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Dresdner Journal : 06.02.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-02-06
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186802063
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18680206
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18680206
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1868
- Monat1868-02
- Tag1868-02-06
- Monat1868-02
- Jahr1868
- Titel
- Dresdner Journal : 06.02.1868
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.H 3V. Donnerstag, den 6. Februar. Itz,inm«it1»»rKsr: > 8t»ittp«!lE«dItdr, »o««rd»Id a«» no-ss. Laoä«» ?c>»t a»ä 8 t« w p« I» u»vkt»x lÜL«. ^»drUek: «rklr—»xr ^Mrlick: l „ ,3 „ — „ »3 „ ,»srr«lr»prti^: rür et-u u»llw eln«r E«»p»It»n«o L«u«: 1 v°t.r „Li°^-°6t» <U. L.it.: 3 «rscheiiu»: VL-Iiek »lt Xa,u»t>n>« ä«r Soo«- uock k'eiOrtTG«, Xd«»<t» kür <t»o kol^«o<1«i> DresdnerImrml. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. 18«8. »nstratru-NUatzme K» k-^xo-Tuv-r«», 6«» vr«»8»«r ^our»»I», «d«»ck»».: 8. k)inol.«i, Lvo»F ko»,; I»»d»rU->«rU»- Vi,»-L«1p«1,-L»—I -kr»»kkLrt «. N.: 8n»»,,,«i» 3b VoOL»», >«rU». <Z»vrlv»'»ck« Nuedd., 8»,»»«,»»'« Soro»u, Uvooi.,« »u«,«; Ir«»«»: L 8e»l,o^«s Nr»»I»a:l, 8,»»a,»'» Xnooneoiiburo»», 3»»«», 8i»i. t k»»v»o; kriubkkart «.N.: ^»a«»',vli» 8uekli.; Lil»r Xo. 8to»»»», k»rj»: 8vr.i.i»» tl)«., (8, kl»c» <I« l» 8«,»,»«); kr»G: k». L»»i.i«:,'» Daeüü.; Vt«: Xl.. Orrii.i». qer»»«srdrr: LSiü^l. Lrpoäition äe, vr«»üo«r ^oar»»!«, vr«»6«Q, 8«. 7. Amtlicher Theil. Dre»tzen, 31. Januar. Se. Königliche Majestät haben allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der ordentliche Professor der orientalischen. Sprachen an der Universität Leipzig Vr. Heinrich Leberecht Flei scher den ihm von Sr. Majestät dem Könige von Preußen verliehenen Orden pour le mörtte für Wissen schaften und Künste annrhme und trage. Dresden, 3. Februar. Se. Königliche Majestät haben den zeithengen Regierungsrath bei der Kreis- direction Zwickau, Bernhard Heymann, zumFinanz- rath und Hilfsarbeiter im Finanzministerium allergnä- digst zu ernennen geruht. Dresden, 5. Februar. Se. Majestät der König haben allergnädigst zu genehmigen geruht, daß die nachgenannten Offiziere die ihnen Hon Sr. Hoheit dem Herzoge von Sachsen-Altenburg verliehenen Ordens- decorationen annehmen und tragen dürfen, und »war: Generalmajor von Thielau, König!. Generaladju tant, das Großkreuz; Major von Süßmilch, gen. Hörnig vom 2 Grenadier-Regimente, das Comthur- kreuz 2. Classe und Hauptmann von Schönberg- Pötting des Leib-Grenadier-Regiments das Ritter kreuz 1. Elaste des Sachsen-Ernestinifchen Hausordens. —- Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Tagesgeschichte. Dresden: Kammerverhandlungen. — Berlin: Vom Abgevrdnetenhause. Neuer bayer- scher Gesandter. Deckung des städtischen Deficits. — Kassel: Differenz in der Auslegung des Vertrags »wischen der Krone Preußen und dem Kurfürsten. — Altona: In Sachen der Zvllaversionalsumme. — München: Vom Hofe. Eisenbahnangelegenheit. Kammerverhandlungen. Adresse zu Gunsten des Papstes. — Wien: Ansprache des Kaisers an die Prager Deputation. Erlaß des Cultusministeriums bezüglich nichtkatholischer Kinder. Von den Delega tionen. Vereinbarung mit der Nationalbank. — Haag: Neuer Cabinetschef. — Florenz: Zur rö mischen Frage. — Bukarest: Vermischtes." - Dresdner Nachrichten. Pradinzialnachrichten. (Schneeberg. Frauenstein.) Eingrsandtes. Etatiftit nnd «olk»»irthschaft. Feuilletan. Inserate. Tageslalender. varsrnnach« richten. Beilage. Landtagsverhandlnnge». (Sitzung der Zweiten Kammer vom 5. Februar.) Inserate. Telegraphische Nachrichten. Wien, Dienstag, 4. Aebrnar, Abends. (W. T. B.) In den Delenatiaarn ist hente da» EzposL »rr- theilt warben, welche» Erlänternngen ;» dem, 1L8 Aktenstücke ent haltender» Nathbuch girbt. Ueber die deutschen Angelegenheiten heißt es in dem Exposö: Oesterreich hegt seit dem Prager Frie den gegenüber Preußen und Italien dieselben fried liebenden und freundschaftlichen Gesinnungen, welche es in seinem Verhältnis zu andern Mächten bethätigt. Wenngleich der Verlust seiner Stellung in Deutschland für Oesterreich keineswegs das Aufhören aller Sympa thien für seine vormaligen Bundesgenosten bedeutete, so konnte doch die kaiserliche Regierung bei der Luxem burger Angelegenheit nicht Partei für Preußen ergreifen: ebensowenig wollte sie aus einem Kriege zwischen Frankreich und Preußen Vortheil ziehen. Sie trug deshalb dafür Sorge, daß auch bei dem Kaiser Napoleon und den französischen Staatsmännern nicht der Glaube entstehen konnte, als ob eine Mitwirkung Oesterreichs bei einem Kampfe gegen Preußen zu er warten sei. Die parteilose und neutrale Haltung Oesterreichs mußte wesentlich zur Erhaltung des Frie dens beitragen. Bei einer weitern Geltendmachung der guten Dienste Oesterreichs war ein hohes Maß von Vorsicht geboten, da man weder einen Druck auf Preu ßen ausüben wollte, um dasselbe zur Aufopferung eines deutschnationalen Interesses zu vermögen, noch sich dem Verdachte aussetzen konnte, als wolle man Preußen im Widerstande -egen die Austragung des Conflicts be stärken. Ueber das Verhältniß zwischen Preußen nnd den süddeutschen Staaten sagt das Expose: Ohne von ihrem seit dem Prager Frieden eingenommenen Stand punkte »urückzutreten, ließ sich die kaiserliche Regierung durch die infolge der preußisch-süddeutschen Allianz- Verträge geschaffene neue factische Lage weder von der Fortsetzung ihrer Bemühungen für die Aufrechterhal tung des Friedens abhalten, noch glaubte sie auf Grund ihres formellen Rechtes bestimmte Proteste rntgegcn- stellen zu sollen. Sie beurtheilte di« Verträge wegen der Reorganisation und der parlamentarischen Vertre tung des Zollvereins mit wohlwollender Zurückhaltung, wiewohl auch diese Verträge das Selbstbcstimmungs- recht der süddeutschen Staaten in wichtigen Bestimmun- aen beschränken und die Entschließungen derselben denen Preußens unterordnen. Ebenso versöhnlich betrachtete die kaiserliche Regierung dienordschleswigscheAn- aelegenheit. Die Bestimmungen des Art. 5 des Prager Friedensvertrages, welche die Spur der Ver mittlung Frankreichs an sich tragen, sind bis jetzt noch nicht ausgeführt worden. Schließlich ist die Thatsache nicht zu übergehen, daß sich unter dem Eindrücke der Gefahr eines europäischen Krieges in Berlin und Mün chen mancher ernste Blick nach Oesterreich wendete. Indessen lauteten die über die Verhältnisse eines etwaigen neuen Bundes erfolgten Andeutungen zu unbestimmt, und schienen das Interesse des einen Theiles zu ein seitig zu wahren, als daß ihnen Oesterreich die Frei heit der Bewegung, welche es gegen frühere, mit dem Unteraange des Deutschen Bundes aufgehobene Rechte und Pflichten eingetauscht hat, zum Opfer hätte brin gen können. Ueber die Beziehungen zu Italien und dem römischen Stuhl heißt es: Ebenso wie Oesterreich entschiedene»» Werth auf freundschaftliche Beziehungen zu Italien legte, eben so entgegenkommend war das letztere. Der Abzug der französischen Besatzung aus Rom weckte die Leidenschaften neuerdings und offen barte die ganze Gefährlichkeit des Conflicts zwischen dem italienischen Ansprüche auf Einheit und der In teressen der Katholicität. Dem Papste wurden die offensten Erklärungen über die Unmöglichkeit eines ma teriellen Beistandes feiten Oesterreichs gegeben. In der im November 1866 zum Schutze der öfterreichschen Staatsangehörigen erfolgten Sendung einer österreich- schen Corpette nach Civitavecchia wollte Frankreich an fänglich ein Mißtrauensvotum erblicken. Die hierauf erfolgten gegenseitigen Erklärung«» befriedigten und machten den Entschluß Frankreichs, auf Erfüllung der Septemberconvention auf das Entschiedenste »u bestehen, unzweifelhaft. Die Besorgnisse der römische»» Diplo matie veranlaßten Oesterreich im März 1867, auf die drohende»» Eventualitäten im Kirchenstaate bei Frank reich in erörternder Weise hinzudeuten. Damals wurde die Größe der Gefahr in Paris bezweifelt. — Nach einer Recapitulation der Ereignisse des Septembers im Kir chenstaate schließt das Exposö folgendermaßen: Die kai serliche Regierung nahm in Würdigung des gerechten Wunsches, Frankreich seine Verantwortlichkeit durch Vor legung der römischen Frage zu einer gemeinsamen Bc- rathung der sämmtlichen europäische»» Mächte zu er leichtern, sowohl die Einladung zur Konferenz ohne ein bestimmtes Programm, als den anderseitigen Wunsch nach einer der Conferen» vorhergehenden Berathung der fünf Großmächte rückhaltlos an und erwartet nun mehr, ob eine spätere Verwirklichung des Vorschlages erfolgen wird. In Betreff der orienlalischen Angelegen heiten wird gesagt, daß die völkerrechtlichen Verbind lichkeiten und guten Beziehungen Oesterreichs zur Re gierung des Sultans ersteres von einer etwaigen Unterstützung des kandiotischen Aufstandes abhalten. Das Exposö hebt das tiefe Interesse hervor, welches Oesterreich an einer befriedigenden Gestaltung der Verhältnisse zwischen der türkischen Regierung und der christliche»» Bevölkerung in der Türkei nimmt, und weist auf die österrcichsche Vermittelung in dem Streite mit Montenegro, in der Frage derserbischen Festungen, sowie auf die Bemühungen Rußlands hin, ein übereinstim mendes Vorgehen der europäischen Großstaaten zu dem Zwecke herbeizuführen, daß die christliche»» Bevölkerun gen von einschränkenden illusorischen Bestimmungen be freit würden. Der Erfolg der von Oesterreich ausge- gangencn Anregung entsprach der gehegten (Erwartung nicht. Die hauptsächlichsten Einwendungen der west- mächtlichen Höfe bezogen sich auf die Vortheile, durch welche die Zustimmung Rußlands gewonnen werden solK. Sogar blickte der seltsame und aanz ungegrün dete Verdacht eines bereits erzielten Einverständnisses zwischen Oesterreich und Rußland hindurch. Angesichts dieser Bedenken verzichtete die kaiserliche Regierung darauf, die Durchführung ihrer Absichten zu betreiben, schloß sich jedoch anderseltigen Bemühungen an, welche eine haltbare Grundlage gewähren konnten. Das Ex pose führt aus, daß die Nichttheilnahme Oesterreichs an den Collectivschritten der Mächte dasselbe nicht ab gehalten habe, der Forderung einer Untersuchungs commission für Kandia zuzustimmen. Tas Verlangen der türkischen Regierung, daß vorher die fremden Ein dringlinge von der Insel entfernt werde»» sollten, er schien dem Wiener Cabinet als ein ungerechtfertigtes Mißtrauen. Tie Zusammenkunft in Salzburg bot Ver anlassung zur Verernbarung gewisser Grundzüge, welche bezweckten, die Pforte zur Verzichtleistung auf die Be dingungen zu vermögen, an welche sie die Zustimmung zur Einsetzung einer Untersuchungscommission knüpfte. Die mittlerweile von der türkischen Regierung begonnene reformatorische Thätigkeit rechtfertigte die veränderte Haltung Oesterreichs und Frankreichs. Tas Expose schließt mit einem Hinweis auf die letzte Erklärung der Garantiemächte und die Rückäußerung der türkischen Regierung, daß das Beruhigungswcrk auf Kandia in erfreulichster Weise fvrtschreite, und erwähnt zuletzt die freundnachbarlichen Beziehungen zu den Tonaufürsten- thümern, sowie die an die serbische Regierung gerich teten dringlichen Vorstellungen anläßlich der in diesem Lande sich kund-ebenden gefährlichen Bewegungen. Wien, 4. Februar. (Tel. d. Boh.) Die b»l,— rischen Meldungen, daß sich auf rumänische» Gebiete bewnffnrte Banden in eiaer Stärke »an MM—4VV6 Mann gezeigt habe», welche zu« Einfall in vulanrie» und zur Nevolutianirung de» Lautz«» bereit stehe», werden heute gleichzeitig au» K»»st»»1i»>prl, Part» und London bestätigt. Pari», Dien»tag, 4. Februar, «bentz». (W.T.B.) Der gesetzgebende Körper begann in seiner heutigen Sitzung die Speeialberathung de» Paßgesetze». Gegen den ersten Artikel, Welcker die vorgängige Genehmigung der Regierung zur Gründung von Zei tungen abschafft, sprach Benoit. Der Staatsminlster Rouher nahm darauf das Wort. Derselbe besprach den kaiserliche»» Brief vom 19. Januar d. I. und stellte in Abrede, daß die Regierung versucht habe, die libe rale Bewegung zu hemmen. „Wir haben — sagte der Minister — das uns anvertraute Werk aufrichtig über nommen. Es haben sich gewisse Bedenken über die Zweckmäßigkeit des Gesetzes kundgegeben. Wir haben reiflich die Frage geprüft, und das Resultat dieser Prüfung ist der feste Wille, das Gesetz mit aller Kraft aufrecht zu halten. Diese Verpflichtung sind wir ein- aegangen, und vor einer Verpflichtung weicht eine starke Regierung niemals zurück. Wir fürchten die Presse nicht, denn wir haben die Mittel, dieselbe im Zaum zu halten." Der Minister glaubt nicht an die Be schwichtigung der Parteien, wohl aber an die Ohnmacht derselben. Darum müsse die Majorität fest zu den Ent schlüssen der Regierung stehen und sich nicht spalten. Der Minister schließt: „Eine neue Generation ist ge kommen. Die 4 Millionen Wähler, welche das Kaiser- thum errichteten, sind nicht mehr. Neue 4 Millionen Wähler beleben die Nation mit neuem Eifer. Wir dürfen sie nicht aufhalten, wohl aber müssen wir sie leiten." Ter erste Artikel n »rde hierauf «it LIS g«e« 7 Stimmen angenommen. Ebenso grlangen die Artikel L uud 3 de» Prcßgesetze» zur Annahme. Die zu letz» ter« Artikel gestellte« Amendement», de» Zeitung»» stempel betreffend, werden verworfen. Die „Pairie" mrldrt: Der Kaiser hat hente vor mittag den Präsidenten de» gesetzgebende« Kärprr», sowie mehrere Ministrr und Mitglieder de» geheime» Nathe» empfangen. Pari», «ittwach, ö. Januar. (W.T.B.) Dar hrntjge „Maniwur" berichtet, »aß »ei dem am 2. tz. stattgrhabtrn Empfange de« ftanzifische« Botschafter» in Berlin, Benedetti, al» Gesandter Fraakieich» »ei« Norddeutschen Bunde, der König von Preußen seine Befriedigung über diesen Schritt Frankreich« au»» gesprochen hat, welcher ein fichrre» Pfand für die frrundschaftlichcn Beziehungen beider Regierungen gebe. Der König von Preußen erwähnte ferner die angenehme Erinnerung, welche ihm der vom fr««zi» sichen Kaiserpaare in Pari« bereitete Empfang stet» gewähre. Florenz, Tien»tag, 4. Februar, Abead«. (W T. B.) An nntrrrichtrtrr Stelle werden die Nachrichte» über den bevorstehenden oder schon rrfolgten Abschlnß einer neuen Convention zwischen Italien und Frank reich als unbegründet bezeichnet (vergl. unter „Dages- gcsch'chte"). Da« Ministerium bemühe sich i» vrgr»» theil wieder auf den Zustand der Septembereonorntio» zurückzukommen. - Eine Gesellschaft englischer Capita» listen hat der Regierung ein Anrrbirtr« zu einer Fi nanzoperation in Hohe von 4W Millionen gemacht. In der Trpntirtentammrr wurde« heute sim«t« lichr bapitel de« Etat» der Juftizver»aitn»g ange nommen. Darauf brachte der Finanzminiftrr Gesetz- Vorlagen ein, betreffend die Erhebung der direkte» Stenern, die Verwaltung drr Staat»güter, da» Staat»» rechnungtwejrn und dir Umgestaltung der für Regie« rungSeonrtjsionen zu entrichtenden Steuer«. Feuilleton. K. Hostheiter. Dienstag, den 4. Februar, wurde K. Gutzkow's Schauspiel „Werner oder Herz und Welt" gegeben, eines seiner früher«, mit jugend lichem Schwünge, schwärmerischem Gefühl und kühnem Griffe verfaßten Dramen. Ist darin eine inhaltschwere Frage drr Gesellschaft auch nicht erschöpfend poetisch gelöst, und erweckt das Eüjet in der obwohl wahren Enthüllung häuslicher Eheconflicte namentlich im drit ten Acte viel Peinliches und Quälendes für unsre Empfindung: so ist es Gutzkow doch gelungen, von der excentmschen Idealität, mit welcher Werner seine Jugendliebe mit der bestehenden Ehe in Opposition setzt, das entsittlichende Moment fern zu halten und den im schweren Kampfe erkrankten Schwärmer durch Lösung der innern Motive dieses Kampfes selbst zum Siege zu führen. Die Schwächen de- Stückes liegen weniger in der Erfindung zur Lösung des drohenden tragischen Eonflicts — der Heirath Marirn's, der Be rning Wrrncr's an eine Universität — als in der zu geringen Vorbereitung, welche diese Lösung erfährt, in der noch zu tief geschilderten Liebe Marirn's, wo durch uns ihre Heirath als rin »u schmrrzlichrs Opfrr rrschrint, und in einigen Motivirungen, die unserm Gefühl widerstreben. Während die drei ersten Acte sich durch einen klaren dramatischen Aufbau au-zeich- nen, stehcn namentlich dir bridrn letzten darin zurück und deutrn zu merklich auf die Unschlüssigkrit d«S Autor» für den Abschlnß de» Stücke» und auf nicht völlig durchgearbritetr Arndrrungrn desselben. Und in drr That enthält dir frühere Ausgabe diesrs Schauspiel» rin» doppelte Abfassung der beiden letzten Acte Un streitig aber hat Gutzkow da- schwierige Eüjet mit tiefer psychologischer Crkenntniß behandelt, die Charak ¬ tere, die wechselnden Gefühlsstimmungen und verbor gene Regungen der Menschenseele mit Geist und Wahr heit geschildert und bedeutende dramatische Momente in ergrerfender Weise dargestellt. Mit bewunderungswürdigem geistigen Colorit des Tones charakterisirte Herr Emil Devrient die schwer- müthig träumerische, gedrückte Gemüthsstimmuug des mit der Welt zerfallenen, inuerlichst gepeinigten Wer ner, dem in seiner ersten Liebe zugleich die Erinnerung an rin reineres selbstständiges Leben, an seine ver lorene Manncswürde in lebendigster Mahnung ent- gegentrttt. Drr Künstlrr führte diese Partie durch alle Stadien tiefer Grmüthskrankhrit, traumhaft wieder- erstrhender Jugendliebe, leidenschaftlicher Steigrrung, Selbstvergessenheit und edler Wiedrrerhcbuna zu voll rndetrr Gestaltung. Die innere Noblesse derselbe»» mil dert möglichst den Eindruck des schwankenden haltlosen Wesens Wrrnrr's. Gutzkow sagt sehr wahr in seiner spätrrn Edition dieses Stückes: „wer die schöne, selbst so tief ergriffene und darum auch andere ergreifende Leistung Emil Tevrirnt's als Heinrich v. Jordan gr- srbku, wird den Zusammrnhang cinrr solchen Gestalt m»t dem Leben drr mvdrrnen Wrlt nicht in Abredr stellen." Sehr vorzüglich durch wriblich sympathische»», natürlichtu und einfach hrrzlichrn Ausdruck, dramatisch wahr und edel grhaltrn im Spiel war Fräulein Lan- genhaun's Darstellung drr Julie, — »hrrr vrrletzten Lirbe, drr lridensckaftlichcn Urbrrcilung ihrrs grkrank- trn Ctolzrs, dr» Sirgrs ihres Herzens. Diesen Leistungen schlossen sich mit bestem Be mühen in trefflicher Weise dir übriarn Mitwirkrndrn an. Namentlich Fräulrin Guinand in sehr löblicher Wirdrrgabe drr lridvvllen und sckwirrigrn Rollt drr Marir Wintrr; Hrrr Wingrr als »r. Fel»; Hrrr Walther, drr dir jchuftigr krirchrndr Natur des Assessors Wolf gut, nur etwas zu äußerlich erkennbar zeichnrt; Herr Kramer, der den lebensfrohen Sinn des Referendars Fels ein weni^ maßvoller malen könnte, und Herr Jaffe, als Präsident v. Jordan. Tie Gesammtvorstellung war eine lobenswcrthe, und das gefüllte Haus spendete wärmsten und aufs Lebhafteste angeregten Beifall. C. Banck. Der Rtiseude Wirr and Fr«u. (Fortsetzung.) Unsre Reisenden gelangte»» im Juli 1863 nach Obbo, wo sie alle ihre Kameelc, Pferde und Esel verloren. Die ungesunde Lage des Ortes zwang sie bald zur Weiterreise. Ta ihnen keine Pferde mebr zu Gebote standtu, so erhandelte Baker für sich und seine Frau zwei Ochsen, die sich aber anfangs ziemlich störrisch und »»»lenksam erwiese»» und die Frau mehrmals abwarfen. Ein ziemlicher Cmbonpoint scheint Letzterer die Reise erschwert zu haben. So rrzählt Baker einmal: „Ein Sumpf war so tief, daß das Gepäck stückweise von mehrern Männern hinübcrgetragcn werden mußte; meine Frau, die derselben Operation unterworfen werd«» sollte, war zu schwer, und die Leute kamen wieder mit ihr zu rück, weil es unausfübrbar war. Ich versuchte sie da her auf meinem Rücken hinüberzutragen; als wir uns aber in drr Mitte des Eumpfts befanden, gab der Grund nach und ich sank tiefer und tiefer, wäh rend sie wie ein Frosch in drm schlammigen Wasser zappelte. Erst den vereinigten Anstrengungen meiner Leute gelang es, uns wieder herauszuzieben und aufs Trockne zu bringen." Von Obbo zog Baker nach Echua, durch Rionga's Land nach den von Speke beschriebenen Larrima Katarakten nnd dann nach Mruli, der Re sidenz des König- Kamrasi, von dem er ein Sckutz- gelrite auf seinem Zuge zur Entdeckung de- Nyanza sich verschaffen wollte. Der König zögerte jedoch mit der Erfüllung seines Versprechens 14 Tage lang in der Hoffnung, täglich noch ein Geschenk erzielen zu können. Zuletzt verlangte er sogar Baker's Frau. Ba ker erzählt den Hergang folgendermaßen. „Ich ersuchte jetzt Kamrasi, er möge uns erlauben, Abschied zu neh men, da wir auch nicht eine Stunde zu verlieren hät ten. Er antwortete auf die kaltblütigste Weise: „Ich will Sie nach dem See und nach Schor senden, wie ich versprochen habe; aber Sie müssen Ihr Weib bet mir lassen I " „In diesem Augenblicke wurden wir von einer großen Anzahl Einaeborner umringt, und mein Verdacht, daß, als wir über den Kasur geführt wur den, Verrath im Spiele war, schien sich durch diese unverschämte Forderung zu bestätigen. Wenn dies da» Ende der Expedition sein sollte, so war ich entschlos sen, daß es auch das Ende Kamrasi's sein müsse; ich zog ruhig meinen Revolver, hielt ihm denselben bis auf zwei Fuß auf die Brust, sah ihn mit unverhohlener Verachtung an und sagte, wenn »ch den Drücker be rührte, könne seine ganze Mannschaft ihn nicht retten, und wen»» er noch einmal »vage, diese Beleidigung aus- zusprechcn, würde ick ihn auf der Stelle erschießen. Zugleich erklärte ich »bm, daß in meinem Land« solche Unverschämtheit zu Blutvergießen führen würde, daß ich ihn aber als einer» unwissenden Ochsen ansähr, der nichts Besseres kennte, und daß diese Entschuldigung allein ihn retten könne. Meine Frau, die natürlich entrüstet war, hatte sich von ihrem Sitze erhoben und hielt ihm, wüthend vor» der augenblicklichen Aufregung, eine kleine Rede in arabischer Sprache — von welcher er kein Wort verstand —, wobei sie rin Gefickt machte, das fast ebenso lirbrnswürdia war, wir da- Haup: der Medusa. Der ganze Auftritt machte ihn völlig be stürzt; Frau Batjchitr, eine Zaft der Kran Baker, ob»
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