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Dresdner Journal : 24.02.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-02-24
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187202243
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18720224
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18720224
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1872
- Monat1872-02
- Tag1872-02-24
- Monat1872-02
- Jahr1872
- Titel
- Dresdner Journal : 24.02.1872
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.V 45 L«icb« kott- uoü Lwrelas Huou»«rv: l ^^r.l81«Q»p«l»u»ebl»b bür«». Inkr«»»«» tritt jLkrllol» STdlr 8t«wpeI^ebLbr, ä«« äsuttvk«» lw a»»t—t>« äSbrlied. . . . « Tklr Z^Urrliok: , TKIr. 1ü I»»«r»1v»pr«l»«r kür ä«u L»am vwsr req>»It«vev 2«ilo: Kzr. Vvwr „LingviLoat" äi« 2«U«: 3 Ik^r. Lraebvlnont TS^llvb, mit Xaill»Lills äer 80m»- rmä koiorta^v, Dbvncl» kür äen kolbenäsu 1'«^. Sonnabend, den 24. Februar. AreMerHonmÄ. Lerantw örtlicher Redacteur: I. G. Hartmann. L^pitU: n LolLlQjnioaLr äo Vrv—Iosr ^ourv«I»; «dmick« : I/. L'nA/er, LuA«, u L. Li». d«rU-3«rUi>-Vi,o-1»ix,i^-L>»—I-8r«»I»ii-rer,llk1lr1 ». N., ^/«K4«kn»t^n c» 1'vA/er, 3«rU»-V1«o-S»»>Ki>n^. 1»r1 ». L-LSoekso i Niti. L«rU»: Sr«»«o: LLe^totte, 3r«il»ai L. .8tan««»'» LNr«»u u N. rr»ak1arl ». L.: L «cd» a. F <7. //rrr»»a»n'»ek» Nurkk , Oo., kr»»: F>. üuckk.; <L«wvit»: H. kvt»: Lava», Ta/itt-, L«/!,«» F L'o., Vi«»: OMettt, Muttert: Ka«d« et <7o. 8«r»u»»«k»rr Xüaiel. Lrpsäitioa Ue« Orvssasr Journal», örv«iea, It»rx»retbeo8»»»v ^o. 1. Amtlicher Theil. Dretden, 17. Februar. Se. Majestät der König haben den Rittmeister a. D. Rudolf Woldemar von Bodenhausen auf Pöhl zum Friedensrichter im Amts bezirke Plauen zu ernennen allergnädigst geruht. Dresden, 19. Februar. Se. Majestät der König haben der Inhaberin des hier unter der Firma: F. E. Baeumcher bestehenden Geschäftes, Pauline verw. Baeumcher, das Prädicat als „Königliche Hoflirferan- tin" zu ertheilen geruhet. Verordnung, die Anberaumung eines anderweiten Präclusivtermins für die Giltigkeit der älteren, aus der Ereirung vom Jahre 1855 herrührenden Königlich Sächsischen Eassenbillets betreffend. Wir, J>h«««, v»n Gotte» V«»de« König von Sachse« ». re. re. finden Uns auf Grund dazu erthrilter Ermächtigung Unserer getreuen Stände bewogen, für den Umtausch der älteren, nach den Bestimmungen des Gesetzes vom 6. September 1855 (Seite 527 flg. des Gesetz- und Verordnungsblattes vom Jahre 1855,) creirten Cassen- dillets gegen neue Eassenbillets der Creation vom Jahre l 867 eme Nachfrist von sechs Monaten, von dem durch die Verordnung vom 30. August 1871 (Seite 203 des Gesetz- und Verordnungsblattes vom Jahre 1871) auf End« December des vorigen JahreS festgesetzten Prä- clusivtermin an gerechnet, zu gewähren und zu dem Ende Nachstehendes anzuordnen und zur allgemeinen Kenntniß zu dringen: Der Umtausch der vorgedachten älteren Eassenbillets der Creation vom Jahre 1855 bei der Ftnanzhaupt- kasse zu Dresden und der Lotterie - Darlehnsbasse zu Leipzig bleibt noch bis mit dem 29. Juni 1872 gestattet. Von diesem Zeitpunkte ab find alle bis dahin nicht umgetauschten derartigen Eassenbillets als gänzlich «rrth- lvs zu betrachten und es kann weder eine nachträgliche Umtauschung derselben, noch die Berufung aus die RechtSwohlthat der Wiedereinsetzung in den vorigen Stand dagegen statlfinden. Gegeben zu Dresden, den 3. Februar 1872. (I- S ) Johann. Richartz Freiherr »au Kriese«. -7^— - - - ° Nichtamtlicher TheU. llebersicht. Lelegraphische Raebrichtea Zeitungsschau. (Wiener Blätter, Norddeutsche All gemeine Zeitung und Hamburger Nachrichten über die österreichische Nothwahlgesetznovelle.) Tagesgeschichte. (Dresden. Berlin. Breslau. Straß burg. Altenburg. Aus Baden. Wien. Troppau. Pesth. Agram. Paris. Versailles. Brüssel. Brr». Kopenhagen. Bukarest.) Dresdner Rachrtchteu. Vrovinzialuachrichten. (Leipzig. Chemnitz.) EingrsandteS. Keutlleto«. Inserate. Tagestalender. Börsenuaw- richten. Beilage. Inserate. TtltyrnplMe Nachrichten. Berlin, Freitag, 23. Kebruar, Nachmittags. (W. T. B.) Ja der heutige« Sitzung des Ldgr- ordartenhauses stand auf der Tagesordnung die Sprcialdebatte des Gesetzes, betreffend die Auf- Hebung der Schlacht- und Mahlsteuer. Der Z 1 des Gesetzes wurde vom Hause nach der Fassung der Commission angenommen, mithin die Schlacht- Dresden, 23. Februar. Die in der Sitzung des österreichischen Abge ordnetenhauses vom 20. d. M. erfolgte Annahme der Nvthwahlgesetznovelle wird von sämmtlichen Wie ner Organen der Verfassungspartei mit lebhafter Gc- nugthuung und Freude begrüßt. Die (alte) „ P r e s f e" meint, das Ministerium habe mit diesem Siege „nicht blos eine bedeutsame Etappe auf dem Wege zur Sicher stellung der Verfassung zurückgelegt", cs habe „auch einen moralischen Triumph erfochten, dessen Wirkung nach allen Seiten hin nicht unterschätzt werden darf." Die „Pr." weiß selber kaum, welches von beiden Momenten sie höher veranschlagen soll, und fährt dann fort: „Wahr lich, es ist keine Kleinigkeit, wenn eine Regierung, der die Unterstützung des böhmischen Großgrundbesitzes fehlt, in einer solchen Frage eine Zweidrittelmajorität erringt, über die das Bürgerministerium nur in seinen glänzendsten Flitterwochen verfügt hat. Dazu ist diese Majorität in einem vollen Hause erzielt, in dem nur zwei kranke Polen und zwei sich stets absentirende Ti roler abwesend waren. Es ist also eine Mehrheit, an der nichts zu drehen und nichts zu deuteln ist." — Reservirter äußert sich die „Neue freie Presse", in dem sie schreibt: „Mit der Votirung dieses Gesetzes ist eine scharfe Waste errungen gegen die Sccessionsge- lüste der verfassung-feindlichen Parteien, und mit gedeck tem Rücken können jetzt Regierung und Verfassungs partei an dse ihnen oblicgence größere und schwierigere Arbeit der Wahlrefonn gehen. Aber so groß unsere Freude über diesen Erfolg ist, so findet sie doch ihre Schranken an der Betrachtung der Umstände, unter welchen er erzielt worden ist." Die „N. fr. Pr." weist nämlich darauf hin, daß auch mit Zuhilfenahme der neugewonnenen Elemente, nämlich der Südländer und der Dalmatiner, eine Verwerfung der Regierungsvorlage nur dadurch hintangehaltenwurde, daß die Polen und Tiro ler nicht vollzählig versammelt waren, daß ein geringer Bruchtheil derselben in der Sitzung nicht erschienen war. — Die „ T a g e s p r e s s e" bezeichnet dir Annahme des Gesetzes als „einparlamentarischesEreigniß, dessen Bedeutung die des Gesetzes selbst in mehrfacher Beziehung überragt." — Das (alte) „ Frcmdcnblatt" weist darauf hin, daß die Regierung durch die eiumüthige Unterstützung der Ver fassungspartei, zu welcher sich diesmal die Südländer und Dalmatiner gesellten, einen bedeutenden parlamentari schen Erfolg errungen habe und der Reichsrath nunmehr gegen alle Arten der Renitenz und Secession gesichert sei. — Auch das „Neue Fremdenblatt" glaubt auf deu Taz mit großer Genugthuung zurückblicken zu können, an welchem ein Schutzdach zur Sicherung des Ncichs- rathrs geschaffen wurde, unter dessen schirmender Decke alle weitern zur Festigung der Verfassung nöthigen Ar beiten ungestört fortgeführt werden könnten. „Vor Allem aber", fährt das letztgenannte Blatt fort, „mußte aus der Erfahrung dieses Tages klar werden, daß dir Re gierung sich ihrer Ziele und der Wege, die dahin füh ren, wohl bewußt sei, daß sie ihr Wollen und Können n jedem Momente gebührend abzuschätzen wisse und daß sie dem in der Thronrede feierlichft niedergelegten Programme aufrichtig treu zu bleiben die feste Absicht habe." An einer andern Stelle erörtert das „N. Frdl." die unzuverlässige Haltung und das nicht cutsgleichs- !«undUche Entgegenkommen der Polen. ES heißt in Hinsicht: „Man hat sich einige Axit mit der titeln Hoffnung geschmeichelt, die Polen würdeu die RüOcht üben, in dieser Sitzung in geringererAnzÄbkWbi^t!^ neu, um, wenn sie auch nicht persönlich für das Noth- wahlgesetz stimmen, doch sein Zustandekommen nicht zu erschweren. Es war ein Wahn. Zahlreicher als je sind sie ins Haus getreten, und die dürre Erklärung, die sie durch Grocholski, ihren Unglücksraben, abgc- ben ließen, war, abgesehen von ihrer totalen Unrich tigkeit in der Sache, so entschieden ablehnend, daß sie die mühsam aufgebautc Versöhnungsbrücke zwischen der Lin ken und der Rechten mit einem Schlage zerstörte." — Das „Tagblatt", das mit dem Noihwahlgefetze ganz und gar nicht einverstanden ist und cs dem Ministerium nicht verzeihen kann, daß cS nicht gleich mit der gan zen Wahlreform hervorgctreten ist, erklärt, daß die Ab stimmung ein glänzendes Vertrauensvotum sei, welches die Stellung des Cabinets nach oben und unten festigt. Das Ministerium habe der Krone gezeigt, daß es mehr könne, als die laufenden Regierungsgcschäfte erledigen, daß es im Stande sei, eine parlamentarische Majorität zu schaffen und zusammenzuhalten. — Die „Vorstadt- Zeitung" hebt an leitender Stelle die Bedeutung des parlamentarischen Sieges hervor, den das Ministerium errungen, und die „Morgenpost" weiß zu berichten, daß das Resultat der Sitzung im großen Publicum niit Genugthuung begrüßt wurde; nicht so sehr mit Rück sicht auf den principiellen Werth des Gesetzes, als aus st.uer auch alt Eomwunalst»uer für unzulässig er klärt. Posen, Freitag, 23. Februar. (W.T.B.) Heute hat eine Haussuchung unter Leitung bet hiesigen Polizeidirectort in der Wobnung det Domheirn Kozmia«, bisherigen Nathes des erzbischöfliche« Coufistoriumt, Sattgefundeu, und zwar aus Anlaß des mtevbirten Attentates ge^eu den Fürsten Bis marck. (Vergl. die „Tagesgeschrchte" unter Berlin.) Wien, Donnerstag, 22. Februar, AbendS. (W. T. B.) Im Finanzausschüsse des Abgeordnetenhau ses «heilte heute der Finanzmiuister ein Erposs über die finanzielle Lage Oesterreichs mit. Diesem Expos« zufolge schloß das Budget pro 1871 ohne Deficit mit einem Baarkassenbestande von 40 Mil lionen Fl. Das Deficit für 1872 beziffert der Finanz- Minister auf 9 Millionen Fl., wobei für die im Januar 1873 fälligen Zahlungen im Betrage von 25 Millionen Fl. bereits Vorsorge getroffen ist. — Der Finanzausschuß genehmigte das Budget für 1872, welchen zufolge das Deficit für 1872 auf 26H Millionen Fl. beziffert und die Deckung desselben aus den Kassemesten und den Centralactiven beantragt wird. Eventuell sollen zur Deckung des Ausfalls 10 Millionen Fl. Rente begeben werden. Brüssel, Donnerstag, 22. Februar, Rach' mittags. (W.T.B.) In der heutigen Kammerfitzung kündigt« der Abg. de Ar4 an, da- er über die An wesenheit eines auswärtigen Verschwörers auf bel gischem Boden morgen »ine Interpellation an die Staatsregierung zu richten grdeake. (Vgl. unter „Tagesgeschichte".) Madrid, Douuerstag, 22. Februar. (W. T. B.) Ma« berichtet aus Manilla, daß die spanische Flotte, bestimmt, dir Piraten im chinesischen Meere zu verfolge«, nach den Philippinen zurückgekrhrt sei, nachdem sie die Befestigungen und eine» großen Thetl der Stadt Gilolo zerstört und die Schiffe des Sultans vou Teraate verbrannt hatte. Ei« officielleS Telegramm aus Havaua mel- det, daß die diplomatischen Beziehungen zwischrn Italien und der Repuvlik Uruguay abgebrocheu sei«. Am 15 ist die Legung eiueS TelegraphenkabtlS zwischen Cadir und Poetorico glücklich bcendkt worden. In Kurze» wird ein auderts von Por- toricv nach der Insel Sa« Domiugo und später »erden zwei Kahel »ach Jamaica und Euba gelegt werde«, wvdnrch eine die«» ralegrapbemmrhipdung zwischen Spanien und den Antillen hergestellt wer de« wird. Stockholm, Dounerötag, 22. Februar. iW. T. B.) Der Reichstag genehmigte die Convertirung des noch nicht emittirten TherleS der 5^> Anleihe von 1870 in Obligationen und zwar derart, daß der Verkauf von Obligationen der Anleihe von 1870 eingestellt, dagegen eine neue 4^ An leihe von 24 Millionen Rdlr. contrahirt werden soll. Letztere wird im Wege der Verloosung bin- neu höchstens 40 Jahren amortifirt. Sympathie für die gegenwärtige Regierung. — Der clericale „Volksfreund" polemistrt gegen den k. Greu- ter, welcher im Laufe der Debatten äußere Gefahren in Aussicht stellte und die Befürchtung auSsprach, daß wegen de-Nothwahlgesetzes dann irgend ein österreichischer Volksstamm nicht seine Pflicht thun werde, und sagt: „Bon unsern Verfassungsznständen hängt, Gott sei Dank! die Treue des österreichischen Volkes für Kaiser und Reich nicht ab. So Wenige geneigt sein mögen, für Decemberverfassung oder Öctoberdiplom sich todt- schlagcn zu lassen; wenn es Oesterreich gilt, ist unser Volk noch immer bereit, Gut und Blut zu opfern." — Das „Vaterland" ist selbstverständlich mit dem Resultat sehr unzufrieden; es findet die Abstimmung „im hohen Grade tragisch", da dieselbe im Lager der Föderalisten „politische Ueberläufer" gezeigt habe. Das feudal- föoeralistifche Organ macht das Geständniß, es sei nunmehr erwiesen, daß der Föderalismus im Reichs- rathe gegen eine verfassungstreue Regierung machtlos ist, und schließt: „In den Landtagen, in den Ländern liegen unsre Hebel. Setzen wir dieselben in Bewegung!" Die deutschen Journale, welche sich mit der Annahme der Nothwahlgesetznovclle im österreichischen Abgeord netenhause beschäftigen, sprechen besonders darüber ihre Befriedigung aus, daß hierdurch die Polen eine empfind liche Niederlage erlitten haben. „Die parlamentarische Machtstellung der polnischen Fraction", bemerkt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung", „hat eine wesentlich veränderte Grundlage erhalten, und darauf werden die Polen wohl oder übel Bedacht nehmen müssen, wenn demnächst die Frage des Ausgleichs mit Galizien an das Plenum des Abgeordnetenhauses heran treten wird. Von einem Zwange zur Annahme des Ausgleichs wird allerdings auch jetzt in keiner Hinsicht die Rede sein können, um so weniger, als der vorlie gende Ausgleichsentwurf das Jnslebentreten desselben von seiner nur im galizischen Landtage möglichen Ein verleibung in die galizische Landesordnung abhängig macht; aber die Möglichkeit, mit Drohungen weiter gehende Concessionen für die Autonomie Galiziens zu erlangen, ist jetzt vorüber, und dem entsprechend wird die Behandlung des Gegenstandes auf beiten Seiten in Zukunft von anderen Standpunkten auszugeden ha den." — In ähnlicher Weise äußern sich die „Ham burger Nachrichten". Habe die cisleithanische Ver fassung, „soweit sie überhaupt fnngirte", bisher haupt sächlich nur „von der Gnade ihrer Gegner" fungirt, so seh« sie sich fortan auf ihre eigenen Füße gestellt, habe sie von jetzt an endlich „cine selbstständige Existenz" gewonnen. Den Polen sei „die Waffe ihre- Trotzes entwunden", und nicht das Reich sei cs mehr, „welches —»n» ihn.n bei ihm die Be ¬ dingungen vorschreiben zu lassen hak", 'sondern an ihnen sei cs, „sich in die Bedingungen zu fügen, welche Regierung und Reichsrathsmehrheit ihnen stellen." Lagcsgeschichtc. Dresden, 23. Februar. Die II. Kammer dedat- tirte heute in Gegenwart der Staatsminister Frhr. v. Friesen, v. Fabrice unv Abeken und unter dem Vor sitze des Vicepräsibentcn Streit das Budget des Mini steriums des Auswärtigen. Die Debatte bewegte sich hauptsächlich um die Frage, ob und inwieweit die Kam mern des Königreichs Lachsen berechtigt seien, die Stim menabgabe der sächsischen Bundescommissare im Bun- desrathe zu influenziren. Im Speciellen hatte die Majorität der Finauzdeputation durch den Referenten Or. Minckwitz beantragt: „Die Kammer wolle die Erwartung aussprechcn, daß die Slaalsregierung durch die sächsischen Bundescommissare zu der vom Neichelage mit großer Majorität beschlossenen Aus dehnung der Reichswmpclen; aus das gesammie Eivilrecht im Bundesrathe zustimmend sich erklären werde." Diesem Anträge stellte Präsident ll-r. Schaffrath fol genden entgegen, mit dem sich die Majorität der De putation conformirtc: „Tie Kammer wolle die Erwartung aussprccheu, daß die Staalsregirrung durch die sächsischen Vuudescommissare zu Feuilleton. (Redigirt von Htto Aanch.) Blicke int türkische Lebe« am Bosporus. Der Orient, der osmanische Fortschritt, die osma nische Reaction, mit einem Wort, die gesammte orien talische Frage auch in culturgeschichtlicher Bedeutung, beschäftigt wieder mehr denn sonst manche Mußestunde des occidentalischen Kosmopolitismus. Sitte und bür gerliches Leben bedingen den staatlichen Zustand eines Volkes. Viel und des Interessanten genug ist über jenes Leben geschrieben, doch «an hat ebenfalls Vieles davon mit Vorsicht aufzunehmen und auszuscheiden, Anderes, daS aus eigenen Anschauungen geflossen, auf merksam zu beachten. Hierzu gehört das Nachfolgende von Mrs. Harvey, einer englischen Quelle, die den Vor zug jener Authrnticität hat, die einzig der Umgang mit den vornehmsten, Wenigen zugänglichen Kreisen über zahlreiche Erscheinungen sichern kann. Wir wollen die Verfasserin, auf deren Buch wir schließlich einen Rück blick werfen, nur erzählen lassen, was eben nur eine Dame sehen und erzählen kann. Sie sagt unter An derem: Da wir auf dem Bosporus einen großen Theil deS Sommers blieben, ging uns auch der Wunsch in Erfüllung, mit dem türkischen Leben etwas bekannt zn werden und etwas von der Wirklichkeit der türkischen Häuslichkeit zu erfahren. Jede- Jahr wird es für durch- passirende Reisende schwieriger, Zutritt zu den Harems zu erlangen. Die Frauen der verschiedenen Diplomaten hatten uns Empfehlungsbriefe an Viele ihrer Freun dinnen in Konstantinopel gegeben, und so freundlich wurde diesen durch die türkischen Damen entsprochen, daß wir uns auf einmal mit der größten Herzlichkeit ausgenommen fanden Nach einem Aufenthalte von mehrern Monaten «ar es unsre Ueberzeugung, baß es schwierig sein würde, gefälligere, einfachere, oder herzlicher gesinnte Damen zu finden, als die türkischen Frauen. Die Diener oder Sclaven werden mit einer Freundlichkeit und Rücksicht behandelt, die von vielen christlichen Haushaltungen nachgeahmt zu werden ver diente. Sie erscheinen ganz als Theil der Familie, und in Wirtlichkeit gehört eine Sclavin, sollte sie ein Kind haben, dazu, da sie dann zu ihrer Freiheit be rechtigt, und ihr Herr verpflichtet ist, ihr gewisse Vor rechte zu bewilligen, die ihr eine höhere Stellung, als die einer Dienerin geben, obwohl sie nicht die Würde erreicht, sein Weib zu sein. Natürlich wird eine eifersüchtige und vielleicht ver nachlässigte Frau gelegentlich einer hübschen jungen Odaliske das Leben etwas ungemüthlich machen, jedoch rohe Sitte und Grausamkeit sind fast unbekannt; und im Allgemeinen ist die Frau (denn letzt giebt es selten mehr wie eine) ganz befriedigt, wenn ihre Autorität aufrecht erhalten wird, und wenn sie das Haupt des Haushaltes verbleibt. Ein türkische Frau wird schnell alt, und nach we nigen Jugendjahrrn findet sie ihre Hauptglückseligkeit in der Sorge für ihre Kinder, im Essen, in dem Ge schwätz beim Bade und in der wöchentlichen Fahrt nach dem Thale der süßen Gewässer. Eine türkische Frau, was auch ihr Rang sein mag, ist immer bei Sonnenuntergang zu Hause, um ihren Gatten zu empfangen und ihm feine Pfeife und Pan löffeln darzureichen, wenn er, nachdem sein Tagewerk vorbei, sich der Ruhe seines Harems erfreuen will. In den meisten Hau-Haltungen beaufsichtigt die Frau auch ihres Gatten Mittagessen, und hat die ganze Cvntrvle über alle häuslichen Angelegenheiten. Der größte Reiz der türkischen Damen besteht in der vollkommenen Einfachheit ihrer Manieren, und in der gänzlichen Abwesenheit aller Anmaßung. Als wir sie besser kannten, war die kindliche Offen heit, mit der sie sprachen, angenehm und unterhaltend; jedoch Viele waren dessenungeachtet schlau und intelli gent, und hätten sie irgend eine angemessene Erziehung erhalten, würden sie haben wetteifern können mit eini gen ihrer talentvollsten europäischen Schwestern. Als Mutter ist ihre Zärtlichkeit unvergleichlich, aber ihr Fehler ist hier zu große Nachsicht gegen die Kinder, die bis zum lO. oder 12. Jahre thun und lassen kön nen, was sie wollen. Viele von den Damen, deren Bekanntschaft wir machten, zeigten ein merkwürdig gutes Gehör, und große Leichtigkeit in Erlernung verschiedener Gesänge und Musikstücke, die wir ihnen gaben. Ihre Stimmen waren süß und melodisch, und es war erstaunlich, mit welcher Schnelligkeit sie die italienischen und neapoli tanischen Arien anffaßrcn, die sie uns singen hörten. Das größte Hinderniß für einen wirklichen Fort schritt in Betreff der ihnen angemessenen Erziehung und der Bildung ihres Geistes besteht in der Abge schlossenheit, in der sie leben. Männer und Frauen sind offenbar nicht dazu be stimmt, gesellig getrennt zu 'eben, denn Jeder von Beiden verschlechtert sich durch vic Trennung. Welchen Grad der Intimität man auch erreichen mag, eS ist selten, daß Fremde mehr, als eine ober flächliche Kenntniß von dem türkischen Leden und den Manieren erlangen. Daher sollten Fremde mit vieler Vorsicht und Reserve sprechen; aber doch muß sogar ein zusälliger Beobachter bemerken, daß dir Polygamie und die besonderen Gesetze in Betreff der Nachsolge unzählige Urbelstände unter den Türken hervorbringen. Die Männer, sagt man, haben nur wenige oder gar keine Liebe für ihre Abkömmlinge. Nicht nur scheuen sie die Ausgabe für Erziehung der Kinder, son dern die Väter fürchten sich Söhne zu haben, die mit der Zeit ihre gefährlichsten Feinde werden können. In ruhigen Familien, die abseits vom öffentlichen Leben wohnen, ist den Knaben ein besseres Loos be- schcert. In Familien von sehr hohem Range sicht man nur wenige, während in den Haushaltungen der Verwandten des Sultans, dieselben noch viel sel tener sind. Der Kindcrmord herrscht daher in ausgedehntem Maße vor; er wird ohne Scrupel berührt; in der That tragen die Türken, sowohl Männer wie Frauen kein Bedenken, ihre Verwunderung auszudrücken, daß die Europäer sich mit großen Familien belasten. In dem kaiserlichen Hause gebührt die Thronfolge jedem Sohne eines verstorbenen Sultans, bevor ein Enkel zur Erbfolge gelangt. Diese Anordnung war getroffen, damit der Monarch der nächste lebende Ver wandte des Propheten sein sollte. In alten Zeiten war daher der erste Act eines SultanS beim Besteigen des Thrones, sich aller seiner Brüder durch Gefangennahme oder Tod zu entledigen, nicht nur um die Krone seinen eigenen Kindern zu sichern, sondern auch um der Gefahr vorzubeugen, daß ein herangcwachsener Nachfolger da sein könnte, um seinen Thron zu usurpiren. Gelegentlich haben auch Monarchen, die Grund hatten, zu glauben, daß sie von ihren Unterthanen sehr gehaßt waren, nicht gezögert, ihre eigenen Sprößlinge ihrer Furcht zu opfern. Der verstorbene Sultan, Abv-ul-Medjid, wurde für ein Wunder von Liberalität gehalten, weil er seinem Bruder, dem jetzigen Sultan, zu leben erlaubte.
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