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Dresdner Journal : 04.07.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-07-04
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186007044
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600704
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600704
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1860
- Monat1860-07
- Tag1860-07-04
- Monat1860-07
- Jahr1860
- Titel
- Dresdner Journal : 04.07.1860
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153. Mittwoch, den 4. Juli. , n-ir - -> i »>« «,.i. „^,...»m. «. - > > > >— LbwmENt-I'rrisr: ^ukellel». 5 'kblr. 10 «,r. l» »—»-») 1« »LiLbrl.: 1 „ 10 ,. „ ., ltritt k»,t- m>ä Hov.tttcl. U> Vr-L«: IS ktssr. s »t.wp-Iru- Linivlu« Komwero: 1 digr. »cdiox kioro. »nseratrnprelsr: I'iir ä»n N«om «i»«r 2«il«: 1 K^r. Vntvr äi« Leil«: 2 Kxr. «rschrtnrn: , Verantwortlicher Redacteur: 3- G. Hartmann. Dres-MrIMMÄ 1860. rnseratenanaahme auswärt«: I^tpeix: r». vomosrsrria, 6ommi»sionltr ä«v vreeäoer .louiaal»; vboucl»»«1t>»t: H. Hüvxr»; Lttvu»: Ilxrsrxviür^ t Vuok.»:*; Derlio: Ovoinr »'»cke Loekli , ItrriiiiLrvit'» Lunau; Sramsa: k. kcni-orrir; rroo^lort ». >k: ^^ic»t»:o'»eke Luot>U»»äI»nx; ^01a: ^vul.» k»r»»: v. 1-ö» (28, ruv äe» dvo» enk«»»); kr»x: l». L»l»l.icu'e öuodlisoälunb- Herausgeber: IdLuixl. Lrpväition äer Oreväner,7ovrn»Is, vroeckeo, Llorienstri«»»« Xr. 7. Amtlicher Theil. Dre-de«, 3. Juli. Ihre Majestäten der -Saig und die Königin von Bayern sind heute Nachmit tag H 3 Uhr hier «ingetroffen und im „Hotel de Sare" abgetreten. Dresden, 24. Juni. Se. Königliche Majestät haben de« Antiquitätenhändler Moritz Meyer allhier zu ge statte« geruht, das von Sr. Majestät dem Kaiser der Franzose« ihm verliehene Prädikat als Hoflieferant in hiesigen Landen zu führen. Nichtamtlicher Thell. U«»r,sl», Telegraphische Nachrichten. Zeitnvgsschan. (Siskle. — Presse. — Sourrier de Pa ris. — Patrie. — Journal de Belfort. — Contem- poraneo. — Turiner Atg. — Eentinella. — Nordische Biene.) Tagesaeschichte. Dresden: Ankunft de- König- und der Königin von Bayern. — Berlin: Revision de» ZeitungSstempelsteuergrsetze». Französischer Militär bevollmächtigter. Prinz Friedrich Wilhelm avancirt. Ressortverhältniße der Marineverwaltung. Vermischte». — Hannover: Diakonisfenanstalt eröffnet. — Kas sel: Landtagrwahlen ausgeschrieben. — Vom Main: Truppenübungen. — Frankfurt: Hoher Besuch. Verhandlungen de- gesetzgebenden Körper». Jahres bericht der Mainzer Handelskammer. — Paris: Ta gesbericht. — Turin: Meinungsverschiedenheit im Cabinet bezüglich .er neapolitanischen Eröffnungen. — Messina: Die königlichen Truppen. Neue Organi sation Siciliens. Die Lage in Messina. — Palermo: Decrete Garibaldi'». Transportschiffe angekauft. Aus schreibung über die Annexion. — Neapel: Keine weiterea Ruhestörungen. — Madrid: Wahlgesetzent wurf. Vertrag mit der argentinischen Republik. — Bern: Zur Conferenzangelegrnheit.— Athen: Ant wort an die Echutzmächtr wegen der Anlriheabzahlung. Er«e,»u»^n, Versetzungen rc. i« öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Prorivzialnachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Zwickau. Waldenburg. Leisnig. Liba». Lichtenstein. Burgstädt.) Vermischtes. Statistik und Bnlksmirthfchast. Aenilleton. TnDe-kaleadrr. Inserate. Börsen- Nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Wien, Montag 2. Juli, Abends. Nach Tu riner Berichten vom gestrigen Tage soll die sar dinische Regierung den Vorschlägen der neapolita nischen gegenüber beschlossen haben, dieselben we der anzuvehtuen noch abzulrhven, sondern zu tem- porifiren. Lus Rom wird gemeldet, daß der Papst be züglich der beabsichtigten Coucessioaen am 27. v M. aut de« Cardinal Antonelli, dem General La- moriciöre, dem Grafen Merode und de« öster reichischen Botschafter eine vierstündige Co»- ferenz gehabt habe. Loudon, Montag 3. Juli, Abends. In der heutigen Sitzung des Unterhauses gab Lord John Russell auf Sheridan - Anfrage zur Antwort: E- sei wahr» daß in Neapel ein Thril der Lazzaroni den einzuführrndeu Reformen entgegengetreten sei und «ehrrre derselben de» französischen Gesandte», Baron Brenier, thitlich angegriffen hätten. Zum Schnür der dortigen Engländer befänden sich vier oder fünf englische Kriegsschiffe i« Golf von Nea pel. Ans eine Anfrage Peel s antwortete der - - in,-r^ »» Gtaatssecretär des Auswärtigen ferner: England habe in seiner Antwort auf die letzte Thouveuel'sch« Depesche wegen der Schweizerfrage de» Vorschlag einer Couferenz angenommen, und Rußland die- selbe Antwort gegeben. Konstantinopel, Montag, 2 Juli. Die »ege» des Beiramfestrs gehegten Besorgnisse find zerstreut. Die Processiou des Sultans ist in voll kommener Ruhe vorüberarganaen. Die Truppen, die für einen Monat Sold empfangen hatte», zeig ten eine gute Stimmung. Auch der preußische Ge sandt«, Graf v. d. Goltz, ist auf Urlaub verreist. Dresden, 3. Juli. Die demokratischen französischen Blätter werden nicht müde darin, das Thema von den natürlichen Grenzen zu verarbeiten. Dasselbe wird nicht bloS-in der „Opinion nationale", sondern auch im „Siöcle" von Herrn L. Jourdan weiter fortgesponnen. Letzterer sagt u. A.: „Nehmen wir an, der Traum der deutschen Einheit werde morgen «ine Wirklichkeit; was wäre Un mögliche- dabei, daß die Rheinprovinzen nach dem Bei spiele ihrer ruhmreichen Schwestern, Elsaß und Lothringen, ihr politisches Geschick mit dem Frankreichs vereinigen wollten, ohne deshalb aufzuhören, im Herzen deutsch zu sein? Werdet Ihr sie zurückweisen? Würdet Ihr sagen: Wir behalten, was unS gehört, wir verlangen Nichts weiter. Man würde uns zwar antworten: sie sind deutsch und wollen deutsch bleiben. Das mag sein. Aber die Völker, wie die Individuen' ändern sich mit ihren Interessen und ihrem Schicksale. Eine Stunde genügt bisweilen, ihnen neue Horizonte zu zeigen, und eine Stunde darauf stürzen sie sich mit ihrem ganzen Feuer nach diesen neuen Ho rizonten ,c." Die „Presse" bemerkt zu diesen Betrach tungen: „Dieser zweite Artikel des „Siöcle" könnte nicht bescheidener sein; es ist nicht mehr die Rede von Ideen, welche wie Kanonenkugeln ihren Weg gehen. DaS „Si«cle" beschränkt sich auf dir Frage, ob man die Rheinbrvöl- kerungen zurückweisen soll, wenn sie sich Frankreich an- bietrn sollten. Aber wann kann ihnen der Gedanke kommen, sich anzubieten? „„Wenn der Traum der deut schen Einheit eine Wirklichkeit und da- deutsche Vater land unter der Leitung des in eine liberale Macht ver wandelten Preußen» constituirt sein wird."" Somit also würde« Bevölkerungen, welche da- „Si«cle" selbst al- deutsch anerkennt, gerade den Augenblick zu ihrer LoS- reißung wählen, wo alle Wünsche Deutschland» befrie digt (!) wären. Diese» Räsonnement scheint un» dermaßen mangelhaft, daß wir darin eine Lücke vermuthen. UebrigrnS bitten wir da» „Siöcle", zu überlegen, erstens daß Frank reich nicht da- Monopol der Freiheit hat, und daß Preu ßen schon eine ungemein liberale Macht ist ; zweiten» daß die Nhrinprovinzen, die zum großen Theil zu Preußen gehören, in Betreff der Einheit wenig mehr zu wünschen haben, endlich dritten», daß das „Giöcle", wenn es ein mal den Rhein al» natürliche Grenze Frankreichs ansieht, sich nicht darauf beschränken darf, nur den deutschen Thril de» linken Users zu wünschen, und daß sein Patriotis mus bei Strafe der Inkonsequenz auch Belgien und einen Theil von Holland verlangen muß. Wenn da» sein Wille ist, so sollte da» „Siecke" e- gerade heraus sagen; aber die Frage der deutschen Einheit hilft ihm Nicht- bei seiner Grenzentheorie. ES ist zu klar, daß, je mehr die Deutschen zufrieden sind, Deutsche zu sein, sie- um so weniger Lust haben werden, Franzosen zu wrrden." Herr Gu^roult, der Verfasser de» früher erwähnten Artikel- in der „Opi nion nationale", findet eine ähnliche Abfertigung im „Courrier de Paris", welcher vor solchen „mord- brennerischen, Deutschland ohne Noth aufregenden Er gießungen" warnt. Hart an der Schweizergrenze erscheinende französische Blätter versuchen inzwischen die öffentliche Meinung ihres Landes über die Stimmung der französischen Schweiz dahin zu belehren, als ob dieselbe nicht- sehnlicher wünsche, als mit Frankreich vereinigt zu sein, und daran nur durch die Despotie schweizerischer Regierungen gehindert werde. So sagt das „Journal de Belfort und deS Ober- RheinS" über dir Stimmung in Pruntrut: „Mit einem Worte, die annrrionistische Agitation nimmt auf dem Lande, da» vor zwei Jahren noch ganz indifferent war, überhand; ja man kann sagen, die Frag« ist bereit» zu Gunsten Frankreichs gelöst. Die Behörden einzig bler- ben auf der Bresche und suchen den Schrei der öffent lichen Stimmung zu ersticken." Der Berner RegterungS- rath hat den Mair« und Gemeinderath von Pruntrut wegen schlechter Verwaltung eingestellt. Hierüber sagt diese» Blatt: „Die Einstellung, einzig wegen Verdacht- annerlouistischer Tendenzen ausgesprochen, ist jedenfalls eine Insulte und eine Herausforderung gegenüber der ganzen Bevölkerung. Ist es nicht eine Herausforderung?" Neber den Widerruf des Grafen Montemolin be merkt di« officiöse „Patrie": „DaSEnde ist d«SAnfanges würdig. Man begann mit einem Mangel an Vaterlands liebe den Bürgerkrieg während eine- auswärtigen Krieges und endigt mit einem Wortbruche; denn alle Rrchtsge- lehrten der Welt werden nicht im Stande sein, zu be weisen, daß eS ehrenhaft ist, nach erlangter Freiheit Ver pflichtungen für nichtig zu erklären, die man einging, um frei zu werden." Die legitimistischen Blätter haben bis jetzt weder den Widerruf abgedruckt, noch sich sonst über diesen Schritt ausgesprochen. Zur Schilderung der Lage des neuen annectirten „italienischen Königreichs" dürften einige Zei- tungSstimmcn von dort dienen. Mit einer Kühnheit, die man anstaunen muß, kämpft der „Eontemporaneo" gegen die jetzigen Zustände ToScanaS. Lüge und Ver stellung, sagt er, war das ganze tyrannische Ministerium Ricasoli'S. „Man verleitete die ToScanrr zur Annexion mit der Vorspiegelung, daß die Administration getrennt bleibe, und nun sind wir Unterthanen des sardischen König» wie alle Andern; man hat die Völker, die Diplo maten — man hat ganz Europa betrogen. Warum ha ben die dem Baron zugedachten Lobhudeleien des „Mo- nitore" und der „Nazione" nunmehr aufgrhört? Wa rum verthridigt man sich gegen die herbsten Angriffe nicht? Wahrscheinlich sind die Schuppen von den Au gen gefallen." — Die „Turiner Zeitung" enthält Folgende»: Hier kommen immer Briefe an mit der Bitte, sie zu veröffentlichen. Bologna ist al» Einigungsplatz der Beutelschneider und Straßenräubrr auserkoren. Fried liche Bürger werden angefallrn zu jeder Stunde, und die Erpressungen mehren sich fürchterlich. Die Postwagen werden an den Thoren auSgeplündert, und die öffentliche Sicherheit ist allenthalben dahin. An solche Thatsachen anknüpfend sagt der „Eontemporaneo": „Diebe! Diebe! Diebe! Leset die Blätter Piemont», man spricht von Die ben; leset die der Lombardei, man spricht von Dieben; leset die von Parma, man spricht von Dieben; leset die der Romagna, man spricht von Dieben. Gleicht dies nicht einer schönen und guten Eoncurrenz, einer De monstration, einem Proteste, mittelst dessen diese Herren versuchen, dem nun neu erstehenden Italien einen Na men zu geben? (klogno ckil-suiri?) — Der Mazzinismus macht sich gut, er bringt sogar die Häupter zur Ansicht, daß man vom CleruS und von Oesterreich bei weitem nicht so viel zu fürchten habe, al» von ihm, dem Mazzi nismus. Die „Scntinella" von Brescia sagt: „Was mir Furcht macht, ist der Gestank des Mazzinismus, den man in allen Ecken riecht." Das sind Stimmen soge nannter liberaler Blätter. In Bezug auf die orientalische Frage scheinen die russischen Blätter nach kurzem Waffenstillstände die Feindseligkeiten wieder aufnrhmen zu wollen. Den Anfang macht die unermüdliche „Nordische Biene" vom 25. Juni. Sie eröffnet das Gefecht mit historischen Belegen in Bezug auf die jetzigen Forderungen der Bul garen, welche natürlich für vollkommen begründet erklärt werden. In einem zweiten Artikel „die Selbstverurthei- lung der Türkei" geht das Blatt sodann tiefer in den Kampf. ES erblickt in der Untersuchung, welche die Pforte angrordnct hat, das Geständniß ihrer Schuld, fin det aber darin durchaus kein Zeichen von Reue und Bes serung. Ja am Schluffe ihrer Betrachtung kommt die „Nordische Birne" zu der Behauptung, daß r» keine« vernünftigen Menschen in ganz Europa gebe, der jene Enquöte nicht eine Mystifikation nennc, und daß diese Untersuchung den christlichen Unterthanen der Pforte theucr zu stehen kommen werde. Correspondcnzcn auS Konstantinopel, Bukarest und Kandia endlich vervollstän digen die Angriffe gegen die Pforte. Tagesgeschichte. / Dresden, 3. Juli. Ihre Majestäten der König Mar und die Königin Marie von Bayern, Aller- höchstwelche beute Nachmittag A3 Uhr, von Bayreuth kommend, mittelst Ertrazugs über Leipzig hier ringetrof- fen und im „Hotel de Sare" abgetreten sind, wurden bei der Ankunft im Leipziger Bahnhöfe von Sr. Maje stät dem Könige und Ihren königlichen Hoheiten dem Kronprinzen und dem Prinzen Georg empfangen. Auch der königl. bayrische Ministerresident Freih. v. Gise und dessen Frau Gemahlin waren zur ehrfurchtsvollen Be grüßung Ihrer Majestäten im Bahnhofe anwesend. Jeder sonstige officielle Empfang war auf bcsondern Wunsch der durchlauchtigsten Gäste unterblieben. Um 3 Uhr be gaben AUerhöchstdieselden Sich nach Pillnitz zur könig lichen Tafel, zu welcher außer dem Staatsminister Frhrn. v. Beust und dem Minister deS königlichen Hauses auch der königl. preußische Gesandte und der königl. bayrische Ministerresident nebst ihren Frauen Gemahlinnen geladen waren. II Berlin, 2. Juli. In Preußen besteht bekannt lich seit dem 2. Juni 1852 cinZeitungftempelsteuer- gesetz, welchem alle cautionSpflichtigen und alle, öfter als in Monatsfrist erscheinenden, Anzeigen ausnehmende andere öffentliche und sämmtliche Anzeigeblatter unter worfen sind. Die Steuer wird aber nicht nach einer festen Scala, sondern nach dem Raume des Blattes er hoben, und für die nichtpreußischcn Blätter bestehen be sondere Vorschriften. Dir Steuer hat sich von vornher ein viel weniger als eine fiskalische (sie bringt jetzt, bei den gestiegenen Verhältnissen, kaum 400,000 Thlr. jähr lich ein), denn al- eine, die TageSpreffe drückende erwie sen. Jetzt endlich sind, auf Grund der in der jüngsten Landtagsession berathenen Petition der Berliner Buch händler, Einleitungen zur Abhilfe getroffen. Das Fi nanzministerium hat nämlich die Steuerbehörde beauf tragt, von Sachverständigen Gutachten über Aen- derung und Besserung etnzuholen, zu welchem Zwecke nunmehr die AeitungSvcrleger und auch Buchhändler ge hört werden sollen. Bis zum Jahre 1849 bestand in Preußen eine feste Steuer für Zeitungen, die für die täglich erscheinenden preußischen 1 Thlr., für die außer preußischen höchsten» 1H Thlr. jährlich, betrug. Da hob dc» Königs Majestät aus eigener Bewegung den Zei tungstempel auf, bis er 1852 durch ein Gesetz nach obi gem Namen wieder eingeführt ward. — Kürzlich ist der der hiesigen kaiserl. französischen Gesandtschaft beige gebene Militärbevollmächtigte hier eingetroffen. Seine Gemahlin ist eine geborene Marquise dc Castellane, also eine Verwandte der verwitweten Gräfin v. Hatzfeldt und gleichzeitig der herzoglich v. Sagan'schcn und fürst lich v. Radziwill'schen Familien. DaS Institut der Mi- litärbevollmächtigten wurde zuerst von dem verstorbenen Kaiser Nikolaus von Rußland für Berlin eingerichtet und von weiland König Friedrich Wilhelm III. für St. Petersburg erwidert, wo lange Zeit der königl. General- Adjutant General v. Rauch in dieser Richtung thätig war. Später wurde das Institut auf andere Haupt städte eingerichtet und von andern Großmächten gleich falls benutzt. Frankreich und England haben cs bekannt lich in neuerer Zeit sehr ausgedehnt. — Se. königl. Ho heit der Prinz Friedrich Wilhelm ist zum General leutnant ernannt worden. Seing Ernennung zum Ge neralmajor erfolgte am 25. Januar 1858, dem Bermäh- Feuilleton. vn» Glück schenkt Nicht-, leiht nur. Bon Fermin Cabalter». Wir habe« in Nr. 133 dieses Blatte» die spanischen Roman« «nd Novellen von Fernan Caballero er wähnt und der Beachtung de» Publicum» empfohlen, so wohl wegen ihrer national-charakteristischen Schilderungen non Land, Sitte und Gesellschaft, al» in Hinsicht auf ihren eigeathümlichen Gedankeninhalt und einer mit außerordentlichem Talente auSgeführten Behandlung von an sich ost wenig bedeutenden und sehr einfachen Stoffe«. Ausgewählte Werke dieses Verfasser» — oder dieser Ver fasserin —/find bereits in verschiedenen deutschen Aus gaben erschienen; es liegt un» di« in Paderborn im Verlage von Ferd. Schöningh edirte vor. Die Ueber- sehung ist mit möglichster Beachtung der spanischen Eprachweise vortrefflich gefertigt; sie weist nicht jene Flüchtigkeit und Inkorrektheit auf, durch welche sich der größte Theil der jetzigen Roman-Uebrrtragungen fran zösischer und englischer Autoren gegenüber den früher« Arbeiten dieser Art so unvortheilhaft auSzeichnrt. Ob wohl nur di« größer« Romane Caballero » dessen beson der« Richtungen, ein« tief-gläubige, wenn auch bis zur Unduldsamkeit hrrvortretende Verehrung der katholischen Religio», Verkündigung des innern und mächtigen Wal tens der Moral und eine Verherrlichung altspanischen Sinnes voll entfalten, so wird doch auch di«.-l Hittheilung einer seiner kürzest«« Erzählungen, welche aney^ach anderer Seite hin sei« Darstellnngstalent entwickelt, unsarn Lesern willkommen sein und ihre «eitere Theilnahme für Cadal- ro's Werke anrege«. Wir wählen diese Novelle nach der Uebrrsetzung von Hedwig Wolf aus dem sechsten Bande der in oben gedachte« Verlag« erschienene« „Ansgewähl- ten Werl« von Fernan Caballero". Der Spitzbube, der sich nicht fangen läßt, gilt für »inen ehrlichen Mann- Türkische« Sprichwort. Zwei Meilen von der Meeresküste entfernt liegt auf dem Plateau eine» Hügels Jerez, dieser reiche und üppige Liebling der Crre» und deS Bacchu». Wie ein prächtiger Gürtel umschließen ihn seine berühmten und wie Fürsten kinder gepflegten Weingärten und seine Kornfelder, deren Aehren ihre goldgelben Häupter zur Erde neigen. Seine Ungeheuern Besitzungen erstrecken sich über die benach barten Weichbilder, die ob dieser Invasion de» ländlichen Kolosse» zürnen, der wie ein Potentat die Zahl seiner Wälder vergißt.*) Jerez, da» an Adel keiner Stadt nachsteht, wird von dem kostbaren und wohlerhaltenen maurischen Schlöffe überragt, welche» der berühmten Familie der Villavicencio angrhört und Zeuge so vieler kühnen Thaten gewesen ist; seine Jahrbücher sind kostbare Blätter in der spani schen Geschichte; e» prangt mit prächtigen Kirchen, Meister werken de» Glaubens und der Kunst, und sieht voll Schmerz die kostbare Karthause an seiner Seite verfallen, welche nunmehr al» Ruine Alle eben so mit Schmerz und Widerwillen erfüllt, wie sie in ihrem unversehrten Zustande Bewunderung einflößte. Obwohl man mit Recht von einigen Provinzen Spaniens sagt, daß sie wenig cultivirt sind, wie von der Manch» und Castilirn (die unglücklicherweise die Heer straße durchzieht, welche den Hauptverkehr der Halbinsel vermittelt), so gilt doch nicht das Gleiche von diesem Theile Andalusien»; denn von der Spitze einiger Belve dere», welche die schönen Landhäuser deS größten Theile» der Weingärten zieren, erblickt da» Auge in seinem Seh- *) Jerez hat ein »cichbild von spanischen Geviert »eNea an» seine »ältzer wichen »'S zu »en Gebirgen «onda« kreise fünfzehn Ortschaften, von denen die meisten von beträchtlichem Umfange find. Die Bewohner von Jerez sind keine Freunde vom Geldverthun und lassen sich nicht von ihrer glänzenden und fröhlichen Nachbarin Cadir verführen. Daher kommt e», daß diese Stadt, die ein Muster yon Eleganz, glän zender Geselligkeit und freigebiger Lebensweise sein sollte, diese Vortheile nicht genießt. Außer Ungeheuern Wein kellern (wahrhaften Palästen für die häßlichsten Wein fässer), außer einigen schönen Häusern, die in der Regel mit mehr Pracht al» Geschmack gebaut sind, außer dem großen Platze für die Sticrgefechte hat Jerez Nichts auf zuweisen, womit sein zunehmender Wohlstand und Rcich- thum eS verschönert hätte. Seine Umgebungen, die Gär ten und Parkanlagen bilden sollten, gleichen denen eines schmuzigen Dorfes. Es mangelt an einem reizenden Spaziergange, an einem guten Theater, an einer Börse und andern Dingen, die nothwendig bei einem Zusammen strömen von Menschen und Capitalien sich finden sollten, mit einem Worte: an den Fortschritten der Cultur. Zwischen Jerez und der Sierra von Algar dehnt sich eine einsam« Weide au», auf derselben sah man vor Jahren neben einem Fußsteige eine Hütte, in der sich ein Mann etablirte und auf einem Tische Getränke zum Verkauf anbot. Im Verlaufe der Zeit mauerte er vier Wände und überdachte sie mit Pfeilkraut; daS Innere theilte er in zwei Hälften, wovon die eine al» Küche und Ausschank, die andere als Schlafzimmer diente, und brachte dorthin sein Weib und seine beiden Söhne. Hinter dem Hause zog er einen Zaun und bildete so einen viereckigen Hofraum, in welchen er de» Nacht» einige Ziegen einschloß, die sein jüngerer Sohn unter Tage» in» Gebirge auf die Weide führte ; dem Hause gegenüber rammte er einen Oelbaumpfahl zu dem Ende ei«, damit die wenigen diesen Weg Ziehenden daran ihre Reitthiere anbinden könnten. Der Pfahl hatte im nächsten Frühjahre frische- Grün angrsetzt und nach Jahren war durch die Pflege seine- Eigenthümcrs ein dichtbelaubter Oelbaum daraus geworden, der dem Wirthr eine ergiebige Ernte von Oliven einbrachte, die cr aus- prrßte und die mit dem Käse seiner Ziegen den Haupt absatz seiner Niederlassung ausmachten. Viele Herren von Jerez, die eifrige Jäger waren, kehrten in der kleinen Venta de» Tio Basilio rin und bezahlten das daselbst Verzehrte fünfmal so theuer al» es Werth war. Zur Zeit, da unsre Erzählung beginnt, war die Frau deS WirtheS gestorben, und sein älterer Sohn, für dessen Erziehung sein Pathe und Oheim, ein Dominikaner mönch, sorgte, hatte mit großem Erfolge Theologie studirt und war als Caplan eines Regimentes nach Lima ge kommen. Also geschah es, daß Tio Basilio einsam und allein lebte; nur bei Nacht leistete ihm sein jüngerer Sohn Gesellschaft, ein blödsinniges, schweigsames Wesen, daS seit dem Tode seiner Mutter vollends stumpfsinnig geworden war; denn wie di« physisch schwächlichen Na turen längere Zeit von der Milch ihrer Mütter genährt werden müssen, so girbt cs auch moralisch schwache Na turen, die durch längere Zeit der Sorge und Belehrung dieser ihrer irdischen Schutzengel bedürfen. Die Menschheit hat zwei Ideale, die Jungfrau und die Mutter, und Gott vereinigte Beide, um das an betungswürdige Wesen zu schaffen, durch deren Ver mittelung er sich mit ihr identificirte. (-orts, folgt.) 's Dre-den. Am 1. Juli fand im Doublettcnsaale auf der Brühl'schen Terrasse die Eröffnung der von der k. sächs. Akademie der bildenden Künste alljährlich ver anstalteten Kunstausstellung statt. Der Katalog, welcher auch diesmal schon am Tage der Eröffnung auS- gegebrn wurde, zählt 246 Nummern.' Starke Nachträge
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