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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.08.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-08-16
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010816027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901081602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901081602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-08
- Tag1901-08-16
- Monat1901-08
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Ich pari, und KiMigOplatz 7. Abend-Ausgabe. MpWerTagMatt Anzeiger. Amtsblatt -es Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Mathes im- Volizei-Ärntes -er Lta-t Leipzig. W. Freitag den 16. August 1901. Anzeigerr-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile LS Reclamen unter dem Redactioo-strich s4 gespalten) 75 H, vor den FamUienaach- richten («gespalten) 50 Lj. Tabellarischer und Ztffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme Lö H (excl. Porto). Ertra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-AuSgabe, ohne Postbesörderung 60.—, mit Postbesörderung >ll 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Ab end-Ausgabe: vormittags 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stund« früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abend» 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz io Leipzig. 95. Jahrgang. Der Krieg in Südafrika. Die schwarze Gefahr. Unter der Ueberschrift: „Die schwarze Gefahr für Südafrika" veröffentlicht der für die Sache der Boeren unermüdlich thätige Frederik Rompel, der bekannte Verfasser der auch in das Deutsche übersetzten „Porträts aus Südafrika" im „Amsterd. Handelst,!." folgenden Protest gegen die englische Kriegführung, den wir nach der Uebersetzung der „Voss. Ztg." wiedergeben: „Es berührt schmerzlich, wenn man sehen muß, wie gleichgiltig die öffentliche Meinung der letzten Rede des englischen Colonial ministers gegenüber gewesen ist. Nur einige schwache Proteste sind darauf gefolgt, aber die Erklärung, daß England, wenn die Noth an den Mann gebe, schwarze Truppen verwenden werde, hat nirgends einen Schrei der allgemeinen Entrüstung hervorgebracht. Ist vielleicht eine gewisse Erschlaffung in unserem Widerstands vermögen eingetreten? oder beruhigen wir uns bei dem Bewußt sein, daß alle Proteste doch nichts helfen? Dies wäre ein großer Jrrthum. Erst kürzlich hat der kräftige einstimmige Protest be wirkt, daß Chamberlain das Anerbieten, nun ein Contingent Maoris nach Südafrika zu schicken, abgelehnt hat, wiewohl be reits gemeldet war, daß die „kaiserliche Regierung" das An erbieten angenommen habe. Daß die britische Regierung der öffentlichen Meinung des Continents gegenüber nicht gleichgiltig ist, geht ausder Zurücknahme der barbarischen Maßregel hervor, nach welcher die Frauen und Kinder der Boeren, die sich nicht er geben wollten, in den Concentrationslagern auf halbe Nationen gesetzt werden sollten. Es ist also nöthig, aufs Entschiedenste zu protestiren, denn England macht von schwarzen Truppen mehr Gebrauch, als wir in Europa überhaupt wissen." Nach Derdepoort waren noch Berichterstatter bei den Boeren, welche die von Kaffern verübten Greuel weltkundig machen und unwiderlegbare Beweise dafür liefern konnten. Damals konrnen die Vertreter der fremden Mächte in Prätoria, auf Grund der officiellen Mittheilungen der transvaalschen Regierung, ihre Re gierungen vor den Gefahren warnen, die ihren Unterthanen durch die Bewaffnung der Kaffern drohte. Aber seit beinahe einem Jahre sind die Boeren von der Außenwelt abgeschlossen und offi- cielle Beweise über das Auftreten der Kaffern haben wir nicht mehr. Hätten die Boeren noch eine Postverbindung mit Europa, welche Greuel hätten wir dann von den Swazikaffern gehört, welche nach dem Zcugniß von Or. Bierens de Haan von den Eng ländern aufgefordert worden waren, einige Commandos nieder zumachen, und als ihnen dies, Dank der Taktik Botha's, nicht gelang, vierzig Frauen ermordeten. Diese einzige Mittheilung überläßt es der Vorstellung des Lesers, sich die weiteren Greuel selbst auszumalen. Der Soldat Hamilton von der Royal Scots Greys giebt in einem Anfang Juni veröffentlichten Briefe von der „Liverpool Expreß" über diese unter der britischen Flagge verübte Scheußlichkeit eine eingehendere Schilderung. Er erzählt, wie 70 Boeren von den Swazis niedergemctzelt wurden; nur ein mit Assegaistichen bedeckter Boer entkam, starb aber nach zwei Stunden, nachdem eine englische Colonne ihn gefunden hatte. Derselbe Soldat erzählt ferner, wie eine britische Patrouille, zu der er selbst gehörte, auf einer Kopje ein von den Swazis aus gemordetes Boerenlager fand; die Engländer begruben hier 22 Männer, Frauen und Kinder. Weshalb hören wir so wenig von den Zulukaffern des Obersten Bottomley? Wir dürfen aber versichert sein, daß auch diese entfesselten schwarzen Horden Ent setzen hervorrufcnde Greuelthaten verübt haben; wir erfahren nichts davon, weil wir von Seiten der Boeren keine Berichte mehr erhalten. Aber eine einzige, kürzlich in dem „Nieuwe Rotter- damsche Courant" veröffentlichte Mittheilung sagt darüber genug. Aus Penichc in Portugal vernehmen wir, daß der dort kriegs ¬ gefangene Franz Mars die Nachricht erhalten hat, daß sein älterer Bruder Jakobus Mars und dessen ganze Familie mit Frau und fünf Kindern bei Magutosplatz an der Grenze von Zululand er mordet worden sind. Es geschah natürlich nicht aus übertriebenen Anschauungen, wenn die Boeren die Kaffern stets außerhalb des Streites ge halten haben; sie kannten die Art der Kaffern und wußten, daß die Schwarzen, wenn sie einmal kämpften, am liebsten die Un bewaffneten, also Frauen und Kinder, angreifen und ermorden. Chamberlain mag aufschneiden, so viel er will, und behaupken, daß England nur den Finger hätte zu rühren brauchen, um Tau sende von Kaffern für die Briten streiten zu lassen: jedem Con tingent englischer Eingeborener hätten die Boeren jeden Augen blick ein mindestens ebenso starkes Contingent befreundeter Natu rellen entgegenstellen können. Nach Derdepoort und auch noch später haben verschiedene Kafferncapitäne dem Präsidenten Krüger Hilfe angeboten, aber keinen Augenblick haben Trans- vaaler und Freistaater daran gedacht, das schwarze Element am Streite theilnehmen zu lassen. Daß bei den Boeren ein angeborener Abscheu gegen diese schwarze Hilfe besteht, beweist der Brief Kruitzinger's an French, wenn wir auch den vollen Umfang der Veranlassung zu diesem Schreiben nicht kennen. Kruitzinger würde sicher nicht so ohne Weiteres gedroht haben, alle Kaffern erschießen, zu lassen, wenn die Engländer nicht einen ausgiebigeren Gebrauch von der Hilfe der Kaffern gemacht hätten, als wir wissen, und als Chamberlain zugeben will. Soviel indessen ist sicher, daß dieser Boerenfiihrer in der Colonie sich keines Platzes bemächtigt hat, kn welchem sich nicht Kaffern fanden, welche bei der Vertheidigung behilflich ge wesen sin.d Bei der Besetzung Kruitzingers von Calvinia An fang Februar 1901 wurde Esan auf Befehl Kruitzinger's er schossen, weil er ein schwarzes Corps gegen die Boeren gefllhrr hatte. Nach der Einnahme von Jamestown am 2. Juni gab Kruitzinger Befehl, zwei Kaffern, die in den Schanzen gekämpft hatten, zu erschießen; der Kommandant von Jamestown rettete ihnen das Leben, indem er für sich und die Schwarzen feierlich schwor, nicht mehr gegen die Commandos des Transvaals- und des Freistaats die Waffen zu führen; der britische Officier brach seinen Eid, den er nur für eine Posse betrachtete, weil — „kein Transvaal und kein Freistaat mehr bestanden". Dies und noch «inige andere Fälle, in denen Schwarze auf englischer Seite lämpsten, ist Alles, was die englische Censur uns Uber die Be waffnung der Kaffern mitzutheilen für gut befunden hat. Chamberlain hat beim Ausbruch des Krieges versprochen, daß nur weiße Truppen verwendet werden sollen, aber kürzlich hat er das cynische Bekenntniß abgelegt, daß England gar keine Ver pflichtung habe, die Hilfe der Schwarzen auszuschlagen, und wenn man heute oder morgen hört, daß in der Capcolonie schwarze Kontingente verwendet werden, dann wird Chamberlain erklären, daß die oberste militärische Leitung nicht anders handeln könne. Uebrigens hat er deutlich gesagt, daß er von der Hilfe der Schwarzen Gebrauch machen würde, wenn sie in civilisirter Weise Krieg führen und von britischen Officieren beaufsichtigt würden. Aber diese Controle bietet gar keine Bürgschaft, denn wir wissen, daß die Kaffern von Linchwe, welche in Derdepoort eingefallen sind, wo sieben Enkel von Krüger ermordet worden sind, unter dem Befehl von englischen Officieren standen; damals entschul digten die britischen Officiere die Greuelthat damit, daß die Kaffern „got oompletel.v ont ok tmnä", und damit wird man in der Folge auch alle Scheußlichkeiten der Schwarzen beschönigen können. Freilich, was soll man von den Schwarzen erwarten, wenn sie das Vorbild der Kriegführung der Engländer vor sich haben, welche Dächer und Gehöfte einäschern und Frauen und Kinder wegführen? Wie der englische Colonialminister es auch vorstellen mag, die schwarze Gefahr bedroht Südafrika. Wir fühlen es aus der unheildrohenden Rede Chamberlain's, die in ihrer nackten Scham losigkeit verkündet, daß der britischen Regierung jedes Mittel gut genug ist, wenn sie ihren Zweck, die Unterwerfung und Ver nichtung der Boeren damit erreichen zu können glaubt. Aber mehr noch als diese Worte sagt es uns Kitchener's neueste Pro klamation, was den Boeren zu erwarten steht Die Welt hat den Boeren bis jetzt reichliche Bewunderung für ihren Heldenmuth gezollt; aber an dieser Bewunderung haben sie wenig, die öffentliche Meinung der geblideten Welt muß Eng land abhalten, seinen teuflischen Plan zur Ausführung zu bringen." * London, 15. August. (Unterhaus.) Bei der zweiten Lesung der Appropriations-Bill richtet Harcourt eine Anfrage an die Regierung hinsichtlich des Fortganges des Krieges und der Zahl der feindlichen Truppen; er führt aus, die in der letzten Proklamation zum Ausdruck gebrachte Politik sei weder ehrenvoll noch wirksam; die Regierung habe kein Recht, dem Feinde mit Verbannung zu drohen. Die Proklamation würde den Feind nur erbittern, aber nicht zur Unterwerfung zwingen. Der Staatssekretär für die Colonien Chamberlain erwidert, er könne den bereits früher abgegebenen Erklärungen hinsichtlich der Zurückziehung der Truppen nichts hinzufügen. Die Nachricht, Kitchener werde am 15. September zurückkehren, entbehre jeder Begründung. 35 000 Boeren wären gefangen genommen oder hätten sich ergeben. Chamberlain bestreitet, daß die Proklamation die Boeren des Rechtes der Kriegführenden beraube, und erklärt, die Regierung habe beim Schlüsse des Krieges das Recht, von ihrem eigenen Ge biete zu verbannen, wen sie wolle. Chamberlain fährt fort, es gäbe eine Grenze zwischen Kriegführenden und Banditen. Wenn der Feind nicht in Trupps, sondern zu zwei oder drei durch die englischen Posten schleiche, um zu plündern und zu morden, sei es schwer, zu sagen, daß diese Grenze nicht erreicht sei. Die Politik Amerikas auf den Philippinen, wie sie in der Proklamation des Generals Mac Arthur zum Ausdruck gebracht sei, werde auch sicherlich die Politik der englischen Regierung fern, wenn der Krieg in einen Banditenkrieg ausarte. (Beifall.) (Diese Proklamation des Generals Mac Arthur hat den Filipinos bekannt gegeben, daß, da es eine Regierung cke luoto nicht mehr gebe, jeder Filipino, der nach einem bestimmten Zeitpunkte einen amerikanischen Soldaten tödten sollte, als Mörder angesehen würde. D. Red.) Die Führer der Boeren hielten die Leute im Felde in der Hoffnung auf eine fremde Intervention oder auf eine Aenderung in der öffentlichen Meinung in England. Man wisse, wie aussichtslos beide Erwartungen seien. Entweder würde die Proklamation den Krieg zum Ende bringen, oder wenigstens die Colonien von den Leuten befreien, die sich unversöhnlich gezeigt hätten, und die, wenn sie in den Colonien blieben, eine dauernde Gefahr bilden würden. Chamberlain hält seine früheren Erklärungen hin sichtlich der möglichen Verwendung der Eingebore- nen-Truppen aufrecht und sagt, England hätte in China indische Truppen Seite an Seite mit den Truppen civilisirter Völker verwendet; di: indischen Truppen hätten sich nicht als die schlechtesten der civilisirten gezeigt. (Beifall.) * London, 15. August. In der heutigen Sitzung der Ent schädigungscommission brachte der österreichische Delegirte die Beschwerden von 54 Oesterreichern vor, die wegen des Complots gegen Lord Roberts unrechtmäßig verhaftet und deportirt worden seien. Im Ganzen seien bei dieser Gelegen heit 374 Personen verhaftet worden, aber es sei niemals ein Beweis dafür erbracht worden, daß das Complot überhaupt be standen habe. Ardagh erwidert, den fremden Cqnsuln sei sofort von den Verhaftungen Mittheilung gemacht worden; sie seien benachrichtigt worden, daß diejenigen auf einen Verdacht hin Verhafteten, für deren Verhalten die Consuln Bürgschaft über nähmen, freigelassen werden würden. Es sei den Consuln jede Gelegenheit gegeben, zu Gunsten der überhaupt hierbei in Frage kommenden Personen zu interveniren. * London, 15. August. Aus Capstadt wird gemeldet, dort herrsche eine wahre Epidemie von Verbrechen. Angesehene Leute werden auf offener Straße am Hellen Tage ermordet, ohne daß die Mörder gefangen würden, Einbruch und Juwelendiebstahl sind an der Tagesordnung. Am meisten wer den ausgelöhnte Soldaten beraubt. Die Polizei ist machtlos; man denkt an die Einführung einer Lynchjustiz. Man ist sehr um die Sicherheit des Herzogs und der Herzogin von Cornwall, welche in Pietermaritzburg ankamen, besorgt und traf außer ordentliche Schutzmaßregeln. (B. L.-A.) * Middelburg, 15. August. (Meldung des „Reuter'schen Bureaus".) Oberst Gorringe hatte gestern mit den unter Kruitzinger's Oeberbefehl stehenden Kommandanten Erasmus, Pyper und Cachet in der Nähe von Steijnsburg ein Gefecht. Erasmus und Cachet wurden tödtlich verwundet, viele Gefangene wurden gemacht. Politische Tagesschau. * Leipzig, 16. August. Die „Berl. Pol. Nachr." bringen folgenden Artikel, der, wenn er wirklich officiös sein sollte, deshalb von Bedeutung sein könnte, weil er die Unverbindlichkeit des äolltarifentwurfs weit weniger betont sehen möchte und den Reichskanzler viel mehr engagirt erscheinen läßt, als dies bisher in ähnlichen Publi kationen zu Tage trat. Besonders die „N. A. Z." hat ja wieder holt mit Nachdruck auf den Entwurfs charakter der Vorlage hingewiesen. Die „B. P. N." schreiben: „Der Streit in der Presse über die Bedeutung des Entwurfes eines Zolltarifs erscheint recht müßig. Es liegt in der Natur der Sache, daß eine in den gesetzgebenden Körperschaften des Reichs, zunächst also dem Bundes- rathe, überreichte Vorlage keinen endgiltigen Charakter hat und daß demzufolge auch von einer endgiltigen Stellungnahme der bei der Vorlegung betheiligten Stellen des Reiches und der Bun desstaaten zu den einzelnen in dem Zolltarif berührten Fragen noch nicht die Rede sein kann. Eine solche endgiltige Stellung nahme wird erst dann stattfinden, wenn es sich darum handelt, ob der Bundesrath den Beschlüssen des Reichstages zustimmen soll. Inzwischen müssen selbstverständlich sowohl der Reichskanzler als die Bundesregierungen etwaige Abänderungsanträge und deren Begründung im Bundesrathe sachgemäß und objektiv prüfen und auf Grund dieser Prüfung zu solchen Anträgen Stel lung nehmen. Dasselbe wird der Fall sein müssen gegenüber FeirLlletsn. 20j Verlöbnisses weniger denn je, denn der angebotene Credit galt doch nur dem künftigen Verwandten des reichen Hauses! An Sodhen's Hilfe noch einmal appelliren, nachvem er durch dessen Vermittelung und unter seinem aufrichtigen Beifallt die Braut errungen? Und wenn auch, wie konnte er je eine solche Summe zurückzahlen? Hier war kein Ausweg! Sollte er mit der Pistole quittiren? Nein, und dreimal nein! Als ihm nach jener schrecklichen Ent deckung di« Verzweiflung über sein und der Seinen Geschick die Waffe in die Hand gedrückt, als ihm das Bild des Vaters in den eigenen, durch Kummer und Reue gealterten und entstellten Zügen aus dem Spiegel warnend entgegentrat, da hatte er sich gelobt, möge kommen, was da wolle, getreu dem Beispiele des Vaters, den Kopf oben zu behalten und sich nicht feig« aus dem Leben zu stehlen. Warum aber nahm er auch Alles so schwer? Warum war bei ihm der Grübelsinn so ausgebildet? Sollte er es nicht ein mal mit einer leichteren Auffassung der Menschen und Verhält nisse versuchen? Weshalb auch Alles gleich tragisch nehmen und all' und jedes unangenehme Vorkommniß gleich bis in die letzten, äußersten Consequenzen verfolgen? War er vielleicht nicht doch zu ernsthaft und schwerfällig in der Auffassung und Behandlung der ganzen Sache vorgegangen? Gisela hatte ja zugesagt, sich bei der Multer entschuldigen zu wollen, und der angeführte Grund, warum es nicht schon heute geschah, mußte auch den Seinen einleuchten; genug, wenn er vorläufig — als speciell in ihrem Auftrage kommend — die er neute Entschuldigung übernahm und Gisela morgen oder in den nächsten Tagen ein passendes Wort persönlich vortrug, dann war die Sache abgemacht! Gisela hatte so unzweideutige Beweise ihrer Zuneigung zu ihm gegeben, daß er ihr schon Manches Nachsehen mußte, gerade vielleicht, weil er sich bewußt war, diese Zuneigung nicht in gleichem Maße zu thrilen. Wie viele Taufend Ehen gab <S überdies, di« auf ganz gleicher Grundlage, wie seine zukünftige aufgebaut, und die doch — allem Anschein« nach — glücklich ausgefallen waren, glücklicher vielleicht — wie sagte doch der Vater? — „als wo ein anfäng- licher Uebrrschwang de» Gefühles durch di« Ernüchterung der täglichen Zusammenlebens einer baldigen Enttäuschung und Er kaltung Platz gemacht hatte!" Hatte man sich einmal nsther kennen gelernt, dann konnten derartige kleine Differenzen, wenn nicht ganz vermieden, so doch sehr gemildert werden! Auf diese Wei e suchte sich Paui über die Schwierigkeiten der Lage hinweg zu vhilolophiren, wenn er auch rin« leichte Ver stimmung gegen eine Braut nicht ganz zu üb«rwinden ven er sich bei Ueberreichung des Armbandes zu machen erlaubte, unterbrach ihn Gisela ziemlich ungeduldig: „Na ja, es ist ja gut! Gewiß werde ich Deiner Mutter gelegentlich schon ein Wort sagen — im Uebrigen machte doch keine so furchtbare Leichenbittermiene! Das ist doch die ganze Sache nicht Werth, daß wir uns auch noch darüber erzürnen!" Der ganze, auf der Oberfläche gehaltene Ton, mit der die junge Dame diese für Paul so empfindliche Angelegenheit be handelte, verletzte ihn mehr, als die Sache sonst an und für sich verdient hätte. Er entgegnete daher mit vielleicht ernsterer Betonung, als er beabsichtigt hatte: „Ich denke, wir gehen nachher zu meiner Mutter und Du bittest dann um Entschuldigung!" „Mein Gott, mache doch nicht ein solches Aufsehen von der Sache! Ich sage Dir ja, daß ich hingehen will und ein Wort, meinetwegen auch der Entschuldigung — auf die Du so viel Werth zu legen scheinst — sagen; allein heute ist es mir ganz unmöglich! Das siehst Du wohl selbst ein! Ich habe schon zudem kaum einen Augenblick Zeit zu verlieren, denn die Schneiderin wartet noch imme» Also bis auf morgen — adieu!" Damit wollte sie mit flüchtigem Händedruck verschwinden. Paul hielt jedoch die Enteilende mit sanfter Gewalt zurück und sagte — sich bezwingend^— in herzlichem Tone: „Thue mir den Gefallen, Gisela, und erledige die Sache heute noch, Du weißt nicht, wie Mama darüber denkt, wenn sie auch mit keiner Silbe irgend ein Verlangen an Dich ge stellt hat!" „Aber, um Gottes Willen, was habe ich denn verbrochen? Daß ich ganz absichtslos das gestrige Geschenk dort vergessen habe, ist doch kein Verbrechen, daß ich jetzt wie ein Missethäter zur Richtstätte und Abbitte geschleppt werden soll! Ich habe Dir schon gesagt, daß ich heute ganz unmöglich abkommen kann und das wird und muß Dir genügen. Im Uebrigen laß mich endlich los, Du thust mir wehe!" Paul hatte sofort die Hand frei gegeben, deren Knöchel sie nun mit abgcwandtem Gesichte, halbunterdvckte Thränen ,n den Augen, heftig rieb, wie um einen erlittenen Schmerz zu übertäuben. Noch einmal trat Paul an sie heran. „Ist da» Dein letztes Wort, Gisela?" „Ja und tausendmal ja! Also auf morgen!" Damit war der kleine Trotzkopf verschwunden, und Stein« bergk blieb nichts übrig, als — da er nicht in der Stimmung war, sich den anderen Mitgliedern der Familie zu zeigen — möglichst geräuschlos seinen Rückzug zu nehmen. Er fühlt« sich auf» Tiefste gekrankt, und mehr noch durch die Art, wie Gisela seine Bitte abgeschlagen, als durch die Weigerung selbst! Welche Aussichten eröffneten sich für die Zukunft, wenn Gisela schon heute seiner ersten, im ernstesten und innigsten Tone ausgesprochenen Bitte gegenüber auf ihrem Kopfe be stand und noch dazu in einer solchen, keinen Widerspruch kennenden, noch duldenden Weise? Außerdem bei einer Ver anlassung, wo sie — seinem Gefühle nach — ganz aus eigenem Antriebe, ohne erst seine Aufforderung abzuwarten, ein ent schuldigendes Wort hätte finden müssen! Auch im Herzen der Seinen fühlte er lebhaft den Stachel, der in diesem Benehmen lag. Es war die Nicht- oder Nicht gleichachtung, die sie, trotz aller Beobachtung der äußeren Formen, der Mutter und den Schwestern gegenüber im Innersten ihres Herzens trug. Ja, wäre er und die Seinen reich gewesen, dann würde sie sich wohl gehütet haben, ihm das zu bieten. Ja, wenn!! Daß er dann eher an alles Andere gedacht, als sich hier zu binden, das war der aus dem tiefsten Grunde seiner Seele aufsteigende Gedanke, der ihn mit un erbittlicher Klarheit erkennen ließ, daß es lediglich äußere Gründe und nicht ein Herzensbedürfniß gewesen, welches seine Handlungsweise dictirt hatte. Und dieser Gedanke war es, der sich trotz des Rausches der letzten Wochen und der Beschwich tigungsversuche der Selbsttäuschung nicht wieder ganz zurück drängen ließ. Aber war er denn schon unwiderruflich gebunden? Gab es kein „Zurück" mehr für ihn? Wie oft wurden doch Verlobungen wieder gelöst, nachdem man erkannt, daß man sich in seinen Gefühlen oder in seiner Wahl getäuscht, und aus tausend anderen, viel nichtigeren, ja geradezu frivoleren Gründen? Eines der treibenden Momente, das Paul seiner Zeit zu dem folgenschweren Entschluss« der Verlobung gebracht — die unglück liche Lage der Eltern —, war in Wegfall gekommen. Dieser ersten Sorg« ledig, konnte er für sich allein wohl besahen! Aber wem verdankten die Eltern dies« günstige Wendung ihres Schicksals? Doch nur dem Einflüsse der Verwendung von Gisela'» Ver wandten und vor Wem, wem verdankte er selbst die Befreiung von den Verpflichtungen, die neben der Sorge um die Elt«rn wie ein Alb auf ihm gelastet hatten? — doch Wiederum nur jener Familie! Wenn er sein Derhältniß zu Gisela löste, so war er genöthigt — wollte er nicht vor sich selbst erröthen —, noch in derselben Stunde, die von dem Oheim seiner gewesenen Braut erhaltenen fünfzehnhundert Mark zurückzuzahken! Wo sollt« er di:se für ihn unerschwingliche Summ« hernehmen, auch wenn er zu den größten Opfern bereit gewesen wäre? Don dem alten Seligmann war sicher kein Pfenig zu erhalten unv nach Auflösung seine» Am Geld. Roman von F. Ilex. Nachdruck vnboNi. Zu Hause angelangt, fand er die Seinen in Thränen. Sehr bald nach seinem und Gisela's Weggang hatten sie das zurück gelassene Etui entdeckt und sich durch diese Nichtachtung — wie sie in der überschwänglichen Ausdrucksweise gekränkter Weib lichkeit Gisela's Unachtsamkeit nannten — in ihren heiligsten Empfindungen verletzt gefühlt. Die leicht erregbaren Schwestern forderten eine eklatante Genugthuung und verlangten, daß Gisela selbst — in Person — kommen müsse, das vergessene Kleinod wieder in Empfang zu nehmen, während Frau v. Steinbergk darin mehr ejn Zeichen mangelnden Gemüthslebens und damit eine Gefahr für das zukünftige Glück des geliebten Sohnes voraussah, aber nichts von irgend welchen Zwangsmaßregeln wissen wollte. Paul's Erklärung, daß er im eigensten Auftrage seiner Braut komme, fand bei den Schwestern nur halben Glauben. Die Mutter aber, wie in einer Vorahnung, umfaßte das Haupt des Sohnes mit beiden Händen, küßte ihn stillweinend, in dem sie fast unhörbar, nur für ihn verständlich, hauchte: „Wenn Du nur glücklich wirst, wir wollen ja gerne zurück stehen!" Den wiedererrungenen Schatz in der Tasche, entfernte sich endlich Paul, nahm sich aber vor, Gisela morgen zu einer voll ständigeren Entschuldigung zu veranlassen, da er selbst in seinem Innern sich durch die Vergeßlichkeit, besonders nach dem bei Uebergabe des Geschenkes gezeigten Benehmen, ver letzt fühlte. Als er sich am folgenden Tage wie gewöhnlich in der Victoriastraße einstellte, mußte er längere Zeit auf seine Braut warten, die ihn — als sie endlich erschien — mit freude strahlendem Gesicht mittheilte, „daß eine Einladung zu einem Ballfest bei einem aktiven Staatsminister, mit dem sogar noch, wenn auch entfernte, verwandtschaftliche Beziehungen be standen, eingelaufen sei, und daß sie, wegen einer höchst wich tigen Besprechung mit ihrer Schneiderin, sich nur auf Minuten frei gemacht habe". Die von Paul während der Nacht und auf dem Herwege so schön erdachte Rede wegen deS gestrigen Vorfalles mußte unter diesen Umständen etwas abgekürzt werden. Soweit kam «» aber gar nicht einmal, denn bei der ersten Bemerkung, die
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