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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 10.07.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-07-10
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189307105
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18930710
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18930710
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-07
- Tag1893-07-10
- Monat1893-07
- Jahr1893
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 10.07.1893
- Autor
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Riesaer H Tageblatt und Anzeiger Weblatt Md Anzeiger). Tclegramm-Adrrss« I* Femsprechstelle .TageblattRtesa. AK, AKg. H, N V H' U- Z' R- Nr. 20 ver König!. Amtshauptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. H- 1L7. Montag, 10. Juli 18SS, Abends. 46. Jahrg DM Niasaar Tageblatt «scheint jG« Tag Abends mit Au-nahme der Sonn« und Festtage. Vierteljährlicher vezngSpre!» bei Abholung in den Expeditionen in Riesa und Strehla, den Ausgabestelle«, sobNe ««Schalt« der latserl. Postanstalten 1 Mart 2S Ps., durch die Träger frei ins HauS 1 Mart SO Ps., durch den Briefträger frei ins HauS I Mark US Pf. «azetgea-Aaaahme für die Rum«« deS Ausgabetage- bis Vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Rtela. — Geschäftsstelle: Kastanlenstratze S9. — Für die Redactton verantwortlich: Herm. Schmidt in Riesa. Bekanntmachung. Während der Beurlaubung des unterzeichneten Amthauptmanns vom 13. Juli bis 12. August dieses Jahres ist die Stellvertretung desselben dein Herrn Regierungsassestor Frei Herr« von Gruben übertragen worden. X Großenhain, am 8. Juli 1893. Die Königliche Amtshauptmannschaft. 188 v. Wttnckt. O Vom Reichstag. Der Reichstag setzte am Sonnabend die Berathung der Militärrorlage fort. Abg. Gröber (Centrum) erklärte: Die neue Vorlage unterscheidet sich von der vorigen so wenig, daß Alles, was gegen die vorige vorgebrachl worden ist, auch gegen diese gili. Meine Fraktion hat deshalb beschlossen, der Vorlage gegenüber keine andere Stellung einzunehmen, als gegenüber der msprünglichcn Vorlage. Dieser Beschlug ist gefaßt worden mit Zustimmung aller zahlreichen neuen Mitglieder der Fraciion. Wir sind von der Rothwendigkeit einer Steigerung der jetzigen Ariedenspräsenzstärke nicht über» zeugt und halten die Vorlage weder aus militärischen, noch aus politischen, noch aus wirtyschaftlich.n Gründen für geboten. Der Reichskanzler behauptet, daß wir zur Defensive stark genug sind, nicht aber zur Offensive. Wenn wir zur Defensive stark genug sind, so wird sich Jeder hüten uns anzugreifen. Die numerische Ueberlegcnheit Frankreichs ist umsoweniger von Werth, als die dortige Bevölkerung immer mehr ab-, unsere immer mehr zunimmt. Und hat denn der mitteleuropäische Bund gar keinen Werth? Wenn man glaubt, , daß dieser einmal in die Brüche geht, warum arbeitet man dann nicht auf ein festeres organisches Verhälrniß zu Oesterreich hin? Betreffs der politischen Rothwendigkeit hat man auf die Studentenkrawalle in Paris hingewiesen, welche die französische Regierung erschüttert haben. Die Regierung, die durch solche Krawalle erschüttert wird, bietet keine Gefahr (Zustimmung), ebensowenig ein Molk, das so corrumpirt ist, wie es sich in Frankreich gezeigt hat. Sodann spricht Abg. von Bennigsen: Die Regierungen haben ost genug erklärt, daß sie für sich allein mcht zu solchen Rüstungen greisen würden, daß sie es aber thvn müßten wegen der geographischen Lage des neuen deutschen 'Rationalstaates, der umgeben sei von Militärstaaten -ersten Ranges, die sehr wohl eine Coalition gegen Deutsch land bilden könnten und die von Jahr zu Jahr rüsten. Der Vorredner berief sich auf die französische Corruption. Kann er aber behaupten, daß auch die französische Armee -corrumpirt ist? Die militärischen Autoritäten Demschlaltds behaupten im Gegenrheil, eine so solide Armee habe Frank reich noch nicht gehabt. In Frankreich herrschen solche Zu stände, daß unsere Regierung vollen Anlaß hat, die dortigen Vorgänge sorgfältig zu beobachten. In der Commission ist unwiderleglich nachgewiesen worden, daß die Franzosen uns überlegen sind. Deutschland muß aber mindestens den beiden großen Rachbarn einzeln überlegen sein. Alsdann wird der Revanchegedanken an Boden verlieren. Will der Reichstag seine Stellung behaupten, dann wird von ihm verlangt werden müssen, daß er in den Lebensfragen der Nation zu eitler festen Stellung gelangt: sonst ist freilich zu befürchten, daß sein Ansehen in der Nation sinkt. Hoffentlich wird der Reichstag seinen Aufgaben gerecht werden, (lebhafter Beifall.) Reichskanzler Graf v. Caprivi: Die Ausführungen des Abg. Gröber haben gezeigt, daß die demokratische Richtung im Centrum immer weitere Fortschritte gemacht hat, so daß das Centrum aus einer konfessionellen Partei in eine politische und zwar eine demokratische übergeht. Der Abg. Gröber hat die Regierung angegriffen, als ob sie unehrlich gehandelt habe. Bezüglich der Deckungsfrage begreife ich nicht, wie man das Verhalten unehrlich nennen kann, daß ich Dinge nicht sage, die ich zum Theil gar nicht weiß und zum Theil nicht jagen will, weil ich befürchte, daß dadurch eine Beun- ruhlgung des Erwerbslebens entsteht. Die strategische Seite -er Vorlage spitzt sich zu der Frage zu, ob man Anhänger -er Quanlllär oder Qualität sei. Jeder muß aber zugeben, -aß die Quantität und die Qualität eine Grenze hat; daß, wenn die Qualität eine Grenze hat, dann keine Erfolge zu erzielen sind, das lehrt jede Seite der Geschichte. Je schlechter die Truppe, desto blutiger und desto länger ist der Krieg. Dies Recept giebt uns auch der Abg. Gröber. Wollten wir nach einem Stege in Frankreich stehen bleiben, waS übrigens nicht von uns, sondern von Frankreich abhängt, so hieße das, den Krieg in inklrMum verlängern. Das Urtheil aller militärischen Autoritäten geht dahin: wir haben nicht so viel Truppen als wir gebrauchen, um einen Krieg erfolgreich zu Ende führen zu können. Deshalb haben wir den Antrag gestellt, die Zahl der Truppen zu vermehren. Die verbün deten Regierungen können von dieser Ueberzeugung nicht zurückgehen. (Beifall rechts.) Abg. Preiß (Elsässer und Protestler) erklärte: Wir sind nach wie vor G gner der Vorlage. Alle Anfeindungen und Drohungen lassen uns kalt. Wir werden den Weg, den wir für richtig halten, weiter gehen. Wir stimmen so, wie wir es nach Recht und Pflicht für richtig halten. Abg. Dr. Böckel (Deutsche Reform partei) erklärte sich mit den gestrigen Erklärungen des Reichskanzlers über die Deckungsfrage nicht befriedigt und bittet um weitere Mittheilungen, namentlich über die Börsen steuer. Wenn der Reichskanzler mittheilen könne, welche Steuern er vorzulegcn gedenk:, so könnte die Reformpariei für die Militärvorlage stimmen. Der Reichskanzler müßte erklären, daß keine neuen Consumsteuern für die breiten Bolksmassen, keine Bier-, Tabak- und Branntweinsteuer, beabsichtigt sei. Der Reichskanzler Graf Caprivi glaubt, l daß der Vorredner sich bei seinen gestrigen Erklärungen bezüglich der Deckungsfrage beruhigen könnte und kann den Vorredner nur bitten, zu der Regierung das Vertrauen zu haben, daß sie in dem gestern angegebenen Sinne Alles thun werde, um die Deckungssrage zu einer gedeilichen Lösung zu bringen. Abg. Richter vertrat denselben Standpunkt wie früher der Vorlage gegenüber; daran könne die veränderte Anzahl, in der seine Partei zurückgekehrt sei, nichts ändern. Geht es mit den militärischen Forderungen so weiter, so werden die Culturaufgaben des Staates nachweislich mehr leiden müssen als seither. Redner polesimirt gegen die Nationalliveralen, welche ihre Verstärkung den Conzessionen an Sonder-Interessen verdankten. Die Deckungsfrage an langend, wäre ihm eine Börsensteuer ganz recht, wenn dieselbe von den Bankiers getragen würde. Redner verbreitet sich über die Frage des Rohspiritus-Monopols und fordert den Reichskanzler auf, eine Erklärung abzugeben, ob er nicht an ein solches denke und sucht nachzuweisen, daß das französische Cadres-Gesetz zu einer Vermehrung der Armee keinen Anlaß biete, vielmehr würden durch Deutschlands Rüstungen die großen "Nachbarstaaten veranlaßt, ihre Rüstungen zu vermehren. Was soll werden, wenn auch der Widerstand des Reichstages gegen die einseitige Verfolgung der militärischen Jntereffen aushörte; die freisinnige Partei werde bei ihrem Widerstande beharren. Abg. von Jazdzewski (Pole) erklärte, seine Fraktion werde für die Regierungsvorlage stimmen. (Be wegung.) Sie thue das nicht aus Liebedienerei gegenüber den verbündeten Regierungen oder dem preußischen SSvate, sondern in der Ueberzeugung, daß sie auf diese Weise die ihr von den Wählern anverrrauten Interesse» richtig vertrete. Sie hoffe, daß die Regierung der schwierigen Lage der Partei Rechnung tragen und ihr m derselben loyalen Weise enk- gegenkommen werde, wie die Partei dies ihr gegenüber thue. Seine Partei habe ihre Schuldigkeit gethan. (Lebhafter Beifall.) Abg. Rickert (freisinnige Vereinigung) stimmt dem Prinzip der Vorlage zu. Er wisse, daß er damit nicht gegen das freisinnige Programm verstoße. Zur Deckung der Ausgaben dürfte allerdings nicht eine weitere Besteuerung der Lebensmittel erfolgen. Er würde lieber aus dem Libe ralismus austreten, als sich zwingen lassen, das Nöthige zur Sicherung des Vaterlandes nicht zu bewilligen. (Lebhafter Beifall.) Damit schloß die Debatte. Die Verweisung an eine Commission ward nicht beschlossen. — Nächste Sitzung Donnerstag: Zweite Lesung der Militär-Vorlage. Tagesgeschichte. Deutsche* Nrich. Aus Friedrichsruh wird unter dem 8. d. M. gemeldet: Fürst Bismarck empfing heute Nachmittag den Huldigungszug von 400 Lippern. Aus die Ansprache des Festredners antwortete der Fürst in hoch politischer halbstündiger Rede, er betonte die außerordent liche Wichtigkeit der Kleinstaaten durch ihr Stimmenverhältniß im Bundesrathe, und hoffte, daß sie in Zukunft mehr als bisher vom verfassungsmäßigen Rechte Gebrauch machen, im Reichstage durch die Bundesrathsvertreter ihre Ansicht geltend zu machen. Auch die Einzellandtage müßten mehr Reichsangelegenheilen in ihre Berathungen ziehen. Der Fürst sprach sich als ein Gegner des Großpreußentyums aus und schloß mit einem Hoch auf den Fürsten Woldemar. Der Schluß der Reichstagssession wird schon am nächsten Sonnabend, spätestens in den ersten Tagen der darauf folgenden Woche erwartet. Von den Anträgen aus dem Hause würden alsdann nur auf die Futternoth bezüglichen zur Verhandlung kommen. Man rechnet jetzt, der „4k. L. C." nach, auf eine Mehrheit von 30 Stimmen für die Militär vorlage. Je nach den Zufälligkeiten der Präsenz kann sich diese indeß noch wesentlich vergrößern. lieber neue AussöhvungSversuche zwischen dem Kaiser und dem Fürsten Bismarck gehl der T. R. nachstehende Meldung zu, die das Blatt indessen mit allem Vorbehalt Wiederkehr: In ähnlicher Weise, wie seiner Zeit durch den Brief des -r-rmzen Albrecht von Preußen, bekannt geworden ist, scheint jetzt der Großherzog von Sachsen, der als alter Freund des Fürsten Bismarck gilt, für eine Versöhnung des Kaisers mit dem Fürsten Bismarck thätig zu sein. Darauf deutet anscheinend die jetzige Rundreise des Groß herzogs bei den süddeutschen Höfen, und es ist nicht unbemerkt geblieben, das Exeellenz von Brauer, der politische Vertrauens mann des Großherzogs von Baden, vor Kurzem der Gast des Fürsten Bismarck in Friedrichsruh war. Der Landtag von Sachsen-Meiningen hat einstimmig die Bewilligung eines DarlehnS von 300000 Mk. zur Milderung der Futternoth und Erhaltung der Viehbestände angenommen. Aus Konstantinopel verlautet, daß das Verbleiben des Generalmajors Frhrn. v. d. Goltz in der türkischen Armee bis auf Weiteres gesichert ist. Der Sultan bat in Berlin, man möge Herrn v. d. Goltz, den er nicht missen wolle, dort lassen; deutscherseits wurde geantwortet, man möchte ihn wohl gern wieder haben, aber man sei anderseits gern bereit, jedem erfüllbaren Wunsche des Sultans entgegen- zukommen. Die Abgg. Dr. v. Cuny, Frhr. Heyl v. Heylschein, Graf Oriola und Dr. Osann haben mit der Unterstützung der nationalliberalen Fraktion folgenden Antrag eingebracht: Der Reichstag wolle beschließen, die verbündeten Regierungen zu ersuchen, daß die in den Bundesstaaten dort bereits eingeführten oder in Aussicht genommenen Frachtermäßigungen für Streumittel und Futter auch auf den Jnlanboerkehr innerhalb des Reiches auf Staats- wie Privatbahnen für die Dauer des Nothstandes ausgedehnt werde. . In der zweiten Hälfte des Juli wird der Kaiser eine Reise an die Ostsee unt-rnehme», wobei der Besuch der schwedischen Scharren in Aussicht genommen ist. Im Spät sommer oder im Herbst feist der Kaiser nach Ostpreußen, um längeren Äufenhalt ins.'Jagdschloß, Rominten zu nehmen. Die Kaiserin wird, der „K. A. Z." zufolge, ihren Gemcthl auf kurze Zeit in Romiuten besuchen, um der Einweihung der Capelle beizuwohnen, für deren Bau und würdige Ein richtung sich das Herrscherpaar ganz besonders imercssirt. Zur ferneren Vermeidung von Grenzzwischenfallen sind die französische und die deutsche Regierung, wie der „Hamb. Corr." meldet, übereingekommen, eine deutlichere Fesrjteuung der Grenzlinien vorzunehmen. Vertreter beider Länder werden in kurzer Zeit die ganze Linie abschreiten, unc> man wird vornehmlich dort, wo sie durch hochgelegene Waldungen geht, auf jeder Seite einen 2 Meter breiten, neutralen Zwischenraum frei lassen. Außerdem werden fast alle Grenz pfähle durch andere mehr in die Augen fallende ersetzt werden.
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