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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 30.11.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-11-30
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19071130021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1907113002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1907113002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1907
- Monat1907-11
- Tag1907-11-30
- Monat1907-11
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D1»I«» «latt «tr» bei» Lasern von Drrsb«» n»t Uwgrbun» «u» La«» vorher bereu» al» Menamrgade »»»eftellt, während e« bte Voft-Abonnrutei, am Morgen tu einer Sesamtau»gade erhalten. SS. 3«hrga»,. 332. vein«»«e»ü»r «a» «re». w>»«»«e,»ch «««t- m»I«,'rZui»«xn,<», So»» >n>» «»nla«», »»i ««nmal« 110 »k., »„ich »u«i»«>rUa» >«m» mtjst«n»n r.«ül> Mk. B« ,inm»u,«r gu- s»IIun, durch dt» Post >».,-»»« S«a»II,«ld>. Dt» dri, irten, »»» Dr«»d«u u, N«,«duu, am rag» »«rdrr »u- g,stkll>,n »dind.AuI- ,ad»n «rdatleu di« au«- wantaen «»tt»d«r mt» dar «»,»»<>u«qab» latammeu p,gesl«>u. -lachtruckmu mil drut» lichrr 0-»II«n»ngab« ,.D>»«d Nach».-» »u> Mfl,. - Un»«rlan,t» Ranuttrtvt« ward«» nicht aultewadrt. Gonnavend, 30. Rovemver 1907. Telegramm-Adresse: Nachrichten Dresden. Gegr^LrrröeL 18SV Druck und Verlag von Liepsch Lc Reichardt in Dresden. Hauptgeschäftsstell«:: Marie,istraste 38/4sO. Fernsprecher: Nr. 11 und S«S«. «n,eigen-Daris Annahme »AN «En digungen d« nachm » Uhr. Sanntaas nur Martenstratze » »on U »14 1/,t Utzr Li- einspaltig« Grundsetie jca. « Silbens 2ü Pf., Fonnlten «Nachrichten « Vs : «eschäfts-An. zeigen aus der Privat seile Zeile SO Ps.; die zweispaltige Zeile aus Textsette 60 Ps. In Nummern nach Sonn, und Feiertagen: die einspaltige Grundzet'.e :MPs., auf Privatseile 40 Ps.. Familiennacb- nchten d,e B undzeUe 26 Pf. — AuSwartlge Aufträge nur gegen Borausbezablung. — Jedes Belegblatt kostet 1V Pfennige. L!i»»rinv In ^V»rn» Kvliittvrt« » « L 8 o kl Ai. llvrrou-Mlllvr - ?Llo1ol8 Loävll-öoppv» 2 kr»r«r 8tr«s»v 8. Lekv Vslsendaiustrauv. kntv kllttor. von Nkirk >5,— dis 78.—. ?riw» Lsillwo. -------- von Uark 4,50 bi8 36,—. ------- Aü-v orNcze Lefov. Ueber das Befinden des Prinzen Johann Georg sind aus London bessere Nachrichten eingegangen: doch ist der Katarrh noch nicht behoben und der Kräftezustand läßt noch zu wünschen übrig. Der Rat zu Dresden beschloß, nur zwei Sonntage vor Weihnachten für das Offenhalten der Läden freizu geben. Das neue Königs. Kunstgewerbemuseum wird am 8. Dezember eröffnet. In Königsbrück stürzte gestern abend ein Neu bau ein; ein Bauunternehmer wurde getötet, drei Maurer verletzt. Der Präsident des österreichischen Abgeord netenhauses Weißkirchner nahm den Angriffen der Polen gegenüber der preußischen Polen Politik eine der inter nationalen Rechtslage zuwiderlaufende Haltung ein. Die Lage an der algerisch-marokkanischen Grenze wird immer bcdcnkiicher: aus verschiedenen Orten fliehen die Europäer ans Furcht vor der Marokkanern: die Leni Snassen bedrohen das Fort Say. Beim Erweiterungsbau einer Themsebrücke in London stürzte ein eiserner Bogen ein: drei Arbeiter sind tot, sieben schwer verletzt. NeuesteDrahtmeldunrieu vom 29 November. Deutscher Reichstag. Berlin. (Priv.-Tel.) Ter Vertrag mit den Niederlanden über die U u s a l l v c r s i ch e r u n g wird in zweiter Lesung angenommen. — Dann wird die Generaldebatte über den Etat fortgesetzt. — Prcunischer Kinanzminister v. Rhein baben führt aus, daß England und Frankreich ihre Schulden niemals in solchem Um fange vermehrt hätten, wie wir es seit 20 fahren getan haben. Das schädige unser wirtschaftliches und politisches Ansehen. Herr Bassermann habe die Banderole auf Zi garren a Irwins abgcivicjen. Er wolle direkte Steuern: aber auch in Amerika und in der Schweiz hat man stets die direkten Steuern den einzelnen Bundesstaaten überlassen. Andere Staaten ziehe,, aus dem Tabak bei weitem mehr als wir. Was den angebliche» Kvuiulirrückgaiig anlangt, so kann heute schon scstgeslellt werden, daß der Zigarctten- verbrauch trotz der Banderolensteucr nicht gefallen, sondern gestiegen ist. Die vn» Bassermann voraeschlageue Wehr- steuer hat sich in anderen Staate» nicht bewehrt. Soll sie wirklich etwas einbrinqcn, so wird sie ebenso Rcichs- einkommenstcuer, eine solche müßten aber die verbündeten Negierungen ablehnen. Was die Rcichseinkommenstcuer anlangt, so irrt Bassermann, wenn er auch nur bei irgend einem Bundesstaate eine Neigung für diese Steuer vor- aussetzt. Wollte man die Vermögenssteuer da auotisicrcn. also unter Umständen beliebig vermehren, so könne das dazu führen, baß man zum Schleppenträger der Sozial demokratie würde. (Lachen links: Beifall rechts.) — Abg. Bebel (Soz.) ist neugierig, wie die „Blockbrüder" sich aus neue Steuern einigen werden. In ihrer Abneigung «egen direkte Reichöstcuern fänden sich jedenfalls Konser vative und Zentrum wieder zusammen, und er (Redner) lei allerdings der Meinung, daß diese Brüder überhaupt zusammengehörten. (Heiterkeit.) Die Wehrsteuer würden seine Freunde natürlich zwar bekämpfen, sie würden sich aber nicht ärgern, wenn sie eingcsührt würde, da sie nur der Sozialdemokratie zu gute kommen würde. Preußischer Landtag. Berli n. (Priv.-Tel.) Im A b g e v r d n e t c n h a u s e begann heute, nachdem das HauS sei» bisheriges Prä sidium (v. Kröchcr Präsident, Tr. Porsch und Dr. Krause Bizepräsidcnten) durch Zuruf wicdergewählt hatte, bei voller Besetzung die erste Lesung der neuen Polen- Vorlage. Fürst Bülvw war nicht anwciend. Tic Debatte wurde cingeleitet durch eine ciiistündigc Rede des Polen v. Iacdzcrvsky, der die vorgeschlagenc Enteignung als einen Rechts- und Bersassnugsbruch bekämpfte und die Pete» gegen die Anklage in Schutz nahm, daß sie das Deutschtum verdrängen wollten. Landwirtschastsministcr v. Arnim wies eingehend nach, daß die preußische Regie rung cs namentlich im vorigen Jahrhundert den Polen gegenüber nicht an Entgegenkommen habe fehlen lassen Was aber sei die Antwort gewesen? In der rücksichtslose sten Weise batten der polnische Adel und die polnisch; Geistlichkeit die Polonisierung der deutschen Gebiete über nommen. Redner schloß mit der Betonung der Notwen digkeit, die AnsiedlnngSpolitik, die von jeher nur eine Ab- wchrmaßrcgel gegen den Polonismns gewesen sei, sortzu- sctzen. «Beifall.) Abg. Freiherr v. Zedlitz erklärte die grundsätzliche Bereitwilligkeit seiner Partei, dir aus die Erhaltung dcs Deutschtums im Osten gerichteten Bestrebun gen zu unterstützen. Der Enteignung könnten sie aller dings nur schweren Herzens zustimmcn, aber sie seien überzeugt, daß diese zur Fortsetzung einer erfolgreichen Ostmartrnpolitik uncnibebrlich sei. Dir Vorlage müsse aber noch deutlicher das Zeichen des Ausnahmegesetzes er halten, um eine mißbräuchliche Anwendung der Enteig nung über den Nahmen der Gesetzestendcnz hinaus hintan- znhalten. Zur Lage in Marokko. Paris. Aus Algier wird gemeldet: In Oran sind an Bord dcs Dampfers „Emir" 178 Personen eingetrossen, die Nemours ans Furcht vor einem Angriffe der Marokkaner verlassen haben. Aus Touache sind zahl reiche Familien nach Oran abgcreist. Für heute wird aber mals ein ernstes Gefecht mit den Bent Snassen er wartet, die sehr starken Zuzug erhalten haben. Ein Torpedo- jäger erhielt den Befehl, an die Kißmündung zu fahren, da inan einen Angriff auf Port San befürchtet. Eine marokkanische Abteilung hat bereits gestern nachmittag den ans algerischem Gebiet ansässigen Msirias-Stamm an gegriffen. Mehrere fremde Dampfer sollen bei dem Flusse Muluja Waffen für die Beni Snassen an Land ge schmuggelt haben, ohne von den regulären marokkanischen Truppen irgendwie daran gehindert worden zu sein. Der Pascha Siava der Festung Saida sei von den Beni Snassen gtzwungen worden, samt seinen Soldaten sich ihnen anzu- schlicßen. Paris. Ministerpräsident Elomenceau erklärte einem Berichterstatter des „Petit Parisicn" aus seine Frage, ob General Liauthcn Befehl erhalten habe, Sch era zu besetzen: General Liauthcn hat niemals diesen Auftrag bekommen: und wir hatten nicht erlaubt, daß er Schera be setzte. Wir haben den Mächten mitaetcilt. daß wir Udschöa besetzten, und wir haben auch nur dies getan. me». Die Bomben, die unlängst gesunden wurden, waren zu diesem Zwecke bestimmt. Die Rädelsführer sind per hattet. London. (Priv.-Tel.) Anläßlich dcs Besuches, den König Alfons von Spanien gestern dem Herzog von Wcstmiustcr aus dessen Landsitz Eatonhall machte, wurde» ganz außergewöhnliche Maßregeln ergriffen, um die Sicherheit des Königs zu gewährleisten. Die Reise wurde in Creme unter brochen, und schließlich stieg der König nicht bei der Station Eatonhall, sondern in Waverton aus. Hier wurde das Publi kum aus dem Bahnhose entfernt. Die englischen Detektives ver hafteten vier Spanier, die ihnen verdächtig erschienen. Sächsischer Landtag. Zweite Kammer. London. (Priv.-Tel.) „Daily Telegraph" meldet aus Lissabon, baß die Behörden ein gefährliches Korn- plott entdeckten, öffentliche Gebäude in die Luft zn sprengen und andere Dynamit-Attentate zu unterneh- Heute vormittag fand Schlutzbcratung über Kapitel 20 und 26 des ordentlichen Etats für 1008/09, betr. Ver zinsung der Staats- und Finanzhauptkai sen - S ch u l ö e n, sowie Tilgung der Staatsschul den statt. — Berichterstatter Abg. A n d e r S - Dresden (nl.) erläutert und begründet die Einstellungen in ausführ licher Weise. Die sächsischen Staatsschulden wer den Anfang 1908 rund 918 Millionen Mark betragen. Dabei ist die Summe von 100 Mill. Mk.. die nach dem An- lcihegesctz von 1002 genehmigt worden sind und die noch in den Beständen der Finanzhaupttassc ruhen, nicht be rücksichtigt worden. Die Zahl könne Schrecken erregen, diese verlören sich aber, wenn man sie mit anderen Zahlen ver gleiche. Tann werde sich ergeben, daß Sachsen aus seine Schuldenverwaltung stolz sein könne, linier den 918 Millionen befinden sich 818 Millionen drei- prozentige sächsische Rente. Wenn deren Wert nach dem heutigen Kursstände von 84,10 angesctzt werde, so vermin dere sich die Staatsschuld um 131 Millionen auf 787 Mil lionen. Die Schuldenlast hat sich seit 1902 bedeutend ver mindert, und zwar im Etat 1902/03 um 18 Millionen, 1904/03 um 20 Millionen, 1906/07 um 24 Millionen. Dabei ist es möglich gewesen, die Bedürfnisse des außerordent lichen Etats ohne Kontrahierung neuer Schulden zu be streiten. Das ist keinem der größeren Bundesstaaten in Deutschland außer Sachsen möglich gewesen. Die preu ßischen Schulden betrugen im Jahre 1902 6721 Millionen, 1806 : 7374 Millionen (653 Millionen mehr), in Bayern 1002: 1461 Millionen, 1006: 1707 Millionen (246 Millionen mehr), in Württemberg 1902 : 495 Millionen, 1906: 551 Mil lionen (56 Millionen mehr), Baden 1902: 386 Millionen, 1906: 447 Millionen (61 Millionen mehr), nur Sachsen hat «in Weniger von 39 Millionen zu verzeichnen, nämlich 1902: 980 Millionen, 1006: 941 Millionen. Hierzu tritt noch die Schuldentilgung von 1906/07. Für di« Verzinsung der Staatsschulden sind anfzuwcnden: in Preußen aus den Kops der Bevölkerung 6,78, in Bayern 8,74, in Württem berg 8,40, in Baden 8,31, in Sachsen 6,44 Mk. Ans die Tilgung der Staatsschulden haben ausgcwandl: Preußen pro Kops 1,19, Württemberg 1,45, Baden 4,16 Mk.. Bayern 23 Psg., Sachsen 2,62 Mi. Also auch hier sind die Verhältnisse i» Sachsen nächst Baden am günstigsten. Unter Weglassung des Anteils, der ans die Staatscisenbahnrn entfällt, betragen die Staatsschulden pro Kops: in Preußen 118, Bayern 39, Württemberg 16 und Sachsen 38 Mk. Aus diesem Vergleich ergibt sich, daß die Staatsschuldenlast Sachsens eine crsren- lich« Abminderung erfahren hat und zu keinerlei Besorg nisscn Anlaß geben kann. (Bravo!) Für 1908 sieht die Negierung voraus, die 1002 bewilligte Anleihe von 100 Mil lionen nicht zu begeben, aber für 1009 wird von der Ne- Kunst und Wissenschaft. s* Mitteilung aus dem Bureau der Königlichen Hoftheater. Als dritte Volksvorstellung des Schaulpielhanses geht Sonntag, den 1. Dezember, nach mittags Vr2 Uhr, Schillers Trauerspiel „Die Braut von Messina" mit Frau Salbach, Fräulein Trebnitz, Herrn Wiecke, Herrn Wahlberg, Herrn Eggcrth, Herr» Müller, Herrn Froböse in den Hauptrollen in Szene. Der Ver kauf findet ausschließlich Sonnabend, den 30. November, abends von 7 his 9 Uhr, in der Turnhalle der DreikönigS- schule (Arnimstraße) statt. f* Liederabend von Inlia Culp. Ein Abend, der un vergeßlich, wie etwas ganz Seltenes, Köstliches in dankbarem Gedenken fortleiben wird. Ein AuSruhen im Tempel reiner Kunst, ein Genießen so tief, so innig, ein Schwinden des Alltags mit allen Kleinlichkeiten und Niederungen. Die wundervolle Künstlerin. der die einzig schöne Stunde zu danken war, ist Inlia C n l p. Sie ist eine echte Priesterin großer und starker Kunst, ihr ist die seltene Gabe zu eigen, mächtig an die Seelen zu rühren und sie mitleidcn und mitjauchzen zn lassen. Es ist etwas Herr liches um das Göttergeschcnk einer solchen Macht. Sie ist kongeniale Mitschövserin des Liedes, wie es der Dichter gedichtet, wie cs dem Komponisten ßu Tönen wurde, durch sie wurden die Träume der beiden holde Wirklichkeit: die Quellen, die aus den Herzen der Meister strömten, ver einigten sich mit dem Quell, der durch die künstlerische Natur dieser Sängerin geht zn einem lebendigen Strom. Nur eine hatte das Geheimnis einer ebenso unmittel baren und intensiven Wirkuna, -Vermine Spieß, die Früh- vollendete. Julia Culp scheint, sobald sic singt, dem Konzert saal mit allem Flimmer und dem Publikum völlig entrückt. Sie schließt die Augen und erlebt das Lied. Und dieses Erleben ist es. waS den mitempfin-enden Hörer sofort Hy Bann schlägt, baß er das Gefühl für Zeit und Ort ver liert — dieses LoSgelüstsetn Lurch einen solchen Zauber M »och etwas Wundersames. Wenn man au« felia« Reichen in das Wirkliche zurückkehrt, überdenkt man, wie die Zauberin ihre Wunder übte. Die Stimme stark, voll und geschmeidig, blüht in herrlicher Vollreife, Tiefe und Mittellage von Edelglockcnklang, Lie Höhe leuchtend und stark. Selbst als die Künstlerin bei Schluß ihres riesigen und anstrengenden Programms ein wenig ermüdet schien, wirkte der Zauber dieser begnadeten Stimme un vermindert. Dazu die Grundlagen einer sehr soliden Schule, die ja auch nötig ist, um solche seelische Strapazen unaefährdet durchmachcn zu können. Wie sie den Ton an- setzt, wie sie ihn an- und abschwellen läßt, das ist unver gleichlich. Dann die erlesene Art des Vortrags, sie sucht nicht absichtsvoll und künstlich etwas „hineinlcgcn" zn wollen, holt iedoch restlos heraus, was Komponist und Dichter an Empfindung und Stimmung gaben. Sie sang zuerst vier Lieder von Schubert, „Nacht und Träume" und „Du bist die Ruh" mit einer köstliche» Zartheit, und die „Rastlose Liebe" mit dem ganzen ungestümen Drängen und hiu- reißcndem Jauchzen, das dieses Lied verlangt. Bei VrahmS vtsenbarte sie die ganze Stärke eines leidenschaftlichen Fühlens und die echte, von jeder Sentimentalität freie Lyrik ihres Wesens. Alles in Wohllaut und Empfindung getaucht. Wie einzig hielt sie die Stimmung in der „AeolSharse" fest. Der Höhepunkt des Abends aber war das Erleben des in den Silberschimmer der Resignation und die Bitterkeit heimlicher Schmerzen getauchten LtedeS: „Immer leiser wird mein Schlummer". Man hat eS so oft gehört, aber nie mit einer solchen Tiefe, mit dem restlosen Allsschöpfen des StimmungSgehalts, die Tragik einer leid vollen Seele wuchs geradezu erschütternd empor. Aus de» Landen des Schmerzes führten „Serenade" und der köstliche „Mädchenfluch^ in lichtere Gefilde. Bon den Hugo Wolf- Liedern war eö daS „Schlafende Jesuskind", der „Blumen gruß" und im „Schatten meiner Locken", die mit so viel Seelcnanmut interpretiert, am stärksten wirkten. Das Ge- dicht „Besrett" von Richard Dehmel ist unendlich viel stim mungsvoller wie die etwas äußerliche Vertonung von Richard Strauß. Julia Culp sang von ihm noch die weit keinerr« Sache» „Marge«" ««d „Trau« d»rch di« Dämme- ur luinge veure yerausgcven wollen, ,q glauve. man hatte n alle Sprachen übersetzt". Nun, alle lustigen Leute sind e geladen, sich ein ausgelassen lustiges Werk anzuhören, das eir der Ticf-Slnnigstcn zum Verfasser hat, in dem der Tanz u rung" und zum Schluß die „Heimliche Aufforderung", die im Tempo denii doch zu überhastet wurde. Aui stürmisches Begehren der enthusiasmierten Hörerschaft mußte die Sällgcrin noch Lieder von Brahms und Wolf zugcben. Des Begleiters Erich I. Wolfs, der seine schwierige Aufgabe mit künstlerischem Feingefühl löste, ist mit aller Anerken nung zu gedenken. Es waren wirklich unvergeßliche Augenblicke reinen Gcnießcns — „Du holde Kunst, wie dank' ich Dir dafür". H a r t w i g. s-* Di« Bauernkantat« von I. S. Bach. Lickitenbera dieser eine Kops des 18. Jahrhunderts, behauptet in seinen nterari- chen Bemerkungen scherzend: „Hätte Lessing an Vademekum ür lustige Leute herausgcben wollen, ich glaube, man hätte es Nun, alle lustigen Leute sind ein einen „ , ..... 5 und der Gas enhaucr das Wort führen: und ebenso sind eingelade» die Gleichgültigen und die Traurigen, die zuverlässig in der Mehrzahl sind (denn auch von unserer Gegend gilt wohl, was derselbe Lichtenberg von der Göttinger sagt: man wollte wissen, daß in den letzten 500 Jahren niemand vor Freude gestorben sei) — sie sollen alle kommen, denn der reine, auf Herzensgüte basierte Huinor befreit und erhebt, und ihn finden wir gerade bei den mit den tiefsten Problemen ringenden Künstlern, bei Mozart (nicht nur in den Bllhnenwerken, auch in den unerhört vernachlässigten Sinfonien), bei Beethoven, Wagner und bei Bach! Bei Bach in seinen Suiten, in seinen weltlichen Kan taten, vor allem aber in der Bauernkantate, die am 3. Dezem - ber am „Heiteren Abend" der Lehrerschaft des Königl. Konservatoriums im Vereinshause ihre erste Dresdner Auf führung erleben wird. Unser Bach, dein die dicke Perücke — der strenge Ernst und die Ehrfurcht gebietende Meisterschaft — seinem deutschen Volke noch viel zu viel st->n liebes, sreundlickes Gesicht verhüllt und der zweihundcrtjährigc Staatsrock — die durch graue Theorien noch gesteigerte Schwierigkeit des Ein dringens in seine Werke — noch viel zu viel sein warmempsin- dendes, mitleidiges und mitfreudiges deutsches Herz verdeckt: unser Bach hat mit Vergnügen den „hübschen Dresdner Lieb- lein" wie er unsere Oper nannte, gelauscht und II» habe« Ihn >)'
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