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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.01.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-01-05
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920105012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892010501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892010501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-01
- Tag1892-01-05
- Monat1892-01
- Jahr1892
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Abonnementspreis st, der Hauptexpeditton oder den im Stadt bezirk und den Vororten errichteten Aus gabestellen abgeholt: vierteljährlichst 4.50, Niger täglicher Zustellung ins Morgen-Ausgabe hau« 5.50. Durch die Post bezogen sür Teutschload und Oesterreich: vierteljährlich S.—. Direkte tägliche Sreuzbandsendung int Ausland: monatlich 9.—. Die Morgen-Au«gabe erscheint täglich '/,7 Uhr, dir Adeud-Ausgab« Wochentags ü Uhr. LeLaclion und Lrpedition: Antzauuesgaffe 8. Di»En»»dttio» ist Wochentag« ununterbrochen »»-gnet von früh 8 dit Abeadt 7 Uhr. Filialeu: Ott» Me««'» Snrtim. (Alsretz Hatz«), UniversitLtOslrab« 1, t>i>riacrLflgtl>lait Anzeiger. Jnsertionspreis Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. ' Reklamen unter den« Redactionsstrich läge- spalten) 50 4, vor de» Fainilienuachrichien (6gespalten) 40^. Grössere Schrislen laut unserem Preis- verzeichnib- Tabellarischer und Zifferujatz nach höherem Tarif. 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Zugleich wird bekannt gegeben, dag an den beiden Meßsonntaaen, sowie am Mittwoch den 6. Jgnnar 1892 die Expeditionen des Meldeamtes im Poltzeigebäude, Wächtrrstrahe Rr. L, 2. Etage, Zimmer Nr. Io, woielbsi die An- und Abmeldungen de« Meß- sremden lediglich zu erfolgen haben, nur vormittags von 10V, bis 12 Uhr sür den Verkehr mit dem Publicum geöffnet sein werdtu. Leipzig, am 30. Decemker 1891. Da« Palizeiamt der Stadt Leipzig. Daegi Bekanntmachung. Die im Jahre 1862 gelösten Doppelgräbcr, ferner die im Jahre 1877 mil Erwachsenen und die im Jahre 1882 mit Kindern be- legten Grober aus dem neuen Johanni-sriedhofe bez. aus dem Nord sriedbose verfallen im lausenden Jahre und zwar nicht erst am Jahresschlüsse — wie vielfach irrihümlich angenommen wird — andern mit dem Tage, an welchen, die EoncessioiiSzelt »bläust. Ihre Erneuerung kan», >edoch nur noch Beibringung der Eoncejsions- cheine, bei unserer Jriedhos-casse, Schlostgasse 22, II., erfolgen. Leipzig, am 2. Januar 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. v. L. 5342. daegner, S. Brrtschuetdrr Auszug aus den, Melveregulatib der Sladl Leipzig vom 4. Deeember 1890. I- 13. Jeder in einem Gafthase oder in einem mit Herbergs- dkrechtigling versehenen ähnlichen Hause einkehrende und über Nacht bleibende Fremd« ist von, Gastwlrth oder Ouartiergeber, und zwar, falls er vor 8 llhr Nachmittags ankommt, noch am Tage der Ankunft, andernfalls aber am folgende» Morgen spätestens bis 10 Uhr beim Meldeamt de« Polizeiomt« Abth. II oder der Polizeiwache des betreffenden Bezirks schriftlich mittelst des vorgeschriebenen und sür jeden Fremden besonders auszusüllen- den Formulars anzumelden. Befinden sich in Begleitung des fremden Familienmitglieder, Dienerschaft oder sonstige Personen, so sind dieselben aus dem nämliche» Zettel mit zu verzeichnen. Zu gleich mit diesen täglichen Anmeldungen ist auch die Abmeldung Kr inzwischen obgereisten derartigen Fremden zu bewirken. 8. >4. Die in Privathäusrru absteigenden Fremde», sogenannte Lesllchssrembe, sind, sobald sie länger als 3 Tage hier verweilen, spätesten« am 4. Tage, von ersoigter Ankunft an, vom Quartierwirth beim Meldeamt Abth. II oder der betreffenden Polizetbezirkswach« mündlich oder schriftlich mittelst des vorgcschriebenen Formulars anzumelden. Bei dem etwa in Privathäusern Wohnung nehmenden Metzsremdtii jedoch hat diese Anmeldung in jedem Falle, auch wenu sie nur eine Nacht hier blieben, und zwar binnen AL Stunden von der Ankunft an, beim Meldeamt Abth. II zu geschehen. In gleüher Weise ist die Abmeldung binnen 3 Tagen, bei Metz fremden binnen 24 Stunden von erfolgter Abreise de« Fremden oder etwa erfolgter Wohnungsänderung an zu bewirken. 8. 1b. Beabsichtigt ein Fremder länger al» drei Tage hier zu verweilen, so bedarf er dazu eines vom Meldeamt Abih. Ü oder der betreffenden Polizeibezirkswache ausgestellten Meldescheine«. 8- 16. Bei den nur einen Monat oder weniger sich hier auf- baltenden Fremden bedarf es in der Ncgei der Vorzeigung oder Niederlegung einer Legitimation nicht, doch bleibt der Fremde jeder- zeit verpflichtet, sich auf amtliche« Erfordern über seine Persönlich keit ouSzuwetsen. Fremde, welche länger hier verweilen wollen, haben sich in der Regel in ähnlicher Weise zu legitimirrn, wie dies ja tz. 1 bezüglich der Einwohner vorgeschrieben ist. 8- 18. Für rechtzeitige Au- und Abmeldung der Fremden hasten nicht nur diese selbst, sondern auch die betreffend« ^ welch« Fremd« bei sich aufnehmen. Zusammensetzung des Lörsen-Vorstandes. Der Börseu-Borstoud ist für da« laufend« Iahe tu der bisherigen Weif« zusammenaeseu», und es sind die Herren Edmund Becker als Vorsitzender der I. Abtheiluug, Wilhelm Schmidt als dessen Stellvertreter, Friedrich Schmidt (Grvßzschocher) als Vorsitzender der II. Ab- theilung, Georg Schröder als deffru Stellvertreter wiedergewählt worden. Leipzig, de» 4. Januar 1892. Di« Handelskammer. «. Lhiem^ vr. Grusel, S Diebstahls-Bekanntmachung. Gestohlen wurde laut hier erstatteter Anzeige: 1) eine Partie Käse und ein Sätzchen Magrndittrrer, signirt „IV. v.". am 2«. v. M.; 2) «ine nene galdene Nemantair-Uhr (Savonett) mit Fabrik, nnmmer l8947 und anhängender kurzer zweisrrängiger Doublekrtte mit anhängendem Glas-Berloqu«, am 27. v. M.; 3) eine silberne Ttzltridrrnhr mit Goldrand, Sekunde und kurzer Metall kette, inwendig mit der Gravtrung ,^vlm», livrbet 89, Xditurus ftüidee*, am 35. v. M.; 4) ein Winternderztrher von dunkelbraunem gerippten Stoff mit Stoffkragen, verdeckicr Batterie, gelbem grohcarrtrteu Futter und der Firma .Fotlmiar L Ollnrer, tterlin", am 27. v. Mi; 5) 3 m und m schwarze« Tuch, am 8« v. M: 6) ein Winternderzieher von dunkelbraunem geriesten Stoff, mit Sammetkragen, 2 Reihen Knüpsea, duokem Schootzfutter und Stoffhenkel, am 39. v. M.; 7) ein Stk« grün- und ei« Stück dlangedlnmtrr wollener Sletderftoff, je ca. 40 w lang, am 30. v. M.; 8) ein Sack mit «kr. Eieraräntzche«. am 31. v. M.; s) ca. VO Stück Hasen- und »auinchenfrlle, am 28. v. M. 10) 3 Stück baumwollene Herrenwesten, 3 Mann«he«i»rn von buntgestreiftem Barchen», 5 Stück buntseidrne Herren-Hals tücher, eine gröbere Anzahl buutseidene Herrenschltpse, 3 Stück buntseideue Kinbrrtzalstiicher, 3 Paar bunte Barchent-Damen» beinkleider und ei» Paar drannwotdrne dergl., eine blau- und eine weihwollene Frauruiapuze, 3 weiche Sdirttng-Srauenräckr mit gestickter «ante uud kV Paar wollen« MannSftrümpsr von verschiedener Farbe und Größe, am 3l. v. Bl.; 11) ein gratzer Negulatar, ziemlich neu. ohne Gewicht, mit Schlagwerk, während der letzten 14 Tag«; 12) «in Wtnterüderzietzer, getreten, von dunkelbraunem Stof mit schwarzem Sammetkragen, schwarzübersponnenen KnSpfen, per- deckte« Batterie, hellgrauem dunklenrrirlen Futter und Kettchen« Henkel, am 30. vor. M; 13) ein Wtnterüderzieher van dunkelgrünem Stoff, mit schwarzem Sammeikraaen, ein gelbleinenes Taschentuch und «in Handbuch über Homöopathie, am 2. d. M.; 14) ein Wtnterüderrtetzer von schwarzem glatten Stoff, mit schwarzem Sammetkragen, 8 Reihen üderspounener Knöpfe, gelb- lich^rauem Futter »>d Stoffhenkel mit der Firma: „Htteäaev- l-mpaiU^, am 2. d. M.; 15) ein Ballen drannr Otdse (34 Stück), signirt v. 33", nud ein ebensolcher mit » Stück schmarzen Kipsen, signirt v. 2«". am 3 d. M. Etwaige Wahrnehmungen über deu verblieb der gestohlen«« Gegenständ« »der lld« de» Thllter sind uugesäumt bei uust Lrüntnal-Abtheiluug zur Auzeig« ,» bring«. Letdgtg, dm ch Mnmärlki«. SnO Gntizesont der Stndt Leipzig, ^^veatschnatdam Id 6019. I>r. Georgt. Lampe. Hchanction. Montag, de» 11. Januar 1802. sollen von Bonnittags 9 Uhr an im sogenannten verschlossenen Holze aus dem Mittelwaldschlag« ln Abth. 32, ». b. o des Burgnuer Sorftrevter« iu der Näh« des neuen Schützcnliauseü 170 starke Abraumhaufen und 250 starke Laugbausen unter den öffentlich au-ha»ge»den Bedingungen und gegen die üblich« Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Zusammenkuust: aus dem obengeuannteu Schlage. Leipzig, am 28. December 1891. De« Raths Forstdetzntatio«. Am 7. dieses Monats ist in der Elfter unterhalb der Wald trabenbrücke der Leichnam de« unlen näher beschriebenen, bls jetzt hier unbekannten Mannes ausgesunden und polizeilich aufgehoben worden. Wir bitten, falls Jemand über die Persönlichkeit des Entseelten Auskunft zu geben tm Stande sein sollt», solch« schleunigst a» uns gelangen zu lassen. Leipzig, deu 13. December 1891. IV. 6863 Da« Polizetamt der Stadt Leipzig. Bretschneider. Mhl. Signalement: Alter: ca. 50 Jahre, Stand: anscheinend Arbeiter, Größe: 1,60 m, Haare: dunkelblond und araumelirt, Stirn: hoch, Augenbrauen: braun, Augen: grau, Nase: dick, Mund: lewöhnlich, Bart: dunkelblonder Vvllbart, Zähne: gut, Gesicht: änglichrund, Gestalt: kräftig. Besondere Kennzeichen: 1)Leislenbruch in der rechten Seite, 2) alte» Schaden am linan Unterschenkel. Kleidung: ein grau- und schwarz-kleincarrirter Iaquetanzug, ein Paar Lederhalblchuhe mit Gummieinsatz, ein Paar braunwollene Strümpfe, ein dunkelgraue« Hal«tuch, ein Paar Gummihosentriiger, ein schwarz- und wetbgestwtf.'e« Barchenthemd (mit neuen Aermelr) und rin rothe» Taschentuch (ungezeichnet). Ricolaiayinliasium. Anmeldungen sür die vsteraufnahme nehme ich am 20., 21. und 23. Januar, vormittags von '/,11—V,t Uhr in meinem Dienstzimmer (Lünigsslrabe 30, pari.) entgegen. Gleich bei der An- Meldung erbitte ich mir ein« Geburtsurkunde, den Impfschein und die letzte Schnlcensur. Die diesjährige Ostercensur ist spätestens bis zum 23. April nachzuliesern. Die Barprüsung sür Sexta findet Sonnabend, den 12 März, «mittags vou 8 Uhr ab statt, die Ausnahm rprüsung sür hi« übrigen Elasten Montag, den 25. April ebenfalls vou 8 Uhr ab. zig, 4. Januar 1893. Prof. vr. Otto Saemmel, Rector. Expedienten- und VMreckungsbeamtenstelte. Eine pensionSberrchtigte Exvedientcnstelle, mit der daS Amt eines Bollslrecknngsbeamlen verbunden ist, soll baldigst besetzt werden. Das Gehalt beträgt 1100 >l, die zu stellende Caution 1000 >4 Im Gemeindediens: erfahrene Bewerber wollen ihre Gesuche mit Unterlagen bis zum 12. Januar 1892 hier einreichrn. Möckera, am 23. Decemder 1891. Der lltemeinderath. S ch über», Gemeindevorstaud. Sparkasse Biebertwolkwitz. Unter Garantie der Gemeinde. Reserven: 30« «84 4» 04 Sparverkehr vom I. Januar bi- 31. December 1891. 8725 Einzahlungen lm Betrage von 1085 496 48 5980 Rückzahlungen - - - 777 919 - 78 - Verzinsung der Einlagen mit RV,*/»- Sxpedttionszett im Monat Januar jede« Wochentag gutzer Sannadend. Die Zweiggeschästsstelle Stötteritz expedirt jeden Donnerstag Nachmittags von 5—7 Uhr. Die Spareass,nvermgltnng. Die Zustande in Rußland. Die Nachrichten, welche zeitweise über die inneren Ver hältnisse Rußland« in dir Oeffentlichkeit dringen, sind ersicht lich nur der Unaufmerksamkeit der Organe der russischen Polizeigewalt zu verdanken. Was dieser möglich ist, die Wahrheit zu unterdrücken, geschieht, daS bat ein kürzlich gemeldeter Vorgang klar bewiesen. Als neulich der Minister des Innern d:e Berichte der Provinzial-Vorstände in den NothstandSbezirkcn ciofordcrte, um sic dem Kaiser vor- zulcgen, zeigte cS sich, daß die Schilderungen de- Nolbstande« zu düster gefärbt waren, al- daß e« der Minister hätte wagen können, sie dem Kaiser zu übergeben Schnell ent schlossen ersuchte deshalb der Minister die Provinrialvor- stände, andere Berichte abzufafsen, welche dem Zweck besser entsprächen. DaS ist gescheben, und in dieser abgeschwächlcn Form wurden sie dem Kaiser vorgelegt. Wir haben hier eia charakteristisches Beispiel für die Art und Weise, wie die Ver waltung de« großen Reiche» aebandhabt wird. Alle« ist Schein, Lüge, im besten Fall« Verheimlichung der Wahrheit, Schönfärberei oder Uebertreibung. Der Kaiser erfährt immer nur Das, was die leitenden Beamten zur Mittheiluna für geeignet erachten, was ihm sonst durch Zufall oder aus un regelmäßigem Wege bekannt wird, reicht nicht hin, um ihm den vollen Einblick in die wahre Sachlage zu gewähren Wie lange bat es gedauert, bis der vorhandene Notbstand amtlich anerkannt wurdeI Erst eine ganz offenbare Hungrrs- nolh mußte ausbrechen, bis das Roagenaussuhrverbot erlassen wurde, und erst nach weiteren Monaten dehnte man das Verbot auch aus Weizen aus Jetzt geschah aber das Entsetz liche, daß die großen zur Unterstützung der Nolhleidenden gesammelten Summen ibrem Zweck nur zum geringen Ideil gewidmet wurden. Die Habsucht bemächtigte sich der Gelder, und sie wurden theils unterschlagen, theils rum Ankauf un «meßbaren Mehle« oder vielmehr einer Mischung au« Ea .sea, Spreu und verdorbenem Wehl verwendet. Und dieser Ankauf ist noch dazu an der Centralstellt vom St. Peters burger Stadlamt aus geschehen, wie mag cs erst da zu- gehen, wo die Entfernung vom Sitz der Regierung Hand ungen der Willkür und de- Eigennutzes neck mehr erleichtert. Der Kaiser hat bekanntlich eine Commission unter Leitung des Thronfolger- eingesetzt, welche die Ausgabe hat, da« Wohlthätigkeilswerk zu organisiren. Die Absicht ist lobend wertb. aber die Schwierigkeiten, welche der Wirksamkeit dei Werth, aber die Schwierigkeiten, welche der Wirksamkeit der Commission entgegen stehen, sind groß. Wenn irgendwo der Satz gilt, daß der Mann selbst Hand anlegcn muß. um etwas ,u erreichen, so gilt er in Rußland, wo der Vearutenstand mit geringe» Ausnahmen von den höchsten Stellen bi« zu den Unterbeamte» so verdorben ist, daß dir russische Bestechlichkeit prichwörtlich ist. Gerade die Centralisation befördert die Lässigkeit und die sittliche Haltlosigkeit des Bcamtcnlkumö, 0 daß die gesainmte amtliche Thätigkeit nur als ein Mittel ur Bereicherung der Beamten angesehen zu werde» pflegt. 8ege» diesen schweren Uchelsiand geschieht von höchster Stelle das Mögliche, um ihn abzustellen, aber vergeblich, weil die Wurzel des Nebels in gewissen Eigenschaften des Bolks- charakler« und im System liegt. Unter diese» Umständen ist es natürlich, daß die nihilistische Bewegung wieder üppig in die Halme schießt. Es sind in der neuesten Zeit wieder vier Crntralpuncte der Bewegung entdeckt worden, in Petersburg, Moskau, Charkow und Warschau. Es sind in dieser Bewegung verschiedene Richtungen erkennbar, die anarckislische, welche in St. Prtersburg ihren tsitz zu haben scheint, dann die constitutionelle, welche von Pkoskau auSzugehcn scheint. In Charkow werden die Bauern zum Kampfe gegen Adel und Geistlichkeit aufgrrufe», und in Warschau besteht ein Gcheimbund, welcher auf den Umsturz hioarbcitet, um auf diesem Wege die Selbstständigkeit Polens u erreichen. Hier sind es in erster Linie Schriftsteller und ctudenlen, welche als Träger der Bewegung ermittelt worden sind. Uebrr diese ernsten Vorgänge dringen nur allgemeine Andeutungen in das Ausland, aber da« gleichzeitige Auftreten von Meldungen au« vier verschiedenen Hauptstädten des russischen Reiches schließt jeden Zweifel an der Richtigkeit der Meldungen aus. Die russische Presse schweigt über diese Dinge, nicht weil sic davon keine Kenntniß hat, sondern weil sie ihr Dasein nicht leichtsinnig uns« Spiel setzen will, wir sind in dieser Beziehung auf di« Mittheilungen von Correspondenten beschränkt, welche vermuthlich mit große» Schwierigkeiten zu kämpfen haben, damit ihre Berichte auf Umwegen ihr Ziel erreichen. Mit Offenheit würde man in einem Lande für Preßzwecke nicht weit kommen, wo ein Wink zenügt, um einem miltheilsamen Briefsteller das Schreiben ür immer unmöglich zu machen. Unvermeidlich ist es bei solchen Zuständen, daß auch viele unbegründete Gerüchte den Weg in die Oefsentlichkeit finden, z. B. die Meldung, daß der Bahnhof in Galschina unter- minirt war und unmittelbar nach der Abreise de« Kaiser- paarcS zerstört wurde. Man ist auch ohne amtliche Nachricht darüber, was an dem Gerüchte ist, daß das Gebäude der russischen Botschaft in Paris von Nihilisten in die Lust ge sprengt werden sollte. Nur so viel läßt sich au- solchen Gerüchten entnehmen, daß die Erbitterung in Rußland über die unerträgliche» Mißslände ihren Höhepunkt erreicht hat, und daß es nur der Anwendung rücksichtsloser Gewalt big her gelungen ist, de» Schein der Ordnung wenigsten« äußer sich aufrecht zu erhalten. Eine Revolution im europäischen Sinn« ist in Rußland sehr schwer auSsührbar, weil dir Massen träge und durch lange Knechtschaft sür die Organisation unzugänglich sind. Auch der Bildungsgrad ist z» gering, als daß sich da« Volk für den Gedanken der politischen Freiheit uud Selbst vestimmung begeistern könnte. Deshalb hat auch der Nihilismus seine Wurzeln nicht im Volke, sondern in den höheren Ständen. Im Heere, im Beamtenthum, in der Studentenschaft liegen die Fäden, welche zur Veränderung der bestehenden Zustände miteinander verknüpft werden sollen. Der Drang nach politischen Reformen ist überall stark, aber wie die neuesten Nachrichten zeigen, ist eine Uber das ganze europäische Rußland sich erstreckende Organisation bisher nicht zu Stande gekommen, cS sind die vereinzelten Aeußerungen örtlicher Bestrebungen, welche in den großen Städten zu Tage treten; die Mittel, durch welche die Veränderung angcstrrbt wird, sind verschiedener Art, nur über den Zweck besteht Einigkeit An die Stelle der absoluten Monarchie soll der Vrrsassunasstaat gesetzt werden, wie das geschehen kann, darüber stellt man die Entscheidung der Zukunft anheim, vorläufig ist der Kampf gegen da« Be stehende daS Bindemittel aller revolutionairc» Bestrebungen in Rußland. Der Kaiser und seine Regierung stehen der Bewegung schroff ablebnend gegenüber, und al- da« beste Abwehrmiile ist die Bereinigung ganz Rußland« unter Auslöschung aller nationalen und confessionellen Unterschiede erkannt worden. Die Russificirung der Ostseeprovinzen und Finnland«, die Ausweisung der Juden, dir Erhebung de« orthodoxen Glauben« zur Staatsrrligion unter Ausschluß aller anderen Bekenntnisse sollen die Herstellung eines großen in sich gleichartigen Ganzen ermöglichen und dadurch dem Absolutismus neue Kraft und neues Leben ein- stößen. An Tbatkrast und Entschlossenheit, das vorgestecktc Ziel zu erreichen, läßt es die russische Regierung nicht seblen, aber Naturereianiste. Volkswarakler und der Wi aturereignisse, Volkscharakter und der Widerstand der Vertreter von Bildung und Fortschritt ziehe» die Grenze sür diese Bemühungen, dem Rade der Zeit «n die Speichen zu greisen. Rußland ist heute noch ein geoaravhischer Be griff, dessen innerer Zusammenhang durch die Unselbstständig keit der Bevölkerung ermöglicht wird, dieser Zusammenhang aber lockert sich i» demselben Maße, wie die Bevölkerung zum Bewußtsein ihrer Kraft und Leistungssähigkrit gelangt. Ohne die Bcihätiguna diese» Bewußtsein« würde Rußland die Bedeutung^al« Mitarbeiter an der allgemeinen Ent wickelung der Menschheit einbüßrn. Leipzig, 5. Januar. * Dir .Schlesische Feier ihre« l50jäh..p... «.»» --»> «.»re ^ 150 Jahre Schlesische Zeitung* hat die fest 1732 m Breslau bestehend« Lcrlagsdnchhandumg von Wilh. Zeitung* beging am 3. Januar die igen Bestehen«. Unter dem Titel Gottl. Korn einen Beitrag zur vaterländischen Cuitnr- »eschichte erscheinen lassen, welcher aus Anlaß de« heutigen Tage« geschrieben worden ist, mit dem dav vierte halbe Jahr hundert in dem Leben der „Schlesischen Zeitung* beginnt. In erster Reibe ist da« Buch sür die Freunde der Zeitung bestimmt und wird in ihren, Kreise die wohlwollende Aufnahme finden, aus welche in unserer weckselvollen Zeit ein auf 150 Jahre zuriick- wcisendcr Gedenktag Anspruch macke» darf. Aber auch eine weitere, namentsich für das Schlesicrland denkwürdige Be deutung knüpft sich an jene Zeit, weil sie an eine ruhmreiche Epoche in Friedrich'« des Großen beginnendem Siegeslauf er innert, welchem Könige die Zeitung unmittelbar ihr erste« Ent lehen verdankt. Dasselbe fällt mit der Besitzergreifung Schlesiens durchFricdrich II. zusammen, undwenn die Erinnerung an den großen König da» dankbare Andenken an ei» l 50jährigc« Gedeihen und Blühen unserer Provinz nnlcr dem Sccptcr des Hohen- zollernschen Herrscherhauses wachruft, so wird daS Jubiläum der Zeitung nicht um ihrer selbst, sondern um der Zeit willen, aus welche cS zurückweist. zu einem patriotischen Gedenktag. Noch «he König Friedrich II. in seine neue Haupt und Residenzstadt kam, um am 7. November die Huldigung der Fürsten und Stände entgegen zu nehmen, war ibm von dem FeldkricgS- commissariat ein Antrag vorgclcgt worden, dem Kaufmann und Buchhändler Johann Jakob Korn ein Privilegium zur Herausgabe einer Breslauer Zeitung zu crtbcilen. Am 22. October l74l wurde dasselbe von dcni Könige vollzogen, und am 3. Januar >742 erschien die erste Nummer der „Schlesischen privilegirten Staats-, Kriegs- und Friedens-Zeitung*. * Die sranzösischen Blätter bcsolgen im Allgemeinen die Tendenz, ihre Leser in den Glaube» zu wiegen, die Elsaß- Lothringer seien noch gute französische Patrivlen., Nur selten wagt eine Slimm: den Schleier z» lüften. Seltsamer weise findet sich ein solche« Eingeständnis; in der neuesten Nummer der „Nouvclle Revue* der bekannten Frau Iulielte Adam. ES heißt darin u. A.: „In der Tbal, wir können und nicht verhehle», daß die Zustände in den annectirlen Länder» nach einer nunmehr 20 jährigen Zugehörigkeit um Eroberer nicht mehr derart sind, um ein sranzösilcheS >erz zu erfreuen. Vor Allem sind cs die Beziehungen zwischen den Einheimischen und de» Eingewanderten, welche den Anlaß zu traurigem Nachgrübcl» gebe» müssen. Es läßt sich, wenn man sich selbst keine» blaue» Dunst vorniachcn will, nicht leugnen, daß diese Beziehungen vorhanden sind, und war in einem Maße, welches den Eingewanderlcn mehr Be- riedigung gewähren muß als »nS. Dag lebendigste Zeugniß ür die Abnahme dcS französischen Patriotismus ist d>e Jagd nach öffentlichen Aemteru, welche sich unter den Elsaß- Lothringern zeigt, u»ter dem Bvrwandc, daß. wenn die Elsässer sic nicht nähmen, die Alldeutschen sie doch be kommen würden. Nichts ist unrichligcr als dieser gewisser maßen sauclionirtc Ruf nach einem „Elsaß Lothringen sür die Elsaß-Lothringer*. DaS wird von de» Einheimischen nur gesagt, um sich in den Augen der Franzosen rein- zuwaschen, leider wird eS auch von französischen Journalisten wiederholt, welche den Tinge» nicht ans den Grund sehen und sich bemühen, ihren französischcn Lesern die Verhältnisse im Elsaß noch immer in französischem Lichte z» schildern. In Elsaß Lothringen selbst glaubt das keine Seele. Alle diejenigen in der That, welche aus deutschen Händen irgend ein Amt, eine Stellung, eine Berufung angenommen haben, alle sind verloren sür Frankreich; darüber dürfen wir uns keinem Zweifel hingeben. In der That: kann man die deutsche »Schärpe mit der schwarz - weiß - rothcn Farbe tragen; kann man einen deutschen Orden annehmcn; kann man an einer öffentlichen Festlichkeit tbeiliichmen; kann man in daS Hoch aus den Kaiser cinstimmen; kann man auf die Gesundheit des Herrscher« trinken; kann man vor Allem i(>m den Eid der Treue leisten — und dabei Französisch gesinnt bleiben? Jeder anständige Mensch wird mil uns sagen: Nein!!* — Dein verbissensten» Pariser Ebauvinistenblaft, den, „Alsacien-Lorrain*, sind diese Bekenntnisse natürlich äußerst unangenehm. Es sucht sie durch folgende schamlose Erllärung abzuschwächen: „Glaubt man denn, daß die protestlerisch gesinnten Abgeordneten, welche den politischen Eid geleistet baden, deshalb nicht mehr gute Patrioten seien? Derlei Eite verpflichten zu nickis und Niemand giebt sich in dieser Hinsicht einer Täuschung hin * Wir gönnen den Herren Chauvinisten in Paris eine solche journalistische Vertretung. * Der Kaiser von Oesterreich ist am Sonntag Abend nach Pest abgereist. * Der Bericht de« österreichische» ZollauSschusscü über die Tarifverträge wird den Mitglieder,, des Abgcord netenhauseS bemnächft zuachcn. Der Beau,» der Debatte im Plenum ist definitiv auf den 1>. d. M. festgesetzt worden. Der Bericht deS Referenten Hellwich entbehrt jeder polemische» Bemerkung gegen den Abschluß geheimer Refaclicnvcrlrä seitens des ungarischen HandelSminisierS Baroß, sondern beschränkt sich aus die wortgetreue Wiederholung der Er klärung deS Regierung-Vertreters Wiltek, daß Oesterreich gewillt sei, den deulfch-österreichischen Tarifvertrag, der vptuo» üäo geschlossen worden, voll und ganz dürft zusühren und alle Consequenzen davon zu tragen. Am Schluffe deS Berichts sagt der Referent, indem er die Ai: nähme der Verträge empfiehlt: Der Ausschuß stimme den Verträgen zu ohne Begeisterung und ohne Verzagtheit, olme große Hoffnungen, aber auch ohne Befürchtungen. Die Hauptsache sei da« Zustandekommen der Verträge, damit sich der politisch-militairische Dreibund zu einem wirlhschafllichcn Dreibunde ausgestalte, zur Sicherung der Machtenlsaltung Oesterreichs. - Der Wiener Correspoudent der „Times* meldet, laß Plenrr wahrscheinlich »um Präsidenten des österreichisch- ungarischen Rechnungshöfe« ernannt werden wird, um der deutschen Partei ein wettere« substantielle« Zligeständulß zu machen. * Gestern sollten die Schriftstücke betreffs de» verlängerten Tarifvertrags Frankreich» mit Schweden aus der Basis des Minimaltarifs ausgetauscht werden. Tie Ver handlungen mit China nehmen einen guten Fortgang. Mit der Schweiz ist es schwierig, eine Verständigung zu erzielen, doch herrscht gegenseitiger guter Wille. Mit Spanien ist es schwer, ein Euwernehmeu Herz»stell«r
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