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Dresdner Journal : 21.07.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-07-21
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187407215
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740721
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740721
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1874
- Monat1874-07
- Tag1874-07-21
- Monat1874-07
- Jahr1874
- Titel
- Dresdner Journal : 21.07.1874
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H? 16« Dienslag, de» il, JuL 1874 l, E»L»> o <l»ut»«k«i> N«Icd« ^Ltu-twd:. ... 6 Ibtr ^j»brtieb: 1 Iblr. 1b Hxr LiorvtnsHuminvru: 1 Ikxr ^u»»«rb»Ib6v<i U«;uc»cl>vu kvivb«, tritt ko»t^ iu»cl 8t«w^vl»ax;ttl«b div»u. Ill8»r»teiiprel»e: icgr äeu K»am viuvr r 6ut»r„b!in8v8»ll«1t" cti« 2«ilv: b ^8^ Lr«eli«lnear I-^liob mit ^u»m»t>ws clsr 8om>- ou<1 ^8ivrt»xk, ^b«oci, kür ä«u ko>8«i>üvv 1^. DreMcrImrnnl. Verantwortlicher Redacteur: Commissionsräth I. G. Hartmann in Dresden. 1ox«r»t«»»na»dm« »»«irtrt«: Z>. OommiiiioaLr ' Orvuüosr ^ourv»l»; «txmü»» : L«-«, Zor.' a L S»«»>iu,-»«ll». <s S«rU» Vi«o - S»wkL^ - ki^U-l^»x«1^-7imk- km-t ».L.-Ha»eL«»l Nuri .Vor«, L«rUil X /nlattci^ctont,// ^/Lrlcbt, Srsw«»: L Scb/vtt«, Sr«» l»o: T.L'tanoc,i> küreau; 0k«mmt»: /'r. r<»At, rr»i>> eaX» N.: üeü«u./.6.//rrrmunn'nek« 8u<-til>^ <k t'a , vbrUt«: /nr>Z), Siumovir: k? §c^ü««/rr, v»ri» Z/aras, Zxi^tte, //u//><-r >k k'o., Sr<n^»rt: Da^L« cs 6'o., /,'ütta. ^»inc>»c«n-^üre«», Vier»: Xi Oj-^,e5lb. llsruusxvdsr: üünibl. k^xplüitian ü<" I>re>-ün>-r ZourvLl», 1>>».süt!U, Ltiu'^ir'iattieußits-iv Xo. 1. Nl^tu!.i;i:cher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten! Tagesgeschichte. (Berlin. Aus Ostpreußen. Mün- chen. Kissingen. Schweinfurt. Wim. Prag. Graz. Paris. Brüssel. Madrid. London. Kopenhagen.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffevtl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzial - Nachrichten. (Leipzig. Crimmitschau. Grünyain.) - Vermischtes. Statistik und Lolktwirthschaft. EiuaesandteS. Feuilleton. TageSkalender. Inserate. Borsevnachrichtev. Telegraphische Witterungsberichte. ^elegraMche Nachrichten. Berlin, Montag, 2V. Juli, Nachmittag-. (Tel. d. Dresdn. Iourn.) Am vorigen Sonnabend Abend haben, auf telegraphische Weisung au- Kisfingen, Haussuchungen bei dem hiesigen Ge schäftsführer des Mainzer Katbolikenverein-, LegationSrath v. Kehler, in dessen Wohnung und seinem Arbeitszimmer, im fürstl. Radziwill - schen PalaiS, sowie beim Redacteur der „Ger mania", Crerer, in Abwesenheit derselben stattae- fuuden. Bei Ersterem find gegen 80 Schrift stücke, bei Letzterem wenige Piecen mit Beschlag velegt worden. Paris, Sonntag, 19. Juli, Nachmittags. (W. T. B.) Die Versuche deü Herzogs v. Broglie, ein neues Ministerium zu bilden, find an der beharr lichen Weigerung der äußersten Rechten gescheitert, irgendwie zur Organisation der Gewalten deS Marschallpräsidenten die Hand zu bieten. Dem Herzog Decazev ist dir Constituirung eine- neuen CabinetS bis jetzt ebenfalls noch nicht ge lungen; derselbe ist aber fortgesetzt bemüht, die CavinetSkrifiS zum Abschluß zu bringen. Paris, Montag, 20. Juli, Morgens. (Tel. d. Dresdn. Zourn.) Dav „Journal officiel" meldet, daß der Minister des Innern, de Kourtou, seine De- Mission gegeben und der Marschallpräfident Mac Mahon dieselbe angenommen hat. Der Viceprä- sidrnt des Ministerraths und Kriegsminister de Cissey ist mit der interimistischen Verwaltung deS Ministeriums des Innern beauftragt worden. (Vgl. unsere Pariser Correspondcnz unter „Tagesgeschichte'.) Madrid, Sonntag, 19. Juli, Abendv. (Tel. d. Dresdn. Iourn.) Die amtliche „Gaeeta" vubli- cirt ein Deeret, welches ganz Spanien in Bela gerungszustand erklärt und die Sequestrirung deS Vermögens Derjenigen verfügt, welche in Carli- stischcn Banden oder überhaupt dem CarliSmuS dienen. Aus dem Ertrage des sequcstrirten Ver- mögens werden Entschädigungen angewiesen im Be trage von 100,000 Pesetas für die Familie eines jeden von den Carlisten erschossenen Oberoffizier-, von 50,000 Pesetas für die Familie eines jeden andern erschossenen Offiziers und von 25,000 Pe setas für die Familie jedes erschossenen Soldaten oder Freiwilligen. Jede nach Erlaß dieses De krets vorgenommrnr Vermögen-Übertragung von Seiten der Carlistrn wird für null und nichtig erklärt. Kerner werden alle nicht erlaubten Gesellschaf- len aufgelöst und die Verbreitung von Nachrich- ten über den Carlistischen Aufstand überhaupt, so wie anderer, als durch die „Gaeeta"veröffentlicht,« Nachrichten verboten. Weiter wird die Formation einer außerordent lichen Reserve von 80 Bataillonen anbefohlen, und zwar auS den Altersklassen vom 22. di- zum 85. Lebensjahre, soweit die AuSzuhebenden unverhei- rathet oder verwittwet oder kinderlos find. Die Aushebung ist auf die letzte Woche deS MonatS August festgesetzt. Den Reservepflichtigen wird der LoSkauf gegen Bezahlung von 1250 Pesetas nachgelassen. Ein Telegramm der „Gaccta" meldet, daß sich die Stadt Cuenca (Neucastilien) den Carlisten er- «eben hat; die Garnison wurde gefangen nach Chelva (Valencia) tranvportirt. St. Petersburg, Sonntag, 19. Juli, Mor gens. (W T. B.) DaS amtliche Blatt veröffent licht ein neues Gesetz, betreffend die verbotenen Vereine und Associationen. Durch dasselbe werden die seither in dieser Beziehung bestandenen strengen und harten Bestimmungen ausgehoben und die Ver gehen , deren sich Jemand durch die Theilnahme an einem verbotenen Vereine schuldig macht, unter Aufzählung der für die Strafbarkeit erforderlichen Momente genauer, als bisher festgestellt. LugeützelchiHtt. * Berlin, >9. April. Der Minister des Innern, Graf zu Eulenburg, welcher auf der Rückreise von Wiesbaden gestern dem Reichskanzler in Kissingen einen Besuch abgestattet Hal, ist von dort nach Berlin abgereist. Gras zu Eulenburg wird, an Stelle des nunmehr wohl seinen Urlaub antretenden Finanzministers und Vice- Präsidenten Camphausen, den Vorsitz im Staatsmi nisterium führen, welches jetzt fast täglich Sitzungen hält und sich, wie allgemein versichert wird, vornehmlich mit der Frage beschäftigt, wie dem Umsichgreifen regie rungsfeindlicher Gesinnungen in gewissen Kreisen ge steuert werden könne. So wird die Mittheilung hiesiger Blätter, daß der Justizminister ein Rundschreiben an die Staatsanwaltschaften wegen strenger Uebcrwachung der ultramontanen Presse erlassen habe, von der „Rordd. Allg. Ztg." mit dem Hinzufügen bestätigt, daß das Circular ausdrücklich auf die Wahrnehmung Bezug nimmt, daß gesetzwidrige Handlungen und selbst schwere Verbrechen, wie das in Kissingen, auf den verderblichen Einfluß der ultramontanen Agitation, namentlich auch in der Presse, zurückzuführen seien. Das officiöse Or gan erfährt ferner, daß auf Grund der Beratungen des Staatsministeriums in den jüngsten Tagen auch bereits sehr entschiedene Weisungen in Betreff der Handhabung der Pereinspolizei gegenüber den katholischen Ver einen ergangen sind. — Die „N. Preuß. Ztg." weiß ferner von Haussuchungen zu berichten, welche am Freitag Vormittag in dem Redactionslocalc deS „Neuen Svcialdemokraten", sowie in den Privatwohnungen des „Präsidenten" Hasenclever, des Vcrcinssccretärs Trrassi, des Vereinskassirers Rackow und des jeweiligen verant wortlichen RedacteurS des „St. Soc.-Tem.", Echneider- gcseüen L. Pfeiffer, stattgefundcn haben. Eine Anzahl von Briefschaften und Zeitungen wurden confiscirt. Auch zwei polizeiliche Auflösungen von Socialistenversamm- lungen sind wiederum zu verzeichnen. — Auch in der Anwendung der Kirchengesetzc soll mit gehöriger Strenge vorgegangcn werden. Wie die „Spen. Ztg." vernimmt, ist nunmehr auch bei dem Bischof von Pader born das Nlaß der Ucbertrctunacn voll, so daß die Ein leitung jenes Verfahrens bcvorsteht, das auf gerichtliche Aberkennung des bischöflichen Amtes wegen fortgesetzter staatsgesährlichcr Renitenz gerichtet ist. Hierbei erwächst indeß der Regierung aus der neueren Rechtsprechung des obersten Gerichtshofs eine unerwartete Schwie rigkeit. Durch mehrere jüngst auf einander folgende Obertribunalscntscheidungen sind, wie dir „Spen. Ztg." schreibt, die preußischen Maigcsetze in einer ihrer wich tigsten Bestimmungen für die Rcchtspraxis vollständig in Frage gestellt, und es scheine eine neue und zwar schleunige Ergänzung der Maigesetze durch die Reichs- gnetzgebung geboten. A 24 des Gesetzes vom 12. Mai lsk3, betreffend die kirchliche Disciplinargewalt und die Errichtung eines königlichen Gerichtshofes für kirchliche Angelegenheiten, bestimmt, daß renitente Kirchendiener, deren Verbleiben im Amte mit der öffentlichen Ordnung unverträglich erscheint, auf Antrag der Staatsbehörde duidch gerichtliches Urtheil aus ihrem Amte entlassen w-rden können. Nach einer Obertribunalsentscheidung jedoch vom 26. Mai d. I. ist im strafrechtlichen Sinne das geistliche Amt kein öffentliches, und anknüpfend an diese principielle Entscheidung entschied derselbe Gerichts hof am 17. Juli d. I., daß nach Ktz 5 und 6 des Än- sührungsgesetzes des Reichsstrafgesetzbuches die landes- gesetzlichen Vorschriften über die richterliche Entziehung geistlicher Aemter keine Geltung haben, weil das Reichs strafgesetzbuch die Geistlichen als solche nicht als Träger eines öffentlichen Amtes betrachtet und die Strafe der Entziehung eines geistlichen Amtes nicht kennt. „Es würde daher", bemerkt das eben citirte Blatt, „eine hohe Gefahr für die Sicherheit der preußischen Rechtszustände sich ergeben, wenn in der Folge der Gerichtshof für kirchliche Angelegenheiten auf Grund der Maigesetze auf Entlassung Geistlicher aus ihrem Amte erkennt und das Obertribunal dem gegenüber in seinen Entscheidungen fortfährt, die preußische Gesetzgebung für incompetent zu erklären, die Entlassung aus einem geistlichen Amte an zudrohen. Die Entscheidungen des Obertribunals be ruhten auf einer überzeugenden Auslegung der einschla- genden Bestimmungen des Reichsstrafgesctzbuchcs, und es scheint demnach für die Beseitigung der beschriebenen Rechtsunsicherheit in Preußen eine andere Möglichkeit nicht vorhanden zu sein, als eine authentische Interpre tation oder Ergänzung der einschlagcnden Bestimmung (K 359) des Reichsstrafgesehbuches seiten der gesetz gebenden Organe des Reiches, daß ein geistliches Amt im Sinne des ReichSstrafgesetzducheS gleich einem öffent lichen zu behandeln sei." (-) AuS Ostpreußen, 18. Juli. In mehreren Blät tern sind die jüngst in unserer Provinz vorgekommrnen Auflehnungen der Landbevölkerung gegen die Ortsobrigkeiten, welche namentlich in Quednau in so trauriger Weise zum Ausbi uch gekommen sind, mit socialdcmokratischen Umtrieben in Verbindung gebracht, von anderer Seite dagegen als Ausstuß von Bestrebun gen der Ultramontanen hingestellt worden. Die „Königsb. Hartuna'sche Ztg." hat bereits darauf hingewiescn, daß diese beklagenswerthen Vorgänge mit socialdemokratischcn Umtrieben nichts zu thun haben, und auch die Annahme, daß die Ultramontanen hierbei ihre Hände im Spiel haben, wird sich nicht als stichhaltig zeigen. Jene Auf lehnungen haben lediglich in der Abneigung der Land- bevölkeiung gegen mehrere Bestimmungen der neuen Kreisordnung ihren Grund. Die Ucbertragung der Amtsvorsteherschaft an die Gutsbesitzer und die den letzteren damit zufallende Ausübung der Polizeigcwalt ist es besonders, die den ungebildeten Leuten als cin Rückschritt zur Leibeigenschaft erscheint, und daher er klärt sich ihre Abneigung gegen die Errichtung von Gefängnissen auf dem platten Lande, deren Zerstörung bei den bisher vorgekommencn Tumulten irr erster Lime steht. Läugnen läßt sich allerdings nicht, daß das Auf treten mancher neuen Amtsvorslcher nicht ohne Einfluß auf die Verbreitung dieser irrigen Ansicht geblieben ist und die Reihen der Unzufriedenen bedeutend verstärkt hat; wo aber verständige Erörterung der Verhältnisse, belehrende Auseinandersetzung von Seiten der Amts- vorstrher mit der Landbevölkerung stattgefunden hat, da ist die Sache ungleich schneller und befriedigender gcordnct worden, und jedenfalls haben sich dabei keine lvcialdemokratischen Bestrebungen kund gegeben. Tie kirchlichen Wirren in diese Conflicte mit hineinzuziehen, ist bis jetzt nicht versucht worden. Allerdings ist von ungebildeten Leuten die Befürchtung ausgesprochen wor den, wenn e,st die Gefängnisse fertig seien, werde man ihnen auch wohl noch ihre Religion nehmen. Merk würdigerweise stützt sich diese Befürchtung aber weniger auf die Falschen Maigescye und die Nachträge zu den selben, als vielmehr auf die in der neuesten Zeil so warm discutirte Frage — der Leichenverdrennung! Die beschränkten Leute meinen, die jetzt an einzelnen Orten stattfindenden Versuche zur Leichenverbrennung seren auch Proben zur Verbrennung lebendiger Menschen, welche wahrschernlich der Einführung der Leibeigenschaft bald folgen werde. Und bei der jüngst auf einem Ritter- gute vorgenommenen Verpflichtung eures AmtsdreuerS gab rin ms Zeuge anwesender, ,onst braver Arbeiter dem Amtsvorsteher ganz offen eure Erklärung ab, deren Sinn dahin ging, daß, wenn ihm vielleicht zugemuthet werden sollte, sein Weid und seine Kinoer zu cerbren nen, seine Loyalität zu Ende sei, und er würde in diesem Falle eher den AmtSvorstchrr mit todtschlagen helfen, als sich dessen Anordnungen fügen. Auch hier war indeß die Schwierigkeit sehr bald gehoben, als der Amts vorsteher, ein bei der Landbevölkerung sehr beliebter Gutsherr, dem Maune erklärte, daß das gar nicht be absichtigt werde, und daß selbst in dem Falle, daß die Freunde der Leichenverbrennung Anhänger finden sollten, eS Jedcm freigestellt bleiben werbe, ob er die Leichen seiner Lieben der Mutter Erde, ocer den Flammen über geben wolle. Und so wird hoffentlich auch in anderen, der Landbevölkerung unklaren Punkteil belehrende Aus einandersetzung ebenso günstige Resultate zu Tage fördern. * München, 18. Juli. Der Fürst Karl von Ru mänien ist heute früh mit großem Gefolge hier ange kommen und nach am Bahnhof eingenommenem Früh stück nach Paris weiter gereist. — Der Beschluß der Kammer der Abgeordneten in Betreff einer Erwerbung der bayerfchen Ost bahnen konnte, da derselbe nur alS motivirte Tagesordnung erscheint, der Kammer der ReichS- räthe nicht mitgetheilt und sonach ein Gejammtbeschluß beider Kammern nicht erzielt werden; dessen ungeachtet aber wird, wie die „A. Z." vernimmt, die Staats regie- rung, dem in Rede stehenden Kammerbeschlusse ent sprechend, in nächster Zeit mit dem Verwallungsrathe der Ostdahnen in Unterhandlung treten. — 'Nach einer Mittheilung in der gestrigen Magistratssitzung hat Se. Majestät der König die prachtvollen Anlagen auf dem Gasteig aus der Verlasscnschaft seines verewigten Vaters u« 65,0*0 Fl. erworben und der königl. Cwil- liste einverlcibcn lassen, sodaß die Benutzung derselben für das Publicum für immer gesichert erscheint. Kisfingen, 19. Juli. (Tel.) Fürst Bismarck hat gestern einen weiteren Ausflug nach dem Klaushof unternommen. Heute Vormittag wohnte derselbe mit den. Gliedern seiner Familie dem Gottesdienste in der protestantischen Kirche bei. — MU der Führung der Untersuchung gegen Kullmann, welche von dem Appcl- lationsgcrichte in Bamberg dem Bezirksgerichte in Schwein furt überwiesen wurde, ist der BezirksgcrichtSrath Strößen- reuther in Schweinfurt betraut worden. — Nach den angeflellten Erhebungen war erwiesen, daß der Polizeidiensl in Kissingen zur Abwendung einer etwaigen Gefahr nicht mit ausreichendem Personal versehen war. Es sind deshalb, wie die „Sp. Ztg." er fährt, infolge eines Telegramms des Berliner Polizei präsidenten v. Madai, 15 Schutzleute in voller Uniform unter dem Commando eines Lieutenants von Berlin nach Kissingen abgegangen. Schweinfurt, 19. Juli. (Tel.) Die Entlassung des Priesters Hauthaler auS der Haft hat, dem Ver nehmen nach, stattgefundcn auf Grund der günstigen Zeugnisse, welche von seinen geistlichen Oberen, von Mitgliedern seiner Gemeinde, von seiner Haushälterin durch die requiritten österreichischen Behörden erbracht sind. Daß Hauthaler mit Kullmann kurz vor dem Attentat gesprochen hat, ist in der gerichtlichen Verhand lung durch beeidigtes Zcugniß von Augenzeugen fest- gestellt. — Ter „Köln. Ztg." schreibt man in Lachen des Pfarrers Hauthaler auS Schweinfurt vom 17. d. Fol gendes : Nur allein das Interesse für den Fürsten Bis marck, welches der Mann an den Tag legte, war «schuld an der Verkennung. Er trieb es allerdings ein wenig Fellittetoll. Redigirt von Otto Banck. Petrarca s fünfte Säcularfeier ist am 18. Juli (seinem Todestage 1374) in Italien, — vor Allem in Arqua, wo er starb, in Frankreich in Avignon und Vaucluse, wo er lebte und liebte, be gangen worden. Aus Vaucluse liegt bereits folgende Nachricht vom 19. d. darüber vor. Bei der gestrigen Säcularfeier Petrarca's hielt der italienische Gesandte Nigra eine längere Rede, in welcher er hervorhob, Italien ergreife mit besonderem Eifer die so natürliche Gelegenheit, um Frankreich dir herzlichsten Freundschaftswünsche zu über senden. „Tank dem Andenken Petrarca's wohnen wir heute dem schönsten Schauspiele bei, indem wir sehen, wie zwei große Nationen sich vereinigen in demselben Gedanken, zwei Stationen, welche demselben Blute ent stammen und welche durch dieselben Traditionen auf dem Gebiete der Kunst und Literatur erzogen sind, zwei Nationen, welche dazu geschaffen sind, sicb mit Liebe und Hochachtung zu begegnen, und welche in Zukunft keinen andern Streit mit einander haben dürfen, als friedliche und fruchtbare Kämpfe auf geistigem Gebiete." Nigra schloß seine Rede, indem er im Namen Italiens und des Königs Victor Emanuel den Gefühlen unwandel barer Dankbarkeit Ausdruck gab für den Antheil, den Frankreich an der nationalen Befreiung Italiens ge nommen habe. Aus Padua meldet man vom 17. d. M.: Heute Abend fand der Empfang von achtzig Vertretern jener Städte statt, in denen Petrarca gewohnt, sowie von ver schiedenen Aladcmilrrn und Gelehrten, dir sich mit ter Petrarcaforschung befassen. Die Ausstellung von Jn- cunabeln und ncuentdeckten Schriften des Dichters ist sehr reichhaltig. Die Bevölkerung nimmt an der Feier lebhaften Antheil. Eine ganze Bibliothek von Festschrif ten ist erschienen und wird eifrig colportirt. In Avignon hat man ein sehr reichhaltiges Fest programm im großen Stil ausgestellt, welches drei Tage in Anspruch nimmt und am 20. d. mit einem Sänger fest der provenyalischen Gesangvereine, einem spanischen Stiergefecht, Fischerstechen aus der See, Tänzen, Feuer werk rc. schließt. Deutschland hat Köln und Aachen als dis Orte auf- zuweisen, wo Petrarca weilte und studirte; jedoch wird die deutsche Feier sich auf jene zahlreichen stillen Ge meinden erstrecken, welche auch bei uns in Petrarca den Tichter, den Forscher und den Wiederbeleber des Huma nismus verehren. Aus deutschen Gelehrtrnkreisen ist ein literarisches Fest- geschenkhervorgegangen; es ist der„Petrarca" vonLud- wig Gcigerin Berlin. Dieses Buch will vorzugsweise eine Festschrift für die Feier des Todestags Petrarca's sein. Aus Grund eines tüchtigen Quellenstudiums zeichnet dasselbe uns das Bild des Gefrierten in großen und klaren Umrissen. Es schildert uns denselben nach drei Richtungen hin, als Wielrrbcleber der Wissenschaften und der klassischen Studien unter dem Titel: „Petrarca und der Humanismus", als italienischen Patrioten und Politiker unter dem Titel: „Petrarca und Italien", und endlich als Liebcndrn unter dem Titel: „Petrarca und Laura". In dem lctztgedachtrn Kapitel erneuert sich der alte Streit über den angebeteten Gegenstand der un sterblichen Liebrsgrsänge, von welchen» Gegenstände wir, ehrlich gestanden, mit Gewißheit sehr wenig wissen. Vielleicht nur den Namen, — und am Ende auch nicht ein mal diesen. Hat ja auch unser großer Schiller unter dem Namen „Laura" eine bereits in reifern Jahren be findliche Hauptmannswittwc besungen, welche in Wirk lichkeit einen andern Namen führte. In Betreff der Laura Petrarca's streiten die Gelehrten darüber, ob die selbe zur Zeit ihres Lebens und Todes (21 Jahre lang besang sic Petrarca) eine ehrsame Ehefrau mit ctf leben digen ehelichen Kindern, oder gänzlich unverheirathet ge wesen sei. Für Letzteres spricht sich Geiger aus; u. A. weil sie Petrarca „die allerschönste Jungfrau" (pul- eli^rriin» vir^v) nenne, was übrigens auch sehr wohl eine poetische Licenz sein kann, wie sie damals üblich war und bei den Dichtern zumal zu allen Zeiten vor kommt. Petrarca ist der mittlere Stern jenes glänzenden Treigestirns, welches vor mehr als fünfhundert Jahren zuerst den italienischen und dann den ganzen euro päischen Himmel erhellte und das den Namen führt: Tante-Petrarca-Boccaccio. Luigi Mariotti sagt in seinem in englischer Sprache erschienenen Werke „Italien in seiner politischen und literarischen Entwickelung" über diese drei Männer Folgendcs: „Tas große Gedicht Tante's wirkte auf die italie nische Sprache ähnlich wie der Funke des himmlischcn Feuers auf die Thongcstalten des Prometheus. Tante schenkte seinem Vatcrlande eine nationale Sprache, er schenkte ihm eine Seele. Tenn die Sprache ist die Seele des Volkes. Die damalige Zeit sah unter seiner gewal tigen Hand mit Staunen ein Idiom, welches bis dahin nur als bescheidener Volksdialekt gedünt hatte, die tief sten Töne des Erhabenen und Pathetischen annehmcn, den edelsten Gedanken als Erscheinungsform dienen und Licht aus die dunkelsten und abgelegensten Wahrheiten werfen. Die Alltagsworte und gewöhnlichen Redensarten des Volkes nahmen in diesen Versen den Charakter einer neuen Entdeckung an, und niedrig gehörnt Localausdrückr wurden der 'Nachwelt als Schöpfungen eines großen Dichters überliefert. Aber während dieser starke Meisel Tante's dem Mar mor, wo er ihr» berührte, Leben gab, hat er doch das Werk nicht durchgeführt; unvollendet hinterließ er den Block, halb behauen, halb geglättet, rauh in seiner Er habenheit und großartig in seiner Anlage. Der gute Genius deS Landes hat den Beruf, die Sprache, welche Dante geschaffen, zu reinigen und zu verfeinern, zu zähmen, zu bilden und zu mildern, der Sorge zweier verwandter Zwillingsgeistcr anvertraut, welche, wenn auch nicht so erhaben wie Dante, doch auf demselben Boden und aus denselben Elementen erwachsen und am Schluffe von Dante's stürmischer Laufbahn geboren waren. Diese Männer, welche bei» Mantel aufnahmen in den» Augenblicke, wo er von des Propheten Schul tern gefallen war, welche vollenden sollten, was Dante unvollendet zurückgelasscn hatte, waren Petrarca und Boccaccio. Sie waren zu gleicher Zeit aber auch die ersten Wirderhcrstcller und Förderer der classischen Lite- ratur und die thätigsten Werkzeuge des modernen Cul- turfortschcitts, indem sie dem damaligen civilisirten Eu ropa die Kunst ui»d Bildung der antiken Welt in ihrem ganzen Glanze enthüllten." Sieben dem Manne der Dichtung und der Wissen schäft ist Petrarca auch als 'Mann der Politik zu er wähnen. Er hatte in seinen politischen Werken die Ac- commodationsfähigkeit des Cicero, den er so enthusiastisch verehrte. Er wußte mit seltenem Glück sein Schiff durch die tobenden Wogen aller Leidenschaften einer stürmischen Zeit zu steuern. Man hat vor und nach ihm Dichter gesehen, die den Fürsten ichmelchettcn; er war das erste Beispiel eines Dichters, dem alle Füllten seiner Zeit auf das Angelegentlichste den Hof machten. Man kann in htr Thal jagen: ohne allc Abnahme. Wir finden un-
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