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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 17.02.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-17
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189302175
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18930217
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18930217
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-02
- Tag1893-02-17
- Monat1893-02
- Jahr1893
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 17.02.1893
- Autor
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— — und Anzeiger (Sltztlilslt Nld Aqelger). Telrgrainm-Adresse ßH I I FL '»' M Femiprechirell« .Tageblatt-, Riesa. ^E- 4^ H'VVH'U.H'L' Nr. 20. der König!. Amtshauptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Mesa. ^t» 40. Freitag, 17. Februar 1883, Abends. 4«. Jahrg. DaS Riesaer Tageblatt erscheint jede» Tag Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in den Expeditionen in Mesa und Strehla, den Ausgabestellen, sowie am Schalter der taisrrl. Postanstalte« 1 Mark 25 Pf., durch die Träger frei inS Haus 1 Mart 50 Pf., durch den Briefträger frei inS Haus 1 Mart 65 Pf. Lnzetgen-Amuchme für die Nummer des Ausgabetages bis Vormittag 0 Nhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Rieia. — Geschäftsstelle: Kastantenstraße 59. — Für die Redaction verantwortlich: Herm. Schmidt in Riesa. Tagesgeschichte. Die laufende Woche steht unter dem Zeichen der Land wirtschaft. In Berlin finden nicht weniger als 14 Fach versammlungen statt, denen sich vier agrarpolitische Ver sammlungen anschließen, deren eine die Constituirung des Bundes der Landwirthe zum Zwecke hat, während der Deutsche Bauernbund, die Vereinigung der Steuer- und Wirthschaftsreformer und der Congreß deutscher tzandwirthe das Zusammengehen, ivenn nicht die Verschmelzung mit dem Bund der Landwinde beschließen werden. Daß dieser Action parlamentarische Präludien im Reichstage und Landtage vor- hergehen, kann nicht Wunder nehmen. Die Strömung, mag man sie nun agrarisch oder wie immer nennen, ist stark und, «le sich mehr nnd mehr herausstellt, nicht von den Conscr- vativen geschaffen, wenn diese Partei auch geneigt ist, die Sache zu der ihrigen zu machen. Herr Dr. Barth mir seinem oft betonten Satze, die landwirthschafiliche Frage sei nur die Frage der verschuldeten Großgrundbesitzer, wird sich wahr scheinlich demnächst zu einer anderen Auffassung bequemen mässen. Die Bauern sind erregt und zwar gleichmäßig in Nord und Süd und gleichviel, zu welcher polititischen Partei sie sich zählen. Und mehr und mehr greift die Ueberzeugung Platz, daß die Unruhe in der mißlichen wirthschaftlichcn vage der Landwirihe begründet ist, wenn auch Niemand, der nicht rein demagogisches Capital aus der Bewegung schlagen will, ihre Richtung und practischen Ziele genau zu bestimmen weiß. Auf der Versammlung, die am nächsten Sonnabend den Bund der Landwirthe ins Leben rufen wird, werden denn auch mit Ausnahme von Deutschfreisinnigen und Socialdemokraten Angehörige aller Parteien, die Nichtconser- valiven selbstverständlich nur in ihrer Eigenschaft als Land- wirthe, vertreten sein. Von der süddeutschen Bolkspartei sogar darf man sich versehen, daß in ihren Kreisen die Versammlung mindestens mit Sympathie verfolgt wird. Ob die große Aufgabe des Bundes der Landwirihe, sich wirthschaftspolitisch zu dethätigen, ohne in parteipolitisches Treiben zu verfallen, gelöst werden kann, muß freilich abgewartet werden. Vielleicht zieht schon der Gründungrtag darüber einigen Aufschluß. Aus der Erörterung der Frage im preußischen Abgeordneten haus ist besonders bemerkenswerth die Unzweideutigkeit, mit der Graf Eulenburg gleich^ seinem College» Miquel vom nationalpolitischen Standpunkte den Versuch tadelte, vom Einzellandtag aus in die Gesetzgebung des Reiches einzu greifen. Jüngst hat die Redaction der officiösen „Swoboda" in Sofia einen stattlichen Band unter dem Titel „Documente aus den geheimen Archiven der russischen Regierung" er scheinen lasten, worin alle jene Noten und Depeschen ent halten sind, welche die bulgarische Regierung im Laufe der letzten Jahre aufgesangeu oder von dem vielgenannten Jakob sohn, einem bei mehreren russischen Consulaten angestellt ge wesenen Dragoman, erhalten hat. Einer der besten und ver dienstvollsten Patrioten Bulgariens, Petkow, hat ein orienti- rendeS Vorwort zu dem lehrreichen Buche geschrieben nnd dasselbe mit seinem Namen unterzeichnet. Das Buch ist in doppelter Richtung ungemein lehrreich: sowohl rücksichtlich der Ziele, wie der praktischen Mittel der russischen Balkanpolitik. G» stellt sich nämlich auch diesmal heraus, daß Alles, was in Rußland — officiell, öfficiös und privat — an der Politik mitthut, ein- für allemal an der nach Konstantinopel und den Dardanellen gerichteten Eroberungspolitik festhält und bei jedem Anlasse instinetiv in dieser Richtung thätig ist. Es werden dabei freilich unausgesetzt Fehler gemacht, aber das verschlägt nicht viel, denn unter Anwendung von möglichst viel Geduld und noch mehr Rücksichtslosigkeit wird doch wieder bei nächster Gelegenheit aus der verfehlten Abirrung die Hauptrichtung nach der Aja Sofia wieder gefunden. Darin liegt eben auch die Macht, uni nicht zu sagen, die elementare Gewalt der russischen Balkanpolitik, die immer wieder die Quantität in die Waagschale wirft, wenn die Qualität einige Make versagt hat. Es ist so z. B. die Meinung verbreitet, daß es den russischen Politikern bei der jahrelangen Agitation gegen den Battenberger nur um dessen Entwöhnung und um den Ersatz durch einen geringfügigeren Bulgarenfürsten zu chun »ar. NuS der vorliegenden Publication geht jedoch überzeugend hervor, daß die Weisungen für alle russischen Agenten stets dahin lauteten: die Bulgaren dahin zu ver mögen, daß sie überhaupt keinen eigenen Fürsten wühlen, sondern die Annexion an Rußland fordern sollen. Bulgarien wäre dann gleich Finland als russisches Großfüstenthum proc- lamirt worden; es hätte wohl seine locale Autonomie be halten, aber es hätte den Zweck einer Basis für die weitere Eroberungspolitik gegen Stambul leicht und sicher erfüllt. Namentlich die über die Sendung des Generals Kaulbars veröffentlichten Schriftstücke entschleiern die Ziele der bulga rische» Politik Rußlands bis zur handgreiflichen Nacktheit, und es erweist sich, daß weder der dem russischen Hofe so nahe verwandte dänische Prinz Waldemar, noch sonst Jemand den bulgarischen Thron besteigen, daß vielmehr eine Correctur des Berliner Vertrages durch die unüberwindliche Gewalt der Thatsachen, durch den Willen des bulgarischen Volkes er folgen, daß nämlich der Zar der „Großfürst von Bulgarien werden sollte. Tie Agenten hießen der Reihe nach Ionin, Kaulbars, Hitrowo, aber die Weisung blieb immer dieselbe: Entthronung oder Ermordung des Fürsten, Bestellung eines russischen Generals zum Commissar oder Regenten nnd „frei willige Annexion" Bulgariens au Rußland. Und die lei tenden Gesichtspunkte wie die in Anwendung gebrachten Mittel blieben sich auch später gleich bei dem Attentate-gegen Stambulow, dem der Finanzminister Beltschew zum Opfer fiel, wie bei der Ermordung deS bulgarischen Gesandten Vul- kovics in Konstantinopel. Angesichts solcher Erscheinungen haben die Bulgaren offenbar nicht Unrechr, wenn sie trotz aller Petersburger Dementis und wohlmeinenden Versicher ungen an die Logik der Thatsachen und an die rücksichtslose Consequenz der russischen Politik glauben; wenn sie, wie auch Petkow sagt, fest davon überzeugt sind, daß die Anschläge der russischen Politik auch in der Zukunft ihre Forschung erfahren werden. Deutsches Reich. Der Deutsche Fleischer-Verband bat dem Bunvesrathe eine Eingabe zugehen lassen, in welcher er um die Einführung einer obligatorischen staatlichen Vieh versicherung bitt t. In Karlsruhe wird zu Ostern ein Mädchengymnasium vom Verein „Frauenbildungs - Reform" errichtet. Die aus zunehmenden Schülerinnen müssen eine vollständige höhere Mädchenschule durchlaufen haben, ehe sie mit den altclassischen Studien sich befassen dürfen. Griechisch und Latein und die übrigen Gymnasialfächer werden in 5 Jahren gelehrt. Es sollen bereits Anmeldungen'von auswärts vorliegen. Aus Holstein wird der „N. Pr. Zlg." mitgetheilt, daß die Bewegung, welche die landwirthschaftliche Welt jetzt durchzieht, auch die Gegend zwischen Hamburg und Lübeck ergriffen hat, daß zum 18. Februar Abgeordnete und Zu- stimmungsadreffen abgeschickt werden sollen, sowie, daß aus dem nahe Lübeck belegenen Theile des Kreises Stormarn, welcher mit zum Wahlkreis des Grafen Holstein gehört, eine Adresse angeregt worden ist, in welcher der „Conservative Verein für den Kreis Stormarn" denselben ersucht, gegen weitere Herabsetzung des Kornzolles Rußland gegenüber zu stimmen, da sonst der Ruin vieler Landwirthe des Kreises unausbleiblich sei. In der Militär-Kommission des Reichstages erfolgte gestern die Abstimmung über die gesetzliche Formulirung der zweijährigen Dienstzeit. Das Resultat ist ein völlig nega tives' der Antrag Bennigsen wurde abgelehnt gegen 4 Stimmen (National!, und Freikons.), der Antrag Rickert wurde abgelehnt gegen 9 Stimmen (Kreis., Bolkspartei und Sozialdemokr.), das Amendement Bebel wurde abgelehnt gegen Sozialdemokraten und Bolkspartei, die Regierungsvor lage wurde abgelehnt gegen 5 Stimmen (Kons. u. Freikons.). Die Richter'schen „Vernichtmigs"reden gegen den sozial demokratischen Zukunftsstaat scheinen das Verhältniß, in dem der Deutschfreisinn zur Sozialdemokratie steht, nicht weiter getrübt zu haben. Im Briefkasten der Nr. 38 des „vor wärts" finden wir eine Antwort aus einen „eleganten Karten brief aus Wien", in dem es heißt: „Recht geschieht Euch, ganz recht, daß Richter Euch so niedergedonnert und lächer lich gemacht hat, nachdem Ihr bei den Wahlen und besonders Stichwahlen Euch als sicheres Stimmvieh für die Fortschritts partei »erwenden laßt, anstatt so viel Ehrgefühl zu haben und Euch der Stimmabgabe zu enthalten." Liefen Karten brief, der mit der Unterschrift „Ein denkender Arbeiter" ver sehen ist, beantwortet das sozialdemokratische Centralorgan u. A. mit folgenden Worten: ,«enn ufir bei Stichwahlen lieber für einen Spar-Agnesler stimmen als für einen Deines gleichen, werther „Bruder", so zeigt Dir dies, daß v ir die <spar-Agnes, wenn sie auch manchmal in echt altjüngferlicher Weise uns „niederdonnert" und „lächerlich macht', doch trotz ihres bösen Mundstücks und ihres ordinären Wesens für ein harmloses Frauenzimmer halten, das uns auch gelegentlich diesen und jenen Handlangerdienst leisten kann." Die erwähnten „Handlangerdienste" machen allerdings die „verderbenbrin gende" Bekänlpfung der Sozialdemokratie seitens des Herrn Richter vollkommen wett. Ueber Erfolge der deutschen Waffen in Ost-Afrika schreibt aus Udega, Ushirombo (zwischen Viktoria- und Tanganjika- See) k> Lombard in einem Briefe vom 18. Juni 18SL, welcben das „D. Kolonialblatt" mitthcilt: „Wir erfreuen uns in diesen Gegenden einxr vollständigen Ruye. Die Waugoni, die sich eine Tagereise von hier niedergelassen haben, sind unsere Freunde geworden. Die deutsche Kanone hat Wunder gewirkt zur Beruhigung dieser durch Kriege verwüsteten Län der. Wir müssen den deutschen Expeditionen lebhaften Dani sagen für das schöne Werk, das sie hier durch Unterdrückung der Raubzüge gewisser Stämme vollbracht haben. Die Lieger rvie die Araber respektiren und hören den, welcher Mach' hat und sich derselben von Zeit zu Zeit mit Gerechtigkeit bedient." — Zu der augenblicklichen Lage am Kilimandscharo berichtet der Kompagnieführer Johannes unterm 20. Dezbr i v. I., daß nach seinem Abmarsch von Same die Masai-, den Kanyama, Sohn des Muanamata, in Muembe ange griffen haben, weil er oder sein Vater den Deutschen dei Weg zu ihren Krals gezeigt hätte. Es ist darauf Ombascho Murgan Mohamed mit 39 Sudanesen nach Muembe geschickt worden, um zu fragen, ob diese Nachricht richtig sei. Sollt« die Masais wirklich Vieh des Kanyama geraubt haben, sc hatte er den Befehl erhalten, die MaSais zu vertreiben. Ombascha Murgan kam gestern, so schreibt Kompagnieführei Johannes, mit 100 Eseln, 20 Ochsen und ungefähr 60< Ziegen zurück. Wieviel Masais gefallen, läßt sich nicht ge nau angeben; es werden nach Aussage der Soldaten 50—60 sein. 30 Masai-Weiber mit und ohne Kinder sind ebenfalls gebracht ; sie sind mit zur Station genommen worden, un als Geiseln behalten zu werden. Johannes hofft, daß nui die Masais genug haben werden und keinen Soldaten mehr todtschlagen oder Dörfer ausrauben werden. — Ueber dei Unfall, der jüngst den Kaiserl. Kommissar Dr. P.eterS be troffen hat, meldet das „D. Kolonialblatt": Der Kaiserliche Kommissar Dr. Peters hat in Aegypten durch Ausschlagei des Pferdes eines fremden Reitefs einen Bruch des Schien deins erlitten und wird nach ärztlicher Entscheidung etnx acht Wochen liegen müssen. —Der Kompagnieführer Lang Held, ä la snits der Kaiserlichen Schutztrupp« für Deutsch. Ostafrika, ist Anfang Januar d. I. in Dar-es-Salam ein getroffen, um sich von dort mit Aufträgen der Antisklaverei- Lotterie nach dem Viktoria-Nyanza zu begeben. Zugleic wird derselbe für einige Sultane im Innern von Deutsch Ostafrika, welche dem Kaiser durch ihn Elfenbeinzähne ast Geschenke haben überreichen lassen, Gegengeschenke Überbringer Vom Reichstag. Der Reichstag berieth auch gesteri den Etat des Reichsamts des Innern in zweiter Lesung Abg. v. Arnim (Reichspartei) legte die Nothlage de: Laudwicthschaft dar. Die Entwickelung der letzten zwanzi. Jahre habe nur das mobile Kapital begünstigt. De Bauer, der selbst das Land bearbeitet, habe von den Zölle, einen größeren 'Nutzen als der Großgrundbesitzer, der di hohen Löhne zahlen muß. Redner regte eine Währung« cnquete an. Staatssecretär Freiherr von M..r schal, erklärte, die Diskussion über die Wirkung der Tarifverträg aus die Landwirthschafl sei erschöpft. Die Behauptunge über die ungünstigen Wirkungen der Tarifverträge auf di Glasindustrie und auf die Papierindustrie träfen nicht z> Die niedrigen Preise der Papierindustrie bestanden scho vor den Tarifverträgen. Das Mehr der Ausfuhr de Papierindustrie im Jahre 1892 ist gegen 1891 grö-er al das Mehr der Einfuhr. Die Rede de» Landtagsabgc ordneten Vopelius bot kein sachliches Material gegen di Verträge. Er (Freiherr von Marschall) habe die die Bei träge meist befürwortenden Berichte der Handelskamnu nicht erwähnt, damit man nicht sage, dieselben seien doch m. ein Tummelplatz freisinniger Handelskammer - Secr«käi Die Regierungen lasten sich durch nichts «inschüchtern u>. verlassen nicht den Weg einer maßvolle« Haudelspolitik zu.. Ausgleich der Interessen ter Industrie, de» Handels m.
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