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Sächsische Elbzeitung : 10.07.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-07-10
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-187507101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-18750710
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-18750710
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Elbzeitung
- Jahr1875
- Monat1875-07
- Tag1875-07-10
- Monat1875-07
- Jahr1875
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 10.07.1875
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MMt Llb)eitmg. Amts- und Anzeigeblatt für das Königl. Gerichtsamt und den Stadtrath zn Schandau und den Stadtgemeinderath zu Hohnstein. 55, Schandau, Sonnabend, den 10. Juli O Der Tod des Kaisers Ferdinand. Wir schlossen in voriger Nummer unsere Mi thcilung über den Tod des Kaiser Ferdinands m der Bemerkung, daß sein Abschcidcn ein flüchtiges An denken an längst vergessene Zeiten wachrnfc. Die meisten unserer Leser werden den Kaiser jedenfalls ganz aus dem Auge verlöre» Haden, wenn sie ihn überhaupt kannten. Er ist mit dem Jahre 1848 vom Schauplatz abgetreten, auf dem er nie eine politische Nolle gespielt hat. Wie er auf dem Thron der Habs burger 15 Jahre lang ein Fremdling in seinem eige nen Ncichc gewesen, so war er nach Ablegung dcö kaiserlichen PnrpurS 27 Jahre hindurch ein Fremd ling für die Welt überhaupt, bereu Interessen ihn nicht bewegten und für deren Leid und Freud' er kein Vcrständniß hatte. ES klingt nicht hdflich, zu sagen, daß Ferdinand mehr vegctirtc, als lebte; aber cö ist wahr, und wenn er gleichwohl in Oesterreich eine all gemeine Popularität genoß, so dankt er dies seiner für den Klerus und für die Armen allezeit offene Hand sowie dem Umstand, daß cö keinem Menschen einficl, für all' das Schlimme seiner Ncgicrnng ihn selbst verantwortlich zn machen. Sein Nater Franz I. srug sich lange mit dem Gedanken, den geistig unfähigen und körperlich schwächlichen Knaben vog der Thron folge anöznschlicßen und gab diesen Gedanken nur ans, weil sich seiner Ausführung die magyarischen Großen widcösctztcn. Nnn werden die Leser fragen, warnm wir nns mit einer an sich so unbedeutenden Persönlichkeit noch über daö Grab hinaus beschäftigen? Einfach darum, ivcil die Umstände, nntcr denen Ferdinand regierte und schließlich auf den Thron verzichtete, eine welt geschichtliche Bedeutung haben, die durch die Existenz eines Schattenkaiscrs nicht geschwächt, sondern mir er höht wird. Franz I., wohl cinschend, daß an seinem Sohne Hopfen und Malz verloren sei (wie man im gewöhn lichen Leben zu sagen Pflegt), ließ denselben in keiner Weise an Ncgicrungshandlnngcn thcilnchmcn; er ließ ihn weder reisen noch auf der Bühne des öffentlichen Lebens erscheinen. Mit der Zeit war daö Uebel des Unglücklichen epileptischer und apoplektischer Natur und er somit völlig rcpräscntationsunfähig geworden. Im Nolkc schrieb mau dieses Fernhalten des Thronfolgers dem harten Sinn dcö Batcrs zn und als dcr junge Prinz bei einer Uebcrschwcmmung in Wien unter Nichtachtnng eigener Lebensgefahr im schwachen Kahn bei dcr Rettung Bcrunglückter sich bcthciligtc, da war dcr Grund jener Popularität gelegt, die „Ferdinand dem Gütigen" bis zum Lcbcnscnde unverkürzt blieb. Seine Thronbesteigung änderte am Rcgicrungs- fystcm nichts; der Kaiser gab sich nach wie vor seinen Liebhabereien hin, unter denen Botanik nnd Heraldik die erste Nolle spielten. Die sogenannte „Staatö- konscrcnz", die sein Nater eingesetzt hatte, d. h. den Oheim Erzherzog Ludwig, den Fürsten Metternich und den Grafen Kolowrat, ließ er regieren wie sie woll ten, ohne auch nur ciu einziges Mal von irgend einem Ncgicrnngöactc Notiz zu nehmen. Nom Hcreinbrcchcn dcr Ncvolntiou von 1848 hatte er nicht die leiseste Ahnung; als sie ihm endlich nicht mehr verheimlicht werden konnte, da sprach er das schöne Wort nnö: „Ich lasse ans mein Nolk nit schießen", faßte aber zugleich den Entschluß dcr Abdankung. Dieser erste nnd einzige selbständige Act seines Lebens fand zwar nicht die Billigung des Familicu- rathö, dcr seine Popularität als eine» Schild für daö utonarchische Interesse betrachtete; aber Ferdinand blieb fest und so erfolgte denn nm 2. Dezember 1848 im bischöflichen Palaiö zn Olmütz die Abdankung zu Gnn- steu seines Neffen, deö gegenwärtig regierenden Kai sers Franz Josef. Daß übrigens die Popularität Ferdinands dcr Revolution in Oesterreich die Spitze abbrach, ist eine Thatsache, und sonach hat dcr Ner- storbcne um sciu Natcrland doch ciu Nerdicnst. Es ist schwer, sagt die „Deutsche Ztg." iu einem Nekrolog ans den verstorbenen Kaiser, sich ohne Bit terkeit an die Mißverständnisse und deren Urheber zu erinnern, welche sich vor 27s Jahren zwischen Kaiser nnd Nolk drängten und Ferdinand das Glück raubten, von dcr Licbc freier Männer umwogt zn werden. Wohl ist längst überwunden, was damals Böses an- gcstiftct wurde. Der Absolutismus ist unter dcr La seiner Sündcu znsnnlmcn gebrochen, nachdem er di Wehrkraft Oesterreichs zweimal in Italien und einmal in Böhmen auf die Schlachtbank geführt, überall Ha nnd Ncrachtung gegen daö Land geweckt nnd cs mi den Nachbarstaaten ans den Tod verfeindet hatte. Nun dcr todte Kaiser wieder Ungezogen in Wien, lebt Oesterreich im tiefsten Frieden mit allen seinen Nachbarcn und ist dcr lebhaften Sympathien aller freien Nölkcr gewiß. Wenn zc ein Monarch, so hat Ferdinand den Frieden gewünscht und erstrebt. So recht in seinem Geiste ist die Nersammlung dcr Thron folger an seinem Sarge und könnte er heute noch wün schen, er würde nicht zögern den Wnnsch anözusprcchcn, daß sein Grabgclautc ein Fricdcnögcläntc sein möge für alle Nölkcr. Tagesgcschichte. Sachsen. Schandau. Die am 7. d. M. cr- schicncnc !). Nnmmcr dcr hicsigcu Aadclistc weist 174 Parteien mit 486 Personen nach. — Zu dem morgen Sonntag Nachmittag anf dem Schützcnhanse statlfindcndcn Conccrt von hiesiger Cur- capelle wollen wir hierdurch »och bcsoudcrö aufmerk sam mache», als das uns zum Druck vorliegende Pro gramm ein ganz vorzügliches zu neiinen ist. — Wir könncu nicht umhin, nochmals alle Gc- snngcöfrcunde anf daö morgen Nachmittag 4 Uhr im S aale dcö Herrn Hegenbarth staltfindendc Conccrt dcö Sängcrchorö dcr Krenzschnle zn Drcödcn, dcr Schü ler des gefeierten Julius Otto, anfmcrksam zu ma chen und verweisen anf das reiche Programm im Jn- scratcuthcil. Ncnstadt bei Stolpen, 6. Juli. (Ztg. f. M. Hchl.) Am Sonnabend Normittag zwischen 11 nnd 12 Uhr hat sich beim Bahnban im Wäldchen in der illähe dcö Pflanzcgarteuö ein graucnvoller Unglücks- fall crcignct. In dcm Angcnblickc, alö der Fcncr- wcrkcr Karl Benda sich in dcm Pnlvcrhause befindct, nm Dyiiamitpntrone» zu dcu «Lprcngarbeitcn hcranö- zuholcn, findet eine Explosion Statt, nnd daö Pnlvcr- hauö fliegt unter heftiger Detonation iu die Luft. Daö ganze Holzwcrk und Alles, waö sich darin be funden, wnrdc in Tausenden kleiner Splitter nmhcr- gestrcnt, und von dem Körper des vcrnnglücktcu Benda hat man nichts auffindcn können, als ganz kleine Stücke in so unkenntlicher Form, daß cs nicht mög- ich gewesen ist, zu nuterscheidc», welchem Körpcrthcilc dieselbe angchört haben. Diese Vorgefundenen weni ge» Ucbcrrcstc wurde» gestern Morgen anf hiesigem Gottesacker bestattet. Der Nernnglückte war aus Zdarfke bei Prag, ca. 24 Jahre alt, noch unvcrhei- rathet nnd seit Jannar d. I. am hiesigen Bahnban beschäftigt. Er wird als ein sehr pünktlicher und vorsichtiger Akan» bezeichnet. Es ist anznnchmcn, daß bei dcm Wcgholcn der Patronen eine solche herun- tcrgcfallen ist und sich dadurch entzündet hat. Glücklicher weise halten gerade an diesem Tage die in dcr Nähe dcö Pnlverhauscö beschäftigtem Arbeiter ctwaö zeitiger ich zum Mittag begeben; sonst hätte daö Unglück ciu noch viel größeres werden können. Oesterreich. Am 6. Juli hat in Wien unter Bcthcilignng dcr gcsammten Bevölkerung das Lcichcn- bcgängniß deö Kaisers Ferdinand in programmmaßi- gcr Weise stattgcfnndcn. Unter dem Geläute dcr Glocken sämmtlicher Kirchen bewegte sich dcr mit § Rappe» bespannte Traucrwagcn von dcr Hoflmrg n dic Capucincrkirchc, woselbst der Sarg nach der Cinscgnnng in der Grnft bcigcsetzt wnrde. In dcr Cnpncincrkirchc waren anwesend dcr Kaiser und die Kaiserin, sowie sämmtlichc Mitglieder deö Kaiserhauses, dcr Kronprinz dcö deutschen Reiches und von Preußen, der Kronprinz von Italien, der Großfürst-Thronfol ger von Rußland mit ihren Gefolgen, dcr Prinz Lnit- wld von Baiern, sowie dic übrigen, znr Bestattmigö- cicr hier cingctrosfcnen frcmdcn Fürstlichkeiten; ser- icr die Ncrtrctcr der Könige von Sachsen nnd Bel ¬ gien, dcr pästlichc Nuntinö, dic Mitglieder dcö Ncichö- miiiistcriumö und dcr bcidc» Landcömiiiistericn, der Bürgermeister von Wien, der Landcsmarschall, die Ge neralität, daö gcsammtc diplomatische Corps, die Car dinale von Wien, Prag nnd Gran nnd viele Bischöfe und Prälaten. Alle Straße», welche der Tra»erz»g passirtc, wäre» vo» einer »»absehbaren, dichtgedrängten theilnahmsvolle» Nolkömcngc besetzt. Ocrtli ch e s. ProtocollauSzug der öffentlichen Sitzung der Stadtverordneten am 5. Juli 1875. In der auf heute Abend 6 Uhr anberanmtcn Sitz ung dcr Stadtverordneten hatten sich dic Mitglieder des Collegiums mit Ausnahme dcr Hcrren I. G. Ehr lich, Hcrmaim Röhr, Sänger nnd Zschaler, welche entschuldigt fehlte», uud de» Herre» Dünnebier nnd Sturm, welche unentschuldigt fortblicbcn, cingcfnnbcn. Herr Norstehcr Müller eröffnet dic Sitzung unter Mit- theilnng dcr Tagesordnung nnd man beschließt im Laufe der darüber gepflogenen Nerhandlnngc» bei dcm Stadtrathc anznfragcu: Ob die Rückäußcrnng deö tech nischen Sachverständigen wegen der städtischen Bau stelle neben dem Postamtc eingegangcm sei? Waö be züglich dcr Trottoiraugclegenhcit m der Poststraße nun mehr vorgcnontmeu worden ist? Ferner wird dcr Stadlralh dringend ersucht, biö znr nächsten ordent lichen Sitzung dcö Collegiums uuumchr jedenfalls die Instructionen für dic städtischen Beamten vorzulcgcn. Auch wird heute die wcgcu Einrichtung eincö Wochcn- marktcö eingesetzte Deputation ersticht, ihre Norbcra- thnngcn zu beschleunigen. Bei dem vom Stadtrathc gefaßten nnd heute schriftlich vorliegenden Beschlüssen beruhigt mau sich, dem Weiteren cmgcgenschcnd. Ae- ondcrö aber wird der Wnnsch ausgesprochen, daß nnu- uchr der Entwurf deö neuen KrankcnkasscnrcgnlativcS mit größter Beschleunigung an daö Collegium gelange. Herren Ur. Roscher re. war dic Norlage deö slädti- chcn gemeinnützigen Ncreincö, welche dic Erwcilcrung >cr Promcnadcndcpntatiou austrcbt, zum Referate über geben worden, dasselbe lantct wie folgt: Die in dcr Sitzung dcö Stadtvcrordncten-Collc- ginmö vom 7. Juni n. e. gewählte Commission zur Prüfung und Begutachtung dcr vom hiesigen städtischen gemeinnützigen Nercinc cingercichte Petition, dic Er richtung cincr Cnr- odcr Badc-Commission betreffend, ist in ihrer Bcrathung zn folgendem Resultate gelangt: ES ist unzweifelhaft, daß dcr Badc- nnd Fremdcn- vcrkchr, eine der wichtigsten Erwcrböguellcn für dic Stadt Schandau, iu letzterer Zeit nicht den Aufschwung genommen hat, welchen derselbe in Anbetracht der von der Nntnr so reich begünstigten Lage Schandaus hätte nehmen tonnen nnd sollen. Es ist deshalb eine unabweisbare Pflicht dcr städtischen Behörden, wenn dcr Frcmdcnvcrkchr in nn- ercr Stadt nicht cincm weiteren Nerfall entgegen gehen und dadurch ciu großer Theil dcr Bewohner SchandanS empfindlich geschädigt werden soll, nach den Ursachen deö verminderten Frcmdcuvcrkchrö zn forschen nnd mit gemeinschaftlichen Kräften diese Ur- achc» zu beseitigen. Wenn wir anch zngebcn müssen, daß die gegen wärtig herrschenden ungünstige» Zcitvcrhältnissc mit- wirkc»d sind, und die vermehrte Coneurrcnz anderer Curortc nicht zn unterschätzen ist, so sicht doch ein jeder mit dein hiesige» Badc- und Frcmdcnvcrkchr Ncrtraute cin, daß dic Hanptnrsachcn dieses drohen den Ncrfallcö in Schandau selbst einheimisch sind. Alö dic wesentlichsten Ursachen desselben dürste» zu bezeichne» sci»: 1) daö gcthcilte und »»gleiche In teresse dcr Bewohner Schandaus an dcr Fortentwickel ung dcö Frcmdcuvcrkchrö; 2) der Mangel an cincr nheitlichcn Leitung und Förderung dcö Kurlcbcuö; ) dcr Mangel an Gemcinsinn und Opfcrwilligkcit eincö großen ThcilcS unserer Bürgerschaft, welcher och gerade vom Fremdenverkehr Nutzen zieht. Da >ic Stadt Schandau au dcr Förderung dcö Kur- und Fremdenverkehrs das höchste Interesse hat, so halten wir cs für nvthwcndig, daß die Behörden Schcmdauö
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