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Erzgebirgischer Volksfreund : 30.01.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-01-30
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-189401304
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-18940130
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-18940130
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1894
- Monat1894-01
- Tag1894-01-30
- Monat1894-01
- Jahr1894
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 30.01.1894
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Expedition, Druck und Verlag von T. M. Gärtner in Schneeberg. Dienstag, 30 Januar 1894 1» Pseunige, die zweispaltige Aelle Etlicher I ' Inserate 2b>ftnm?e. s ErWrbUolkssveund. Tageblatt für Schneeberg und Umgegend. Amtsblatt für die «-»-glicht» und städttsche» Behörde» in Aee, 8rt»hai», Harte»-ei», J»ßa»»ge»rgenstati Lößnitz, Neustädtel, Gchneeberg. Gchwa»ze»berg und Wildenfels. Rr. 24. I " Preis »ierteljährlich 1 Marl SO Pfennige. TageSgeschichte. Schneeberg, am 28 Januar. Wochenschau. Wir haben eine große Woche durchlebt. Die Vor- feier des Kaiserlichen Geburtstags hat durch den Besuch des Fürsten Bismarck in Berlin eine Bedeutung erhalten, der gegenüber alle anderen Ereignisse in den Schatten treten. Als der Kaiser im vergangenen Herbste von Güns aus dem kranken Löwen seine Theilnahme bezeigte, da ging «in allgemeines Aufathmen durch alle deutschen Gemüther. Daß die einfache Erkundigung nach dem Befinden des Fürsten wie die Befreiung von einem Alp wirken konnte, das war ein Zeichen dafür, daß die schwer beklagte Un gnade des Kaisers das ganze deutsche Volk getroffen hatte. Nun ist der letzte Schatten gewichen; der Kaiser hat mit echt menschlichem Fühlen durch die Einladung des Fürsten nach dem Kaiserhof die Ungnade aufgehoben; Arm, Kopf und Herz des Volkes find wieder frei! Und unser erster Ruf ist: Heil sei dem Kaiser ob dieser größten THSt Mes Lebens! ^Und d« da etwa mißmuthig bei Seite standen bei dem herrlichen Schau spiele der Versöhnung, im Jnlande wie im Auslande, das find wahrlich keine Freunde des deutschen Reiches, seiner Macht und seines Ansehens. Es giebt leider solcher Leute unter den reichsunsicheren Elementen im Centrum, unter den Polen und Demokraten beiderlei Couleur u. s w., denen (wie ein demokratisches Blatt ehrlich sagte) der „Schreckruf": „Bismarck kommt!" in die Glieder gefahren war, und die nun sofort eifrig bemüht waren, nach Grün den zu suchen, die eine neue Bismarcksche Aera unmöglich machen. Da sieht man erst, wie allmächtig der bloße Rame gleich.auf die Umstürzler wirkt und sie vergessen läßt, wie gänzlich ausgeschlossen es leider ist, daß der bald 80jährige Recke noch einmal das deutsche Staatsruder in die allgewaltigen Hände nimmt. Auch im Auslande (z. B. in Frankreich) giebt es Viele, denen das rein Menschliche des Vorganges nicht genügt, die noch politische Gründe dafür wittern. Rach ihnen soll der Kaiser die Versöhnung nur herbeigeführt haben, um der inneren Schwierigkeiten Herr zu werden, die Konservativen mit der Regierung zu verständigen, das Verhältniß mit Rußland zu bessern, den Abschluß des Handelsvertrages zu sichern u. s. f. Wenn die Wirkung auch die angedeutete sein kann, so müssen wir doch die Unterschiebung einer solchen geschäftlichen Absichtlichkeit weit zurückweisen. Königliche Ehren find dem Altreichskanzler von seinem Kaiser erwiesen, Königliche Ovationen von der, in solchem Falle den deutschen Pulsschlag genau markirenden Berliner Bevölkerung dargebracht worden. Der Kaiser ernannte den Fürsten zum Chef des Halberstädter Kürassierregiments, bei dem derselbe bislang k la suits stand, und von wel chem eine Abtheilung zu seinem Empfange nach Berlin be fohlen war. Eine Ehrenkompagnie erwartete ihn am Schlosse, in dessen Parterreräumen der hohe Besuch Wohn ung nahm. Er frühstückte im Mo-st-tsto mit dem Kaiser paar. Zum Bahnhof geleitete der Kaiser selbst den Fürsten und nahm von ihm sehr herzlich und in einer Weise Ab schied, wie es sonst nur unter fürstlich Gleichgestellten ge schieht. DaS preußische Abgeordnetenhaus hat die erste Lesung des Etat- nach zwei Sitzungen zum Abschluß gebracht. Daß an den Aufstellungen des preußischen Etats nichts Wesent liches zu ersparen ist, darüber herrschte Einmüthigkeit, daß aber noch manche Verschiebung im Einzelnen möglich ist, wird die weitere Berathung lehren. Für di« Reichsfinanz- reformpläne bilden die Verhandlungen eine kräftige Stütze, und die Landtage aller Einzelstaaten werden in derselben Weise Stellung nehmen, wie der preußische, um gegen Ueberlastung und gegen Verwirrung ihrer Finanzen durch da« Reich zu protestiren. Die formellen Einwände, die dabei gegen eine Kritik des Reichstages, gegen eine Be handlung von Reichsangelegenheiten in den Landtagen er hoben wurden, sind nicht zutreffend. Den Einzellandtagen sieht das Recht und die Pflicht zu, die Angelegenheiten A Gemäß des städtischen Regulativs über da» Ziehkinderweseu vom 30. November 1888 bedarf mit Ausnahme von Adoptiv oder Stiefeltern ein Jeder, der hier ein Kind, welches nicht von seinen Eltern erzogen wird, sei eS gegen Vergütung, sei er unentgeltlich zur Pflege und Erziehung bei sich aufnehmen will, der Erlaubniß des StadttatHS, welche zur Vermeidung von 20 Mark Peld- oder entsprechender Haftsttafe längstens binnen 24 Stunden »ach der Annahme frachzusuchen ist. Zur genauen Nachachtung wird dies hiermit in Erinnerung gebracht. Stadtrath Lößnitz, am 26. Januar 1894. Zieger, vrgmr. des Reiches zu erörtern; beschränkt können sie darin nur durch die Zweckmäßigkeitsfra« werden, ob solche Erörter ungen im gegebenen Augenblick nützlich, schädlich oder be deutungslos sind. Diese Frage ist aber von den Land tagen selbst zu entscheiden. Im vorliegenden Falle war eine bestimmte Stellungnahme um so mehr geboten, als an den Finanzvorlagen im Reiche die Einzelstaaten und deren Finanzwirthschaft im hohen Maße interessirt sind. Die abermalige Vertagung des italienischen Parlaments hat wieder allerlei Krisengerüchte gezeitigt, obwohl es doch eigentlich selbstverständlich ist, daß die Frequenz parlamen tarischer Kämpfe durchaus nicht zu den Unruhen im Lande paßt. Crispi selbst hat übrigens den Gerüchten über Meinungsverschiedenheiten im Ministerium durch die Er klärung entschieden widersprochen, daß die Regierung noch nie so einig gewesen sei, wie jetzt. Die Regierung braucht aber Ruhe, nicht bloß um die Ordnung im Lande wieder herzustellen, sondern auch um die Ausarbeitung der ver schiedenen Resormpläne zu beenden. Beiden kann, wie ge sagt, die Aufregung parlamentarischer Kämpfe nicht förder lich sein. DaS kleine SttSi^nnt^rkiwMMnkwMnig^ der macht sich interessanter, als es für die Ruhe Europas wünschenswerth fein kann. Nach dem letzten Staatsstreiche war der junge König vollständig in die Hände der Radicalen gerathen, denen seit der Erkrankung und dem Tode des Premierministers Dokitsch das gemäßigte Element fehlte. Sie verfuhren gleich rücksichtslos gegen den König, gegen die anderen Parteien, gegen die Staatsfinanzen und gegen das Ausland und brachten es mit Oesterreich-Ungarn zu einer bedenklichen Spannung. Da verschrieb sich in seiner Roth der kleine Alexander seinen vielgewandten Vater und er setzte mit seiner Hülfe das radicale Kabinet Gruitsch durch das liberal-fortschrittliche (eigentlich ziemlich unabhängig parteilose), achtungswerthe Ministerium Simitsch. Dasselbe hat einstweilen die Skupschtina vertagt und Zeit für seine Reformen gewonnen. Das angeklagte frühere Ministerium Aoakumowitsch ist amnestirt worden. Die Vorgänge im Congogebiete nehmen wieder einmal dank der vollständigen Niederlage der Belgier bei Kassongo das allgemeine Interesse in Anspruch. Nach den zahlreichen Siegesbotschaften der letzten Monate und Wochen mußte man hier annehmen, daß die Ueberreste der arabischen Sklavenjäger und Menschenhändler bereits vernichtet seien. Um so überraschender wirkt jetzt die Hiobspost von der wahrscheinlich völligen Aufreibung der Streitkräfte des Congostaates durch den arabischen Häuptling Rumaliza, der über nicht weniger als 3000 Bewaffnete verfügt. Außer dem Major Ponthier soll auch der bisher stets siegreiche Hauptmann Dhanis, der sich bereits den Beinamen eines Besiegers der Araber erworben hatte, den Tod in der Schlacht bei Kassongo gefunden haben. Der Tod dieser beiden Offiziere bildet einen fast unersetzlichen Verlust für den Congostaat, der jetzt wieder in seinem Besitzstände bedroht ist. Die Niederlage von Kassongo ist nicht nur ein schwerer Schlag für den jungen mittelasrikanischen Staat, sondern bedeutet auch eine große Gefahr für die beiden Tanganyka- See-Expeditionen der Hauptleute Jacques und Descamps, die, auf die eigene Kratt angewiesen, der augenblicklichen Uebermacht der Araber schwerlich werden widerstehen können. Auf die Dauer werden sich die Araber freilich in Centtal- afrika den Europäern gegenüber nicht behaupten können. Aber die Niederlage bei Kassongo beweist wieder einmal die Thatsach«, daß man sich selbst nach mehreren Siegen in Bezug auf die Arabergefahr noch keinem übertriebenen Optimismus hingeben darf. Die Nachricht, daß der stellvertretende Oberbefehlshaber des französischen Sudans, Oberstlieutenant der Marine- Artillerie Bonnier, am 10. Januar Timbuktu, die viel- erstrebte Grenzstadt zwischen Sudan und Sahara, ohne Widerstand besetzt und dürt die französische Flagge gehißt habe, wird in der französischen Prrsse mit Recht als ein Ereigniß von hervorragender Bedeutung gefeiert. Mit der Eroberung Timbuktus ist der Plan Faidherbes, im Sudan ein großes Colonialreich zu errichten, ein Plan, den in den letzten zehn Jahren die dort commandirenden Officiere, vor allem Gallieni, Combes und Arckunard, unablässig ge- fvrvert haben, seiner Verwirklichung nahegerückt. Zugleich ist mit Timbuktu die Etappe erreicht, von wo und zu der der Ueberlandweg zwischen dem Sudan und Algerien nun mehr gefunden werden wird, sodaß der Gedanke, eine Ver bindung zwischen beiden Eolonieen, am Ende gar den Schienenweg durch die Wüste herzustellen, jcht wieder eine mächtige Anregung erfahren wird. In dieser Beziehung steht vielleicht in einem sachlichen Zusammenhang« mit dem Ereigniß die Nachricht, daß soeben eine Expeditton unter Führung von Bernard d'Attanouk von Südalgerien au» in das Tuareggebiet aufgebrochen ist. Seit im vorigen Jahre die Franzosen die Landschaft Massina, von der die Saharastadt wirthschaftlich vollständig abhängig ist, besetzt hatten, war das Vordringen bis Timbuktu nur ein« Frage der Zeit. Das Verdienst, Timbuktu zuerst er reicht oder doch wissenschaftlich erforscht zu haben, ge bührt, wie die „K. Ztg." erinnert, zweien Deutschen, nämlich Heinrich Barth und O»kar Lenz. Der englische Capitän Laing war im Jahre 1828 in der Nähe der Stadt ermordet worden und alle seine Papiere waren verloren gegangen. Zwei Jahre später gelang es -«mFeintzssw, R,M Ci>W„ EW-ßr- P«kl«det^ ^orr - ^7 Monate in Timbuktu zu »eSe« und glücklich nach Frank reich zurückzukehren. Er erwarb sich damit den von der Pariser Geographischen Gesellschaft ausgesetzten Preis von 10000 Franken, aber für die Wissenschaft hatte feine Reffe wenig Nutzen, weil Cuillö die nüthige Vorbildung abging. Eine erschöpfende Beschreibung Timbuktus und seiner Be wohner gab erst Barth, der am 1. Sept. 1852 die Stadt betrat. Lenz, der in den Jahren 1879 und 1880 im Auf trage der Afrikanischen Gesellschaft in Deutschland seine bewundernswerthe Reise durch Marokko, die Sahara und den Sudan ausgeführt hat, hielt sich 1880 drei Wochen im Timbuktu auf. Timbuktu ist von jeher der Mittelpunkt des Handels in der südwestlichen Sahara und deshalb auch der Streitigkeiten der einheimischen Völkerschaften gewesen. In frühern Jahrhunderten übten die Sultane von Marokko unbestritten die Herrschaft über Timbuktu aus, und noch jetzt wird dort der Gebieter des Maghreb als der große Scheriff verehrt, hat aber keinen chatsächliche» Einfluß mehr. Jedenfalls bedeutet aber die Besetzung Timbuktus durch die Franzosen eine Bedrohung Marokkos und seiner eben erst befestigten Herrschaft in den Südoasen. Barth schätzte die Einwohnerzahl auf 13000, Lenz gar auf 20 000, der französische Schiffslieutenant Caron, der im Jahre 1887 mit dem Kanonenboot Niger die Hafen stadt Timbuktus, Kariome — Timbuktu liegt etwa 15 km vom Niger entfernt — erreichte, giebt jedoch die Ein wohnerzahl auf nur 5000 an, und Lieutenan Jaime, der im Jahre 1889 mit dem Kanonenboot Maye auf demselben Wege folgte, bestätigt seine Schätzung. Timbuktu ist eine Hochburg des mohamedanischen Fanatismus, es war ab wechselnd in der Gewalt der Massina oder Moassina, wie Lenz hat sprechen hören, bewohnenden Fulbe und der Tuarik. Neuerdings scheinen die Fulbe wieder Herren der Stadt zu sein, müssen sich aber durch Tributleistungen an die umwohnenden Tuarikstämme ihre Sicherheit erkaufen. Deutschland. Berlin, 27. Januar. Anläßlich des Geburtstage» Sr. Majestät des Kaisers fand 9 Uhr 43 Min. die Gra- tulation des engeren Hofes, des Hauptquartiers und der Kabinetchefs statt Um 10'/, Uhr folgte der Gottesdienst und alsdann die große Gratulattonscour, wobei auch die Prä- sidien des Reichstages, des Herrenhauses und des Abge ordnetenhauses den Kaiser beglückwünschten. Prinz Friedrich Leopold überreichte im Namen des Garde du Corps-Re giments einen Pallasch. Um 12'/, Uhr fand im Hose de» ZeughauseS feierliche Paroleausgabe statt. Oeffentlich« und Privatgebäude in allen Theilen der Stadt sind reich beflaggt. — Die GratulationScour fand heute im Weißen Saale des königlichen ScblosseS statt und verlief genau in der« elben Weise, wie die GratulationScour am Neujahrstage. fflS erster der Gratulirenden trat vor den Thron der Reichskanzler Graf v. Caprivi, von Sr. Majestät dcm Kaiser Wit einem Händedruck begrüßt. Der Kaiser unter- Donnerstag, -eu 8. Februar 18V4, von Vormittag halb 11 Uhr an i« -lathhause z« Johamrgeorgeustadt. Schwarzenberg, am 26. Januar 1894. Königliche Amtshauptmannschaft. " Frhr. v. Wirsing.
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