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Dresdner Journal : 01.12.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-12-01
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188112011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18811201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18811201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1881
- Monat1881-12
- Tag1881-12-01
- Monat1881-12
- Jahr1881
- Titel
- Dresdner Journal : 01.12.1881
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Donnerstag, den 1. December. 1881 279 DreMerIomnal Verantwortliche Redaetion: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. durch wiederholten Beifall aus O. B. auf und eine ä—äsutiokao Usiotl« tritt kost- »Lil 8towp«t»u»vNI»^ tüoso. UrrNod: . . 18 jtkrUod i 4 It»rk KO kk. w—to« li unuosrv -10 ?k. dem Weltmärkte sich immer mehr geltend macht in deren erbittertem Kampfe die Frachtentarife fo wichtige Rolle spielen, weifen der Binnenschiff» Feuilleton. Redigirt von Otto Bauet. chen, Sie bringen Ihren Bruder mit, er ist so lange nicht hier gewesen, daß es wohl an der Zeit ist, wenn er sich einmal nach dem alten Papa und nach seiner — Spielgefährtin — umsteht.* Julie schien Einsprache thun zu wollen, doch mochte ein plötzlicher Gedanke ihr durch den Sinn fahren, denn sie schüttelte nur einmal unmerklich mit dem Kopfe, sagte aber nichts. II. Hedwig hatte die Erlaubniß geholt, den Abend bei Julie Bartel bleiben zu dürfen und befand sich auf dem Rückwege zu ihr. — Es war 4 Uhr, und zwar ein kurzer Decembertag; die Wintersonne hatte den kurzen Besuch, den sie um diese Jahreszeit der Erde abzu statten pflegt, wenn sie guter Laune ist, schon beendet, dennoch war es noch nicht dunkel, da der mehrere Zoll hoch liegende Schnee den Weg erhellte. Freilich, vor sichtig mußte man doch gehen, denn eS war sehr glatt, und die liebe Schuljugend bemühte sich nach Kräften, die Wege noch unpassirbarer zu machen, indem sie lange blanke Schurrbahnen aus den Trottoirs anlegte, und mit verschiedenen kleinen Handschlitten wieder und immer wieder die etwa- abfallende Straße herabfuhr und diese für erwachsene Menschenkinder fast ungang bar machte. Hedwig amusirte das Treiben der Klei nen, welches ihre halb vergessene Kindererinnerungrn in» Gedächtnih zurückrief; hatte sie selbst mit ihrem Bruder und Julie doch auch dergleichen Frevel voll führt. trotz Ermahnungen und Drohungen der Aeltern und de» Lehrer», und war sie deshalb doch nicht ge willt, die Freude der Kinder durch einen Verweis zu stören, zumal sie fest auf den kleinen Füßen stand, keine Furcht vor dem Fallen hatte und an andere . > >> Rous Edgar, weder der hohle Malerjüngling Marig- nan, noch der verkommene, louiSartige Michu oder gar die nichtsnutzige Demimondedirne Adele können unser Interesse nur einen Augenblick fesseln. Das Auditorium war von diesem Abhub der dra matischen Elemente, wie sie die moderne französische Farcencomödie häufig genug gewährt, sehr unangenehm berührt, aber man unterschied davon die virtuose Leistung in der Titelrolle und zeichnete Frl. Schratt Die Macht det Lorurtheil». Novelle von M. Flach» (Fortsetzung.) „Das ist nicht wahr, Hedwig, und Sie wissen es auch ganz genau, daß ich Sie wie mein zweite» Töchterchen betrachte und mich Alle» interesstrt, was Sie betrifft. Jetzt muß ich allerdings ins Geschäft, doch müssen Sie mir heute Abend noch mehr von sich und Ihren Plänen erzählen.* „DaS wird nicht angehrn, denn ich habe keine Er- laubmß von Mama, so lange fort zu bleiben.* „Dann hole sie Dir,* sagte Julie, „denn e» fällt mir gar nicht ein, Dich gleich wieder herzugebrn, nach dem ich Dich fünf Jahre entbehrt habe. Uebrigen» mußt Du Dich etwas mehr von der mütterlichen Autorität emancipirrn, Du bist ja kein Kind mehr, und in solchen Kleinigkeiten solltest Du doch Deinem eigenen Willen und Belieben folgen dürfen.* „Verdirb mir da» Kind nichts* sagte der Popo, sich auf der Schwelle nochmal» umschauend und scherz haft mit dem Finger drohend, „und Sie, liebe» Heb» Menschen in diesem Augenblicke nicht dachte. — Da sah sie, daß etwa zehn Schritte vor ihr eine Frau ausglitt und zu Boden fiel, und daß die liebe Jugend, als sie bemerkte, was sie angerichtet hatte, schleunigst davon lief. Hedwig beeilte ihre Schritte und stand in wenig Secunden neben der alten Dame, die sich noch immer vergeblich bemühte, wieder aufzustehen. „Erlauben Sir mir, Ihnen zu helfen,* sagte sie, indem die That schon die Worte begleitete, „Sie wer den sich doch nicht ernstlich verletzt haben?* „Ich glaube nicht,* antwortete diese und versuchte den Fuß zu gebrauchen, stieß aber einen schmerzlichen Seufzer dabei aus. „O weh, ich kann nicht auflreten — wie soll ich nun nach Hause kommen,* letztere» sagte sie mehr zu sich selbst und versuchte nochmal» einen Schritt zu gehen. „Wenn Sie sich recht fest auf meinen Arm stützen wollen,* meinte Hedwig, so wird e» doch vlelleicht gehen, ich führe Sie dann langsam und vorsichtig wo hin Sie wünschen.* „Da» heißt beinah die Tüte einer fremden Dame zu sehr m Anspruch nehmen, und doch finde ich keinen andern Rath; rum Glück wohne ich nicht weit von hier, beim Kaufmann Schulz, Sie kennen da» Hau»?* „Nein, ich vrn fast fremd hier.* „Sie können e» dort sehen, da» zweite Hau» am Marktplatze, dicht neben dem großen Eckhause, in wel chem der Bürgermeister Bartel wohnt.* „Dayin bin ich ja gerade im Begriff zu gehe»*, antwortete Hedwig, „Sie sehen also, daß Sie mir nicht den geringsten Dauk schuldig werden, denn ich brauche nicht einen Unuveg zu machen, wa» ich doch, um Ihnen gefällig zu sein, sehr gen» thun würde.' -»»«rutsuprsl^, äao sinor svspültovsv kvtttvsü« so k vut« äio so kk. j L« »»<1 2iS«ro—t» lw H Lrvedstosu: Mt äse 8oao- noä kür äso kol^suclao 1'»^. Amtlicher Theil. Dresden, 30. November. Se. Majestät der König »oben den ersten Staatsanwalt bei dem Landgericht lhemnitz, Oberstaatsanwalt EsaiaS Julius Friedrich dichter, unter Belastung des Titel» und Range» ine- Oberstaatsanwalt», auf sein Ansuchen au» dem Staatsdienste zu entlasten Allergnädigst geruht. Organisator der Landliga, ist wegen seine» miß lichen Gesundheitszustände» in Freiheit gesetzt worden. In der Grafschaft Limerick hat rin Masseustrike gegen die Pachtzahlung stattgefuudrv; infolge dessen stehen 300 Exmisfionrn bevor. Bukarest, Die«»tag, 2S. November, Abend». (Torr Bur.) Die „Agence HavaS" meldet: Die Stelle der Thronrede betreff» der Abschließung der rumänischen LandeSgrenzen wurde au» dem Rumänischen unrichtig übersetzt. Anstatt der Worte, „daß der rumänische Handel seit einiger Zeit unter dem Vorwande der Viehseuche Gefahr läuft, daß ihm diese Grenzen für die BiehauSfuhr voll ständig geschloffen werden", soll e» richtig heißen „auS Gründen der Viehseuche". (Bgl. die Rubrik „Zeitung-schau*.) Konstantinopel, Dienstag, 29. November, Abend». (W. T. B.) Der italienische Botschafter, Graf Corti, überreichte heute dem Sultan da» Collier deS AnunciatrnordenS. Eine amtliche Depesche erklärt die Nachricht von dem Auftreten der Pest in der Umgegend von Erzerum für unbegründet. Der österreichische Lloydpostdampfer „Danaö" stieß beim Verlassen deS Hafen» zur Fahrt nach Barna auf den Ballast führenden Analodampfer „RomuluS", welcher scheiterte. Die „Dana«" ist leicht beschädigt; Menschenverluste find nicht zu beklagen. Oomrui-nionLr Us» Drvwliw- lourmtl»; S—»dvik NorM« vr««i»L kr— «. N.: k -L— Nsrllv: S. vr«»«» i L Schott«, Nr—I»«.- F öür«u, Nr—». N.: L SkrUt«: O L—o—r-0 Soza—t«', Nit» NvrUL-Nr—klvr» ». »t»lt^rt: Da-Ü«» 0o , N—d»,: F Lüai^l. Lrp«Uti<w äs» Vr—tvor 4ovn»»1», Or—äen, Lviusvrstr—» Ao. SV. Dre»dea, 30. November. Die von der rumänischen Regierung in der Donau frage festgehaltene Politik und die diesbezüglichen Aeußerungen der rumänischen Thronrede begegnen in sämmtlichen Organen der Wiener Presse einem ein- müthigen Widerspruche. Auch nicht ein einzige» Blatt findet sich, da» nicht die Forderungen Rumänien» für un annehmbar erklären und der österreichisch-ungarischen Regierung ein unerschütterliches Beharren auf ihren Postulaten zur Pflicht machen würde. Die» ist übrigen» ganz natürlich, denn die Lebensinteressen Oesterreich. Ungarns in der Regelung der Donauftage wiegen ungleich schwerer, als die Rumänien», al» die der drei unteren Donauländer zusammengenommen. Von welcher Wichtigkeit die Beherrschung diese» zweitgrößten Stromes Europas ist, daS beweist die Rivalität der europäischen Staaten um die Hegemonie auf der Donau, beweist die Schaffung der internationalen europäischen Donaucommission, rn welcher dieser Kampf um die Hegemonie auf der Donau continuirlich fortwährt. Oesterreich Ungarn ist in der glücklichen Lage, daß die Verhältnisse ihm eine naturgemäße Präponderanz in Bezug auf die Beherrschung der Donau und ihrer Schifffahrt einräumen. Von ihrer Gesammtlänge von 2860 km befinden sich 1294 km in der österreichisch ungarischen Monarchie, und zwar nicht nur ein Theil des Oberlaufes und der ganze Mittellauf, sondern auch ein Theil des Unterlaufes. Indem die Donau fast mitten durch die Monarchie sich hinzieht, bietet sie gerade in der für den Handel, für die Industrie und die Landwirthschaft Oesterreich-Ungarn» so hochwich tigen Richtung von West nach Ost eine große, natür liche Wasserstraße dar, einerseits für den Transport der Jndnstrieerzeugnisse deS Kaiserstaates nach seinem natürlichen Markte, nach dem Orient, für einen sowohl dahin gerichteten, als von dorther kommen den Transitverkehr, endlich aber sür den Export der LandeSproducte, insbesondere der östlichen Reichs- Hälfte, nach den westlich gelegenen Absatzgebieten. Hier zu kommt aber noch die tarifpolitische Bedeutung der Donau. Die große internationale Concurrenz, welche (alte) „Presse* bemerkt ihrerseits: „Will Rumänien um jeden Preis die Rechnungen der russischen, eng lischen, französischen und griechischen Schifffahrt auf der untern Donau besorgen, dann wird diese» Verfahren nicht nur zur Versumpfung der Donauftage, sondern auch zur Versumpfung der Donaumündungen führen, denn Oesterreich-Ungarn wird im nächsten Jahre keine Veranlassung finden, das im Jahre 1883 ab lausende Mandat der internationalen Donaucommission zu erneuern. Dann möge der Sulinaarm ohne Wei tere» versanden, und die rumänischen Rheder mögen zusehen, wie sie ihren Export über das eiserne Thor oder über die Sulina hinausbringen. Der dadurch entstehende, allerdings zu bedauernde Abgang einer Exportlinie für den österreichischen Handel nach dem Orient wird mittlerweile durch die Eröffnung der nach Varna, Konstantinopel und Salonichi führenden Eisen bahnen reichlich ausgewogen werden. Und wie, wenn England und Frankreich, trotz Gladstone und Gam betta, demnächst einsehen, daß ihnen die Freiheit der untern Donau lieber ist, als die Austrophobie Ru mänien»?* — Die „Wiener Allgemeine Zeitung* welche in der rumänischen Thronrede geradezu eine „Herausforderung* Oesterreich-UngarnS «blickt, schließt ihre Betrachtungen mit folgenden Sätzen: „Der Ur Heber des rumänischen Widerstandes ist im Westen Europas zu suchen und zu finden. Die Rumänen aber sollten bedenken, daß keinerlei Protection ihrer Freunde oder ihres Freundes in London sie gegen unser natürliche» Uedergewicht schützen könne. Sie werden die Erfahrung machen, daß der Stab, auf den sie sich stützen zu können vermeinen, ihnen die Hand durchbohrt.* Die augenblickliche Stimmung der maßgebenden Kreise in der Kaiseistadt an der Donau gegenüber Rumänien spiegelt auch ziemlich deutlich ein Schreiben wieder, welche» uns unterm 29. d. von unserm Wiener Correspondentcn zugeht und welche» also lautet: In unseren politischen Kreisen bildet seit zwei Tagen die rumänische Thronrede den hervorragendsten Gesprächs stoff. Nach den Erklärungen, welche der gewesene Leiter des auswärtigen AmieS, SectionSchef v. Kallay, am 6. d. Mts. im Ausschüsse der ungarischen Dele gation über den Stand der Donaufrage abgegeben, konnte man sich zwar keiner Illusion mehr über da» Schicksal des sogenannten ^.vant-projet und der ge mischten Commission hingeben; baß aber Rumänien in so brüsker Weise jede Eoncession an Oesterreich in der Donaufrage ablehnen werde, wie e» in der letzten Thronrede geschieht, hatte man nicht erwartet. Allge mein fragt man sich nun, wer denn eigentlich hinter Hrn. Bratiano stehen mag, daß er sich in solcher Weise einer Macht gegenüber benimmt, auf die Ru mänien in gar vielen Beziehungen angewiesen ist und wohl auch fernerhin angewiesen bleiben wird. Daß eS weder Deutschland, noch Italien ist, darüber kann wohl von vornherein kein Zweifel bestehen. Aber auch Rußland ist es nicht, wie man hier bestimmt weiß und nach der Sachlage auch allgemein annehmen muß. Es kann deshalb nicht befremden, wenn die hiesige Presse ziemlich deutlich englischen Einfluß als jenen Factor bezeichnet, dem die feindselige Haltung Rumäniens gegen Oesterreich-Ungarn zuzuschreideu sei. Nun, wenn je der Ausspruch am Platze war: „Wir können warten!* jo ist er es in diesem Falle. Oester reich kann und wird von jenem Rechte, das es als größter Donauuferstaat beanspruchen darf, nicht ab gehen, und sollte sich Rumänien nicht dazu bequemen wollen, dieser Thatsache Rechnung zu tragen, dann wird unsere Regierung in aller Ruhe das Weitere ab warten. Hat übrigens Baron Haymerte Serbien gegenüber Erfolge zu erzielen verstanden, so wird wohl Graf Kalnoky auch Rumänien gegenüber das Richtige zu treffen wissen. Refidenzkheater. Am 29. November begann Frl- Kathi Schratt vom Wiener Stadltheater ihr leider nur kurz bemessene- Gastspiel. Sie hat den wohlbe- gründeten Ruf, eine espritvolle, von lebendigstem Tem perament, von agilster jugendlicher Frische unterstützte Schauspielerin zu sein. Auch muntere naive Rollen, in denen sich eia tiefere» Gefühl au»spricht — vom Charakter der Grille, de» Lorle — gehören zu ihren Forcen. E» wäre wünschenswerth gewesen, Frl. Schratt auf derartigem Gebiete sehen zu können, denn man möchte diese so vortheilhafte Erscheinung, diese so klar accentuirte Sprache und beredte Mimik mit einer dramatischen Arbeit von poetischem Werth oder wenigsten» von Geist verbunden wissen, gleichviel ob e» sich um einen heitern Schwank oder um ein Schauspiel handelt. Dergleichen Befriedigung bietet un» „die Seil tänzerin* nicht. Dieser burleske Schwank von Meil- hac und Halävy ist au» sehr schlechtem, ja wider wärtigem Material bereitet und zeigt den frivolen GährungSproceß, welcher mit Spott, Parodie und Selbstironie alle Wahrheit und Gesundheit de» Leben» und der Kunst zersetzt. Daß wir dabei nicht einmal durch Witz und Humor erheitert werden, ist die schlimmste Zugabe, nachdem wir mit Unwillen die Ge spräche so vieler abgeschmackter Personen ertrugen. Weder der Marqui» de la Houppe, ein durch die Jahre unschädlich gemachter Libertin, noch der blödsinnige Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte». Berlin, Mittwoch, 3V. November, Nachmit tag». (Tel. d. DreSdn. Jourtt.) Der BundeSrath hat die Vorlage, betreffend die Ausführung de» Anschlusse» der Untrrrlbe an da» deutsche Zoll- gebiet und die dadurch entstandenen Kosten, au den 3., 4. und 7. Ausschuß zur Borberathung verwiesen. Der deutsche Reichstag beschäftigte sich heute mit der Berathung de» Etat» de« auswärtigen Amte». Auf eine Anfrage de» Abg. vr. Virchow nach dem Stande der Verhandlungen mit der Curie er widerte der Reichskanzler Fürst BiSmarck: „Ich halte eS sür nützlich, diese Frage hier m sehr beschränkten Grenzen zu behandeln. Die Angelegenheit betrifft Preußen, und ich bin bereit, dem Landtage darüber Auskunft zu geben. Die Absicht geht dahin, in den preußischen Etat eine Position einzustellen, um einen diplomatischen Vertreter bei der Curie zu be glaubigen, einen Posten, der wegen eingetretener Ver stimmung mit derselben eingezogen wurde. Ich werde nicht von principiellen Bedenken bei meiner jetzigen Erwiderung geleitet, sondern lediglich von Ge schäftsinteressen. Auch andere Einzelstaaten, ich erinnere an Bayern, haben eine specielle Vertretung bei der Lurie. Ich halte dieses Verhältniß bei den verschie denen concurrirenden Interessen für nützlicher, werde aber, fall» da» allgemeine Interesse mehr in den Vordergrund tritt, auch eine deutsche Vertretung ins Auge fassen. Ueber die Verhandlungen mit der Curie selbst hier Mittheilungen zu machen, halte ich nicht für opportun.* —Dem Abg. Virchow weiter gegenüber, welcher bemerkt hatte, der Fortschritt sei bei seiner Theilnahme am Eulturkampfe von der irrigen Ansicht ou»gegangen, der Kanzler werde consequenter sein, de finitiv Staat und Schule von dem kirchlichen Einflüsse befreien, erklärt Fürst Bismarck: „Ich kann den Vor wurf des Mangels an Consequenz nicht gerechtfertigt fin den. Wenn ich wirklich den Kampf fortsetzen wollte, würde ich dadurch behindert sein, daß mich frühere Bundesge nossen im Kampfe verlassen und in die Arme des Centrum» getrieben haben. Sie sehen, daß ich in Wahrnehmung der Interessen des Staat» oft gezwungen bin, ander» zu handeln, al» ich vor so und so vielen Jahren han deln konnte.* — Dem Abg. Hänel gegenüber constatirt Fürst Bismarck, er habe bei allen seinen Bestrebungen d>e Fortschrittspartei gegen sich gehabt; man könne daher mcht sagen, daß er daS Cen'rum vvrgezogen; daS Centrum habe nur aus sachlichen Gründen bei der Zvllsrage de» Jahre» 1878 seine Opposition auf- gegebeu nnd ihn unterstützt. AugSburg, Mittwoch, 30. November. (Tel d. DreSdn. Journ.) Dir Augsburger „Allgemeine Zeitung" meldet: Die gerüchtweise in den Blätter» verbreiteten Nachrichten über eine angeblich bevor stehende Personalveränderung im Bestände deS bayerschen Gesammtministerium» beruhen lediglich auf Combinationen. London, Mittwoch, 3V. November. (Tel. d. DreSdn. Journ ) Michael Boyton. der ehemalige fahrt eine besonder» wichtige Rolle zu. Indem diese durch ihre naturgemäßen Verhältnisse in der Lage ist, für MassentranSporte besonders billige Tarife zu ge währen, stellt sie sich als eine gefährliche Concurrentin der Eisenbahnen dar, und sie ist eS namentlich in Oesterreich, wo die Frachtsätze der Eisenbahnen im Allgemeinen höher sind, als in den großen westlichen Industriestaaten. DaS „Fremdenblatt* spricht über den die Donau ftage behandelnden Theil der rumänischen Thronrede seine „volle Verwunderung* au» und fährt dann fort: „Es wird eine concrete Frage im ausschließlichen Hin blick auf eine einzelne Macht von König Karol in einer Weife behandelt, welche sich nicht wohl in die hergebrachte reservirte Form erner Thronrede einfügt. Vor Allem Hütten wir nicht erwartet, daß man die gegen die Viehseuche an den LandeSgrenzen ergriffenen Maßregeln als einen „Vorwand* hinstelle, um der rumänischen Viehausfuhr diese Grenzen völlig zu ver schließen. Wenn man bedenkt, welch furchtbare Plage die Viehseuche ist und zu welch schweren Opfern und rücksichtslos strengen Maßnahmen sämmtliche Staaten Europas an ihren Grenzen und im Innern ihres Ge biete» zu greifen gezwungen sind, um die Viehseuche zu isoliren und abzuwehren, so dürfte man gewiß den Ausdruck „Vorwand* als nicht zu d m Diapason einer Thronrede stimmend bezeichnen müssen. Offen bar hat man die Schwierigkeiten deS Landesexportes nur de-halb in der Thronrede mit so grellen Farben ausgemalt, um desto wuchtiger für die Noth- wendigkeit der freien Schifffahrt auf der Donau ein treten zu können. Rumänien hat, wie die Thronrede versichert, unter Bedingungen zu leiden, welche diese freie Schifffahrt zu einem „illusorischen* Rechte machen; Rumänien will, daß der große Strom von jeder „aus schließlichen Präponoeranz* befreit werde, eS will keine Combinationen unterschreiben, durch welche die Schiff fahrt vom Eisernen Thore biS Galacz der „präponden- renden Action einer einzigen Macht* Vorbehalten bliebe; e» will endlich — was ihm Jedermann aufs Wort glauben wird — Niemandem Schaden zusügrn, son dern eS will und fordert nur die „absolute Freiheit* der Donau, wenigsten- in den rumänischen Gewässern." DaS dem Ministerium deS Auswärtigen nahestehende Organ präcisirt seinen Standpunkt in folgenden Sätzen: „Kommt das ^vant-xroget in seiner dermali- gen Fassung, insbesondere Artikel 4 desselben, welcher Oesterreich-Ungarn daS Präsidium in der Commission, und im Falle einer Stimmengleichheit die den Aus schlag gebende Stimme verleiht, reicht zu Stande, schei tert eS an dem hartnäckig fortgesetzten Widerstand Ru mäniens, Serbiens und Bulgariens — gut so mögen Die, welche eS zurückweisen, eine andere Vorlage unter breiten. Wir werden dieselbe annehmen, wenn sie unseren in dieser Frage engagirten Interessen, deren Wahrung und Förderung stets unsere unerläßliche Pflicht sein wird, in jeder Beziehung ausreichend ge recht wird. Wenn nicht, dann unbedingt nicht.* — Die „Neue freie Presse* schreibt: „Rumänien, da« die Freiheit der Schifffahrt auf der Donau so laut an- kündigt und sich zu ihrem Vorkämpfer auswirft, würde in ihrer Beschränkung voran gehen; dafür spricht die Erfahrung. Rumänien hält nicht einmal die bestehende Convention und bereitet den österreichischen Schiffen in seinen Häfen stet» unangenehme Ueberraschungen und Hindernisse; ja eS macht neuestens sogar den Versuch, dieselben einer Tonnensteuer zu unterwerfen, auch wenn sie nicht auSladen. Einem Lande mit solchen Gelüsten soll man die Strompolizei und die Durchführung der Reglements anvertrauen? DaS hieße den Handel Oesterreich» auf der Donau zu Grunde richten.* — Die
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