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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 09.03.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-03-09
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19040309015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1904030901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19040309
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1904030901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1904
- Monat1904-03
- Tag1904-03-09
- Monat1904-03
- Jahr1904
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 09.03.1904
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Verugsgedllhn lldrN«»»»»«-»«» »«,»«,«« ül««r üntnuun, dunb unser« <«»«»»» und »» « »« an »««. und M»nta„n nur etnmav »M»oV. durckauSularttzttSom- mllklonük« , M. b«.. » Mt. »o «k. v«l einmalt,er Zultellun» durch di« vadlvti lodn«veitelli«lb>, imilud- >»»d mit «nlivrrchendem Sulch läse. tiaLdru, aller «nilei u. Oriainal- MtMiiun,«n nur mit d«utiich«r On«I Irnanaab« i.Dr»«d. Rachr") »ulililla Nach»rü,liche bonorar- »nivrüch« dl«tb«n undnücNick»»»: un»«rla»ai« Manuikrivt« werden »ich» aufdewadrt. r«l«aram« «dr«»l«: »r «d » St-rS«»tl 1856. Ua/1jslor»ntea 8r. Lila>stLt äe> Lvvlzs voll Sac!»««». 8vI»«lL«l»ÄvI», LL»K»»8, DV88VLL». Liorvlvsichauk Vrvsilvi», ^Itmarlct 2. LaupiaeschSftrsielle: viartenstr. 88/4«. Mresgen-cE iknnadm« van «nlündi«un,li» l>i« nackmillaad s Ubr. Sonn- und Keiertaar nur Marienstrade R von N bis V.» Ubr Die »ivalliaeGrund- seile ica. s Silben! so Bia . 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Der Kurpfuscher-Prozeh Schröter, der zur Zeit in Tilsit verhandelt wird, eröffnet abermals einen tiefen und für die menschliche Intelligenz recht beschämenden Einblick in die ge- Heimen Werkstätten des Kurpfuscherunwesens, in denen die schwülen Dünste eine» blöden, unsäglich dummen und ver dummenden Aberglaubens die klare Vernunft umnebeln und im Vereine mit ihnen raffinierte Betrugs- und Täuschungskünste gewissenloser „Heilkundiger" das Werk der Betäubung an den gesunden Sinnen der bedauernswerten hilfsbedürftigen Patienten vollenden. Noch ist nicht lange über den letzten Prozeh dieser Art, in dem der Name Nardenkötter eine Rolle spielte, Gras gewachsen, und schon tritt ein neuer „Wundermann" in der Person des in Tilsit angeklagten Schröter auf den Plan, der seinen Vorgänger an Kniffen und Praktiken in der Kurpfuscherei womöglich noch übertrumpft. Ist auch der Tilsiter Prozeh einstweilen noch nicht bis zum Abschlüsse gediehen, so haben doch die Verhandlungen schon jetzt eine solche Fülle von Material ergeben, dah sich daraus bereits in dem gegenwärtigen Stadium des Verfahrens ein zuverlässiger Schluh aus die Persönlichkeit deS Angeklagten und auf die Art der von ihm ausgeübten „Heil kunst" ziehen läßt. Der „Magnetiseur" und „Naturheilkunbige" Schröter ist, wie das bei Leuten seines Schlages L la Schäfer Ast, Gössel usw. üblich zu sein Pflegt, ein Mann ohne jede wissenschaftliche Vor bildung, der eines Tages in sich den Drang und die Fähigkeit verspürte, sich die sonst so sauere Arbeit des GeldvcrdienenS durch die Befolgung des Grundsatzes zu erleichtern: „Munäus vult äsoipi, orxo ckooipialur!" „Die Welt will betrogen sein, folglich werde sie betrogen!" FlugS schlug er sich nun selbst zum Ritter der „Naturheilkunde" und des „Magnetismus" und er warb sich, wie er vor Gericht renommistisch hervorhob. eine „RiesenpraxiS", bis schliehlich der Schwindel zu arg und die Seufzer der Geschädigten zu laut und zahlreich wurden und der Staatsanwalt in das lichtscheue Treiben hineinleuchtete. Nach allem, waS in den gerichtlichen Verhandlungen bisher bekannt geworden ist, muh jeder Freund der geistigen Aufklärung sowohl wie jeder, der ein Herz für die Leiden der unglücklichen, durch die Kurpfuscherei des Angellagten schwer mißhandelten Kranken hat, ,in lebhaftes Gefühl der Erleichterung und Genugtuung darüber empfinden, dah einem solchen gemeingefährlichen Menschen end lich von Rechts wegen das Handwerk gelegt wird. Für den moralischen Charakter und die Art des persönlichen Auftretens deS Schröter ist es bezeichnend, dah selbst ein so außerordentlich objektiver Beurteiler wie der hervorragende ärztliche Sachver ständige Dr. Moll sich nicht dazu verstehen wollte, dem An- geklagten auch nur den guten Glauben an seine behaupteten „magnetischen Kräfte" zuzubilligen, und dah derselbe Sach verständige erklärte, Schröter trage eine „anmahende und dreiste Haltung" zur Schau. Die Beweisaufnahme hat ferner höchst bedenkliche Dinge über den Verkehr des Angeklagten mit seinen weiblichen Patienten ergeben; es ist weiter festgestellt worden, dah er nach echter Kurpfuschermanier wertlose Arzneien zu hohem Preise verkaufte, sowie daß er die Unglücklichen, die ihm in die Hände fielen, zum Teil mit geradezu verbrecherischem Leichtsinn aulS Geratewohl bin durch alle möglichen Arte» von Falichbedandlung drangsaliert, gequält und an Gesundheit und Leben geschädigt hat. Half alles nichts, und glaubte er einen richtigen „Dummen" vor sich zu haben, so verschmähte er sogar nicht den Ausweg, sich als „Zauberer" hinzustellen, der mit Geistern in Verbindung siede. Die medizinische Unwissenheit SchlöterS ist in den Verhandlungen mehrfach in der allergrellstcn Weise beleuchtet worden. So wurde er einmal aufgefordert, einen ihm vorgeführten Patienten zu untersuchen, der an einem schweren, von jedem wissenlchastlichen Arzte leicht und unfehlbar zu erkennenden Lungen übel litt. Schröter erklärte den Mann für kerngesund, insbesondere an der Lunge! Außerdem batte vieler selbe Patient noch ein Knochrngrlchwür, und als nun die Sachverständigen Schröter fragten, ob er denn nicht wenigstens dieses im Auge des Kranken erkenne — Schröter tut sich viel auf eine angeblich von ihm be> herrschte „Augendiagnose" zu gute —. erklärte er. er sehe allerdings in dem rechten Auge deS Ballenten einen.charakteristischen Punkt". Nunmehr fragte der Sachverständige malitiöS: „Demnach hat der Krankt da« Geschwür auf welchem Beinworauf Schröter, der vielleicht lnstinkttv eine Falle witterte, antwortete: „Ans dem linken." Als Entgegnung kam es trocken von den Lippen des Arztes: „Er hat» aber aus dem rechten." Die Heiterkeit, die darob im Zu- schauenaum aasbrach. ist wirklich zu verzeihen, auch der Gerichts hof hatte Mühe, sich da» Lachen zu verbeißen. Geradezu zerschmetternd für den Angeklagten waren seine so genannten „magnetischen Experimente", die er pomphaft al» etwas „ganz UeberraschendeS" angekündigt batte. DaS eine dieser Experiment« bestand darin, daß er einen Bleistift angeblich „magnetisierte", ihn dann ln Schnee steckte und ihn mit etwa» Schnee behaftet wieder herauSzog. Die Erlchelnung wurde von den Sachverständigen übereinstimmend auf den ganz einfachen physikalischen Vorgang »«rückgeführt, daß der Angeklagte den Blei stift mit seinen Händen erwärmt hatte und dah infolgedessen einige Schneepartikelchen daran hängen blieben: mit „Magnetismus" habe daS nicht das Geringste zu schaffen. Irgend welchen auch nur halbwegs überzeugenden Beweis von seinem „Magnetis mus" vermochte der Angellagte, obwohl er wiederholt von ve»!chie- denen Seiten dringlich dazu aufgcfordert wurde, nicht zu geben, weder vor versammeltem Gerichtshöfe, noch im stillen Kämmerlein unter den Augen der Sachverständigen. Auch mit der „Angen- diagnole" ging eS ebenso. Schröter behauptet, er könne mit Hilfe eine» eigens von ihm erfundenen Augenspiegels alle überstandenen und gegenwärtigen Krankheiten aus dem Auge durch gewisse Punkte und Zeichen auf der Regenbogenhaut herauslesen. Er bewies seine Kenntnis auf diesem Gebiete aber lediglich durch den bereits oben erwähnten furchtbaren Heieinfall, und als dann später der Staatsanwalt noch einmal auf die Sache zurückkam und Schröter in geradezu beweglichen Tönen bat, doch nur ein einziges Beispiel seines Könnens an einem der anwesenden Herren, sei es des Gerichtshofes oder der Anklagebchörde oder der Sachverständigen, zu liefern, hatte der Angeklagte nichts weiter als die triviale Redensart zur Hand: „Ist nicht zu machen, Herr Staatsanwalt!" Ja, warum denn nicht? Endlich wurde Schröter auch vom Gerlchtsvorsitzenden auf eine faustdicke Lüge festgenagelt, die er sich zur Glaubhaftmachung seiner angeblichen wissenschaftlichen Vorbildung ersonnen hatte. Durch geschickte Fragen in die Enge getrieben, muhte er schliehlich unter Tränen ein- gestehen, dah die ganze Geschichte, eine geheimnisvolle Assistenten tätigkeit bei einem nicht auffindbaren Arzte, eitel Humbug war. So sind sie alle! DaS darf man mit Fug und Recht von den Schröter. Nardenkötter und wie sie sonst noch heihen mögen, sagen. Es ist im wesentlichen immer derselbe Typus von äußerer Aufgeblasenheit und innerer Hohlheit, von absolutem Wissensmangel und dreistem Pfuschertum, von Ge wissenlosigkeit und Gefühllosigkeit, gepaart mit der heihen Sucht, auf leichte Weise Geld zu verdienen und gleichzeitig die eigene Persönlichkeit mit dem Nimbus „geheimer Kräfte" zu umgeben, um so desto leichter diejenigen ins Garn zu locken, die nun ein mal nach einem ewigen unabänderlichen Naturgesetze nicht alle werden. Der geistig aufgeklärte Mensch wird von einer gelinden Verzweiflung ersaht, wenn er mit ansehen muß, wie selbst im 20. Jahrhundert derartige „Wunderdoktoren" noch solchen immen sen Zuspruch finden. In erster Linie arbeitet diesen Elementen zweifellos die Dummheit in die Hände, die sich mit der Unbildung verbindet und gegen die nach einem treffenden Dichterwort selbst Götter vergebens kämpfen. Als zweiter wirkender Faktor kommt Neueste Drahtinelduuaeli vom 8. März INachts eingehende Deveselien befinden sich Seite 4.» Berlin. (Vriv.-Tel.) Reichstag. Aus der Tagesord nung steht zunächst die erste Beratung des Gesetzentwurfs betr. die Rechtsstellung des herzoglich hol stein scheu Fürsten hauses. Die Vorlage will den Mitgliedern des Fürstenhauses dieselben Vorrechte verleihen, in deren Besitz sich gemäß Em- führungsaesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuche und Nebenaesetzcu die Mitglieder der fürstlichen Familie Hohenzollern und der yannö- verschen, kurhessischen und nassauischen Wrstenfamilien befinden. — Abg. Stadthagen (Soz.j führt aus, die Gerichte hätten mit vollem Recht bisher angenommen, dah dem holstcinschen Fürstenhause jene Vorrcckte nicht zuständcn. zu einer Acnderung liege nicht der geringste Anlaß vor. Die Vorlage nenne zudem in einem Atem mit den anderen Fürstenhäusern auch das naussauische, das aber nickt nur ein ehemaliges souveränes, son dern auch jetzt noch ein regierendes sei. Wenn diesem das hol- stcinsche gleichgestellt werde, so könnten das die Gerichte leicht dahin auslegen, daß den Mitgliedern des holstelnschen Fürsten hauses nun auch die entspreckenden Vorrechte auf strafrechtlichem Gebiete gewährt werden sollen. — Staatssekretär Nieberding erklärt, daß weder die Auffassung der verbündeten Regierungen dahin gehe, noch auch die Vorlage ihrem Wortlaute nach so ge deutet werden rönne, als ob hier ein Sonderrecht auf strafrecht lichem Gebiete gewährt werden solle. Im weiteren Verlaufe der Debatte erklärt der Staatssekretär noch ausdrücklich, daß aus keinen Fall die Annahme der Vorlage auch ein Eingreifen in bereits rechtsanhängigc Prozesse zur Folge haben könne. Schließ lich wird die Vorlage in erster und zweiter Lesung ange nommen gegen die Stimmen der Sozialdemokraten und des Dänen Jessen. — Dann wird die Beratung des Militär etats beim Titel „Kriegsminister" fortgesetzt. — Abg. Dr. Sattler (nat.-lib.) bedauert, daß die Kommission die Oberstleut- nantszulagen, sowie die neuen Untcroffizierssteuen abgelchnt habe. Lebhaften Beifall hätten bei seinen Freunden gestern die Aus- führungen des Generalmajors v. Endres gefunden, als dieser davon sprach, daß die Psychiatrie mehr als bisher befragt wer den müsse. Die Kritik an oer Armee müsse stets ausgehen von der Liebe zur Armee, von dem aufrichtigen Wunsche, sie noch strahlender hevvortrcten zu lassen, als sie schon sei. Unbegreif lich sei ihm diejenige Richtung einer Literatur inaktiver Militärs, die das eigene Nest nickt achte. Erfreulich sei die Versicherung Bebels, daß die Sozialdemokraten in einem gerechten Verteidi gungskriege für das Vaterland kämpfen würden; nur sei zu be furchten, daß di ^ " selber zuvor zu c skril <7V L 3.50 s » xp'NS KäSZ -- » Einer Verstärkung unseres Heeres bedürfe es ... . - - -- h" der Hang zum Mystischen, zum „Uebersinnlichen" in Betracht, anderer Völker. „ —, - der selbst in den höchsten Olesellschasiskreisen seine Herrschaft be- hauptet und an denselben Statten, wo man dem Unfuge des weniger zu besorgen, sc mehr dort die sozialdemokratische ' „Gesundbetens" Tor und Tür geöffnet hat, auch die „Wunder- ' ^ " tätigkeit" eines Schröter und Genossen zur Geltung zu bringen weih. Weiter muß man sich erinnern, daß die „Heilkünstler" vom Schlage eines Schröter mit jeder wirklich oder vermeintlich geglückten" Kur eine kolossale Anreißerei zu treiben pflegen, wäh rend die Tausende und Abertausende von Fällen, in denen die „Kunst" der „Wunderdoktoren" das natürliche Ergebnis des völligen Versagens zeitigt, falls nicht schwerere Folgen eintrcten, fein säuberlich verschwiegen werden. Im Interesse sowohl des ärztlichen Standes wie aller auf wirklich sachverständige Hilfe angewiesenen Patienten darf in dessen auch ein anderer Umstand nicht verschwiegen werden, der bei den Prozehverhandlungen in einer ziemlich lebhaften Aus einandersetzung ztoischen den Anhängern der sogenannten natur heilkundigen Richtung unter den Aerzten und den Vertretern der modemen wissenschaftlichen Schule gestreift wurde. Die natur- heilkundigen Sachverständigen — es handelt sich hier wohl verstanden nicht um Kurpfuscher, sondern um wissenschaftlich ge- bildete Aerzte — ließen nämlich ein gewisses Bedauern darüber durchblicken, daß die Schulmedizin sich gar so schwer zu ent- schließen pflege, an neue wissenschaftliche Probleme hcran- zutretcn; so werde beispielsweise auch die „Augendiagnosc" von vornherein schlechtweg ablehnend behandelt, obwohl verschiedene Erfahrungen ergeben hätten, daß doch „irgendetwas daran sei". Nun ist eS ja ganz unzweifelhaft richtig, daß die wissenschaftliche Aerztewelt eine natürliche, wohl begreifliche Abneigung dagegen haben muh, sich mit Dingen zu beschäftigen, die vom Kurpfuscher- tum aller Grade in liebevolle Pflege genommen werden. Allein eS ist doch auch nicht zu verkennen, wie wohltuend und luft- reinigend cs nach allen Richtungen hin wirken müßte, wenn die Schulmedizin sich zu einer unparteiischen Prüfung der modemen Erscheinungen des Magnetismus, der Augendiagnose u. a. ent- schlösse und die Ergebnisse ihrer Untersuchungen über derartige und ähnlich« Dinge von Zeit zu Zeit zur allgemeinen Kenntnis brächte. Die Möglichkeit, daß es noch verborgene, für die wissen schaftliche Heiltätigkeit nutzbar zu machende Kräfte in der Natur gibt, ist ja doch nicht ausgeschlossen, wie u. a. die Entdeckung der Röntgen- und der Radiumstrahlen beweist. Je eher und gründ- sicher sich aber die Schulmedizin mit allen neu austauchenden Problemen beschäftigt, desto sicherer wird mich dem Mißbrauche solcher Erscheinungen durch frivole Unwissenheit, die auf den Geldbeutel der Dummheit und de» Mystizismus spekuliert, vor- gebeugt. attc, um . , .. . . . . . .. artei an Einfluß zunehme. — Sächsischer Oberstleutnant Krug von Nidda kommt auf einen gestern von Bebel berührten Kall in Bautzen zurück. Es sei alles erfunden und erlogen. Gegen den Verbreiter dieses Stammtischflatsches werde Strafantrag gestellt sei nur Salbe auf die Wunde gewesen. In Bayern betrügen Mißhandlungen nur den 45. Teil derjenigen in Preußen, weil der bayrische Offizier auf einer höheren Bildungsstufe stehe, als der preußische flebhastcr Widerspruch rechts!, und weil Bayern schon seit Decenniea öffentliches Militärgerichtsverfahren habe. Die Klagen über Bevorzugung des Adels seien zweifellos be gründet. Auch in den Offizierskreisen selber sei die Unzufrieden heit noch nie so groß gewesen als jetzt. — Kriegsminister von Einem erklärt zu der Angelegenheit des Erbpnnzen von Mei ningen: Wen der Kaiser als kommandierenden General anstcllen oder verabschieden will, das ist seine Sache und unterliegt nicht Ihrer Kritik. Ich lehne cs durchaus ab, mich hier darüber auszulasscn. Wenn aber der Abg. Müller sagt, die Presse habe erzählt, dah der Erbprinz verabschiedet sei wegen seines Erlasses gegen Mißhandlungen, so ist das eine Beschuldigung der aller höchsten Stelle. Als ob Se. Majestät nicht selbst mit der aller größten Entschiedenheit gegen die Mißhandlungen vorginye? Wo soll das hinkommen, wenn Se. Majestät einen kommandierenden General »»stellt oder verabschiedet, und dann hier in diesem hohen Hanse solche Erörterungen stattflnden. Ter Abg. Müller er zählte dann von einem bayrischen Anklagevertreter, der zu einem Angeklagten gesagt habe: Sie bringen hier Wohl den Geist der preußischen Füsiliere mit? Wie kommt ein bayrischer Anklage vertreter dazu, so zu sprechen? Tos ist eine Beleidigung der preu ßischen Armee in Bayern. Ich werde mich erkundigen, was daran wahr ist. Was die angebliche Bevorzugung des Adels anlangt, so sehen Sie sich die Rangliste an, die höheren Stellen, wie viele ausgezeichnete bürgcrlicke Offiziere sich darunter be finden! Und wenn Se. Majestät das anerkennt und solche Offi- Jahre 1806 habe ihm der Abg. Müller falsche Angaben unterlegt: er habe neulich nicht geredet von einem kosmopolitischen bürgerlichen Liberalismus, sondern von der kosmopolitischen Be völkerung. Damals war der ganze Staat von der Regierung herab versumpft. (Bewegung.) Auf jeden Fall verwahre er sich dagegen, daß jetzt jeder Beliebige sage, die Armee marschiere nach Jena. Dos ist nicht wahr. — Abg, Stöcker nimmt die Armee in Schutz gegen die systematischen sozialdemokratischen Angriffe., Offenbar werde nur bezweckt, in der Armee eine sozialdemokratische Agitation zu schaffen. Sie dort (Redner wendet sich zu den Sozialdemokraten) behaupten, den Kapitalismus zu befehden und gehen doch mit den Juden durch Dick und Dünn. (Lachen bei de» Sozialdemokraten. Der Abg. Hofmann-Berlui ruft: „Ihr Heiland war ia auch ein Sude!')
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