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Dresdner Journal : 06.05.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-05-06
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188205065
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820506
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820506
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1882
- Monat1882-05
- Tag1882-05-06
- Monat1882-05
- Jahr1882
- Titel
- Dresdner Journal : 06.05.1882
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W104 Sonnabend, den 6. Mai. 1882. Xdoooewentnprel»: lw U»»»«» ä»ot,cd»u u»i«v»: dltdrlicilr.... 18 IlLril. ^»Nrlick: 4 U»rlc KO ?k. LlNLsloa ^uwworu: lO?s. Lu,»,rd»Id de« deotsciien ksicks, tritt?o»t- uod 8tompeIru»eI>I»^ Niirm. I»»»ra1eoprel8vr ?llr den kLuw einer senpnlteneo ?etitrsils 20 ?5. vntor „Lin^osandt" die Lsils 50 1'5 Sei I»bsIIeu- und Liffsrnsittr SO H Futtcülkx. Lreedvineo: Ht^IieN wit Ximnrtiims der 8onv- und I'eierts^a ödende Nir den tollenden DreMmIonrnal. I»»er»1en»na»Iime »a»^Li-r»r H. Lrand«tetter, O'owmi»»iooLr de, Dresdner dournels, L»wdur, »,rUn-Vt«n - l-stpii^ N»»»I Nr„I»o rr»»ilN>rt H i //naseiuite»» F ^UA/er, >«rUn -Vi«n L»wdur^- Nr»ss - ^'»u^karl ». Ik -Nünod«»: ZZ,«/ Lirlin: /nrattdrndant,' Lr«m«n: L' 8c/i1otte,' Lre»I»n: F LturiAen « /jurra« (F'mit krsnkkrt » ».r F. ^aeAer'»Ltis DuetrNsndlun^ i 6vrUU: tr. A/ü/ier,' Lsnoover: 0. 8cSü«,/er, ?,ri, v«rlm - ?r»nktnrt » ».- Stutlxsrt: Laitde F 6o., s»n>dllrx l ^4d. Sterne''. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Hvransxvdvrr Lüviel. klrpedition do» Dresdner dourn»!», Dresden, 2«in8«rstrn»»e Ho. SO. Ämtlichcr Lhcil. Ausselin. Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Maria Josepha sind an den Masern erkrankt. Das Fieber ist mäßig und auch die übngen Krankheitserscheinungen sind in keiner Weise besorgnißerregrnd. Hosterwitz, 4. Mai. vr. Fiedler. Dresden, 5. Mai. Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Oldenburg ist vergangene Nacht 12 Uhr 20 Min. von Oldenburg hier eingetroffen und im „Hotel Bellevue- abgetreten. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Vorstand der IV. Äbthei- lung im Ministerium deS Innern, Geheimer Regie- rungSrath Jäppelt, das von Sr. «önigl. Hoheit dem Großherzoge von Sachsen-Weimar ihm verliehene Coni thurkreuz deS Großherzoglichen HauSordenS der Wach samkeit oder vom weißen Falken annehme und trage. Dresden, 29. April. Se. Majestät der König haben dem Geheimen Finanzregistrator Friedrich August Schrotky daS Verdienstkreuz Allergnädigst zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht: Telegraphische Nachrichten. Zeitungsschau. TageSgeschichte. Dresdner Rackrichten. Vermischtes. Erste Beilage. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. Dir Wiener Ringtheaterkatastrophe vor Gericht. Lotteriegewinnliste vom 4. Mai. Zweite Beilage. Börsennachrichten. Telegraphische Nachrichten. Brüx, Donnerstag, 4. Mai, Abends. (Tel. d. Boh) Heute ist der Strike als beendet anzu- sehen. Nach Abschiebung und Ausweisung der Hetzer wurde dir Arbeit heute überall ausgenom men. AuS dem Gebiete von Tschausch wurden gestern und heute gegen SN Arbeiter, welche jede Arbeit verweigerten, nach Brür gebracht und werden alle abgrschobev und somit die Gegend ge säubert. (Vgl. die „TageSgeschichte-.) Agram, Donnerstag, 4. Mai, Abends. (Corr.- Bur.) Der kroatische Landtag erledigte in der heutigen Abendfitzung die Sprcialdebatte über die Jnarticulirung drS Gesetzes, betreffend die Ein verleibung der Militärgrenze. Morgen findet die dritte Lesung Statt. Hierauf wird der Landtag vertagt. Mittags provocirte Starcevic einen großen Skandal, indem er den Referenten Cze- govic unterbrach, welcher sagte, es sei lächerlich, davon zu sprechen, baß Ungarn Kroatien beraube. Der Skandal war so groß, daß die Sitzung unterbrochen werden mußte. Paris, Donnerstag, 4. Mai, AbendS. (W. T B.) In der heutigen Sitzung der Deputirten- kammer erklärte in Beantwortung einer Anfrage Trnot'S über daS jüngst bei Tigri stattgehabte Gefecht der Ministerpräsident de Kreycinet: Der Vertrog vom Jahre 1845 gewähre die Er mächtigung, Maraudeure über die Grenze von Algier hinaus zu verfolgen, der Sultan von Marokko habe seine Befehlshaber an der Grenze aufgefordert, den französischen Truppen ihre Aufgabe zu erleichtern. DaS Gefecht habe auf dem Zwischengebiete zwischen Algier und Marokko stattgefunden, daS von unab hängigen Stämmen bewohnt sei, der Kaiser von Ma rokko sei in keiner Weise verantwortlich, wenn dieses Gebiet als Hauptquartier für Aufstandsversuche diene. Die französische Regierung würde stets von der Sorge für ihre Würde und für die Sicherheit geleitet sein. Tenot dankte dem Ministerpräsidenten für seine patriotischen Erklärungen. Der radikale Depu- tirte Ballue interpellirte die Regierung ebenfalls über Algier. Ballue machte dem Cabinet den Mangel an Kraft und Stärke zum Vorwurf und verlangte die Occu- pation von Figuig. — Der Ministerpräsident de Freycinet erwiderte, wenn Figuig als ein gefähr licher LoncentrirungSpunkt diene, könne Frankreich denselben besetzen, aber die Nothwendigkeit seiner Be setzung sei nicht nachgewiesen. Nach competenten mi litärischen Urtheilen würde eS nicht genügen, nur bis Figuig, sondern noch 300 km weiter darüber hinaus zu gehen. Die Kammer beschloß über die Interpellation Ballue die vom Cabinet beantragte einfache Tagesordnung. Haag, Donnerstag, 4. Mai, AbendS. (W. T. B.) Unter dem Vorsitze de» Ministers drS Auswärtigen, van Rochussen, traten heute die Vertreter der Niederlande, Belgiens, Frankreichs, Deutschlands, Englands, Dänemarks und Schwe dens zu einer Conferenz zusammen, behufs Ab schlusses der ,m October v. I. projectirten Con vention über die Regelung der Nordseefischerei. Die Unterzeichnung der Convention findet voraus sichtlich in einigen Tagen Statt. Rom, Donnerstag, 4. Mai, AbendS. (W. T. B.) Der Senat hat heute den Gesetzentwurf über daS Listenscrutinium bei der Abstimmung über denselben im Ganzen mit 126 gegen 71 Stimmen angenommen. Madrid, Freitag, 5. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die Zustände in Barcelona haben sich sehr gebessert. Ueberall herrscht Ruhe. Die Steuerverweigerungrn haben aufgehört infolge eines, die Patentfrage regelnden Ministerialdecrets. London, Donnerstag, 4. Mai, Nachts. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Bruder deS Staatssekre tärs für Indien, Marquis v. Hartington, Lord Frederik Cavendish, ist an Stelle Korster'S zum Obersecrrtär für Irland ernannt worden. Die irischen Deputirten scheinen durch diese Ernennung in ihren Erwartungen sehr herabgestimmt. Dem Unterhause wurde bei Beginn der heu tigen Sitzung von der Regierung dir Mittheilung gemacht daß Michael Davitt in Freiheit gesetzt werden solle. Wolff richtete die Anfrage an die Regierung, ob dieselbe feiten der Führer der Landliga Zusicherungen erhalten habe, daß das bekannte, die Zahlung der Pachtgelder verbietende Manifest formell zurückgezogen werden solle. — Der Premier Gladstone erwidert, er habe eine gewisse spontane Mittheilung von einigen Mitgliedern des Hauses erhalten, dre vorwiegend dazu beigetragen habe, die Regierung zur Ergreifung der gestern angekündigten Maßnahmen zu bestimmen. Dillon, O'Kelly und Senton hätten eben eine ähnliche Mittheilung gemacht; bestimmtere Erklärungen müsse er ablehnen, weil Parnell im Hause nicht anwesend sei. (Parnell trat kurz darauf in daS Haus ein.) Im weitern Fortgänge der Sitzung gab Forster die Gründe an, die ihn veranlaßt hätten, von sei- nem Posten zurückzutreten. Forster sagt: Er habe der Wiedcrfreilassung der verhafteten Verdächtigen seine Zustimmung versagt, weil er der Ansicht sei, daß die Freilassung derselben zu neuen Verbrechen ermuthigen werde; er würde die selben nicht freigelassen haben außer gegen die öffent liche und formelle Verpflichtung Parnell'S und der übrigen Verhafteten, daß sie nicht sortsahren würden, den Gesetzen Trotz zu bieten. Eine solche Verpflich tung existire nicht. Die neue Politik deS CabinetS werde vielleicht zu einer sofortigen Besserung des Zu standes deS Landes führen; aber man werde diese Besserung zu theuer bezahlen müssen, wenn sich ergeben sollte, daß die Aufrechterhaltung von Gesetz und Ord nung unmöglich werde. Schließlich sprach Forster sein lebhaftes Bedauern au-, aus dem Dienste unter Glad stone scheiden zu müssen. Nach Forster s Rede erklärte Gladstone, zwi schen Parnell und der Regierung habe keine Ab machung stattgcfunden. Vor der Freilassung Par nell'S und Genossen habe die Regierung beschlossen, eine Bill auf Erlaß der rückständigen Pachtzinse einzubringen, und die zuverlässige Mittheilung er- halten, daß, wenn die Frage der Pachtrückstände auf der Basis von Redmond'S Bill behandelt würde, die Parnelliten bereit wären, sich auf Seite der gesetzlichen Ordnung zu stellen. Parnell be stätigt, sich in diesem Sinne geäußert zu haben. Kairo, Donnerstag, 4. Mai, Abends. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Pseudoprophet Nolidini hat neuerdings die ägyptischen Truppen geschlagen, sich SrnnaarS bemächtigt und marschirt gegen Chartum, die Hauptstadt von Sudan, welche ohne Lertheidigung ist. Darfur und Kordofan befinden sich in vollem Aufstande. Dresden, 5. Mai. Durch Deutschland weht der Geist deS Friedens. Der -Lulturkampf geht überall da, wo er eröffnet wurde, seinem Ende entgegen. Auch im Großherzogthum Baden nähert sich derselbe feinem AuSgange, und mit der Erwählung des DomcapitularS vr. Orbin zum Erzbischof von Freiburg im Breisgau ist die in Baden bisher bestandene SediSvacanz endlich aus der Welt geschafft. Ueber die Wahl selbst schreibt der „Freib. Bote-: Am 2. Ma: Vormittags 9 Uhr be gann der Wahlact. Nach Ablauf von 35 Minuten begab sich der Domcapitular Schmitt in Begleitung des DomcapitularS Weickum zu dem im Chore des Domes weilenden Ministerialrath Joos und theilte ihm das Ergebniß der Wahl mit. Sodann wurde der päpstliche Gesandte, Msgr. Spolverini, der unter dessen im Pfarrhause sich aufhielt, von zwei Dom kapitularen abgeholt und in den Dom geleitet. Da rauf begleitete die gefammte Geistlichkeit den Dom kapitular Weickum zur Münsterkanzel. Mit bewegter Stimme verkündete derselbe, im Namen der aller höchsten Dreifaltigkeit beginnend, daß der Domdecan und ErzbiSthumsverweser Or. Johann Baptist Orbin einstimmig auf den seit 14 Jahren verwaisten Stuhl als Erzbischof erwählt worden sei. Diesem fügte Dom capitular Weickum Worte des Dankes gegen Gott und Segenswünsche für den Neugewählten bei. Darauf begaben sich die Geistlichen zurück in den Chor und verrichteten ein Dankgebet; dem folgte das Ts Daum unter dem Klange aller Glocken. Nach diesem bestieg der päpstliche Gesandte den Altar, ertheilte in lateini scher Sprache den päpstlichen Segen und verkündete einen vollkommenen Ablaß, worauf die Geistlichen dem Neugewählten gratulirten. Es liegen uns eine Reihe von Stimmen der Presfe vor, welche über das Ergebniß der Wahl ihre Freude aussprechen. Die konservativen, beziehungsweise katho lischen Organe sprechen der Regierung und Allen, die an der Wahl Orbin'S mitgewirft, speciell dem Dom kapitel und den Unterhändlern, welche in diesem Falle eine große Weisheit bewährten, ihren Dank auS. Der „Badische Beobachter- schreibt: „Fast ein halbe» Jahrhundert, 40 Jahre ist es her, seit die letzte Erz- dischosSwahl in Freiburg stattfand, 14 Jahre, feit w^r kernen Erzbischof mehr hatten, und feit drei Viertel jahren auch keinen Weihbischof. Vorüber ist jetzt die dischofSlofe, die schreckliche Zeit, und ein Erzbischof ist wieder im Lande. Fast so lange wie das traurige Interregnum im alten deutschen Reiche vor 600 Jahren währte das Interregnum in unserer Erzbiöcese, eine schmerzvolle, traurige Zeit. Zeigte schon der so lange verwaiste Erzstuhl auf ein fortwährendes Unrecht, das der katholischen Kirche während dieser Zeit angethan wurde, so trat in dieser Zeit auch die Verwüstung der Kirche sichtbar hervor. Die Vernichtung blühender kirchlicher Anstalten, die Entreißung kostbarer Kirchen und kirchlicher Stiftungen, der Abfall zahlreicher Gläu bigen und auch einiger Priester, die Hemmung der kirchlichen Thätigkeit, die Entfremdung der Gläubigen, die Entsittlichung der Jugend — daS Alles wäre» die Früchte, welche die bischofslose Zeit gezeitigt hatte. Mit der Wahl de» neuen Erzbischof» hat diese Zeit ihr Ende erreicht, neue Bedrückungen sind nicht mehr zu befürchten, und die entstandenen Uebel werden nach und nach wieder ausgeheilt werden. Be sonder» freut es uns, daß dem Domkapitel wieder da» Wahlrecht gegeben wurde und daß die Wahl in der geordneten Weise stattfinden konnte, wie sie bei der Errichtung des Erzbisthums vorgesehen war Darin erblicken wir ein besonders erfreuliches Zeichen der beginnenden FriedenSära, welche von nun an in gleichem Maße ihre segenspendende Wirkung auSüben wird, wie jene Aera des Unfriedens auch so reichlichen Unsegen verbreitet hatte. Der Ausfall der Wahl kann nicht überraschen, denn daß Hr. Orbin werde gewählt werden, wenn es überhaupt zur Wahl kommen sollte, das war die Ueberzeugung des PublicumS und der Wunsch deS katholischen Volkes. Hr. Orbin, ein Mann von reichen Kenntnissen, von mildem und doch ent schiedenem Charakter, der schon seit 35 Jahren im erz bischöflichen Domkapitel an der Verwaltung der Erz- dlöcese den regsten Antheil genommen und die ge naueste Sachkenntinß aller Verhältnisse mit der regsten Sorgfalt für das Wohl des BiSthumS verband, dem sowohl die früheren blühenden Zustände, als auch die in letzterer Zeit eingetretenen traurigen Verhältnisse auS eigener Anschauung bekannt sind: er ist ohne Zweifel die geeignetste Persönlichkeit, in dieser immer noch schwierigen Zeit die Regierung der Kirche in seine sichere und sachkundige Hand zu nehmen und daS immer noch umbrandete Schifflein wie ein guter Lootse durch alle Klippen und Gefahren glücklich zu steuern." Der „Germania- wird auS Freiburg geschrieben: „Orbin ist der Einzige, den die Regierung auf der ersten von ihr ausgestellten Liste stehen ließ, und un zweifelhaft wäre er damals fchon zum Erzbifchof er wählt worden, wenn daS Domkapitel nicht grundsätzlich hätte sich passiv verhalten müssen, da keine Wahl möglich war. So fügte eS Gott, daß nach 14 Jahren dieser GreiS doch noch, obwohl er sich lange geweigert, den Hirtenstab ergreifen muß, worin man da» Walten der göttlichen Vorsehung erkennt. Sicherlich wird ihm Gott auch die Gnade schenken, die Coadjutorfrage in die rechte Bahn leiten zu helfen. - DaS Organ der Conservativen in Baden, die „Badische Landpost- bemerkt: „Die Besetzung deS seit 14 Jahren erledigten erzbischöflichen Stuhles in Freiburg erfüllt einen der höchsten Wünsche deS katho lischen Volkes in Baden, und mit allem Rechte ergeht sich daS Centralorgan der katholischen Volk-Partei in Ausdrücken der Dankbarkeit gegen den Landesherrn, Feuilleton. Redigirt von Ltto Banck. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 4 Mai: „Krieg im Frieden-. Lustspiel in 5 Acten von G. v. Moser und Franz Schönthan. (Frl. Mar garethe Flössel vom Stadttheater in Bremen als Gast.) Der eine Verfasser dieses Lustspiel», v. Moser, hat die komische Hauptgestalt desselben, „Reif-Reiflin gen- weiter fortleben lassen und unter diesem Titel ein neue» Lustspiel gearbeitet, daS wir am Sonnabend sehen werden. ES läßt sich wohl voraussetzen, daß unser Publicum sich recht zahlreich bei der ersten Vor- führung dieser Novität einfinden wird. Bei un» wer den die daran zu knüpsendrn Erwartungen gesteigert und günstig gestaltet, indem wir gerade für diese Rolle in Hrn. Bauer einen ungemein wirksamen Vertreter besitzen, der in Aufgaben dieser Art seine Specialität findet und die volle Beachtung der Theaterfreunde verdient. Er hat erst wieder in der letzten Aufführung von „Krieg im Frieden- bewiesen, daß ihn Routine und Beifall nicht zu Ueberladungen in der Darstellung Hin reißen lassen. Da» Stück wurde überhaupt mit der alten Frische gegeben. In der unbedeutenden Nebenrolle der Else ver suchte sich ein Gast, Frl. Flössel, nicht zu verwech seln mit der kleinen talentvollen Darstellerin munterer Partien, die vor mehreren Jahren unter demselben Ramen die Besucher de» ResidenztheaterS erfreute. Frl. Margarethe Flössel ist eine sehr jugendliche statt liche Erscheinung und gehört noch jener Stufe der Anfängerschaft an, auf welcher Fleiß und guter Wille vorläufig die besten und einzigen Empfehlungen sind. Ohnehin würde ihr die Rolle nicht viel mehr zu zeigen erlaubt haben. Es ist wohl ein etwaiges En gagement, durch welches unserer Bühne für entsprechende kleme Aufgaben ein junges Mädchen mehr zugesührt und irgend welcher Abgang ersetzt wird, als etwa» nicht eben Schwerwiegendes zu betrachten. O. B. Aus dem Leben einer Unvermählten. Sine Erzählung. (Fortsetzung.) „Ich zog den BerlobungSring ab, gab ihn Ulrich und sagte: Ich bitte Dich, sogleich hinüber zu Halden zu reiten, ihm den Brief zu geben und ihn zu fragen, ob er daS behauptet habe. Sagt er ja, dann gieb ihm diesen Ring und verlange den meinigen. Suche aber keinen Streit mit ihm, weder in Worten, noch in Waffen. - „Und Du kannst, fuhr Ulrich wieder zornig auf, einen solchen Schimpf ruhig hinnehmen? — Ja, antwortete ich und Ulrich stürmte fort.- „Nach etwa einer Stunde hörte ich ihn wieder in den Hof sprengen. Hastig nahte er sich meinem Zim mer. Ich saß in Thränen auf derselben Stelle, wo er mich verlassen halte. Mit glühendem Gesicht trat er ein und im zornigsten Ton sagte er zu mir: Da hast Du Rosen'» Bries und Deinen Ring! Begreife aber endlich, daß unter Umständen alle Nachsicht ein Ende nehmen muß, denn es giebt zu nichtswürdige Menschen. - „Jch erwiderte: Hast Du nicht oft von der Mutter gehört: Die Liebe glaubt Alle»? und auch Du hast geglaubt, denn auch Du warst Halden'S Freund. - „Ich war eS, und wir Alle sind durch die lackirten Reden deS elenden Halden betrogen worden, jetzt kön nen wir aber in dieses edle Herz bis hinunter auf den Bodenfatz fehen. Ich ärgere mich nur, daß diese erbärmliche Geschichte so still abgemacht werden soll. Mit der Frage, ob dieser Brief Wahrheit enthalte, hielt ich ihn Halden vor. Er las ihn, erblaßte und sagte ja. Sofort gab ich ihm seinen Ring, verlangte deu Deinigen und ging. Wäre eS aber Schade um einen Menschen, in welchem kein Glaube an daS Gute und also auch nicht an Gott ist, wenn er in einem ehrlichen Kampf niedergeschossen würde?- „Rede nicht so schrecklich! Die Liebe erträgt Alle», sie hofft auch Alles. Halden kann in sich gehen und sich bessern. - „Und dann willst Du ihn wohl noch heirathen?- „Nie. Dieser Brief scheidet un» auf immer - — „Mit einem fast gebrochenen Herzen erzählte ich den Leitern die mir entsetzliche Geschichte. - „War mein Verdacht nicht begründet? erwiderte mir der Vater. Alle Hunde haben einen Widerwillen gegen Bettelleute, sie bellen sie an, weil die Bettelleute den Übeln Dunst der Unreinlichkeit um sich her ver breiten. Hannibal scheint den Bettelgeruch auch in einem Herzen unter guten Kleidern zu wittern und den Dunst au» einem solchen bettelhasten Herzen nicht vertragen zu können. Hättest Du aber gegen Halden nicht so gehandelt, wie Du gehandelt hast, wärest Du meine Tochter nicht. — Die Mutter drückte mich an ihr Herz und redete mir zu: Beruhige Dich, mein Kind, denn Halden hat Dich nicht geliebt. - „Wie war ich au» meinem lichten Himmel in die finsterste Nacht gefallen! Ich war ein achtzehnjährige» Mädchen, und ein achtzehnjährige» Mädchen ist an sich schon glücklich, weil die Jugend ein Glück ist, wie überaus glücklich war aber ich gewesen! Meine Liebe zu Halden war für mich der Schlüssel zu dem ge« heimnißvollen Spruch: „Es hat kein Auge gesehen und kein Ohr gehört und ist in keiner Menschen Herz ge kommen, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben-, wie die wahre Liebe für mich auch heute noch ein Vorgefühl der ewigen Seligkeit ist. Eine Spur dieser Liebe hatte ich auch in Halden gesucht, denn ich hoffte, in seinem Herzen ein Stück meines Hammels auf Erden zu finden, da lefe ich von ihm jenes Wort der Hölle — anders kann ich eS nicht nennen, denn der Sinn desselben ist etwa» Teuflischer. Nun war ich so unaussprechlich unglücklich, wie ich noch vor einer Stunde unaussprechlich glücklich gewesen war.- „ Halden war also ein Mann, der die Niedrigkeit der Gesinnung in allen Ständen gefunden hatte. Die Klugheit der Welt hatte ihn zu mir geführt, aber die Liebe war für ihn nur ein leerer Schall. Er suchte eine Frau für eine größere Wirthschaft, die seinem Stande angemessen war, einig S Vermögen hatte und von noch etwa» Anderem sprechen konnte, al» von den täglichen Geschäften, und für daS Alle» schien ich ihm gerecht zu sein. Seine Seele hatte sich nicht nur in den Dingen dieser Welt ermüdet, wie jene» schöne Lied anfängt, sie hatte auch den Schmutz der Welt, der in ihren Tiefen und auf ihren Höhen zu finden
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