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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.02.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-02-28
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187302284
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18730228
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18730228
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1873
- Monat1873-02
- Tag1873-02-28
- Monat1873-02
- Jahr1873
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.02.1873
- Autor
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Erscheint tSgltch früh 6'/, Uhr. »tpcir«« »»» Lepktlttl» ZvhanniSgasse 3S. Nedactkur Fr. Hüttner. Sprechstunde L. Redaktion vc, u—>r Uhr »>>» 1—b Uhr. «t« drr für die nächst. N Nummer bestimmten io dm Wocheniagca Uhr «achmittago. I Wie ftr Zifer-teuaniahme: »Lemm. Umversitätsstr. 22, »Lösche, Hainftr. 21. Part. Anzeiger. Amtsblatt dkS Kömgl. Bcjirkkgmchts und bcS Raths btt Stadt Leipzig. «,»«,»l»rso. rs«„emra»u»reta vierteliäbrlicü 1 Thlr. 7'/, Aar« inet. Bringerloyn I Thlr. IO Ngs Jede einzelne Stummer 2'/, Ng» Belegexemplar I Ngr. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbe^örderung IO Thlr. Mit Postbesorderung 14 Thlr. Inserate 4gespalteneBourgoiSzeile 1'/»Ngr. Größere Lchristen laut unserem Prcisverzeichniß. Lretame» nnter d. krdarstanrsirk- die Spaltzeile 2 Ngr. M 58» Freitag den 28. Februar. 1873» Bekanntmachung. Aus dcr zu erbauenden Nordbrücke in dcr verlängerten Nordftraße soll ein gußeiserne» ßchkader aufgestellt und diese Arbeit an einen Unternehmer vergeben werden. Diejenigen, welche sich hierbei beteiligen wollen, werden ausgefordert, Zeichnungen und Be- ppwgen im RathSbauamte einzusehen, wo auch Anschlaqsformulare gegen Erstattung der Copialien , erhalten sind. Die mit Preisen und Namensunterschrist versehenen Offerten sind unter dcr Hhrist „Gußeisernes Geländer der Nordbrücke" bis L7. Marz d. I. Abend» tt Uhr ver güt un RathSbauamte abzugebcn. Leipzig, den 27. Februar 1873. De» Skath» Bandepntatio«. Submission. Die Ga-einrichtung-arbeitcn nebst Lieferung der erforderlichen Leuchter und sonstigen Materialien für die neuen Gebäude der Realschule und III. Bezirksschulc nebst Turnhalle sollen an den Mindest- sordcrndcn vergeben werden. Die Anschlagsformulare mit den Bedingungen sind gegen Zahlung dcr Copialicngebühreu im Comptoir dcr Gasanstalt ru entnehmen, woselbst auch die Anerbietungen hi» zu»« 8. Marz d. I. Abends v Uhr versiegelt einzureichen sind. Leipzig, den 2». Februar 1873. De» Rath» der Stadt Leipzig Baudeputatio«. Hotz-Anction. Freitag de« 7. März d. I». sollen von Nachmittag» 2 Uhr an auf dem diesjährigen >hl- and Mittelwaldschlage in Abth. 31 a und 82 a de- Bnrgauer Revier» ca. S«S Stockholzhause» »trr den im Termine an Ort und Stelle öffentlich angeschlagenen Bedingungen an den Mcist- «lendea verkauft werden. Znsannnenkunst: aus dem Kahl-Schlage in Abth. 3la binter dem neuen Schützenhause, ^ipzig, am 25. Februar 1873. De» RathS Forst-Deputation. Bekanntmachung. Eine größere Anzahl dcr Herren Etudirendcn befindet sich mit dem Umtausche der Leaitimation»- karten, welcher zufolge unsere Bekanntmachung vom 22. Januar 1873 bi- zum 15. Fevruar d. I. zu bewirken war, im Rückstände. Indem wir wiederholt darauf Hinweisen, daß mit dem 15. knj. m. die im vergangenen Jahre ausgegebenen Legitimationskarten ihre Gültigkeit verloren haben und daß die Unterlassung de» Um tausche- in Gemäßheit de- in tz. 45 der akademischen Gesetze au-gesprochenen Strafandrohung 'mu einer Geldstrafe hi- zu 2 Thlr. geahndet werden wird, veranlassen wir die mit dem Umtausche der Karten im Rückstände befindlichen Herren Studirenden denselben spätesten- bi- zum Ist. Mär; dieses Jahre» zu bewirken. Nach Ablauf jener Frist wird gegen die Säumigen mit dem Strafverfahren vorgeaangen werden. Leipzig, am 26. Februar 1873. Da» UniversitätS-Gerlcht. Heßler. ^ " >.. >> >. > >. Städtische gewerbliche Fortbildungsschule. Das Sommersemester beginnt bei der Tagesschule am 21. April d. I. Für den Unterricht » Mrdelliren in Thon und Wachs wcrd am 20. April ein neuer Cursus eröffnet. An- »Idungtll hierzu nimmt dcr Unterzeichnete täglich zwischen 11—12V, Uhr Vormittag- im Locale «Tagesschule — Lcssingstraße 14 — entgegen. Auch sind daselbst Prospekte der Anstalt jederzeit gr haben. Julius Burckhardt, Dircctor. I-«» HrbmtSfestes «nd zun, GedächtniH -e- TterbetagS eines WohlthäterS der Stabt Leipzig «nd ihrer Hochschule. 6 Llipzig, 26. Februar. Donnerstag, den 27. Kchniar, sind es volle sieben Lustra, daß auf dem Leipziger Stadtgerichte' ein Testament er» Hiel und publicirt wurde, das kaum ein Jahr r«cr daselbst nicdcrgelegt war und welches dem Wh drr Stadt Leipzig die Verwaltung höchst «vhaster gemeinnütziger Stiftungen in vcr- lWeutvollsttt Weise mit folgenden Wort«» Äntrug: „Ich lege den größten und wichtigsten Theil «cines errungenen Eigenthums in die Hände des Magistrats dcr Stadt Leipzig nieder, der feit Jahrhunderten in ganz Tcutschland ebenso durch saue hohe Rechtlichkeit, wie durch die Intelligenz seiner Mitglieder, ebenso durch die Größe der bei ihn depomrten Stiftungen, wie durch die Ord- mmg, Gewissenhaftigkeit und Pietät in dcr pünkt lichen und stlftungSmäßigcn Verwalturch desielbcn «secnl wird; cmcr Verwaltung, welche bis jetzt mnem bureaukratischcn und willkürlichen admini- straüvrn Ermessen Eingang vcrstattete und wahr- slbemlich auch me verjtatten wird, so lange man in Teutschland d«e Heiligkeit milder Stiftungen anerkennt und die Stimme deS Gewissens und der Vernunft bei der rechtlichen Verwaltung des Rachlasscs der Verblichenen gilt." Der Mann, der Dies schrieb und diese hoch- herzige Gesinnung aussprach, war der frühere «deutliche Professor der Staatswissenschasten an der Universität Leipzig, Geheimer Rath vr. Karl Heinrich Ludwig Poelitz. Derselbe gehörte Leipzig erst als Student (seit lM), dann als Magister (seit 1794) und Docent, später als außerordentlicher Professor der Philo sophie (Michaelis 1863 bis dahin 1804), elf Japre darnach, seit dem zweiten Gedächtnrßtage der Erstürmung Leipzigs (19. Octobcr 1815) als ndenlücher Professor der Geschichte und Statistik de, Sachsen, seit dem 1. März 1820 als ordent licher Professor der Staatswissenschaften an, ver lebte also im Ganzen 28 Jahre seines akademi sche» Lernens und Lehrend in unserer Stadt. ktadtrath vr. Moritz Sccburg war von dem Tchator als Testaments - Vollstrecker eingesetzt Morde». DuPoelitz'schen Stiftungen bestehen in sei«r dem gedruckten Kataloge nach nahezu 13,400 Kerle zählenden, vorzugsweise staatSwissenschaft- üche» und historischstatistischen Bibliothek, welche mit der Leipziger Rathsbibliothek unter eigenem Käme», eiaener vom Rathe dcr Stadt Leipzig mmnnln Verwaltung, aber unter Oberaufsicht bet städtischen Vorstande- und Bibliothekars ver banden iv,rde; ferner auS Capitalien zur Unter haltung drr Verwaltungskosten, endlich aus ur. hnüngnch tz, dann 7 Convict-Freistellen (7233 Haler), deren StistungScapital vom Rathe ver maltet, und welche vom Rathsbibliothekar, einem Stadtralhr, dem jedesmaligen ordentlichen Pro- sftsor der Staat-Wissenschaften und vom Convict- drrrctor vergeben werden. Stadtrath vr. Seeburg bestätigt in seinem Aorbencht zum Bibliothekskatalog, daß bi- zum herbst 1839 bereit- mehr al« 15,000 Thlr. auf die Ausstattung der Bibliothek und zu Begründung beraedachtenEonvirtstellcn verwendet worden seien. Mksr schöne Blibliothek, deren Werth der «Hator sckbst (vielleicht zu hoch gegriffen) aus MZ-O Thlr. geschätzt hat, und da- Baarvermögen «tzterr» waren durch schriftstellerischen Erwerb »rlt worden, da, wie Poelitz versichert, die letzte» Zeiten herab seine amtliche lichcn (Junggesellen-) Budget- züreichte. Nur einen kleinern Theil seine« Nachlasse- bestimmte er zu Legalen für Verwandte, Freunde und Diener. Jene Stiftungen begleitete er im Angesichte des Todes mit soHendcn in seinen Papieren gefundenen schönen Worten, welche jetzt, wo Leipzigs Hochschule dcr Frequenz und Btüthe nach die erste de« deutschen Reichs geworden ist und wohl noch lange bleibt, von prophetischer Be deutung verklärt erscheinen: „Gern möchte ich beim Scheiden der tröstenden Hoffnung «ich hingovcn, daß durch jene Stiftun gen mancher in seiner Bildung glücklich auf strebende Jüngllng nicht blos unterstützt, sondern auch, namentlich auch durch Benutzung der Bibliothek, wissenschaftlich angeregt werden möge, um dereinst im reifen Pkanncsaltcr den im Reiche der Wissenschaften unvergänglichen sächsischen Namen durch eigene gediegene schriftstellerische Werke an seinem Thcilc, mit Ehre und Ruhm auf die Nachwelt zu bringen! Mit diesen Ge sinnungen und mit diesen Hoffnungen lege ich im Augenblicke des TvdeH da» größten Theil des Er trages meiner schriftstellerischen Thätigkcit aus den Ailar des Vaterlandes nieder! Es wird mich nicht gereuen, wenn diese Schenkung im Zwecke und in der reinen Gesinnung ihres Begründers verwaltet wird, so laHe als die Leipziger Hoch schule einen wichligen Nchtpnnct in dcr Reihe der deutschen Hochschulen bildet!" DicL Vertrauen ist nicht betrogen worden, wie die Mitwelt bezeugen kann. lieber Poelitz' schriftstellerische Thätigkcit gicbt der Katalog statistischen Nachweis. Der unermüdlich schaffende Gelehrte hat darnach im Ganzen 156 Bücher (eigene und fremde), 22 Ab handlungen und 7 Zeitschriften allein oder mit Andern herausgegcben, Summa 185 Werke zum Theil umfänglicher Art! (Der Katalog vergißt die mitredlgirte Leipziger Literatur-Zeitung auf zuzählen, hat daher nur 184 Werke im Ganzen.) Druckort ist meistens Leipzig. Doch auch in Dresden, Pirna, Chemnitz, Freibcrg, Wcißcnfels, Halle, Erfurt, Weimar, Wittenberg, Görlitz, Stettin, Berlin, Hamburg, München und Regens burg erschienen Bücher und Schriften von ihm. Ucbersctzungcn seiner Werke kamen in Stockholm und Gröningen heraus. Den Gegenständen und Fächern nach verthcilt sich diese große Anzahl von Schriften aus Theologie und Philosophie (eine ganze Reihe Erbauungs- schristen z. B. führt die Liste auf), Pädagogik, Geschichte, Geographie, Statistik, Anthropologie, deutsche Sprache und Literatur, namentlich aber auf da- Gesammtgebict der Staatswiffcnschaften, einschließlich de- NaturrechtS. Er gehörte hier dem Systeme des subjektiven Rationalismus an und stand der Kantischen Schule sehr nahe. (Bülau im Staatslexikon Bd. 8.) „Die Staats- Wissenschaften im Lichte unserer Zeit" erschienen vor 50 Jahren in Leipzig und ist dies wohl das bedeutendste Werk von Poelitz, da er als einer der Ersten c- unternahm, die sämmtlichen Disciplinen des Kreise- der Staatswissenschasten gleichmäßig und systematisch in einem Gesammtwerkc zu be handeln. (Bülau a. a. O.) Poelitz wird dem Referenten, der diese wenigen Worte in dankbarer Erinnerung an die Förde rung seiner Studien durch die „Pöelitiana" ntcder- zuschreiben sich gedrungen fühlt, al« ein trefflicher Docent geschildert, dcr auf dem Katheder eine männlich imposante Erscheinung war, dabei frei sprach und in fließenden Perioden seinen Stoff leicht und klar entwickelte. In den ersten Jahren seiner zweiten und dritten Leipziger Professur sah er jeden Abend von 8 bi- bei sich, die aus seinem Umgänge Anregung und Belehrung schöpften und daher dem Verstorbenen ein dankbares Gedächtniß bewahrten, beziehentlich noch heute bewahren. Ein solcher akademischer „offener Salon" gehört aber bis heute leider zu den Seltenheiten in Leipzig, verdient aber um so mehr erwähnt zu werden. Das Säcular-Jubiläum dcr Geburt unseres Poelitz siel in den August v. I. (Poelitz ward den 17. August 1772 zu Ernstthal im Schön» burgischen als Sohn de- dortigen städtischen Predigers geboren.) Es ging spurlo- vorüber. Sei darum wenigstens der heurige Jahrestag des Todes des hochverdienten WohlthäterS dcr Stadt und Universität Leipzig durch eine sympathische Erwähnung begangen. Ehre denn und Dank dem unvergeßlichen Poelitz! Universität. Leipzig, 27. Februar. Am Sonnabend den 1. März tritt der Tecan der philosophischen Fa cultät Prof. Vr.Ov erb,eck von seinem Amte zurück, das er den Statuten gemäß, noch bis Ende April ru verwalten gehabt hätte. Eine wlsscnschasttiche Reise gen Jtalwn veranlaßte ihn, diese Enthebung bei der Facultät nachzusuchen und zu erwirken. Das Decanat geht von genanntem Tage an auf Professor vr. Leuckart über. Die Verfassungs- oder Statutenänderung der Facultät, welche in einer dcr letzten Sitzungen ihrer Mitglieder beschlossen wurde, besteht nun darin, daß von jetzt an die Dccanatswayl ganz in gleicher Weise, wie bei den drei anderen Fa- culiätcn vorgcnommen werden, hinfüro das De- canatsjahr also mit dem Studienjahre und dem Rcctorate gleichzeitig beginnen und endigen soll. Bisher begann daS philosophische Decanatsjahr mit dem 1. Mai, statt, wie bei den andern Fa kultäten, mit dem 1. November, unv endigte mit ultimo April, statt am 31. Octobcr. Um nun viese Veränderung durchzuführen, wird Professor vr. Leuckart ausnahmsweise von jetzt ab nur bis zum Schluffe des Studienjahre- 1872/73 da- Decanat verwalten und dann die Neuwahl de- Focultiitspräsiden im Herbst ganz wie bei den andern Facultätcn vorgcnommen werden. Aus Stadt und Land. »*» Dresden, 26. Februar. Die in der heu tigen Sitzung erfolgte Beantwortung der vom Aog. Ludwig eingereichten, daS UnfehtbarkcitS- doama betreffenden Interpellation durch den Cultusminister von Gerber stach vortheilhaft von den bei früheren Interpellationen von der StaatS- regierung ertheilten Erklärungen ab und hat auch die liberalen Abgeordneten nicht gerade unbefrie digt gelassen. Freilich, Ein- ist dadurch nicht geändert worden — der Aufenthalt von Jesuiten in Sachsen. — Es verlautet als ganz bestimmt, daß nächsten 6. März derLandtag geschlossen wird. Was bis dahin nicht fertig berathen ist, bleibt liegen. Am nächsten Montag soll in der Zweiten Kammer noch die Steuerreform-Vorlage berathen werden. Tie Erste Kammer wird nun, wie gewöhnlich, noch Hals über Kopf arbeiten müssen, um wenigsten- die nöthigsten rückständigen Sachen zu erledigen. — Die Petition ve- Städtischen Verein- in Leipzig, die Be- seitiaun« der Ersten Kammer betreffend, wird wohl kaum noch zur Bcrathung gelangen können. Der Referent, der Abgeordnete Ludwig, hat, wie wir hören, erklärt, daß er den Depu- tation-bcricht, dcr bei den vielen in Frage kom- liche Arbeit erheische, in der kurzen Zeit bis zum Ende des Landtages nicht liefern könne. Man wird dem Städtischen Verein anheim geben, seine Petition beim nächsten Landtage, aber gleich zu Anfang und nicht, wie es dieses Mal geschehen, in bereits vorgerückter Session wieder einzu- rcichen. — In einer neulich abgehaltenen Ver sammlung der liberalen Abgeordneten ist be schlossen worden, gegen die etwaige Publikation deS Bolksschulgesetze- eme Recht-Ver wahrung und zwar bei der Gelegenheit, wenn die von dcr außerordentlichen Deputation der Ersten Kammer abgelchnte Gesetzvorlage Uber die Abänderung der Verfassung wieder auf dcr Tages ordnung in dcr Zweiten Kammer erscheint, zu erlaffen. Mit der Ausarbeitung dieser Rechts verwahrung sind die Abgg. Biedermann und Körner beauftragt worden. * Leipzig. 27. Februar. In den „Bautzener Nachrichten" findet sich folgende lakonische Notiz: „Der bischöfl. Hirtenbrief, welcher am 22. d. M. in den katholischen Kirchen Sachsens von den Kanzeln verlesen wurde, handelt von dem heiligen Grabe in Jerusalem und fordert zu Gaben für den Verein deS heiligen Grabes auf." Wenn der besagte Hirtenbrief wirklich nur so Harm loses enthält, so steht fast zu vermuthcn, daß der selbe durch höhere Ccnsur ziemlich beschnitten worden ist. Aehnlichen Eindruck machte auch ein früherer Hirtenbrief de- Herrn Forwerk, in welchem deni aufmerksamen Leser eine Censurlückc ganz entschieden auffallen mußte. Andere Bischöfe Deutschlands jammern in ihren neuesten Hirten briefen ganz erbärmiglich über die Notb und die Drangsale, welche die katholische Kirche gerade jetzt schwerer als je heimgcsucht haben; sollte Herr Forwerk freiwillig sich entschlossen haben, diesmal nicht mit einzustimmen, wo so „geübte Stimmen ChoruS singen"? * Leipzig, 27. Februar. Da- Katerfrühstück im Hosrestaurant Hahn erfreute sich ebenfalls wie alle Festlichkeiten unserer CarnevalS - Gesell schaft einer ungemein lebhaften Bcthciligung von Seiten der hervorragenden Narrcnhäupter. Nur erschienen dieselben schmuck-, ordcns- und kappen- loS, wie e- sich für plötzlich wiederum vernünftig und solid gewordene Männer und Bürger aezieml. Mit heiteren Mienen und vollständig ungeschwäch- tcn Kräften erfreuten sich die acposscdirten Herren an saurem Hering, Italienischen, Caviar und ähnlichen Rcstaurirungsspcifen unter unverwüst lichem Appetite. Unter die Gefühle tiefster Be friedigung über daS Gelingen ihre- großen und schwierigen Werkes flogen indessen immer wieder die Brandraketen de- Witzes unv de- Humors, und schallende- Gelächter machte vielmals die festen Grundmauern de- prinzlichen Hofrestaurantö errittern. Wie die Männer de- Rütli faßen sic »usammen, die Großen de- Narrcnreich-, und ge- lobten sich in ernster Begeisterung, die Fahne des CarnevalS hochzubaltcn für ewige Zeiten und die Heranwachsende Generation zu freien Bürgern Carneval-, die Regulirung der Rechnungen, die erhobenen Ansprüche, Bitten und Forderungen, wie Überhaupt den vollständigen Abschluß ihrer Geschäfte in aller Kürze ru erledigen. — Die letzte Amt-Handlung de- Prinzen bestand in einem huldvollen Gnadcnakte, indem er seinen Reichskanzler unter dem Namen Baron von Bar chewitz in den erblichen ReichSgrafenstand erhob und seinem Ministerium und Hofstaate seinen fürstlichen Dank au-sprach. — Die Abreise de»
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