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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 22.04.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-04-22
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19110422024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1911042202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19110422
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1911042202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1911
- Monat1911-04
- Tag1911-04-22
- Monat1911-04
- Jahr1911
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Diese» Blatt wird den Leser» von Dresden und Umgehung am Loge vortzer bereit« als -lbentl-Mrgabe »»gestellt, mährend c» dle VoftHbonneuten am Morgen iu einer Gesamtausgabe erhalten. SS. Jahrgang, 111. Sonnabend, 22. April 1S1L. VezugSgebühr «t«rt»lt»brl. tUr Dres den det täglich jwei- moligkr Zutragung la» ü»nn- und Äonlage» nur ein»,»» 2,»0Rk, durch »»»warliaettoi»- mitsioiiäre ll.Ä Mt. »ei «inmallger Fü lleitung durch die Polt '.lM.iodnc AesleUgeldi. Die de» Leser» »o» Dresden u. Umgebung am Tage vorher >u- geftelUe» «brnd-ilu«- gaden erhallen die aua- wärliaen!tie»leher mit »er Morgen - Auagab« tulannne» zugelieM. »tachdruitnurimtdeul- licher Quellenangabe t..Dr««d. Rachr ", ,„< latsig. — Unoeriangle Monulkriple werde» nicht aulbewahrt. Telegramm-Adresse: Nachrichten Dresden. 18LH Druck und Verlag von Licpsch L Reichardt in Dresden. Liauxtgeschäftsstclle: rNarienstrafte 38/40. Fernsprecher: 11 r 2VS« » 3601. 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OidtmannS wird als hoffnungsvoller als bisher angesehen. Die Ehemnitzcr Handelskammer sprach sich aus daS entschiedenste gegen den P r i v a t b c a in t c n v er st ch e r u n g a g e s c tz c n t w u r f ans. Das Ln ft schiss „!'. I„. VI", das sich aus der Fahrt vvn Berlin nach Amsterdam befand, muszlc bei Brenncckcn- dort niedergeben: eS bängt an einem Baume und muß demontiert werden. In Turin fanden M a > s e n v c r h a f t n u g c n von Anarchisten statt. In Tr a n s ka » ka si e u wurde ein starkes Erd beben verspürt. Neunte vrahtmelüungen vom 21. 'April. Havarie des „1^. I«. VL lBergleiche Vermischtes.) Stendal. Das Luftschiff I,. VI" überflog um R? Uhr die Stadt in ziemlich schneller Fahrt in mastiger Höhe nnd bewegte sich längs der Bahnlinie in der Richtung ans Hannover. Um IU Uhr passierte das Luftschiss Oebis felde. Fallersleben. Das Lnftschtss I,. VI* hat gegen il Uhr die Station Bors seid berührt und nähert sich in langsamer Fahrt der Stadt. Es hat gegen ziemlich heftigen Wind aiizilkämpsen. Um 12 Uhr über flog das Lnftschisf i» langsamer Fahrt Isenbüttel in etwa MN Metern Höhe nnd halt den ZI ins längs der Bahn linie. Die Entfernung von Isenbüttel nach Hannover be trägt noch etwa 57 Kilometer. H a n n o v c r. Das L nftschiss I.. VI" ist gegen 12' , Uhr zwischen Isenbüttel und Leiferde in der Nähe von Brenneckenbrück niedergezangen »nd hängt an einer Birk c. Näheres ist »och nicht bekannt. B r a n n s ch iv c i g. Das Lustschiss I.. VI" wird demontiert und mit der Bahn nach Bitterscld gesandt werden. Es beschrieb zum Zeichen der beabsichtigten Lan dung drei groste schleifen »nd ging dann glatt nieder. B r a u n s ch w e i g. Oberleutnant Stelling, der Führer des >-. VI", gibt svlgenden 'Bericht: Wir er litten etwa .1 Kilometer westlich des 'Bahndammes vvn Isen büttel dadurch einen kleinen Defekt, dast sich ein Tan in eine Kiefer verstrickte. Namentlich wegen des plötz lich auftretcnden stark böigen Windes direkt gegen die Fahrtrichtung wurde die Landung beschlossen, die glatt und ohne Ncihlcine sich vollzogen hätte, wenn nicht unmittelbar unter uns sich plötzlich ein grostcr Lumps ge zeigt hätte und wenn irgend welche Leute zur -Hilfeleistung in der Nähe gewesen wäre». Ich zog die Ncihlcine. Die Gondel landete sehr glatt ans trockenem Gebiet, mitten in dem Unterholz der Gishorner Lchweiz, während die Ballon hülle sich zum gißten Teil in den Lumps legte. Wir alle zehn Personen sind ruiverlcht und wotttanf. Schadenfeuer. B erl > ». In dem König!. Forst zwischen Pctcrsdor? nnd Laarow entstand gestern ans unbekannter Ursache ein Waldbrand, der etwa 3ii Morgen Bestand ver nichtete. L i ch t c n b e r g. -Heute vormittag kurz nach M Uhr brach im N e t o r t c n h a u s e der hiesigen Gasanstalt ein Feuer aus, das die ganze Dachlonstriiktion cinaichertc »nd erst gegen ll Uhr auf seinen -Herd beschränkt werden konnte. London. Das zwischen Porkibirc und Lincolnshire gelegene Thor n e m o o r siebt seit gestern in Fla m m e n. Es gelang nicht, das in den aiisgcschichtctcn Torsstücken ausgebrochcnc Flammenmeer zu ersticken, bis das Feuer die Grenze des Moors erreichte und hier verlosch. Masscnvcrhastungcn von Anarchisten. , P a r i s. Die Polizei wurde verständigt, dast T nrin gegenwärtig das Stelldichein zahlreicher Anarchisten sei, vvn. denen einige verbrecherische Anschläge gegen die Turnier Ausstellung ins Werk gesetzt haben. Es wurde» dort 50 Ausländer verhaftet. Man fand bei ihnen groste Mengen Lprcngmittcl nnd Lchnhwaffcn. Zur Lage iu Marokko. Paris. Nach einer Blättcrmeldiing aus Tanger ist die Lage der M a h a l l a B r c m o n d s nahezu verzwei felt. Brcmond richtete an einen Freund einen Brief, der mit den 'Worten schloß: „Nicht aus Wiedersehen!, sondern Adieu!" Ein anderer Ossizier schrieb an einen Freund in Tanger, dast er sich, falls nicht ein Wunder geschehe, ais verloren betrachte. B i s e r t a. Der spanische Kreuzer „Enta- l n n a", der hier die Rückkehr des Präsidenten Falliores abwartcn sollte, ist heute vormittag aus telegraphische Weisung nach der marokkanischen Küste abgc- gangen. Der Bürgerkrieg in Mexiko lNeraleiäie raaedaeichichte.i N ewno r k. 'Nach einem Telegramm aus El Paso gab M adero bekannt, dast er am Freitag nachmittag I u a r c z angreifcn würde, wenn er nicht die Zusicherung vvn dem Rücktritt des Präsidenten Diaz und der Räumung von Ingres erhalte. Der Befehlshaber der 'Bnndcstrnppen er klärte, sich nicht ergeben zu wollen. Erdbeben. Derbeut tTranska»kasiens. Hier wurde ein star kes Erdbeben verspürt, das drei Lctundcn andanertc. B crli n. iPriv.-Tel.s Bor dein evangelischen O b c r k i r ch e n r a t in Berlin wurde heute vormittag de: Pfarrer Iatho aus Köln über den Inhalt seiner Pre digten vernommen. L w i n e m ü n d e. Der vermißte Uscdnmcr B ü r g e r m c i st e r Trömcl ist in der letzten 'Nacht mit seiner Familie Mieder in Usedom cingetrofsen. Trier. Bei einem Ausslnge des Radsahrervereins stürzten fünf Radfahrer. Drei von ihnen wurden schwer und zwei leicht verletzt. In Bitburg wurden zwei Personen von Radfahrern überfahren: eine wurde ge tütet und eine schwer verletzt. Kassel. In Oberscheden starb die Frau eines Land Wirts nach dem Abendessen an B e r g i s t n n g s c r s ch r i niingen. Es wurde iestgcstellt, daß sie ein rot gefärbtes Osterei gegessen hatte. N c u r u p p j n. Der Raub m örder Franz, der bei Tchönhagen das Ehepaar Klein ermordete, wurde heute früh h i n g e r i ch t c t. Benthe n. In Guttcntag wurden zwei Mädchen t o t ausgcsunden, die von vergiftetem Konfekt genossen hatten, welches das eine aus Benthe» mitgcbracht hatte. Karlsbad. Der Chef des preußischen Gcncralstabcs General der Infanterie v. Moltkc ist znm Rurgcbrauch hier cingetrofsen. Paris. Ter Minister des Auswärtigen teilte der Staatsanwaltschaft in Dünkirchen mit, daß die von den deutschen Gerichtsbehörden verlangte Ausliesern n g des angeblichen Ivurnalistcn Gentsch, der an Burü eines Postdampsers einen Maschinisten ermordet hatte, ab ge lehnt worden sei. Gentsch soll demgemäß vor dem Schwur gericht in Douai erscheinen. Paris. Bezüglich des von einem ronalisttschen Blatte veröffentlichten Gerüchts, daß auch im Kricgsmini- slerium Unregelmäßigkeiten bekannt geworden seien, erklärt das Kricgsministerinm in einer amtlichen Note: Im Laufe der Budgetdebatte wiesen mehrere 'Ab geordnete auf Unregclmäßigtcitcn hin, die bei der Aus führung verschiedener etatmäßiger 'Lrbeiten begangen wor den seien. Ter Kriegsminister ordnete sofort eine Prüfung der Ausgaben an. Es handelt sich übrigens nicht um Bcr- nntrcuungen, sondern lediglich um unbedeutende, wenn auch den Wert der gelieferten Arbeiten anscheinend über schreitende Zuwendungen. Paris. Iu Lilie wurden ans Grund des Kongrcga- tionsgcsktzeS die Lehrer zweier Untcrrichtsanstaltcn anS ihren Schulen entfernt. Man mußte die Haustüren ansbrcchen und die Lehrer gewaltsam ans den Gebäuden Hcraitsholcn. Bei den hierdurch verursachten Straßcnkund- gcbungen wurden mehrere Berhaftnngen vorgcnommcn. Parts. Z» der S p i v n a g c a n g c l c g c n h c i: R o il e t - M a i m v n, den Bernittreiiungcn Hamons und Ehcdannes, sowie dem Ordcnsschwindel erklärte der frühere Minister Pichon einem Berichterstatter: Ich selbst habe in ! der Angelegenheit die Initiative zur Ermittlung der Schul digen ergriffen. Bei der ttcbernahme der Geschäfte habe ich pflichtgemäß meinen Nachfolger Ernppi hierüber unter richtet. Dieser hat die Sach: mit einer Energie in die Hand genommen, die von jedermann anerkannt werden muß. Was mich betrifft, so billige ick durchaus sein Bvrgehcn und übernehme vollständig die Berantwortiing für die von mir ergriffenen Maßnahmen. Pari s. Das „Echo de Paris" will wissen, daß die Eiienbahngesellschnsten der von dem Minister der öffent lichcn Arbeiten an sie gerichteten Aussordcrung nicht ent sprechen und keinerlei W i e d c r a u st c l l » n g ent lass c n e r E i s e n b a h n a r b e i t e r vornehmen mür den. Dieser Beschluß sei von den Direktoren der ver schiedenen Bahugesellschaftcn gemeinsam am letzten Sonn tag gefaßt worden nach der Sitzung, in der die Kammer den drohenden Erklärungen des Ministerpräsidenten und. des Ministers der öffentlichen Arbeiten ihre Zustimmung erteilte. P ctersbur g. iPrtn.-Tcl.i In dem Anstand des Mi nisters des Acnsteren Losonow ist eine Wendung zum Schlimmen eingctretcn. Es ist galoppierende Schwindsucht hinzugetretcn. HiiiM «n«I Airrenrcbatt. Königl. Schauspielhaus. Zum I. Male: „Eine Abrechnung", Komödie von Gustav Wied. Znm t. Male: „Erster Klasse", Baucrnichwank von Ludwig Thoma. Zwei einaktige Bühnenmerte von verichiedcnem Wert bot gestern das Königl. Schauspielhaus. Ter Däne Gustav Wied erfreut sich hier imit Rechts einer ganz besonderen Pflege. Mit der witzigen Satire „Zweimal zwei ist sttns" errang er vor drei Jahren den ersten groste» Erfolg, auch „Thnmmelnmsen" nnd „Der alte Pavillon" hatten erfreu liches literarisches Niveau, wenn ihnen auch der rechte dramatische Leliensnerv fehlte. Der Einakter „Eine Abrech nung" ist in glücklichen Lchaftensstnnden entstanden — die liebenswürdigsten Eigenichastcii der Gcstaltnngsknnst 'Wieds sind in der kleinen Kvmödie lebendig. Letzte Abend sonne liegt über dem Werk, ein Stück der Alten ist es. In hübschen gemütlichen Zimmer» des Bürgcrstists Hausen, die das Leben für eine kurze Frist übrig liest, wenn auch ihre Zeit bereits unter dem Rasen liegt — Kleinbürger, Handwerker, lauter verwitterte Gestalte». In einer netten Stube mit Fenster nach der Straße und »ach dem Hose wohnen Helms »nd Krakau, die lange Wegstrecke» hindurch Freunde waren »nd nun ihr Leben gemeinsam beschließen wolle». Bater Helms, der gerade seine» achtzigsten Ge burtstag begeht, hat »och Verbindungen mit dem Leben: einen Schwiegersohn, der eben znm Geheimrat ernannt wurde, und einen Enkel, den frischen Studenten Kn»b. Er ist „bannig stolz" ans die beiden und ärgert seinen Stube,>- genossen Krakau beständig durch Renommagcn. Das Bcr- hältniS der beiden Alte» zu einander ist reich an originellen Zügen: Krakau ist gutmütig, hilfsbereit, rücksichtsvoll: Helms der richtige gräßliche alte Manu, nörgelnd, geizig, mit kleinen bösartigen Züge», ein echter Satan. Da ist es am Ende verständlich, dast Krakau der Geduldsfaden end lich einmal reißt. Helms ist ja gar nicht der Schwiegervater dcS Gehkimrats »nd der Großvater Knuds, das Recht aus -te beiden bat er, Krakau, denn er hat vor vierzig Jahren Frau Helms ein bißchen getröstet, als stc vvr ihrem Satan von Mann zu ihm floh. Angenehm ist cs nicht, solche Lache» an seinem achtzigsten Geburtstage zu höre», wenn sie auch schon vierzig Jahre her sind. Helms hat denn auch einen tüchtigen Zorn und will aus den Borschlag, den Geheimrat und Knud gemeinsam zu besitze», durchaus nicht cingchen. Aber er kann sich nicht viel darüber verbreiten, denn der „Gang" kommt zur Gratulation, lauter uralte Männer, die zusammen 528 Jahre zählen. Es wird Sherru serviert und Vater Bölling, der 93 jährige, der Senior des „Gangs", erklärt immer wieder, dast Portwein I»r wäre. Die Alten klöhncn noch, als die Jugend ins Zimmer kommt, der Student Knud mit seinen Kommili tonen. Sie singen ei» Lied und feiern Großvater Helms, auch ans den Patchen-Onkel Kraka» fällt ein bißchen Glanz. Nach dem hübschen Intermezzo ziehen sich die Alten zurück, Alt-Bölling erklärt nochmals, dast Port wein Jux sei. Helms »nd Krakau sind wieder allein, und Krakau hat ein bißchen schlechtes Gewissen wegen seiner Plauderhaftigkeit, aber das Gewitter ist schon im Abziehen. Alte Leute sollen sich nicht strapazieren. Helms geht ans den Vorschlag des gemeinsamen Besttzrcchts ein, der Gr- hcimrat, Knud und die Erinnerungen gehören nun beiden: denn, mar auch Krakau der eigentliche Vater von Andrea, Helms Frau bat sic gm Ende gekriegt. Bielleicht hat auch der Shcrrn ein bißchen nachgeholfcn, in Helms die weiche Stimmung zu erzeugen. Die beiden Alten sind nun sehr nett miteinander, schmücken sich zur Feier des Tages mit Blumen, Krakau darf im Ohrenklappenlchnsiuhl die Zeituna lesen »nd Helms übi ein Geduldsspiel nach der Methode Krakaus. Das Gewitter stand am müdgewordenrn Tag nur ganz fern am Horizont, Frieden herrscht im ge mütlichen Zimmer des Bürgcrstists, letztes Verglühen der Abendsonne. — Ter künstlerische Wert der Komödie liegt in der echt dichterischen Behandlung des Milieus »nd un- gemein seinen Psychologie. Das Geheimnis der Wirkung ruht in der Liebe, die der Dichter für seine Gestalten hat, man spürt dir Freude, die Wärme seines Herzens, die er sich bewahrt hat. trotz Satire, Ironie und Spottsncht. In der Kleiiunalcrei zeigt sich Wied als echter »nd rechter Künstler. WaS an dramatischen Werten iu dem an sich mehr novellistischen Stofs steckt, ist mit Geschick nnd Takt hcr.a»s- gchvlt. Eine ganz vortreffliche Ausführung unterstützte den Dichter aiiss beste. Fischer und M ü l I c r als Helms und Kratau must man gesehen haben. Es ist köst lich, zu beobachten, wie sie mit dem Dichter Hand in Hand arbeiten nnd ans feinen, wohlstudicrtcn Zügen ein einheit liches Gesamtbild schassen. Es mar künstlerisch ersten Ranges, was hier geboten wurde. Frisch und fröhlich, mit naturbiirschenhaster Unbekümmertheit stand Herr W i e r t l, als Knud dem Alten gegenüber. Seinen Kommilitonen hätte man etwas mehr überzeugende Jugend gewünscht. Ans der Gruppe der Alten ragte sonst niemand durch eine auffallend charakteristische Leistuna hervor. Der sehr herz liche Beifall galt Dichtung und Leistungen. Tic fröhlich-behagliche Stimmung, die vvn der Komödie Wieds erzielt wurde, wurde von dem einaktigen Bauern- schwank Ludwig Thomas „E r st er Klass e" so ziem lich zerstört. Dir Handlung spielt in einem Eilzugcoup«- erster Klaise, die Lokomotive zieht an, es pfeift und dampft »nd ruckt und rattert, die Landschaft rast vorüber. Im Eilziigconp5 sitzen Assessor von Kleewih und Frau Lotte, ein junges Ehepaar ans 'Norddeutschland, lehr verliebt, sehr schweigsam, dann Kaufmann Stüve ans Neuruppin, aus dringlicher, geschwätziger Tnp, reist i» Kunstdünger, ferner der Königl. bäurische Ministerialrat v. Schciblcr. Nachdem während der Fahrt durch zwei Stationen umständlich nnd mit geringem Aufwand von Witz von den gemütlichen Zu ständen und Gebräuchen aus der Königl. bayrische» Staats balm unterrichtct wird, steigt Josef Filier, der alle» Freun den derber Bolkstypcn längst wohlbekannte Joses Filier, Oekonom »nd Abacordnetcr, ein. Er führt sich als echter, rechter, ein wenig betrnnkencrBaiicrnlackl ei», fällt durch die Ungebnndenheit seiner Gebräuche nicht nur den Mitreisr» den, sondern auch dem Publikum ans die Nerve», ebenso sein Freund, der Ockonom Sylvester Gsottmaier, den er sich als Rclscgenossen herbeigerusen hat. Das Eoupe erster Klasse ist ernstlich empört, und der Königl. bayrische M> nistrrialrat ruft den Zugführer herbei, nm sich zu be schweren. Als er aber erfährt, welch bedeutende Persön lichkeit Ockonom Filscr im Staate ist, wandelt sich blitz schnell sein Ingrimm in zarteste Rücksicht. Es folgen innt
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