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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.05.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-05-20
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040520010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904052001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904052001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-05
- Tag1904-05-20
- Monat1904-05
- Jahr1904
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Amtsblatt des Königlichen Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Aales und des Aolizeiamles der Ltadt Leipzigs Reklamen unter dem Rrdokttonsstrich (4gespalten) 75 nach den Familiennach- richten (6 gespalten) 50 -H. Tabellarischer und Ztffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Ossertenannahme 25 Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung X 60.—, mit Postbeförderung X 70.—. Annahmeschluß snr Anzeigen: Abend-Au-gabe: vormfttag- 10 Uhr. Morgen.Ausgabe: nachmittag» 4 Uhr. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet »ü» früh 8 bis abends 7 Uhr. Druck und Verlag vou G. Paiz iu Leipzig (Inh. vr. V., R. L W. Klinkhardt). S8. Jahrgang. Nr. 254. Freitag den 20. Mai 1904. Var Wichtigste vom läge. * Die Kolonne Zülow erreichte am Mittwoch Okowa- kua tjiwi, 60 kw nordöstlich Omaruru. (Siehe Ausstand der Herero.) * Der König von Spanien wird auf Einladung des Kaiser« dem diesjährigen Kaisermanöver zwischen dem Gardekorps und dem 9. Armeekorps beiwohnen. * Graf GoluchowSki erhielt gestern in der österreichischen Delegation ein einstimmiges Vertrauensvotum. (S. Ausland.) * In Delatyn (Galizien) sind 200 Häuser ab gebrannt. 500 Personen sind obdachlos. * Der englische Ministerrat beschloß die offizielle Kriegserklärung an Tibet. (S. Großbritannien.) * Ein aktives Eingreifen Chinas in den russisch japanischen Krieg gewinnt an Wahrscheinlichkeit. * Dor Port Arthur sollen Montag zwei japanische Linienschiffe auf eine Mine ausgelaufen und gesunken sein. (S. rufs-jap. Krieg.) * Die Japaner sollen den Rückzug KuropatkinS von Mukden abgeschnitten haben. (S. ruff.-jap. Krieg.) Vie Frdeiten Her canätags. Die soeben geschlossene Session unseres Land tages ist außerordentlich reich an Arbeiten ge- wesen. Abgesehen von den regelmäßig wie- derkehrcnden Vorlagen: Rechenschaftsbe richt, Staatshaushaltsctat, Etat der Brandver sicherungskammer, Berichte und Nachweisungen über die königlichen Sammlungen für Kunst und Wissen schaft, über den Domänenfonds, über die Verwaltung der Brandversicherungsanstalt, provisorische Erhebung der Steuern und Abgaben, Wahlen für den Landtagsausschuß zur Verwaltung der Staatsschulden, für das Plenum der Brandversicherungskammer und für den Staatsgerichts- lwf, waren allein 18 Gesetze zu erledigen, von denen auch die kleineren, wie die Gesetze iiber die Erstreckung des Allgemeinen Berggesetzes auf die Lberlausitz, die Auf- Hebung der Bergbegnadigungen, das Aufrücken der Richter in höhere Gehaltsklasscn, die Erhöhung der Bei hülfen zu den Feuerlöschkassen. die Aenderung der Land tagsordnung, die Religionsübung der Israeliten und die Abänderung des Allgemeinen Baugesetzes einen ganz er- heblichen Aufwand an Zeit und Arbeitskraft erforderten. Von den größeren Vorlagen sind das Aerztegesetz, das Lotteriegesctz, das Gesetz über das ältere Landesstrafrecht, die Gesetze über die Oberrechnungskammer und den Staatshaushalt (Komptabilitätsgesetz) und das Gesetz über die Organisation der Altersrentenbank nach lang wierigen und anstrengenden Beratungen unter Dach ge- bracht worden. Ueber das Gemeindesteuergesetz und über die Denkschrift zur Reform des Landtagswahlrechts hat nur die Zweite Kammer beraten und Beschluß gefaßt. In der Ersten Kammer sind diese Vorlagen, die man wohl als die wichtigsten der. ganzen Session bezeichnen darf, nicht einmal zur allgemeinen Vorberatung gekommen. Freilich sind beide Vorlagen erst nach den Weihnachts- ferien an die Stände gelangt, so daß ihre Aussichten auf eine der Wichtigkeit des Gegenstandes entsprechende Ver- abschiedung von vornherein sehr gering waren. Die Re gierung, der, wie sie selbst es ausgesprochen hat, viel daran gelegen war, die Ansicht der Ständcversammlung über die beiden wichtigen Fragen zu hören, hätte sich dies selbst sagen können. Am Etat hat der Landtag wesentliche Aenderungen nicht vorgenommen. Abstriche an den Ausgaben schienen bei den außerordentlich sparsamen Einstellungen ohnehin nicht denkbar, vielmehr haben die Kammern die Aus- gabenspaltc noch um einige hunderttausend Mark ver mehrt. Dadurch, daß auch die Einnahmen etwas höher eingestellt wurden, war es unschwer möglich, den Etat zu balanzieren und den Reservefonds noch ein wenig zu ver stärken. Diese Behandlung des Etats läßt erkennen, daß die Stände schon von Beginn der Session an mit der Besserung unserer finanziellen Verhältnisse, die in letzter Stunde erfreulicher Weise vom Finanzminister konstatiert wurde, gerechnet haben. Interpellationen sind in dieser Session drei zu verzeichnen gewesen, die über das Buchholzer und das Rothenkirchener Eisenbahnunglück, welche von der Regie rung in befriedigender Weise beantwortet werden konnte, die Jesuiteninterpellation, die dem Lande die Ueber- zeugung gab, daß Sachsen niemals Konzessionen an den Reichszcntrumskurs machen wird, und die Interpellation wegen der Weigerung des Reichsmilitärfiskus, weiterhin Gemeindesteuern zu bezahlen, die so gut wie ergebnislos verlief. Von Anträgen aus der Mitte der Stündeversainm. lung find folgende zu verzeichnen: der A n t r a g R ü d e r und Genossen, die Aufhebung von § 19 des Ergänzungs- steuergesetzes betreffend, der in der Zweiten Kammer fast einstimmig angenommen, in der Ersten Kammer aber ab gelehnt wurde und auch im Vereinigungsverfahren zu keinem übereinstimmenden ständischen Beschlüsse führte, der Antrag Frege, betreffend das finanzielle Verhält nis des Reiches zu den Einzelstaaten, der in beiden Kammern in etwas abgeänderter Form angenommen wurde, die Anträge Andrä und Ahnert, die Zu- sammensetzung der Ersten Kammer betreffend, von denen der erste in der zweiten Kammer angenommen, der zweite abgelehnt wurde. Beide sind jedoch nicht bis vor das Forum der Ersten Kammer gelangt. Ferner der Demonstrationsantrag Spieß und Genossen, die Einführung einer obligatorischen Umsatzsteuer betreffend, der von der konservativen Mehrheit in der Zweiten Kammer durchgcdrückt wurde, dann aber — jedenfalls zur Freude der Regierung — unter den Tisch fiel. Endlich der Antrag Schill über die Kompetenz verhältnisse zwischen Justiz- und Verwaltungsbehörden, der zurückgezogen wurde, weil von der Regierung ent- gegenkommende Zusagen gemacht wurden. Die Zahl der Petitionen, die dem Landtage zu gegangen sind, ist Legion. Das zuletzt ausgegebene 23. Verzeichnis der Beschwerde- und Petitionsdeputation der Zweiten Kammer schließt mit der Nummer 1071 (!!) ab. Von diesen Petitionen, von denen eine sogar auf einer — Ansichtskarte eingegangen war, konnte die De putation natürlich nur die berechtigtsten und namentlich die von allgemeinerem Interesse bearbeiten und dem Plenum zur Beschlußfassung vorlegen. Es waren deren 272, doch ist wohl auch manche Petition, die Beachtung verdient hätte, der argen Geschäftslage zum Opfer ge- fallen. Der Landtag wurde auf den 10. November 1903 einberufen, er hat daher 6 Monate und 8 Tage gedauert. Während dieser Zeit hat die Zweite Kammer außer den Präliminarsitzungen 108 öffentliche Sitzungen, darunter drei Abendsitzungen, abgehalten. die Erste Kammer 59. Die Beschwerde- und Petitionsdeputation der Zweiten Kammer erledigte 272 Petitionen und Beschwerden in 42 Sitzungen, die Rechenschaftsdeputation hielt 38 Sitz ungen, die Finanzdeputation 89, in denen sie 9 Dekrete und 81 Petitionen erledigte, die Finanzdeputation D er ledigte in 40 Sitzungen 4 Dekrete und 223 Petitionen, die Gesetzgebungsdeputation in 54 Sitzungen 16 Dekrete und 516 Petitionen (zumeist zum Aerztegesetz und zur Ge meindesteuerreform). Die Zahl der Registrandeneingänge bei der Zweiten Kammer betrug 2324. 2. ver neue Zpionageroman. Was der „Matin" seinen Lesern über die neueste Spionen- gesckichte erzählt hat, ist an sich uninteressant. Wir müssen aber trotzdem auf die Publikation des französischen Blattes mit wenigen Worten eingeben, zunächst um festzu stellen, daß der „Matin", der stets „Gesinnung tragend in der zott'gen Hochbrust" vor Patriotismus überschwillt, in den Händen englischer Besitzer ist. Diese Tatsache allein gab von vornherein einen Fingerzeig für die Beurteilung seiner Spionagemitteilungen. Das Blatt und seine Hintermänner halten den Augenblick für sehr geeignet, gegen Deutschland zu Hetzen; wie denn auch der ministerielle „Temps" sich nicht entblödet, dem Kanzler des deutschen Reiches in kaum noch höflichen Ausdrücken eine Vorlosung über innere Politik zu halten. Daß es den ziem lich plumpen Intriganten nicht geluogen ist, den deutschen „Generalstab" auf gefährlicher Fährte zu ertappen, ist sehr erfreulich und die ganze Aktion dürfte in ihren Folgen damit abgetan sein. Nichtsdestoweniger darf man sich nicht verhehlen, daß dergleichen Angelegenheiten in einer mit Elektricität über ladenen Stimmung äußerst gefährlich werden können und wir möchten daher wieder einmal die Frage aufwerfen, ob denn die Spionage unentbehrlich, ob sie vor allen Dingen von solchem Wert ist, daß man die internationalen Beziehungen gefährdet, um irgend welche meist sebr frag würdige Mitteilungen zu erhalten. Auch dieser Fall beweist wieder, daß die Spione die einzelnen Länder stets gegeneinander ausspielen. Der patriotische Spion, den Cooper geschildert bat, existiert heute nicht mebr. Spionieren ist ein Geschäft wie manches andere. Die Herren, die zu diesem Zwecke verwendet werden, lassen sich naturgemäß gut bezahlen und eS wäre interessant zu erfahren, was den europäischen Großstaaten Jahr für Jahr die Spionage kostet. Unproduktiv sind die Ausgaben sicher in den meisten Fällen, denn seit dem Jahre 1870 haben sich auf allen Gebieten des Militärwesens so durchgreifende Aenderungen vollzogen, daß der Spionagedienst lange Jahre nicht eine einzige Tat sache zu Tage gefördert bat, die heute noch im Kriegsfälle von irgend welchem Nutzen sein könnte. Wir glauben, daß Deutschland auf dieses System gänzlich verzichten könnte. Schwerlich würde dadurch unsere Cbance für den nächsten Krieg verschlechtert werden. Die anderen Staaten würden eS wohl allerdings nicht für geboten halten, unserem Bei spiele zu folgen, allein wir könnten ihnen dies ruhig über lassen. Wir Alauden, daß die Spionage sehr viel gefährlicher als nützlich ist. Ein solcher Zwischenfall kann den Funken in« Pulverfaß schleudern und wir glauben, daß Deutschland wenig Lust hat, z. B. wegen ve« Herrn Felix Friedrich Scholz, zeitweilig wohnhaft zu Berlin, Hedemannstr. 8, einen Krieg zu führen, der diesmal der Kampf um die Existenz deS einen oder des anderen Volkes sein würde. ver Humana Oer fierrro. Die militärische Lage. Auf Grund der allerdings nur sehr dürftigen Meldungen läßt sich etwa folgendes Bild von der Verteilung der deutschen Streitkräfte geben. In Karibik an der Bahn Swakopmund-Windhuk ist, wie gemeldet, vor einigen Wochen eine neue, etwa 200 Mann starke Kolonne formiert worden, die unter der erprobten Führung des Leutnants v. Zülow, der zu Beginn des Aufstands dem bedrängten Okohandja die ersehnte Hülfe brachte, den weiten und gefahrvollen Marsch nach den Nordostdistrikten Otavi und Grootfontein bereits angetreten und am 18. dieses Monat« Okowakua- tjiwi (etwa 60 km nordöstlich von Omaruru) erreicht hat. Auf der Linie Omaruru - Outjo regt sich der Feind aufs neue, er wagte am 9. ds. Mts. nach einem Gefecht sogar Outjo selbst zu beschießen, zog sich dann aber nach Südoften in die Paresisberge zurück, in denen einstmals auch die vierte Kompagnie von Outjo operierte, deren Führer, Hauptmann Kliefoth, dann in dem Gefecht bei der benachbarten Helio graphenstation Etaneno verwundet worden ist. Heute wird Outjo von wenigen zurückgebliebenen Mann schaften jener Kompagnie, die selbst an den Haupt operationen Estorfs« teilnimmt, und von den dort ein gezogenen Reservisten ausreichend verteidigt. Immerhin beweist der freche Angriff auf Outjo, daß auch das Selbst- bewußsein der dortigen Banden keineswegs gemindert ist. Um Omaruru schwärmen mit erneuter Energie ebenfalls feindliche Scharen. Von Okombahe, der Hauptansiedlung der uns treugebliebenen Bergdamaras, und der Hererowerft Kawab ist das Auftauchen bewaffneter Horden nach Omaruru gemeldet, in Okombahe sind in der Nacht vom 2. zum 3. Mai Viehherden gestohlen worden, weshalb jetzt die 12. Kompagnie mit der Säuberung der Gegend be schäftigt ist. Der Distriktschef von Grootfontein im Nordoften, dem die Koloune Zülow Hülfe bringen soll, Oberleutnant Volkmanch, hatte am 28. April ein'Gefecht mit zwölf Reitern beiOkantwindi. Dasselbe liegt am Omuramba, ungefähr in der Spitze eines gleichschenkligen Dreieck«, dessen Hypotenuse die Linie Waterberg-Grootfontein darstellt. Der Omuramba- lauf bildet einen der zwei Hauptwege für ein Entweichen der Herero. Er führt nach den unerreichbaren Gegenden des öwangowa-Feldes. Darum hat Volkmann mit seinen Leuten den Auftrag erhalten, ein Entweichen der Herero nach Nordosten durch Sperrung des Omurambatals zu verhindern. Ob das Gefecht bei Okankwindi gegen Eingeborene aus der dortigen Gegend selbst oder gegen die ersten Vorläufer stärkerer, aus der Flucht aus dem Südwesten begriffener Banden geliefert wurde, ist aus der amtlichen Meldung nicht ersichtlich. Jedenfalls ist es Kobe Zeit, daß Zülow sich mit Voltmann vereinigt, denn das Detachement des letzteren wäre zur Lösung seiner Aufgabe völlig unzureichend, wenn erst, einmal stärkere Horden nahen und einen verzweifelten Durchbruchsversuch nach dem Nordosten wagen sollten. Die Nordwestkolonne v. Estorfs, welche die aus den Onjatibergen und den Tälern des oberen Swakop nach Norden zurückgebende Hauptmacht unter den Häuptlingen Samuel Maharero, Assa Riarua, Tjetjo von der östlichen Flanke her fassen sollte, ist über die Gegend von Onjatu noch nicht hinausgekommen. Die Kolonne v. Estorfs befindet sich in derselben ungeheuer schwierigen Lage, die den Gouverneur selbst nach dem Gefecht von Oviumbo zwang, mit der Hauptkolonne auf Otjofasu zurückzugehen. Inzwischen fliehen die Hererobanden unge hindert und im beschleunigten Tempo nach drei Teilen aus einander. Die Hauptbande zieht sich nach dem Waterberg. Man kann nur mit schwerer Besorgnis den weiteren Meldungen über das Vorgehen Estorffs entgegensetzen. Die Gefahr liegt nämlich sehr nahe, daß die Gelegenheit, die ehemalige Haupt abteilung des Feindes, die in den Onjatibergen so schön zu sammensaß, als einigermaßen geschlossene Truppe glücklich zu fassen, endgültig vorbei sein könnte. Die deutschen Führer träfe daran keine Schuld. Die örtlichen Verhältnisse legen ihnen bergehohe Schwierigkeiten in den Weg. Wir wollen hoffen, datz wir zu pessimistisch urteilen, und baß bald Nach richten einlaufen, wonach v. Estorff den Feind glücklich noch gefaßt und geschlagen hat. ver klirrirch-iapanirche Krieg. Asrropatkin» Rückzug abgeschnitten k Eine Drahtmelbung des „Daily Telegraph" aus Mukden vom 18. Mai besagt, heftige Regengüsse hemmen das Vor dringen der Japaner, dagegen melden Chinesen, daß eine japanische fliegende Kolonne dicht bei Mukden sei. DaS Ge rücht wird geglaubt. Die Morgenblätter veröffentlichen eine über Rom hierher gelangte Tokioer Drahtmeldung, der zufolge zwei japanische Divisionen den Rückzug KuropatkinS von Mukden abgeschnitten haben sollen. Untergang zweier japanischer Arieg«schiss«. In Tschisu sind von Dalny einige Russen einHetroffen, welche behaupten, daß am Montag bei einer Beschießung Port Arthurs zwei japanische Kriegsschiffe aus eine Mine aufgelaufen und gesunken seien. Nach der Meldung, der übrigens in Tschisu selbst wenig Glauben beigemessen wird, handelt es sich nm die Linienschiffe „Schikischima" und „Fugi". Der Untergang fand während der Beschießung Port Arthurs statt 'Die „Schikischima" soll innerdalb zwei Minuten gesunken sein, die „Fugi" dagegen, als sie iortbugsiert werden sollt,. Angeblich war keine Zeit, die Besatzung der „Schikischima" zu retten. Tie Russen behaupten, diese Informationen von dem kommandierenden Offizier Dalnys erhalten zu haben. Tie russischen Torpedoboote gingen aus dem Hafen von Port Arthur, zogen sich aber zurück nach dem Eintreffen von japanischen Verstärkungen. Die Hafeneinfahrt war vollkommen versperrt, aber jetzt, nachdem der von den Japanern versenkte Dampfer entfernt, wieder frei, aber immer noch gefährlich zu passieren. Die Verbindung nördlich von Dalny ist vollständig abgeschnitten. Es dürfte sich hierbei um eine Verwechselung mit folgenden vom AdmiralTogo unterm 19. d. M. gemeldeten Vorfällen handeln: Der Kreuzer „Kasuga" stieß bei dichtem Nebel bei Port Arthur gegen den Kreuzer „Joschino". Letzterer sank in wenigen Minuten, nur 90 Mann wurden gerettet. Am gleichen Tage stieß das Panzerschiff „Hatsufe" gegen eine russische Mine und sank. 300 Mann wurden durch Torpedoboote ge rettet. Ter Panzer „Hatsuse" war ein 1899 erbautes Linienschiff von 15 240 Tonnen Deplacement, mit 800 Mann Besatzung. Der Kreuzer „Joschino" war 1892 vom Stapel gelaufen, hatte 4225 Tonnen Deplacement und 385 Mann Besatzung. Line Scene an» Aarea Einer interessanten Schilderung deS augenblicklichen Leben« und Treibens in Söul, die aus der Feder deS Spezial korrespondenten des „Daily Telegraph" stammt, entnehmen wir folgende Stelle: „Sobald Truppen eintreffen, werden sie ohne Zeitversäumuis in die vorder bestimmten Quartiere geführt. Alles ist vorher fest gesetzt und genau bestimmt worden. Drei Mnuten nach ihrem Einrücken in die Quartiere erhalten die Leute ihr Essen, bestehend aus Suppe und Reis oder aus beidem. Dann kommt ein Offizier, um sich davon zu überzeugen, daß alles in den Quartieren in Ordnung ist. Hat er das getan, so befiehlt er den Leuten anzutreten und liest ihnen die verschiedenen Instruktionen vor. Als Beispiel sei nachstehende Instruktion wiedergegeben: „Soldaten, wir leben in Frieden mit der ganzen Welt, außer mit Rußland. Die ganze Welt beobachtet euer Verhalten, und der Kaiser und euer General lassen es euch einprägen, daß ihr 1) wie wahre Japaner gegen Fremde aller Stationen höflich zu sein habt. Jeder Verstoß gegen diese Vorschrift wird streng bestraft werden. 2) Trunkenheit ist in Friedenszell für einen Soldaten anstößig genug, wenn sie auch nicht immer so schwer bestraft wird, wie sie es verdiente. In Kriegs zeiten kann aber Trunkenheit nicht übersehen werden, und sie wird jedenfalls niemals als Milderungsgrund anerkannt werden. 3) Da die Koreaner unsere Verbündeten sind, müssen sie wie Brüder behandelt werden, und die koreanischen Frauen sind zu respektieren. Es ist euch zu Ohren gekommen, daß die Russen sich in gemeiner Weise ver gingen. Nun, wisset, wer den Koreanern auch nur das geringste Unrecht antut, wer ihnen auch nur ein Huhn wegnimmt, der wird kriegsgerichtlich bestraft werden, und ihr wißt, was das heißt. Ihr müßt außerordentlich vorsichtig sein, damit ihr nicht mit sremden Gesandtschastswachen oder überhaupt mit Fremden in Kon flikt geratet, denn diese Fremden sind wie wir selbst zum Schutz von Leben und Eigentum hier." Lin Rsstscker Schiff al» Rrieg»-epescheirb»ot. Unter vorstehender Ueberschrift veröffentlicht der „Rostocker Anz." einen Brief, der von einem Rostocker Bürger am 28. März aus Tschisu abgesandt ist und dem wir folgendes entnehmen: Ich führe jetzt ein sehr wechselvolles Leben, da mein Schiff als Kriegsdepeschenboot Verwendung findet. Es ist von der „Daily Mail" in London für 18 000 den Monat gechartert. Ich muß dahin fahren, wohin die Kriegs-Reporter wollen und wo sich die Schlachten abspielen sollen. Ich habe schon die ganze Korea-Küste abgesegelt, wohin sonst nie Schiffe kommen, ich war im Jalu-Flusse sowie den Pinghai-Jnlet ganz hinaus nach Pinghai, wo sich 60 Seemeilen oberhalb das Gesecht zwischen Russen und Japanern zngetragen hat. Die Japaner landen furchtbar viele Truppen in Cinnampoo (Pinghai-Jnlet). Die Truppen, 50000 Mann, marschieren alle nördlich, um sich südlich vom Jalu-Flusse zu sammeln. Es sind schon viele Japaner erfroren, denn hier im Norden herrscht noch eine fürchterliche Kälte; ich bin noch durchs Eis durchgebrochen und hatte zu tun, um wieder in See zu kommen. Die Japaner haben (auch schon viele Schiffe ver loren, verschweigen aber ihre Verluste. Die Hospitäler in Japan liegen alle voll von Verwundeten. Das Seegefecht bei Tschemulpo hat den Japanern auch viele Verluste eingebracht, doch sind die Ver wundeten alle auf einem Eiland 12 Seemeilen von Round-Jsle ge- landet und zwei Tage später durch japanische Dampfer abgeholt und nach Nagasaki gebracht. Auch haben sie ein Hochsee-Torvedoboot da selbst verloren, doch sogleich nach demGesechte dieMasten und Schorn steine gekappt, um die Spuren zu verwischen. Die Russen haben sich tavser gewehrt, zwei Schiffe kämpften gegen elf japanische. Die Russen baben alle ihre Munition verschaffen und sind dann nach der Reede von Tschemulpo zurückgedamvst, allerdings schwer beschädigt. Dann haben sie ihre Mannschaften auf anderen Kriegsschiffen in Sicherheit gebracht und ihre Schiffe in die Luft gesprengt Es ist ein trauriger Anblick, wie die Schiffe jetzt auf 5 Faden Wassertiefr liegen. Der große Kreuzer „Warjag" liegt auf der Steuerbord-Breitseite, seine Kanonen ra,en bei Ebbe ans dem Wasser. Das Kanonenboot „Koran" steht auf geradem Kiel, doch furchtbar verwüstet. Daneben liegt ein russischer Frachtdampser, der Petroleum in Kisten geladen hatte. Der Kapitän hat sein Schiff in Brand gesteckt und ist dann mit der Besatzung spurlos verschwunden, man sagt, er sei auf dem französischen Panzer kreuzer „Pascal" geflüchtet. Es war ein großartiger Anblick, da« rotglühende Schiff. Ich war gestern wieder unter den Forts von Port Arthur, die Russen passen jetzt besser aus als früher. Ich wurde schon 5 Seemeilen von Land von den russischen Torpedo booten angehalren, die auf uns seuertrn, jedoch sobald sie uns er kannten, sofort Signale zum Stoppen gaben. Dann kam ein Torpedoboot l^igsseits, unser ganze» Schiff wurde überholt und wir konnten weitersahren mit der Warnung, uns dem Lande nicht weiter zu nähern. Jetzt soll ich nach Niutschwang. L« wird eine sehr
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