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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.03.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-03-18
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188003181
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800318
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800318
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-03
- Tag1880-03-18
- Monat1880-03
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.03.1880
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Erschektt IS-llch früh 6»,. Uhr. >«»«11», «ch LiPedttte» Jvhauulsgafs« SS. Spachst»»»«, »er >«»«1t»,r vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 4—S Uhr. I »r n» Nlickgod« rt»^«nd««r Mann- «acht sich »ir NedacrUn «sich» »«rvindttch. ! Annahme der für die nächst- ntenid« Nummer bestimmte» ! Allirralr au Wochentagen dis I LHr Nachmittags, an Sonn- »d Festtagen früh bis '/,V Uhr. I H, »t, FUlatr» für Zos. x,»ah«r: Ott» Klemm. Universttätsstr. 22. st»»tS st-iche.Katharincnstr. 18.P. uur dis Uhr. WpMer.Tagtblali Anzeiger. Organ für Politik, Localgefchichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. WZ. Donnerstag den ix. März 1880. Auflage 16.Ü00. Lv»»»««r»1»nrrt§ viertel. 4>/,Ml^ iocl. Vrniacrlohu 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede rmzelne Nummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Vebübrn, für Lxttabeilageu ohne Postbrsvrderung SS Mt. mtt PostbrsVrderung 48 Mk. Zuseratr Sgesp. Petitzeile 20 Pf. Größere Lchnstm laut unsere« Preisverzeichnis — Tabellarischer Lay nach höherem Tarif. Nrelauirn m»er vrm kedaciio-chirtch die Spaltzrilr 40 Pf Inserate sind stet« an d. Ge»e»M-» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pr»«in>w«r»L6o oder durch Postvorschuß. 74. Jahrgang. Der Rath der Stadt Leipzig hat mir mitgetheilt, das er zur Feier des Geburtstages 2r. Majestät NS Kaiser» Montag, den 22. d. M. AbendS 7'/, Ubr ein Festmahl im Schützenhause veranstalten werde, und bat mich aufgefordett,'die Herren Professoren und Docenten der Universität hiervon noch besonders in Kenntniß zu setzen. Indem ich dieser Aufforderung hierdurch Nachkomme, bemerke ich, daß Tafelmarken zu 4 .M bis zum Abend des 21. d. M. bei Herrn Kühnrich im Schützenhause ausgegeben, daselbst auch Bestellungen auf lafelplätze angenommen werden. Leipzig, den 17. Mär, 1880. Ter Neckar der Universität vr. S. L. Lange. ^or11)iIlIunK886liu1en für Xnatren. X» 6en ükkvlllllvkon krttkungon, n»-lel>«> s) in 6er Lrevltsu bortklläunx^^eknl« (8e1üettei>tr»»8k 15) vom 10. dl» 12. Nitre, d) iu 6er Lrslvn korldllänux^riebul« <6riwn>, seker 8leinveg 17/18) vom 14. kt« IS. NLre adgelislten v»er6en, deetirl «ieti im biameii 6er 1.e1»ereo»egien ergeben8t eiarnls6en 1>eiprig, »m 8 bliirr 1880 6er Direktor Dr. irr»«uttzr»»i»». Vie nalionalliberale Partei und die Steuerfrage. X.-T,. 6. Berlin, 16. März. Zwei der haupt sächlichsten Aufgaben, welche der gegenwärtigen ReichStaaSsession gestellt waren. daS Militairgesetz und die Verlängerung des Socialistcngesetzes, gehen mit Sicherheit einer endgültigen Erledigung ent« gegen. Anders steht eS mit eurer dritten Aufgabe, mit der in der Thronrede angekündigten Ausdeh nung der im vorigen Jahre begonnenen Finanz- resorm. Bis jetzt liegt dem Reichstage in dieser Richtung nur der Gesetzentwurf wegen Erhöhung der Brausteuer vor. Mit Rücksicht auf die schleckten Aussichten für das Zustandekommen desselben äußerte dieser Tage das Organ der Reichspartei, die „Post": „VZollten wir und auf einen pessimistischen Standpunkt stellen, so könnte ein solches Resultat unS erwünscht scheinen, denn je weniger cs gelingt, die erforderliche Steigerung der eigenen Einnahmen des Reichs auf apdercm Wege zu erreichen, mit um fr. größerem Nach druck muß das TabakSmonopol wieder auf die Tagesordnung kommen. So aber geben wir unS der Hoffnung hin, daß in der nationalliberalen Partei die nationale Bedeutung der Borlage, welche am besten durch die lebhafte Anfeindung der centrffuaalen Tendenzen zugänglichen Parteien illustirl wird, schließlich de« Sieg Ober die Ob waltenden Bedenken davon tragen wird." Dieser Ruf an die nationalliberale Partei erheischt eine kurze Erwiderung. Die Inaussichtstellung des Tabaks Monopols durch ein mit der Stimmung in den leitenden Kreisen nicht selten wohtvertrautes Organ ist gewiß von großem Interesse. Nichtsdestoweniger will uns die Logik nicht einleuchten, welche der nationallibcralen Partei wegen ihrer ablehnenden Haltung gegenüber der Brausteuer gewissermaßen die Verantwortung für daS Wiederaufleben des Monopolprojecte« zuschiebt. Eine solche Beweis führung würde nur dann einen Schein von Be rechtigung haben, wenn die Ablehnung der erhöhten Braüstcuer seitens der nationalliberalen Partei eine «rincipielle und endgültige wäre. Derjenige Redner aber, welcher bei der neulichen ersten Berathung im Namen der Fraktion sprach, der Abg. Witte- Mecklenburg, hat ausdrücklich erklärt, daß diese negative Stellung nur zur Zeit eingenommen werde. Die Gründe liegen klar zu Tage. Eine böhcre Besteuerung des Bieres ohne eine gleich zeitige höhere Besteuerung deS Branntweins hat die nationalliberalc Partei stet« für unzulässig ge halten. lieber eine höhere Besteuerung des Brannt weins aber herrscht seitens der Neichsregierung nach wie vor gänzliches Schweigen, obschon in den immer lauteren Klagen über die Zunahme des ..AlkoholismuS" in Deutschland eine solche mit Nachdruck verlangt wird. Unter diesen Umständen lann der nationallibcralen Partei sicherlich kein Borwurf daraus gemacht werden, wenn sie aus Rücksicht auf die Bolkssittlichkeit einem Steuergesetze nickt zustimnien will, welche« in seiner Wirkung ohne Zweifel eine Vermehrung des Branntweingenusses aus Kosten des Bicrgenüsses herbeifuhren würde. — Dazu kommt aber die allgemeine Betrachtung, daß zur Zeit sich die Bedürsnißsrage noch gar nicht übersehen läßt. Jedermann wird zugeben, daß eine Volksvertretung nur dann neue Steuern bewilligen darf, wenn ein klar erkanntes Bedürf nis vorliegt. Ein unmittelbares Bedürfniß des Reich« nach neuen Einnahmen ist nicht vorhanden vielmehr handelt es sich bekanntlich darum, in den Einzelstaaten mit Hülfe der vom Reich bezogenen Neberschüffe eine Erleichterung bezw. Reform der direkten Steuern zu bewirken. Eine irgendwie faß bare Benennung des dadurchbedingten finanziellen Be darfs aber suchen wir bisher vergebens. Es kommt Ales daraus an.wie rveit man in derErleichterungbezw. der Reform gehen will. Fürst Bismarck hat seine in dieser Beziehung für Preußen gehegten Absichten im vorigen Jahre nur in ziemlich undeutliche» Umrissen skizzirt, und der damalige p»eußische Fi- nauzminister hat diese Auslastungen als „Zukunft« musik" bezeichnet. Seitdem ist ein klares Programm nicht vorgelegt Wir bewegen unS atso über den Bedarf noch immer im Dunkeln. Andererseits läßt nch noch keineswegs mit Sicherheit sagen, wieviel den diesem Bedarf durch die vorjährigen Z»ll- uiid Steuerbewilligungen bereits gedeckt wird. Di« durch diese Bewilligungen bedingten Ein nahmen können bi- jetzt, Angesichts des unver- iältnißmäßig großen Waarenimports vor Einfüh rung der neuen Zölle, in keiner Weise einen nor malen Maßstab abgeben. Bei solcher Sachlage kann unseres Erachtens die Haltung gegenüber neuen Steuervorlagen in der gegenwärtigen Session lediglich eine „dilatorische", d. h. zur Zelt ablehnende sein. Nur wo eS sich bei einer der Vorlagen etwa um eine Maßregel der ausgleichenden Gerechtigkeit handelt, wird man von diesem Standpunkt abgehcn können. Was die Zukunft anlangt, so stellen wir die Möglichkeit nicht in Abrede, daß sich für eine Er leichterung der direkten Steuern in dem Rahmen, in welchem die nationalliberale Partei ihr zuzu- stimmen vermag, eine noch recht erhebliche Ver mehrung der Einnahmen aus indirekter Besteue rung in, Reich als nothwendig erweist. Aber, diese Möglichkeit selbst als Gewißheit vorausgesetzt, crgiebt sich noch durchaus nicht die Unumgäng lichkeit des Tabaksmonopols. Klar ist allerdings: wenn in Zukunft noch ein erheblicher Mehrertrag aus der Belastung des ConsumS erzielt werden soll, so kann derselbe kaum anderswo gesucht werden, als entweder bei den Getränken oder beim Tabak. WaS den Tabak betrifft, so ist die Besteuerung desselben im vorigen Jahre bis an eine Grenze gegangen, welcke ohne die schwerste Gefährdung aller dabei in Betracht kommenden Ge schäftsbräuchen woht auf lange Zeit hinaus nicht wird überschatten werden können. Will man den Tabak schon sitr eine nahe Zukunft in lich HWHcrem Maß« für die Finanz machen, so bleibt in der That nur die Einführung des Monopols. Die zwingenden volkSwirthschaft- lichen Gründe indeß, welche dieser Maßregel bisher entgegenstanden, dauern auch ferner fort. Vielfach ist allerdings behauptet worden, daß die im vorigen Jahr« erfolgte neue Belastung eine vollständige Umgestaltung des Tabaksgeschäfts zur Folge haben müsse, eine Umgestaltung, welche mit der Zeit die Frage der Einführung des Monopols möglicher weise in ganz anderem Lickte erscheinen lassen würde. BiS Heute läßt sich indeß über solche Wirkungen gar Nichts sagen. Erscheint also das TabakSmonopol nach wie vor als unzulässig, so ist andererseits zuzugeben, daß eine höhere Be steuerung d«s EonfumS der geistigen Getränke wohl durchführbar erscheint. Aber unerläk Boraussetzung ist, daß diese Besteuerung im Gan zen vorgenommcn, daß nickt das Bier einseitig herausgeariffen wird. Auch die „Post" gesteht zu, daß die veftehende Besteuerung den Branntwein bis zur Grenze der Steuerfähigkeit noch nicht er saßt. meint aber, man könne aus gleichzeitiger Einführung der höheren Bier- und der höheren Branntweinsteuer nicht bestehen. Als Grund da für führt sie die großen Schwierigkeiten einer Re form der Spiritussteuer an. Nun. man ist in, vorigen Jahre — gleichviel aus welcke Weise — mit weit größeren Schwierigkeiten fertig geworden. Wir sind überzeugt, die Reichsregierung braucht nur ernstlich zu wollen, und sie wird dem nächsten Reichstage neben einem Brausteuergesetz auch ein recht ansehnlichen Ertrag versprechendes Brannt weinsteuergesetz vorlegen können. PelMschUbrrsicht. »««»§» 17. MiN. Die Tragweite de- gestern mitaetheilten Briefe« d«S Papstes an den Erzbischof von Köln ist im Augenblicke noch gar nicht vollständig festzu- stellen. f ^ ^ ^ ° Eraebniß Berlin i welchen dieser Erlaß Seiner Heiligkeit in den politischen Kreisen Berlin« hervorries. wird uns von dort in einem vom Dienstag datirten Berichte wie folgt geschrieben: „Da- Ende des Cultur- kampfes", so hörte man gestern Abend vielfach den von der „Germania" mitgetheilten Brie des Papstes ?eo XIII. an den Erzbischof vor Köln erläutern. In der That ist es ein großes Zugeständniß, welches die Eurie macht, wenn sie erlaubt, daß der Regierung von der Anstellung der Geistlichen Mittheilung gemacht werde; um aber die Tragweite derselben zu würdigen, ist es nvthig, zu wissen, welche Folgen daraus ge zogenworden sollen. Jedenfalls liegt einer der Haupt- angelpNncte de« jahrelangen kirchlichen Eonfliets wenige» in Anzeigepflicht, welcher sich die Eurie in anaßren Staaten bisher anstandslos gefügt hat, Gesetz über die Vorbildung der Geistlichen, dem sogen. Eultureramen. Und so er- reulich auch die Eröffnung der Friedenseinlcitun- gen seitens des Papstes ist. so wird man doch von einem wirklichen „Friedensschluß" erst dann reden kön nen. wenn die Eramenfrage in einer der Staatshoheit entsprechenden Weise geordnet ist. Die Versicherung deS Fürsten Biömarck, daß ,.Canossa-Münzen" in Deutschland nicht geprägt werden würden, ist allerdings geeignet, in dieser Beziehung berubigend wirken. Man verschließt sich indessen in iberalen Abgeordnetenkreisen nicht der Besorg niß, daß trotzdem auch von Seiten de« Staates weitcrgebende Opfer, wenn auch nur in der Form einer milderen Praris, zu bringen sein werden, und daß, wenn eine Revision der Maigesetze wirklich schon siir die Nachsession deö Landtags in Aussicht genommen ist, daS Eultureramen einen der wesentlichsten Punkte in dieser Revision bilden wird. Mag eS auch etwas weit herbeholt sein, einen Vergleich zwischen den Verhältnissen deS kleinen Baden und denen einer Großmacht wie Preußen zu ziehen, so wird doch die Erklärung sehr bemerkt, die der Minister v. Stösser in der Karlsruher Kammer bei Gelegenheit deS dortigen „Ausgleichs mit Rom" abgab, und die dahin ging, diebadischc Regierung sehe eine Rechtfertigung ihres Verhaltens in der Uebcrzeuguiig, daß äuch Preußen voraussichtlich den nämlichen Weg bei den Verhandlungen mit der Eurie einschlagen werde. Erwägt man die bei mehr als einer Gelegenheit betonte Geneigtheit deSEuftuS- ministers von Puttkam-i, das auch Ken evansiek,scheu Orthodoxen verhaßte Eultureramen abzuschaffen, so muß man in der That icner Befürchtung eine gewisse Berechtigung zugestehen. Uebrigens will man aus der verspäteten Mittkeilung des vom 24. Februar datirten Schreibens an den Erz bischof von Köln den Schluß ziehen, daß die Antwort der preußischen Regierung auf die Vor schläge des Vatikans bereits in Rom emgetroffen und in einem dein Ausgleich günstigen Sinne ge halten fei. Denn es würde den vorsichtigen Ge wohnheiten der Curie nicht entsprechen, ihre even tuelle Leistung bekannt zu geben, wenn sie nicht st der Gegenleistung bereits versichert wäre." Das leitende rheinische Blatt, die „Köln. Zta.", erörtert die nunmehr geschaffene Lage sehr treffend in folgenden Sätzen: Die Curie hat den ersten Schritt gethan, sie wird auch noch weitere thun; sie wird daS ganze Wesen der Maigesetze annehmen, und der Staat wird der friedfertigen römischen Kirche ein freundlicheres Gesicht zeigen, als er der rebellischen zeigen mußte, also der unterwürfigen gegenüber diejenigen Gesetze mit Freuden wieder fahren lasten, mit denen er der Rebellin cntgegentrat In unserin vielbesprochenen römischen Telegramm vom 22. Februar — zwei Tage vor Ahsendung des päpstlicbcn Schreibens an Bischof Melchers, besten Inhalt aber wobl am 22. schon seststand — war auch gesaasi der Vatikan nehme an, das, das Berliner Ministerium den Kam mern in der Sommersitzung bezügliche Vorlagen machen werde Er hätte die diplomatische Durchführung der Verbandlungen lieber gesehen, glaube aber auch so der Beendigung des ConflictS näher zu rücken. Es wird jetzt klar, daß der Vatikan zu dieser Hoffnung sich darum für berechtigt hielt, weil er damals bereits entschlossen war, in der Haupt sache die Maigesetze anzunehmen. Mit Abänderung oder auch Aushebung der Kampsgeseke langsamer vorzugchen, als die Curie mit Annahme der orga nischen Bestimmungen der Maigesetze, bat der Staat gewiß keinen Anlaß, und so hoffen wir denn, daß der Vatikan ganz Wort halten und auch ganz Recht be halten und daß sohin der Staat noch in diesem Sommer in die Lage kommen werde, zu beweisen, wie wenig er den Kampf um deS Kampfes willen gesucht hat. Gelingt eS dem Papst« Leo XIII., den Frieden mit dem Staat« wiederherzustellen — und »ir zweifeln nun nicht mehr daran —, so ist zu bofkn, daß er auch in manch anderer Hinsicht die Wunder wieder heilen werde, welche der gutmüthige, aber mißleitete und kurzsichtige Dius IX. der kttyolischrn Kirche namentlich in Deutschland geschlagen bat, und daß der Friede nicht nur mit dem Staat« erhalten, sondern auch der Seist des Zwiespalt- und der Un verträglichkeit innnerhalb der katholischen Kirche selber endlich wieder gebannt werde. Wäre aucb daS ihm beschieden, so wäre der jekige Papst ein neuer und wahrhaftiger Leo der Große. Die nationalliberale Partei wird, wie wir Kossen, geemiat aus einer neuen Krisis her- vorgehen. Man schreibt unS aus dem Reichstage vom DienStag wie folgt: „Die Abreise des Abg l)r Braun nach Leipzig wird als Anzeichen an- genommen, daß die m den letzten 48 Stunden umlaufenden Gerüchte Über nne bevorstehende Entscheidung de« linken Flügels der nationalli- >eralen Partei bezüglich ihres Austritts auS der Fraction keine Bestätigung gesunden haben Diese Gerüchte erhalten allerdings dadurch Nah rung. daß die betreffenden Abgeordneten den Frac- tionSsitzungen beigewohnt haben Indessen höre» wir. daß sich die einzelnen Mitglieder des kinken Flügels über die Tragweite ibrer möglichen AuS- trittScrklärung, soweit die« ihre eigene Stellung im Parlament betrifft, keinen Täuschungen hin- zeben, und eS ist begreiflich, daß sie sich zu dein vrmellen Bruch mit ihre» früheren Freunden nur chwer entschließen." — Ein nationalliberatcS Ber- iner Blatt, die „Tribüne", beleuchtet diese Vor gänge wie folgt: Als Thatsache ist zu melden, daß, waS die angeb- icben Veränderungen im Personenstände der Fraktion wtrifft, jede Angabe hinfällig ist. die — abgesehen von der Person deS Abg. De Laster — diese Ver änderungen als s chon besch los sen e und feftstehende Thatsache behandelt. Nur D,-. Laster hat sich bis jetzt gezwungen geseben, seine Beziehungen zur national- iberalcn Partei zu lösen, und zwar aus Gründen, die durchaus nickl in der Situation des Augenblicks, am wenigsteil in bestimmten Vorlagen oder Gesetz- gebungssragen der lausenden Session zu suchen ind. Das Schreiben, in dem dieser Entschluß der Fraction mitgetkeilt worden, constatirt DieS aus drücklich. Es spricht, soweit wir unterrichtet sind, die Ueberzcugung des vorläufig aus dem Fracuonö- verbande Scheidenden ans, daß zwischen ihm und der Partei in ihrer Mehrheit und Leitung ein ersprieß liches Zusammenwirken einstweilen nicht zu erwarten sei: es fügt aber unter dem Ausdruck des Bedauerns über diZe notbwendig gewordene Trennung die Hoff nung himu, daß sich in nicht ferner Zeit unter anderen Umständen das alte langjährig« Band wieder erneuern lassen werde. Dem Schritte Dr. LaSker's ist, wie bemerkt, ein gleicher oder ähnlicher von anderen Mitgliedern der Partei bisher nicht gefolgt. Was in dieser Hinsicht unter Nennung bestimmter Namen in einzelnen Blättern als unaus bleiblich, wahrscheinlich oder möglich bezeichnet wird, beruht aus mehr oder minder willkürlicher Combina- tion. Es ist möglich, daß der Abklärungsproceß mit dem Ausscheiden Dr. Laskcr'S noch nicht beendet ist, schwerlich aber wird man seinen Fortgang schon von einem Tage zum andern in Aussicht nehmen dürfen. Entschließungen nach dieser Richtung Degen nicht vor, und die Osterpanse wird verstreichen, ohne daß die letzt umlaufenden Erzählungen und Gerüchte in Thatsache» einen Rückhalt fänden. Die neueste Morgcnnummer der „National- Zeitung" äußert sick über den Austritt Lasker's aus der national liberalen Fraction wie folgt: Der Abgeordnete Dr. Laster hat in einem vom gestrigen Tage datirten Schreiben an den Vorstand der nationalliberalen Fraction nun auch formell seinen Austritt aus der Fraction angezeigt, nachdem er schon vorher die Einzeichnung seines Namens ,n das ihm vom Reichstags-Bureau vorgelegte Ver zeichniß der Fractionsmitglieder abgelehnt hatte. Herr Laskcr führt zur Begründung seines Austritts cm, daß er schon seit vorigem Jahre sich nicht in Harmonie mit der Fraction und ihrer Leitung befunden habe, daß er deshalb ein nützliches Zusammenwirken mit der Fraction sich für die nächste Zeit nicht versprechen könne, daß ihm die Erinnerung an die gemeinschaft liche Arbeit stets theuer sein werde und er die Hoff nung nicht ausaeb«, daß dieses Zusammenwirken «hm in Zukunft noch wieder vergönnt sein werde. In der Citadelle der Fortschrittspartei, in Berlin, ist es am Montag zu einem höchst lär menden Pronunciamiento gekommen. oaS wir wenigstens, da uns die Freude am Skandal ab geht, mit einigen Worten erwähnen «vollen, ohne die ausführlichen Berichte der Berliner Blätter zu wiederholen. Die „Tribüne" schreibt wie folgt: Zu derselben Zeit, wo die hiesigen Führer der Parte« die Losung auSgegeben, in einer Anzahl von Reichstag-Wahlkreisen mit Bezug auf die M,li- tairvorlag« einen wenig lovalen Kampf gegen die natlonalliberale Pattei zu insceniren, in demselben Augenblick, wo der Versuch gemacht werden soll, Zwietracht in die Nationalliberalen Wähler schaften zu streuen, spielen sich vor den Augen der erstaunten Hauptstadt innerhalb der fortschrittlichen Führerschaft Scenen ab, die nach den Uttyeclen mchi der Gegner, sondern der eigenen Parteigenossen die Tage, in d«nen„TöIke S Knüppel" herrschte, lies in den Schatten stellen Die Leser mögen ersehen, wie tief der Riß ist, der zwischen den beide'« fortschrittlichen Führungen herrscht, und daß die Stimmen, welche aus der Mitte der Versammlung von „Cliquenwitthschaft" sprachen, nicht Unrechi batten. Es «st wohl innerhalb der nationalliberalen Wählerschaft eines Wahlkreises vorgekommen, das; man die Kandidatur emeS um d«e Partei verdienten Manne» zurückgewiesen bat, und daß fortschrittliche Blätter darin daS sicherste Zeichen für den Verfall 's
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