Delete Search...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.07.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-07-16
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040716012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904071601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904071601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-07
- Tag1904-07-16
- Monat1904-07
- Jahr1904
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
BezugS-PrelS « da Hallptexprdütoo odrr berr» IllSgatze- stelle» ovgeholt: oiertrllährltch S — bei jw«smaltger täglich«« «»stell»»» t»« Hau« ^l 8.7b. Durch die Pos« bezogen für Deutsch- land u. Oesterreich vierteliührlich ^l LLL für dl« tbrtge» LLuo« laut Zeltvnglprel-list«. NeDakttou: Johannttgafir 8. Sprechftoode: »—6 Ubr Nach». Fernsprecher: lüß. Expedition: JvhaautSgafi« L Fernsprecher: LLt. Ftli«lexpediNonen: Llfred Hah n.Vuchhandla, Universität«str.S sF«nspr.>k. 4046), L. Losch«, katharlue»- skraße 14 (Fernsprecher Nr LVSV) ». tküai-S- Platz 7 (Fernsprecher Nr. 7K0Ü1 Haupt-Filiale Dresden: Martenstraste 34 (Fernsprecher Amt INr. 171L Haupt-Filiale Berlin r LarlDuucker, Herzgl-Bayr^-osbuchbandla., Lützowstraß« lOlKernIvrecherAmtVI Nr.460S.) Nr. 358. Morgen-Ausgabe. UchMcr TaMall Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Rates und des Volizeiarntes der Ltadt Leipzig. Anzeigm-PretS die 6gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem Redaktioassktch (4 gespalten) 7K ^1, nach de» Famtlienoach» richten («gespalten) KO Tabellarischer und Zifftrnsatz entsprechend hoher. — Gebühren sür Nachweisungen und Ofserteoannahm« Lk Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit dar Morgen-Aura ab«, ohne VostbrsdrdernnG ^ll «0.—. mit Postbrfvrderung ^l 70.—v Annahmeschlntz fiir klnzei«en: Abend-Au-gabe: vormittag« 10 Uhr. Morgen-Au-gaber nachmittag« 4 Uhr. Anzeige« find stet« an di« Expedition zu richte«. Die Expedition ist Wochentag« «nunterbrochen geöffnet »oa früh S bi« abead« 7 Uhr. Druck und Verlag von G. Pol» in Leipzig (Inh. vr. «., R. L «. »linthardtl Sonnabend den 16. Juli 1904. 98. Jahrgang. Var Aichligrte vom lagt. * Ueber da« Vermögen der Brauerei Groß Erostitz, Aktiengesellschaft mit dem Sitz in Leipzig, ist das Konkurs verfahren eröffnet worden. (Siehe VolkSw. Teil.) * DaS sächsische Ministerium des Innern hat da» Gesuch der Leipziger Ortskrankenkasse, ihr die Neuanstel- lung von Aerzten an ihren Beratungsanstalten zu überlassen, abgelehnt. (S. Leipz. Angel.) * Da« deutsch-englische SchiedSabkommen wird im „Reichsanzeiger" verössentlicht. (S. Dtsck. Reick.) * Der Schweizer Bundesrat ernannte den schweize rischen Gesandten in Washington, du Martheray, zum außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister der Schweiz in Wien. Hur dem tsnae cler unbrgrenrtrn Möglichlreileu. Von gut informierter, geschützter Seite wird uns ge-! schrieben: Als im Jahre 1903 der Rcichskommissar fiir die Welt ausstellung in St. Louis 1904 die Aufforderung zur Be- teiligung an dieser Ausstellung versandte, war den Truck- fachen auch ein Auszug aus den Allgemeinen Bcstim- mutigen für die Weltausstellung in St. Louis 1904 bei- l gefügt, dessen Absatz 31 lautete: „Die Bildung der internationalen Jury wird in der Weise I erfolgen, daß für jede Gruppe der Klassifikation eine bestimmte Anzahl Preisrichter berufen wird." Jeder Leser dieses Wortlautes mutzte annchmcn, datz die Berufung sachverständiger Fachleute sicher sei, denen natürlich ihre Reise, sowie ihre Aufenthaltskosten vergütet werden würden. In dieser Annahme mußten besonders noch diejenigen bestärkt werden, die Gelegenheit hatten, die amerikanischen Bestimmungen fiir die Jnternatio- nale Jury zu lesen, an deren Schluß es heißt: „Me Preisrichter amerikanischer Herkunft er- halten die entstehenden Reisekosten vergütet, sowie täglich eine Entschädigung von 7,50 Dollars." Aber schon Ende 1903 zeigte sich, daß diese Annahme irrig war, denn die amerikanische Ausstellungslcitung stellte an die Kommissare der verschiedenen Nationen das Ansinnen, daß diejenigen Preisrichter, die für ihre Gruppen nötig seien, aufKosten des betreffen den Staates nach Amerika berufen werden sollten. Daß die verschiedenen Reichskommissare von dieser Sach lage nicht sehr entzückt waren, bedarf keiner Versicherung. Auf Veranlassung des deutschen Rcichskommissars sand sich daher im Januar 1904, unmittelbar vor der Abreise nach Amerika, in Paris eine Anzahl Kommissare der ver schiedenen Staaten zu einer Beratung zusammen, in der beschlossen wurde, bei der amerikanischen Ausstellungs lcitung zu fordern, daß von ihr die für die Berufung der Juroren erforderlichen Kosten getragen werden. Die Herren Amerikaner aber scheinen sich gesagt zu haben: „Was kiimmcrt uns das Ansinnen der Reichskommissare? Diejenigen Staaten, die wir mit hübschen Worten und Versprechungen zur Teilnahme an unserer Worlds fair gewonnen haben, sollen die Kosten für die Preisrichter nur selbst tragen, denn wir haben die Ausstellung und unsere amerikanischen Preisrichter, die wir ja bezahlen." Alle diese Verhandlungen hatten zur Folge, daß jetzt erst die Berufung der Juroren für das internationale Preis gericht erfolgt, das Anfang September 1904 seine Tätig- keit beginnen soll. Aber in welcher Form! Der deutsche Reichskommissar schreibt, daß es nicht gelungen sei, die amerikanische Ausstcllungsleitung zur Uebernahmc der Kosten für die ausländischen Preisrichter zu bewegen, ihm selbst aber keine Mittel für diese Zwecke zur Ver fügung stünden, weshalb er Hern« L. L. bitte, daS Amt eines Preisrichters als Ehrenamt auszuüben. Das ist denn doch ein starkes Stück von den Ameri kanern, die sich auf diese Weise ihrer Verpflichtung, ein internationales Preisgericht zu berufen und, was ja selbstverständlich ist, mich für dessen Entschädigung aufzu kommen, glatt entziehen. Stark ist es aber auch, daß mau den Herren Preisrichtern, die durchaus keine erfreuliche Arbeit haben, zumutct, für ibr gutes Geld den Ameri kaner«« die Arbeit zu besorgen. Aber die Aankecs in St. Louis, deren „größte Ausstellung der Welt" ja heute schon der Talles bedroht, sind schlau, denn statt Geld auszugeben, suchen sie Geld nach St. Louis zu ziehen. DaS Deutsche Reich ist nach dem amtlichen Katalog in 106 Gruppen vertreten, für deren jede ein Preisrichter be rufen werde«« soll. Da aber in einige«« Gruppen die Be teiligung gering ist, für andere Gruppen, in denen die Teilnahme stärker ist. zwei bis drei Preisrichter berufe«« werden dürften, so können «vir ruhig mit rund 100 Herren rechnen, die für das Preisgericht berufen werden und etwa vier Wochen in Gt. Loui« bleiben sollen. Rechnen wir für den Tag nur 15 Dollars oder 60 ^., so I ergibt sich die hübsche Summe von 100 X 28 X 60 oder 168 000 die die schlaue«« Vankees einnehnien, ohne einen Pfennig Anlagekapital aufwenden zu müssen. Da aber zu den« Aufenthalt in St. Louis noch die Kosten der Reise, sowie der Aufenthalt in andere«« amerikanischen Städte«« zu rechne«« ist, so ist eine Ausgabe von 2500 >. für je eine«« Preisrichter bei 6- bis 8wöchigem Aufenthalt sicher nicht zu hoch berechnet. Etwa 100 Angehörige des Deutsche«« Reiches sollen also, um der amerikanischen Nus- stellungsleitung eine Arbeit unentgeltlich zu besorgen, eine Summe von 250 000 .< also eine Viertel- Million, ausgeben, und zwar nur der Ehre wegen. Die beste Antwort auf eine derartige unverfrorene Forderung können aber diejenigen Herren, die das Prcisrichteramt in ehrenamtlicher Tätigkeit ausüben sollen, dadurch geben, daß sie den« Herr«« Reichskommissar erklären: „Für solche Ehre danken wir, denn unser Geld i st uns gerade solicb.wie den Amerikanern das ihrige." Nacknike für prärillenl firüger. Die Presse aller Länder widmet Paul Krüger Nachrufe, deren Ton so ziemlich der Haltung entspricht, die man dem Lebende«« gegenüber einnahm. Am wohlwollendsten äußern sich demgemäß neben den deutschen Zeitungen die nieder ländischen, die in Krüger den StammeSgenossen betrauern. Für die englische Presse bleibt Krüger der alleinige Ur heber des südafrikanischen Krieges. Er hätte ja nur nach- zugcben und auf alle englischen Forderungen einzugehen brauchen und der Krieg, der so ungeheure Opfer forderte, wäre ver mieden worden. So verwirrt die Parteileidenschaft und nationale Befangenheit das Urteil. Die „Time«" schreiben : „Der Tod wird ein Gefühl wahrer Teilnahme und des Mit leides in ganz England verursachen. Blind gegen die offenbaren Zeichen der Zeit und taub gegen Warnungen und Ermahnungen, verhärtete Krüger sein Herz und stürzte die südafrikanischen Repub liken in unvermeidliches Verderben. Seine Niederlage war eine Wohltat für diese und gleichzeitig eine Wobltat für die Civiltsation der ganzen Welt. Gleichwohl können wir nur Betrübnis empfinden für den Greis, der nach so vielen Jahren der Grüße geschlagen und in der Verbannung aus den« Leben geschieden ist." Die Auslassungen anderer englischer Blätter sind meist auf denselben Ton abgestimmt. ES hat ja seiner Zeit auch in England Leute gegeben, die sich die Unbefangenheit des Urteils wahrten, aber sie werben auch diesmal vereinzelt bleiben. Die Pariser Preßnachrufe sür Krüger sind auffällig von der neuen Freundschaft mit England beeinflußt. In der Würdigung seiner Persönlichkeit sind alle Blätter einig, doch sprechen einige bedauernd von dem UrteilSfehler, de«, er be gangen, und ohne den seinem Vaterland vielleicht da« äußerste Unglück erspart geblieben wäre. Auch die schlimmsten Hetz blätter machen nur in verschleierten Ausdrücken Anspielungei« auf Zukunftshoffnungen, die noch gestattet seien. ver rurrircb-iapanirche Weg. Auropatkin unv Alexejev. Wiederholt ist schon auf das merkwürdige Verhältnis zwischen dem militärischen Höchstkommandierenden und dem ebenso überflüssigen als kostspieligen Vizekönig der Mant schurei Alexejew Hingeiviesen worden. Die Nachrichten von einer bevorstehenden Abberufung Alexejews haben nie Be stätigung gefunden, das gespannte Verhältnis zwischen den beiden scheint aber fortzubestehen, wie aus einem Berichte de« B. L.-A. aus Niutschwang hervorgeht. Dieser Bericht lautet: Niutschwang, 11. Juli. Eine große Gefahr für Rußland liegt darin, daß zwei Oberbefehlshaber vorhanden sind. In Taschitschtao sucht Kuropatkin inmitten seiner Truppen seiner schwierigen Aufgaben Herr zu werden, während in Muk den 200 Meilen hinter der Front der Bizekönig Alexejew gleichfalls An- spräche erhebt, der Armee zu befehlen. Die wertvolle Person diese« Herrn wird Lurch zahlreiche Truppen bewacht Er hat über seinem prächtigen Galonzuge rin Dach erbauen lassen, um nicht durch Regen oder Sonnenschein belästigt zu werden. Vor seinem Wagen sind Blumen gepflanzt. Er benimmt sich, als ob er ein wirklicher König wäre; indem er sich darauf beruft, daß er Bizekönig und Stellvertreter de« Zaren sei, stört er fortgesetzt die Anordnnngen Kuropatkin«. Er hebt Befehle auf, die von dem eigentlichen militärischen Leiter ausgegeben sind, er verzögert durch Inspizierungen da« Eintreffen der von Europa ankommenden Truppen auf dem Kriegsschauplätze, wo sie nötig gebraucht werden und sendet seinen Stabschef zwei oder drei Mal in der Woche nach Taschitschtow, um hier Kuropatkin zu kontrollieren und zu stören. 8« hieß sogar schon, daß die Offiziere der Meuterei gegen Alexejew nahe wären, aber sie sagen sich, daß es in Rußland unmöglich ist, die Absetzung eine« Stellvertreters des Aaren herbeizuführen. Die Welt muß sich klar darüber werden, daß wenn Rußland auf diesem mehr asiatischen al« europäischen Standpunkt stehen bleibt, noch einige Schlachten mehr werden verlorrn werden. Bei dem heutigen Stand der Dinge ist «Ine Wendung zum Besseren nur möglich, wenn der Zar sobald wie möglich Alexejew zurückruft, dessen Gegenwart nicht nur nutz- los, sondern geradezu gefährlich für di« Arme« ist. Die russische Zensur dürfte dieser Bericht schwerlich passiert haben. Da er sicher zur Kenntnis der russischen Regierung gelangen wird, darf man wohl bald da« übliche amtliche Demenn erwarten, da« von einer innigen Busen freundschaft Alexejew« und Kuropatkin« erzählen wird. Gründe der russischen Mitzerfvlge. Der Kriegsberichterstatter des Pariser „Journal" sendet aus Niutschwang über Tientsin einen Bericht, in dem es u. a. heißt: „Wenn e» der russischen Marine nicht gelingt, die Herrschaft zur See zurückzuerobern, erachtet man hier dafür, daß Rußland nur siegen kann, wenn rS eine große sofortige Anstrengung «nacht und eiligst mehrere Armeekorps seiner besten europäischen Truppen herschickt. Die bisher am Kampfe beteiligten sibirischen Truppen sind gewiß tapfer, aber eher improvisierte Milizen, als reguläre Armeen und bestehen zum größten Teil aus Reservisten und unerfahrenen Rekruten. Einige sibirische Artillerieregimrnter hatten erst vor zwei Monaten daS neue Schnell- seucrgcschütz erhalten. Ihre Obersten erklären offen, daß ihre Leute mit dem Gebrauch dieser Geschütze noch gar nicht genau vertraut seien. ES fehlt vor allem an stärkerer Artillerie und geübteren Bedienungsmannschaften. Die Russen haben zu viel Kavallerie, die in dem zerklüfteten Gebirgsland ost nicht verwendbar ist, und nicht genug Kanonen und Fußtruppen." Man fühlt offenbar in Frankreich da« Bedürfnis, das militärische Ansehen seines Verbündeten in Schutz zu nehmen. Die Gründe dafür sind ja leicht zu erraten. Der Vsrmarsch der Japaner. Der Kriegsberichterstatter der „Daily Mail" drahtet aus Niutschwang vom 12. Juli: Der Vormarsch der Japaner auf Taschitschiao wird durch beständige Kämpfe gekenureicknet. Gestern besetzten die Japaner nach langen Treffen Taokao; heute wurde Ertoho gestürmt. Der Korrespondent des „Standard" im Hauptquartier Kurokis meldet am 14. Juli: Die Russen stehen noch immer in beträcht licher Heeresmacht nordwestlich von« Motienlingpasse, wo sie fortgesetzt eine passive Haltung beobachten. Die Russen, die Kaiping räumten, zichcu sich langsam in der Richtung auf Haitschöng zurück. Deutsche Fürsorge sür russische verwundete. Die Verwaltung des Bades Kreuznach hat den« russischen Kriegsminister für verwundete Offiziere Befreiung vou der Kurtaxe und unentgeltliche Lieferung der Heilmittel angeboten. Deutsches Keich. * Berlin, 15. Juli. * TaS deutsch-englische Schic-Sabkommen wird jetzt vom „Reichsanzeiger" im Wortlaut veröffentlicht. Das ist ein dankenswertes Verfahren, das aber Wohl nicht ganz freiwillig erfolgt, sondern durch die Preßäußerungeu zu dem Abkommen veranlaßt worden ist. Die Leitung unserer auswärtigen An gelegenheiten würde sich jeden Vorwurf erspart haben, wenn ie «n der ersten offiziösen Mitteilung über den Abschluß des Abkommens eine andere Fassung gewählt und den Ausdruck „nach Art — der zwischen England und mehreren Staaten bereits abgeschlossenen" ersetzt hätte durch die Wendung: „welches fast wörtlich den von England mit Frankreich, Spanien, Italien und den Niederlanden ein gegangenen und bereits veröffentlichten Uebereinkoinmen gleicht". Auch wäre eS gerade kein publizistisches Kunststück ««wesen, der Meldung vom Abschluß der Konvention den Wortlaut unmittelbar folgen zu lassen. — Das Abkommen elbsl hat folgenden Wortlaut: Die deutsche Regierung und die großbritannische al- Mitunter zeichner des am 29. Juli 1899 im Haag unterzeichneten Ab kommens zur friedlichen Erledigung internationaler Streitfälle haben in der Erwägung, daß die hohen vertragschließenden Teile durch Artikel 19 des Abkommens sich Vorbehalten haben, ein Ueber- einkommen abzuschließen, um alle Fragen einer Schiedssprechung zuzuführen, die dieser nach ihrer Ansicht unterworfen werden können, die Unterzeichneten ermächtigt, folgendes Abkommen zu chließen: Artikel I: Streitige Rechtsfragen und Streitfragen, die sich auf die Auslegung der zwischen beiden vertragschließenden Teilen be- tehenden Verträge beziehen, sollen, sofern sie nicht auf diploma- tischen« Wege haben erledigt werden können, dem durch das Ab kommen vom 29. Juli 1899 eingesetzten ständigen SchiedShof im Haag überwiesen werden. Dabei ist jedoch vorausgesetzt, daß solche Streitwagen nicht die vitalen Interessen, die Unabhängigkeit oder Ehre der beiden vertragschließenden Staaten berühren und nicht die Interessen dritter Mächte angrhen. Artikel 2: In jedem Einzelfalle sollen die vertragschließenden Teile, bevor sie den ständigen SchiedShof anrufen, einen besonderen SchiedSvrrtrag abschließen, der den Streitgegenstand, den Umfang der Befugnisse der Schiedsrichter und die Fristen klar bestimmt, die für die Bildung de- Schiedsgericht« und die verschiedenen Abschnitte des Verfahrens frstzusetzen sind. Artikel 3: Da- gegenwärtige Abkommen wird für fünf Jahre, vom Tage der Unterzeichnung ab, geschlossen. Metternich LandSdowne. * Zwischen Schule untz Waffentztcnst. In einem lesens- werten Aussatz des vortrefflichen Werkes „Wehrkraft durch Erziehung". herau-aeaeben von E. von Schenckcndorff und 1)r. Gust. Lorenz (Voigtländer, Leipzig», versucht vr. Georg Kerschensteiner, Stadtschulrat in München, darzutun, daß die Zukunft de« Staate- zu einem erheblichen Teile davon ab hängt, ob mit allen verfügbaren Mitteln dafür gesorgt wird, daß die großen Mafien nach ihrem Austritt au« der Volks schule nicht mehr weiter den« Spiel des Zufall« in ihrer ferneren Erziehung völlig schrankenlos überlassen bleiben. Mit anderen Worten: Kerschensteiner will die Zwangs- Fortbildungsschule, die in ihrem UnterrichtSplan mehr al« bisher den Gesichtspunkt der Staat-Wohlfahrt zur Geltung bringen soll. Um dies zu ermöglichen, soll der Unterricht überall an da« historisch Gewordene und Werdende anknüpfen und in allerdings systematischer Entwicklung an hundert fältigen, lebensvollen, konkreten Beispielen die Entwicklung der wichtigsten sozialen Frage», die Bedeutung de« Jnterefienkampfe« zwischen Industrie, Handel, Gewerbe und Landwirtschaft, die Entstehung der großen Handels- und Verkebrüfragen, die Bedeutung militärischer und politischer Macht in den« Daseinsstrett der Nationen, die nannigfache Abhängigkeit nicht bloß der einzelnen Berufe, ondern auch der Staaten untereinander, die zerstörende Üirkung der Selbstsucht und des Mangels an gesunden« politischen Sinn aufdecken nnd zeigen, wie gewisse bürger liche Tugenden, politisches Verständnis und Nationalbewußt ein ost kleine und schwache Staaten ausrechterbalt, während große, mächtige Reiche ohne diese Eigenschaften zugrunde gehen. Wie e« möglich ist, ein derartig schwieriges Unterrichtsthema dem Verständnis der Durck- schnittöschüler nahe zu bringen, sagt unv der Verfasser aber- leider nicht. Tritt der Jüngling aus der ZwangSsortbildungs- schule, wie sie Kerschensteiner vorschwebt, au«, so bleiben im allgemeinen noch zwei bis drei Jahre bi« zum Eintritt in den Waffendienst unauSgenützt in Hinsicht auf die staats bürgerliche Erziehung, die erst mit dem Eintritt in den Waffendienst, wenn auch nun in ganz anderer und nicht immer genügender Art und Weise, wieder einsetzt. Diese Lücke wenigstens für die Tüchtigen auSzufüllen, erscheint nach ihm dringend geboten. Auch in allen Fach-, Hand werker- und Kunstgewerbeschulen empfiehlt der Verfasser einen Unterricht über Wesen und Aufgaben de« Staates al« unerläßlichen Bestandteil der Gesamtorgauisation anzugliedern, wie an den Fortbildungsschulen. Daß an solchen Schulen derartige Einrichtungen notwendig und mög lich sind, zeigen uns Frankreich und die Schweiz. Im Untcr- richtsprogramm der Kunst- unv Handwerkerschule zu Bern ist schon vor zehn Jahre«« ein Kursus über Vaterlandskunde ein geführt worden. Neben gelegentlicher Wiederholung auS der politischen Geschichte deS Vaterlandes erstreckt er sich vor allem aus Betrachtungen über den Gemeinde-, Kantor«-- und Bundeshaushalt, über die Tätigkeit der gesetzgebenden, admini strativen und richterlichen Behörden, über Rechte und Pflichten des Schweizer Bürgers, über die Produktionsfähigkeit des Landes, über dessen Gewerbe und Industrie, über die Handels beziehungen zum Ausland. In Frankreich besteht kaum eine Fachschule, kaum eine Lehrwerkstätte, die nicht neben vaterländischer Geschichte in^truetiou eiviguo, clroit »El unk Seouvmio poliriguo in ihr Lehrprogramm aufgenommen hätte. * Ans Samoa berichtet die neueste Post von einer Gerichtsverhandlung gegen den Direktor der Deutschen Samoa-Gesellschaft R. Deeken «vegen gefährlicher Körperverletzung und Verleumdung. Herr Deeken leistete sich bei dieser Gelegenheit eine Demonstration gegen das Gericht, die mit seiner Abführung in Untersuchungs haft endete. Durch das Obergericht wurde der Haft befehl aufrecht erhalten. Die „Dt. Samoan. Zig." schreibt dazu: Es ist tiedauerlick, daß Herr Deeken die Behörde durch sein Auftreten gezwungen hat, die äußersten Mittel anzuwenden, um «ch die erforderliche Autorität zu verschaffen. Biel bedauerlicher aber ist noch die Tatsache, daß er sich nicht gescheut hat, auch eine Familie in diese Angelegenheit zu verwickeln. Di« schon all- mählich geschwundenen Sympathien hat er sich durch seine Hand lungsweise nicht wiedererwerben können. Um die Komödie, welche er aufgeführt hat, auch als solche zu kennzeichnen, hat T. am Tage nach seiner Inhaftnahme angeordnet, daß die Geschäfts häuser der D. S.-G. beflaggt werden sollten. * Gcmeindepriimien für Gewinnung neuer Industrien. Die Stadtgemeinde Catania in Süditalien offeriert eine Prämie voi« 40 000 .4( fiir eine neue dort cinzu führende Industrie, die wenigstens 100 Arbeiter täglich beschäftigt. Bei Vergrößerung der Arbeiterzahl wer de«« 20 000 für je 50 Arbeiter über die erste«« 100 hinaus gewährt. Vielleicht verdiente dies bemerkens werte Beispiel in den Teile«« Deutschlands nachgeahmt zu werden, in denen die Ucbervölkerung besonders un angenehm empfunden wird. Uin eine Garnison zu er langen, scheut man sich nicht Opfer zu bringen und eine Prämie zu zahlen. Warum follte, was in dem einen Falle als ein taugliches Mittel zur Erreichung eines bestimmten Wirtschafts- und sozialpolitischen Zweckes ge würdigt wird, nicht auch in dem anderen als solches geschätzt werden können? * Ter fliegende Gerichtsstand der Presse lebt auch in Hamburg wieder auj. Ein in Oldenburg wohnender Hcilkünstler hatte «n eine« Beilage zu einer dort er scheinenden Zeitung seine Heilmethode empfohlen. Ein Exemplar dieses Blattes kam auch nach Hamburg und die Mcdizinalbehörde fand darin eine nach der Ham- burgischen Meüizinalordnung strafbare „prahlerische" Anpreisung eines Heilmittels. Das Landgericht ver urteilte den Oldenburger auch zu 300 während das Schöffengericht ilm freigesprochen lmtte. Das Land- gericbt »ahn« an, daß der Angeklagte mit der Eventuali tät habe rechnen müssen, daß Exemplare der Olden burger Zeitung nach Hamburg kommen (!). Hoffentlich wird dieses Urteil, welches der« fliegenden Gerichtsstand mit seinen ganzen Konseguenzen wieder einführt, ii« der Revisionsinstanz aufgehoben werden. ' Reform der Krankenversicherung. Aus Berlin wurdekürzlich gemeldet, Magistratsrats>r.HeinrichMc««cr sei auf sechs Monate als kommissarischer Hülfsarbeitcr vom Reichsamt des Innern cinberufen und vom Magistrat für diese Zeit beurlaubt worden. Wie die „Deutsche Krankenkassen-Zeitnng" bemerkt, hat diese an scheinend nebensächliche Meldung für das soziale Berücke rungswcsen große Bedeutung. Magistratsrat 1>r Meyer ist maßgebende Person in« Berliner Aufsichtswesen fiir die Krankenversicherung. Bei der kommissarischen Vernfung ans '4 Jahr bandelt cs sich um Vorarbeiten zu g r u n d l c g c n d e n N e n d c r u n g e n im K r a n k e n Versicherungswesen. Es handelt sick vor der Hand nicht nm spezielle Punkte, wie etwa Arztfrage. Zentralisation und dergleichen, sondern uni Durck Prüfung des gesamten Versickern ngs wesens. Tic „Krankcnkassen-Zeitnng" erwartet mit Recht, daß die Regierung nickt wieder, wie bei der letzten Novelle zum K. V.G.. unvermittelt mit fertigen Vor lagen die Oeffentlickkcit überrasche, sondern vorher die von allen Seiten verlangte Lmouete veranstalte, um den beteiligten Kreisen Gelegenheit zu geben, Material ^«r Klärung strittiger vunkte herbeizutragen.
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview
First Page
Back 10 Pages
Previous Page