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Dresdner Journal : 05.08.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-08-05
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187708056
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18770805
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18770805
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1877
- Monat1877-08
- Tag1877-08-05
- Monat1877-08
- Jahr1877
- Titel
- Dresdner Journal : 05.08.1877
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017N i» r»»»« xt«»« tLvrliot»: . . 1» >l»rk ^jiU»rIiodr 4 tt»rü Ü0 kk. Itioislosliaioiosn»: 10 kl. 4« ä»wok» koicL— Vitt kost «ui 8t«Qpal»u»odttU «ü»»». kür <I«o Nsum »ü»«r ssaspiUtsoso k»6t»«I» >0 kt. Vatvr „8io^«Loät" Tia 2«il« bv kt. 8r»od«l»«»r kL<rIiot> Mit ^liiiuitim» äar 8o»a- ooä k«»rviU« ^b«oä» für clsv fol^svä«» 1'»^. Somitag. den 5. August. 1877 DreMerMmml. Verantwortlicher Redacteur: Hoftath I. G. Hartmann in Dresden. »»vLrtt: OowmimiooLr äs, »r«äll«r äoanuil»; Lm»d«U I«rU»-Vt,» ». ».: Laa»««««" ko-i«-, S«rU» Vi»- Snmdur, kr»L -L«tp«lU ». ». »»»«>»»»: /tuet. uVonir, »,rU»: L Lotstet, /nval,äe,»<1ant, »r,m,»: L Schott«,' T. iRangen'» Lürsitu,- vd,m»it« : rnmklvrr «. It.: L. ^»«Ae-'^cks u. </. ^/Mvma»«'»vtiv ünovd., SürUt«: /nv -D., S»»»vr«r: 0. Kc^ü«1«7, ?^t,->»rU» 7r»ok7urt ». A.- /)»«-« L 6o.,' S»»do>A: Vt,»: Oppel »t. S«r»,»»«dorr Lüvigl. LipvältioQ äs, vrs^losr ^ooru»I», Oresclso, /Mio^vnitr»«« Ho. vv. Amtlicher Tdeil. Se. Majestät der König hat allergnädtgst geruht, dem Professor Sußdorf zu Dresden das Ritterkreuz I. blasse des Verdienstordens zu verleihen. Bekanntmachung des Ministeriums deS Innern, 1877 die Jagdkarten auf das Jagdjahr betr. Das Ministerium des Innern bringt hierdurch, zu» gleich zur Nachachtung für die nach 8- 37. des Gesetzes vom 1. December 1864 mit der Aufsicht über gehörige Befolgung der Vorschriften dieses Gesetzes betrauten Beamten, zur öffentlichen Kenntniß, daß die auf das Jagdjahr gültigen Jagdkarten in hellgrauer Farbe vom heutigen Tage an durch das Gendarmerir- wirthschaftsdepot zur Ausgabe gelangen und daß auf der Vorderseite an Stelle der in den früheren Jagd karten zu lesenden Worte: „gültig vom Tage der Aus stellung bis zum 31. August 18..* nunmehr die ge- druckten Worte: „Jagdjahr vom 1. September 18.. bis zum 3l. August 18.." enthalten sind, wogegen bezüg lich des Druckinhaltes der Rückseite das vorjährige Muster beibchalten worden ist. Dresden, am 3. August 1877. Ministerium des Innern, ll. Abtheilung. Körner. Pfeiffer. Bekanntmachung, den Coloradokäfer betr. Nachdem von dem bereits aus Zeitungsnachrichten bekannten, zu Ende des Monats Juni dieses Jahres erfolgten Auftreten des Coloradokäfers auf einem Kar toffelfelde bei Mülheim am Rhein die Königlich Preußische Regierung Veranlassung genommen hat, Maßregeln zu ergreifen, um einer weiteren Verbreitung der Calamität vorzudeugen, ist von dem Reichskanzlrramte ein ähn liches Vorgehen auch im übrigen Reiche angeregt wor den. In Hinblick auf die hohe Wichtigkeit der Sache, ist die Zweckmäßigkeit dieses Vorschlages nicht zu ver kennen. Das Ministerium des Innern erachtet es daher — obwohl in Sachsen der Coloradokäfer sich bis jetzt nicht gezeigt hat — für seine Pflicht, schon jetzt auf die Möglichkeit der Gefahr und auf die Dringlich keit der Abwehr, so weit solche thunlich ist, hinzuweisen. Bei der außerordentlich raschen und starken Ver mehrung veS Käsers ist eine Vernichtung desselben nur dann ausführbar, wenn das gefährliche Jnsect sofort da, wo es sich zeigt, in seinen ersten Stadien — auf dem alsdann noch kleinen Terrain — mit allen Mitteln vertilgt wird. Zu dem Ende aber wird von Seiten des Publikums und namentlich der Grundbesitzer nicht nur selbst dir größte Aufmerksamkeit anzuwendrn, son dern auch den Behörden durch schleunigste Anzeige über alle verdächtigen Thatsachen die Füglichkeit zu sofortigem Einschreiten zu gewähren sein. Es haben daher, sobald das Jnsect irgendwo vergc- funden worden ist oder der Verdacht des Vorhandenseins entsteht, die Ortspolizeibehörden der bedrohten Umgegend öffentlich bekannt zu machen, daß Jeder, welcher von dem Vorkommen deS Käfers oder seiner Brut Kenntniß erlangt, solches sofort der Behörde anzuzeigen, jeder Grundbesitzer aber seine Kartoffelfelder regelmäßig wöchentlich, etwa zwei Mal, abzusuchen, und alle verdächtigen Momente der Behörde mitzutheilen habe. Gleichzeitig hat die Letz tere für eine strenge polizeiliche Absperrung der be treffenden Grundstücke zu sorgen, damit eine Verschlep pung durch Menschen nicht eintritt; ist zu befürchten, daß eine solche in der Zeit vor der Absperrung statt gefunden haben könnte, ;o ist außerdem zu bestimmen, daß Jeder, welcher im Besitze von dergleichen Käfern, Eieni, Larven oder Puppen ist, solche sofort zu vernichten oder an die Behörde abzuliefern habe. Die Vernach lässigung dieser Anordnungen ist mit angemessener Strafe zu bedrohen. Von dem Auftreten des Käfers haben die Orts- Polizeibehörden nicht nur die vorgesetzte Behörde zu be nachrichtigen, sondern auch unverzüglich telegraphische Anzeige an das Ministerium des Innern zu erstatten, damit nöthigenfalls Commiffarirn an Ort und Stelle entsendet werden können. Um dem Publikum die Gelegenheit zu bieten, den Feind, der bekämpft werden soll, kennen zu lernen und mit Sicherheit zu bestimmen, beabsichtigt das Ministe rium, nachdem cs bereits vor einiger Zeit eine Druck schrift über den Coloradokäfer hat vertheilen lasten, außerdem auch noch plastische Nachbildungen des Käfers und seiner Larve, welche auf Veranlassung des Mini steriums in Seiffen angefertigt worden sind, in sämmt- lichen Gemeinden verthcilen zu lasten, nicht minder ein im Auftrage der Königlich Preußischen Regierung her gestelltes Placat, welches neben einer bildlichen Dar stellung des Jnsects, eine Beschreibung und kurze Ge schichte des Auftretens desselben enthält, und welches namentlich zum Anheftcn in Schulen, öffentlichen Schank- stätten u- s. w. verwendet werden kann, in einer ent sprechenden Zahl von Exemplaren, sobald dieselben hier eingegangen sein werden, hinauszugebcn. Dresden, am 3. August 1877. Ministerium des Innern. Für den Minister: Körner. Fromm. NMamilillier Theil. u c b e r s i csi l. Telegraphisch« Nachrichten. Zur orientalischen Frage. TageSgeschickte (Dresden. Berlin. Flensburg. Paris.) (Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. kirnst«. Dresdner Nachrichten. Provinzial-Rachrichten. (Leipzig. Rochlitz.) Vermischtes Statistik und VolkSwirthschaft Sächsische Bäder. EiugesaudteS. Feuilleton. Kirchennachrichteu. Inserate. Beilage. Börsennachrichtrn. Telegraphische WitterungSberichte. CeltgrapWcht Nachrichten Berlin, Sonnabend, 4- Auaust. (Tel. d. Drcsdn Journ.) Der Aeldmarschall v. Steinmetz ist heute Nacht in Landeck plötzlich gestorben. Wien, Freitag, 3. August, Abends. (Corr.- Bur.) Der Berichterstatter der „Polit. Corr.' in Stockholm fignalifirt derselben, daß daS schwe dische Gouvernement im Hinblick auf die durch den russisch türkischen Krieg geschaffene europäische Constellation bedacht sei, einige militärische Vor kehrungen zu treffen. London, Sonnabend, 4. August. (Tel. d. Drcsdn. Journ.) Wie die „TimeS" erfährt, ist in PortSmouth der Befehl der Admiralität eingr- troffen, 2 Transportschiffe bereit zu halten, um am 11 d. weitere 3000 Mann Truppen nach de» Mittelmeer einzuschiffea Der bisherige Ober - Secretär und Geheim Siegelbewayrer für Irland, Sir HickS Beach, ist zum Mariueminister ernannt worden. AlS sein Nachfolger wurde der bisherige Solicitor- General für Irland, Plunket, ernannt. Lur orientalischen /rage. * Wie«, 3. August. Die halbamtliche „W. Abdp." schreibt an der Spitze ihres Tagesberichts: Die spärlich eingctroffencn dctaillirtern Mittheilungen über dir zw eite Niederlage der Russen bei Plevna lasten die ersten Konstantinopeler Angaben über daS numerische Verhältniß der beiderseitigen Streitkräfte, sowie über den Verlust der russischen Armee an Todten und Verwun deten als einigermaßen übertrieben erscheinen, bestätigen aber, daß Osmar Pascha jedenfalls einen sehr entschie denen und möglicherweise auch folgewichtigen Sieg er rungen hat. Auch die übrigen militärischen Nachrichten aus dem Balkan deuten auf eine augenblicklich nicht sehr günstige Situation der russischen Armeen. Da aber diese Nachrichten überwiegend türkischen Quellen entstammen, werden die Berichte russischer Zeitungen zur Fixirung eines objectiven Urtheils abgewartet wer den müssen. — Die „Pr." bemerkt: Den Rusten über aus freundlich Gesinnte haben in Bukarest das Gerücht verbreitet, daß die Rusten am 2. August Plevna wieder besetzt haben. Wir halten Nickts von diesem Gerücht, da ein Armeecorps, nachdem es zwei Mal gestürmt hat, schwerlich 48 Stunden später zur Wiederholung der Action befähigt sein kann. Im Uebrigen ist der un mittelbare Erfolg der Schlacht bei Plevna noch immer nicht bekannt, wie weit und nach welcher Richtung sich die Russen zurückgezogen haben. — Nach einem Tele gramm der „N. fr. Pr." aus Bukarest fordert der officielle „Romanul" die Bevölkerung auf, angesichts der schlimmen Nachrichten kaltblütig zu bleiben. Bukarest, Freitag, 3. August. (Tel. d. Polit. Corr.) Der englische Militärattache im rumä nischen Hauptquartier, Colonel WelleSIey, ist nach London, wohin er berufen wurde, abaereist. Seine Beziehungen zu den russischen Militärautoritäten waren in der letzten Zeit die herzlichsten Gestern find viele türkische Familien, welche seit der Brseüung von NikopoliS durch die Russen in der Umgebung campirten, nach RikopoliS zu- rückgekehrt. Ihnen schloß sich auch eine Anzahl marodirender Baschi-BozukS an, welche alSbald in der Nacht eiu Attentat auf mehrere rumänische Wachtposten auSführtrn. Zufolge dessen wurden 2 Baschi-BozukS grtödtet, 7 verwundet uud 8 er griffen. Athen, Sonnabend, 4. August. (W. T. B.) Eine königliche Verordnung vom 30 Juli verfügt den Schluß der außerordentlichen Session der griechischen Kammer. - Eine andere kön al. Ler- ordnung ernennt den Stab für die griech sche Ar- mee und die Befehlshaber verschiedener Brigaden, Regimenter und Bataillone. Konstantin opel,Sonnabend,4. August. (Tel- d. Drcsdn. Journ.) Eiu Telegramm Suleiman PaschaS schätzt den Verlust der Russen und Bulgaren bei Eski - Saghra auf 2000 Todte. Zahlreiche Bul garen wurden gefangen. Der Verlust der Türken beträgt 171 Todte und 5SS Verwundete. ESki- Saghra ist infolge der Beschießung durch Feuers brunst zur Hälfte zerstört worden. Ein Telegramm Mehmed Ali PaschaS vom 1. August bestätigt die Meldung von einem für die Türken günstigen Avantgardengefecht bei RaSgrad. Erzerum, Donnerstag, 2. August (Reuter's Office) DaS Centrum der russischen Truppen auf dem asiatischen Kriegsschauplätze ist durch 14 Ba taillone Infanterie und 3 Keldbatterien verstärkt worden. General LoriS-Melikow hat von Neuem dir Offensive ergriffen und seit zwei Tagen fort gesetzte Kämpfe mit dem Feinde. General Ter- gukaffow hat eine Verstärkung von S Bataillonen Infanterie, 1 Regiment Dragoner und 1 Batterie erhalten. Eine Abtheilung russischer Truppen be findet sich auf dem Marsche gegen Penek. — In englischen Blättern liegt bisher über die Kämpfe vom 30. Juli (Montag) ein ausführlicher Be richt von dem beim russischen Heere verweilenden Corre- spondenten der „Daily News" vor, aus welchem hervor- geht, daß die Türken ihren Sieg vorwiegend ihrem außerordentlichen Geschick zur Defensive verdanken, daß sie zum selbstthätigen Angriff erst dann vorgingen, als die besten Kräfte der Russen sich beim Ansturm gegen die furchtbar verschanzten Höhen von Plevna verblutet hatten. Der Korrespondent schreibt: Die Türken, etwa 50,000 Mann stark, bestehend aus der Widdiner Armee und Truppen von Sofia und Nisch, hatten eine Reihe von Stellungen in Hufeisenform vor Plevna, beide Flanken auf den Fluß Wid (der etwa in einer Ent fernung von einer deutschen Meile westlich von Plevna vorbeifließt) hinter der Stadt stützend. Das von Natur aus zur Vertheidigung geeignete Terrain war durch Erdwälle, Redouten, Gräben zu einer ausgezeichnet festen Position geworden. Die Streitkräfte der An greifenden bestanden aus dem 9. Armeecorps unter General Krüdener, der 30. Division und der 30 Bri gade der 2. Division unter Fürst Tschachowskoy, nebst 3 Brigaden Cavallerie und 160 Geschützen. Der Plan war, daß Krüdener das Centrum der Türken bei Gri- vitza (etwa 2 deutsche Meilen östlich von Plevna, an der Straße nach Biela) und dir nördliche Flanke der verschanzten Stellung bei Rahowo angreifen, während General Tschachowskoy die Stellungen bei Radischewo (südöstlich von der Stadt) nehmen sollte. Die türkische Linie erstreckte sich den Wid aufwärts bis Luka, wo sich eine starke Abtheilung befand, die von General Sko- bclow mit einer Kosakenbrigade und einem Bataillon Infanterie beobachtet wurde. Um HIO Uhr Morgens begann General Krüdener den Angriff auf Grivitza, und nach einem langen Artilleriekampfe gelang es ihm, die türkischen Geschütze in Grivitza zum Schweigen zu bringen, konnte aber die Infanterie auS den Verschanzungen nicht hinaustreiben. Den ganzen Nachmittag mühte er sich daran ab, hier und an der Nordseite die Stellung der Türken zu brechen. Abends mußte er, ohne Etwas erreicht zu haben, den Angriff einstellen. Er hatte viele Leute verloren. Glücklicher war General Tschachowskoy, der um Mittag das Dorf Radischewo nahm und auf der Hügelrrihe jenseits vier Batterien auffuhr, welche die nächste türkische Position vor einem verschanzten Dorfe lebhaft beschoß. Er ließ dann eine Brigade der 32. Division stürmen und nahm auch die Schanze und das Dorf. Auch die zweite Linie der Türken, eine Redoute und verschanzte Weinberge, wurde nach langem Kampfe genommen, konnte aber we gen des heftigen Feuer- auS feindlichen Geschützen nicht ausgenutzt werden. Deshalb wurde die Reservrbrigaoe herangezogen, um die Plevna unmittelbar deckenden Be festigungen zu nehmen. Dieser Angriff begann Nach mittags 4 Uhr und wurde bis zum Dunkelwerden fort gesetzt; aber trotz der hartnäckigsten Anstrengungen gelang es nicht, die türkischen Soldaten aus Schützen gräben und Schutzwehren zu vertreiben. Zwar kamcn zwei Compagnien Russen mit Umgehung der rechten Flanke nach Plevna hinein, allein sie geriethen zwischen zwei Feuer und konnten sich nicht halten. Vergebens gingen die russischen Batterien vor in die zuerst erober ten Stellungen, um das Feuer der türkischen Geschütze, das die ungedeckt stehenden russischen Soldaten niedcr» riß, zu dämpfen, sie mußten selbst bald aus ihren Stel lungen zurück. Abends machten die Türken eine allge meine Vorwärtsbewegung, nahmen die zweite Linie wie der, welche die Russen nie ganz in Besitz bekommen hatten, und obwohl die russische Infanterie von Neuem Stand hielt und heldenmüthig kämpfte, es half AlleS nichts, die Türken hatten schließlich Alles wiedergenom men. Der Kampf dauerte bis in die Nacht hinein. Mit Einbruch der Dunkelheit nahmen die Baschi-Bo zuks Besitz vom Schlachtfelde und brachten alle Ver wundeten, die nicht im Stande gewesen waren, sich zu rückzuziehen, um. Die Russen behaupteten die Höhen über Radischewo, die Baschi-Bozuks schlichen sich aber FeuMetow Redigirt von Otto vanck. Ein kurzer Traum deS Glücks. Novrllette «uS dem Badeledeo.*) B»o Theodor Küster. Ueber dem Curort des kleinen Badeortes W n lag eine dumpfe Schwüle. Schläfrig saßen die Mit glieder der nur aus zwölf Musikern bestehenden Cur- kapelle in ihrem engen Pavillon und müde nickten sie in den Pausen ihres Nachmittagsconcertes; dann ließen sie im langsamen Tempo ihre ost von grellen Dishar monien durchzogenen, einschläfernden Weisen erklingen. Hier und da saßen einige Curgäste an kleinen Tischen, doch keine anregende Unterhaltung belebte die Stille; Jeder war müde und von der Julihitze er» schlafft. Zudem ist W » ein ernstes Bad und dir Veranlassung, e- zu besuchen keine erfreuliche. In einer kleinen, kühlen Grotte am Eingang der Brunnrnallee saßen rin Hrrr und rtnr Dame. Ersterer, rin angrhrndn Vierziger, erschien doch durch das schon ergraute Kopf- und Barthaar älter; in seinm Zügen aber lag Nichts von der allgemeinen Erschlaffung, er la- im Gegrntheil mit höchster Spannung^ rin Börsen blatt, welche- der Briefträger nebst einer Anzahl Briefe und anderer Zeitungen ihm im Vorübergrhen eben ge- geben hatte, und machte von Zett zu Zeit kurze Notizen in seinem eleganten Taschrnbuche. Die Dame, eine schlanke, ätherische Gestatt, mit licht- braunem Haar, feinem, rosig angehauchtem Gesicht und *) Nachdruck untersagt- wunderbar großen, tiefblauen Augen, blickte träumerisch in die Ferne. Nur bisweilen ruhten diese schönen Augen mit einem fast mißbilligenden Ausdruck auf dem erregten Gesicht ihres Gatten. Sie konnte höchstens 24 Jahre alt sein; hätten ihre Augen nicht so ernst, so traurig geblickt, man würde sie für noch nicht 20jäh- rig gehalten haben, denn ein mädchenhafter Reiz lag über ihrer ganzen Erscheinung. „Flau, Alles flau; Geschäfte fast Null; gehen zu rück und Course sinken tiefer und tiefer; Geld dabei theuer, zurückgehalten!" murmelte der Bankier Köhler, aufgeregt das Blatt zusammenfaltend und in die Brust tasche seines eleganten Sommerrocks schiebend Dann zündete er eine Havana an und hüllte sich und seine Gattin in dichte Rauchwolken. „Langweiliges Nest, zwei Meilen von der Eisen bahn entfernt, hört und steht Nichts von der Welt und erhält die Post viel zu spät. Du langweilst Dich wohl auch, Ada, nicht wahr? Wir zerstreut ruhten die Blicke der jungen Frau nach diesen Worten auf dem Gatten und mit schmerz licher Resignation antwortete sie sanft: „Dein Leiden findet hier Heilung und diese Ueber- zeagung muß Dich doch wohl aussöhnen mit den kleineren Leiden, welche der hiesige Aufenthalt mit sich brinat." Sudler murmelte als Entgegnung einige unverständ liche Worte, lehnte sich zurück und schloß die Augen. Langsame Schritte ließen sich jetzt in der Nähe vernehmen. Ein Hrrr im leichten grauen Sommer anzug schritt, in einem Buche lesend, der Grotte zu. AlS er, aufblickrnd, den Herrn und die Dame sah, wollte er sich di-cret zurückiiehrn, allein Köhler, welcher die Augen wieder geöffnet hatte, sagte leutselig: „Bitte — «ans xöne, hier hat ein Jeder das näm liche Rech.!" - Ohne eine Antwort abzuwarten, nahm darauf der Bankier seine frühere Stellung wieder ein. Einen Augenblick hatten die träumerischen Augen der schönen Frau auf dem Fremden geruht, doch als sein dunkel glänzender Blick dem ihrigen begegnete, senkte sie leise erbebend die langen Wimpern und wir eine beklemmende Ahnung durchschauerte es sie, daß diese Begegnung eine verhängnißvoste für sie werden würde. Mit leichtem Neigen des Kopfes hatte Ada den ehr furchtsvollen Gruß des Fremden erwidert. Er war ein schöner Mann. Das offene, edle Ge sicht trug den Stempel dcs höchsten Seelenadels; die dunklen Augen blickten muthig und kühn; um den kleinen, festgeschlossenen Mund lag ein Zug, der die Gewohnheit des Befehlens kündete; die hohe, weiße Stim verrteth den Denker. Zerstreut nur schien er seine Lrcture zu verfolgen — immer wieder kehrten seine Blicke zurück zu dem reizenden kindlichen Gesicht mit den ernsten, welterfahrenrn Augen. Nach einiger Zett räusperte sich Köhler und dehnte und streckte seinen Körper in demonstrativer Weise. Als dabei seine Augen den Fremden streiften, sagte er entschuldigend: „Verzeihung, ich hatte Ihre Anwesenheit ganz ver- arssen — oder vielmehr verschlafen. — Schreckliche Hitze — puh! — und Langeweile obenrin!" — Der fremde Herr zuckte kaum merklich di«: Achseln, erwiderte jedoch Nicht-. Ada errdthete. Der Curpark begann allmählich sich zu beleben; die Zett deS nachmittägigen Brunnentrinkens für die Cur- gäste war gekommen. Auch der Bankier erhob sich, um mit seiner Frau zur Quelle zu gehen — zu derselben Ouelle, an welcher einst der große Jüngcr Aeskulap's — Hufeland — Genesung fand von schmerzlichen Leiden. Köhler hatte sich persönlich — und seiner Ansicht nach ganz angenehm — mit dem Fremden unterhalten; er fragte ihn nun, ob er auch mit zur Quelle gehe, ihn so indirect zur Begleitung auffordernd. Noch ehe Jener erwidern konnte, trat ein Reitknecht, den Hut in der Hand, an ihn heran und machte ihm leise eine Meldung. „Der Wagen soll um sechs auf der Chaussö« ober halb der Ouelle bereit stehen", sagte der Fremde. „Zu Befehl, Durchlaucht," autwortete der Reitknecht, dessen Livree hochelegant war und auf den gewirkten Borten ein Wappen mit fürstlicher Krone zeigte; dann zog er sich ehrerbietig zurück. Durchlaucht — das frappirte den Geldmann denn doch, und wie fragend ruhte sein Blick auf dem so ein fach sich gerirenden Herrn. Dieser aber verneigte sich sehr artig gegen die Dame, etwas kühl gegen den Ban kier und sagte: „Erlauben Sie, daß ich mich Ihnen vorstellr: Prinz Hermann von Forsteck." Verblüfft nannte der Bankier seinen Namen und stellte auch seine Frau vor. Er wußte nun, daß er dem Bruder deS regierenden Fürsten de- Lande- gegenüber- stand, zu welchem auch Bad W n gehört. Gewandt griff der Prinz die Unterhaltung wieder auf und schritt an der Seite der jungen Frau die schöne, breite Allee zur Quelle hinab. (Fortsetzu», svlgt.)
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