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Dresdner Journal : 07.09.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-09-07
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187709078
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18770907
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18770907
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1877
- Monat1877-09
- Tag1877-09-07
- Monat1877-09
- Jahr1877
- Titel
- Dresdner Journal : 07.09.1877
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O207 1877 Freitag, den 7. September ^donn«»»n1»pr«l,r Dres-nerImmml 8eic8«« tritt k«t- mxi Verantwortlicher Redacteur: Hoftath I. G. Hartmann in Dresden. .«« 1877. r. SM».-Ei aus von ver- und ^lück- !uer- auzo- ittr r«. b««o t-Ott. lv,»W r. G. v«br. Ortdr. Feuilleton- Rediqirl vo« Ott» Banck. ettter vr. ; b« 8«» K«» Konstantinopel, Mittwoch, S. September, Abend-. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Abdul Keri« Pascha, der frühere Oberbefehlshaber der euro päischen Operationsarmee, Echref Mahmud Pascha, der Excommaudant von Skutari, Achmed Hamdi Pascha, Commandant von Sistova, und Hulusfi Pascha, Commandant von Tchipka, find bls zum Ende des Krieges nach der Insel Lemnot (im Lgeischen Meere) verbannt worden und heute da hin abgegangen. Gliche el»,e- ", >.uV. >»- 1o»»rn1«»pr»l»«: kür äoo 8»wm «iv«r ^eiptttaavii katiinoil» A) ?L llutsr „Liü^ssLüät" äi» 2«1a Ü0 kt. Lr»ob«1»«»r IL^Uek aut Xv^ttuus ä« Sonn- nnä koiortngv Xbonä» für äon kolssnäso I'»». Wve». »Uhr «Lgerev ch- :ra»er« m und t hier- . 1877. IN dl°»fe liebes, d voll- l Ber eicht )«>i, i» de» N»>- ut, ,» rdievft- dirch LeiM- ch de» erakter- Lolle- rtlebe» Für orientalischen /rage. Belgrad, 5. September. Laut einem Telegramm des „N. W. Tgbl." haben sämmtliche Gemeinden des Belgrader Kreises die Erklärung abgegeben, daß sie keinen Krieg wünschen. Die Skupschtina habe Frieden geschlossen; das Ministerium dürfe ohne aber maligen Volksbeschluß keine Allianz mit flemden Staaten eingehen. Trotzdem soll der Abmarsch zur Grenze am 13. e. stattfinden. * Bukarest, 5. September. Der hiesige Special berichterstatter der „Pr." telegraphirt: Aus den russi schen Cadettencorps- und Junkcrschulen, wie aus den Militärgymnasicn und anderen Militärbildungs- DreSden, 5. September. Das Andenken Thiers' wird heute auch von der „Provinzial-Correspondenz" in einem Artikel gefeiert, welchen das halbamtliche Organ der preußischen Regierung an der Spitze seines Blattes bringt. Der selbe hebt aus dem reichen Leben des Verstorbenen namentlich die Thätigkeit hervor, welche er zur Wieder herstellung des Friedens mit Deutschland und demnächst zur Wiederanknüpfung günstiger Beziehungen zwischen den beiden Reichen geübt hat, rühmt dessen Verdienste um die Wiederherstellung des wirthschaftlichcn EreditS NMamtlmer Theil, »«»erficht. Telegraphische Nachrichten. ZeitungSschau. (Provinzial-Correspondenz. Französische Blätter.) Zur orientalischen Krage. L ageSgeschjchtr. (Dresden. Berlin. Metz. München. Ernennungen. Versetzungen re. i« -ffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzial-Nachrichten. (Leipzig Lößnitz. Klingenthal. Gelenau.) Vermischtes Statistik und LoltSwivthschaft. EivgesandteS. Feuilleton. Lageskalender. Vörsenimchrichten. ziMrlivdr 4 SO kf gt«wp«l»r>»odl»8 d>n»n. und 22 Geschütze am Kampfe Theil. Unsere Ler^ lüfte betrugen 3t» Tobte und 1SV Verwundete. Der Tommandeur deS Ukraine schen Regiments, Oberst Nomira, erhielt eine Contvfion am Kopf«. Belgrad, Mittwoch, 5. September. (Tel. b. Polit. Corr.) Der KriegSmiuist«r erliest soeorn an die Miliz ersten Aufgebotes den Marschbefehl. Sämmtliche Milizsoldaten dieses Aufgebotes müssen bis zum 13. September in ihren Conc,ntriru«ät- orten eiarückrn. Kür daS zweite Aufgebot der Miliz ist die Marschbereitschaft angrorduet. DaS Oberkommando der gesammten serbische» Armee übernimmt Kürst Milan. Zum definitive« Commaudanten deS DrinacorpS ist der einstmalig« Kriegsminister Brlimarkovic ernannt. Sämmtliche CorpSrommandanten veriaffen «or- gen Belgrad. Ein Theil der seit längerer Zeit hier weilen den bosnischen Jnsurgeutevdeputation ist nach BoS- uiru abgereist; eia anderer Theil hat fich in da» russische Hauptquartier in Bulgarien begebe«. Bukarest, Mittwoch, S. September. (Tel. d. Polit. Corr.) Bei dem vorgestrigen Kampfe bei Selvi waren die Türken in der Offensive, nnd war eS ihnen darum zu thuu, dir russischen Auf stellungen scharf zu recognoSciren. Die Russen rntwickclteu 2 Infanteriedivisionen und 1 Ca valleriedivifion mit zahlreicher Artillerie. Bei der Vorrückung geriethen die Türken in ein heftiges Krenzfener und wichen, von den Russen verfolgt, bis Lovaez zurück, wo sie, Verstärkungen an sich ziehend, wieder Krönt machten. Nach einem er bitterten 12stündigen Kampfe wurden die Türken von der russischen Division Kürst JmeretinSky und den Brigaden Davidow und Dobrowolsky mit Bayonnet aus Lovacz vertriebe» und mit sehr großen Verlusten auf Plrvna zurückgrworfen. Gesinnungen hege und der Geistlichkeit den unbegrenz testen Einfluß gestatte, so tritt er damit einer allerdings sehr verbreiteten Ansicht entgegen, über die sich viel leicht doch noch disputirrn läßt. In Betreff der zu erwartenden Eventualitäten hat sich der Verfasser sehr verständig von jedem unfehlbaren Prophetenthum frei gehalten. Er ist von dem Stege der republikanischen Partei überzeugt. Die Frage: waS dann? ei klärt er in bestimmter Weise nicht beantworten zu können; die sorgfältige und scharfe Beleuchtung der verschiedenen Eventualitäten, die er eintreten läßt, ist denn auch ent schieden einer zweifelhaften Beantwortung der Frage vorzuziehen. Während auf der einen Seite festzustehen scheint, daß der Marschall seinem »ui» et rett« unter allen Umständen treu bleiben wird, weist der Ver fasser die Möglichkeit eine- Staatsstreiches Mac Ma- hon'S mit sehr guten Gründen zurück, da er dazu keiner der drei Dynastien nahe genug stehe, andererseits aber für einen Staatsstreich zu seinen Gunsten auf keine Heeresfolge rechnen kann. Indem wir in Betreff der außerordentlich interessanten Charakteristik der die Um gebung de» Marschalls bildenden Personen auf die Lec- ture selbst verweisen, müssen wir doch die ruhig-objcc- tive Weise, in welcher der Verfasser an der Hand der Thatsachen hierbei zu Werke geht, hervorheben. ES muß anerkannt werden und erhöht den Werth der Ar beit bedeutend, daß er sich von der bei Darstellungen aus der Zeitgeschichte nahe liegenden Gefahr, in daS Gebiet der pikanten Einzelheiten zu gerathen, durchaus fern gehalten hat Gerade die überaus maßvolle Weise seiner Kritik sichert der Arbeit eine über die Bedeutung einer Tagesbroschüre hinauSgehendeS Interesse. vr. k. * Im köntgl. Opernhause zu Berlin soll, wie die »N. Pr. Ztg" erfährt, im Laufe der neuen Saison auch I»»«r»t»»»nn»b»« ». Leit-tkrett«-, 6oinmi«woLe Sei Or«ttuor Journal»; la»,» U.. La««»«««- L »«rUo - Viso-ULmdar, - ». N. ><U>oN«>: Ztus. v»rU»: <8. X'. » NiAnttari ». » . L u t,'. Haedv , «6rIU» /nv-D , S»n»ov,ri 0. Sc/»ü«r«», v»rt» - «»rll» : Dank« L O» , Vi«: X/. Uvranoxodorr Xüvial. L«p«ttition äs» Orssclnsr Sournal», Dr««l«n, ^vin^srstro«« Xo. SV. Telegra-Hische Nachrichten. Döbeln, Do««erStag, «. September, Rach- mittaaS Uhr. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Vie land- «irthschaftliche Ausstellung ist heute bei schöustem Wetter eröffnet worden. DaS Arrangement uud der Platz find höchst vortheilhaft. Bis 1 Uhr MittaaS wurde die Ausstellung von 6V0O Personen aus allen LaudrStheileu besucht. Paris, Mittwoch, S. September, AbeudS. (W. T. B.) Die BeerdigungSfeier ThierS' im In- validendom soll nach dem heute vo« Minister conseil gefaßten Beschlusse am Sonnabend ftatt- findev. ThierS ist bis jetzt die erste Civilperson, deren Beerdigungsfeier im Jnvalidendom begangen wird. Diese Auszeichnung war bisher allein mili tärischen Notadilitäten Vorbehalten. (Vergl. die „Tagcsgeschichte".) London, Donnerstag, 6. September. (Tel. d. Dresdn.Journ.) Nach einer Meldung deS „Standard" auS Bukarest vom gestrigen Tage wurde die Schlacht bei Lovacz von den Türken begonnen, welche, be unruhigt durch den starken Zuwachs der Russen vor dieser Stadt, dieselben wüthend angriffrn. Die Russen schlugen » hintereinander folgende Angriffe der Türken ab, trieben endlich die Lürken in die Stadt «ud drangeu mit ihnen eia. Nach eine« furchtbaren Straßeukampfe »Mrd«« di« Lür- ko» am anderen Ende auS der Stadt vertrieben und retirirtrn, von der Cavallerie deS Generals Skobelew H. verfolgt, in großer Unordnung. Es wurde ein großes Blutbad insbesondere unter den Türken augerichtet. (Vgl. die Rubrik „Zur orien talischen Frage" unter Bukarest.) Die Londoner Journale erachten den Kall von Lovacz als ein höchst ernstliches Mißgeschick für die Türkei. Dir „Times" fordert England auf, mit Zustimmung der anderen neutralen Mächte ru intervrniren. Die Mediation könnte auf den Vorschlägen der Stambuler Conferenz bafirea. Aus Ostrog, vom s d. geht der „Times" eine Depesche zu, wonach zwischen den Türken und den Montenegrinern eine eintägige, an diesem Tage (Mittwoch) wieder ablaufende Waffenruhe vereinbart worden ist. Zwischen Montenegro nnd der Pforte sollen Unterhandlungen in der Schwebe sein. St. Petersburg, Mittwoch, 5. September, Abends. (W. T. B.) Ein officielleS Telegramm auS Goruji-Studen vom heutigen Tage meldet: Ge stern (Dienstag) machten 17 LaborS türkischer Trup pen auS Rustschuk und Rasgrad einen Angriff auf unsere Stellungen in Kadikiöi und besetzten diesen Ort zeitweilig, wurden aber schließlich von dort unter großen Verlusten zurückgrdränat. Auf unserer Seite nahmeu 7 Bataillone, 8 Sotnten die „Walküre" von Richard Wagner zur Auffüh rung kommen, nachdem Messungen, welche im Opern hause vorgenommen worden, ergeben haben, daß Notz der geringen Höhe und Tiefe der Opernbühne es stch thun lassen werde, die zu dem „Feuerzauber" erforder lichen Baulichkeiten herzustellen. Die Walküre bildet bekanntlich den zweiten Theil von Wagner's „Ring des Nibelungen". Kürzungen im zweiten Acte, welche für die Ausführung im Opernhause vorgeschlagcn wurden, sind von R. Wagner in entgegenkommender Weise ge nehmigt worden. * Die „N. fr. Pr." enthält einen interessanten Auf- satz von Eduard Hanslick, überschrieben: „Grillparzer und die Musik". Den Anspruch, als Musiker zu gelten, machte der Dichter der „Sappho" nicht, aber er hatte ihn. Im Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde zu Wien befindet sich rin Heft mit Beispielen, die Grill parzer während deS Unterrichtes bei dem Hoforganisten Sechter ausgearbeitet: Uebungen im bezifferten Baß, in der Harmonie und der Modulation, endlich eine Seite einfachen ContrapunkteS; Alles von Grillparzer'S Hand, hier und da mit kleinen Bemerkungen, worunter häufig ein lakonisches „Miserabel". Grillparzer's Freundin und Pflegerin, Fräulein Kathi Fröhlich, zeigte Hanslick drei Stücke von Grillparzer's Compo- position, von ihm mit seiner, deutlicher Notenschrift aufgesetzt. Das erste, die Horaz'sche Ode „lotsgsr vitL«, ^«Isrirlzu« puru»", für eine tiefere Stimme mit Clavierbegleitung in ,v-6ur, recht einfach und würdig durchcomponirt. Am Schluffe steht: „F. Grill parzer kseit". Er sang es ost für sich in der Dämme- runq am Clavier. DaS zweite Lied ist Heinr'S „Du schöne- Schiffermädchen" M-6nr, seltsamer Weise im Viervierteltakt, für Bariton), durchcomponirt ohne Bor- und Nachspiel, von anspruchsloser Melodie und streng Literatur. „Frankreich und der 16. Mai 1877." Eine Studie von R. v. K- (Berlin 1877. Franz Vahlen.) Wir haben es in der oben genannten kleinen Schrift mit einem bedeutsamen Beitrag zur Zeitgeschichte zu thun, der gerade im gegenwärtigen Augenblick ein ganz be sonderes Interesse in Anspruch nehmen darf. Der Verfasser, ohne Frage ein gründlicher Kenner französi scher Zustände, glebt unS ein scharf umrissenes Bild der maßgebenden Personen, wie der Hauptparteien und knüpft daran eine Betrachtung über den Voraussicht- lichen Verlauf der gegenwärtigen Krise in Frankreich. Er geht von den, unzweifelhaft richtigen, aber nicht hinreichend gewürdigten Satz au-, daß Mac Mahon keineswegs die Absicht hat, eine Restauration der einen oder der anderen der rivalistrenden Dynastien zu ver suchen, sondern dir ihm obliegende Rolle dahin auf- faffe, die revolutionäre Strömung etnzudämmen und den für consrrvativ gehaltenen Elementen d«S Landes die Möglichkeit, zur Herrschaft zu gelangen, offen zu hallen. In dieser Anschauung wie in dem bereitwillig Platz gegebenen Einfluß de- Vatikans liegt allerdtngS der Schlüssel zu dem Verhalten deS Marschalls. Sehr treffend ist der Unterschied zwischen den Chancen deS Staatsstreichs im Jahre 1851 und den heutigen her- vorgehoben, indem damals ein entschlossener Prätendent gegen ein vou Schrecken gelähmtes indifferent gewor denes Volk verging, während heute die gesammte Station auf den Kampfplatz tritt und nur einer durch aus provisorischen Gewalt grgrnübersteht. Wenn der Verfasser eS einen groben Jrrthu« nennt, daß die französische Rattorr in ihrer Gesammthett ultrauwntane symmetrischem Periodenbau, an Haydn - Mozart'sche Weise mahnend. Heinrich Heine, componirt von Grill parzer — gewiß ein seltenes Curiosum! Endlich rin Gesangstück für Baß und Clavierbegleitung, ohne Titel („Kampf ist das Leben, immerwährender Streit"), ein leidenschaftlich bewegtes Allegro in ^»-moll, das bei den Schlußworten: „Nimmer wird Frieden, bis die Seele entwich", sich im ^s-äur-Accord besänftigt. Auch dieses kurze Gesangstück hat weerr Bor- noch Nachspiel. Grillparzer war musikalisch von Haus aus. „Mein« Mutter", erzähll er, „war eine heizcnsgute Frau und lebte und webte in der Musik, die sie mit Leidenschaft liebte und trieb." Sie erthcilte Grillparzer den ersten Clavierunterricht gewiß mit bestem Willen, aber ohne Einsicht und mit ungeduldiger Heftigkeit. Ehe «r noch „den vollkommenen Gebrauch seiner Gliedmaßen hatte , mußte der kleine Franz an's Clavier, und da ihm die Mutter bei jedem verfehlten Ton die Hand von deu Tasten riß, so duldete er Höllenqualen. ES ist dicS einer von den unzähligen Fällen, wo durch verfrühten und überstrengen Ciaviernnterricht selbst musikalisch be gabten Kindern ein wahrer Haß gegen da» Instrument, oft für Jahre, elngeimpft wiro. * Die königl Münzsammlung in Kopenhagen hat, einer Mitteilung der „Viborg StiftSt." zufolge, in diesen Tagen aus RanderS eine seltene Münze, geprägt vom Könige Olnf Hunger (1086—>95) in Viborg, zugeschickt erhalten. Auf der llversc sieht man da- Portrait d«S König» und die Inschrift Ol^kA KKX. Die Reverse gleicht ganz und gar dei jenigen der Biborg- münzen aus der Zeit des Harlhe Knut mit einem großen Kreuz, zwei Halbmonden und 6 Kugeln. Oluf Hunger'» Münzen sind sehr selten, nnd von Viborg ist nur btesc» eine Erewplar, welche» von der königl Münzsammlung mit 115 Kronen bezahlt worden sst, bekannt Frankreichs, sowie um dir Neugestaltung der zerrütteten Armee und constatirt sodann, daß die Nationalversamm lung, nach vergeblichen Versuchen monarchischer Re- stauration, zwei Jahre nach dem Rücktritt Thiers' von der Präsidentschaft nothgedrungen auf dessen früheres Programm, auf die Errichtung einer conservativen Re publik, zurück gekommen ist. Der Artikel schließt: „In diesem Augenblicke befindet sich die Republik in einer neuen schweren Krists, deren Ausgang von folgenschwe rer Bedeutung werden kann. Wenn dabei alle repu- blikanischen Kräfte des Landes, nicht blos diejenigen, welche grundsätzlich der Republik huldigen, sondern Alle, welche eine andere Staatsform zur Zeit für unmöglich halten, fest geeinigt zusammenstehen, so war vor Allem der Name und das Ansehen Thiers' das lebendige Pa nier, um das sich alle besonnenen Geister schaarten. Gerade jetzt wird daher das Ableben des großen Staats mannes die empfindlichste Lücke in den Verhältnissen Frankreichs herbeiführen und die weitere Entwickelung möglicher Weise in noch verwirrtere Bahnen treiben, indem der großen republikanischen Partei das Ansehen und Gewicht jener mäßigenden Kraft verloren ist. Es kann und soll hier auf diese inneren Folgen des bedeutsamen Todesfalls nicht näher eingegangrn werden. Für Deutschland knüpft sich an den Hingang des hoch verdienten Mannes vor Allem die Erinnerung, daß seiner Besonnenheit und seinem gewichtigen Einflüsse die erste Wiederanknüpsung freundlicherer Beziehungen zwischen den beiden Völkern zu danken war, sowie der Wunsch, daß es den großen und maßgebenden Parteien in Frankreich auch ferner an Männern nicht fehlen möge, welche die Wünscht und Forderungen des natio nalen Gefühls mit den Erwägungen des dauernden Staatswohls in Einklang zu bringen und die Bestre buugen und Leidenschaften der Parteien unter die Ge bote des wirtlichen Staatsii teresses und einer wahrhaft heilsamen Politik zu beugen wissen." Einem Schreiben, welches uns von unserm Pari ser Correspondenten zugeht, entnehmen wir Folgen des : Die Todesbotschaft von St. Germain hat in Paris eine gewaltige Wirkung hervorgebracht. Ueberall hörte man den Ausruf: „Weich' rin Unglück!" mit dem Zu satz: „Und daß das vor den Wahlen geschehen mußte!" Der Gedanke, welcher aller Welt dabei sich aufdrängtc, ist zu klar, als daß er eines Commcntars bedürfte. Die liberalen Blätter sind denn auch bemüht, gegen die Be sorgnisse, welche sich der Republikaner bemächtigt haben, zu reagirrn. Sie verhehlen dabei freilich nicht die Größe des Verlustes, welchen das Land erlitten hat. Es ist uns un möglich, die Nachrufe, welche die republikanischen Journale - dem großen Staatsmann? widmen, im Einzelnen zu citiren. Belehrender vielleicht, als die Sprache der republikani schen Presse, ist diejenige der reactionären Blätter. Es giebt unter den letzteren mehrere Journale, die den trau rigen Muth haben, den eben verschiedenen Staatsmann zu beschimpfen, wie sie ihn bei Lebzeiten beschimpft ha ben. So z. B. das „Pays" und der „Figaro". Im Ganzen ist aber ihre Sprache eine anständigere. Schon tritt bei den gemäßigteren Organen der Reaction das Bestreben hervor, den Tod Thiers' für die Regierung nutzbar zu machen. (Vgl. unsere Pariser Correspondcnz unter „Tagesgeschichte.") anstalten wurden 800 Zöglinge zu Offizieren ernannt, um den großen Abgang an Offizieren bet der Armee in Bulgarien zu decken. — Gestern ist daS finnländische Schützenbataillon, eine sehr gut aussehende Truppe, hier durch- und nach der Donau abmarschirt. Gestern passirtrn die ersten Abteilungen der Gardecavallerie die Donau. — General Zim mermann meldet, daß er die wichtigsten Punkte an der Donau wie am Trajanswalle stark befestigt und telegraphisch mit einander verbunden habe. — Aus Schumla vom 2. September geht der „Times" die Nachricht zu, daß, während am Lom gefochten wurde, die Türken von Rustschuk aus einen erfolgreichen Ausfall gegen Kadikiöi hin machten und nach 3 stündigem Kampfe die Russen aus deren Verschan zungen vertrieben und verfolgten, Abends aber wieder nach Rustschuk zurückkehrten. Einer Konstantinopeler Depesche zufolge hat der Commandant von Rustschuk, Achmed Pascha, am 3. September neuerdings die Russen bei Kadikiöi angegriffen. Die Russen wurden vollständig geschlagen und zurückgrworfen und verloren 1000 Man», während der Verlust der Türken sich auf 150 Mann beläuft. — lieber die Kämpfe bei Plevna am 31. August, wobri Osman Pascha die östlich dieser Stadt bei Sga- litza (Zgalince) und Pelisckat gelegenen russischen Ver schanzungen angriff, erfährt die „N. fr. Pr." aus Gornji- Studen nachstehende Details: Am 3l. August, 6 Nhr Morgens, wurden die russischen Vorposten von etuer Menge Cavallerie überfallen und mußten sich zuiück- zichen. Während die russische Infanterie ihre Reihen aus der Linie Pelischat-Sgalitza Urbica entfaltete und die Artillerie ihr Feuer eröffnete, demaskirte die türkische Cavallerie Jnfanteriemassrn und leichtes Geschütz und stellte sich an den beiden Flügeln auf. 25,000 Mauu standen in Schlachtordnung in einer Front von 12 Kilometern Länge, umgeben von einem Schwarm Tirail« leurs und gedeckt vom Feuer der Geschütze der Position von TuccnicaMadisewo-Grivica. Die leichten Geschütze beherrschten zwei Terraineinschnitte, welche vor den bei den ersten Ortschaften sich hinziehen. Die Flügel der Aufstellung liefen hakenförmig bei Bukooac uud Bogot aus und waren durch Cavallerie und Geschütze hinter Brustwehren gedeckt. Der Kampf begann um 8 Uhr; die Batterien von Pelischat wurden zum Schweigen ge bracht. Hierauf folgte der Angriff der Infanterie, wo bei es zu einem blutigen Gemetzel kam; die Ortschaften Pelischat, Sgalitza, später Urbica, wurden genommen, die Verschanzungen daselbst zerstört. Dann wurden diese Ortschaften von den Russen zurückerobert. Hier aus folgte ein neuerlicher Sturm, und Osmau Pascha nahm definitiven Besitz von den drei Ortschaften trotz wiederholter feindlicher Stürme. Man behauptet, die Türken hätten diese Linie bereits wieder b> festigt. Der ganze rechte rumänisch-russische Flügel steht in der Lust und ist sehr bedroht. Osman Pascha hatte den Angriff selbst geleitet und verlor 3(X0 Mann Die Russen haben sich b-s Vodica und Karadas, 28 Kilometer von der Straße Biela-Tirnova gegen Süden, zurückgezogen. Die Offensive wird auf der Straße Bebrova-Tirnooa fortgesetzt. Die Stellungen bü Gabrova halten eine große Masse Truppen fest, und kostet deren Bewach ung große Opfer, ohne daß ein Resultat davon zu er matten wäre. — Aus Bukarest vom 4. September, Abends lO Uhr, wird der „Pr." gemeldet, daß die 20,000 Mann starke türkische Garnison von Lovacz, wahrscheinlich im Sinne einer allgemeinen Offensive, am 1. Septem ber aufgebrochcn und gegen Selvi, wo General Cko- bclew II. ein combinirtes Corps commandirte, gerückt se>. Die türkische Offensive wurde zurückgcwiescn, und Sko- bclew scheint dann een Türken am 2. September nach- gerückt zu sein, und am 3. September gelang es ihm, Lovacz zu erstürmen. Der Angriff erfolgte nach der Meldung des Spccialberichterstatters der „Pr." im russi schen Hauptquartier zu Gornjt - Stuben zum größten Theile durch neue Truppen, welche als Verstärkungen Konstantinopel, Mittwoch, S. September, Mittag». (W. T. B.) Rach hier eingraangenen Meldungen soll im Lchivkapaß auf» Neue ein sehr Kettiger Kampf entbrannt sein. Alle tür- kischeu CorpS setzen di« Offenfivbewtgunarn fort. — Die Offiziere, welche früher im Tchipkapaß commandirten und die dortigen Positionen, ohn« arnügenden Widerstand geleistet zu haben, lir-eu, find, wie verlautet, verhaftet worden soll«« vor et« Kriegsgericht gestellt werden. Nach einer hierher gelangten Meldung Schumla vo« heute soll da» türkische CorpS RaSarad den Lom überschritten haben und in der Richtung auf Biela vorgerückt sein. Da» selbe hätte bereits Obretnik erreicht. äldrliad: . . 18
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