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Dresdner Journal : 13.12.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-12-13
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187212138
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18721213
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18721213
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1872
- Monat1872-12
- Tag1872-12-13
- Monat1872-12
- Jahr1872
- Titel
- Dresdner Journal : 13.12.1872
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M29V. Freitag, de« 13. December. 1872 Mrli«k « 2Alr. zzMrllvb, 1 l^lr. lö Uxr I-it u»a Fd»»»»e«t»Pr«t»v r lukr«»«« tMtt)Ubrlwb S HUr 81*wp«tr«dNbr, »a>—rwUV ä»1äsutxd«» Lutrell»« lkuwm«r»r 1 Lt«iup»lru»«b1»U du»«». ttr -«» k»u» «io«r iZt vut«r „Li»x««u»ät" sw 2«U«: » U^r. Lrivkelaeor H^Ucd, »it Xu«m»tuv» äer Lovo- uvä kswrt»U«, Xtierxw kür äe» solx«»6s» D»x. DresdnerÄMMal. Lerantwortlicher Aiedacteur: I. G. Hartmann. >o,er»»teL^»all»» »L»v«rt»r LoiMz: 1>. 6ouuQi«iooLr so» vr«»äll«r louin»!»; «U«v6»» : 15. u. L. L»«- d»rU->»rIl» ^i«».l.,jx^^-L,„I-Lr«iI»n-rr»iikLor1 N.r Huare-ut-in <- >,rIio-Vj,,»-L»wdQrU-rr»ok- kort ». N.-Itüock,»: LsrUo: F. /tkteme^k»', 1/. ^ibsec/tt, rr,m»r>: L Lc-ikott«,- >r,»I»u: I,. Lta»v«n'» Nürt-ltu u. 1t. rr»vUurt ». H.: L «/aeAe^'rede «. <7. 1/»^»?»«n»»'»<.iio Nuclid., 7^uut>« ct L?o.; krsx: llucdb.; Cd-omit»: 1>>. ^r»At, k»ri»: 7/ava», 1,a/rtt«, td L/o.Vi»v: ^15 t-LxeliL,- Da«d«F(7o. Uer»u»xet»«rr Itürusl. Lxpe6itioa 6e» vro^ner lourval», Or*»«teu, LliuLaretbenx;»,»» Ho. 1. 7 I . Amtlicher Theil. Dre-den, 12. December. Ihre Königliche Hoheit die Frau Kronprinzessin ist gestern Abend A11 Uhr, von Baden-Baden kommend, wieder hier ein- getrvffen. Dresden, 10. December. Seine Königliche Ma- jestät haben dem OrtSrichter Karl Noack zu Ebers - büch die zum Albrechtsorden gehörige Medaille in Gold zu verleihen allergnädigst geruht. Dresden, 11. December. Seine Majestät der -inig haben dem Oberstallmeister, Generallieutenant von Thielau-Rüssing und dem Hofmarschall Grafen Vitzthum von Eckstädt zu Anlegung des ihnen verliehenen GroßkreuzeS des Herzoglich Anhaltinischen Hesammt-Hausordens Albrechts des Bären, Erlaubnis zu ertheilen geruht. RichtnmUichcr Theil. Uebersicht. relegraphiscke Nachricht««. rageSgeschichte. (Dresden. Berlin. Poln.-Lissa. Darm stadt. Stuttgart. Offenbach. Wien. Prag. Pesth. Pa ris. Brüssel. Bern. Rom. Kopenhagen. Konstan tinopel. Athen. Kalkutta. New-Zork.) Sraeua««ge», Versetzungen rc. »» össentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Eingesandts Keuilletoa. Juserate. Tagetkalender. Börsenuach- richten. Beilage. Dresdner Nachrichten. Proviazialuachrichte«. (Leipzig. Mittweida. Treuen.) Statistik und LolkSwirthschaft. Zoserate. Extrabeilage. LandtagSverhandlnugen. Tklestraptlische Ilachrichlen. Pesth, Mittwoch, 11. December, AbevdS. (Corr.- Bur.) Die Blätter melden von einem in Mesurin zwischen dem Volk und der Militärbehörde statt- gehabten Tumult anläßlich unreeller Gebahrung mit dem Gemrindevermögen und angeblicher Un- terschleife. ES sind mehrere Verwundungen vor- gekommen. Die Untersuchung ist eingeleitet. Versailles, Mittwoch, 11. December, Abends. lV.T.B.) In der heutigen Sitzung der National versammlung brachte GaSlonde einen Antrag deS Inhalts ein, daß die Versammlung nicht vor der gänzlichen Räumung der besetzten Departements inSeinandergehen wöge. Lambert de Sainte-Croix beantragte, die Petitionen betreffs Auflösung der Assemblee am künftigen Sonnabend zu beratbrn. Gambetta unterstützt diesen Antroa und erklärt, baß die Linke mit Ungeduld der Berathung über biestn Gegenstand entgegensetze. Baragnon hofft, baß am Sonnabend d»e Niederlage Derer, welche für die Auflösung der Nationalversammlung agi- tiren, besiegelt werde. Die Versammlung beschloß, bie Berathung der Petitionen zu Gunsten der Auf- lösnng der Assemblee für nächsten Sonnabend fest- znsetzen. Die Dreißigercomwission hat mit 18 gegen 8 Stimmen beschlossen, vor Allem den Umfang der gegenwärtigen RegicrungSgewatten festzustellen und demnächst einen Gesetzentwurf über die Ministerver- antwortlichkeit zu berathen. ThierS sandte der Commission ein Schreiben, in welchem er sein Er scheinen in der Commission zusagt, um eine Eini- gung über die Beschlüsse herbeizufützrrn. Zugleich erklärt der Präsident der Republik, er wolle die Aufmerksamkeit der Versammlung auf diejenigen Punkte lenken, welche die öffentliche Meinung Arankreich» gegenwärtig hauptsächlich in Anspruch nehmen; er werde jedoch mit bestimmten Entwür fen nicht eher hervortreten, bis der gegenseitige Meinungsaustausch dies alS zweckentsprechend er scheine« ließe. Nom, Mittwoch, 11. December, AbeudS. (Corr.- Bur.) Vie veputirtrnkamwer hat bei Aortberattzung des Gesetzes über die religiösen Körperschaften mit 144 gegen 116 Stimmen die von CriSpi und Ge «offen beantragte Tagesordnung abgrlehvt, welche, die Specialberathung deS RegieruugSentwurfe» ab lehnend, die Erueunang einer Commission bean tragt, die den Gesetzentwurf mit dem Principe der Ausdehnung deS im übrigen Königreiche bestehen den Gesetzes über die religiösen Körprrschafte auf die Provinz Nom in Einklang bringe« sollte. Tngesgrschichtt. Dresden, 12. December. Se. Majestät der König haben auS Anlaß AllrrhöchstihrcS Geburtsfest es heute Vormittag von 9 Uhr an die Cavaliere der kö niglichen und prinzlichen Hofstaaten, die Staatsminister und den Minister deS königlichen Hauses, die Direc- torien der beiden Kammern, die Generalität, eine De putation des hiesigen Raths und der Stadtverordneten, sowie eine Anzahl distinguirter Herren zu empfangen und deren ehrerbietigste Beglückwünschung entgegen zu nehmen geruht. Mittags haben auch Ihre Hoheiten die Prinzen Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin und Wilhelm von Hessen, sowie Se. Durchlaucht Prinz Reuß Heinrich 1V. Sr. Majestät ihre Glückwünsche dargebracht. Nachmittags 4 Uhr findet bei Ihren kö niglichen Majestäten im Residenzschlosse Familien- tafel statt. Dresden, 12. December. Zur Vorfeier des Ge burtstages Sr. Majestät des Königs waren die Mitglieder der Ständeversammlung auf Einladung ihrer Herren Präsidenten gestern Nachmittag 4 Uhr in Meinhold's Etablissement zu einem Festmahle vereinigt, an dem auch Ihre königlichen Hoheiten der Kronprinz und Prinz Georg, sowie die Herren Staatsminister v. Fabrice, v. Nostitz-Wallwitz und Or. v. Gerber (die Herren Staatsminister Frhr. v. Friesen und Abekcn befinden sich in Berlin) und der Minister des königl. Hauses, Herr Staatsminister a. D. Frhr. v. Falken stein, Theil nahmen. Der Toast auf Se. Majestät den König wurde von dem Präsidenten der Ersten Kammer, Herrn Kammerherrn v. Zehmen, ausgrbracht. In der Residenz wurde die Feier des Tages heute Morgen durch eine große Rcveille der Militärmusik eingeleitet. Die öffentlichen Gebäude und mehrere Pri vathäuser sind mit Flaggen geschmückt, und die Truppen der Garnison haben den Paradeanzug angelegt. Gegen 9 Uhr wurde Sr. Majestät von den Musikchören Aller- höchstihrer Regimenter (Lribgrenadierregiment, Garde reiterregiment und Artilleriebrigade) eine Morgenmusik dargebracht, und um 11 Ubr fand auf dem festlich ge schmückten Balcone des Altstädter Rathhauscs eine Musikaufsührung des Stadtmusikchors statt. In sämmt- lichen Lehranstalten und Schulen wurden Vormittags Festacte abgehalten (vgl. umstehend die Localnachrichten), und von Seiten der Armenversorgungsbehörde war aus städtischen Mitteln eine umfassende Brodvertheilung an Arme angeordnet. Die Generalität und das Osfizier- corps versammeln sich um 2 Uhr zu Diners im „Jägerhofe" und im Casino der Schützencaserne, wäh rend eine große Anzahl Civilstaatsdiener, Hofchargen und städtische Beamte sich um 3 Uhr zu einem Fest mahle im Saale der Harmoniegesellschaft vereinigen. Abends finden an vielen öffentlichen Orten (auch im Herminiatheater) Fcstaufsührungcn statt, und die öffent lichen Plätze werden festlich erleuchtet sein. * Berlin, 11. December. Daß Veränderungen in unserem Staatsministerium bevorstehen, wird jetzt auch von officiösen Korrespondenzen hiesiger und auswärtiger Blätter zugegeben. Wie die „N. Pr. Z." heute berichtet, sollen diese Veränderungen jedoch erst nach der Rückkehr des Ministerpräsidenten Fürsten v. Bismarck erledigt werden, dessen Ankunft in Berlin nach der „Prov. - Corr." in den Tagen zwischen dem 15. und 20. d. M. zu erwarten steht, während die „Sp. Z." dieselbe schon zu Ende dieser Woche anküu- digt. Die „N. Pr. Z." behauptet, in Kreisen des Herren hauses habe gestern das Gerücht circulirt, daß der Mi nister des Innern, Graf zu Eulenburg, sogleich nach der Annahme der Kceisordnung sein Dcmissionsgesuch bei Sr. Majestät ringereicht habe. Eine vsftciöse Kor respondenz, welche in der heutigen Nummer der „Nat.- Ztg." reproducirt wird, sagt in dieser Beziehung: Die „Kreuz-Ztg." giebt sich nicht geringe Mühe, den Mi nister des Innern aus seiner Stellung zu verdrängen, indem sie ihn als im Gegensatz zum Ministerpräsidenten befindlich darzustellen sucht. Dies Bemühen wird vom Erfolge schwerlich gekrönt werden. Es kann jetzt auf keine Weise mehr bezweifelt werden, daß in der Frage, welche in jüngster Zeit das Staatsministerium fast aus schließlich beschäftigt hat, in der Herrenhausangelegcn- heit nämlich, der Ministerpräsident und der Minister des Innern völlig einig gewesen sind. Die „Kreuz-Z." wird doch nicht glauben, daß Fürst Bismarck in seinen Intentionen gegenüber dem Herrenhausc weniger weit gegangen sei, als Graf Eulenburg? Daß nicht die Stellung dieses Ministers und seiner Collegen, welche mit ihm die Majorität bei den jüngsten Entscheidungen bildeten, sondern viel eher die der Minorität erschüttert worden, ergiebt sich daraus, daß die Gerüchte, welche von einem Rücktritt des Kriegsministers und des land- wirthschaftlichen Ministers sprechen, an Wahrscheinlich keit gewinnen. Thatsache ist jedenfalls, daß Graf Roon sich einstweilen von den Geschäften zurückgezogen, und daß Herr v. Selchow seine Entlassung erbeten hat. Eine Entscheidung über dieses Gesuch soll noch nicht erfolgt sein. — Der Ausschuß des Bundesraths für Handel und Verkehr, sowie die Subcommission der vereinigten Ausschüsse desselben für das Landheer und die Festungen und für Rechnungswesen hielten heute Sitzungen ab. — Aus die Vorlage des Präsidiums, betreffend die Wahrnehmung der Verrichtungen des Staatsanwalts beim Re ichsodcrhandelsg e- richts, hat der Bundesrath in der Sitzung vom 27. v. M. nach Anhörung der Ausschüsse für das Justiz wesen und für das Rechnungswesen die Zustimmung dazu ertheilt, daß ein besonderer Beamter mit Wahr nehmung der Verrichtungen der Staatsanwaltschaft bei dem Reichsobrrhandelsgericht widerruflich gegen eine Remuneration im Betrage von 2500 Thlr. jährlich be auftragt werde. — Bei sämmtlichen kaiierlichrn Obcr- postdirectionen und Oberpostämtern ist die Einrichtung von Klrtderkassen für Postnnterbeamte in Aussicht genommen. Die Kleiderkasten werden sowohl den denselben beitretendcn unmittelbar angestelltcn Post unterbeamten, als auch Vorstehern der Postanstalten im Falle deS Beitritts zu Gunsten der von ihnen unter haltenen Privatpostunterbeamten Erleichterungen bei der Beschaffung und der vorschriftsmäßigen Unterhaltung der Dienstkleidung gewähren. — Nach der „Sp. Ztg." liegt die große Eisenbahnvorlage, in der sich als hervorragendste Linie die dirrcte Bahn von Berlin durch den Harz über Eschwege und Homberg nach Wetzlar und Koblenz befindet, nunmehr Sr. Majestät zum Voll züge vor. Da über die bei dieser wichtigen Bahn in Bettacht kommenden militärischen Erwägungen aller höchsten Orts bereits früher Vortrag gefordert ist, so glaubt man, daß die Vorlage binnen Kurzem dem Land tag jugehen werde. Uebrigens hat der Ltaat auf den Bau der Moselbahn, deren militärische Wichtigkeit ja ebenfalls auf der Hand liegt, keineswegs verzichtet. — Eine officiöse Korrespondenz der „Schles. Ztg." be leuchtet heute das Verhalten, das der Alterspräsident des Herrenhauses, Hr. v. Frankcnberg-Ludwigs- dorf, der Kreisordnungsvorlage gegenüber beobachtet hat, in folgender Weise: „Es ist nun erwiesen, daß derselbe sowohl die Amendements unterzeichnet, als auch bei den Abstimmungen vom Sonnabend und Montag mit der Opposition gestimmt hat. Die Vermuthung, daß der Name d»s Herrn v. Frankenberg-Ludwigsdorf aus Versehen unter die Amendements gesetzt worden sei, stützte sich äußerlich auf den Umstand, daß er bald Graf v. Frankenberg, bald Herr v. Frankenberg-Lud wigsdorf genannt wurde, innerlich aber auf die That- sache, daß er der Empfänger eines Briefes Sr. Maje stät war, der mit so überzeugenden Gründen von der Opposition gegen die Kreisordnungsvorlage abricth, daß cs fast unmöglich schien, daß ein loyaler Nnter- than nicht hätte darauf hören sollen. Im Parteileben gestalten sich indessen die Dinge oft anders, als eS sich die schlichte Loyalität vorzustellen vermag. Herr v. Frankenberg-Ludwigsdorf hat in der Kreisordnungs frage von Hause aus der Opposition angehört, und von diesem seinem Standpunkte aus hat er dem König ge schrieben und in seinem Schreiben die Bitte vorgelegt, er möge die Kreisordnung zurückziehen lasten. Der König hat sich herabgelassen, dem einzelnen Unterthan auseinanderzusetzen, warum er nicht auf seine Bitte eingehcn könne, und hat ihn seinerseits ersucht, sich der Ansicht des Staatsoberhauptes anzuschließen und seinen Einfluß auf seine Parteigenossen dahin zu verwenden, daß auch diese sich mit der Vorlage aursöhnen möchten. Hr. v. Frankenberg hat indessen die Ansicht seiner Par tei höher stellen zu müssen geglaubt, als die Ansicht des Königs und seiner Regierung, und hat darum nach wie vor die Kreisordnung bekämpfen helfen. Er hat die Gründe für dieses sein Verhalten Sr. Majestät in einem zweiten Briefe freimüthig vorgelegt. Wir wollen ihn deshalb nicht tadeln, aber wir glauben, daß er uns verzeihen wird, wenn wir dieses Verhallen von seiner Seite für unmöglich hielten." — Das Staats ministerium trat heute zu einer Sitzung zusammen. — Die Berathungen des Staatsministcriums über die kirchenpolitischen Gesetze sollen nach einer Mit- thcilung der „N. A. Z." bis zu der Rückkehr des Mini sterpräsidenten auSgesetzt werden. — Von officiöser Seite wird gemeldet: Was die telegraphische Nachricht aus Posen über die Schließung dortiger Kirchen be trifft, so war man in hiesigen Negierungskreisen bisher nicht im Stande, zu constatiren, wie weit dieselbe richtig ist. Von hier aus ist, wie wir erfahren, eine derartige Maßregel nicht angeordnct worden. Allem Anscheine nach ist die Anordnung lediglich vom Provinzial schulcollegium ausgegangen und hat wahrscheinlich nicht die mitgetheilte Ausdehnung. Es handelt sich vielmehr wohl nur darum, den betreffenden Gottesdienst, in wel chem der Htttenbrief des Erzbischofs LedochowSki zur Verlesung kommen sollte, in den Kirchen der öffent lichen Lehranstalten zu verhindern. — Im Abgeordnetenhaus«: wurde heute der erste Gegenstand der Tagesordnung, der Antrag der Abgg. Duncker und Rickert, betreffend den Eintritt von Staatsbeamten in den Verwaltungsrath von Actien- gesellschaften, auf Grund eines Schreibens des Staats ministeriums an den Präsidenten des Hauses für un bestimmte Zeit abgesetzt; das Schreiben stellt eine ge setzliche Regelung dieser Frage durch einen in nächster Zeit feiten der Staatsregierung einzubringenden Gesetz entwurf in Aussicht. Darauf folgte der erste Bericht der Petitionscommisston. Nachdem sodann noch die Constituirung der für das Steuerreformgesetz gewählten Commission mitgetheilt war (Vorsitzende: v. Hennig und Gras Wintzingerode; Schriftführer: Graf Revent- low und Sachse), trat das Haus in die erste Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Dotation der Pro- vinzialverbände, ein. Die Debatte über diesen Gegen stand war von keiner hervorragenden Bedeutung; alle Redner sprachen für Uebcrwcisung desselben an eine Commission, was auch vom Hause beschlossen wurde. Derselben aus 21 Mitgliedern bestehenden Commission wurde der Rechenschaftsbericht über Vertheilung der Unterstützungen an die Reserve und Landwehr und der damit zusammenhängende Gesetzentwurf zugewiesen, da dieser den Provinzialverbändcn das Eigenthumsrecht an den genannten Geldern vindicirt. Das Gesetz über die Abstandnahme von dem Bau der Eisenbahn Cam- Feuilleton. (Redigitt von Otto Vanek.) K. Hoftheater, 11.December: „Othello", Trauer spiel in fünf Acten von Shakespeare, nach der Ueber- setzung von Heinrich Voß. Es ist zunächst als eine erfreuliche Erscheinung zu erwähnen, daß die Hauptrolle des Stückes durch Herrn Xarl Porth's fleißige Studien sich wirkungsvoller und künstlerisch feiner abgerundet hat. Der hier noth wendige fremdartige Timbre Othellos, die Rauhheit und innerliche Trmperamentsbewegung seines Organs tra ten naturwahrer hervor und der Schauspieler wußte in der Leidenschaft den zwischen gekränktem Ehrgeiz und gereizter Bestialität mitten inne schwebenden Ausdruck zu klar ansprechender Wirkung zu bringen. Die bis herige Fraglichkeit unserer Othellodarstellung wird durch solche Vervollkommnung aufgehoben, denn der Eindruck dieses Werkes ist überall da gesichert, wo sich mit einem achtbaren Aufrechthalten der Titelrolle, wie bei uns, ein scharf ausgeprägter Jago und eine poetische Gesammt- haltung der sanften weiblichen DeSdemona verbindet. Herr Jaffö entwickelt in jenem Verräther, in welchem da-Böse allmählich zum Selbstzweck wird, ein schneidende Accente und hebt sich noch desto prägnanter hervor neben seinem von Frau Bay er so charakteristisch dargestellten Weibe. Auch Herr Hagen hatte sich alS Rodrigo mehr und mehr eingespielt und Herrn Han stein kommt al- Casflo seine glückliche Haltung treff lich zu statten. In der Partie der Desdemona versuchte sich Fräu lein Theisen mit löblichem Bemühen und verständiger Intention. Es ist bei solch schwieriger Unternehmung erklärbar, daß zunächst neben einer ansprechenden, von äußerlicher Deklamation möglichst freien Spracht ein junges Talent jenen poetischen Gesammteindruck, jene seelische Fülle und Wärme noch schuldig bleibt, ohne welche Desdemona nicht im Sinne Shakespeare's gedacht werden kann. O. B. WeihnachtSliteratur. (Fortsetzung auS Nr. LSS.) Mit vieler Aufmerksamkeit denkt der literarische Weih nachtsmann an solche Kinder, welche noch in der Kin derstube beaufsichtigt werden, „Was man seinen Kindern erzählt, wenn sie zwei bis fünf Jahre alt sind", ein Büchelchen voll kleiner Gcschichtchen, Gr- dichtchen und Räthsrl von Ernst Lausch gehört zu diesen Geschenken. Es ist bei Otto Spamer in Leip zig erschienen und infolge dessen mit einer Fülle von Abbildungen versehen, sowie nett und praktisch aus- gestattet, nicht minder in der zweiten Abthcilung, die bis zum sechsten Jahre hinaufgrht. Noch weiter in der Erstlingsintelligcnz führt aus demselben Verlag und von demselben Verfasser ein an deres Büchelchen: „He ite re Feiertage". JnSpazirr- gängrn durch Flur, Wald und Thal sucht der Autor seine kleinen Begleiter mit Hilfe von hundert gezeich neten Erläuterungen über dte Erscheinungen des Wis- sen-würdigen zu unterhalten, welche ihrem Begriffs vermögen zugänglich sind. „Die Entdeckungsreisen in der Wohn stube", die H. Wagner mit seinen jungen Freun den unternimmt, füh rn wieder in da- Zimmer zurück und verfolgen einen originellen Gedanken, ebenfalls in Spamer'- Verlag zu Leipzig mit Hilfe von sinnreichen Holzschnitten ausgeführt. ES wird hier die Aufgabe erfüllt, das unS umgebende Kleinleben in allen De tails dem Kinde zu enthüllen und zwar in der älter- lichrn Wohnstube, wo de- Kinde- Hoffnungen, Freu den und Leiden erwachsen. Der Verfasser geht dabei von dem folgenden Grundsätze aus: Erobert der kleine Mensch in entsprechender Weise die engere Welt seiner nächsten Umgebung, lernt er sie geistig beherrschen, Alles, was in dem beschränkter« Kreise vorhanden, prüfend anschauen, und gewöhnt er sich, hier in gebührender Weise seine kleinen Pflichten zu erfüllen, — so wird er auch einst in der großen weiten Welt sich zurecht finden und segensreich wirken. Jung gewohnt, alt ge- than l Wenn den Vöglein die Flügel gehörig gewach sen sind, mögen sie ohne Schaden das Nest verlassen. Für die Jugend beiderlei Geschlecht- von gereifterm Alter ist die elsässische Erzählung „Frau Therese" von Amelie Godin beordeitrt und von Leinweber illustrirt. Das elegante Büchelchen, bei Flemming in Glogau verlegt, hat eigentlich einen französischen Ursprung, indem der Verfasser der Erzählung Erkmanw Chatrian ist, jencr talentvolle Schriftsteller, dessen freiere Darstellung hier selbstverständlich erst für die Jugend anpassend gemacht werden mußte; es ist sorgfältig geschehen. Den erwachsenen jungen Mädchen, welche bereits die reichen Lebenserfahrungen des ersten Balles hinter sich haben, ist im Verlage von Trewendt in Breslau von der Jugendschriftstellrrin HedwigProhl einerecht finnige Erzählung gewidmet, die „Gefunden" heißt und durch ein sehr hübsche- Titelbild im Genre der Thalheim geschmückt ist, einer Künstlerin, die früher im Trewrndt'schen Verlag rühmlich thätig war. Die Ausstattung ist sehr elegant. „Wunderblumen", Märchen für große und kleine Kinder, sind von Pauline Schanz verfaßt und in Gera bei Jßleib u. Rietschel verlegt. ES sind neun kleine Geschichten, welche hier von der Verfasserin „der Dämmerstunde", „für junge Herzen" und anderer Schriften mit frischer Phantasie und vieler Innigkeit erzählt werden. Gerade in diesem Genre wirkt daS dichterische Talent der Genannten am unbefangensten und natürlichsten. Einem früheren Alter wendet sich Heinrich Jäde in „Hellmund und Helläugclein" zu, bei Flem ming in Glogau erschienen und von Leopold Venus illustrirt, An Reimen und Liedcrchrn sind diese ara- brskengeschmückten Bilder angereiht und ihr Cha rakter ist in freundlicher Weise dem der Pletsch'ern Zeichnungen ähnlich. „Friedrich Gerstäcker, der Weitgereiste," von August Karl der deutschen Juaend als ein Lebens bild vorgeführt und in Gera bei Jßleib und Rietschel verlegt, ist allerdings eine zeitgemäße Gabe. Von den modernen Weltfahrern eignet sich wohl kein anderer so sehr wie Gerstäcker zu einer Biographie, die völlig wahr und einfach sein darf, ohne dadurch an romantischen und abenteuerlichen Elementen zu verlieren. Seine Schicksale streiften manchmal die eines Robinson, er war so recht der Mann des Unternehmungsmuthes und jener Thatkraft, die ohne Nebenzwecke um ihrer selbst willen Anstrengungen und Gefahren überwindet, für die keine Behörde, kein Staat Lorbeeren zu vertheilen vermag. ES gab andere Reisende, die weite Ziele mit großen pecuniärrn Mitteln erreicht haben und die mit Empfehlungsbriefen so reich bewaffnet waren, daß sich alle Thürrn vor ihnen öffneten. Von solchen Hilfs mitteln besaß dieser Verwegene so gut wie nicht-, er war nur auf seine eigene Hilfe gestellt, und wenn rS das Element des Wassers erlaubt hätte, so wäre er eigentlich von seinem Schicksal darauf angewiesen ge wesen, da- Weltmeer al- Fußwanderer zu überschreite«. Mußte er doch, wenn ihm der Mammon untreu wurde — und unbedeutende Freunde verlassen unS bald —, als Walfischfänger, al- Jäger, al- Arbeiter mancherlei
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