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Wilsdruffer Tageblatt : 03.02.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-02-03
- Sprache
- German
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192802039
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19280203
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19280203
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWilsdruffer Tageblatt
- Jahr1928
- Monat1928-02
- Tag1928-02-03
- Monat1928-02
- Jahr1928
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 03.02.1928
- Autor
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MsdmfferMMM National« Tageszeitung für die Landwirtschaft, «rsch«du « »I« rv<r>lt«g«il «chMiU«,« s «tz,. >»pi,,Pr«i«: V«I «kh»l»m« i» «»» Ken AnngaktsULrn ; «M. im dri knrch vi« »,ttn LL0 AM., dci Pokbeft-ll««, k ««. juiLslich «dtrn^ ,-düdr. Li«,rl«ummern Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgehend »^«»»>->«richSst,».!!« — ! U n-hme» ,» jeder Ze« Be. "»Falle hdhrrer Semolt, Arie, °dersonfti,er»etried»itdr»n,rn beftehl kein «nspr»ch «»s Licserun, S«ua»« ader«Lr,W,, B«,»,,Preis«. — «ücksc»d>ni, ei»,es««dter »christftü^e «s»l,t mer, »r>m Port» dritte,!. für Bürgertum, Beamte, AngefleNe u. Arbeiter. «n,ri,enPr«i,: die 8 ocsPolre»« ««»meeile 2« «ps,., di« 1 ,rsP«tte« geil« »er amtlichen »elimn,tmach>n«,e« 4«««tch» pjenni,, di« Z,rsp»lie»e «edlnme,«U» t» textlich«« Teile l Reichamark. R»chw«ts»»,»,edlihr A> Reichapseaai^. «am Fernsprecher- Amt Wilsdruff Nr. 6 «»nahm-diavorm.louhr. »» Für die Richli,k«t« da ¬ durch Frruruf übermittel!enAnjcigeu übernehme» mir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wen» derBete», dmred Itla,« ein,exogen werden mutz oderderAustraggeberin «onkur» ,erLl. Anzeigennebmcn alle Bcrmittluu,»stellen e»t,e^n. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, .des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Freitag, den 3 Februar 1928 Rr. 29. — 87. Jahrgang Telegr.-Adr.: .Amtsblatt« Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2646 Briefe, die ihn erreichten. Wenn zwei sich politische Briefe schreiben, freut sich der dritte. Briefe schreiben ist im politischen Leben noch schlimmer als Reden halten. Am schlimmsten wird das, wenn besagte Briefe zwei „Ehepartner" schreiben; denn als eine Ehe, freilich als eine Vernnnftehe, be trachtet man ja die jetzige Regierungskoalition. Und in dieser Vernuuftehe — auf Kündigung — haben sich Deutschnationale "und Zentrum Briefe geschrieben. Ein schlechtes Zeichen! Vorher hat man wenigstens bloß Reden gegenein ander gehalten und das gab ein Geplänkel, dem in der Hauptsache uur die Parlamentarier Aufmerksamkeit schenkten. Dann aber wurde es schon schlimmer: man tauschte Erklärungen aus. Teils wurden sie verstanden, teils mißverstanden — und dann behauptet die Gegen seite natürlich, das geschehe mit Absicht. Sagt es dazu noch schriftlich. Und die Opposition ist der lachende Dritte, weil er solche „Ehezerwürfnisse" natürlich sehr gern sieht. Die Deutschnationalen waren entrüstet über die Schärfe des Tones, den der zweite Zentrumsredner bei der Etatsdebatte, Ulitzka, gegen den deutschnationale,l Redner von Freytagh-Loringhoven angeschlagen hatte, und e- kam zu — mündlichen — Auseinandersetzungen in klei nem Kreise, zwischen den Parteivorsitzenden. Darüber veröffentlichten nun wieder die Deutschnationalen eine Erklärung, in der zu lesen war, ihnen sei von offizieller Zentrumsseite mitgeteilt worden, daß die Angriffe Ulitzkas den Absichten seiner Partei nicht entsprochen, hätten. Da protestiert der Zentrumsvorsitzende von Guörard; auch schriftlich. In dieser Form habe er das nicht gesagt. Verlangt Widerruf. Da kommt von der anderen Seite wieder eine Erklärung, die jenen ersten Wortlaut abmildert. Schriftlich natürlich. Alles offi ziell. Und als Schlußpunkt eine Zeitungsnotiz, das Zentrum billige durchaus die Reds Ulitzkas, betrachte aber dis ganze Sache durch die Ausführungen des zweiten oeutschnattonaten Sprechers als erledigt. Na, also! Ebenso hat ja auch Dr. Stresemann in seiner Rede über den diesen Auseinandersetzungen zugrunde liegenden Konflikt eine reichliche Menge B e r u h i g u n g s öl ge gossen. Zwar kann man von den „Ehepartnern" noch nicht sagen: „In den Armen liegen sich beide und weinen vor Schmerz und vor Freude" — aber im Reichstag kann man ein bekanntes Sprichwort dahin variieren: Kleine Zänkereien erhalten die Freundschaft , Das Zentrum will sich aber noch nach einer anderen Seite hin als Briefschreiber betätigen. Wegen des Schulgesetzen t w urfes. Die Deutsche Volkspartei w" e.ncn Brief bekommen, zwischen dessen Zeilen sozu- Ultimatums zu lesen ist, um mii Karl Wippchen zu sprechen. Die Simultanschule ist hier Anstöße,s. Schon sind die Propheten auft gestanoen und erklären besagten Stein als die Klippe, su' der die ganze Koalition zerschellen werde. So weit i,t s aoer nicht; vorläufig haben erst Verhandlungen be gonnen. Allerdings aber mündliche. Natürlich sind Zentrum wie Volkspartei in düsterer Entschlossenheit zu diesen Besprechungen herangerückt, aber bisher — sind wenigstens keine Briefe geschrieben worden. Da braucht man also die Folgerung noch nicht aufzugeben, daß es den Vielfach bewährten parlamentarischen Politikern schon gelingen wird, ein Kompromiß zustande zu bringen. Ost wurde das unmöglich Erscheinende doch noch Ereignis. Allerdings nur dann, wenn man sich — keine Briefe schrieb. Das gefährdete Schulgesetz. Neue V e r st ä u d i g u n g s v e r s u ch e. Der erkrankte Reichskanzler Dr. Marx hat in seiner Wohnung mit dem Neichsanpenminister Dr. Strese- m ann über den Entwurf des Ncichsschulgcsctzes ver handelt, ebenso haben Besprechungen mit den Führern der Zentrumsfraktion des Reichstages stattgefunden. Da Dr. Marx gleichzeitig Vorsitzender der Zentrumspartei wie Dr. Stresemann derjenige der Deutschen Volkspartei ist, kann man diese Vorgänge als erneute Versuche zur Einigung zwischen den beiden in der Frage sich scharf gegenüberstehenden Regierungsparteien betrachten. Strittig sind dabei vor allen Dingen die §8 9, 14 und 20, die von dem geordneten Schulbetrieb, der Bestimmung der im Religionsunterricht benutzten Lehrbücher und den Simultauschulländern handeln Im Mittelpunkt steht die im 8 20 enthaltene Simultanschulangelegenheit. Be merkenswert ist in dem Zusammenhänge eine Äußerung des Zentralorgans der Zentrumspartei, der Germania. Sie schreibt: Sollte die Deutsche Volkspartci aus ihrem im Aus schuß angenommenen Antrag bestehen und den Forde rungen des Zentrums nicht gerecht werden, so hat die Zentrumsfraktion an weiteren Verhandlungen kein In teresse mehr. Es wird also dann zu einer zweiten Le sung der Vorlage im Ausschuß überhaupt nicht mehr kommen. Sie MM MM an Nr. StreMann Paris, 2. Februar. Der Senat hat heute nachmittag, die De batte über die Außenpolitik fortgesetzt. Nach einigen Interpellan ten hielt Außenminister Briand die mit Spannung erwartete Rede, in der er auf die Rede Stresemanns antwortete. Briand begann mit dem Hinweis auf die Notwendigkeit, jedes zwischen Deutschland und Frankreich noch bestehende Mißverständnis aus- zumerzen. In dem Abkommen von Locarno muß man den Geist und den Buchstaben berücksichtigen. Außenminister Stresemann zieht es vor, aus der Seite des Geistes zu bleiben und nicht auf der Seite der Realitäten des Pattes. Streseman ist ein positiver Geist, aber er neigt zu der Tendenz, im Garten der Oelbäume von Locarno spazieren zu gehen, in dem er die Hand ausstreckt zum Nehmen, aber nicht, um zu geben. Was Stresemann von der Heuchelei gesagt habe hinsichtlich der Sicherheitsfrage, bcdaure er. Aber Stresemann habe den alten kriegerischen Geist, der vielleicht noch nicht ganz tot sei, stets bekämpft. Aber ich, so fuhr Briand fort, muß mich an Streseman wenden und ihm sagen: Sie behaupten, daß die Haltung Frankreichs eine Erniedrigung für Deutschland ist. Ich habe sicherlich Vertrauen zu Ihnen, aber morgen kann vielleicht die Partei -eg Abgeordneten v. Frey- tagh zur Macht kommen, was wird dann geschehen? Es steht fest, daß sich in der Partei des Abgeordneten v. Freytagh eine Wand lung in der Beurteilung der Locarnopolitik vollzogen bat, aber es bleiben doch unmer gewiße Dinge, die unsere Sorge um eine Sicherheitsgarantie rechtfertigen. Die Besetzung hat ihren Cha rakter vollkommen geändert. Ohne Zweifel bleibt sie noch für die Deutschen eine unangenehme Sache. Wenn Stresemann sagt: Wir haben nichts gewonnen und man ist enttäuscht worden, so ist das unrichtig. Deutschland ist von allen internationalen Regelungen ausgeschlossen gewesen. Es arbeitet jetzt mit den Mächten und es hat nicht das Recht, die Lage zu verkennen, die es jetzt ein nimmt. Deutschland erklärt, daß. Frankreich jetzt alle notwendigen Garantien für seine Sicherheit besitze. Im Rheinland steht Frank reich nicht allein. Am Rhein stehen die Alliierten und Frankreich kann nicht über die Aufrechterhaltung oder Beseitigung der Be setzung entscheiden. Man darf also nicht bei dieser Frage von Heuchelei sprechen. Stresemann Habs in Thoiry hinsichtlich der Frage der vorzeitigen Leistung der Reparationszahlungen er widert, er werde sie mit den Finanzsachverständigen prüfen und Vorschläge unterbreiten. Diese Vorschläge habe Briand aber niemals erhalten. (?) Auch heute weigert sich Frankreich nicht, das Räumungsprvblem aufs neue zu prüfen, aber wohlverstanden nur im Einverständnis mit seinen Alliierten. Was die Entmili tarisierung einer 50-Kilomcterzone anbelangt, so handelt es sich nicht um die Kentrolle von Hunderten von Kontrollbeamten. Diese Zone ist aber nicht nur im Interesse Deutschlands, sondern auch Frankreichs errichtet worden. Der vorgesehene Garautie- mechonismus muß eben spielen, und zwar in dem vom Völkerbund vorgesehenen Rahmen. In diesem Geiste will ich mit den Ver tretern Deutschlands verhandeln. Im Hinweis-aus die bereits durch Frankreich selbst vollzogene Verminderung der Rüstungen, fuhr Briand fort, daß hinsichtlich des Zustandes in der Repara- tivnsftage das Jahr 1928 nicht zu Ende gehen wird, ohne daß diese ernste Frage in ihrer Gesamtheit geregelt wird, und zwar so, daß hierdürch die Hosfnung auf den allgemeinen Frieden konsoli diert wird. Vertrauensvotum des Senats. Paris, 2. Februar. Der Senat hat im Anschluß an die Rede Briands mit allen gegen eine Stimm: die Tagesordnung Mar- raud angenommen, in der es heißt: Der Senat spricht der Re gierung das Vertrauen aus, daß sie immer mehr die Friedens garantten verstärkt, die Achtung vor den Verträgen ausrechterhält und die nationale Sicherheit gewährleistet, und billigt die Er klärungen des Ministers des Aeußeren. Jas Schicksal der besetzten Gebiete. Raumungsforderung im Reichstage. (374. Sitzung.) 68. Berlin, 2. Februar. Der so überaus wichtige Etat des Auswärtigen Amtes nahm in den letzten Tagen die Aufmerksamkeit des Reichstages in vollem Maße in Anspruch. Heute steht der nicht minder interessierende Haushalt des Ministeriums der besetzten Gebiets, der sich eng mit der gesamten Außenpolitik berührt, aus der Tagesordnung. Zunächst lehnt der Reichstag die Einsprüche der kommunistischen Abgg. Florin und Bertz gegen ihren Ausschluß von der Sitzung bei der letzten Justizaussprache gegen die Stimmen der Demokraten, Sozialdemokraten und Kommunisten ab Der Gesetzentwurf über die Unterstützung des Ständigen Internationalen Gerichtshofes im Haag wurde in dritter Lesung angenommen und verabschiedet. Nun beginnt die Beratung des Haushalts des Ministe riums für die besetzten Gebiete. Abg. Witte (Soz.) erhob Ein spruch gegen die immer noch fortdauernde BesetzuiH des Rheinlandes, die mit friedlicher Verständigung nicht im Einklang stände. Tas Ministerium müsse auf möglichst schnelle Befreiung der Bevölkerung von den Leiden der Besetzung hinarbetten. Die Verurteilungen wegen übertretens der Ordonnanzen seien ent würdigend. Der Redner wies darauf Kin. dak die Arkeits- losenzäbl im besetzten Gebiete um 30—50 Prozcin hoher sei' äks im übrigen Deutschland. Die Tuberkulosenziffcr sei im Wester wald doppelt so hoch wie in Berlin. Die Bevölkerung des be setzten Gebietes unterstütze die Ersüllungspolitik der Regierung. In Vertretung des Reichskanzlers teilt Staatssekretär Schmidt mit, daß der Reichskanzler, der zugleich Minister der besetzten Gebiete ist, infolge Krankheil verhindert sei, den Etat selbst vor dem Reichstag zu vertreten. Die Regierung bemühe sich, den schweren wirtschaftlichen DruH der auf der Bevölkerung des besetzten Gebietes laste, zn mildern. Wünschenswert sei es, wenn auch die Länder diesen Gebieten öffentliche Aufträge in großem Matze zuweisen würden. Die Besatzungsvcrminderung hätte zur Freigabe von 436 Wohnungen geführt, denen aber immer noch 86Ü0 beschlagnahmte Wohnungen gcgenüberständen. Die französische Militärjustiz zwinge noch inimer jährlich rund 1500 deutsche Bürger vor ihre Schranken, meist wegen Bagatell sachen. über 200 Ausschreitungen fremder Soldaten seien auch 1927 wieder zu verzeichnen gewesen. Der Staatssekretär ging dann auf den Kulturfonds ein, der verstärkt werden sollte, um den Fortbestand der Theater und Orchester zu sichern. Die Fahrtentschädigung für die Saargänger solle iveitergewährt Werden Dafür seien weitere anderthalb Millionen in den Etat eingesetzt. Bis Ende dieses Monats würde das Reich auch die Mittel für den Grenzfonds an die Länder verteilen, damit die Bevölkerung des besetzten Gebietes möglichst bald in den Besitz dieser Mittel kommen könne. Die Entfchädigungsregelung nlüsse nun endlich abgeschlossen werden. Für die Aufrecht- erhaltung mittlerer und kleinerer Existenzen im besetzten Gebiet seien im ganzen 160 Millionen aufgewandt worden. Der Staatssekretär sprach zum Schluß die Hosfnung aus, daß der verständigungswidrige Zustand der Besetzung und damit auch die Tätigkeit der Reichsverwaltung für die besetzten Ge biete möglichst bald ihr Ende finden mochten. Abg. Dr. Drhandcr (Din.) erklärte, der Limbourg-Prozeß hätte befreiend gewirkt. Die Separatistenputsche seien von Frankreich geleitet und bezahlt gewesen. Der Redner lehnte Bestrebungen aus Zerschlagung Preußens und rheinische Autonomie aufs schärfste ab Dreieinhalb Millionen Deutsche ständen nun seit acht Jahren unter Kriegsrecht ohne Rechts- garaniien. Niemand wisse, ob die zugesagtc französische Truppenverminderung vollständig erfolgt sei. Das Mainzer Kriegsgericht hätte vor wenigen Tagen zwei Mainzer Kauf leute wegen Spionage zugunsten einer fremden Macht, nämlich Deutschlands, zu acht Monaten Gefängnis verurteilt Dabei fei Deutschland von Mainz ausgehend mit einem Spionagenetz überspannt. Die Eupen-Malmcdy-Frage müsse in friedlichem Benehmen mit Belgien einmal ihre Lösung finden. Abg. Hofmann-Ludwigshafen (Ztr.) begründete eine Zentrumsentschließung, die die Reichsregierung ersucht, mit der Rcichsbahnverwaltung darüber zu verhandeln, ob sich statt der bisherigen Saarkohlenabnahmc von 90 000 Tonnen monatlich eine Erhöhung aus 225 00V Tonnen ermöglichen laste, damit die von der Saargruben- verwaltung angekündigten Entlassungen und Feierschichten ver mieden würden In einer weiteren Entschließung wird die Reichsregierung ersucht, für die Saargänger im Falle ihrer Erwerbslosigkeit eine den Lcbensnotwendigkeiten Rechnung tragende Erwerbslosenuntcrstützuug zn gewähren. Die Ver hältnisse im besetzten Gebiet seien eines freien Volles un würdig. Abg. Dr. Kalle (D Vp.) erklärte, die französische Re gierung zeige in ihrem Besctzungssyftem einen unglaublichen Mangel an psychologischem Verständnis. Während Deutsch land immer wieder, zuletzt durch den Abschluß des deutsch- französischen Handelsvertrages, die Hand zur Versöhnung gereicht Hätte, würde durch den Bcsctzungsdruck von Frank reich immer 'n Verbitterung geschaffen Es bestände der dringende Verdacht, daß die französische Bcsatzungsbehörde auch die HandclSspionnge betreibe oder fördere. Der Redner forderte, daß bei Ver gebung von staatlichen Aufträgen das besetzte Gebiet be sonders berücksichtigt werde. Auch Verkehrsverbesterungen seien notwendig. Das Rheinland müsse heute noch als Not standsgebiet betrachtet werden Abg. Dr Schücking (Denn) wies daraus hin, datz der Ver sailler Vertrag nicht nur von Ungerechtigkeiten strotze, son dern auch in seinen technischen Bestimmungen durchaus schlecht sei Die aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges ühernommene Besetzungsmcthode fei eine seiner übelsten Be standteile Die Fortdauer der Besetzung widerspräche den Bestimmungen des Völkerbundes, datz die Beziehungen der Länder untereinander nach den Grundsätzen der Ehre und der Rechtlichkeit geregelt werden sollen Die Bevölkerung des besetzten Gebietes sei sich mit dem Außenminister darin einig, datz eine vorzeitige Aushebung der Besetzung nicht er kauft werden dürfe durch eine dauernde deutsche Verpflich tung über den Versailler Vertrag hinaus Die Verknüpfung der Sicherheitssrage mit der Besetzungsfrage müsse Deutsch lang ablehnen Es liege an Frankreich, den Verständigungs bestrebungen zu einem Erfolg zu verhelfen Abg. Weber (Komm.) kritisierte die Höhe der Verwal- lungskosten des Etats, die 66 Prozent betragen, während nur 34 Prozent zur Hilfe für die besetzten Gebiete in Frage kommen. Abg. Dr. Jörissen (Wirtsch. Vgg.) verlangte steuerliche Erleichterungen für die notleidenden Mittelstandseristcnzeu im besetzten Gebiet. Mit der rücksichtslosen Eintrcib'nng der einzelnen Steuerrückstände müsse Schluß gemacht werden. Die Verteilung des 800 000-Mark-Fonds sollte nicht allein den Gewerkschaften überlasten werden. .. Abg Dr Bnyersdörfcr (Bayer. Vp.) schilderte die Schäden, die durch die Besatzung besonders in der bayerischen
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