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Dresdner Nachrichten : 10.02.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-02-10
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187702102
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18770210
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18770210
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1877
- Monat1877-02
- Tag1877-02-10
- Monat1877-02
- Jahr1877
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 10.02.1877
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Tonmwe«», 10. Februar. Sm-I-It t»«r»en M-ri»,,. Liritr IS di»«».» Uv, 7U-r i» d.r Mrnnisiratz« I». »»,n- «»«kWj«» di«rt«l>th^ itMtel.Rummern WPI». «> Sonnt»»» »>« Mt»«»» » Uhr. I» »loiiladtl «rote tloNre- »Ikulladtl grote »lotlrr- «I>ie i> dt»Naq>iu.» Uhr. - 5rr Raum einer ein- irolligiu Peiiljeile koUrt Io P>»e. »in,ri,ntt »j» ^jrile öS PIgk. <>»e Garami« i,ir ta» »lächftiagite Srlchemrn ter 2»icraie wird nilh» ac aeden. »u,l»»e 32000 »kK. »i>r »t, «U<k,»de »in^> iaudler Mauulrrlpie ««»« sich die «edoctto» »ich! «erdiudltch. Nnlrrairn.Annahmc toürt»iH««I««U«»«, »o»l«r>uL«u>bura. chme «u»» ii»t»>»N» »irg. Ber ti,. Bascl. »rt a. M, in «erliii. «udwoUige Uiiiioucen» ^uiilräge non uu» und«, kaimienFirmen mii> Per sonen iiileiircii wir nur »e»e,i PrSnumeran»«- .tahlnii, durch Briei» Marien oder Poiiein»a>j- Imill. Acht Silvcn io»e» I» Psae. Inicrate sür die Moiita»» - Nummer «der nach einem J-sila», die Peliizeile LS P»gc. Uu, Wien. e.lv.üg «rellau.Jromsnr — »nd. »toN« in Leipji». Wien Frankfurt a. Frankfurt a. M., Mun. che« - »and, ch ««. tu Franlkurt a. M. — «». v«t§» in Uheiniiiu.— v»r»»,Hr1Itto, ItuUler » 0«. in Pari». Wor^envencyr uno Aremoenujre. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Lltpsch L Ntichllrdt ln Dresden. Verantw. Nedacteur: Fr. Gotdsche in Dresden. XXII. Jahrgang. Mitredacteur: Vr Loa» »i«r«zr. i» Feuilleton: I-uckivt- H»rtiuu Dresden, 1877. Für da» Politisches. Ungefähr 2 Millionen Deutsche sind mit ihrer Existenz auf die Eisen-Industrie angewiesen. Die Eisen-Produktion aber steht mit dem Kohlen-Bergbau im engsten «virthschaftlichen Zusammenhang. Sind die Puddelöfen ausgeblasen, so häufen sich vor den Gruben die Massen zu Tage geförderter Kohlen. Der Bergmann muß feiern, wenn der Hüttenmann keine Beschäftigung findet. Die Spindel stockt, das Webeschiffchen schießt nicht mehr hin und her. Der Landwirthschast aber kommen die freiwerdenden Arbeitskräfte nur in höchst geringem Grade wieder zu Gute. So zieht das Dar niederliegen der Eisen-Industrie eine allgemeinere Arbeitsstockung nach sich. Einen der schwersten und kaum zu verwindenden Schlag empfing die deutsche Industrie durch die völlige Aufgabe der Eisen zölle — diese Erkenntniß leuchtet nachträglich, nachdem das Unglück geschehen, nachdem Arbeiter-Entlassungen aus allen Theilen des Vaterlandes gemeldet werden, auch Denen ein, die zu diesem Verzicht auf eine JahreS-Einnahme des deutschen Reiches von 20 Millionen Mark Beifall gerufen haben. Mit dem „Freihandels-System" ist deutscherseits so lange nicht mehr zu operiren, als Deutschland nur die Nachtheile desselben kostet. So lange das Ausland in Deutsch land den alle Zeit offenen Stapelplatz seiner Erzeugnisse besitzt, sich selbst aber gegen die Einfuhr deutscher Erzeugnisse abschließt, sind Licht und Sonne im Wettkampfe der Nationen ungleich vertheilt. Es ist geradezu unverantwortlich, wie man durch die Phrase „Handels- Freiheit" geblendet, am Wohlstände der eigenen Nation sündigte. Wir legen den neugewählten Abgeordneten als dringendste Sorge an's Herz, sich den Abschlüssen der Zoll-Verträge Deutschlands mit dein Auslande mit innigster Theilnahme zu widmen. Speciell unsere sächsischen Vertreter sollten nie vergessen, daß ihr Heimathstaat ein Industrie-Staat ist und daß eine Industrie-Bevölkerung Anspruch auf eine gewisse Stetigkeit der Gesetzgebung und der dadurch bewirk ten Sicherheit ihrer Nahrung hat. Muß die Industrie besorgen, jcden Augenblick durch einen neuen Freihandels-Vertrag der ent wickeltsten Concurrcnz des Auslandes als Beute schonungslos ge opfert zu werden, wie soll sie daran denken, sich für lange Zeit einzu richten? Der Verdienst des Fabrikanten, wie das Brod desArbeiterS waren seither unsicher, weil sie den Experimenten der Gesetzgebung preiögegeben waren! Das muß anders werden! Die Sicherheit des Einkommens der Arbeiter-Bevölkerung, die Gewißheit, nicht ewig einem Wechsel von Ueber-Produktion und Arbeitsstockung aus gesetzt zu sein, wird der socialdemokratischen Propaganda erfolgreich entgegenarbeiten. Da kommen nun freilich die Seestädte und die großen Binnen-Handelsplätze: Stettin, Danzig, Königsberg, Ham burg und Bremen, Leipzig, Berlin und Frankfurt. Ihr Handelsstand ist wesentlich freihändlerisch! Natürlich! Schwer in's Gewicht fallende Transporte ausländischer Güter sind ihre Haupt-Interessen. Je mehr Eisen sie aus England einführen, desto besser gehen ihre Frachtgeschäfte. Was aus der Industrie des heimischen Hinter landes wird, kümmert sie zunächst herzlich wenig. Ein wenig Nach denken sollte ihnen die Kurzsichtigkeit solchen Verfahrens nahelegen! Tenn wmn schließlich die vaterländische Bevölkerung in Folge des Darniederliegens der tödtlich getroffenen Industrie verarmt, so kann sie dem Auslande auch seine Maaren nicht abkausen und damit hört der Transport ausländischer Güter nach Deutschland auf. In diesem Stadium befinden wir uns jetzt schon zum Theil. Weder viel Eisen, noch viel Garne und Gespinnste schickt uns jetzt das Ausland zu, weil wir sie nicht mehr bezahlen können! Also lassen sich unsere Volks-Vertreter nicht durch das Geschrei der kurzsichtig-egoistischen Handelsplätze über „Schutzzoll" irremachen. Das Wiederaufleben der vaterländischen Industrie wird ihnen einen Dank sagen, dessen ivohlthuendeS Gefühl etwaige Tcrrorisirungen überdauert. Im Grunde genommen, kann es ja den Seestädten ganz gleich sein, ob sie Eisen nach Deutschland ein- oder Möbel, Tuche, Glase und der gleichen aus Deutschland ausführen. Leipzigs Binnenhandel erlei det keine Einbuße, ob es der Stapelplatz in- oder ausländischer Er zeugnisse wird! Ein blühender Handel Deutschlands ist nur auf die Dauer bei dem gleichzeitigen Blühen der Industrie und des Acker baues in Deutschland möglich. Recht ängstlich klingt das, ivaS nationalliberale Blätter über die Parteigruppirung im neuen Reichstage melden. ES scheinen sich zwei neue Gruppen formiren zu sollen, die den Einheitsstaats- Fanatikern fatal, sehr fatal sind! Zunächst treten drei in Würtem- berg gewählte Demokraten mit dem Frankfurter Holthof zu einem vierblätterigen Kleeblatt zusamnien, das ganz entschieden kein Recht der Einzelstaatcn, heiße es Eisenbahn, Justiz, Steuer, Forsten oder sonstwie den Hoch-Finanziers in Berlin zum Ausschlachten und Agiotiren überlassen will! Diejenigen Abgeordneten aber, die ganz der gleichen Ansicht sind, aber nicht der Demokratie angehören, son dern sich von conservativen Anschauungen leiten lassen, scheinen sich zu einer größeren Fraktion zusammenfinden zu sollen. Sachsen, Baiern, Würtemberger, einige Preußen und die Elsässer Autonomisten reichen sich die Hand zum Bunde gegen den Nationalliberalismus, selbst werm er sich freiconservativ maäkirt! Schon neulich sagten wir, daß es für die sächsischen Abgeordneten Zeit sei, sich von der schlesischen Aristokratie zu trennen! Diese Magnaten (ein Adel zum Theil neubackener Art, zum Theil die Nachkommen der vom alten Fritz in den Grafenstand erhobener Armee-Lieferanten, der wegen ihrer Vieh-Lieferungen im siebenjährigen sogenannten „Ochsen- Grafen!") sind Einheitsstaatler vom reinsten Wasser und brauchen zur Verhüllung ihrer Tendenzen gutbürgerlicher Namen aus allen Theilen Deutschlands, die ihnen diesmal hoffentlich entgehen! Wenn der gestürzte Großwesir Midhat Pascha lebendig Italien erreicht, giebt er gewiß eine andere Entstehungsgeschichte seines Sturzes zum Besten, als was die offiziellen türkischen Zeitungen darüber erzählen. Man berichtet von ihm. daß er bei seiner Verhaf tung ausgrrufen habe: „Ich bin da« Opfer einer russischen Jntrigue!" Ob das wahr, ob nicht — Rußland verzeichnet in dem Sturze seines begabtesten Gegners nach vielen Niederlagen wieder einen unzweifelhaften Erfolg. Wie es ihn ausnutzen wird, darüber fehlen zur Zeit noch alle Anhaltepunlte. Zur Charakteristik der Stimmung in Konstantinopel dienen einige Kraststellen einer Dankesadresse der türkischen SoftaS an die ungarische Nation. Darin heißt cs: ..Jüngst sind die Adler von Rußland, Oesterreich und Deutschland um uns geflattert, als wenn das Volk rer OsmanliS. der kranke Mann von 1853, nun stcrden müsse und ihnen seinen Leichnam zum Fratze geben würbe. Nach der Zer stückelung Polens sollte die Rumeliens kommen! Aber die OsmanliS, die man tür tobt hielt, weil sie lange unbeweglich waren, schliefen nur und sind jetzt erwacht. Sie erbeben sich in ihrer Stärke und in ihrem Zorne: sie bewaffnen AX),»00 Sol daten, zweimal mehr, als ne in den Tagen ihres höchsten ge schichtlichen Glanzes besaßen, da sie gegen den Mongolen Timur Leng zogen, oder da sich das ganze Europa der Krcuz- züge gegen sie verbündete. Und siche! die Adler weichen zurück und suchen sich anderswo ihr Aas und leichter zu verschlingende Beute. Hinter den OSmanllS sahen sie den gelammten Islam, der gleichsam nur schläft und iin Begriffe steht, zu erwachen. Du, Rußland, magst deinen Zarewitsch und deine Großfürsten umtaufen. Ob du sie Konstantin oder Alexander genannt, weder Konstantinopel, noch dessen Schwesterstadt Alexandrien werben sie jemals besitzen. Doppelköpfige Adler, die ihr anders sprecht und anders handelt, ihr seid entlarvt. Ihr, deren Köpic Im Wappenstyl die Herrschatt über Morgenland und Abend land andeuten, welche beiden Reiche ihr im Gedanken an taS alte römische oder lateinisch-griechische Kaiserthum zu besitzen meint, ihr Nebenbuhler in trügerischen Hoffnungen, ihr wöget alle verschwinden und euch unter die historischen Altcrtbümcr der Museen verbergen! Ihr werdet niemals Konstantinovel besitzen! Denn dieö ist nicht allein die politische Hauptstadt bcS Islam, Istampol, sondern wird bald die Hauptstadt der ganzen alten Weit werden, die Stabt, wo die Völker des christlichen Abendlandes und des muselmännischen Morgenlandes, welche durch die Anstlster der Kreuzzüge lange getrennt waren, sich wiederfinden und als Brüder erkennen werden. Sind sie doch in Wirklichkeit von derselben Rare, der weißen, und sind ihre Religionen doch beide die Töchter der Religion Abraham'S?" Und die Religion Abrahams, stammt sie nicht aus Persien? Ist nicht die Schöpfungsgeschichte Mosis die bloss Nacherzählung persischer Märchen? Locale» an» Sächsisches. — Die Kgl. Wasserbau-Direction meldet uns unterm !). Fcbr. über dieHochwässcr und Eisfahrten der Elbe: Laut Telegramm aus Prag voin 8. Febr. Abends 8 Uhr ist das Wasser am Bcraun- flusse bedenklich gestiegen. Wasserstand der Moldau in Prag war 85 Centim. über Ätull. Wasserstand in Melnik gestern Vormittag 36, heute Vormittag 183, heute Mittag 1 Uhr 216 Ccntimeter über Null, noch im Steigen. — Prag, 9. Februar, Nachmittags 3 Uhr. Wafserstand 1 Uhr Mittags 163 Centimcter über Null, seit Morgens um 5 Ccntimeter gestiegen. Flüsse Böhmens durch aus eisfrei. Von oberen Gegenden keine Nachricht. — Eine wohlverdiente Auszeichnung ist einem treuen sächsi schen Patrioten zu Theil geworden: der Landtagsabgeordnetc Guts besitzer Riedel hat das Ritterkreuz 1. Claflc vom Albrechtsorden erhalten. Riedel gehört der Fortschrittspartei an. Es ist anzuer- kennen, daß die Negierung ihreUnbefangenheit wahrt, indem sie die Verdienste eines Mannes ehrt, der ihr zwar oft in seiner langen parlamentarischen Laufbahn Opposition bereitet hat, dessen Streben aber als ein uneigennütziges, von patriotischen Motiven geleitetes bei Freund und Feind anerkannt ist. — Das deni preußischen Landtage vorgelegte Gesetz betreffs Ueberlassung des Betriebs auf der Berlin-Dresdner Bahn an den preußischen Staat enthält dem Vernehmen nach keine Andeutung darüber, wie sich dieser Betrieb auf der sächsischen Strecke dieses Eisenbahn-Schmerzenskindes in Zukunft gestalten soll. Unsere Regierung hat der preußischen den nachgesuchten Betrieb nicht er- theilt, hingegen sich zu weiteren Verhandlungen bereit erklärt. Die Berathung jenes Gegenstandes bringt hoffentlich „ein Wenig mehr Licht" in die Sache. — Den zweiten Albertsball in die Räumlichkeiten der Har- moniegesellschaft zu verlegen, erwies sich als ein glücklicher Gedanke. Was dieser Saalbau an Großartigkeit der Dimensionen desGewerbc- haussaales entbehrt, ersetzt er durch Stylrcinheit der Formen und Anmuth der Verhältnisse. Besonders schätzcnSwerth sür die Ent wickelung eines Eliteballö aber ist jene Flucht von Ncbcnsälen und Settenzimmern, die sich um den Hauptsaal im Harmoniegebäude gruppiren. Diesmal aber strahlte das Festlokal in ganz besonderem Glanze, da eine üppige Vegetation südlicher Blattpflanzen den Fest gast bereits am Fuße der Treppe empfing und in den Saal geleitete, um dort hinter den für die höchsten Herrschaften bestimmten Prunk- sesieln in einem prächtigen Aufbau tropischer Gewächse zu schließen. Um für die an ein milderes Klima gewöhnten Kinder FlorenS auf der Treppe die schützende Temperatur zu erzeugen, hatte.Herr Garten- director Krause auch eine Anzahl transportabler und transparenter Gasöfen aufstellen lassen, deren freundliches Flammen dem impo santen Arrangement einen traulichen Zug verlieh. Dem Ballfest selbst, welches mit dem Beust'schen Walzer „Heimkehr von Indien" begann, wohnten wohl an die 800 Festgenossen bei. Verglich man die Theilnehmer des zweiten Balles mit denen der ersten, so stellte sich zwar in der Harmonie ein kleines Manquo an Gliedern der Aristokratie, Diplomatie«und der Generalität heraus, das jedoch durch die erhöhte Betheiligung feinster bürgerlicher Kreise mehr als ausge glichen wurde. Wir bemerkten u. A. Stadtkommandant General v. Miltitz, Justizminifier Abeken, Polizeidirector Schwauß, preuß. Gesandte Graf Solms, Gendarmerieoberinspector v. Cerrini. Graf Platen, Generalkonsul Nosencrantz, Landesdelegirter v. Criegern, geh. Legationörath v. Watzdorf, die A dgg. vr. Pfeiffer und Scheller, die Stadträthc vr. Heitel, Kunze und Schilling. Weitere lliamen erlaffe man uns, damit nicht diese Ballchronik zu einem „homerischen Schiffskatalogc" werde. Nur die Künstlerwelt bilde eine Ausnahme! Frl. Langenhaun, die schmerzlich Verinißte, war in geschmackvollster Toilette erschienen. Frl. Ulrich'S imposante Figur wurde durch Herrn Schauspieler Schönfeld umkreist, während Herr Engelhardt sardonischen Lächelns sich seinen Weg durch Schleppen und Schleifen bahnte. Kurz nach 9Uhr erschienendie Kgl.Herrschaften. Beim Ein tritt der Majestäten in den Ballsaal ertönte von der Ehrlich'schen Kapelle die Sachsenhymne. Sowohl des Königs als der Königin Majestät, als die Toskana's und Prinz und Prinzessin Georg, k. H.. verkehrten in der huldvollsten Weise mit dem Publikum; speciell der Großherzog von Toskana sprach sich mehreren Herren gegenüber wiederholt dahin aus, wie reizend es sich in Dresden lebe. Die Königin trug eine Robe von Lilascide, garnirt mit Silbereröpe, und darüber das breite Band des SidonienordenS, Prinzessin Georg und die Großherzogin von Toskana Roben in Reseda und Rosafarbc. Alle diese fürstlichen Frauen erglänzten in Diamantschmucl; beson ders im Geschmeide der Frau Großherzogin funkelten wahre Pracht exemplare dieses Edelsteins in seltener Schönheit. Gegen zwei Stunden verweilten die Herrschaften auf dem Ballfcstc. Die Tänze leitete kaum ersichtlich, aber sicher und fühlbar Herr k. Ballctnicister Köller. Ilebcrhaupt machte sich die Gediegenheit des Arrangements des Ganzen bis zuletzt recht angenehm fühlbar. Erst gegen 4 Uhr verließen die letzten der unermüdlichen Tänzer und der reizenden Tänzerinnen den Ort. der seinem Namen alle Ehre erwiesen hat. — Dem Gemeindevorstand und Ortörichtcr Kläß in Brauns- dors ist das Vcrdienstkreuz und dem Oberhüttenraitcr und Levrer an der Bcrgacndcmie Freiberg Gottschalk der Titel „Pro fessor" verliehen worbe». — — Der deutschc Fischcreivereln hat i»i vergangenen Jahre nicht weniger als 884,000 Lachseicr in den Fischzucht-An- stalten zu Hüningen und zu Freiburg i.Br. bestritt und dieselben in die verschiedensten Gewässer Deutichlcmdü berthcilt. Nach Sachsen sind deren 30,000 gekommen, nämiich an den k. Ober förster Nitzschc in Nautentranz bei Iägersgrün lo.ooo und an die Ftstchzuchtanstalt Zeisholz bei Königöbrücr 20,000. ES wäre in teressant zu vernehmen, welche Resultate diese künstliche Fischzucht in ihrem weiteren Verlaufe ergeben hat. — Die hiesige königl. Kreiöhauptmannschaft hat säuuntiiche Polizeibehörden angewiesen, sobald ein Fall von Rinderpest constatirt ist oder dringender Verdacht vorlicgt, deshalb, sowie über die ergriffenen Maßregeln sofortige telegraphische Nachricht an dieselbe gelangen zu lassen. - — Auch in Freiberg ist »unmehr die Rindcrpe st ausge brochen. Man bat bisher ermittelt. daß das nach Dresden ge brachte Vieh tbcilö hier geblieben und geschlachtet, theilö nach Bautzen, Nabcberg und Döbeln, nach Striesen und Pieschen, nach Plauen, Pesterwitz und Gittence verlaust worden ist. Die Mcdr- zabl dieses Nindbiebö ist geschlachtet. Alle Vorsichtsmaßregeln sind cingcleitet, trotzdem ist die Seuche in Freiberg zum Aus- bruch gekommen. Es sind die schlesischen Viehhändler Wilhelm in Liegnitz, Mente in Nimptsch. Nagel in WoRau und Thiele iu Freistavt. welche krankes Vicb nach hier geliefert haben. - Wie die. ,.N. R.-Ztg." erfährt, sind auf dem neuen Berliner Bahnhöfe Seiten des hiesigen Bezirks-Gerichts amtö auf Reauisttion des hiesigen Stadtraths für eine Forderung von 32,000 Mark 0 Personenwagen unter GcrichtSsicgel gelegt worden. Nach diesem Präjudiz dürfte ein Verkauf der Bahn wohi in nächster Zeit bevorsiehen und hoffentlich erwirbt der sächsische Staat die auf seinem Gebiet befindliche Strecke. — Wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren, steht iu nächster Zeit eine Verschmelzung der Sächsischen Credit- bauk mit der Drcsdiier Bank bevor. - Ueber eine große M aschi»enfab rik in Chemnitz iHartman»'0 erfährt man nach dem „W. Fr.-Bl." folgende be deutsame Geschichte: Der Chef dieser Firma, welcher in St. Petersburg bezüglich einer dort ausgeschriebenen Lieferung von Lokoüiotiven persönlich verhandelte, wandte sich imz- lich telcgrapbisch an seine Beamten und Arbeiter mit der Anfrage, ob sie umdieHälfte ihrer bisherigen Bezüge arbeiten wollten, denn nur in diesem Falle könne er die Lieferung zu .dem fabeibait niedrigen Preise effectuircn. über den man i» Petersburg nick t hinauSgchen. zu welchem man sic ihm aber übertragen wolle: alS Alternative war angeiügt, daß. wenn die Arbeiter nicht daraus ringingen und er die Lieferung nicht betoinmc. dann die «Arbeit in feinem Etablissement überhaupt eingestellt werden müßte. Die Beamten und «Arbeiter sollen sich, in das Unvermeidliche ge fügt haben und so wird die Fabrik Rußland billige Lokomo tiven liefern. - Ein nicht besonders erfreuliches Bild der Geidvcrhältnisse unserer arbeitenden Klasse, die es ja hauptsächlich ist, weiche die Sparkassen desLan des benützt, crgicbt sich aus der eben erschienene» Uebcrsicht über die 1870 in den 105 einzelnen Spar lassen eingelegten und .zurückgezogenen Gelder. Im Jahre 1870 betrug die Gesanimtsummc der in den bezifferten Kassen einge legten Gelder 80,880,588 Mark, die Gciainmtsuinmc der rück- genomniencn Gelder 08,357,745 Mark; im Vorjahre, also 1875, wurden nur 58,827,801 Mark bei einem dem Jahre 1870 ziem lich gleichkounncndcn Einlagebeträge zurückgebolt. Es reiultirt also daraus, baß die vor und vielleicht während des ersten Thelles 1870 gemachten Ersparnisse viel bedeutender angegriffen werden mußten als 1875, denn während 1870 zu den bereits vorhan denen Spareinlagen in sämmtlichen Kassen nur 88,320 Mark kamen, wurden herauSgenoinmc» 8,-128,883 Mark, — Stach längeren Leiten ist vorgestern Abend der hiesige in vielen Kreisen bekannte Hoizhäntler und Bauunternehmer Hietzig verstorben. Derselbe war aiö ganz armer Tischler- geselle hier cingewandert und erwarb sich durch rastlosen Fleiß, Geschick und Energie, begünstigt durch Fainilienvcrbindungen. in die er getreten war, nach und nach ein beträchtliches Vermögen. Er legte eS nicht auf die bove Kante, sondern hat eine ganze Reibe Bauten ausgeführt, in Dresden sowohl, wie aui dem Weißen Hirsch. Er beschäfttgtc immer eine große Anzahl Bauhanbwerlec und Arbeiter und man muß cS thm nachrühnien: er schuf wenig stens Etwas. Sein letztes Werk war die Erbauung der Serrestraße. — Ucvertriebene. sensationelle Nachrichten, die gestern hier colhortlrt wurden, meldeten, daß ein diesiger Viehhändler, welcher 400 Ochsen in Dresden angckauit und nach Köln versandt habe, dadurch einen ganz enorme» Verlust erlitten hätte, „daß ihm nach Ankunst des betreffenden Schlachtviehtranspvrtö in Köln aus obrigkeitlichen Befehl sofort sämmtlick'e Rinder getödtet worben seien". Daü klingt so ungeheuerlich, als ob unser Ecntralschlacht- boi. sowie alle Ställe der Landwlrthe um Dresden vollständig verseucht wären uud den Hccrd der ausgebrochenen Rinderpest bildeten. Dem ist jedoch glücklicherweise nicht so und auf Grund beiter Informationen über den wahren Sachverhalt können iwr
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