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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 27.10.1924
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1924-10-27
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19241027028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1924102702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19241027
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1924102702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1924
- Monat1924-10
- Tag1924-10-27
- Monat1924-10
- Jahr1924
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».Jahr,««,. As 432 «beno-Ausgabe Montag, 23. Oktober 1224 Gegründet 18SS Prahlanschrist: Nachricht«» Dr«,dr». Fernlprxtz»»-Sammelnummer: 20 241. Nur sür Nachlgespräch«: 20 Oll. vom lö. l»»Zl Oktob»rl824d»illi,l.»weim<N>a,r3ufi»llun,lr,iA<»t»l,L0«oldmark L)0gUZ5^Kl)Ll)Ul)k Poftbezugaprei» tür Monat Oktober 4 «oldmark «t»L»li>»»»»r l» 8»»Idpt»»»i». Die Anzeigen werden nach «oidmark derechnel: dt, einipaUia» ZV mm breit« I«ii« ZOPsg.. sür auswiirl» ZS Mg. Yamiltenan,eigen und SleUenaesuche ohne AklArlZöll^^slLIsk. Rabatt >«> PI., auderhatd AI Psg.. die 80 mm dr«>t» Aektamezeil» ISO Pia., auherhatb 2VV Psg. Osserlengedühr >0Psg Auow. Aultriige gegen Dorauobezaht. Schriftleitung und KauptgeichSftsfteüe: Marienstrah« 3S'4O. Druck u. Verlag von vtepsch » Reicharbt in Dresden. Postscheck»Konto 1OSS Dresde». Nachdnick nur mit deutlicher Oueitenannat- i.Dresdner «wchrT'i -uliUIig. Unveriangi» Schriftstück» werden nichi ausdewobri. M entscheidenden Frattionsfitzungen. Die unversöhnliche Kallnng -er Demvkralen und Sozial-emokraten. ^ Aiesenersolg -er deutschen Anleihe auch in Italien und Kolland. — Weitere Zeppelinbauten sür Amerika. Nur drei -eulschnalionale Minislersihe? IDraht Meldung unsrer Berliner Schristleituiigl Berlin, 20. Oktober. In der Frage der Erweiterung der Reichsregierung nach rechts sollen heute die Dcutschnatio- nalen sowie die demokratische Fraktion endgültig Stellung nehmen. Wenn die Beschlüsse der beiden Fraktionen vor liegen, wird sofort das R c i ch s k a b i n e t t zusammen- treten, um einerseits Stellung zu ncbmen. In Reaiernngs- kreisen wird erwartet, dass schon beute Abend eine Mitteilung über die Ergebnisse der Berbandlungen crsolacn kann. Die Deutschnationalen haben ihre Fraktionösitznug, die erst um 0 Nhr nachmittags stattsinden sollte, auf 2 llbr nach mittags vorverlegt. Sic wollen auf eine möglichst rasche Ent scheidung dringe». Der Fraktionsvvrstand tagte bereits unter Borsitz des Abg. -Hergt in den Vormittaasstnndcn Die anderen Fraktionen, mit Ausnahme der nationalsoziali stischen, haben für heute bisher keine Sitzungen anberaumt. Die Demokraten batte» ihre Sitzung »m tu M,r vor mittags angesetzt, begannen sie aber erst um ^-12 Nhr. da Beichswehrminister Gehler nicht früher erscheinen konnte. Die Fraktion beschäftigte sich noch einmal mit der Frage, ob der Reichsmehrminister als Fachminister in einem nach rechts gerichteten Kabinett bleiben könne. Nach dem Verlauf der bisherigen Aussprache ist anznnehmen, dah die Frage wieder verneint werden wird. Zu der entscheidenden Sitzung waren auch der Vorstand der prcuhischcn Landtagsfraktion sowie die in Berlin bereits anwesenden Mitglieder des Reichs- Vorstandes der Demokratischen Partei zugczogcn. Der Nctchsvorstgnd telh» tssii vormittag tO Nkr zu einer gemeinsamen Sitzung mit der dentschdcmokratischen Rcichs- mgsfraktion und der demokratischen Fraktion des vreuhischen Landtags zusammen. Er wird sich nicht nur mit der gegen wärtigen Regierungskrise beschäftigen, sondern auch den demokratischen Parteitag vorbercitcn. der Mitte November Breslau stattfindet. Reichskanzler Marx hat an die demokratische RcichStagS- kraktion ein Schreiben gerichtet, in dem er sie dringend bittet, im vaterländischen Fntcresie den Re-chowehri-inistcr Gehler alS'Franktionsmitglicd anch in einem nach rechts erweiterten Kabinett zu belasten. Ein weiteres Schreibe» hat der Reichs kanzler an die Dentschnationale ReichötagSsraktion gesandt, in welchem er diese bittet, sich bei einer Neubildung des Ka binetts mit drei Ministersitzen zu begnügen, da er Wert darauf lege, den bisherigen Neichsernährungsminister Grafen Kanitz im Kabinett zu behalten. Die Sozialdemokraten andauernd gegen eine Recklsregierung. «Eigner Dishldrrtchi der „Dresdner N a ch r i ch t e n.", Berlin, 20. Oktober. In einer Sitzung der Sozial demokratie des Reichstages wurde zum Ausdruck ge bracht, dah die Fraktion ihren Standpunkt gegenüber einer N c ch t s r c g i e r u n g fest ge legt habe und keinen Anlah sehe, ihn zu ändern. Ter Sitzung vvrausgcgangen war eine längere Konsercnz sozialdemokratischer Führer mit den Führern der Demokratischen Partei. Der Ritz im Zentrum. (Eigner Drahtbericht der „Dresdner Nachrichte n".j Die in Elberfeld zur Beratung der politischen Lage ver sammelten Vertreter der Wind hör st-Bünde im Indu striegebiet haben einmütig an die Zentrumsfraktion des Reichstags ein Telegramm abzusenden beschlossen, in dem sie vor der Bildung eines „verschleierten Vürger- b l v ck s" warnen, wie sie das in Aussicht gestellte Kabinett der Persönlichkeiten darstelle, weil dadurch noch mehr Vertrauen in die politische Führung der Fraktion zerstört werde, als es bisher schon geschehe» sei. Die Windhvrst-Bunde des Jndu- Ztrtegcblcts verlangte» »Festtokeit und Klarheit". Eine kommunale Wahlliste der „Vereinigten Rekklsparleien". Berlin, LN. Oktober. Ein erfrenliches Wahlzu- sammengchen zwischen Dentschnationale« und Dcutlcher Volkspartei wird ans Meck len t'irg gemeldet. In Neustrelitz hat die Deutschnationale Volks partei und die Deutsche Volkspartei beschlossen, bei den bevor stehenden Stadtvcrordnctcnwahlen gemeinsam eine Liste der „Vereinigten Rechtsparteien" auszustcllcn. Der Siegeszug der deutschen Anleihe. In Ilalien sechsmal überzeichnet. Zürich, LN. Okt. Der römische „Mestaggero,, meldet, das, die am 8«. Oktober zur Auslegung kommende deutsche Anleihe in Italien durch die Voranmeldungen bis jetzt etwa sechsmal überzeichnet ist. Auch in Kolland nur geringe Iuleilungen. Amsterdam, 20. Oktober. Die deutsche Anleihe wurde hier stark überzeichnet, so dal! nur geringe Zuteilungen erwartet werde». „Handelsblad" befür wortet in der Nvtierungsfrage die Ausnahme der offiziellen Notierung und die eventuelle Aenderung entgcgcnstchender Ltatutenbestimmungen des Börsenvereins. Amerika will noch 4 Zeppeline bauen. Rotterdam, 20. Okt. Der „Eourant" meldet aus Neu nork: Das Z e p p e l i u - L u f t s ch t f s in Lakehurst ist bis Donnerstag mittag von 120 000 Menschen besichtigt worden. „World" schreibt Sonuabeud früh, dah das Bauprvgramm der Union zunächst bis Ende I02ö vier weitere Zeppelin-Lustschisse vorsieht, über deren Bau im Weihen Hause Besprechungen mit Dr. Eckcner stattgefniiden haben. Anbemannle vusischisse und Flugzeuge. Eine italienisllw Erfindung. London. 20. Oktober. In einer Unterredung mit dem römischen Korrespondenten des „Dailn Telegraph" erklärte ter italienische Erfinder Ingenieur Fiamma, er sei im Besitze einer Erfindung, mit deren Hilfe er den „Z. N. III" von seinem Laboratorium aus nach Amerika und zurück hätte uihrcn können, ohne das, ein Mensch an Bord des Lnstscki'sses gewesen wäre. Fiamma erklärte weiter, es werde in Kürze möglich sein, einen Ucberscevcrkchr mit unbemannten Aero- planen einzurichtcn, die zu bestimmten Zeiten zwischen den verschiedenen Hauptstädten mit Post und Waren verkehren werden und von einem einzigen Zentralburcau aus zur Lan dung gebracht werden könnten. Versuche mit der Steuerung von Fahrzeugen, wie Schisse», ja sogar Torpedos, auf drahtlosem Wege, sind be kanntlich seit langem betrieben worden. Erst kürzlich erregte die Fahrt eines unbemannten Aut"S mitten durch das Straheu- gcwühl Londons berechtigtes Aussehen. Neue Kolonialpläne des Kerzogs von Mecklenburg. Haag, 20. Oktober. Die Verhandlungen über die Neuguinea - Konzessionen des Herzogs von Mecklenburg werden möglicherweise von der indisch-niederländische» Re gierung wieder ausgenommen werden. Dah diese den ersten Antrag des Herzogs abschlug. hatte wesentlich zwei Ursachen: Der Herzog verlangte ein zu grohes Stück Land zur Bewirtschaftung und in diesem richterliche Hoheitsrechte. Sieht er davon ab, das Strafrecht in dem gedachten Landstrich ausznüben, also eine eigene Polizcitruppe aufstellen zu wollen, und begnügt er sich mit einem Drittel des ursprüng lich angefragten Gebietsteiles, so dürften neue Verhandlungen wahrscheinlich zu dem gewünschten Resultat kommen. Die Lohnbewegung -er Ei enbahner. Berlin, 20. Oktober. Acht grobe Eiscnbahncr- Versammlungen im Direktionsbrzirk Berlin befahlen sich mit der Kündigung des Lohnabkommens znm l. November. ES gelangten einstimmig Resolut.onen zur An nahme sür die Ausbesserung der Löhne in der Reichsbahn um mindestens 30 Prozent und sür fortlaufende Anpassung der Lohnsätze an die Teuerung. Die ersten Verhandlungen. Hilssmahnahmen vom Reiche geplant. Berlin, 20. Okt. Zwischen der Reichsbahn-Aktiengesell schaft und den Eisenbahnerorganisationen fanden die ersten informatorischen Verhandlungen über die neuen Lohnforde rungen der Eisenbahner statt. Die Besprechungen haben bis her zu einem positiven Ergebnis nicht geführt. .Nach längerer Verhandlung wurden sie um acht Tage verschoben, da die Reichsbahn dafür inzwischen statistische Erhebungen anstelle» will. ES wurde in Aussicht gestellt, dah eventuelle Hilssmah- nahmen für Gebiete, die von der Teuerung besonders be troffen sind, durchgestthrt werden. Weiter wurde von den Eisenbahiicrvrganisativucn auch sür die Beamten eine Ge haltserhöhung verlangt, über die jedoch ebenfalls erst in einem spätere» Zeitraum verhandelt werden soll. Im Lause dieser Woche treten hier die Spitzengcwerkschasten aller Richtungen zusammen, um zu der Frage Stellung zu nehme», ob die von gewisser Seite dnrchgesührtc andaneriidc Preisheraufsetzung wirksam bekämpft werden könne. Am Dienstag versammeln sich die Eiscnbahncrorganisatione», um von der Reichsbahn- AttiengcseNschast erneut zu verlangen, dah zusammen mit den Orgauisntivnsvertretern über die Personalvcrordnnng sür die Eisenbahner verhandelt werde. Am die Wiedereinführung -es Wohnungsgeldes. Berlin, 20. Okt. Im Rcichsfinanzministcrium haben in den letzten Tagen mit den Vertreter» der deutschem Beamten schaft Besprechungen stattgcfnndcn, die die Frage der Wieder einführung des Wvhnungsgeldes zum Gegenstand hatten. Es wurde schliehlich ein Kompromibvvrschlag gemacht, die bisher vorhandenen süns Ortsklassen in vier Ortsklassen nm- zuniandeln. Doch soll aller Wahrscheinlichkeit nach für be sonders teure Orte, wie Berlin und Frankfurt a. M., eine Sonderklasse geschaffen werde». Proleslwoche gegen Abbau des Mieterschutzes. Berlin, 20. Oktober. Im Reiche beginnt mit heute eine M i e t c r p r v t c st w v ch c, die sich gegen den Abbau der Mictcrschutzgcsetzgebung richtet. Zu diesem Zwecke sollen in mehreren tausend Städten grosse Kundgebungen der gesamten Mieterschaft stattsinden. Die Knechtung Südlirols in schwedischem Urleil. Von Oberst L. a f P e t e r se n S, Stockholm. Die nachstehende» Aussuhrunaen sind, obwohl sle teil weise aus für uns Deutsche bckannle Tatsachen zurück- greisen, von ganz besonderem Interesse, weil sie den un parteiischen Eindruck persönlicher Erfahrungen eines Schweden wiedergeben, dem die heuchlerischen Lügen der Versailler Nülkerlncchtcr und die furchtbare italienische Unterdrückungspolittk in Südtirol öle Feber in die Hand drücken. Durch den Frieden von St. Germain erhielt Italien den Nest der österreichischen Besitzungen südlich des Hansltmassivs der Alpen, also auch das rein deutsche Südtirol mit ungefähr 230 000 Deutschen, die seit der Zeit der Völkerwanderung un unterbrochen das Land bewohnten. Hier lag ein klarer und deutlicher Verstvs, gegen die Wafsenstillstandöbedingungen vor, denen zufolge vorgeschlagen wurde, dass die italienische Grenze nach rein nationalen Linien gezogen werden sollte. Die Gründe, weshalb die Italiener sich mit so grossem Eifer dieses deutschen Landes bemächtigen wollten, waren „strategischer" Natur. Abgesehen davon, dass diesem Gesichts punkt gemäss den schönen Worten der Entcntestaaten weniger Bedeutung hätte zugemessen werden sollen, so ist er auch in anderer Hinsicht schwach. Ich hatte Gelegenheit, die Verhält nisse an Ort und Stelle zu studieren und besah als Pionier ossizier auch gewisse Voraussetzungen, sie richtig beurteilen zu können. Gerade hier trifft das Eigentümliche zu, dass die Sprach engrenz« so gut wie vollständig mit der strategischen Grenze z u sa m m e n sä l l t. Tic Sprachcngrcnze ist hier ziemlich scharf und weist nur einige kleinere Sprachinseln lAlpcndörscrj aus beiden Seiten der natürlichen Grenze auf, die durch die scharfen Alpcnkämmc ge bildet wird. Diese Alpcnkämme auf beiden Seiten des Sa- turner Passes bilden die hervorragendsten Verteidigungs- j stellungen, die mit Hilfe von Befestigungen die einzig mögliche Aufmarschlinie eines von Norden kommenden Angreifers durch das Etschial vollständig beherrschen. Hier hatte mau also Gelegenheit, auf eine klug« und dem wirklichen Frieden Europas dienliche Weise die Wilsonschen Prinzipien durchzuführen — aber man zog cs vor, in imperialistischem Taumel das Verbrechen zu begehen und ganz unnötigerweise gegen das Nationalitäts- prinzip zu verstoß», indem man Italien ein stark markiertes fremdes Element zuteilte, das von seinem zusammenhängen den Sprachengebiet, mit dem es seit Urzeiten historisch zu- sammcngchörte, losgerisscn wurde. Wie aus den Memoiren Wilsons hervorgcht, sah er im Laufe der Friedensverhanb- lungen das Unrichtige darin ein, dass Südtirol an Italien ausgcltcfert wurde. In seinen Memoiren heisst es u. a.: „Unglücklicherweise hatte der Präsident Orlando die Breiinergrenzc versprochen, wodurch ISN 0M lin Wirk lichkeit 230 000s deutsche Tiroler an Italien ausgeliefert wurden — ein Umstand, den er später als einen grotzcn Fehler be trachtete und tief bedauerte. Es war sedoch geschehen, bevor er diese Frage genau studiert hatte, und dann war er durch Orlandos Forderung einer strategischen Grenze gebunden und mitschuldig." Um das Gewissen wegen des begangenen Verbrechens seines der vielen!s zu beruhigen, wollte man hier, wie andrer- orts, der geopferten Bevölkerung gewissen Schutz zusichern, und in der Antwort aus den Protest der österreichischen Friedensdelegation hieb es: „Die alliierte» und a,>oziicrtcn Mächte sind der Ansicht, daß die Grenze zwischen Italien und Oesterreich, wie sie der österreichischen Delegation in den Fricdensbedingungcn dargelegt wurde, nicht ge ändert werden kann. Wie aus den deutlichen Erklärungen, die der italienische Ministerpräsident im römischen Parlament abgab, hcr- vorgcht, beabsichtigt die italienische Regierung, gegenüber den neuen Untertanen deutscher Nationalität inbczug aus ihre Sprache, Kultur und wirtschaftlichen Intcrcncn eine in jeder Beziehung liberale Politik zu führen." Diesem Passus In der Antwort der Mächte sollte ein ge wisser Garaulicwert zugcschricbcn werden können, was aber nicht zntrifft, da die Minoritütsgaranticu in diesem Fall nicht, wie in den meisten andere» Pariser Verträgen, in den Fricdensvertrag selbst ausgenommen worden sind. In den ersten Jahren »ach Friedensschluss scheint cs die Absicht der italienischen Regierung gewesen zu sein, wenigstens in ge wissem Masse ihre gegebenen Versprechen zu erfüllen. Ausser Versprechungen der Minister und besonders Parlamentarier führte selbst der König in seiner Thronrede am l. Dezember 1919 aus: „Die neue», Italien zugctcilten Gebiete stellen uns vor die Lösung neuer Anfgalie». Unsere freisinnigen Tradi tionen werden uns den Weg zeigen, ans dem wir unter Be achtung der lokalen autonomen Institutionen und Gebräuche die beste Lösung finden können." Bald kam es jedoch ganz anders. Die Faschisten wollten sich in eine solch milde und vernünftige Politik nicht fügen. Von Trient als OpcrativnöbasiS aus sielen sic in das deutsche Tirol ein, ungefähr wie die tschechischen Sokolbandcn in das dcuischc Böhmen. Am denkwürdige» 2-1. April 1921 überfiel eine Faschistenbande eine» Fcstzug in Bozen mit Hand granaten, Feuerwaffen und Knüppeln, verwundete eine An zahl Einwohner und tötete einen Lehrer Immhoser, der somit das erste Opfer und der erste Märtyrer sür die Sache Tirols wurde. Nur ein Zufall verhinderte, dass ich bei dem Ueberfall zugegen war, da ich nnvermutcterwcise in Innsbruck anf- gehalten wurde: ich kam ein paar Tage später nach Bozen und konnte mich an Ort und Stelle genau über die näheren Um stände orientieren. Die Täter kehrten unter dem Schutze der Behörden in aller Ruhe nach Trient zurück, und die Mörder
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