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Dresdner Nachrichten : 12.10.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-10-12
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187010121
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18701012
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18701012
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1870
- Monat1870-10
- Tag1870-10-12
- Monat1870-10
- Jahr1870
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 12.10.1870
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«Lgiich früh 7 »hr. Inserat« «erden angenommen: biS AbMdö «. Soiintaa-r biö Miltcrgü 12 Uhr Marienstratze i»r in Nenstadl: vuchdructerei »on Joh. PLßler. ,r. Klostergasse». Anzeigen in dies, Blatt» Goden eine «rsolgreich« verdreitong. I».«»«« Exemplare. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Druck und Eigenthum de, Herausgeber: Lttpsch Nkichar-t. — Verantwortlicher Redakteur: Julius Neichardt ^lSonneme"^ Vtertestälnlich'^" l,-». d«I unrnlgcldlichc> vt«. lerung in s Ha»« Durch die »Sn,gl Poß »iemiMrl 22- Esn-elo« Nummea ' Rgr Inseratenpreise: ftlir den Raum «tue» gehaltenen Zetta: > Ngr. Unter „Tinges,^»» dt« Zeile 2 Rr. 285». Fünfzehnter Jahrgang. Dresden. 12. Octodcr. — Der rrste üieglstrator de, der Eanzlet der Zoll' und Steurrdirectlon. Iol-ann Karl 'Adolph Lebncrt, tat das Ehren kreuz drü Verdienstordens erhalten. — Se. Majestät derKönig hat deschlossen, Lr. Majestät dem Könige von Preußen daö Großkreuz des Militär St.Hclu- richSordenö zu verleihen und dasselbe zur Erinnerung an Höchst dessen ruhmreiche Führung der deutschen Armee im Jahre 1810 mit einem Lorbeerkranze um dav Mittclschild zu schmücken, mit der auödrückllstien Bestimmung, dasi nurgcdachte Ordenödccora- tion auöschliesilich sür Se. Majestät den König von Preuße» aesttstet sein und anher von dessen Allerhöchster Person von Niemand getragen werden soll. Diese Ordensdccorario» ist Sr. Masestät dem Könige von Preußen durch den zu diesem Zwecke von unscrs Königs Majestät nach dein großen Hauptguarticre entsandten königlichen Generaladjutanlc», Generalllcutcuant v. Tblelau am 9. Oktober In Versailles überreicht worden. Iw folge dessen ist an Sc. Majestät den König von Sr. Majestät dem König von Preußen solgcndeo Telegramm gelangt: „Versailles, 9. Oetobcr. Dem König von Sachsen in Dresden, soeben übergab Mir der General v. Thiciau in Deinem Namen den militärischen Heinrichsordcn mit einer besondcrn ehrenvollen Ausschmückung. Empfange hiermit Meinen aufrichtigsten Dank tür die Mir widerfahrene Auszeichnung, die Mir eine sür Mich ebenso ehrende wie beglückende Erinnerung an unsre großen Erfolge und an die glückliche Tbeilnahme der sächsischen,Trup pen und deren fürstlichen Führer. Wilhelm." <Dr. I.) — Vorgestern Nachmittag hat sich Se. Exeett. der Herr Staatsminister von Nostitz-Wallwitz mittelst der Schiesiicl'en Bahn in die Lausitz begeben. — Unter den dccorirten königl. sächs. Offizieren, die daS eiserne Kreuz erhalten, befinden sich auch die Herren Major üBvrn und Hauptmann Rothmalcr. — Wir erwähnten vor Kurzem, daß der Premicrlcutnant von Trcitschkc vom Kriegsschauplatz verwundet in Meißen ein- gctr ssen sei. Dem Vernehmen nach befindet sich derselbe seit einigen Tagen neben der Verwundung noch am Tvphuö er- krankt in hiesiger Diaconisscnanstalt. — Der zum Oberst beförderte, nach der Schlacht bei Metz durch einen Sturz mit dem Pferde verwundete Generalstabo- chef von Zezschwitz, welcher vor einiger Zeit hierher tranoportirt worden und hier an einem tvphöscn Fieder erkrankt ist, befindet sich gegenwärtig auf dem Wege der Besserung. — Die Sterblichkeit unter den hiesigen Franzcstn muß eine ziemlich bedeutende sein, denn cö vergeht fast kein Tag, wo nicht särge, aus denen die rothc Mütze rubt, nach dem Kirchhofe ge schafft würden. Ein hier in Garnison stehender Soldat < Musikerf batte in der jüngsten Zeit bei einein hiesigen Instrumentenmacher ein Cello entnommen und als Sicherstellung einen aus 50 Thalcr lautenden Wechsel übergeben, aut dem sich, wie sich später > er auSstclltc, dav gefälschte Giro eines hiesigen geachteten Bau mcisterS befand. Der Fälscher, welcher in ganz ähnlicher Weist schon vor geraumer Zeit ein hiesiges Bank-Institut betrogen haben soll, ist dem Vernehmen nach erinittelt und in Halt ge nommen worden. — In Neustadt, wo jetzt so viele Biessirtc wieder so weit bergestellt sind, um in der Hcrbstsonnc zu promcniren, wären einige ausgestellte bcaucme Bänke scbr wünschenvwcrth, da bc kanntlick NcconvalcSccntc» gern einmal erguicklich ansruhcn wollen. Unstr gleicher Wunsch, den wir früher in Bezug aus die Terrasse auvsprachcn, bat im vorigen Frühjahr günstige Berücksichtigung gesunden. Auch aus kein Zwingcrwallc kenn ten dergleichen Verschönerungen nichts scharen. In den neuen Anlagen an der Parkstraßc würden ein paar Bänke mehr, als zeithcr dort ausgestellt sind, auch am Platze sein. Doch wollen wir auf einmal nicht zu viel wünschen und hoffen, zunächst ist, gen unS die Promenade» in Neustadt, zumeist iin Inrcreste unserer rcconvalcöecntcn braven Krieger, am Herzen. Die Mine Micthzinsabgabc, die sich ohnehin durch Steigerung der Mierher wesentlich erhöbt bat, wird wobt die Kleinigkeit zur Anschaffung von Bänken abwcricn: — Ein Bericht über einen „Sonntagöauöflug nach Straß burg" liegt uns vor. aus welchem wir daö Interessanteste mit- theilen. Der Schreiber, ein Dresdner, beschreibend, wie er „im modernen Pompeji, circa looLchritt vom zerschossenen Nauen burger Thor in einem Kastanienwäldchen sitzt", erzählt, wie folgt: „Seit 9 Ubr habe ich viel gesehen. Alles zu erzählen ist unmöglich. Ich war aus der höchsten Spitze des Münsters, dessen Eindruck kaum zu beschreiben ist. Die herrlichste Rund- mid Aussicht auf die verwüstete Statt und am die lranzösi'chei'. und deutschen Außcnwerke lohnte das ziemlich -M Stunden dauernde Hinaufsteigcn. Alö ich oben war, wurde eine prcußi- sclst und eine deutsche Fahne am'gepftanzt und cs war deutlich zu sehen, wie die kleinen Ainciscn da unten, die Menschen, nach der Höbe blickten. Der Thurm, wie der ganze Münster ist lei der vielfach beschädigt, doch läßt sich Alles rcpariren. Ich sam melte eine ganze Tasche voll Kugeliplitter aus der höchsten Spitze. DaS Daß ist abgebrannt, das Gewölbe aber deshalb nicht beschädigt. Eine Kugel zersplitterte die Orgel. auch die kostbaren GlaSienster sind vielfach zertrümmert. Trotzdem ccic- brirte in der Kirche selbst der Erzbischof im bö.hsten Ornat vor einer Menge von Tausenden daö Hochamt unter der üblichen Assistenz. Auf der Straße wogt eine unzählige Menge. Vor jedem Hallst liegt ein Schutthaufen, die Kellerlöcher sind mit Dünger gegen die Kugeln gesichert. Am ten Gesichtern der Bewohner prägen sich noch die Leiden der letzten Tage aus. viele Läden sind noch geschlossen, unzählige Fenster zertrümmert, die Trottoirö ansgerisscn und ans den Dächern kalanciren sörm- iich die Ziegeln. Alles dleß ist noch nichts gegen das Aussehen der Steinvorstadt, die etwa 4000 Häuser umfaßt. Hier ist wohl kaum noch ein Handkorb voll brennbarer Stoffe zu finden, Alles ist niedergebrannt und die etwa noch halsstarrigen Wände haben die Kugeln mngeworstn. Von eine», Wirtböhausc siebt nur noch ein Thürpsostcn mit dcrHauSnuinmcr und dem Klin- gelzuge. daö Schild liegt am dem Schutt. In den die Stabt durchziehenden Canälen sieht man Im klaren Wasser die ver sunkenen Schiffe liegen, welche die Kngcln leck machte». An Mitredactenr: Theodor Vroinsch. dem Dcnmn der einen Eanalscste imradiren improvisiere Woh nungen der obdachlosen Straßburger. Aus dem Host einer niedcrgcbranntc» Kaserne liegen noch Militärcffectcn, die vor dem Abzüge der Frastzostn demollrt wurden, sogar daö Mehl in der Bäckerei war verstreu!. In den französischen Auhcn- wcrken standen über Stacht viel vernagelte Kanonen und mit Vollkugeln gefüllte Kasten, hier und da lag eine noch nicht crcpirte Bombe oder Granate. Estgcn 800 Arbeiter wurden reguirlrt. um Ordnung in ten Wirrwarr zu bringen. Inter essant Ist die Lcctürc der an den Straßenecken angcbesteten Pro klamationen dev Gouverneurs Uhrlch und deö jetzigen deutschen Eominandanten. An die französischen Werke schließen sich die deutschen großartig an. Sie sind so breit, daß die Kanonen bequem fahren können. Der Wall, so hoch wie st Mann. ist mit Stttien versehen . jede Kreuzung mit Wegweisern, z. B.: ..Nach der Parallele 9 — zum Tianchec».Major - zun» Verbandplatz" :c. Alles war, wie cö die Truppen verlassen. Auf einem Tische stand noch eine Schüssel Kartoffeln. tbcilS schon geschält, Spaten, Hacken, Kugeln, Kugclsplittcr rc. liegen umher. Am Ltcinthor Ist die interessanteste Stelle. Die dicken Wälle und Mauern sind furchtbar zerschossen, der Tbordurch- gang zumeist noch mit Santsäckcn verstopft, so daß man nur mühsam hindurch kann. Die Wassergräben sind mit Schanz- körbe», Brettern. Schutt rc. übcrgangösähig gemacht. Ich fuhr dann mittelst Droschke an de» Nhcin. wo viele Käbne neben der zertrümmerten Eisenbabnbrücke die Ucbcrfahrt besorgten. Die Käbne waren so vollgepfropft, daß 2 davon mit je 8 und 5» Personen sanken. Daö Geschrei der Menge war fürchterlich. Fünf Personen wurden nur gerettet. Die übrigen verschwanden spurlos unter',» Wasser. Die schauerliche Katastrophe hatte kaum 5 Minuten gedauert; dem geretteten Sohne ertrank der Vater. Ich tankte Gott, daß ich glücklich nach Kehl kam und eine Stunde später im Coupee 2. Klasse, in welchem sich 15 Personen, davon 5 stehend, befanden, davon sauste. Die Eisen bahn kan» die Unmaffc von Menschen kaum befördern. Todt- müde kam ich In Karlsruhe an. so daß ich mich am anderen Morgen erst spät aus den Federn finden konnte. Die Erinne rung an das Gesehene wird nie aus meinem Gedächtnih schwin den" :c. — - lieber drei Stunden hatte vorgestern die Vcrbandstation deö Leipziger BabnhofS zu tbun, um die 270 Verwundeten und Kranken, welche Nachmittags ankamcn, nach den La^ircthen zn befördern. ES waren entweder Ruhrkranke oder Sck'werbcr- wundcte; 92 der letzteren mußten in de» Krankcn-Omnlbusscn ln die Hospitäler gefahren werden. Die Ruhrkranken hatten sich säst Alle ihre Krankheit in de» kalten Nebclnächten und auf dem feuchten Erdboden beim Bivouakircn vor Nick geholt; es waren meist Weslprcnßcn und Alle waren von der langen Eistnbal'ni'ahrt, 4 Tage und 9 Nächte, tottmüde. Die Schwer- verwundeten waren aus der Schlacht und dem Lazarcth von Wörth, man sah über Ist Franzosen, Turkoo undZuabcn; viele waren amputirt. 6 TurkoS hatten zusammen nur 9 "Anne und 9 Beine. Derartige Unglückliche werten wir in der nächste» Zeit viele hierher bekommen, denn cö ist eine Verordnung er gangen, wovnach die Lazarethe in Baden, der Pfalz und am Rheine io viel wie möglich geräumt werden sollen; was irgend wie den Transport auslvält, wird »ach rückwärts geschafft und die Lazarett dorr rüsten sich aus die Ausnahme neuer Opfer von der Belagerung von Paris. Umgekehrt treffen täglich viele Leichtverwundete und Erkrankte alö geheilt aus den Lazarethe» ein und meide» sich dei ihren Ersatztruppen. Alle Franzosen, weiche alö geheilt aus den sächsischen Lazarethe» entlassen wer ten, kommen zn dem Gefangenen Depot in Dresden. Wir sahen gestern bei einem Spaziergang durch die Stadt i» der 'Auslage der Herren Müggenburg u. Barteldco allerliebste, meist icidcnc Sbawls, in deren Enden daö Portrait Lr. Kgl. Hob. uiiscreres Kronprinzen recht ähnlich sich befindet. Gewiß wird jede patriotische Sachsin dieses geschmackvolle Modc- slücl, wenn cs ibr von galanter Hand geboten wird, als doppelt wcttl'vollcS 'Andenken tragen. Vorgestern 'Abend in der neunten Stunde stürzte, sich eine in den 4<>er Iabrcn siebente Frauensperson, welche sich in der letzten Zeit in der Mägdelx'rbcrgc auigebaiten hat, um ein Dienstunterkomme» zn suche», eine Strecke oberhalb der Dumps- iäbre in die Elbe, wurde jedoch von in der Näbe befindlichen Schiffern lebend wieder beranögezogen und anS Land geschafft, von >vo <ie dann nach dein Statttranlcnhausc tranSportiri wurde. Wie wir höre», ist jüngst ein hiesiger Agent und Inhaber eines Stcllenvcrmittclui'gSvurcaud wegen Annahme und Unter schlagung eiiics für einen 'Andern bestimmte» aber irridümlich an ib» abgegebenen GcldbricfcS mit einer »ambasten Summe in Hakt genommen worden. Wie immer zu gewissen Zeiten, so bringt auch jest die königl. PoUzci Direction ein Verzeichnis, vr > G.genständcn. die im Bereiche der sächsischen Staatseistnbahnci, als herrenlos ausgcslnidcn worden sind. Dieses Verzeichnis, umfaßt mehrere Hiludcrte vo» Sache», deren Eigcnthümer sich bis jetzt nicht gcmeldet haben, und kommen darin kcbr seltsame Obstete vor. 'Namentlich sind die weiblichen Reisenden im Vergessen und Verlieren aus ten Elicnbabnsabrtcn Diejenigen, welche Starkes darin leisten. Stöcke, Glacehandschuh und Schirme spielen die Hauptrolle und sind diesmal auch die Psalmen Davids, Hnndc- maultörbe und baumwollene Hankschub nebst einer Laterne nicht vergessen im Vergessen geblieben. - Nachdem, wie wir mitgcthcilt, vor nicht zu langer Zeit In Kleinpestitz ein stecher Elnbrucbdstbstabl vorgekommcii, er fahren wir, das, in ähnlicher Weist in der Nacht z»nr 5. Octodcr einem Gutsbesitzer in Gruna eine größere Partvie divcrst Manns- und Frauenklcider, nebst mehrfachen WirtbschaftS- Gcgcnständen entwendet worden ist. Auch i» Laubcgast und in Wittgcndors bei Dippoldiswalde sollen in der Neuzeit ähn liche Einbrüche vorgckommcn sein, obne daß cs bibbcr gelungen ist, den Dieven auf die Spur zu kommen. Nur ein kleiner Theil der hierbei gestohlenen Gegenstände ist unweit Lockwitz unter einer Brücke versteckt aukgcsundcn worden. — Ocsfcntliche SchwnrgerlchtSsitzung a m 10. Octobcr. Der Gutsbesitzer Friedrich Ernst Prtzold anö B leb rach und der Gartennahrungöbcsitzer Johann Karl Gott irirb Menzel auö Mühlba.h sind der Brandstiftung angeklagt. Mittwoch, IS. Oktober IN». Am 12. Juni d. I., AbendS nach 11 Ubr. kam In demWodn- kcaust dev Angeklagten Petzow Feuer auS und brannten nicht nur dessen sämmtliche Wohn- undWlrthschastSgebäube ab, son dern auch noch die des Gutsbesitzers und Orterichterö Trepte. der Gartcnnahriingbbesltzcr Erbäten, Rasrig und Hofmann, so wie last deren sämmtlichcö Mobiliar und der Gemeinde zuge hörige Bücher und Schritten. 'Auch verbrannte noch s»n die ganze Habe deö bei Pctzold zur Mietbc wohnenden Handels- manns Bachmann. Der Gciammtschatcn bcläust sich aus über lMD Tblr. 'Nur Zeuge Hostnann hatte sein Mobiliar btt der Fcuervcrsicheruiigögcstllsct>ast Thuringia stir 212 Thlr. versichert; trotzdem trifft selbst diesen noch ein Verlust an Gcräthschaiien, an Werth gegen 75 Thlr. Sämmtliche Gebäude waren mit Stroh gedeckt und standen nicht entfernt von einander. Die ersten vier genannten Besitzer wohnten diesseits, Hofmann am entferntesten, jenseits der Röter. Nach dem Brantunglück fiel eö dem Brandealamitosen Bachmann wieder ein, daß schon einige Monate vor dem Feuer sein-Hauöwirth Pctzold gesprächs weise von dem beabsichtigten Wcgbrcnncn seiner eignen Gebäude ihm Mitthcilung gemacht habe, insbesondere ihn habe dazu ver anlassen wollen, daö Inbraiidslcckcn gegen eine Belohnung von 50 Thlr. zu übernehmen. Der gut beleumundete Zeuge Bach- inann hat jedoch nicht cingewilllgt und auch nicht für möglich gehalten, daß Petzold wirklich daö Verbrechen auslübren werde. Bachmann erstattete nun darüber Anzeige, so daß in Folge dessen vom Gerichtsamt Großenhain die Untersuchung gegen Petzold anhängig wurde und darauf durch dessen Aussage auch der Mltangeklagtc Menzel in Hast genommen werden musste. Pctzold ö Grundstücke waren bedeutend verschuldet und die Ge baute sehr baufällig. Da mehrmals von dem Areal deö Petzold'- schcn Gutes, sowohl vom jetzigen, als auch vom früheren Besitzer, verkauft worden war, so waren die Gcbäntc für den gegenwär tigen Bestand zu groß und die Brantcaffc zu doch. Besonders schien dem Eigenthümcr die erforderliche neue Bedachung zu kostspielig. Die Gebäude theilwcisc wcgzurcißcn, iand derselbe insofern bedenklich, aiö dies die Gläubiger nicht gestatten wür den ; während, wenn die Gebäude durch Brand wcgkämen, die Gläubiger nicht eher, dem Gesetz nach. daS Capital kündigen durften, alö blö die Gebäude wieder ausgebaut waren. Durch die Brandcassc hoffte er adcr sowohl seine Gebäude nach Bedarf neu Herstellen zu könne», alö auch noch einige hundert Thaler zu erübrigen. Der Mitangeklagte Menzel sagt nun. Prtzold habe ihm über die vorstehende Ailsclnandersttzung Mittheilung gemacht und ihn wiederholt gebeten, doch dabei bebülstich zu sein. Um den Schein der Schuld nicht auf sich kommen zu taffen, wollte Pctzold zur Zeit der Entstehung des Feuers nicht im Hause an wesend sein und darum sollte Menzei das Anbrennen über nehmen. Derselbe schlug cS ab; nachdem jedoch Pctzold in Menzel drang und zuletzt die Worte beifügte: „er <P.) werde es ihm im Leben nicht vergessen, wenn er ihn diesmal errette", da willigte Menzel endlich ein; auch habe ihm Petzold noch 50 Thlr. Belohnung versprochen. Menzel hat jedoch noch be merkt, er werde cö nur tbun, „wenn der Wind gut stehe", d. h. io. daß die Nachbargebäude nicht gefährdet seien. Petzold habe aber auch darüber sich nicht so viel Bedenken gemacht indem er daraus erwidert habe: „na. die würden sich auch nicht so viel d'rauS mache»; um die alten Baracken wäre eö auch nicht schade." Pctzold hat nun Menzeln den dazu geeignetsten Platz im Hause gezeigt, den Boden dcs im Wohnvause einge bauten Kuvstallcs, wo einige alte Strohschober lagen, auch hat P. der Verabredung gemäß, das nöti'ige Instltlicht gekauft und eö M. zu dem Zwecke übergeben. 'Beite beschießen wenige Tage vor dem Brantunglück den nächsten Sonntag Abend zur Ausführung zu wählen. Pctzold will dagegen den ersten Rath schlag zum Wcgvrenncn aus Menzel schieben, wiewohl er sein Einverständlijß zur Ausiührung zugiebt. Menzel widerspricht dem. Petzold ging an dem verabredete» Sonntag Nachmittags zu seinen'Verwandten aus ein benachbartes Dort und kehrte Abends kurz nach I I Ubr zurück, wo er schon von Weitem den Feuerschein gewahrte. Er eilte nach Haust und hatte nur Zeit, sein lOjährigcS ichlaicndeS Kind auS der oben befindlichen Kammer zu holen und stine im Parterre schlafende Frau nebst den andern drei Kindern zu westen und das Vieh dem Fcucr- todc zu entreißen. 1 Kettenhund. 2 Gänst und einige Hühner sind trotzdem verbrannt. Der Anbrenncr Menzel hatte sich nach vollbrachter Tbat eiligst in seine eine Viertelstunde cnt- strnt gelegene Wohnung begeben: cs ließ ivm aber darin keine Rübe, er ging in daö Freie und als er die Folgen deö ange- stistetcn Unglücks gewahrte, da kam er wieder zur Stelle und Iviii mit beim Löschen. Einen solchen 'Ausgang batte er nicht erwartet, denn nach seiner Meinung batte die Lust st gestanden, daß Niemand gefährdet gewesen sei. 'Nachdem der Lchwurgcrichtsbos neun Fragen den Geschwo renen vorgclcgt und die Staatsanwaltschaft Ltraiantrag gcsttüt bat und bst beiden Vertbeidiger, die Herren Adv. vr. Stein I. und 'Adv. Ist. Schaffrath ibr Möglichstes zu Gunsten der An geklagten getban haben, finden die Gcichwornen nach restlichem Erwägen die beiden A »geklagte» der Miturhcvcrschast zur Brandstiftung schuldig, jedoch ohne dabei beabsichtigt zu haben, daß die fremden genannten Gebäude vom Feuer ergriffen wer den sollten, und überdies wird auch noch Pctzold der erfolglosen Anstiftung zum 'Brand «gegen 'Bachmann» sür schuldig befun den, woraus dei Schwurgerichtddoi beite Angeklagten zu Zucht haus, Mcn.zel zu io Jahren und Pctzold zu 10 Jahren 6 Mo naten vcrnrthcilt. — Ocsicntliche Sitzung der Stadtverord neten, am 12. October, Abrntö 0 Uhr. Tagesordnung: ä Vortrag der Registrandcn Eingänge, v. Vortrag der Mabl- Dcvntatic» über: l > die Wahl eines Stadtratvö aui Zeit. ('. Vortrag der Beriassungs-Dcputation über: 21 den Verkauf von Eomimniareal an der Falkenstraße an Herrn FabrikbesitzerBar- ncwip; 91 den mit Herrn vo» Lippe über zum Durchbruch der Markgrastnttraßc nach der Waltgassc erforderliches Areal ab geschlossenen Kauf; 4) die Feststellung der Wahllistezu dei» Stadtverordrietenwahlcn resp. ten Ausschluß oder die Wieder ausnahme in Untersuchung gerathcner Bürger betr.; 5) die be antragte Frelgkbnng der neuen Straße nnd Fußwege am Alaun platz. U. Vorträge der Finanz-Deputation über: >6) da« füv Vorarbeiten zn dein Durchbruch der Terrasse von der Münz-
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