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Dresdner Nachrichten : 14.04.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-04-14
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187704143
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18770414
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18770414
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1877
- Monat1877-04
- Tag1877-04-14
- Monat1877-04
- Jahr1877
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 14.04.1877
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«r.104 »ari »0PI,k,durch »>« W»ft » vlariiS «I,«. Utiit«l. Nummern WPI,«. >u»l„« S2VVÜ »nl. »MU« dl« ««dactt,» Mcht^kkdtndttch. <»srr»t»».»nn«l»>« aul- WLrch i I, „< V«,!«» I, Lermbur», Ne«. " , «Un/TL,«,. tl»l«l. -d«»u. istiüilfürtM. 1. >»«»»» «n verlln, l< Pit«», Hamburg, M.. «Un. ..... — v«d» H 0». in ,ru»ifur« »I. — »r. k«I»1 In »d«««t». - U— «i.lmütt». ü»»I,r 4 v». t« »,rt». «äk vr »»« »erantw. «evacteun »«««». «ch«L»v»« tu Dresden. Tonmivetiv, 14. April Tageblatt str U-littk, Unterhaltung,Heschäftsverkehr. NSrsenbericht.Aremdenliste. XXII. Jahrgang. ^ Dresden, 1877. J»Ier<rl, n>»rd«» Marten- St,ad« >» bt» «d.»U»r -naenamme», Votmtaa» di» MtlI-o» ir um. s« Kcullndl: »rode »toller- ,a1>« ü dl» Nachm. 4 Uhr. — Der Na UI» eln«r etil- I»a«ne» Peilt»,>l« koliel Id Psa/. e»t„agandt. die ZeUrunPsae. ^ . »ine «ilaronuc jur da» nächtlläjiti,« Erschet. neu der 2n>rraie »otid nicht gcaebcu. rlurwilrlige Annoncen» Aulträge von uns und« kannten Ntrmcn und Per Ionen inserlren wir nur heacn Pränumerando» tjalilnug durch Vrtil» marken oder Poilcintah- lniig. Ache Süden loste» IS Pigk. 2»lc,ntc iür die Ntontag» Nummer »der »ach einem Hel»»»« die Peliticile <!» Ps,e. Volttische». Nachdem pch au» de« Dunstkreise der Kanzler-Krisis als fester Körper da« Dreigestirn Hofmann-Bülow-Camphausen herausgebiidet hat, darf da« Publikum für einige Zeit wohl von dieser Frage Ab schied nehmen. Lediglich der Vollständigkeit halber sei hier noch nachgetragen, daß der Kaiser selbst die Substitution des Herm Camphausen an des Kanzler« Stelle für bedenklich angesehen hat in einer Zeit, wo an den Thron so viele Klagen und Beschwerden über die herrschende Freihandels- und WirthschaftS-Politik, so viele Hilferufe au« allen Theilen des Landes gelangen. Als Antwort auf alle diese Nothschreie den Finanzminister Camphausen zum Range eines VicariuS de« deutschen Reichskanzlers zu erheben, habe dem Herzen des Monarchen widerstrebt. Die Persönlichkeit des Herrn Camphausen wäre eine zu prononcirte gewesen. Inzwischen arbeitet der Reichstag an seinem Pensum ruhig weiter. Mit Sympathie darf man den nun zur Lesung gelangten FreundschaftS-Vertrag zwischen Deutschland und den Tonga-Inseln aufnehmen; ist doch jede Maßregel, welche die deutschen Handels beziehungen auüdehyt, geeignet zu bewirken, daß daheim mehr Hände in lohnende Bewegung gesetzt werden. Der Abg. Kapp verstand es, die Wichtigkeit fester Schifffahrt»- und Handels-Stationen im Stillen Ocean sehr klar hervorzuheben. Der Vertrag darf als ein Sieg über den mißgünstigen Einfluß der zur Monopolisirung deSHandelS mit jenem Archipel hinftrebenden Engländer betrachte» werden und es wird gut sein, wenn die für das deutscheReich acquirirtenKohlen- Stationen auf den Tonga-Inseln das imponirende Erscheinen und Verweilen deutschst Kriegsschiffe möglich machen. — Beider sich anschließenden Berathung des Reichs-HauShalteS fand die von Mecklenburg vorgeschlagene Fabrikat-Steuer auf Branntwein ent schiedenen Widerspruch bei den Abgeordneten Braun und v.Kardorff. Beide befürchteten, daß. wenn die jetzige Besteuerungsart nach dem Maischraume aufgegeben würde, nur die größeren Brennereien bestehen könnten, die kleineren einpacken müßten. Die für die Land- '.wirthschaft sich hieraus ergebende Benachtheiligung erscheint uns fauch für die sächsischen Kartoffelbauer recht beachtlich. Bei diesem 'Anlaß äußerte auch der Abg. Günther mehrfache Wünsche um besseren Schutz des einheimischen Spiritusbrenners gegen die Be günstigungen, die man künstlich der ausländischen Concurrenz gewähre. Nachdem der italienische Minister des Innern seit längerer Zeit die günstigsten Berichte über die öffentliche Sicherheit in Italien hat verbreiten lassen, muß e« allerdings befremden, wenn man hört, daß ganze Räuberbanden eine Provinz Italiens raubend und plündernd durchstreifen und sogar in unmittelbarer Nähe NomS auftauchen. Wenn Herr Nicotera nach mehr als jähriger Amts thätigkeit diese beschämende Thatsache dadurch zu beschönigen sucht, daß er den italienischen Banditenbanden den Namen derJnternatio nalm giebt, so mag ihm das persönlich zum Tröste gereichen, für jeden Anderen wird in dem Urlheile darüber, daß es mit der Sicher heit «Italien nach wie vor herzlich schlecht bestellt ist, nichts dadurch geändert, ob er von einem angeblich Internationalen oder von einem regelrechten Raubgesellen ausgeplündert wird. Die eine Thatsache ist für die Verwaltungsthätigkeit Nicotera'S ebensowenig ehrenvoll wie die andere. Die neuesten telegraphischen Nachrichten aus Rom melden, daß die Räuberbanden keineswegs vernichtet sind, sondern ihre Streifzüge fortsctzen. Die Staatsmänner Italiens tragen frei lich viel höher fliegende Pläne mit sich herum, als daß sie Muße fänden, für Ruhe und Ordnung im eigenen Lande zu sorgen. Italien sehnt sich förmlich nach dem Ausbruche nicht bloS des türkisch russischen Krieges, sondem nach einer allgemeinen europäischen Ver wickelung, um nach beliebter Art im Trüben fischen zu können. Am liebsten sähe es Italien, wenn Oesterreich sich zu Gunsten der Türkei in einen Krieg mit Rußland und Deutschland reißen ließe, damit Italien, ohne selbst größere militärische Anstrengungen zu machen und erhöhte Gefahren zu laufm, sich Süd-Tirols, womöglich auch Triest» und Dalmatiens bemächtigen könne. In Frankreich arbeiten freilich die Clerikalen ganz gegen ihren Willen den Italienern mächtig in die Hände. Der katholische Con- greß, der dieser Tage in Paris tagte, ist nicht auscinandergegangen, ohne eine Adresse an die gesetzgebenden Gewalten Frankreichs auf zusetzen, daß diese, also derMarschall-Präsident und beideKammern, die Unabhängigkeit des Papstes sichern möchten. Man wagt zwar nicht, von Frankreich zu fordern, daß es sich zu dem Abenteuer eines gewaffneten Römerzuges »ersteige, aber Frankreich solle diploma tische Vorstellungen gegen die Behandlung des „gefangenen Papstes" erheben. Ein solcher Rath ist leicht gegeben, aber die Schwierigkeit besteht in der Ausführung. Die Würde der Regierung, ja selbst die Erhaltung des Friedens gerathen leicht inS Gedränge, wenn solche unnöthige Stänkereien diplomatisch angezettelt werden. Bei der Macht und Ausdehnung der clerikalen Bewegung in Frankreich ist leicht zu besorgen, daß jene Petition mit mehreren Hunderltausen den von Unterschriften versehen an die Kammern kommt. Wir be dauern diese klerikale Strömung in Frankreich aus mehr als einem Grunde. Sie hindert namentlich eine größere geistige Annäherung zwischen zwei Culturvölkern, die darauf angewiesen sind, zum eige nen und zum allgemeinen Besten Hand in Hand zu gehen. Gerade jetzt, wo sich im Osten Schlächtereien und Grausam ketten von einem Umfange vorbereiten, vor denen die kühnste Phan taste sich schaudernd abwendet, ist ein engerer Anschluß der Völker de» hochgebildeten Westens Europas um so dringender erforderlich. Die russische Diplomatie hat ihre Aufgabe beendet: sie hat der Welt solange von der Möglichkeit der Friedenserhaltung vorgeschwätzt, bi« die Frühlingssonne die Schlammwege BeffarabienS zum Kanonen- tran«port getrocknet hat. Nun kann'« losgehen. In der Krim blüht der Flieder, die Iris reckt sich au» der Erde, die russischen Offiziere, die noch kein Georgskreuz oder Vordermänner haben, die nicht so bald eine« natürlichen Todes sterben wollen, verlangen stürmisch nach Eröffnung der Feindseligkeiten. E« wird lebendig auf allen Jnsurrectionsschauplätzen, die Montenegriner lauern auf der Hoch» wacht de« Kloster« Osirog. Und während so der russische Adler die Schmimm E nc« dnn halbm Monde. »M die Pforte schweigend ihren Todesgang an. In Asien stehen die schis matischen Perser bereit, sich auf die Türken zu stürzen und den Rüsten zu helfen. Die drei Millionen armenischen Christen Klein- asienü sind ebenfalls, von Rußland bearbeitet, zum Aufstand bereit, und ihnen setzt die Pforte den ganzen Fanatismus der Muselmänner entgegm. ES wird ein Blutbad ohne Gleichen geben. Die bisherigen Blutthaten von Tatar-Bazardschik dürften ein Kinderspiel sein gegen die Gräuel des Nacen- und Religionskrieges, der in Bulgarien und Rumelien und Kleinasien ausbricht. Die russischen Befreier werden nur Trümmerstätten und Leichenhaufen finden, ein wenig lockender Siegespreis! Und doch, wo giebt es noch ein Mittel, ein Zurück! den Unmenschen zuzurufen, die entschlossen sind, Leichenhaufen auf- zuthürmen, Riesengräber aufzuwühlen, Trümmerstätten zu schaffen, eine ganze Welt in Brand und Rauch zu stecken? Neueste Telegramme der „Dresdner Nachrichten". Berlin, den 13. April. Im heutigen Reichstag fand eine Besprechung über das Schreiben des 'Reichskanzlers, dessen Beur laubung betr., statt. Hänel bestreitet die Behauptungen verschiedener Zeitungen, daß sein Antrag auf eine Besprechung des Schreibens eine Demonstration oder der Ausdruck der Opposition sei. Das Abschiedsgesuch Bismarck'S sei ein europäisches Ereigniß, sei einge treten, als die deutsche Volksvertretung in die Ferien gegangen; die selbe habe aber die Pflicht, in diesem Augenblicke ihre Stimme zu erheben und zu betonen, ein wir schweres Unglück Bismarck's Rücktritt in diesem kritischen Augenblicke der auswärtigen Lage wäre. Deutschland darf ruhig sein, so lange Bismarck seiner jetzigen Politik getreu bleibe. Auch bezüglich der inneren Politik sei der Augenblick zur Verabschiedung Bismarck's der unglücklichste ge wesen. Die Justizgesetzgebung, die kirchliche Gesetzgcbuirg unter der Devise „Nach Canossa gehen wir nicht", weit mehr aber noch das gesammte wirthschaftliche Gebiet erheischen die starke Hand Bis marck S, von welchem sie aubgegangen und dessen Namen das Sy stem bedeute, nach welchem auf diesem Gebiete verfahren worden. Cs sei ein Zeichen von hoher Negentcnweisheit, daß das Abschieds gesuch Bismarcks in diesem Augenblicke abgelehnt worden, daß man demselben ausgewichen sei, auch eine Stellvertretung sei nicht wünschenswerth gewesen, sie hätte eine Verfassungsänderung erheischt und diese höchstens zu einer Organisation uä Iw, geführt; so wäre die jetzt getroffene Auskunft die beste gewesen, sie sei juristisch unanfechtbar, wenn die Contrasignatur, die volle Verantwortlichkeit Und die Stellung des Reichskanzlers zum Reichstage unverändert dieselbe bleibe, worüber Redner Aus kunft vom Bundesrathstische erwarte. Die Kanzlerlrisis allein beweise die volle Unhaltbarkeit der Organisation der oberen Ncichs- behörden ; hier sei eine Lücke, die nian bei guten Zeiten auszufüllen bedacht sein möge. Dazu gebe es keinen andern Weg, als die Er richtung von Reichsminisiericn. Die Partei des Redners habe aus taktischen Gründen jetzt von einer Resolution Abstand genommen, da sie erfahren, daß, wenn auch au» formellen Gründen, eine Ma jorität nicht dafür zu gewinnen war. Staatssekretär Bülow erklärt hierauf: es werde weder bezüglich der Contrasignatur, noch bezüg lich der vollen Verantwortlichkeit des Reichkanzlers während der Beurlaubung desselben irgend eine Veränderung cintretcn. Abg. v. Bennigsen meint, daß der Reichstag in 'diesem Augenblicke nicht schweigen dürste. ES sei bankcnswertb, daß der Reichskanzler sich in diesem kritischen Augenblick habe bewegen lassen, trotz seiner angegriffenen Gesundheit ans seinem Platze zu verbleiben. Dem Danke dafür einen Ausdruck zu geben, gezieme dem Reichstage iBeilali). Man bedenke doch die Stel- lung, zu welcher Deutschland unter de» Mächte» durch Kaiser und Kanzler in noch nicht einem Dutzend Jahren bei der Gegnerschaft Oesterreich- und Frankreichs gekommen sei. die Staunen und Furcht hervorgeruicn habe, zu der Stellung, die nun einen friedlichen Ausbau beS Rechtsstaates gestatte. DleS lei taS Verdienst deö Kaisers und Kanzlers; da habe die Ver tretung der Nation die Pflicht der Anerkennung. Formell sei daS Schreiben Bismarck's, zumal nach den Erklärungen Nülow'S. gewiß unantastbar. Der Redner hofft, daß auch bezüglich der wichtigen handelspolitischen Fragen der Reichstag eins bestimmte verantwortliche Erklärung nicht vermissen werde. Der Redner hält eine Ordnung der höchsten Reichsorgane für unerläßlich, aber durchaus unthiinlich in Abwesenheit teS Reichskanzlers. Solche Dinge könnten nicht alle aus der Initiative des Reichs tags hcrvorgebcn. Solche Dinge im ungeeigneten Momente zu beginnen, wurde den beabsichtigten Erfolg nur verkürzen. Im Bundesstaate seien diese Fragen schwieriger zu lö sen. wie im Eluhcitöstaaie: tcSbalb sei man bislang nur vorsichtig schrittweise vorgegangcn. Redner und seine Partei hätten niemals die Lücken der RclchSvcriassung bezüglich brr Reichöministerlen verkannt und hielten früher wie letzt die Hoffnung ausrecht, daß vorhandene Lücken ausgcsüllt werden. Auch für die ReichSreglerung könnte« die Vorgänge der letzten Zeit nicht wirkungslos gewesen sein. Es sei zu hoffen, baß die Regierung selbst Institcztionen schaffe» werde, um das Amt deS Reichskanzlers zu erleichtern. Dahl» werde Redner und seine Partei nach der Rückkehr BiSmarctS zu den Geschäften Mit wirken. ES lxibe in Deutschland ein großes Mißtraue» bestan den. daß man den Einbeitvsltictt. wolle. BiSmarck'ö Name und heilsames Gegeil ten. Notbwenbig . ^ elieicht die Ver einigung der RelchSftnanz-Verwaltung und lener deö größten ParticniarstaätcS Preußens In einer Person. Hoffen wir, daß. wenn der Reichskanzler gestärkt zurückkehrt, mit uns Hand anlegt an die Fortentwickelung der inner« Zustände Deutschlands aus Grundlage der bestehenden Verfassung (leb hafter Bestall)! Abgeordneter Windthorst (Meppen) drückt nach einer längeren Rede über die äußere Politik Bismarck's, die er billige und über die bisherige innere Politik, gegen welch' letztere er Widerspruch erhebe, ven Wunsch aus, den Wortlaut jener CabtnetSordre kennen zu lernen, wodurch BISmarck be urlaubt worden sei. Dann erst werde der Reichstag sich darüber entscheiden kbnnen, ob die Sache nicht an eine Com mission zu verweisen sei. Die frühere Vertretung BISmarck'S durch Delbrück sei eine generelle gewesen, die iatzige scheine mehr eine partielle zu sein. Fr frage daher den StaatSminlstrr von Bülow, ob er seine > heutige Erklärung tm Aufträge Reichskanzlers gegeben habe? v. Bülow erklärte: Ja, vr. thvrst erklärt daraus: DäS sreut mich: ich werte aber diese Frage bti Icdcr neuen Erklärung wiederholen. Windthorst hält übrigst» die Einsetzung zweier Stellvertreter für der Verfassung interpretiren, daß derselbe nach wie vor die Geschälte iortiührt und iür u sie voll verantwortlich bleibt. - Kl eist- Ncetzowl hob hervor, die Beurlaubung deö Reichs kanzlers sei verfassungsmäßig zulässig, man gehe zu weit, wcnn man verantwortliche Rcichoministcr verlange, der Kanzler werde nach wie vor seinen Einfluß aus den Gang der Politik auöübc». Bethusy-Huc betont, der Urlaub des Kanzlers könne nach der ganzen bisherigen Entwickelung des Reichs dessen Weiter- gedeihen nicht aushalten. DaS Reich sei kein loscö Gciügc, so», dern habe eine einheitliche Vcrwaliung, wozu der Reichskanzler die nötblge» Rathichlägc stets gegeben bade. Damit schließt die Besprechung. Lao Hauö setzt die zweite Leimig dcsVoucwiü fort. Bebel takelt, Laß die den Postunterbeamtcn etatmäßig bewilligten Gehälter nicht auögczahlt würde» und beantragte die Vorlegung eines Gesetzentwurfs, rer die Veamtcngebältcr nach der Dienstzeit regele. An der sehr umfangreichen Debatte nahmc» Berger. Nicke«, Schmidt, Lingenö, Bon!» und Richter wiederholt, auch Stephan und sein Commissar Thcil. Der Antrag Bebel's wurde schließlich abgciehnt. (Fortsetzung morgen.) Washington, 13. April. Die in den europäischen Ge wässern stationirten amerikanischen Schiffe haben Befehl erhalten, sich bei Nizza zu vereinigen und zum Schutze der amcrikanischen Staatsangehörigen nach Konstantinopcl zu gehen. ReglcrungSprineiptz habe diesem Mißtrauen ein Heils gewicht hingehaHrn; daS sei nicht zu unterschätzen, sei eine verantwortliche Flnanzvcrwaltuug. viellei drtz Reich-kanzlevS nur bahln Locale» and Sächsisches. — Obschon keine milde Frühjahrssonne vom Himmel hcr- niederleuchtete und der Landschaft ihren eigenthümlrchen Glanz ver lieh, bot der gestrige Cor so im lönigl. Großen Garten doch eine Reihe höchst anziehender Bilder. Jedenfalls zeigt die große Thcilnahme, welche das Unternehmen bei der vornehmen und wohl habenden Bevölkerung der Residenz findet, daß der Gedanke, jeden Montag und Freitag der ersten Frühlingsmonate ein Stelldichein im Freien zu Wagen, Roß und Fuß zu veranstalten, auf Lebens dauer rechnen darf. Zwei Militärkapellen, gestern die der Artillerie und des Schützenregiments, waren ober- und unterhalb des Teiches aufgestellt, um ununterbrochen zu concertiren und Bewegung in das Treiben zu bringen. Se. Majestät der König erschien diesmal, umgeben von seinen Adjutanten, den Majoren v. Minckwitz und v. Ehrenstein, zu Pferde, während I. Majestät die Königin in einem offnen Zweispänner sich durch die stattliche Reihe prächtiger Geschirre bewegte. Unter dem Fußgängerpublikum verkehrten die 3 Söhne des Prinzen Georg, K.H., mit ihrem Militär- lehrer. Vier Viererzüge fesselten die Aufmerksamkeit; drei derselben wurden von Herren von Arnims gelenkt; Graf Luckncr kutschirtc auf seinem, nunmehr aller Welt genugsam bekannten Reisewagen. Muthige Reiterinnen sprengten neben vielen Cavalerie-Offizieren durch die bald langsam vorrückendc, bald sich in rascherem Tempo bewegende Wagenburg. Vermißt haben wir die Künstlerwelt, auch die baut« ünancw war offenbar mit den Baisscspeculationen zu sehr beschäftigt, um sich dem harmlosen Schauspiele behaglich hingeben zu können. Wenn eine mildere Sonne leuchtet, werden bei künftigen Corsi die Damen sich gewiß in den reizendsten Frühjahrstoiletten zeigen. — Aus Anlaß des Geburtsfestes Sr. Majestät des Königs veranstaltet der Herr Premier- und Kriegsministcr v. Fabrice in seinen Räumen Montag den 23. d. eine Soiroe, zu welcher bereits zahlreiche Einladungen ergangen sind. — Abermals können wir von zwei großartigen Vermächtnissen des Herrn de Wilde berichten. Dieser Wohlthäter und Menschen freund hat außer den die Höhe von 150,000 Mark übersteigenden, schon bekannten Vermächtnissen weitere 15,000 Mark dem Bezirks- Verein zur Fürsorge für die aus Straf- und Besserungsanstalten Entlassenen hinterlassen. Dieser Verein verfolgt den humanen Zweck, den Unglücklichen, die aus solchen Anstalten entlassen sind, Brod, Handwerkszeug und Kleidung zu gewähren. Noch großartiger ist aber ein de W ilde'scheS Vermächtniß von 90,000 Mark an die hiesige Corporation der Kaufmannschaft behufs Unterstützung ver armter Kaufleute oder Hintcrlassene von Kaufleuten. Gewiß erweckt eine solche großartige Wohlthätigkeit bei unseren Millionaircn und sonstigen hochbegüterten Mitbürgern das Bestreben, in ähnlicher Weise ihren Namen nach ihrem Tode zu einem gesegneten zu machen. — Dein Oberbcrgrath Karl Hermann Müller und dem Bcrgratb Friedrich Wilhelm S chwanekrug i» Freibcrg ist daö Ritterkreuz l.Cl. vom Verdienstorden, dem BcrgamtSmarkscheircc Christian Friedrich Neubcrt das Ritterkreuz 2. El. dieses Ordens, und dem Vcrgliigcnleur Ado pH Mezger, Beide daselbst, das Ritterkreuz 2. CI. vom AlbrcchtSordcn, dem Sportel- Rcudant Johann Gottfried Htl.'er daö Albrcchtskrcuz und dem Controlcur bei der Polttrldlrcction zu Dresden, Tänzer, daS Verkleiistkreuz perliehen worden. — — DieEröisnu » g des R othichö n be rg c rS to l l n S hat am (2. April in Beisein deö FiiianziiiiiiisterS v. Könneritz und der GeheinirätheFreicklcbcn und Schmalz, sowie deö Finanz- ratbtö Frclevlebcn und unter großen Feierlichkeiten stattgesunden. Bet diewr Gelegenheit und im Ilnterirtisct'cn wurden den oben genannten hohen Bergbcamten die ihnen verliehenen Orden überreicht. — - Wenn vor einiger Zeit eine allmäiige Zunahme der Bevölkerung Dresdens gemeldet werden konnte, so haben sich leider neuerdings diese Verhältnisse geändert. Stach einer Mitiheiiung der königl. Polizeldircction waren zu Ostern 876 Familien und einzelnstehende selbstständige Personen hlerbcr- gezogcn, dagegen batten sich l i:)5 weggewendet; Fremde ohne bleibenden Aufenthalt wurden 8.',7l angemeldct, 857-1 aber abgc- meldet. Die Amneltnng von GewerbSgedilien bezifferte sich auf 581, die Abmeldung von solchen aus 6R). Daß hier Theuer- ung, Geschäfts- »nd Arbeitslosigkeit die Faktoren sind. Ist wohl nicht zu bezweifeln. - Unter den Persönlichkeiten, welche sich von hier wcggcwendet haben, befindet sich auch die Schwester deS Suitano von Zanzibar, welche, wie wir früher bereit» einmal berichteten, mit einem deutschen Kaufmann von dort geflohen war »nd diesen, nachdem sie zum Ehristenthmn übergetrctcn, gebeirctthct, in Dresden aber ein zurückgezogene« Leben geführt und sich nur der Erziehung ihrer 3 Kinder ge widmet hatte. — —^kicircnllrteinegrößrreAnzahl falscher preußischer Einthalerststcke, welche die Jahreszahl 18kl tragen und um noch mehr das Aussehen von alte» echten Thalern zu geben» auf beiden Selten matt geschwärzt sind. AlS besondere Merk male sind zu brachten, daß der Klang dieser Falsifikate dumpf« daS Adrä^e überall gleichmäßig hoch und der Rand glatt
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