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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 09.07.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-07-09
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189407093
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18940709
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18940709
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-07
- Tag1894-07-09
- Monat1894-07
- Jahr1894
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 09.07.1894
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Riesaer Tageblatt ««st A«k»1ser (LlWM «d LchkW. rclrgwnm-Kdtt«« «j L 6 I F» Seknlptechkstll« ra,,b t Nts« «».«- der König!. Amtshauptmannschast Grohenyain, des König!. Acktsgerichts und des StadtrathS zu Riesa. , > ^ME-WW-N > > !>W—- — >» - -» > > " ISS. «suta,, S. Mi 1881, MendS.17 Aichr«. 1„» «i«>ari '„»«via« <nn>«»i cix. In« Abriivo mn -<u»»al>me der Lvnn- uns Festtag«. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in den Expeditionen in Riesa u«K> Strehla, den Ausgabestelle». !»>»»,« am Schauer ürr lauert. PoiiMstaltrn t Mart -iS Pj., durch die Träger frei in« Hau« I Matt SV Pf-, durch den Brtestsigrr frei in» Hau« 1 Mart SS Ps. AnzeigenMnuchstte j^t di« RunMer de» Ausgabetage« bi« Vormittag 9 Uhr ohne Grroähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Ries«». — Geschäftsstelle: Kaslanienstrabe V9. — Für die Redaktion verantwortlich: Herrn. Schmidt w Riest». cationswrgen nach dem Meistgebot unter den vorher bekannt zu gebenden Bedingungen ver steigert werden. Poppitz, am S. Juli 1894. ArriHe!, G.-B. Pflaumenverpachlung. Nächsten Donnerstag, den 1». In» d. I. soll im Hennig'sche« Gasthof allhier die diesjährige Pflanmennntznnsst an den hiesigen Lommuni- TageSgeschichte. Wer sich einen annäherungsweisen Begriff von dem sozialdemokratischen Zukunftsstaate machen will, hat nur nöthig, die neuesten Telegramme von den Heldenthaten des ameri kanischen Streikpöbels zu lesen, die erkennen lassen, daß aus dem Ausstand der Eisenbahnarbeiter ein bedrohlicher, vom Osten bis zum Westen der Union sich erstreckender Aufstand aller mit der bestehenden Ordnung unzufriedenen Elemente geworden ist. In Chicago, Sacramento, Oakville und vielen anderen Orten »st da« Ideal der Sozialdemokratie verwirk licht oder doch seiner Verwirklichung nahe. Das „Proletariat" hat das Heft in der Hand und macht den Gebrauch davon, der ihm paßt. Wäre die Gemeinschaft der sozialdemokratischen Genossen so engelrein, so uneigennützig gerecht, so erhaben über alle niederen Leidenschaften und Regungen, wie man es im „Vorwärts" alle Tage lesen kann, im Gegensatz zu der als die Verkörperung aller Verworfenheit und Lasterhaftig keit hingestellten Bourgeoisie, so müßten jetzt in Chiwgo rc. wahrhaft paradiesische Unschuldszustände herrschen. Statt desstn zeigt uns die Wirklichkeit ein Bild von dämonischer Scheußlichkeit, einen wahren Hexensabbath der wüstesten Excesse,' verbrechen, welche in der Lriuunalgeschichte aller Zeiten ver gebens ihres Gleichen suchen würden, und als Seitenstück der vollständigen Berthiertheit des Pöbels eine Haltung der Behörden, welche im Grunde nur al» Fortsetzung derselben lauen Taktik erscheint, die das Uebel bis zu seinem jetzigen katastrophenartigen Umfange heranwachsen ließ. Wir zweifeln nicht, daß die Bundesexekutivgewalt der Union schließlich der Krise Herr werden und die Umstürzler, wenn es sein muß, mit Blut und Eisen zum Respekt von Gesetz, Sitte und Ordnung zurückführen wird, aber wie viel ideelle und mate rielle Werthe haben inzwischen zu Grunde gehen müssen, um ein Resultat zu erzielen, dessen man sich viel eher und viel müheloser hätte vergewissern können, wenn man rechtzeitig gegen die Hetzer eingeschritten wäre l Europa würde, ange sichts der diesseitigen EntwickeluW der Umsturzbewegung, sehr unweise handeln, wenn es sich gegenüber den amerikanischen SozialistengrLueln auf den pharisäischen Selbstgerechtigkeits- ftandpunkt zurückziehen wollte. Auch bei uns ist die social- demokratisch-anarchistische Bewegung im vollen Vormarsch nach den gleichen Zielen begriffen, wie jenseits des Atlantic. Und wenn sie äußerlich harmloser thut, wie z. B. in Deutschland, so wird sich durch diese Heuchelei kein einsichtiger Politiker täuschen lassen. In Amerika ist das stehende Heer so gut wie Null, die Miliz ist im höchsten Grade unzuverlässig, da sie mit den Elementen der Unordnung sympathisirt, und militärisch fast werthloS. Das weiß der Pöbel, und darum glaubt er ungestraft die Maske abwerfen, den vollen Terro rismus walten lassen zu dürfen. Bei uns liegt der Schutz des Bestehenden fast einzig und allein in der Stärke der öffentlichen Sichrrheitsorgane — Polizei, Gendarmerie und hinter ihnen, als letzter, nie versagender Rückhalt, die Armee. Wäre das anders, so würden wir kein Haar besser daran sein als die Amerikaner; denn der Umsturz fürchtet auf der weiten Welt nichts, aber auch absolut nichts als die Ueber- legenheit der materiellen Gewalt; auf das Gesetz „pfeift" er, Religion und Sitte mißachtet er, Recht und Billigkeit tritt er mit Füßen. Nicht umsonst concentrirt die sozialdemokratische Hetzpropaganda die ganze Fülle ihres Hasses auf den „Militarismus" und macht die Verwirklichung ihrer sorgfältigst geheim gehaltenen letzten Ziele von der vorgängigen Erlegung „Molochs" abhängig. Was am letzten Ende der propagan distischen Hetze gegen das Bestehende lauert, zeigen uns die gegenwärtig auf amerikanischem Boden sich abspielenden Vor gänge in erschreckender Häßlicheit. Deutsche- Reich. Nach den Zeitangsmeldungen sollte heute die Entscheidung über das Jesuitrngesetz fallen. Rach der „Nat.-Zta." soll als sicher anzrqehen sein, daß der Reichs- tagsbeschluß über Aufhebung des Gesetzes — wahrscheinlich einstimmig — abgelrhnt, dagegen der bayerische Antrag we gen Zulassung der Redemptoristen fast einstimmig angenom men wird. Boa Bayer« au» hat sich hie Regierung und Le« Anschein nach auch der Ptiaz-Regrnt lebhaft dafür be müht, daß der Bundesrathsbeschluß vom Anfang der sieb ziger Jahre, wonach die Redemptoristen den Jesuiten „ver wandt" find, abgeändert werde. Da- preußische StaatSmi- nisterium hat sich dem Vernehmen nach damit einverstanden erklärt, und eine Anzahl anderer Glimmen wird dafür ab- gegeben werden in der Erwartung, daß durch dieses Zuge- fländniß endgiltig für die Aufrechterhaltung des Jesuitenge- setzes der ganze BundeSrath, einschließlich Bayern, gewonnen werde. Da» genannte Blatt bemerkt am Schluß der Be sprechung: „Die Zahl der Redemptoristen-Niederlassungen ist in Deutschland niemals groß gewesen ; für die Beuriheilung der Angelegenheit fällt weniger der mögliche Einfluß einer Anzahl dieser Ordens-Mitglieder, als das Zurückweichen vor dem KlerikalismuS, welches Freunde und Gegner des Be schlusses varin erblicken werden, ins Gewicht." Ueber die Mißerfolge der sozialdemokratischen Agitation auf dem Lande weiß die „Kreuz-Z." Folgendes mitzutheilen: „In einer dieser Tage in Liegnitz abgehaltenen sozialdemo kratischen Partei-Konferenz theilte der „Genosse" Keller aus Görlitz mit, daß zum Beispiel im Wahlkreise Rothenburg- Hoyerswerda selbst mit großen Geldmitteln wenig zu machen wäre, da die dortige Bevölkerung meistentheilS ackerbautrei bend ist; auch hätten bereits Görlitz, sowie Spremberg, so viel in ihren Kräften stand, diesen Kreis bearbeitet, ohne besondere Resultate erzielt zu haben." Diese Mißerfolge werden freilich nur so lange zu verzeichnen sein, als die Landwirthschaft gesund und lebensfähig erhalten wird. Vor einem falschen Optimismus in Bezug auf die Sozialdemo kratie wird um so mehr zu warnen sein, als unbegreiflicher weise erst kürzlich noch ein Berliner Brief der „Pol. Korr." es als Ansicht maßgebender Kreise hinstellcn wollte, daß die Sozialdemokratie „dem Erlöschen entgegenreife!" Der Vertreter von Rietz im Reichstag, Dr. Haas, hat sein Mandat niedergelegt; die Anzeige soll dem Präsidenten bereits zugegangen sein. Der Vorgang ist insofern erfreulich, als er beweist, baß selbst in Metz ein Reichstagsabgeordneter nicht mehr möglich ist, der, obwohl selbst von deutscher Her kunft, seine deutschfeindliche Gesinnung so demonstrativ zur Schau trägt, daß er seinen Sohn französischer Offizier wer den läßt. Die Stadt Metz hat bisher ausschließlich Protest männer im Reichstag gehabt. Würdig des Herrn Haas war namentlich der Thierarzt Antoine. Der „Post" wird von Wiesbaden unterm 7. dss. Mts. telegraphisch berichtet: Das Schwurgericht verhandelte heute gegen acht jugend.iche Münzverdrecher, welche sich in der Untersuchung zum Theil als Anarchisten und Atheisten be kannt haben! Verschiedene von ihnen sind in sozialistischen Versammlungen als Redner ausgetreten und citiren mit Vor liebe Heine. Die Polizei entdeckte in Wiesbaden und Frank- surt Werkstätten dieser Falschmünzerbande, welche, außer hier und in Frankfurt, auch in Mainz, Hofheim, Bischofsheim, Hofheim-Orth ihr Falschgeld auszugeben versuchte. Unter den Zeugen befinden sich einige hiesige Sozialistenführer, welche mit Falschgeld von Anarchisten betrogen wurden. Die Verhandlung dürste bis Montag forldauern. Die Po lizei hat besondere Vorsichtsmaßregeln getroffen. Zur Reise des Kaiserpaares wird aus Eide, 8. Juli gemeldet: ,Lohenzollern", welche den Tag über in Odde gelegen, traf gestern Abend hier ein und ging vor Anker. Heute früh 7 Uhr gingen Kaiser und Kaiserin mit Gefolge an Land, um sich zu Wagen über Vossewangen nach Stahl heim zu begeben. Im Laufe des gestrigen Tage« traf ein Courier ein, und der Kaiser blieb in Folge dessen an Bord, um verschiedene Vorträge entgegenzunrhmen und Regierung«, geschäste zu erledigen. Bei der Abendtasel wurde der Ge burtstag des Prinzen Eitel Fritz gefeiert. Der Berichterstatter des „Jllustr. Wiener Extrabl.", welcher an der Fahrt der in Hamburg versammelten Schrift- steiler nach Friedrichsrnh iheilgenonunrn hat, fügt seinem Bericht eine Charakteristik Les Fürsten Bismarck ein, die gerade, well sie von einem Oesterreicher herrührt, werth ist, reproduzier zu werden. Es heißt da u. A.: „Der historische Mann mit dem große«, Alles durchdringenden Blicke stand vor Aller Augen wir »in« Granitsäulr, welch« nur keine Spuren de« hoben Alters zeigt. Aufrecht und gerade er schien er im historischcn Schlapphut mit dem langen Rock und dem großen Stock, als wollte und sollte er noch man chen Stürmen der Zeit trotzen; sein Blick ist noch immer der Feuerblick des Jünglings, nur geklärt und gemildert durch die Weisheit und Erfahrung des Atters. Er sprach langsam, und fast stockend begann er, aber nach einer Minute schon belebte sich sein ganze» Wesen, das Auge blitzte und der Mund lächelte, während er — in jedem Worte der ganze Bismarck — seine feinpolirten Sätze — jeder Satz ein geflügeltes Wort, oder zum Mindesten werth, e- zu werden — hervdrbtachte. Er sprach vollkommen intprooifin, an jeden Zwischenruf anknüpfend, mit souveräner Freiheit und Klarheit, förmlich wie durch ein Leuchtfeuer alle Ver hältnisse, die er berührte, erhellend. Was er über Oester reich sprach, darf als eine geradezu denkwürdige Kundgebung de» große" Staatsmannes bctracbtet werden. Oesterreich-Ungar«. Der „Köln. Zta." wird aus Pest gemeldet: Dre Petersburger Polizei hat die Pester Polizei benachrichtigt, daß in Pest ein russischer Nihilist Namens Konstantin Gronkowski sich aufhatte. ES seien in Rußland etwa 200 Nihilisten wegen einer Verschwörung gegen da« Leben des Zaren verhaftet worden, bei denen sich vielfach Briese Gronkowski» vorgefunden hätten. Gronkowski war in Pest Zuhörer der thierärztlichen Akademie. Er ist bereits wegen revolutionärer Propoganda aus Frankreich und der Schweiz ausgewiesen und wird nunmehr auch aus Ungarn ausgewiesen werden. Er wird seinem Wunsche gemäß an die italienische Grenze gebracht und dort frrigelassen werden. Belgien. Brüssel, 8. Juli. Eine dem Staats- secretär des Innern des Congostaätes zugegangene Draht nachricht berichtet von einem am 18. März erfolgten An griff der Mahdisten auf die befestigte Stellung Mundi, nahe der Wasserscheide des Nils. Der Commandant derselben, Delanghe, brachte den Mahdisten eine blutige Niederlage bei. Dieselben wurden völlig geschlagen und ließen eine Anzahl Flinten in den Händen der Truppen des unabhängigen Congostaates zurück. Der Hauptmann Bonvalet und der Sergeant Ligol sind in dem Gefecht gefallen. Amerika. Der Ausstand der Eisenbahnarbeiter in den Bereinigten Staaten wächst, trotzdem ihm von den Re- gierungSkreisen ein baldiges Ende prophezeit wurde, immer mehtz zu einem großen Bürgerkriege ans, dessen Folgen kaum abzusehen sind. Während der Nacht von Freitag zum Sonn abend durchzogen Banden von Ausständigen die Stadt Chi cago und deren Umgebung und steckten die Güterschuppen, die Bahnhöfe und andere» Eigenthum in Brand. Mehrere hundert Waggons und eine große Menge Maaren sind ver brannt. Die Verluste einer einzigen Eisenbahngesellschaft werden auf 1200000 Dollars geschätzt. Die Polizei ist ohnmächtig; die Miliztruppen kommen eilig an. Am Freitag fanden mehrere Zusammenstöße statt, bei denen sechs Aus ständige getödret wurden. Der Ausstand dehnt sich auf die Oststaaten auS ; man befürchtet, er werde sich schließlich vom Stillen bis zum Atlantischen Ozean erstrecken. Am Sonn abend wollten in Folge des Mangels an Kohlen 75 v. H. der Fabriken Chicagos schließen. Die Frage des allgemeinen Ausstandes sollte gestern entschieden werben. Alle Arbeiter vereine und die „Ritter der Arbeit" werden sich wahrschein lich der Bewegung anschließe». In Detroit sind alle Eisen bahnbeamten ausständig. In Spokane zerstörten die Aus ständigen die Bahnlinie ; die Stadt ist sehr erregt. Leist»« der Mali»«»» 1« Lyon am 24. Juni. Eine junge Triesterin, Alexandra P., welche an dem Unglückstage des 24. Juni zu Lyon in dem Lafä „Comtoir Armier" al« Sassirerin angestellt war — der französische Befiyer hatte eine Italienerin zur Frau und verschiedene Italiener in Diensten — gilbt in der „N. Fr. Presse" eine lebendige Schilderung von Len furchtbaren Lewen, welche die von der wüthenden Menge auSgetriebenra Italiener zu er- Lnldrn gehabt haben. Sie schreibt: Ganz Lyon war in festlicher Stimmung. Boa Weitem
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