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Weißeritz-Zeitung : 04.02.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-02-04
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-188802046
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-18880204
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-18880204
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1888
- Monat1888-02
- Tag1888-02-04
- Monat1888-02
- Jahr1888
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 04.02.1888
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Wchmtz -JeitW. Mt „Weißeritz.Srktung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners- taa Und Sonnabend. M.iS vierteljährlich 1 M. . »5 Pfg-, zweimonatlich K Pfg., einmonatlich 42 «fa. Einzeln« Nummem N Pfg. — Me Postan fialten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Ve- " Amtsblatt Kr die Löniakiche Amtshaupimannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und di- Zt-dträthe zu Dippoldiswalde Md Iranenftein gnjerare, welch« d«i da bedeutend«» Auflage des Blatte« «in« sehr wirk same Verbreitung finden, werd«« mÄ 1Y Pfg. dfo Spaltemeile «her vev» Raum berechn«. Ta bellarische und «ompltcttte ' Zns«afe mtt mtshMchen- dem «uMag.-Enme- sandt, im redattionellm »heile, die Spaltenzeike «> Pf«. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Sonnabend, den 4. Februar 1888. Nr. 15. 54. Jahrgang. Die Kosten der Heeresverstärkung. Wie aus der dem Reichstage nunmehr zugestellten Borlage hervorgeht, übersteigt die Höhe der Kosten für die weitere Verstärkung des deutschen Heeres bei Weitem die Summe, welche man ursprünglich für die Ausrüstung der neugeschaffenen Landwehr zweiten Aufgebots für nothwendig hielt. Erst glaubte man, daß der Betrag von ungefähr hundert Millionen Mark genügen werde, um die Landwehr zweiten Aufgebotes auszurüsten, dann sah man aber bald ein, daß die kriegsmäßige Bewaffnung und Bekleidung von circa 700,000 Mann Landwehr zweiten Aufgebotes mehr kosten müsse und schätzte die Unkosten auf zweihundert Millionen Mark. Aber auch dieser Voranschlag wurde durch die wirkliche Forderung zu Zwecken der Ver mehrung des Kriegsmaterials weit übertroffen, denn die einmaligen Ausgaben zu genannten Zwecken be laufen sich auf 28t V« Millionen Mark, wovon nach der dem Reichstage zugegangenen Vorlage 278'/» Millionen durch eine Anleihe und der Nest von circa Z'/e Millionen durch Matrikularbeiträge, also aus den Kassen der einzelnen Bundesstaaten, ausgebracht wer den sollen. Diese enorme Mehrforverung für die weitere Stärkung des deutschen Heeres predigt deut licher als alle langen Erörterungen den traurigen Ernst der politischen Situation. Für 700,000 Männer im Alter von 32 bis 39 Jahren werden kriegsmäßige Ausrüstungen beschafft und wenn man in Erwägung zieht, daß dadurch das bereits wiederholt verstärkte deutsche Heer abermals um den vierten Theil seiner bisherigen Stärke vermehrt wird, so kann man sich leicht sagen, wie es in Wirklichkeit um den Weltfrieden steht. Trotz dieser bedauerlichen Thatsache, daß der Weltfrieden nur mühsam zu erhalten ist und alle Großstaaten sich fortwährend mit Rüstungen zu über bieten suchen, gewährt die neue Verstärkung des deut schen Heeres und die damit verbundene Mehrforderung des Budgets doch auch einigen Trost. Es bricht sich nämlich in allen Staaten allmählich die Ueberzeugung Bahn, daß Deutschland in Bezug auf sein Heer nicht zu übertrumpfen sei, daß aber gleichzeitig das große deutsche Heer nur friedlichen Zwecken dient, sei es, daß dadürch kriegslustige Völker in Schach gehalten, oder wenn es sein muß, die Frievensbrecher gezüchtigt werden. Auch die finanzielle Seite der neuen Wehr vorlage enthält insofern einen Trost, daß die Ausgabe für die Ausrüstung der Landwehr zweiten Aufgebotes und die Vermehrung des Kriegsmaterials bis auf eine verhältnißmäßig geringe Summe eine einmalige ist, also die Einnahmen und Ausgaben, welche bisher die Grundlage für das Neichsbudget bildeten, dadurch nicht erschüttert werden. Daraus ergiebt sich die weitere Thatsache, daß Deutschland nicht nur die Mannschaften, sondern auch die Geldmittel besitzt, um die weitere Stärkung seiner Heercsmacht mit deutscher Gründlichkeit durchzuführen. Keinesfalls ist auch die Höhe der geplanten neuen Reichsanleihe dazu ange- than, um irgend einen ungünstigen Schluß auf die Reichsfinanzen zu ziehen. Deutsche Kapitalisten haben leider weit mehr als den doppelten Betrag an Ruß land verliehen und mehr als der dreifache Betrag dieser Anleihe sind fremde Anleihen jährlich in Deutsch land gemacht worden, also muß es verhältnißmäßig leicht sein, die erwähnte neue Reichsanleihe in Deu-sch- land unterzubringen. Der Patriotismus der großen und kleinen deutschen Kapitalisten und das Vertrauen auf die sicheren Fortschritte deutscher Macht und deutscher Kultur wird sich auch bei dem Ausbringen der Unkosten für die neue Stärkung des deutschen Heeres zeigen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat Januar d. I. 1134 Einzahlungen im Betrage von 68,573 M. 90 Pf. gemacht, dagegen erfolgten 763 Rückzahlungen im Betrage von 55,528 Mark 73 Pf. Sparmarken ä 5 Pf. sind 300 verkauft worden. — 3. Februar. Am vergangenen Sonnabend hielt unser Turnverein seine diesjährige ordentliche Haupt versammlung ab. Durch begrüßende Worte feiten des Vorsitzenden, Herrn G. Reichel, worin der Freude über das Gedeihen des Vereins Ausdruck verliehen wurde, eröffnet, nahm dieselbe einen allseitig befriedigten Ver lauf. Der von dem Turnwart Herrn Eidner verfaßte Bericht über den Turnbetrieb gab in ausführlicher Weise kund, daß die Turnsache in unserer Stadt nack- bestem Können gepflegt wird. Die Turnstunden waren von 4835 Mann gegen 4821 Mann im Vorjahre be sucht, im Durchschnitt turnten 40 Mann an einem Abend. Einschließlich der Männerriegen besuchten 187 Mann die Turnstunden, im Vorjahre betrug diese Zahl 139, welcher Zuwachs durch den Eintritt der Müllerschüler erfolgt ist. Am Jahresschluffe zählte der Verein 168 Mitglieder, wovon 135 aktive. Die 46 Vorturnerstunden wurden durchschnittlich von 10 Mann besucht. Die Eintheilung der Turnenden ist folgende: 1 Männerriege, 1 Altersriege, 3 Müllerschülerriegen, 3 Jttnglingsriegen und 2 Zöglingsriegen. Turn fahrten wurden 5 unternommen und zwar nach Lungk witz, Lockwitz, Glashütte, Offegg i. B. und Tharandt. Wester erwähnt der Bericht, wie der Turnverein nicht nur für eine gediegene Körperausbildung Sorge trage, sondern wie es ihm auch daran liegt, daß Herz und Gemüth Nahrung findet. Der Gesangwart, Herr Lehrer Schmidt, versteht es, durch Einübung von Vater lands- und Volksliedern für Edles und Schönes zu begeistern. Die gehaltenen Vorträge über das Athmen und den Blutumlauf, die Geschlechtskrankheiten u. s. w. dürsten so manchem jungen Mann Veranlassung geben, darüber nachzudenken, wie er sein Leben einrichte, da mit es ein glückliches und zufriedenes werde. Auch die durch Neuanschaffungen vermehrte Bücherei giebt zu guter Unterhaltung und Bildung reiche Gelegenheit. — Der Kaffenbericht war gleichfalls zufriedenstellend. Die Ergänzungswahl des Turnrathes ergab, daß die Herren Stadtrath Bucher und Lehrer Eidner wieder und Buchdruckereibesitzer Jehne und Hypothekenbuch führer Schultze neugewählt wurden. Der mit der Direktion der Müllerschule abzuschließende Vertrag, wonach gegen eine Entschädigung die Theilnahme der Besucher dieser Anstalt am Turnunterricht zugelassen ist, fand beiderseits befriedigende Zustimmung. Die übrigen Punkte der Tagesordnung wurden ebenfalls glatt erledigt. — Dem Schlußsätze im Jahresbericht stimmen wir vollständig bei, worin gesagt wird: Aus Allem geht deutlich hervor, welch' hohe und edle Zwecke der Turnverein verfolgt. Möchte er darum insonder heit Sammelpunkt unserer jungen Leute sein. Es würden dann jene widerwärtigen Spottbilder ver schwinden, welche halberwachsene^Jünglinge uns so oft darbieten, die ihre Art und Weise, sich zu benehmen, faden Stutzern abgelauscht haben, die von einer Schaar von Künstlern, Schneidern, Friseuren, Optikern u. s. w. zu eitlen Gecken zugestutzl sind, und die ihre Zerstreuung in entsittlichenden Genüssen suchen. Es würde bann die Zahl der schwächlichen Jünglinge, welche den Forde rungen der Industrie und Wissenschaft jährlich zum Opfer fallen, bedeutend vermindert und dem Heere so mancher wehrhafte Mann mehr zugeführt werden! — Möge unser Turnverein auch ferner in der bisherigen Weise weiterwirken! — Daß man durch Selbststudium und regen Fleiß schöne Resultate erzielen kann, beweist ein von dem talentvollen jungen Dekorationsmaler Robert Pöge, in Stellung bei Herrn Maler Major hier, nach einer Photographie in Oel gemaltes Bild, welches 2 Kinder in */» Lebensgröße darstellt. Daffelbe ist im Schau fenster des Herrn F. A. Heinrich, am Markt 82, auf 8 Tage ausgestellt und machen wir Interessenten hierauf aufmerksam. Wie aus oben Gesagtem hervor geht, hat Herr Pöge die Porträtmalerei nicht erlernt und verdienen deshalb seine Leistungen auf diesem Ge biete volle Anerkennung. — „Glück zu." Während in der vorigen Vereinssitzung Herr Bloech im engeren Kreise seiner Herren Mitschüler und Vereinsgenoffen, dieselben durch emen Vortrag mit der Geschichte, Gewinnung und Verarbeitung des Porzellans bekannt gemacht hasse, hielt am Sonnabend, den 28. Januar, Herr Löchel, Lehrer an der Müllerschule, vor Mitgliedern und Gästen einen Vortrag über Hoffmann v. Fallersleben. Zunächst wies er an der Erziehung der griechischen Jugend nach, kvie das Studium der vaterländischen Litteratur Liebe zum Vaterlands erwecke, das Gemüth veredle und zu allem Guten und Schönen begeistere. Mit Wehmuth gedachte er der vergangenen Zetten, in denen der deutschen Jugend das Lesen vaterländi scher Schriftsteller streng untersagt war, ja in denen sogar die Schriftsteller um ihrer Werke willen verfolgt wurden, welches Schicksal auch Hoffmann v, Fallers leben zu theilen hatte. „Von Fallersleben" nannte er sich nach seinem Geburtsorte im Lünebürgischen, ohne dabei an Ueberhebung zu denken. Geboren 1798, verlebte er seine Jugend während der Naps- leon'schen Kriege. Der Herr Vortragende wies nun weiter nach, des Dichters eigne Worte anführend, wie die französischen Bedrückungen in dem empfänglichen Herzen des Jünglings unversöhnlichen Haß gegen die Fremdherrschaft und glühende Liebe zum großen Vater lande erregten, wie diese Gefühle ihn aber anch sehr frühzeitig auf den politischen Kampfplatz trieben. Als sich dann später die Hoffnungen, die man auf die Thronbesteigung Friednch Wilhelm IV. von Preußen 1840 gesetzt hatte, nicht erfüllen wollten, gab er seinen Unwillen darüber in Liedern, „Unpolitische Lieder" genannt, Ausdruck. Die Folge, davon war, daß er 1843 seines Amtes als Professor in BreSlau ohne Pension entsetzt und aus Preußen verwiesen wurde. Ohne Vermögen und ohne Gehalt suchte er Aufenthalt in seiner Heimath, aber auch Ernst August, König non Hannover, gönnte ihm hier nicht die ersehnte Ruhe und gab Befehl zu seiner Ausweisung. Trotzdem er löscht nicht seine Liebe zur Heimath und zum Vater lands, trotzdem giebt er nicht die Hoffnung auf, daß es in Deutschland bester werden müsse, und wie hat sein Herz gejauchzt, als 1867 und 1870 sich erfüllte, was er so lange ersehnt! Es war ihm, der später wieder Anstellung als Bibliothekar in Weimar und dann beim Herzog von Ratibor auf Schloß Corvey gefunden hatte, vergönnt, die große Zeit Deutschlands noch zu erleben. Er starb 1874. Wiederholt unter nahm Hoffmann größere Reisen, auch in's Ausland, wobei er sich eifrig Sprachforschungen widmete; aber stets trieb ihn die Sehnsucht nach seinem Vaterlande wieder nach Deutschland zurück und jubelnd singt er: „Deutsche Worte hör' ich wieder u. s. w." Mußte Hoffmann v. Fallersleben von dem Herrn Vortragen den als Sprachforscher und als echt deutscher Mann, als einer unserer Besten Anerkennung finden, so wurde ihm weiter das Lob eines Liederdichters von Gottes Gnaden gespendet. Kein Dichter hat uns so viel Lieder gegeben, als er. Die Kinder singen von ihm: „Kuckuck, Kuckuck" und „Alle Vögel sind schon da" u. a. m. und die Männer: „Zwischen Frankreich und dem Böhmerwald", „Deutschland, Deutschland über Alles". — Nicht enden wollte der Beifall, als Herr Löchel am Schluffe seines begeisternden Vor trages aufforderte, zu fühlen und zu handeln wie der Dichter, der da singt: „Treue Liebe bis zum Grabe, schwör' ich Dir mit Herz und Hand; was ich bin und was ich habe, dank' ich Dir,'mein Vaterland". — Als erstes Kommerslied wurde natürlich Hoffmann'- „Deutschland, Deutschland über Alles" gesungen. — Uebrigens sei darauf aufmerksam gemacht, daß die Gedichte von Hoffmann von Fallersleben in der hie? sigen Volksbibliothek zu haben sind.
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