Delete Search...
Dresdner Nachrichten : 02.09.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-09-02
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189909023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1899
- Monat1899-09
- Tag1899-09-02
- Monat1899-09
- Jahr1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 02.09.1899
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
V„, Sol,' »«. dm« b>» Dl« «»»,»«, »,« »owk»! »«»«»« tjir dir näckln Numuirr «xlolot t» da üauvlaclchüflrliellc, Mariinstrchs. u. 1ndni«ebniamial>mrlicll«n v Bonn. Ld,»»UbrNackm. Soimiaa» «ur vürlaler.« v. U-'/U MrMittai». Aa,ei««ntarif. Lftlwal«,««tznuid»»««ca »Silk«» » L>. .»lnkundiaunacn au« drr Lnvar» KiNSeiteroDi, :DovveVcile.unterm Strich «Eiiioclaiidt» «0 Lk. Grunb- reiie «ur Montaac oder »ach ftcltlaarn eoVta. mir vamilirnnachristen ic). bä- so Dl. — NuSwLriiae Äultrire nur oearn von>u»br,alilui,a. Bkleoblötterwnd. mioVI, beirchnet. , r. »nss. iten erlchemu, oraens. 44. Jahrgang. S^«I»vv>L v«. NvlUsrsnuct«» Sr. H»)s»Ute cko» LSal«» ,a» Sacks»» Vkvvol»«!«!», IZ«s»vrt». Linrslvsrkauk 0rv»«I«ii, «Itnrarlet 2. Telegr.-Adresse: Nachrichten, Dresden. Irvidbiilckvil ^ . . porössa AollonI I-vlclit unck «lurclilllsslsi S 8vI»U8tvr»r°»«,trss8° ß ' vanäaklsl und OrNiopktl. Lcko >VaN8«r. W L.köftms s polkai» 6»>»t«nreklst>est Os^alä ÜLLLö. DöltsseLön 57, Leituoxli-kommissicmLr tilr öis Orts K viiltAodvil. Sorbits. HsnssUtr, Losstkol iwä ViUliütr E T smplisblt sieb nur tlnnakm« von Inssrutou un«i lldounemsnt» e! tiir äis „V» v««>nvr SUvIrrLvlitvL". ^ dleins sooden «rsobiSnono llliirlkick« !>»ri»I-l'i-°itlltl° L" irlaede» llassag«, llotlzvnwastlll ete. stobt Intoiossouton lcostvntroi ru vionston Larl VvLä8vduvd, Königs. Isotliekerant, §1l'lIV«8ll'S88l! 1L. Nr. 243. Sl>Ml: Seda». Hofnachrichten, Stadtverordnetensitzung, Gecichtsverhandlungc». Sächsischer Kunswerein. Aiutlnnaßl. Witterung: Wolkig, kühler. Sonnabend» 2. September 1899. Sedan. Je weiter uns der Kreislauf der Jahre von dem Tage des Ruhmes entfernt, an dem das große Ringen zwischen Deutschland und Frankreich mit dem unsterblichen Namen „Sedan" gekrönt wurde, desto emsiger muß das Gewissen der Nation bemüht sein, sich durch die stolze Erinnerung an die glanzumwobene Vergangen heit für die gegenwärtige und zukünftige Sorge um das Heil des Reiches zu schärfen. Es liegt in der Eigenart der menschlichen Natur, daß die lebendige Vorstellung ruhmreicher Geschehnisse in eben dem Maße zu verblassen beginnt, wie die Generationen wechseln und das Selbsterlcbte vor der geschichtlichen Uebcrmittelung zurücktritt. Auch bei unserem höchsten nationalen Gedenktage, der Sedanfeier, hat sich diese Neigung zur Vergeßlichkeit, der Mangel einer intensiven Gebäck,tnißkrast für mehr oder weniger geschichtlich gewordene nationale Hcldenthatcu bei einem Theil der öffent lichen Meinung bereits bekundet. Man hat vorgeschlagen, den Sedantag seines festlichen Schmuckes im Wesentlichen zu entkleiden oder gar ihn ganz aus der Reihe der Nationalfeiertage zu streichen und an seiner Stelle den Tag der Kaiserproklamation in Versailles zu setzen. Ganz mit Unrecht! Das Eine allerdings mag zugegeben werden, daß in der festlichen Begehung des Scdautages an aller hand äußeren Genüssen vielfach des Guten zuviel gethan wird und daß gegen diesen Mißstand in der That ein energisches Wort am Platze ist. Sonst aber möge sich kein aufrichtiger Patriot unter fangen. an der Heilighaltung des Sedantagcs durch die Nation rütteln zu wollen; das hieße sich versündigen an dem nationalen Gedanken überhaupt. Sedan ist und bleibt für das Volköcmpsindcn der Höhepunkt der schicksalsschweren Ereignisse des deutsch-franzö sischen Krieges. Als die heißumstrittene Feste gefallen war und der kaiserliche Degen Frankreichs sich zum Zeichen der bedingungs losen Unterwerfung vor dem ehrwürdigen Preußenkönige gesenkt hatte, da gab cs kein Halten mehr in ganz Deutschland; da fuhr der Wirbelwind der patriotischen Begeisterung von Nord gen Süd. von Ost gen West, alle Herzen flammten, alle Wangen brannten, olle Augen leuchteten und durch jede Brust zog die heilige Gewiß heit, daß jetzt Ein Reich, Ein Kaiser erkümpst sei, daß das von den Vätern ersehnte Neue Reich nunmehr erstritten und mit dem Blute aller deutschen Stämme für ewige Zeiten znsammengckittet sei. Darum ist auch die Wahl des Scdautages als des höchsten natio nalen Feiertages unmittelbar ans der Seele des deutschen Volkes heraus erfolgt. Daran müssen wir fcsthalten, davon dürfen wir nichts hinwegnchmen lassen, diesen Tag müssen wir in treuem An denken bewahren alle Zeit, damit er uns ein Markstein sei aus unserem eigenen nationalen Pfade, der auch uns Lebenden Hinder nisse genug zu bewältigen bietet, in deren Ueberwinduug wir es den Streitern um die nationale Einheit gleich thun und uns an ihrem Heldenmuthe stählen können. Die rechte Feier einer nationalen Erinnerung von der unerschöpflichen Bedeutsamkeit des Scdautages, das will sagen, eine Feier, die im Geiste und in der Wahrheit begangen wird, hat einen hohen ethischen volkscizichcnschcn Werth, dessen Wirb samkeit wir gerade heute für die Stärkung der nationalen Im ponderabilien um so weniger entbehren können, als manche Züge der Zeit ans eine beginnende Verflachung des tieferen nationalen Empfindens Hinweisen. L)ie Ursache dieser Erscheinung liegt in den Gefahren, die der wachsende Wohlstand eines Landes im Ge folge hat. Deutschland ist industriell und handelspolitisch seit der Gründung des Reiches gewaltig empvrgeblüht. Die Erzeugnisse unseres Gewcrbflcißes haben sich ein Absatzgebiet nach dem andere» erobert, neue Unternehmungen blühen überall auf deutscher Erde empor, reiche Kapitalmengen fließen uns als Gegenwert!) der von uns ausgesührten Güter vom Auslande her zu. die Arbeits löhne steigen und der allgemeine Wohlstand ist sichtlich im Wachsen begriffen. Diese Entwickelung ist höchst erfreulich, weil sie die materielle Grundlage unserer Größe schasst und sichert. Gleich zeitig aber befördert sic auch das Gcnußlcben und zieht eine An schauung groß, die allen Werth auf die äußeren Glücksgüter legt, die geistigen Potenzen dagegen vernachlässigt und zurücktreten läßt. Daß wir von dieser materiellen Auffassung bereits zu einem guten Theile angesteckt sind, daß ein nur zu großer Theil unseres Volkes ihr huldigt und Vorschub leistet, kann dem Tieferblickenden nicht verborgen bleiben. Das übertriebene Genußleben ebnet der Verweichlichung und der Charakterlosigkeit die Wege, ist ein Feind edler Männlichkeit, aufopfernder Selbstentsagung und tüchtiger Grundsatztrene. Möchte wohl irgend Jemand, der das vielverschlunarne Getriebe unserer inneren Politik in den letzten Jahren aufmerksam be obachtet bat, die Verantwortung für die Behauptung übernehmen, daß m den vorgedachten Punkten bei uns Alles in Ordnung sei? Taktik und Opportunität beherrschen heute die Lage in solchem Maße, daß man kaum der Uebertrewung geriehen werden kann, wenn man daS politische Treiben von heute mit leichter Variation d^ Goethe'schen Worte- dahin charakterisirt: »Greift nur hinein in'S volle Menschenleben, und wo tbr'S packt, da ist's — charakter los". ES ist ein Handeln und Feilschen, ein Sichdrehen und Wenden, ein unehrliche- Spiel und Wlderspiel. daß man sich hte, der mit Götter- chte GleiS brächte: HSkamler, ein Mann von echtem Schrot hen Michel am Nacken nähme und ihn äe, bi« er sich auf sich selbst be sänne und die ihm angeborenen Tugenden. Kraft, Treue. Ehrlich keit urch Mäßigung wieder voll zu Ehren brächte. Freilich, rin förmlich nach einem „Uebermenschen" sehnen inöl kraft dazwischen führ« und Alle- wieder kn's Volk, das einmal einen Bismarck gehabt hat, würde sich einer solchen Auszeichnung durch das Schicksal als unwürdig erweisen, wenn es nicht in dem Andenken seines Heros Kraft genug fände, um sich aus allen Fährlichkeiten selbst hcrauszureißen. Von innen her, aus der Tiefe des Volksbewußtseins heraus, muß die nationale Erneuerung kommen, soweit sie uns nöthig ist. Dazu mögen uns die Manen unseres Bismarck helfen, denen wir an dem heutigen Tage zu opfern niemals versäumen wollen! Ein echter und rechter Tag der nationalen Einkehr soll Sedan immerdar für uns sein; dann wird die Feier des 2. September ihren Zweck ganz erfüllen. Allen unseren Helden, die Gut und Blut für die Größe und Einheit des Vaterlandes freudig hin gegeben haben, gilt unser Weihegruß! Wenn das Gennßleben mit seinem erschlaffenden Sinnenkitzel uns zu verweichlichen droht, wenn es gilt, gegen die sich einnistende Charakterlosigkeit in unserem öffentlichen Leben anzukämpscn, dann heißt es, den Blick rückwärts wenden auf unsere Helden, die am 2. September und in so vielen anderen blutigen Schlachten Wunder von Tapferkeit ver richteten, beispiellose Strapazen und Beschwerden ertrugen und sür ihre deutsche vaterländische Ueberzeugung ihr Höchstes, das Leben, zum Einsatz brachten. Wir müssen so bleiben, wie unsere Väter waren, wenn wir nicht dem Niedergange verfallen wollen. Zu dem Zwecke aber ist nicht blos unsere phpsische Krast nnaeschmnlert zu erhalten, sondern die Nation muß sich auch die Pflege ihrer geistigen und ethischen Güter sorgfältig angelegen sein lassen und darf nicht einem Materialismus, einer Mammonsanbetung ver fallen. wie sie bei unsere» Nachbarn im Westen grassirt und dort eine fast völlige Lähmung der besten nationalen Kräfte herbei- gcführt hat, als deren Folge eine allgemeine Anarchie das StaatS- wcsen zu verschlingen droht. Was uns Noth thut, läßt sich mit wenigen Worten sagen: cs ist der Kamps um die Ausrccht- erhaltung icnes echt deutschen Wesens., an dem nach einem prophetische» Dichterworte die ganze Welt dereinst genesen soll. Unsere Mission ist noch nicht erfüllt: das Deutschthum hat noch weiter nusgcsteckte Ziele, zu deren Erreichung cs der ganzen sitt lichen Kraft eines >» nationaler Disziplin geschulten Volkes bedarf. Die Summe der sittlichen Energie, die eine große Nation wie die deutsche in Zeiten des ruhigen Friedens- und GcnnßlebenS aus speichern muß. um sür alle Fälle der Zukunft gesichert zu sein, ist eine ungeheure, aber dem Himmel sei Dank, wir dürfe» getrost hoffen, daß cs unserem Volke gelingen werde, sie stets beisammen zu halten: hat doch gerade jetzt die Goethefeier gezeigt, daß noch ein tüchtiger geistiger Stamm in Deutschland vorhanden ist. So möge denn ein Jeder »ach seinen Kräften an der Bewahrung der geistigen und sittliche» Güter der Nation Mitwirken, damit (um m diesen Tagen der Jubelfeier Goethe s ein Wort des großen Meisters zu gebrauche») „der deutsche Geist nicht verkümmere, sondern frisch und heiter bleibe, damit er nicht verzage, nicht kleiumuthig werde, sondern fähig bleibe zu jeglicher großen Thut, wenn der Tag ves Ruhmes anbricht". In diesem S' ' ' seicr heilig und unverletzlich. Anne sei uns die Sedan- Arruschreib- und Aernsprrch-Berichte vom 1 September. * Berlin. Bei der heutigen Paradetasel im Weißen Saale des Königlichen Schlosses hielt der Kaiser eine Ansprache, etwa folgendermaßen lautend: „Es dränge ihn, an der Neige des Jahr hunderts seinem Gardekorps seine» Dank auszusvrechen, denn an dem heutigen Tage sei cs das letzte Mal, das; die Fahnen der Garde auf dem Temvelhofcr Felde gemeinschaftlich in diesem Jahr hundert geweht hätten. Der Rückblick auf dieses Jahrhundert führe an KöuigSgräbern und Köuigsstandbildcrn vorbei. Es sei dem Gardekorps beschicdc» gewesen, seinen Vorfahren in Treue zu dienen; er wünsche, daß sich dasselbe auch im neuen Jahrhundert auszeichnc in uuermüdlichcr FriedenSarbcit und, wenn nothwcndig. auch aus dem Schlachtfcldc. Die Offiziere und Mannschaften aller Grade mögen dabei Hinblicken aus die nun stillen Häuser Meiner beiden Vorfahren, zumal aus daS historische Eckfenster des großen alten Kaisers. Alle Empfindungen des Tankes und der Freude über sein Gardckorps fasse er zusammen in den Ruf: „Das Gardekorps Hurrnh! Hurrah! Hurrah!" * Sansibar. Der Kreuzer „Philomcle" und das Kanonen boot „Lidgeon" sind nach der Delagoa-Bai abgegangen. Berlin. Der Regierungspräsident v. Jagow i» Posen und die Landräthe Baarth in Posen und Lcwnld in Nawitsch legte» ihre Acmter nieder. — Graf Limbnrg-Stirum ist von der Hvfuste gestrichen worden. — Der Nachricht von der Ämtsmüdigkeit des Ministers v. Miguel wird offiziös widersprochen. — Heute wurde der Generalkonsul Rose vom Staatssekretär des Aeußcren v. Bülvw empfangen. — Der deutsche Geschäftsträger in Washington übergab der dortigen Regierung am Donnerstag die deutschen Vorschläge hinsichtlich Samoas- Berlin. Der Vorsitzende des Vereins der Industriellen im Regierungsbezirk Köln, Hppcn, nahm nunmehr die wiederholte Einladung zu dem Internationalen HandelSkvngrcß in Philadelphia an, nachdem der Direktor des Handelsmuseums in Philadelphia versichert hatte, daß die Erörterung aller Meinungen und Ansichten zu einer dauernden Einigkeit und Freundschaft führen solle. Berlin. Die „Nordd. Allg. Ztg." begleitet die Mitthcilung des Erlasses der preußischen Staatsregrerung über das Vcrhältnik der Beamten mit folgender Meldung: Die Staatsregierung hat aus den jüngsten Vorgängen die Ueberzeuguna gewonnen, daß eine Anzahl politischer Beamten die Grenzen der politischen Be- thätigung, wie sie in obigem Erlaß gezogen sind, überschritten hat. Die Staatsregierung hat oeshalb die Zur-Dispositionsstellung der betreffenden Beamten verfügt. — Die „Krenzztg." kritisirt die Fassung des Erlasses und sagt: Die StaatSregierung hat jetzt unzweifelhaft einen schweren Fehler begangen und diesen Fehler durch die zweideutige Fassung des Erlasses gan, erheblich ver stärkt. — Die „Nationalzta." schreibt: Die aufrichtigsten amt lichen Beförderer der Agitation des Bundes der Landwirthc sind wohl unter denjenigen Beamten zu suchen, welche nicht dem Ab geordnetenhause angehören; da diese in ihren Stellungen bleiben, wird um so mehr davon ubhängen, ob mit der erforderlichen Ent schiedenheit auf die Befolgung deS Erlasses gehalten wird, was in erster Reihe Ausgabe oer Oberpräsidenten ist. Dann aber wird eS darauf ankommen. wie die zur Disposition gestellten Beamten ersetzt werden — Herr v. d. Recke hat einen längeren Urlaub an getreten. Der Umstand, daß die- in dem Augenblicke geschieht, wo ein Minister des Innern in dem Gebäude „Unter den Linden" besonders nothwcndig wäre, spricht für die Nichtigkeit der Äer- mutbuug, daß Herr v. d. Recke dorthin nur zurückkehren werde, um sich zu verabschiede». — Die „Deutsche TageSztg." sagt: Wir jetzt vielleicht gehen ^ nich ' " ' sind überzeugt, daß die Männer, die man heißt, wiedergciufen werden, denn die Zeit ist nicht mehr allzufcrn wo man mit Nicken und Nickemännchen nicht mehr auskommt, sondern aufrechte Männer braucht, die den Fceimuth, aber auch den Opfermut!) wahrer Treue besitzen. Breslau. Aus dem Manöverterrain bei Schlawa stürzte Hauptmann Kunowskh vom 58. Regiment vom Pferde und erlitt einen Bruch des Beckens. Bei Gcijchcn stürzte Maior von Hohen dorfs vom 154. Regiment und trug schwere Verletzungen davon. Paris. Ter Ministerrath setzte heute den Zeitpunkt für die Einberufung des Staatsgerichtshoses nicht fest Er wartet, um sich zu entscheiden, wenn der Stantsgerichtshof einberufcn wird, den endgiltigen Beschluß des Generalslaats- anwalts ab. — Der Kriegsnnnister theilte dem Ministerrath mit, daß in Folge von Erkrankungen an Tpphus die großen Manöver des 5. und 8. Armeekorps abbestellt worden seien und statt derselben Garnisonübungc» stattfiudcn würden. — Henke früh wurden hier bei verschiedenen Personen, deren Namen noch nichl bekannt sind, von dem zweiten Chef der Sicherheitspolizei Hamard Haussuchungen vorgeuommen, die mit dem Komplott gegen die Sicherheit des Staates in Verbindung stehen und, wie es heißt, zu der Verhaftung des Leiters einer großen Vereinigung i» der Provinz führen werden. Auch in Rennes wurden heute früh bei dem Sekretär der Antiscmitcnliga Potit und bei einem Käfscehaus- bcsitzer Haussnchungcn vorgenommcn. Zahlreiche Papiere wurden beschlagnahmt. Rennes. Drehfus-Prozeß. (Fortsetzung.) Haupt- mann Leraud versichert, daß im August 1894 sich kein Geschütz „120 kurz" in« Lager von Ehalons befand. Es ereignet sich dann ein lebhafter Zwnchenfall: General Nogct fragt den früheren Artillerieleutnant Brupure. ob er nicht seiner Zeit dem damaligen Kricgsminister Eavaignac in einem äußerst heftigen Briefe seine Entlassung bot und hierin sagte, daß es eine Schande sei, dem französische» Heere zu dienen. (Anhaltende Bewegung.) General Delohe erklärt, daß er auf Wunsch des Ministers einen Bericht über die Angelegenheit abfaßte und daß dann der Präsident der Republik die Abietzung Brupere's als Offizier der Landwehr ver fügte. Bruhere versichert energisch, daß sein Brief einen anderen Sinn hatte, daß er nur gewisse Persönlichkeiten, nicht das ganze Heer im Auge gehabt habe. Auf Verlangen Labvri's wird be stimmt, daß dieser Brief dem Kriegsgerichte unterbreitet werde. Artillcrichauvtmann Carvalho erklärt, es sei ziemlich schwer ge wesen. sich ein Exemplar der Schießvorschriften zu verschaffen und die Berichte über das Geschütz „129 kurz" seien im Kriegsministe rium erst nach dem 1. Oktober 1894 eingegangen. Zeuge über reicht dem Kriegsgerichte ein Exemplar der Schießvorichnft und fügt hinzu, daß man derselben in Deutschland keine große Bedeut ung beilege. Labori verliest dann den Brief eines gewissen Eor- ningue, m welchem dieser erklärt, er habe die Lchietzvvrschrift im Zimmer des Agenten B. in Gegenwart des Agenten A. kopirt. Ans eine Frage Labori's sagt Picauart, er glaube, daß es sich um die Schießvorschriften von 1895 handelte; er habe von dieser Angelegen heit im Jahre 1896 Kcnntniß gehabt. General Telope bestätigt die Auslassungen Pieauart's. Lauch giebt seinem Erstaunen darüber Ansdruck, daß Mcguart sich nicht genauer dieses Borfalls erinnere und leugnet, oaß er zu Corningue Beziehungen gehabt habe. Labori fragt, ob Lauch damit sagen wolle, daß Eorningue Geld erpressen wollte. Der Vorsitzende weigert sich, diese Frage zu stellen. Labori ruft dem Vorsitzenden zu: Gehen Sie doch über alle unbeaucmen Fragen hinweg. (Bewegung.) Es entspinnt sich hierauf ein lebhaftes Zwiegespräch zwischen dem Vorsitzenden und Labori. Ter Negieuingskommissar Cnrriörc beklagt sich leb haft darüber, daß die Verlheidiger jeden Augenblick zu sprechen verlangen, während man ihm immer das Wort verweigere Ter Vorsitzende anlwortet hieraus: Schweigen Sie still! Artillerie- general Sebert äußert sich über das Bordercan. Seiner Ansicht nach ist dasselbe das Werk eines Menschen von niederer VildnngS- slnfe und die im Bordercan vorkommcndcn Ausdrücke beweisen die sachliche Unwissenheit desselben. Wenn man das Bordercan einem Offizier zuichrcibc» wolle, so könne das kein Artillerieoffizier sein: das bewiesen die fchlerhasteu Ausdrücke. Der General hebt so dann die cigcnthümliche Wendung „sans nouvelles ', welche man bei Effcchaz» wicderfinde. hervor und weist nach, daß die Note über Madagaskar wenig Interesse für eine Macht habe, sür welche der übrige Lheil des Äordcreans von Wert!) war. General Sebert bemerkt weiter, das Ausland könne sich Auskünfte namentlich dann verschaffen, wenn ei» neues Modell in Frankreich eingeführt und in den Dienst gestellt werde und faßt leine Aussage in die for melle Erklärung zusammen, daß das Bordercan nicht von einem Artillerieoffizier geichriebcn sei. Ter Zeuge erklärt schließlich, er werde in seinen Ausführungen bestärkt durch die Uebcrzcngniig von der Unschuld des Hauptmcmns Dreyfns und spricht die Hoff nung ans, daß durch daS Wiedcrgutmachcn des geschehenen Un rechts, wozu beizutragen er sich glücklich schätze, eine Beruhigung der Gcmüther emlrclcn und eine Acca des Friedens und der Einigkeit für das Land anbrechen möge. (Anhaltende Bewegung.) Hieraus wird die Sitzung unterbrochen. Nach der Wiederauf nahme derselben spricht General Sebert aus Aufforderung Labvri's seine Ansicht über das System des Hauptmanus Valerio aus. wel cher der Theorie Bcrtillou's zustimmt Der General spricht sein Be dauern darüber aus. daß Hauptmauu Valerio für das System Bcr tillou's einlrete, welches falsch sei. Bertillou bittet um's Wort, wel ches ihm aber der Präsident verweigert. Es wird darauf zur Vernehm ung des folgenden Zeugen geschritten, nachdem Drepfus erklärt hat, daß er nichts zu sagen habe. Artilleriemaior Dueros sagt aus, Dreyfns habe an ihn niemals Fragen über die Fcldartillerie ge richtet, er habe sogar die Auskünfte, welche Ducros ihm über die Zeichnung einer Kanone in den Jahren 1891 und 1894 anbot, ab- aelchnr. Mercier erklärt, diese Kanone hätte sür Drepfus kein Interesse gehabt, da das Kriegsministcrium ihre Einführung ab- aelebnt hatte. Major Hartmann beantragt, für kurze Zeit die Oeffentlichkeit auszuschlicßen zur Prüfung gewisser Stucke. Der Präsident fordert Hurtmann auf. einstweilen über diejenigen Punkte auszusagen, bei denen der Ausschluß der Oeffentlichkeit nicht nothwendig ist. Major Hartmann erklärt hierauf, er glaube, daß das Geschütz, um daS es sich Im Bordercan handele, das Geschütz „120 lang" sei. Das Geschütz ,120 kurz" lernten alle Offiziere im Jahre 1891 kennen, und die fremdländischen Offiziere, welche den Manövern beiwohnten, konnten es in Augenschein nehmen. Alle Artillerie-Offiziere konnte» allgemeine Kenntnisse von „120 kurz", über sein Verhalten während des Fcnerns und über die pneumatische Bremse haben. Aber diese Kenntnlß konnten in gleicher Weise die fremdländischen Artillerieoffiziere besitzen» ovziivi m voqoesiz, "z-ymrpo.E i-mgU- ' v-aspssag :zrw»rsLilezsg >M- znzi>D«rsä8 8>n >
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview
First Page
Back 10 Pages
Previous Page