Erklärungen hinzuweisen, die der Staatssekretär des Reichsschatzamts in seiner EtatS- rede am 6. d. M. zu dieser Materie abgab. Sie lauten nach dem stenographischen Bericht: „Was des weiteren die Wehrsteuer anbetrifft, so lag bekanntlich ein bezüglicher Gesetzentwurf dem Reichstage schon im Jahre 1881 vor. Er wurde aber von sämtlichen Parteien ohne Ausnahme entschieden abgelehnt Die Verbündeten Regierungen, die, wie ich hier mitteilen kann, dem Gesetz entwurf selbst keineswegs einmütig zugestimmt halten, konnten sich auch ihrerseits dem Eindruck nicht verschließen, daß die im Reichstag gegen die Wehrsteuer gellend gemachten Bedenken in mehrfacher Richtung der Begründung nicht entbehrten Sie sind deshalb auch aus ihren früheren Vorschlag nicht mehr zurückgekommen. In jüngster Zeit ist verschiedentlich angeregt worden, die Wehrsteuer al- eine Art Zwecksteuer einzuführen, um aus ihr dir Mittel für bestimmte neue Reich-ausgabeu zu gewinnen In diesem Zusammenhang würde sie aber dem Zwecke einer Sanierung der Reichsfinanzen nicht dienen können, sondern nur dir durchlaufenden Posten in unserem Reichshau-halt noch um einen vermehren. Sie würde also schon aus diesem Grunde zur Ausnahme in die gegenwärtige Finanzreform vorlage nicht geeignet sein " Im Anschluß teilte Frhr. v Stengel noch mit, daß in Frankreich die vor Jahren dort eingeführte Wehr- fteuer erst in diesem Jahre wiederum abgeschafft worden 2. Man gibt sich danach, meint die „Neue politische Korrespondenz", in manchen Kreisen über die finanzielle Wirkung und die Erträgnisse einer Wehrsteuer durchaus falschen und übertriebenen Vorstellungen hin. Karlsruhe Se. Königl. Hoheit der Großherzog ist seit einigen Tagen an Bronchialkatarrh erkrankt und hütet das Bett. Frankreich. * Ter „Tkinps" tritt jetzt der von den meisten Blättern ausgesprochenen Vermutung entgegen, daß seine Mitteilung der Äußerung Sr. Majestät des Deutschen Kaisers über die Friedensliebe der deutschen Politik aus einer Information des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten oder aus einem Bericht dcr französischen Botschaft in Berlin beruhe Indem er nochmals betont, daß die Angaben über die Worte des Kaiser« voll kommen authentisch und zuverlässig feien, erklärt er, daß die Nachricht au« einer privaten Quelle stamme und die Äußerung selbst bei einem Gespräch gefallen sei, das durchaus keinen offiziellen Charakter gehabt habe. * * Paris (Agence Havas) Der Ministerrat hat be schlossen, daß die Mitglieder de« Kleru« auf Grund de« Gesetzes, betreffend die Trennung von Kirche und Staat, an den offiziellen Empfängen am 1 Januar nicht mehr Leilnehmen sollen vrotzbrita«»!-«. London In einer gestern abend in Tunferatine gehaltenen Rede führte Ministerpräsident Campbell Bannerman au«, die Liberalen hätten den Frei- Wohl, Vie Kunst ves Schauspielers ist flüchtig unv ver gänglich, man beklagt es nie aufrichtiger, als wenn man ihren überzeugendsten Betätigungen gegenüberstcht und sich die Summe des Entzückens zurückruft, die eine Künstlerin wie Pauline Ulrich gegeben hat. Aber eine leuchtende Spur bleibt, des sind wir gewiß, und des darf auch die Gefeierte gewiß sein, ohne daß cS ihr ein Abend wie der gestrige besonders zu bestätigen braucht. Adolf Stern. Berliner Thcaterbrief. Berlin, 29. Dezember 1905. Wo bleibt die Begeisterung, dieses Jahr mit den Rufen der Genugtuung darüber ausklingen zu lasten, daß wir dem Erreichbaren einen guten Schritt näher ge kommen seien ? Wo bleibt für da« heraufsteigende neue Jahr die Hoffnung auf die Entfaltung instinktiv ge fühlter, wenn auch noch nicht sichtlich zutage liegender Keime und Ansätze ? Wir scheiden, ohne beide au« dem alten Jahr, und wir scheiden fast ohne Wünsche, denn auch ein Wunsch ist ein Stück Begeisterung und ein Stück Hoffnung Matt und tonlo« geht in künstlerischer und besonder« dramatischer Beziehung da« Jahr 1905 zu Ende. Kein einzige«, von großen geistigen Gesichts punkten durchleuchtete« oder von blühendem poetischen Hauch durchwehtes Schauspiel hat e« erzeugt Klein und zaghaft war alles, was sich hcrvorwagte Kein Ideal wurde sicgr«gcwiß «»«gespielt, kein großer Wurf au« innerem Erleben heraus hervorgewiröelt, ganz gleich gültig, wo und wie c« rinschlug Ernst v Wildcnbruch« „Lieder de« Euripidc«" mußten von Weimar au« ihren schönen Klang entfalten, weil sich in Berlin nicht der Resonanzboden für sic fand. Die „Salome" von Richard Strauß erweckte in Dresden da« Entzücken dcr Bewunderer diese» Meisters, weil man sich in Berlin 1905. handel als die ständige Politik des Landes angesehen. Niemals sei das Bestreben nach Schutzzöllen ausgetreten, bis Chamberlain sich danach umgesehen habe, da» Publikum davon abzulenken, über seinen unglücklichen Krieg in Südafrika nachzudenken. Bannerman erklärte, der Freihandel bilde bei den bevorstehenden Wahlen den Hauptstreitpunkt Campell Bannerman führte in seiner Rede weiter aus, er habe nicht die Gewährung eines getrennten unabhängigen Parlaments für Irland be günstigt. Jedes Parlament, für das er jemals gestimmt habe, müsse dem Reichsparlament untergeordnet werden — Balfour, der gestern abend auf einer großen Versammlung der Unionisten eine Rede hielt, sagte, was bas Land zu wissen wünsche, sei, ob die Regierung vor schlüge, Irland eine besondere Exekutive zu geben, die einer besonders gewählten Körperschaft verantwortlich sei. Wenn dem so wäre, so würde das genau der Gladstone- schen Homerule entsprechen. Balfour berührte keine Fragen der auswärtigen Politik Portugal. Lissabon In dem neugebildeten Ministerium sind die Posten des Finanzministers, des Kriegsministers und des Ministers der öffentlichen Arbeiten anders be setzt. Die übrigen Minister verbleiben im Amt. Rußland. — Wie die Petersb Tel -Ag. meldet, ist der Scnator Akimow zum Justizminister ernannt worden. (St. Peterb. Tcl.-Ag ) Wie aus Moskau gemeldet wird, ist dort die Ordnung wieder vollkommen her gestellt. Die Läden sind geöffnet, Handelsgeschäfte werden wieder abgeschlossen und in den inneren Straßen herrscht ein lebhaftes Treiben. In den meisten Fabriken ist die Arbeit wieder ausgenommen Durch die Duma wird die Unterstützung der Familien der bei den Un ruhen Getöteten organisiert. In einer von den Ver tretern des Stadtkreises und der Umgegend abgehaltenen Versammlung wurde festgestellt, daß die Truppen sich dank der Anordnung des Generalgouverneurs der Waffen mit Mäßigung bedient, und nur bewaffnete Banden an gegriffen haben, und daß energische Maßnahmen un nötigerweise weder ergriffen worden sind, noch zur Aufrecht erhaltung der wiederhergestellten Ordnung ergriffen werden Neue Regimenter sind emgetroffen und der Sicherheits dienst durch 2600 Mann verstärkt worden. Wie aus Odessa gemeldet wird, ist der Betrieb aus der Linie Odessa—Wolotschysk wieder in der gewöhn lichen Weise im Gange AuS Warschau ist einer Mitteilung des Chefs des Zentralbureaus des Post- und Telegraphenwesens von Warschau zufolge der regelmäßige Dienst wieder aus genommen worden. über die Bewegungen der Schiffe, die zur Rück beförderung dcr in den baltischen Provinzen lebenden Deutschen bestimmt sind, wird gemeldet: Der Dampfer „Kehrwieder" ist gestern nachmittag 3 Uhr von Libau in Memel wieder eingetroffen. Er hatte keine Passagiere an Bord An Bord des vorgestern abend von Reval hier ein getroffenen Dampfers „Prinz Heinrich" befanden sich 23 reichsdeursche Flüchtlinge, Männer und Frauen Alle sind gesund, besitzen Barmittel und haben hier aus eigene Kosten Unterkunft gefunden Nach ihrer und des begleitenden Ober stabsarzles Auskunft ist die Rückkehr des Dampfer- nach Reval nicht erforderlich. Dort herrscht Ruhe und dcr Militärkommandant hielt ohne Mühe die Ordnung aufrecht Die Zeitungsnachrichten über die Unruhen in Reval sind stark übertrieben Bor zwei Wochen hat ein Putsch stattgefunden, seitdem ist es ruhig. Der Dampfer „Prinz Heinrich" ist nach Stettin zurückbcordert worden. Die Hamburg-Amerika-Linie teilt mit: Bon den beiden Schiffen, welche die Hamburg-Amerika-Linie nach der rufsischen Lstseeküste entsandt hatte, unterhält der große See- schlepper „Kehrwieder" ständigen Verkehr zwischen den russischen Hasenplätzen und Memel, so daß sür die Beförderung von Flüchtlingen ausreichend gesorgt ist. Dagegen ist „Batavia", die für diesen Zweck nicht in Frage kam, sondern nur ent sankt wurde, um im Bedarfsfälle als Hospitolschiff oder als vorübergehender Zufluchtsort zu dienen, hierher zurückgekehrt, da sür eine derartige Verwendung kein Bedürfnis vorlag. nicht vollauf der Mittel sicher war, das Werk in allen seinen Tiefen und Höhen so zu heben und zu ermessen, daß cs nichts von seinem inneren Gehalt embüßte Berlin ist träge geworden in diesem Jahr. Theater um Theater sind aus der Erde gewachsen, aber wir mußten sehen, daß dieser ängstliche Eifer nur wenig mit der Kunst zu tun hatte Anfang und Mitte des nächsten JahrcS sollen wieder zwei große neue Theater eröffnet werden, das Kronprinzentheatcr am Nollendors- platz und das Schillertheatcr zu Charlottenburg. Von dem einen, dem Kronprinzentheater am Nollendorf- platz, weiß man jedenfalls schon jetzt, daß c» vor allem ein nachdrückliches Geschäft machen will, denn au» den Notizen und Waschzetteln, die herumschwirren, ist eifriger von großen Festfälen und allen Bedürfnissen eines gut geschulten Appetit» die Rede, als von Kunst und Kunst genieße» . . . Künstlerisch aufrecht stehen in Berlin nur wenige Theater da Die beiden Königl Bühnen gehen voran Wa» das Königl. Schauspielhaus uns in der regeren Entfaltung eines modernen Kunstsinns und im mutigeren Vorgehen in das Land einer neuen großen Kunst ver sagt, das gibt es uns mit vollen verschwenderischen Händen durch die stilharte und in ihrer Konsequenz immer wieder schöne und bewunderungswerte Pflege de» klassischen Dramas zurück, da« hier frei von jeder eitlen und eifersüchtelndcn Regie eine echte und edle Stätte findet. Eine hohe Tradition wird hier unentwegt ge pflegt, und dieses Einschließen in eine bestimmte Form künstlerischer Betätigung ist so wertvoll, daß e« un« hier da« Fehlschlägen modernen Bemühens leichter ver gessen läßt, al« in dcn andcrcn Theatern, die vor die Kunst mehr oder weniger doch immer die Frage nach dem Gefallen und Ergötzen setzen Auf unerreichter» Höhe steht neben dem Königl. Schauspielhause da» Königl. Opernhau«, da« vor allem durch die Einsicht
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